1906 / 307 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Dec 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Gans Edler Herr zu Putlig, gutsbesißzer auf Groß-Pankow;

. Ritter von Ra sp, Regierungsdirektor, Generaldirektor der Bayerischen Versicherungsbank Aktiengesellshaft, vormals Versicherungsanstalten der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel- bank in München;

Dr. Schmerler, Direktor der Lebens- versicherungsgesellshaft Janus in Hamburg; ternberg, Direktor der Versicherungsaktiengesellschaft Rhenania in Cóln (Rhein); Vatke, Generaldirektor der Magdeburger Feuerversiche- R GER E O in Magdeburg; Hahn, Bürgermeister, Mitglied des Hessischen Landwirt- shaftsrats in Heßloch ; Dr. Samwer, Geheimer Regierungsrat, Erster Direktor N OAe Lebensversicherungsbank auf Gegenseitigkeit in Sotha; Schweikl, Eisenbahnadjunkt in München.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht: den im Reichsamt des Jnnern angestellten Geheimen Kanzleisekretären Wilhelm Heidepriem und Nichard Köhler bei ihrem Ausscheiden aus dem Reichsdienst den Charakter als Kanzleirat zu verleihen.

Kammerherr und Ritter-

und Pensions-

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht: den Kreissekretären Martin in Schlettstadt und Klein in Château-Salins den Charakter als Kaiserlicher Rechnungsrat zu verleihen.

Dem Königlich niederländishen Konsul D. A. Kool in Emden ist namens des Reichs das Exequatur erteilt worden.

VeltanntmaGuUnga betreffend Erweiterung des Fernspréchverkehrs.

Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin und dem belgischen Orte Namêche ist eröffnet worden. Die Gebühr für ein ge- Ms Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt

Berlin C., den 29. Dezember 1906.

Kaiserliche Oberpostdirektiont Vorbe ck.

Das in Newcastle on Tyne aus Stahl neu erbaute Dampfschiff „Lindenfels“ von 3540,15 Registertons Netto- raumgehalt hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigentum der deutschen Dampfschiffahrtsgesellshaft „Hansa“ in Bremen das Recht zur Führung der deutschen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches die Eigentümerin Bremen als Heimatshafen angegeben hat, ist von dem Kaiserlichen Konsulat zu Newcastle on Tyne unter dem 10. Dezember d. J. ein Flaggenzeugnis erteilt worden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den in die erste Pfarr- und Ephoralstelle in Heiligenbeil berufenen Pfarrer Grünhagen, bisher in Friedland, zum Superintendenten der Diözese Heiligenbeil, Regierungsbezirk Königsberg, zu ernennen und dem Konsistorialpräsidenten D. Müller in Kiel den Amts- rang der Räte zweiter Klasse zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kaufmann Emil Berenz in Danzig, dem General- direktor der Aktiengesellshaft Königsborn Neinhard Effertz in Unna, Kreis Hamm, dem Fabrikbesißer Karl Erfurt in Hirschberg i. Schl, Leon in Berlin und dem Fabrikanten Johannes Men ck in Altona den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen.

Staatsministerium.

Bei dem „Reichs- und Staatsanzeiger“ sind der expedierende Sekretär und Kalkulator, Rechnungsrat Heid ri ch zum Vor- steher der Expedition und

der Bureauhilfsarbeiter Ern Meyer zum expedierenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Universität zu Marburg Dr. Emil Haselhoff, dem ständigen Mitarbeiter am Geodätishen Institut bei Potsdam Bern- hard Wanach, dem Arzt Dr. Georg Rosenfeld in Breslau und dem Zeichenlehrer am Realgymnasium nebst Realschule in Altona Friy Kuhlmann ist der Titel Pro- fessor verliehen worden.

Am Schullehrerseminar zu Tuchel is der bisherige kom- missarishe Seminarlehrer Beringer daselbst und

am Schullehrerseminar zu Neuwied der Lehrer Vollrath daselbst als ordentliher Seminarlehrer angestellt worden.

Königliche Akademie der Künste.

Die Königliche Akademie der Künste Geschäftsräume nah ihrem neuen Dienstgebäude Pariser Plat 4 verlegt, was hiermit zur öffentlihen Kenntnis gebracht wird. Berlin, den 28. Dezember 1906. Der Prâäsident. Johannes Ogzen.

hat ihre

Ministerium des Jnnern.

_ Der Dr. phil. Oskar Teßtlaff in Berlin ist zum Mit- gliede des Königlih preußishen Statistishen Landesamts

dem Kaufmann und Fabrikanten Max |.

Justizministerium.

Dem Senatspräsidenten bei dem Kammergericht, Geheimen Oberjustizrat Weber, dem Kammergerichtsrat, Geheimen Zustizrat Broicher, dem Landgerichtspräsidenten, Geheimen Oberjustizrat Hagemann in Limburg und dem Landgerichtsrat Seydel in Hirschberg ist die nahgesuchte Dienstentlassung mit Penjion erteilt.

Der Kammergerichtsrat Hegtell scheidet infolge seiner diere M zum Reichsgerichtsrat aus dem prêèußishen Justiz-

enst.

__ Verseht sind: der Amtsgerichtsrat Dr. phil, Weß stein in Kalkberge als Landgerichtsrat nah Guben, der Amtsrichter Dr. Beneke in Beeskow nah Tarnowiß und der Amtsrichter Schrödter in Ottmachau als Landrichter nah Glaß.

