1864 / 2 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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mit der Aufgabe des Rechts, an der Loosung Theil zu nehmen, bei der un- terzeihneten Kommission nachzusuchen. E)

Die Anmeldung hierzu darf frühestens im Laufe desjenigen Monats ‘erfolgen, in welchem das 17. Lebensjahr zurückgelegt wird, und muß spä- testens bis zum 1. Februar desjenigen Kalenderjahres stattfinden, in dem das 20. Lebensjahr vollendet wird. Bis zum 1. April des leßtgedachten

ahres muß der Nachw eis der Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Mi- litairdienst, bei Verlust des Anspruchs darauf, durch Vorlegung von Schul- zeugnissen, oder durch die bestandene Prüfung geführt werden. j

Die unterzeichnete Kommission, welche für den am 1. April d. J. bevorstehenden Einstellungs - Termin im Monat Februar d. J. zusammentritt, fordert Diejenigen , welche die Vergünstigung des einjährigen freiwilligen Militairdienstes nachsuchen wollen, oder die Eltern oder Vormünder derselben hierdurch auf, die desfallsigen Gesuche, welchen nach der, durh die Königliche Regierung zu Potsdam unter dem 28sten März 1859 (Amtsblatt Stück 13, Seite 111) publicirten Militair-Ersaßz- Instruction vom 9. Dezember 1858 (§Çÿ. 129, 131 und 132)

1) der Geburtsschein, j 2) die schriftliche Einwilligung des Vaters oder Vormundes zur Ableistung des einjährigen freiwilligen Militairdienstes, 3) das Schulzeugniß und : | 4) ein obrigfeitliches Führungs-Attest, wenn die moralische Führung nicht durch ein in neuester Zeit ausgefertigtes Schulzeugniß nachgewiesen wird, A beigefügt sein müssen, bis spätestens den 15. d. Mts., in unserem Geschäfts- lokale Niederwallstr. Nr. 39 einzureichen. | ;

Auf diese Gesuche werden zu den anzuberaumenden Terminen , behufs Feststellung der körperlichen Diensttauglichkeit resp. wissenschaftlichen Qualisi- cation, seiner Zeit besondere Vorladungen ergehen. j

Später eingehende Gesuche können erst für den nächstfolgenden Termin berücksichtigt werden.

Berlin, den 2. Januar 1864. it L

Königliche Departements-Prüfungs-Kommission für

einjährige Freiwillige.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 1. Januar. Se. Majestät derKönig nahmen heute in Allerhöchstihbrem Palais die Glückwünsche der Königlichen Familie und des Königlichen Hofes entgegen, empfingen in Privat-Audienzen den General-Feldmarschall Freiherrn von Wran- gel , den Oberbefehlshaber 2c, General der Jnfanterie von Werder, den Gouverneur, General der Infanterie von Schack und die Mit- glieder des Königlichen Staatsministeriums. Se. Majestät konnten

dagegen , aus Rücksicht auf Allerhöchstihre Gesundheit ; dem Gottes-

dienste in der Schloßkapelle zu Charlottenburg , zu dem daselbst die Königliche Familie versammelt war, nicht beiwohnen, noch die sonst üblichen offiziellen Beglückwünschungen in Person entgegennehmen. Das Diner der Königlichen Familie fand bei Jhren Majestäten statt.

2. Januar. Se. Majestät der König hatten heute um 125 Uhr das Staatsministerium zu einem Konseil versammelt, dem auch Se. Königliche Hoheit der Kronprinz beiwohnte.

