1864 / 69 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Nichtamtlicbes.

Preußen. Berlin, 21. März. Se. Majestät der König wohnten gestern mit Jhrer Majestät der Königin dem Gottesdienst in der Garnisonfkirhe und der Einsegnung der Kadetten bei, und empfingen später Se. Königliche Hoheit den Prin- zen August vôn Württemberg, den Finanzminister von Bodelschwingh, den Ober-Ceremonienmeister Grafen Stillfried-Alcantára und die aus München zurückgekehrte Deputation, den General - Lieutenant von Alvensleben 1.,, den Major von Dassel und den Lieutenant Graf Seckendorff. Später wohnten Se. Majestät dem im Börsensaale veranstalteten Wohlthätigkeits-Concert bei und empfingen den Land- \chafts-Direktor Freiherrn von Zedliß-Neukirch. |

Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des“Geheimen Kabi- nets-Raths Wirklichen Gehbeimen-Raths Jllaire und des Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Raths Costenoble entgegen j empfingen im Beisein der Generale von Schack und von Alvensleben 1. die Meldun- gen der Generale von Wussow , von Steinmetz, von Kleist, von Horn, v. Reitzenstein, des Herzogs von Ratibor, des Fürsten von Lichnowsky, des Obersten Graf von der Golß und des Kaiserlich russischen Stabs- Rittmeisters Seniavine, empfingen ferner den Prinzen zu Hessen-Phi- lippsthal, den Königlichen Gesandten, Freiherrn von Werthern, den General-Direktor der Museen von Olfers und den QOber-Hofprediger Dr. Snethlage.

Ihre Majestät die Königin war gestern in der 12ten Sihung des Wissenschaftlichen Vereins anwesend. Das Familien- Diner fand zu Ehren des Geburtstags des Prinzen Friedrich Karl bei der Prinzessin Friedrih Karl im Schlosse statt. Die verwittwete Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin trifft zur Beglückwünschung Sr. Majestät des Königs hier ein, zur Feier Allerhöchstdessen Ge- burtstages morgen ein Familiecn-Diner bei Jhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stattfinden wird.

Privat-Korrespondenzen aus Gravenstein theilen über das Gefecht vom 17. März vor Düppel nachträglih mit, daß außer 300 Gefangenen auch ca. 40 Verwundete in die Hände unserer Truppen fielen, denen auch die Aufgabe wurde, 60 todte Dänen zu bestatten.

Gefangene sagen aus, daß in Schanze Nr. 2 das Blockhaus bei der neulichen Beschießung \o getroffen wurde , daß Offiziere und Leute verwundet wurden und das Blockhaus ¡räumten (ca. 3000 Schritt Entfernung). - Dieselbe Schanze Nr. 2 mürde: 4 der

Beschießung am 19. März übel zugerichtetj \o traf unter andern

cin 12pfündiges Geshüß das Blockhaus dieser Schanze Mal auf Mal.

Nach Mittheilung von Gefangenen sind die dänischen Bataillone, welche am 8. März bei Veile kämpften; nah Alsen übergesührt, und hier auch die dänischen Garden ausgeschifft.

Nach einem Telegramm des Feldmarschalls von Wrangel von vorgestern Abend sind im Laufe des vorgestrigen Tages Fridericia und das verschanzte Lager rekognoszirt worden -im Beisein des Kronprinzen, des Prinzen Albrecht Vater und des Fürsten von Hohenzollern. Die dänischen Vorposten wurden bis zu den Festungswerken zurück- geworfen, die Plähe zu den Battericen ausgesuht. Der Feind feuerte lebbaft aus der Festung und aus Kanonenbooten. Haupt- leute von Studniy und von Bülow 3. Garde - Regiments, leßterer leiht verwundet, ein bis zwei Mann todt, 10 Mann verwundet. Der Verlust der Oesterreicher is gering.