Zu S sind ernannt: der Appretur- und Färbereibe ee Anton Hamers in Crefeld bei dem Lagnd- gericht daselbst, der Kau mann Karl de Gruyter und der Fabrikbesißer Leonhard eifert in Duisburg bei dem Land- geriht daselbst, der Kaufmann Philipp Passavant in Frank- furt a. M. bei dem Landgericht daselbst; wiederernannt: der Kaufmann Wilhelm ster in Dortmund bei dem Land- geriht daselbst und der Kaufmann Otto Wöhnert in Altona bei dem Landgericht daselbst.

ZU stellvertretenden Handelsrihtern sind ernannt: der Kohlengroßhändler Wilhelm Weyer in Crefeld bei dem Land- geriht daselbst, der Fabrikant Dr. 0 Böninger in Duisburg bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Dr. phil. Schleußner in Frankfurt a. M. bei dem Land- gericht daselbst; wiederernannt: der Direktor Friedrih S chipper in Wiesbaden boi è n Landgericht daselbst und der Kaufmann Andreas Radmann in Altona bei dem Landgericht daselbst.

o Rechtsanwalt Dr. Milchner in Zossen ist zum Notar ernannt.

Jn der Liste der Rehtsanwälte sind gelöscht: die Rechts- anwälte Knobloch bei dem Landgericht in Berlin, Dr. P fahl bei dem Amtsgericht in Ratingen und Goebel bei dem Amtsgericht in Culmsee.

___ Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Knobloch aus Berlin bei dem Amtsgericht in Suhl, Hibben aus Ahrensburg bei dem Amtsgericht in Leer, die Gerichtsassessoren Friß Stein bei dem Ober- landesgeriht in Breslau, Dr. Siegfried Rosenthal bei dem Öberlandesgeriht in Frankfurt a. M. Froning ge- nannt Havixbeck bei dem Landgericht in Cassel, Reichard bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., Bebber bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in- Düsseldorf, Dr. No bei dem Amtsgericht in Oberhausen mit dem Wohnsiß in Sterkrade und Schnell bei dem Amtsgericht in Bleicherode.

Die Rechtsanwälte Justizrat Albert Müller Nippen in Cöln sind gestorben.

und

Bekanntmachung.

Aus der Dr. gen Günther-Stiftung hat durh Be- \{chluß des Lehrerkollegiums der akademischen Hochschule für die bildenden Künste mit Zustimmung des Kuratoriums der genannten Guts s Studierende der Hochschule aler und Radierer Er ih W olfsfeld aus Krojanke ein Stipendium im Betrage von 924 4A 60 für das Jahr 1907 verliehen erhalten. “A 4 (harlottenburg, /-Krieb. Januar 1907. Der Vorsizende des Kuratoriums der Dr. Hermann Günther-Stiftung. A. von Werner, Direktor der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 48 der Geseßsammlung enthält unter

Nr. 10776 den Staatsvertrag zwischen Preußen und Sachsen wegen Ps einer (El/ibabtidecbilduns von Hoyerswerda na unter

Nr. 10777 die Verfügung des Justizministers, be- treffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirks des Amtsgerichts Biedenkopf, vom 11. Dezember 1906.

Berlin W., den 29. Dezember 1906.

Königliches Geseßsammlungsamt. KLrUer.

Niqchsamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Dezember.

Jn der Zeit vom 1. April 1906 bis zum Schlusse des Monats November 1906 sind nah dem „Zentral- blatt für das Deutsche Reih“ folgende Einnahmen (ein- hließlih der gestundeten Beträge) an Zöllen und ge- meinschaftliczen Verbrauchssteuern sowie andere T men des Deutschen Reichs zur Anschreibung gelangt:

5

Tabaksteuer 6606 141 6 (— 1074918 4), Zigaretten- steuer 7269693 M (+ 7269693 M), Zudckersteu:r 99 989 074 M (+ 11 900589 6), Salzsteuer 37 114 275 (+ 1534233 M), Maischbottichsteuer 8447 890 M (— 4545 373 6), Branntweinverbrauchsabgabe und Zuschla(

94 748 235 M (+ 11 264 344 M6), Brennsteuer 3 718 499

(—2947882 46), Schaumweinsteuer 3841707 M6 (+ 112163 M), Brausteuer 28 000 578 4 (+ 6 525 017 M), Ueber angsabgabe von Bier 3 042 503 M (+ 681 577 46), Su mme 644 799 840 4, (+ 14225731 A). Spielkartenstempel 1096737 M (—5 877 M6), Wechselstempelsteuer 10 340 256 46 (+4 753 744 M), Stempelsteuer für Wertpapiere 21 858 655 M (+ 1 349 080 M), Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 11 328 803 (— 3266 445 A6), Lose zu: Staatslotterien 18 607 236 M, (+ 1861461 A), Privatlotterien 4673561 A6 (+ 1510316 446), Schiffsfrachturkunden 246 041 M (— 395 740 M4), Fractht- urkunden 6 993 805 M (+ 6 993 805 A6), Personenfahrkarten 4 658 782 6. (+ 4 658 782 A6), Steuerkarien für Kraftfahrzeuge 1174657 M (+1 174657 MÆ), Vergütungen an Aufsichtsrats- mitglieder usw. 503 967 M (+ 503967 F), Erbschaftssteuer

ernannt worden.