Jhre Majestät die Königin wohnte am Sylvester- Abend der liturgischen Andacht im Dome bei. Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprin z und die Kronprinzessin brachten den Abend bei den Königlichen Eltern zu. Gestern früh empfing Ihre Majestät die Königin die Glückwünsche Jhrer Kinder und Enkel, so wie der Königlichen Familie und des Hofes, besuchte dann die verwittwete Königin in Charlottenburg und wohnte daselbst mit der Königlichen Familie dem Gottesdienste bei. Jhre Majestät die Königin empfing nah Jhrer Rüekkehr die Fürstliß Radziwill’sche Familie und’ besuchte sodann nach halb 1 Uhr einige der Königlichen Prinzessinnen. Heute hat Ihre Majestät die Königin in Pots- H A Gedächtniß-Gottesdienste für den hochseligen König bei- gewohnt.

y Schleswig. Eckernförde, 29. Dezember. Das 16, und 17. Jnfanterie-Regiment sind pr. Dampfschiff nah Flensburg abge- „gangen und auch das 15. Jnfanterie-Regiment in Helsingör wird “dabin abgehen. Die genannten Regimenter, welche bisher aus- \{ließlich aus dem Herzogthum Holstein rekrutirt wurden, sind jeßt stark mit aus dem Kösnigreich konskribirten Soldaten gemischt. Eben- falls haben die in Nestved liegenden Dragoner-Marschordre erhalten.

Sachsen, Dresden, 31. Dezember. Nach dem »Dresdner Journal« hâtte der Erbprinz von Augustenburg den Bundes-Com- missairen erklärt, daß er weder die Regierungsgewalt zu übernehmen, ied dem Bundesbeschlusse vom 7ten d. entgegen zu treten beab- ichtige.

Hessen. Kassel, 31. Dezember. Die Ständeversamm- lung ist heute Nachmittag auf unbestimmte Zeit von der Regierung vertagt worden.

Franffurt a. M., 31. Dezember. Jn der heutigen Bun- destagssißung wurde das Verpflegungsreglement für das Bun- desheer angenommen. Zur Kenntniß der Versammlung wurden ge- bracht ein neuer Verzicht, den der Herzog Christian von Augusten- burg auch zu Gunsten seines zweiten Sohnes Christian und der “Descendanz' beider Söhne ausgestellt; und fernere Berichte der Bun- Ddesfommissarien von Könneriß und Nieper über ‘den Fortgang der “DBesehung Holsteins und die Auflösung der Regierung zu Plön.

Württemberg. Stuttgart, 31. Dezember. Jn der beu- tigen Sihung der“ Abgeordnetenkammer erklärte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr von Hügel, die Staatsregie- rung erachte sih der dur den Beitritt zum Londoner Vertrage über- nommenen Verbindlichkeiten entbunden, betrachte den Erbprinzen Friedrich als erbfolgeberechtigt und habe ihren Bundestagsgesandten in diesem Sinne entschieden instruirt. Der Minister fügte hinzu, daß zwischen den Königreichen Württemberg, Bayern und Sachsen vollkommene Uebereinstimmung herrsche.

Bayern. München, 30. Dezember. Der neuernannte Königl. preußische Gesandte, Freiherr von Arnim, is gestern hier angekommen j der neuernannte Kaiserl. österreichische Gesandte, Graf von Blome, wird heute hier eintreffen.

Die Gesehgebungsausschüsse der Kammern werden zur Berathung des Entwurfes eines Civilprozeßgeseßes und des Einführungsgesehes hierzu nächsten Montag ihre Thätigkeit beginnen. (Bayr. Z.)

Großbritannien und Frland. London, 30. Dezember. Die Aenderungen, welche im Laufe dieses Jahres in dem gegenseiti- gen Verhältnisse der parlamentarischen Parteien vorgekommen sind, haben der Mehrzahl nach die Reihen der Tories verstärkt; seit der lezten allgemeinen Wahl is die Partei Lord Derby's nah und nach, aber stetig, um 15 Gesinnungsgenossen angewachsen. Folgende QZu- sammenstz#%- entnehmen wix einer toryistischen Quelle: Gr Lord Derby stim „am 13. Juni 1859 310, gegen ihn 323; verloren hat seine Ps ‘11, gewonnen 26 Sigze, verloren hat die Gegen- partei 24, g&- @gen 11 Sitze; für 1864 stellt sich also das Stim- menverhältniß* zu Gunsten Lord Derbys (325 gegen 310).

