1864 / 66 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Tage nach dem geseßlichen Anfange des Semesters von den Petenten in Person eingereiht werden müssen, und daß von denjenigen Studirenden, welchen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt worden is, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stun- dungés\cheine innerhalb der ersten Woche nach dem geseßlichen Anfange des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht werden muß.

Bonn, den 12. März 1864. B : j 4 Rektor und Senat der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Bauerband.

Die Jmmatriculation für das bevorstehende, mit dem 11. April e. be- ginnende Sommersemester 1864 findet von Montag, den 4. April, an bis zum 19. desselben Monats statt. Später können nach den bestehenden Vor- schriften nur diejenigen Studirenden noch immatrikulirt werden, welche die Verzögerung ihrer Anmeldung durch Nachweisung gültiger Verhinderungs- gründe zu entschuldigen vermögen. Behufs der Jmmatriculation haben

1. diejenigen Studirenden, welche die Universitätsstudien beginnen, insofern sie Jnländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugniß, und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations-

apiere ;

4) Tia, welche von einer anderen Universität kommen, außer den vorstehend bezeichneten Papieren Zeugstiß von jeder früher besuchten Universität

vorzulegen. Die Meldung zur Jmmatriculation muß Seitens der neu an- fommenden Studirenden spätestens innerhalb zweier Tage nach ihrer An- funft auf dem Universitäts-Sekretariate erfolgen, und sind dabei die oben- gedachten Papiere abzuliefern. Diejenigen Jnländer, welche feine Maturi- täts-Prüfung bestanden, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höhern Lebenskreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats- oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 nur nach vor- gängiger, ihnen hierzu Seitens. des Königlichen Universitäts-Kuratoriums ertheilter Erlaubniß immatrikulirt werden.

Bonn, den 12. März 1864. :

Die JTmmatriculations-Kommission. Bauerban d.

Nichtamtliches.

Stettin, 16. März. . Das hiesige »Flotten-

Preußen.

Comité« hat eine Summe bis 1000 Thlr. für die Bemannung des

Schiffes resp. der Schiffe unserer Flotte bestimmt, durh welche das erste dänische Kriegsfahrzeug auf offener See genommen oder zerstört werden wird.

Die Nachricht der »N. St. Ztg.- (s. Nr. 65 d. Bl.) aus Cammin, daß dort vorgestern ein Däne in Sicht gewesen sei, wird hier sehr bezweifelt. Die Fischer würden gewiß nicht (wie es in der betreffenden Korrespondenz hieß) deshalb zu Hause geblieben sein, da sie 1848 und 1849 während der Blokade immer in See gingen und nicht verschmähten, ihren Fang an die Dänen zu ver- faufen. (Ofts. Ztg.)

Swinemündeck 16. März, 9 Uhr Morgens. »Arcona« und »Nymphe« sind so eben in See gegangen. (Ofts. Ztg.)

Lübeck, 15. März. Die Eisenbahnstrecke Lauenburg - LüÜ- neburg is heute dem Verkehr übergeben und dadurch die direkte Verbindung der Lübe - Büchener mit den hannoverschen Bahnen hergestellt worden. Wie wir hören, haben sich alle Einrichtungen der neuen Bahn, und namentlich auch die Trajekt-Anstalt bei Lauen- burg, troß des höchst ungünstigen stürmischen Wetters gut bewährt.

(Lüb. Ztg.)

Holstein. Aus Heiligenhafen, den 15. März, meldet die »H. B. H.« Folgendes: So eben kehre ich von Fehmarnsund zurü; diesen Morgen 54 Uhr wurde die Jnsel, die nur mit eiuer geringen Zahl Dänen beseßt war, von den Preußen, die von hiesigen Bootführern hinüber geseht wurden, genommen. Dänischer Seits 1 Mann {wer verwundet und die Wache von 7 Mann im Fähr- hause gefangen, preußischer Seits 3 Mann verwundet. Es stürmte sehr stark beim Uebergang und ging derselbe so rasch, daß die Dänen nicht eher die Preußen sahen, bis fie von ihnen angegriffen wurden. Die ganze Besaßung wurde gefangen genommen, über 100Mann, auch der

Commandeur vom Kanonenboot. Es sind jezt 600 Mann Preußen auf Fehmarn, und sobald sich der Sturm legt, folgt Artillerie nach.