Königswartha, vom 24. März 1905, und |

364 362 074 A6 (+ 24 132 843 M), Reichseisenbahnve 79 928 000 k (+ 7 055 000 E le

ur Reichskasse gelangte Zsteinna me, abzügl der Äuehi dchsfasse g Is h abzüglih

l rvergütungen usw. und der agten, be: trägt bei den nahbezeihneten Einnahmen: Zölle 342 28 067 % (+ 9353 709 M), Tabaksteuer 7 135 091 M (— 963 893 k) Zigarettensteuer 4066764 M4 (+ 4066764 6), Zuter- steuer 87534373 (+ 15279227 M), Sa steuer 34030385 M (+ 1864614 M) Maifchbottichsteue 2034690 M (— 83540137 M6), Branntweinverbraugs: abgabe und Zuschlag 80921 208 M (+ 10203912 M) Brennsteuer 3718 499 /6 (— 2 947 882 46), Schaumwein: steuer 3 325 636 M (+ 382569 M), Brausteuer und Ueber: gangsabgabe von Bier 25130764 M (+- 4878955 k)

umme 578677 094 6 „curitaß8 527 838 6). Spiel. fartenstempel 1 028 844 6 (=18atlà 495 M). /

d. V

——_ [R c—

' Der Archivhilfsarbeiter Dr. phil. Walter Möllenberg ist A Münsler an das Staatsarchiv in Königsberg verseßj worden.

Der Regierungsrat Dr. Hüttenhein, bisher bei der Königlichen Kanalbaudirektion in Hannover, ist dem Königs lihen Oberpräsidium daselbst zur weiteren dienstlihen Ver: wendung überwiesen worden.

Dem Regierungsassessor Dr. Wachs in Helgoland ist die

kommissarishe Verwaltung des Landratsamts im Kreise Jork, Regierungsbezirk Stade, übertragen worden. L «WBP Regierungsassessor Dr. Henneberg in Gumbinnen ist der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin, der Regierungsassessor von Hagen aus Merseburg der Königlichen Polizeidirektion in Saarbrüten zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen und der Negierungsassessor Dr. Freusberg in Lyck dem Landrat des Kreises Ortelsburg zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Die Negierungsreferendare Dr. jur. Schelleckes aus Arnsberg, Graf von Degenfeld-Schonburg aus Düssel: dorf, von Nuville aus Magdeburg, Mac Lean aus Danzig und Dr. jur. Backhausen aus Koblenz haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden,

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der ausreisende Rekrutentransport für die Marinefeldbatterie des IIT. Secebataillons mit dem R.-P.-D. „Prinz Heinrich“ am 22. Dezember in Colombo eingetroffen und hat am 23. Dezember die Reise zunächst nah Singapore fortgeseßt.

S. M.S. „Falke“ wird ungefähr am 15. Januar 1907 die Heimreise von Montevideo antreten und in der Heimat voraussihtlich Anfang April eintreffen.

Posen, 31. Dezember. Die Auflösung der Stadt- verordnetenversammlung ist, wie das V T. B. meldet, wegen der durch die Eingemeindung der Vororte notwendig gewordenen Neuwahlen erfolgt.

Frankreich.

Der Senat hat gestern die Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausübung des Kultus, fortgeseßt. Ueber den Verlauf der Sizung berichtet das „W. T. B.“, wie folgt:

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M

Der Senator Gourju mahte die Negterung für die gegene wärtigen Schwiertgkeiten verantwortliß und verlangte die Ver- werfung des Gesetzes, damit man mit Nom in Verhandlung treten könne. Der Berichterstatter Marim Lecomte erwiderte, der Heilige Stuhl habe den Bruch vershuldet. Die Katholiken leisteten Witerstand, um dem Papst zu gehorchen, sie hätten nicht das Recht, von einer Beraubung zu sprehen. Guillier verlangte gleid- falls, daß die Regierung mit Rom verhandle; der Gehorsam der Priester gegenüber dem Heiligen Stuhl könne thnen niht zum Vor- wurf gemacht werden, denn sie wollten nit \{chismatisch werden. Der Kultusminister Briand unterbrah den Redner mit der Be- merkung: „Also um dem Papst zu geboren, können Priester den Geseßen ungehorsam sein.“ Guillier fuhr in seiner Rede fort und hob Hervor, daß Briand anerkannt habe, daß der Klerus von dem

Geist der Versöhnung beseelt wäre. Briand erwiderte: Ich habe

¡ nicht gesagt, der ganze Klerus, ih habe gesagt Priester.

j | j !

380 812 M. (4- 380 812 6), Post- und Telegraphenverwaltung

| | gôlle 371 354 023 M (gegen das Vorjahr 16 493 712 4c), | |

Me

Der erste Artikel des Geseßentwurfs wurde sodann an- genommen.

In Beantwortung etner Anfrage erklärte tec Kultusminister Briand, daß die Güter der geistlichen Hilfsgesellshaften den Wobl- tâtigkeitsinstituten anheimfallen, aber auch in Zukunft zur Zahlung. der gegenwärtigen Pensionen an Priester dienen würden.

Die Artikel 2, 3 und 4 sowie alle übrigen Artikel des E N wurden der Reihe nah angenommen, nachdem

rere Abänderungsanträge abgelehnt waren. Hierauf wurde der gesamte Geseßent wurf mit 190 gegen 100 Stimmen angenommen. Nah Annahme des Geseßes über das provisorishe Zwölftel wurde die Tagung geschlossen.