Das vor Kurzem erwähnte Projekt, den »Great Eastern « auf dem Wege der Verloosung in die Hände ciner neuen Gesellschaft zu bringen, wird aller Wahrscheinlichkeit nah zur Ausführung kom-

| men. Es sind bereits Prospekte ausgegeben worden, welchen zufolge

sih (nominell in Franfurt a. M.,, da Lottericen in England verbo- ten sind) eine Great Eastern Subscription Company gebildet hat, welche den Riesendampfer bei der auf den 14. Januar angeseßten Auction oder unter der Hand ankaufen will. Die Fonds erhebt sie durch die Ausgabe von 240,000 Loosen zu 1 Pfd. St., und gelingt es ibr, das Schiff anzukaufen, so wird in Frankfurt die Verloosung stattfinden. Ueber die Zukunft des Schiffes soll eine innerhalb drei Wochen nah der Verloosung vom Comité einzuberufende Versamm- lung der glücklichen Gewinner entscheiden.

Die Beerdigung Thackeray's hat heute morgen unter der Theilnahme vieler literarischer und persönlicher Freunde des Verstor- benen stattgefunden.

91. Dezember. Die Großherzogin von Mecklenburg- S treliy wird auf den 5. Januar von der Herzogin von Cambridge zum Besuch erwartet. Der Erbprinz Adolph wird die Großherzogin wahrscheinlich begleiten.

Earl Russell sowie der Handelsminister Mr. Gibson haben sich zu einem Besuche bei der Königin nah Osborne begeben.

Frankreich. Paris, 31. Dezember. Der »Moniteur« publizirt he»te die am 1. Dezember zwischen Frankreih und der Schweiz" vepe,inbarte Declaration über Herabseßung der Telegraphen- gebühren. Eine einfache Depesche von 20 Worten aus der Schweiz nach Frankreich inkl. Corsica kostet fortan, ohne Unterschied woher und wohin, 3 Francs, nach Algerien und Tunis 1 Franc und das französische Porto. Ferner bringt der »Moniteur« ein Kaiserliches Dekret vom 29. d. M. nebst Minister-Vorbericht über die Reorga- nisation des naturgeschichtlihen Museums. Die wichtigste Aende- rung ist dic, daß der Direktor nicht mehr wie bisher von seinen Kol- legen alljähr[W=-owpählt, sondern alle fünf Jahre von der Regierung ernannt wee ban: Kandidate, F) ntiren.

Emile wv, ckaac Pereire haben auch an diesem Jahres\{luß, wie der »Monitec!/« lobend erwähito. en Armen von Paris 30,000 Kilogr. Brod geschenkt.

Túürkei, Aus Konstantinopel, 24. Dezember, wird über Marseille gemeldet, binnen Kurzem werde die Pforte über die Suez- Angelegenheit an die Großmächte eine Erläuterungsnote richten, welche der Note vom 6. April ganz conform ist.

Aus Suez, 30. Dezember, ist nah Paris telegraphirt worden, daß dort Tags zuvor die Vereinigung des Nil durch den Süß- wasserkanal mit dem rothen Meere festlich vor sich gegangen und daß auf den Vicekönig Ismail Pascha und auf den verstorbenen Said Pascha dabei Toaste ausgebracht worden seien.