Kiel, 15. März. Heute Morgen fand die feierliche Beerdigung des bei Veile gefallenen österreichischen Oberst - Lieutenants von Rahtlev statt. Jn der Nikolaikirche fand zuvor ein Trauergottes- dienst statt.

JWGürttemberg. Stuttgart, 15. März. Bei Sr. Ma- “jestät dem Könige waren die Beschwerden gestern verhältnißmäßig erträglih; die Nacht befriedigend. Bei dauernder geistiger Klarheit macht sih die Körpershwäche schr bemerklih. (St. A. f. W.)

Bayern. München, 14. März. Unsere ganze Stadt mit ihren Bewohnern und den vielen Tausenden, welche aus allen Theilen des Landes herbeigeeilt waren, um der Leichenfeier des verewigten Königs beizuwohnen, war heute in tiefster Trauer, Groß-

noch ein vollständiges Abgängs- |

artiger noch, ‘als dur die Zahl der Theilnehmer, war der Leichenzug dur die Jnnigkät der Theilnahme, die sich überall kund gab. Die \{merzliche Feier ging in der vom Programme festgeseßten Weise vor sih. An der St. Cajetans-Hoffirche angelangt, 1wurde-die Königs. [eiche von der gesammten Geistlichkeit empfangen und in die Kirche begleitet, in welcher sich bereits die Königin - Wittwe mit der Prin. zessin Alexandra befanden, die Vesper gebetet und hierauf von dem Erzbischof die Einsegnung vollzogen. Zum lehten Male für den höchstseligen König präsentirten die Truppen das Gewehr, und die Musikfcorps stimmten ein, worauf die Leiche in das Oratorium der Kirche getragen wurde, wo sie zu verbleiben hat, bis das Grab. mal, welches der so früh geschiedene König sich selbs angeordnet, vollendet sein wird. Der Begräbnißsfeierlichkeit folgte sogleich die erste Vigil , welcher der- König , die Königin - Wittive, sämmtliche Prinzen und der hohe und zahlreiche Cortège beiwohnten. (N. C.)

Hesterreich. Wien, 16. März. Die » Generalkorrespon- denz aus Oesterreich« vernimmt, daß direkte Nachrichten aus Kopen- hagen eingetroffen seien, die mit vollkommener Bestimmtheit mel. den, daß Dänemark den von den beiden deutschen Großmächten vor. geshlagenen Waffenstillstand auf Grundlage des dermaligen Status quo angenommen habe, daß es sih jedoh der Einstellung weiteren Vorrückens der verbündeten Truppen in Jütland versehe. Zugleich soll Dänemark sich bereit erklärt haben, von Beunruhigung und Beschlagnahme deutscher Schiffe künftig abzustehen.

Pesth, 16. März. Heute haben mehrere Verhaftungen wegen politischer Umtriebe stattgefunden.

Belgien. Brüssel, 15. März. Auch die klerikale Presse bestätigt nunmehr die vor drei Tagen mitgetheilte Minister - Combi- nation. unter dem Beifügen, daß der Minister des Königlichen Hauses, Herr van Praet, ersucht worden sei, die betreffende Liste dem Könige nah London zu übermachen. Ueber das Programm des künftigen Ministeriums vernimmt das »Bien Public« ¡ dasselbe werde rein administrativer Natur sein. Die neue Regierung werde die Ge- meindefreiheiten bedeutend erweitern, die Barricrenzölle und die Salz steuer abschaffen, das Milizengeseß verbessern u. A. m. Herr von Ane-

| than, der künftige Justiz-Minister, werde vermuthlich sein schon frü | her im Senate erwähntes Projekt auf Errichtung eines belgischen | Staatsrathes verwirklichen.

(Köln. Ztg.)

Großbritannien und Fríaund. London, 15. Mär. Ihre Majestät die Königin is gestern Abend aus der Hauptstadt nah Windsor zurückgekehrt. Prinz Alfred reiste wieder nach Edin- burg ab, um dort seine Studien fortzusetzen.