Die Deputiertenkammer hat die Vorlage, betreffend eine tunesishe Anleihe im Betrage von 75 Millionen Franks, angenommen.

Die Bürgermeister mehrerer Provinzstädte haben, obiger Quelle zufolge, beschlossen, das firchlihe Glocen- geläute zu untersagen, solange die Geistlihen den Forde- rungen des Trennungsgeseßes und den weiteren hierauf be- züglichen Bestimmungen nicht entsprochen hätten.

Rußland.

Gestern ist ein Regierungskommuniqué über die in jüngster Zeit zwischen Rußland und Japan gef genen Verhandlungen, betreffend die Handels eziehungen und die Fischereifrage, veröffentliht worden, in dem mit Nücksicht auf die teils übertriebenen, teils si widersprechenden Meldungen der Presse nah der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ folgende Darstellung gegeben wird:

Artikel 12 des Portsmouther Vertrags verpflichtet Rußland und Japan, als Grundlage des neuen Handeldvertrags den russish-japanischen Vertrag von 1895 anzuerkennen, der, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre, bis 1911 in Kraft geblieben wäre. Da auf Wunsch der japanishen Regierung das neue Handelsabkommen auf die gleiche Krist, d. h. bis 1911, also bis zum Ablauf der übrigen Handels- verträge Japans beschränkt bleiben muß, so stellte Rußland gemäß dem erwähnten Artikel 12 seinerseits keine neuen M sondern bestand aus\{ließlich auf der Wahrung seiner orrechte, die

ihm der bis zum Ausbruh des Krieges in Kraft gewesene Handels- vertrag gewährte. Japan verlangte dagegen nit nur, daß alle dur russishe Handelsverträge in der Zeit vom Jahre 1904 bis 1906 Aus- länderu gewährten und im Vertrage von 1895 niht erwähnten Nechte in den neuen Vertrag aufgenommen werden, sondern stellte glei- zeitig au einige neue Forderungen, welche durch die in leßter geit veränderten Verhältnisse im fernen. Osten bedingt seien.

a der neue Vertrag gemäß dem Portsmouther Abkommen zwischen beiden Regierungen gleih dem Vertrage von 1895 auf dem Prinzip der Meistbegünsti ung beruhen muß, so bestünden offenbar keine Schwierigkeiten, Japan unter der Bedingung voller Gegenseitigkeit alle von Rußland anderen Staaten gewährten Vergünstigungen zu sichern. Der Ausarbeitung dieser Bestimmungen des Vertrages waren au die in den leßten drei Monaten stattgehabten Sitzungen der russisch - japanishen Konferenz gewidmet. Gegenwärtig ist eine Verständigung erzielt sowohl über die Erneuerung der früheren, von beiden Staaten einander im Jahre 1895 gewährten Ver- günstigungen, als auch über die Gewährung der Meistbegünstigungs- rechte an russische Untertanen in Japan und an Japaner in Rußland hinsihtlich des Handels, der Seefahrt und des Besizes und Erwerbes von Liegenschaften, wo das Ausländern überhaupt gestattet ist, und hinsichtlih der Betreibung von Gewerbe und Handwerk in Ueber- einstimmung mit den örtlißen Gesetzen.

Es erübrigt noch die Beratung der von Japan gestellten neuen Forderungen, betreffend die frete Schiffahrt auf dem Sungari, nicht dem Amur, dec in den japanischen Forderungen garnicht erwähnt ist, ferner betreffend die Errichtung von Konsulaten im russischen fernen Osten, Paßerleihterungen für die Japaner im O Nußland und Schaffung besonderer Zollvergütungen für die Handelsbeziehungen Rußlands und Japans an der Grenze der Mandshurei. Mit diesen die wirtshaftlihen und teilweise ouch die politishen Interessen Nuß- lands im fernen Osten berührenden Magen hat die Konferenz si noch nit befaßt, nur ein vorläufiger Meinungsaustausch hat darüber stattgefunden. Die Entscheidung hängt von der rihtigen Auslegung des Friedensvertrages und der Protokolle der Portsmouther Kons ferenz ab, Betreffend die Fischereifrage, hat Rußland #ch nach Artikel 11 des Portsmouther Vertrags verpflichtet, über das Recht der Japaner längs der Küsten der russischen Besitzungen am japanischen, ochoßkishen und am Behringsmeere eine Verständigung mit Japan zu erzielen. Jn voller Erkenntnis der Wichtigkeit diefer Frage, welhe die wirtshaftlihe Entwiklung der russi- shen Küste am Stillen Ozean und die zukünftige Kolonisation dieser Grenzmarken wesentlich berührt, fand es die russishe Regierung niht mögli, die von Japan bei Beginn der Verhandlungen ge- machten Vorschläge anzunehmen, da diese den japanishen Untertanen weit grépere Rechte gewähren, als der Portsmouther Vertrag und die

rototolle im Auge haben. Die Hauptschwierigkeiten machte die er wie der Ausdruck „anses et fleuves“ zu verstehen set, auf die gemäß den Protokollen die Fischereikonventionen keine Anwendung zu finden haben, ferner die Frage ‘der Gleich- stellung der japanischen Fischer mit den russischen, die Red des Unterschieds zwishen dem Fang von Fischen und wirbellosen Tieren usw. Zur Verständigung über den genauen Sinn der in dem fran- zösischen und englishen Text der Protokolle gebrauten Worte „anse“ und „inlet“ wurde eine russish-japanishe Sonderkommission gebildet. Ueber die erwähnten Fragen ist noch keine Verständigung erzielt, doch dauern die Verhandlungen fort und ihr Verlauf kann als völlig normal bezeichnet werden.