Bucharest, 30. Dezember. Jn der leßten Kammer - Sihung beantragte die Regierung einen Extra-Kredit von 6 Millionen Piaster zur Errichtung eines reitenden Gensdarmen-Corps (Dorobanzen) und sonstiger Sicherheitswächter ; 70 Millionen zur Bezahlung der den Klöstern bewilligten Summe, zur Anschaffung von Material für die Armee und Bezahlung der aus dem Vorjahre rückständigen Schulden

Nußland und Polen. Von der polnishen Grenze, 30, Dezember, berichtet die »Osts. Ztg.«: Einen interessanten Bei- trag zur Aufklärung der geheimen Geschichte der polnischen National- Regierung und des Verhältnisses des Fürsten Wladislaw /Czartoryski

Die Professoren haben dazu dem Kaiser drei

zu derselben haben neuerdings wieder die Verhandlungen des fran- zösischen Senats bei Gelegenheit der Adreßdebatte geliefert. Der Marquis Larochejaquelin hatte in der Sihung des französischen Se- nats vom 17. d. M. dem polnischen Aufstande einen revolutionairen Charakter vorgeworfen und denselben durch ein von ihm vorgelesenes Manifest Mieroslawski's, so wie durch den Umstand zu begründen gesucht; daß Revolutionaire aller Länder nah Polen eilten, um si dem Aufstande anzuschließen. Jn Folge dieser Aeußerungen begab sich der Fürst Wladislaw Czartoryski am folgenden Tage (am 18.) zum Senator Bonjean und überreichte ihm folgendes Schreiben mit der Bitte, es dem Senat vorzulesen :

»Herr Sénator! So eben habe ich die amtliche Benachrichtigung seitens der National-Regierung erhalten, daß Herr Mieroslawski des von ihm ver- walteten Amtes im Auslande entlassen is. Diese Mittheilung is genau und Sie dürfen sie mit größter Gewißheit veröffentlichen. Unterz. Fürst Czarto- rysfi.« Mündlich fügte der Fürst die Erläuterung hinzu: Mieroslawski habe von Anfang an durchaus keinen Einfluß auf den Aufstand gehabt ; er habe sich der geheimen Regierung dreimal vorgestellt und diese habe ihn endlich, um ihn los zu werden und möglichst unschädlih zu machen, zu ihrem Agenten im Auslande ernannt und ihn so gewissermaßen zum Kämpfer in partibus gemacht. Herr Bonjean theilte das Schreiben des Fürsten Czartorysfi, sowie den Jnhalt der mündlichen Unterredung mit demselben noch an demselben Tage öffentlih in der Sißung des Senats mit. Kaum waren die Mittheilungen des Fürsten Czartoryski. an Herrn Bonjean zur Kenntniß der Anhänger Mieroslawsfki's gelangt, L VHerhäuften die] gen den Fürsten mit den ärgsten Beschuldigungen, die zum Theil auf lite ten Blättern in Paris verbreitet wurden. So behaupteten sie, es 17 *-Avahr, daß der Fürst die amtliche Benachrichtigung von der Entlasju Mtroslawsfi’s er- halten habe; der Fürst habe son seit Ende Sew, ér keine offizielle Mission von der National-Regierung, sondern maße si0” dieselbe blos an und werde nur aus Nachsicht geduldet, während Mieroslawski von der Na- tional-Regierug in aller Form zum General-Organisator der nationalen Streitkräfte ernannt und diese Ernennung bis heute noch nicht zurückgezogen sei. Zum Beweise der lehteren Behauptung waren auf den lithographirten