Lord Russell, obwohl er wegen Unwohlseins der gestrigen Par- lamentssizung nicht beiwohnte, hat dem Könige der Belgier do gestern einen Besuch abgestattet. Auch Lord Palmerston hatte eine Besprechung mit dem Könige.

Die Ratificationen eines zwischen Belgien und den Hawaii-Jn- |

seln abgeschlossenen Freundschafts- und Handelsvertrages sind hier in London zwischen den Vertretern der beiden kontrahirenden Mächte Hrn. van de Weyer und Sir John Bowring, ausgetauscht worden, Der Vertrag enthält eine Klausel, welche besagt, daß in streitigen Fällen, welche sich nicht durch freundschaftliche diplomatische Korrespon- denz zwischen den beiden Mächten beilegen lassen würden, einer dritten Macht das Schiedsrichteramt zu übertragen sci, um cinem Kriege vorzubeugen.

In der gestrigen Sißung des Oberhauses bezog sich Lord Derby auf eine neuliche Wähleransprache des ehemaligen dänischêèn Premiers, Hall worin derselbe sagte, daß Lord Wodehouse auf die Frage, ob die von Enz land empfohlene Aufhebung der November - Verfassung eine Jnvasion Schleswigs abwenden würde, mit Nein geantwortet habe. Lord Derby wünscht zu wissen, wie es sih damit verhalte. Earl Granville hält diet an Lord Wodehouse, anstatt an den Staatssecretair, gerichtete Jnterpellation für einigermaßen regelwidrig. Aber Lord Wodechouse beantwortet die Frage mit der Erklärung, nicht recht zu wissen, was Herr Hall gemeint haben könne. Er habe in feiner Unterredung mit dem dänischen Premier wirklich gesagt, daß die längst beschlossene Bundes8execution durch nichts mehr abzuwenden sei, aber daß vielleicht weiter gehende Maßregeln abgewand! werden fönnten. Die Unrichtigkeit der dänischen Angabe gehe {on aus dem Datum seiner betreffenden Depesche, dem 16. Dezember 1863, hervot. Lord Stratheden stellt* dieselbe Anfrage, wie Mr. Hunt neulich im Unterhause an den Premier gerichtet hat; ob nämlich Jhrer Majestät Re gierung erklären könne, was Fürst Gortschakoff mit den Worten gemeint habe, die in Lord Napier's Depesche vom 6. Januar 1864 angeführt sind daß die 4 Regierungen , Oesterreich und Preußen , Rußland und England, »jeht über eine Frage, die wichtiger als die von Schleswig-Holstein ist, har monisch denken und handeln.« Earl Granville erwiedert (in Abwesenheit des an einer Erkältung leidenden Staatssekretärs des Auswärtigen), Fürst Gork- \chakoff könne auf nichts Anderes als ein vermeintliches Einvernehmen gegen das Projeft eines europäischen Kongresses angespielt haben. Aber er dürfe auf das Ausdrücklichste versichern, daß England sih weder auf eine Combination noch auf irgend einen Vertrag, der eine Spur feindseliger Gesinnung gegen Fran“ reich verriethe, eingelassen habe. Er wünsche auf das Bestimmteste zu vel sichern, daß zwischen den genannten Mächten kein Abkommen über die jeht in Europa s{chwebenden großen Fragen bestehe. Der Earl von Ellen borough fragt, ob die Regierung wisse, daß mehrere österreichische Krieg®- schiffe mit günstigem Westwinde den Kanal herauf segeln und wahrscheinli binnen einer Woche den Angriff auf Fridericia und Alsen unterstüßen wll den; und ob sie in Folge davon Maßregeln ergriffen habe? Der Herz0s

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von Somerset (der erste Lord der Admiralität) bemerkt darauf im We- sentlichen, die Regierung habe erfahren, daß drei österreichische Kriegsschiffe Malta verlassen hätten, um nach Gibraltar und der Ostsee zu segeln. Wei- tere Nachrichten habe fie nicht.