Der ere des Ministerrats Stolypin hat gestern eine vom oskauer Generalsuperintendenten Fehrmann geführte Abordnung von Pastoren der lutherischen

emeinden des olgagebiets empfangen, die- eine Klagen über die Nichtentwicklung, des dortigen Schul- wesens enthaltende Denkschrift überreihte und gleich- zeitig auf die Notwendigkeit hinwies, die den Kindern der Kolonisten fremde russische Sprache im Unter- riht durch die deutshe zu ersegen, die Kolo- nisten an der Schulverwaltung zu beteiligen und einen aus gewählten Gemeindemitgliedern, einem Lehrer und dem Pastor zusammengeseßten Schulrat zu schaffen. Stolypin versprah, „W. T. B.“ zufolge, si beta der angeregten Fragen mit dem Unterrichtsminister in Verbindung zu seßen. Das Gesuh der Abordnung um Errichtung eines Küsterseminars überwies Stolypin dem Departement für geist- lihe Angelegenheiten fremder Konfessionen.

Wie die „Nowoje Wremja“ berichtet, sind der S. Petersburger Polizei in der vergangenen Woche bei Haussuchungen, die bei einer größeren Zahl von Mit- gliedern der Kampforganisation vorgenommen wurden, wichtige Schriftstücke und eine Liste von Staatsbeamten in die Hände gefallen, die von dieser Organisation zum Lode verurteilt worden sind. Das gleiche Ergebnis hatten Haussuhungen in Moskau. Die Liste enthält 27 Namen. Weiter wird von dem Blatte gemeldet, daß in diesen Tagen cin Attentat auf höhere Staatsbeamte vereitelt worden ist, die sich zur Beratung von Finanzfragen versammeln sollten.

Amerika.

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern ein Dekret, be- treffend die Errichtung eines Landwirtschafts- ministeriums, unterzeichnet. j :

Jn der gestrigen Sißung des chilenischen Senats verlangte der ehemalige Kandidat für die Präsidentschaft der Republik Lazcano eine Verminderung der Zahl der diplomatishen Vertreter in Europa, unter dem Hinweis auf das geringe Ansehen, dessen sih die süd- amerikanishen Vertreter bei den europäishen Regierungen

erfreuten. Afien.

Der Schah von Persien, dessen Zustand sih, nah einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, vershlechtert, und der Kronprinz-Regent haben gesiern die Verfassung unterzeichnet, die u. a. die Errichtung eines zum Teil aus gewählten Mitgliedern bestehenden Senats und die Kontrolle der Finanzen durch das Unterhaus vorsieht. Der Kronprinz hat ferner noch ein besonderes Dokument unterzeichnet, in dem er verspricht, das gegenwärtige Parlament nicht vor zwei Jahren aufzulösen. |

Eine Abordnung des Parlaments hat gestern dem Re- gien für sein Verhalten zu der persishen Staatsreform eine

ankadresse überreiht. Der Regent richtete an die _Ab- ordnung eine Ansprache, in der er das Parlament das Binde- glied zwischen der Regierung und dem Volke nannte, die, wie er hoffe, einmütig zusammenarbeiten würden. j

Der Nationalversammlung sind aus Lurdistan, Arabistan und Chorasan Beschwerden über das Verhalten der Be- hörden bei den Abgeordnetenwahlen jugegangen. Jm Zenn wird wegen dieser Vorkommnisse, durch die das

MAEonaaen der Wahlen verhindert wurde, interpelliert werden.

Das japanische Pont ist vorgestern vom Kaiser mit einer Thronrede eröffnet worden, in der er, „W. T. B.“ zufolge, auf die zunehmend herzlihen Be- zlehungen zu den Großmächten sowie auf die Notwendigkeit der Weiterentwicklung der Landesverteidigung hinwies. Beide

Häuser des Parlaments nahmen eine Antwort auf die Thron- rede an und vertagten sich dann bis zum 21. anuar; zu diesem Zeitpunkte joll das endgültig feigesegte Budget dem Repräsentantenhaus vorgelegt werden.

Afrika.

„Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Tanger hat RNaisuli, nahdem er seine Absegung erfahren hatte, seine Familie und sein Vermögen zu dem Stamme der Beni Aros gesandt und ist selbst in Zinat geblieben, bereit, sich in ein arabut zu flüchten, wo er unverleßlih sein würde. Ein „Teil seiner Anhänger hat ihn infolge seiner Abseßung verlassen. Der neue Pascha von Tanger und Fahs hat eine Anzahl Andjeras und andere Personen, die auf Befehl Naisulis in der Kasbah gefangen gehalten wurden, in Freiheit segen lassen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der Leipziger Graveurgeh ilfen teilt die „Leipz. Ztg." mit, daß in einer Versammlung \treikender Gehilfen die egenwärtige Lage des nunmehr bereits drei Wochen währenden Aus- Hands als für die Gehilfen günstig hingestellt wurde. Die Zahl der Ausständigen ist auf 207 angewahsen. Wie weiter berichtet wurde, soll die Arbeit si derartig anhäufen, daß bei verschiedenen Arbeit- en der. Wunsh nach Verständigung mit den Streikenden zwecks Wiederaufnahme der Arbeit laut geworden sein soll. Die Versamm- lung beschloß, bet sämtlihen Arbeitgebern \chriftlich anzufragen, ob fie zu Vergleichsverhandlungen bereit sind. :

Aus Lodz wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Nachdem die von dem Verband der Baumwollfabrikanten beschlossene Aussperrung durchgeführt worden ist, sollen die dadur arbeitélos ewordenen hier niht zuständigen Arbeiter ausgewiesen werden. Die

ussperrung scheint, nah einer Meldung der „St. Peteréburger Telegr.-Agentur“, den Parteikampf unter den Arbeitern verschärft zu haben. Ueberfälle und Morde auf den Straßen folgen rah auf- einander. Die Mehrzahl der Opfer gehört der Sozialistenpartet an.