Blättern mehrere offizielle Dokumente abgedruckt, u. a. auch ein vom 16ten |

Dezember, also zwei Tage vor dem Schreiben an Herrn Bonjean, datirter Brief des Fürsten Czartoryski an einen hochgestellten Franzosen, der zur Widerlegung der Behauptung des Fürsten und zur Aufdeckung der Jntriguen desselben inzwishen auch von Mieroslawski in französischen und deutschen Blättern veröffentlicht worden ist. Dieser Brief lautet: »Geehrter Herr! Auf Jhre Anfrage, ob mir etwas über die Entlassung des Generals Mie- roslawsfi bekannt sei, beeile ich mich, Jhnen zu antworten, daß mir in Be- treff dieses Gegenstandes keine glaubwürdige Nachricht zugegangen is. Die vor einigen Tagen eingetroffenen Depeschen der National-Regierung thun dieser Entlassung nicht nur keine Erwähnung, sondern behalten sogar für den General Mieroslawski den offiziellen Charakter bei, mit dem er durch die frühere Ernennung der Régierung bekleidet is. Jch benugte die Gelegen- heit, um Jhnen zu wiederholen, was ih Jhnen schon einmal erklärt habe, nämlich, daß ih mich, sowie den General M,, als Nationalbeamte betrachte und General M., gemäß den Instructionen der Regierung, welche Sie mir mitgetheilt haben, innerhalb der Grenzen dieser Jnstructionen auf meine un- zweifelhafte Mithülfe zählen kann. Gez. Fürst Wladislaw Czartoryski, diplomatischer Agent der Nationalregierung.« Die Komformität mit dem Original bestätigend: J. Grabowski, Kommissar der Nationalregierung. L, Krasniewicz, Chef des Generalstabes.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau.

Hamburg, Freitag, 1. Januar, Vormittags. Jn Lauenburg ist eine Bekanntmachung der Bundes - Commissaire d. d. Altona, 28, Dezember, veröffentlicht worden, welche anordnet, daß sämmt- liche Behörden in den Herzogthümern in ihren Unterschriften der Be-

zeihnung »fköniglih« sich zu enthalten “haben; dgß die dänischen

Hoheitszeichen durch die zuständigen Behörde; «. den landesherr-

lihen Gebäuden zu entfernen seien und daß ¿ges Cp7tten die dänische

Kokarde im Dienste nicht zu tragen habeng R, uk

In Mölln (Lauenb? 3) hay#/.e Bu: , verscmmlung an die Bundescommissaire eine Ade gérichtet, welye erklärt, daß der Be- {luß der Landschaft und dere Kitterschaft nicht der Gesinnungsaus- druck der Stadt sei. Der Beschluß sei ein ungeseßlichér. Nur der Bund sei berechtigt, hinsichtlih der Erbfolgefrage in Lauenburg eine Entscheidung zu treffen. Das ganze Land sei über den Beschluß der Ritter- und Landschaft entrüstet.

Hamburg, Freitag, 1. Januar, Mittags. Nach der »Ber* lingske Tidende« von gestern ist in Kopenhagen folgendes Ministe- rium vorläufig gebildet: Monrad Conseilpräsident, Finanzen und voräufig auh Aeußeres; Lundbye Krieg; Lütken - Marine/ Engelstoft Kirhe; Casse Justiz; Nughorn Jnneres. Simony übernimmt interimistisch das Ministerium des Herzogthums Schles- wig. Der Gesandte am Berliner Hofe, Kammerherr v. Quaad e ist per Telegraph von Berlin hierher berufen , vermuthlich, um das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu Übernehmen.

Die Novemberverfassung ist bis jeyt noch niht zurückgenommen.

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Hamburg, Sonnabend, 2. Januar, Vormittags. Hier sind folge nde Nachrichten eingetroffen :

Aus Flensburg, den 30. v. M. wird gemeldet, daß gegen 200 Holsteiner sich in jedem Bataillon befinden und keine Gelegen- heit versäumen, ihren Unmuth und ihre antidänische Gesinnung zu zeigen.