Jm Unterhause fragte gestern Mr. Butler-Johnstone, ob die

Regierung ebenso wie zu Anfang des italienischen und des amerikanischen | Krieges jeßt , nachdem zwischen Deutschland und Dänemark ein unverkenn- | harer Kriegszustand eingetreten ist, eine Neutralitäts - Proclamation zu |

erlassen denke? Er hoffe zwar, daß die Regierung so viel Rüsicht auf die Gefühle des englischen Volkes nehmen berbés Bas lieblosen Schritt der Art zu unterlassen , aber sie sei es sih selbst \{uldig , ihre Gründe dafür öffentlich anzugeben. Der Attorney-General erwiedert, es sei nie Brauch gewesen , Neutralitäts - Proclamationen in Fällen zu erlassen , wo hrer Majestät Regierung ein tiefes Juteresse an schwebenden Unterhandlungen habe, deren Ausgang möglicherweise ein entschiedenes Handeln vorschreiben fönne. Jhrer Majestät Regierung behalte sich die Freiheit vor, je nah dem Gebot der Ehre Englands und der Jnteressen Europas zu handeln, Sie konnte daher unmöglich ihre Neutralität auf alle Fälle proklamiren. Mr. Layard verliest eine Depesche vom Oberst-Lieutenant Heale, dem britischen Bevoll- mächtigten in Japan, und ein Schreiben vom Admiral Kuper, welche beide Schriftstücke sih auf das Bombardement von Kagosima beziehen. Dieser Korrespondenz zufolge enthielt die Stadt eine Bevölkerung von 40,000 und niht, wie es Anfangs hieß, 180,000 Einwohnern. Alle hatten, ehe das Feuer auf den Palast des Fürsten Satsuma begann, die Stadt verlassen, welche Übrigens mit Vorsicht und Schonung bombardirt wurde und bald wieder aufgebaut sein wird. Mr. Roebu fragt, warum die Negierung gegen den Bau konföderirter Kriegsschiffe so fleißig einschreite, und gegen die föderalistischen Werbungen in Ärland gar nichts thue? Lord Palmerston erwiedert, weil es leichter sei, einen Panzer- fregattenbau als die Anwerbung eines irischen Arbeiters zu beobachten, Sobald die Regierung greifbare Jndicien habe, werde sie auch den erwähnten 'Verbungen ein Ende machen. Durch eine Anfrage von Sir L. Palk und durch Mr. Layard's Antwort, daß wegen des Attentäter - Prozesses in Paris keine Korrespondenz mit der französischen Regierung stattgefunden habe, fühlt sih M. P. Hennessy veranlaßt, die Aufmerksamkeit des Hauses abermals auf den Umstand zu lenken, daß ein Mitglied der Verwaltung, Mr. Stans®sfel d, auf Freundesfuß zu dem Meuchelmordprediger M. Mazzini stehe. Es entspinnt sich daraus eine lebhafte, obgleich resultatlose Conversation, in deren Verlauf Mr. Grant-Ruff bemerkt, daß Mr. Hen- nessy seinerseits so inkonsequent sei, für die polnische National-Regierung zu shwärmen und zu agitiren, obgleich diese National-Regierung sich des Meuchelmords als einer politischen Waffe bediene. Das Haus geht dar- auf in Subsidien-Comité über die Flotten-Voranschläge.

Das schreckliche Unglück in Sheffield is viel größer, als man anfangs gedacht hatte. 238 Personen sind im Ganzen vermißt worden ; die Zahl der bisher aufgefundenen Leichname is 187. Die Besitzer, deren Eigenthum durch die Fluthen gelitten hat, haben eine gemeinsame Entschädigungsklage gegen die Gesellschaft, welche die Wasserleitung unternommen hat , anzustrengen beschlossen. Der Schaden wird auf eine halbe Million geschäßt, d. i. mehr als das Kapital der Gesellschaft beträgt. Der Minister des Fnnern hat einen Bevollmächtigten nah Sheffield zur Aufnahme des Thatbestandes abgeschickt. Auf einem zahlreih besuchten Meeting in Sheffield wurde eine Subscription zur Unterstüßung der Bedürftigen bcs \{chlossen, wozu sofort 5000 Pfd. St. gezeihnet wurden. Auch in London i} bereits eine Subscription zu gleichem Zwecke unter den Auspicien des Lord-Mayors eröffnet, einem Beispiele, welchem die meisten der englischen Städte zu folgen Anstalten treffen.