Zu dem Konflikt zwischen dem Verein Hamburger Needer und dem „Verein deutscher Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine“" wird weiter gemeldet. daß die Needereten für die entlafsenèn Schiff3offiziere noch genügend Reserven gehabt haben. Aus diesem Grunde hat au bisher noch kein zur Expedition nah See fertiges Schiff wegen etwaigen Mangels an Offizieren zurübleiben müssen, alle sind vielmehr von hter rechtzeitig abgegangen. (Vgl. Nr. 306 d. Bl.) Der Generaldirektor Ballin erklärte, wie „W. T. B.“ aus Hamburg meldet, einer aus zwei Kapitänen und drei Offizieren be- stehenden Deputation, daß die Hamburg-Ämerika-Linie von ihrer

orderung, betreffend die Unterschrift des Reverses, nicht abgehen könne.

is jeßt hat noch keiner der in Hambyrg eingetroffenen Kapitäne und Offiziere der Hamburg- Amerika-Linie die Uebernahme der geforderten Ver- pflichtung verweigert; es ergab ih infolgedefsen auch nicht die Not- wendigkeit für die Hamburg-Amerika-Linie, irgend eine Entlassung vorzunehmen.

Kunft und Wissenschaft.

Das Kunstgewerbemuseum veranstaltet vom Januar bis März 1907 drei öffentliche Vortragsfolgen: Der Direktor Dr. Peter Jessen wird über die Grundlagen der heutigen Möbelkunst, für Tischler und andere Fachleute an Montagabenden, der Direktorial- assistent Dr. Max Creu t über die Goldschmiedekunst des Mittel- allers an Dienstagabenden, und der Dr. Oskar Fischel über die Plastik als Dekoration des Innenraums an Donnerstagabenden sprehen. Die Vorträge, je aht in jedem Zyklus, finden von 84 bis 9+ Uhr im großen Hörsaal, Prinz R Ee 7—8, Hof parterre, statt und beginnen am 14. bezw. 15. und 17. Januar.

Technik.

Der Architektenverein in Berlin hat die dret Preisaufgaben zum Schinkelfest 1908 gestellt. Sie lauten: Auf dem Gebiet des Eisenbahnbaues: Entwurf zur Erweiterung und Umgestaltung des Anhalter Bahnhofs in Berlin; auf dem Gebiete des Wasserbaues: Entrourf zum Umbau eines Kanals mit steilen Abstiegen und zu einem Flußhafen; auf dem Gebiete der Architektur: Entwurf zu einer Vorfanlage. Die näheren Angaben über die einzelnen Preisauf- al a ling beim Architektenverein in Berlin (Wilhelmstraße 92—93) zu haben. j

Im Allgemeinen gelten für den Bewerb folgende Bestimmungen : Die Mitglieder des Architektenvereins werden eingeladen, ih an der Bearbeitung der Aufgabe zu beteiligen, und ersuht, die Arbeiten bis zum 21. November 1907, Nachmittags 2 Uhr, in der Geschäftsstelle, Wilhelmstr. 92—93, abzuliefern. (Zeichnungen in Mappe, Erläuterungsberiht gebunden.) Später eingelieferte Arbeiten werden von der Preisbewerbung ausges{lofsen. Bei Versendung durch die Post sind das Datum und die Zeitangabe des Postaufgabestempels maßgebend. Damit die Mappen nicht unhandlih groß und \{chwer werden, ist für die Zeihnungen ftarkes Papier zu verwenden, sodaß ein nachträglihes Aufziehen der Blätter entbehrlich ift. ;

Die Arbeiten sind mit einem Kennwort zu bezeichnen. Bet- zufügen ist ein mit gleihem Kennwort versehener verschlofsener Um- \hlag, in dem der Name des Verfassers anzugeben ist, sowie die selbst- geschriebene etdesstattlihe Erklärung, daß die Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt ist. Die Bitte um Erlassung der häusliGen Arbeit für die Staatsprüfung is auf der Außenseite des Briefumschlags aus- zusprechen. Ferner ist auf der Außenseite des Umschlags die Ver- sicherung abzugeben, daß der Verfasser fich zum Eintritt in den Verein spätestens bis zum 31. März 1907 gemeldet hat 48 der Geschäfts- ordnung), daß er die Prüfung für den preußischen Staatsdienst im Baufade abzulegen beabsichtigt und zu dem Zwecke die Ueberfendung N S an das Königlich preußishe technische Oberprüfungsamt

eantragt.