Kiel, 1, d. Von allen Seiten kommen zum Herzog Beglük- wünschungs - Deputationen. Auf die Anrede des Führers eines groß- artigen ihm Donnerstag Abend gebrachten Fackelzuges antwortete der Herzog: Er habe gewußt, daß sein Empfang ein so herzlicher

| Un erhebender sein würde und deshalb sei er zuerst nach seiner Stadt

Kiel gekommen. Wie sich ganz Kiel brüderlih in diesem Fael- zuge vereinigt hätte , so stehe sein ganzes s{leswig-holsteinsches Volk brüderlih zusammen. Des Volkes Liebe bilde die Kraft der Fürsten, also auch seine Kraft. Er betonte wiederholt die Nothwendigkeit der Einigkeit zwischen Regierung und Regierten und sprach die zuver- sichtliche Hoffnung aus, bald die Regierung des Landes antreten zu

können. So eben, Nachmittags, kommt aus Rendsburg eine Depesche,

das die Dänen das Kronwerk noch nicht geräumt haben,

Hamburg, Sonnabend, 2. Januar, Vormittags. Das eng- lische Kanonenboot »Surly« hat Cuxhaven angelaufen. Das Schiff gehört zu einer kleinen Flottille, bestehend außerdem aus den Kanonen- booten »Lively« und »Ruby« und dem Räderdampf\chif » Medusa«, welche zwischen der Doggerbank, Helgoland und der deutschen Küste kreuzen soll, um nach 22 Fischerbooten aus Hull und Yarmouth, die seit dem legten großen Sturme ausgeblieben sind, zu suchen.

Kiel, Freitag, 1. Januar, Mittags. Gestern empfing Herzog Friedrich Deputationen von hier, aus Altona, Wandsbeck, Plön, Segeberg, Wilster, Neumünster und anderen holsteinishen Städten ; Huldigungsadressen aus Nortorf und Rendsburg, so wie eine große Anzahl einzelner Personen. Abends war ein glänzender Fadtelzug. Heute wurde eine Deputation aus Jhehoe empfangen. Die Kieler Damen werden dem Herzog eine Fahne überreihen. Heute Abend ist Festvorstellung im Theater.

Rendsburg, Freitag, 31. Dezember. Heute Vormittag eilf Uhr rückten, nahdem die Dänen wenige Stunden zuvor abgezogen, 9000 Sachsen unter General von Hake hier ein und wurden mit großem Jubel empfangen.

Bezüglich des Kronwerks behauptete der dänische Kommandant ohne Jnstruction zu sein und ließ die entfernten Palisaden wieder einsegen, Vor der Schleusenbrücke steht eine sächsische Jäger-Com- pagnie, ‘hinter den Palisaden dänische Jnfanterie. Jn die Brücke selbst theilen sich ein \sächsisher und ein dänischer Doppelposten. General von Hake hat dem dänischen Kommandanten unter der Androhung, das Kronwerk sonst mit Gewalt zu nehmen, bis mor- gen Bedenkzeit gegeben.

London, Freitag, 1. Januar. »Morning Herald« versichert, daß am Mittwoch Depeschen von hier mit der Erklärung na Berlin und Wien abgegangen: England würde verpflichtet sein, Dänemark gegen einen etwaigen Eingriffsversuch in dessen Territorialrechte mo- ralisch und materiell beizustehen.

London, Freitag, 1. Januar, Mittags. Nach Berichten aus Shanghai vom 25. November ließen die Dinge in Japan \ich friedlicher an. Der Prinz S atsuma hat fih erboten, zur Beilegung des Konsfliktes mit den Engländern eine Entschädigungssumme zu zahlen und dem ermordeten Richardson ein Denkmal zu errichten.

Paris, Freitag, 1. Januar, Nachmittags. Bei dem heute stattgehabten Empfange des diplomatischen Corps sagte der Kaiser ungefähr Folgendes :

»Tch danke dem diplomatischen Corps für seine Wünsche. Sie sind eine glücklihe Vorbedeutung für das Jahr, in welches wir ein- treten. Ungeachtet der Schwierigkeiten, welche ‘gewisse Ereignisse in verschiedenen Welttheilen herbeigeführt haben, hege ich das Vertrauen, daß jene Schwierigkeiten durch den versöhnlichen Geist, welcher: die Souveraine beseelt; werden geebnet werden, und daß der Frieden erhalten bleiben wird, « \