Frankreich. Paris, 15. März. Der »Moniteur« berichtet heute über die gute, bei der lezten Expedition Bazaine's trefflich be- währte Beschaffenheit der französischen Artillerie in Mexiko. Wie die »France« meldet, hat die »Louisiana« von Vera - Cruz dieses

Mal au eine Baar- und Barrenfracht von 694,000 Piastern (3§ |

Mill. Frs.) mitgebracht. Seit Beginn des Krieges gegen die Jua- ristishe Regierung is dieses der erste Fall, daß Mexiko direkt nach Frankreih Geld und Barren ausführt. Uebrigens waren es 1 Mill. 600,000 Piaster gewesen, welche von Mexiko nach Vera - Cruz zum Export gekommen waren, doch hatte der General - Zahlmeister der französishen Armce davon ca. die Hälfte zurückbehalten, um die Bedürfnisse des Expeditions-Corps zu bestreiten.

Nah Briefen aus Rom vom l2ten d. waren dort zwischen den päpstlichen und französischen Soldaten abermals Konflikte entstanden, aber alsbald unterdrückt worden. Patrouillen durchzogen die Stadt. Der Bischof von Orleans, Msgr. Dupanloup, hat sich von Rom auf die Heimreise nah Frankreich begeben.

An Cordoën’s Stelle is durch Kaiserliches Dekret vom gestrigen Tage der erste General-Advokat am Cassationshofe, Chabanacy de Marnas, zum General-Prokurator am Kaiserlichen Gerichtshofe von Paris ernannt worden,

Der »Moniteur« publizirt heute das Gese, daß dem Kaiser- lihen Haus-Minister 18,500 Frs. zum Billaultschen Leichenbegäng- niß anzveist.

Ueber die Suezkanal - Kommission giebt der »Moniteur« heute folgenden Aufschluß: » Als zwischen dem Vicekönig von Aegypten und der Suez - Kompagnie Meinungsverschiedenheiten entstanden, beauf- tragte der Kaiser Se. Excellenz den Herzog von Morny, ihm über die streitigen Fragen Bericht zu erstatten. Dieser Bericht stellte zwi- hen Aegypten und der Kompagnie die Grundlage zu einer Ver- mittlung fest, welche dem Kaiser billig schien. Die Conklusionen daraus wurden dem Vicekönig von Aegypten mitgetheilt und dieser

bat den Kaiser, die von den beiden Parteien noch nit endgültig

angenommenen Punkte selbst zu entscheiden. Zu diesem Zwecke nur hat der Kaiser das Schiedsrichteramt übernommen und die: Kom-

| mission gebildet, in welcher Herr Thouvenel den Vorsitz führt. «

Spanien. Man meldet aus San Domingo, daß San- tana an einer im Kampfe gegen die Dominicaner erhaltenen Wunde gestorben ist. Zu Santiago de los- Caballeros befanden \ich \ech8s- hundert spanische Gefangene. Die Dominicaner waren ‘im Besige der wichtigsten Städte und Häfen. Der Rebellen-General Floren - tino versuchte es, sich zum Diktator ausrufen zu lassen, stieß aber auf heftigen Widerstaud, und wurde in einem hierdurch hervorgeru- fenen Gefechte getödtet.