Die eingegangenen Preisarbeiten werden alsbald für die Mits- glieder, ferner vor dem Schinkelfest öffentli ch ausgestellt. Jn der ersten Versammlung des März wird der Bericht des Beurteilungs- aus\{chusses verlesen; zugleich werden die Namen der Verfasser der- jenigen Arbeiten verkündet, welche durch Zuerkennung des Staats-

reises oder der Denkmünze des Vereins ausgezeihnet oder als Ersaß

Für die häusliche Arbeit zur Staatsprüfung angenommen find. Die Erteilung der Preise und die Aushändigung der Denkmünzen erfolgt beim Schinkelfeste. /

Die mit dem Staatspreise gekrönte Arbeit wird Eigentum des Vereins. Die vom Königlich preußischen technischen Oberprüfungs- amt als Ersay für die häuslihe Arbeit zur Staatsprüfung an-

envmmenen Arbeiten bleiben in Verwahrung dieser Behörde. Der Verein hat das Recht, von den eingegangenen Arbeiten die ihm ge- eignet ersheinenden unter Nennung des Verfassers zu veröffentlichen.

Der Verfasser eines mit dem Staatspreise gekrönten Entwurfs ist verpflichtet, innerhalb zweier Jahre die auf wenigstens drei Monate auszudehnende Studienreise anzutreten, vier Wochen vor ihrem Antritt beim Vorstand die Auszahlung des Preises zu be- antragen, ferner einen Reiseplan einzureichen, etwaige Aufträge des Vereins entgegenzunehmen und auf der Reise auszuführen, die erfolgte Rückkehr dem Vorstand unverzüglih anzuzeigen und sechs8 Wochen später Reiseberiht und Skizzen vorzulegen.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Die erste Vorführung der Operette „Cousin Bobby“ von Benno Jacobson und Franz Wagner fand am Sonnabend stürmishen Beifall. Die Musik, die dem Nachlaß Karl M ill öckers entnommen ift, bildet den wertvollsten Bestandteil des Werkes; sie ist immer gefällig, immer anmutig, ohne in Alltäglich- keiten zu verfallen; unter dem Einflusse ihrer ges meidigen Melodik, ihrer ungesuhhten und stimmungsvollen Instrumentation wird kaum emy- funden, daß ihr etne ursprünglihe Erfindungsgabe eigentli abgeht. Wo die Musik vorherrschte, blieb die Stimmung der Hörer stets heiter und angeregt; sie veränderte sich, wenn die Textdichter mit thren närrishen Wigzen und häufig gedankenlosen Späßen das Feld be- haupteten. Die Handlung baut \sih auf dem beliebten Thema der Personenverwechslung auf: ein lustiger Jmpresario, der seine Sahe auf nihts gestellt hat, und ein junger, reiher Mazedonier müssen, samt ihrem Anhang, die Nollen tauschen;- das gab im zweiten und dritten Aufzuge zu einem endlosen, lärmenden Durchheinander Ver- anlassung, dem der Zuschauer \chließlich rat- und verstänbnislos gegenüber faß; den meisten- \hienen jedo diese breit ausgesponnenen, reihlich platten Dialog- und Situations\cherze durchaus zu behagen; es trat eben eine krampfhafte Ausgelassenheit an die Stelle natürlichen Frohsinns, die der erste, musikalisch sehr reih ausgestattete Akt erzeugt hatte. Fast zum Schluß der Operette fand ich glüdlicher- weise der Komponist noch mit einem äußerst charakteristischen Tanze duett ein, das wieder die Sc(leusen natürlicher Fröhlihkeit 3ffnete. Die Darsteller leisteten alle Vortrefflihes; die Damen Doninger, Gaston und Saccur, die Herren Wellhof, Friß Wecner, Rogg, Hart- hausen und Broda zeichneten sich durch Munterkeit und Frishe im Spiel und Gesang aus. Die musikalishe Leitung war Bertrand Sängers zuverlässigen Händen anvertraut; auch für geschmadckvolle Kostüme und Dekorationen war gesorgt, sodaß allen E Rechnung getragen war. Hervorrufe und Blumenspenden schienen be- sonders zum Schluß der Vorstellung kein Ende nehmen zu wollen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Neujahrstag, eine Aufführung von C. M. von Webers romantischer Oper „Der

reishüg" ftatt, in den Hauptrollen durch die Damen Destinn,

tetrih, die Herren Grüning, Wittekopf, Hoffmann, Nebe, Griss wold und Frank besezt. Am Mittwoch beginnt eine Gesamtauf- führung von R. Wagners Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“ mit dem Vorabend „Das Nheingold“, die weiteren Vorstellungen folgen am 3., 5. und 8. Januar.

Im Königlichen Schauspielhause gehen morgen auf Aller- höchsten Befehl als théâtre paré Sthillers "Wallensteins Lager“ E Piccolomini“, mit Herrn Matkowsky als Wallenstein, n Sjzene.

Im Neuen Königlihen Operntheater geht am morgigen Neujahrstage „Zar und Zimmermann“, zum ersten Male in der Neueinstudierung wiederholt, in Szene. Die Damen Herzog und von Scheele-Müller, die Herren Berger, Knüpfer, Lieban, Philipp, Mödlinger und Kraja sind Träger der Hauptrollen.

Die französishe Tragödin Susanne Despròs, die zur Zeit am Wiener Karlthegter mit großem Erfolge auftritt, wird bom 15. bis 20. Januar am Neuen Theater mit den Darstellern des Pariser Théâtre subventionné de l’Oeuvre ein Gastspiel eröffnen.