Nußland und Polea, Von der polnischen Grenze, 14. März, wird der »Osts. Ztg.« berichtet : Der polnischen Revolu- tions - Partei fam nichts überraschender, als die durch Kaiserliche Sanction zum Gesey erhobene Eigenthums-Verleihung an die Bauern und völlige Unabhängigkeit der ländlichen Gemeinden von den Guts- besigern und Geistlichen. Die noch immer gehegte Hoffnung, daß es ihrer fortgeseßten Propaganda doch endlich gelingen werde, die Masse der ländlichen Bevölkerung für ihre revolutionairen Pläne zu gewinnen , ist nun plößlih abgeschnitten und von selbst drängt sich die Befürchtung auf, daß die Bauern {hon aus Dankbarkeit gegen die russische Regierung, die ihnen nicht blos das längst ersehnte Eigenthum , sondern auch alle Menschen- und Bürgerrechte verliehen hat, aus ihrer bisherigen passiven Haltung heraustreten und den Aufstande gegenüber eine entschieden feindselige Stellung einnehmen werden. Daß diese Befürchtung niht ohne Grund is, zeigt der ungeheuere Jubel, mit dem die ländliche Bevölkerung die Verkündigung der ihr verliehenen Rechte und Freiheiten überall aufgenommen hat. Die Preßorgane der polnischen Revolutions- partei sprechen daher mit Widerwillen von dem die definitive Lösung der Bauernfrage betreffenden Ukas und hören nicht auf, die russische Regierung zu {mähen und hinterlistiger Absichten zu verdächtigen. Sie bezeichnen die plögliche und dur feine Uebergangsmaßregeln vermittelte Eigenthumsverleihung als eine Kalamität für das Land, die einerseits den völligen Ruin der meisten Gutsbesitzer , andererseits die Erweiterung des sozialen Zwiespalts zwischen den Bauern und dem Adel nothwendig zur Folge haben müsse. Um daher den be- friedigenden Eindruck des Kaiserlichen Ukas möglichst zu paralysiren, haben mehrere revolutionaire Woywodschafts-Chefs (so im Lublinschen und Augustowschen) Aufrufe an die Bauern erlassen, in denen die Eigenthumsverleihung als eine der russishen Regierung durch die Noth des Augenblicks abgedrungene und darum nicht aufrichtig ge- meinte Maßregel bezeichnet wird, die nie zur Ausführung kommen werde, und nur den augenblicklihen Zweck habe, die Mitwirkung der Bauern zur Unterdrückung des Aufstandes zu gewinnen. Jndem die Bauern darauf hingewiesen werden, daß die einzige Macht, von der sie eine dauernde Verbesserung ihrer Lage erwarten könnten, die National-Regierung sei, und daß diese die Eigenthumsverleihung be- reits beim Beginn des Aufstandes proklamirt habe, werden “sie auf- fordet, das »hinterlistige Geschenk« der russishen Regierung zurückzu- weisen und die Zahlung der ihnen auferlegten neuen Grundsteuer entschieden zu verweigern. Man wundert sich, daß die geheime Na- tional-Regierung nicht hon einen solchen Aufruf erlassen hat, und will aus ihrem Schweigen schließen, daß sie entweder den unablässi- gen Verfolgungen der Russen zum Opfer gefallen ist oder ihren Sih weit weg von Warschau verlegt hat.

u e Márz. Die Nachricht von einer förmlihen Allianz zwischen der polnischen, ungarischen und italienischen Actionspartei, wird vom »Glos wolny«, dem Organe der polnischen Demokratie, bestätigt. Nachdem dies Blatt in einem »die gegenwärtige Lage der polnischen Sache« überschriebenen Artikel mit rihtiger Würdigung der einschläglichen politischen Verhältnisse nachgewiesen hat, daß die von allen polnischen Parteien erstrebte Wiederherstellung Polens in den Grenzen von 1772 ohne die völlige Zertrümmerung der drei Theilungsmächte unmöglih sei und daß diese Zertrümmerung nur die Folge des Umsturzes der bestehenden politishen und sozialen Ordnung Europas mithin eines allgemeinen europäischen Krieges, der zugleih ein Revolutionskrieg sei, sein könne, unterwirft es die zu einem Weltbrande in Europa vorhandenen Zünd- stoffe einer eingehenden Musterung und findet dieselben in der dänisch-deutschen Verwickelung und in den nationalen Bewegungen in Deutschland, Polen, Ungarn und Italien. Gestern wurde auf dem der verwittweten Frau Gräfin Dzialynski gehörigen Gute Trze- bow , im Kreise Posen, bei dem dortigen Gutsverwalter v. Brzesfki, von Polizei-Beamten aus Posen eine Revision abgehalten, bei welcher außer einigen kfompromittirenden Dokumenten der geheimen National- Behörden der Provinz Posen, eine niht unbedeutende Niederlage von Uniformstüken für die Jnsurgenten aufgefunden und in Be- \chlag genommen wurden. Die in Beschlag genommenen Gegen- ständey unter denen sih etwa 100 Mäntel, 150 Müßen und 50 Pa- U befanden, wurden an die Polizei-Direction in. Posen ab- geliefert.

Warschau, 13. März.

: Die Thätigkeit der hiesigen Polizei ist, seitdem alle höheren Polizeibeamte russische Offiziere sind, eine