Uebermorgen, Mittwoch, Abends 74 bis 84 Uhr, veranstaltet der Königlihe Musikdirektor Bernhard Irrgang in der St. Marienkirche (Neuer Markt) das nächste Orgelkonzert, unter Mitwirkung von Frau Annt Bendorff (Sopran), Sebi A. N. Harizen- Müller (Baryton) und Fräulein Gertrud Warburg (Violine). Das Programm enthält Orgelkompositionen von Mozart, Liszt und Bofsi. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges. Berlin, den 31. Dezember 1906.

In Gegenwart Seiner Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des

Kronprinzen, der mit der Vertretung Seiner Majestät des Kaisers beauftragt war, sowie Jhrer Königlichen Hoheiten der Prinzen Eitel - Friedrich, Adalbert und Oskar fand am Sonnabendabend die feierlihe Eröffnung des „Ersten Krieger-Vereinshauses Berlin“ in der Chausseestraße 88 statt. Gegen 53 Uhr erfolgte der felerlide Einzug der Kriegervereine Berlins und Umgebung mit thren Fahnen und Standarten. Bald nach 6 Uhr traf Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz ein, der, im Veftibül vom Generalmajor z. D. Bartels empfangen, nach dem Festsaal geleitet wurde, gefolgt von der Generalität und zahlreihen Offizieren. Der Saal bot ein überaus farbenreihes Bild. Von den Galerien, die von einem reihen Damenflor dicht beseßt waren, grüßten die Fahnen der Bundesstaaten, während die beiden Längsseiten des Saales von den Kriegervereinen mit ihren prachtvollen Fahnen flankiert wurden; rechts und links vom Podium standen die Geschäftsführer der Gesellschaft, die Herren Generalmajor z. D. Bartels, Justizrat Bürkner, Hauptmann a. D. von Michalkowsky, Zahlmeister a. D. Galow und Hof- buchbindermeister Frese, ferner der Bauleiter Regierungsbaumeister a. D. Konrad Faerber und Baumeister Köppen. In der festliGßen Ver- sammlung bemerkte man u. a. den Prinzen Karl August von Hshen- zollern, den Herzog Adolf Friedri zu Mecklenburg, den Kriegsminister, Generalleutzant von Einem, den Minister des Innern von Beth- mann-Hollweg, den Generalfeldmarshall von Hahnke, _die Gesandten und Militärattahés von Baden, Bayern, Sachsen, Württemberg und Mecklenburg, den Polizeipräsidenten von Borries, die Militär- eistlihkeit, sodann die zahlreißen Donatoren, Künstler 2c. Eingeleitet wurde der festlihe Aft mit dem Choral „Lobe den Herren“, vorgetragen von der Kapelle des Gardefüsilierregiments, worauf die Versammlung das „Niederländishe Dank: ebet“ sang. Sodann hielt der Generalmajor z¿. D. Bartels die Festrede, in der er zunächst dem Danke an die hohen Ehrengäste, an die Vertreter der ver- schiedenen Behörden, die Vorstände des Preußischen Landeskrieger- verbands, der Berliner Kriegerverbände, der Kriegervereine und anderer patriotischer Vereinigungen Ausdruck verlich und sodann ein Bild über die Entwicklungsgeshihte des einzigartigen Unternehmens gab. Unter dem Hinweis auf die Verbindungen des Herrscherhauses mit den Organisationen der Kriegervereine, namentlih der „Kronprinz- und Kronprinzessinnen-Stiftung“, die in vier Waisenhäusern zur Zeit 357 Kriegerktnder zu braven Menschen erziehen läßt, {loß der Redner mit dem Wunsche, daß dieses ecste Kriegervereinshaus den alten Soldaten Berlins im Geiste wahrer Kameradschaft und Treue, in dem das Haus aufgebaut ist, einen besonderen Halt für die Erfüllung threr vaterländishen Pflichten bieten möge. Die Festrede fand ihren Ausklang in einem den Festsaal durhbrausenden dreifachen been auf Seine Majestät den Kaiser und das Kaiserliche Haus. Weihevoll erklang anshließend die Nationalhymne, welche die Festversamnmlung stehend sang. Hiermit war der Eröffnungsakt beendet, und es erfolgte ein Rundgang durch die cinzelnen Räume. Später fand ein Feft- kommers statt. / y

Das Vereinshaus umfaßt verschiedene Gebäude: ein vorderes Wohnhaus mit zwei mächtigen Settenflügeln, ein Gartenhaus und ein Saalgebäude. Die 56 Wohnungen, mit allen tehnishen Einrich- tungen der Neuzeit ausgestattet, sind {hon lange bis auf zwei bezogen. Die Fafssade ist mit militärishen Ab- zeihen, Reliefs und den nach Entwürfen des Professors Hans Broese hergestellten Bildnissen der Kaiser Wilhelm [., &riedrih II1I. und Wilhelm 11. geschmückt; in einem von Karyatiden gestüßten Giebelaufbau thront die Germanta zwischen den Gestalten von Frieden und von Krieg. Fünf Durchfahrten führen von der Chausseestraße aus in den 40 m langen und 20 m breiten Hofraum mit den beiden Flügelgebäuden und dem Gartenhause und weitere fünf Dur(hfahrten zu dem großen Garten, von wo aus man nach dem aus Stein und Eisen erbauten Saalgebäude kommt. Zunächst betritt man hier eine gewölbte Vorhalle, von „der aus eine 6 m breite Freitreppe zu der großen Wandelhalle führt. Der untere Konzert- und Theatersaal kann 2000 Personen aufnehmen. Er