Telegramm aus dem Hauptquartier Kolding vom 20. März Abends. Die Batterie in der Nacht (19.—20.) fertig gebaut und artnirt. Ein nächtlicher Ausfall des Feindes zurückgeschlagen. Hier- bei 1 Offizier (Lieutenant von Schaper, 9. Garde-Regiments z. F.) und 1 Mann todt. Von gestern Morgen um halb sechs Uhr an wurden Festung, Stadt und . Lager von Fridericia beschossen. Sehr gut getroffen. Stadt an mehreren Stellen in Brand geschossen , feindliche Geschüße demontirt. Feindliche Feuer nur mäßig und ohne Erfolg. 1 Oesterreicher verwundet. Die Be- \chießung wird fortgeseßt. Jhre Königliche Hoheiten der Kronprinz, der Prinz Albrecht (Vater) und der Fürst von Hohenzollern wohnten der Beschießung bei.

Bei dem Oberkommando der Marine ist die Nachricht ein- getroffen, daß nah dem ruhmvollen Gefeht vom 17. d. M. Seiner Majestät Schiff »Arcona« mit drei Kanonenbooten am 19. d. be- reits wieder in See gewesen is, um feindliche Schiffe aufzusuchen, sie traf indessen keins an; sämmtliche dänischen Schiffe haben die O Gewässer verlassen, so daß von einer Blokade nicht die

ede ist.

Die dänische Regierung hatte laut Bekanntmachung vom 15. Februar d. J. zugesagt, die in dänischen Häfen mit Embargo belegten Schiffe derjenigen Staaten, welche ein Gleiches hinsichts der dänischen Schiffe thun würden, bis zum 1. April d. J. wieder frei zu geben. Mit Rüsicht hierauf sind nunmehr die erforderlichen Anordnungen getroffen, um sowohl die in dänischen Häfen mit „Embargo belegten preußischen Schiffe, als auch die in preußischen Häfen mit Embargo belegten dänischen Schiffe freizugeben.

Oér Contre-Admiral Jächmann telegraphirt aus Swine,

münde unter dem'-20. d. Mts.:

»Englishe Bark »Renown«, Capitain Anderson, kommt so eben ein und meldet: Zwischen Moen und Rügen vom Linienschiff »Skiold«, Contre-Admiral von Dockum, angehalten, erhielt an Bord On an sämmtliche Konsuln in Stettin, behufs Anzeige derx Blokade.

An Bord des »Sfkiold« 20 Todte, die - ganze Kajüte des Ca. pitains war zertrümmert durch 2 Granaten, welche in die Bug- pforten eingegangen waren.

Stettin, 19. März. Ueber das Seegefeht bei Rügen wird der »Osts. Ztg.« ein Gefechtsplan mitgetheilt, aus welchem sie Fol: gendes wiedergiebt : Als beide Geschwader einander in Sicht kämen, formirten die 6 dänischen Dampfer auf der Höhe von Jasmund eine geschlossene Linie, in der Mitte das Admiralsschiff (Fregatte) und das Linienschiff. Hinter dieser Linie sah man ferner zwei Dampfer, von welchen der Rumpf unter dem Horizont verschwand. Die preußische Aufstellung war wie folgt: »Arcona« auf der Höhe des Prorer Wieks, »Nymphe« etwas näher dem Lande und die 6 Kanonenboote im - Prorer Wiek. Nachdem der Angriff von preußischer Seite begonnen war, gingen die beiden mittleren Schiffe der dänischen Linie, das Admiralitäts\cif (Fregatte) und das Linienschiff, shnell vor, zwischen die »Arcona« und »Nymphe« hinein, um beide Schiffe zu trennen. Dies Ma- nôöver gelang auch, so daß die »Arcona« wenden und zurücgehen mußte. Die »Nymphe wendete gleichfalls, war aber gezwungen, den Rückzug der Kanonenboote allein zu deken. Die Kanonen- boote gaben nur einen Schuß ab und wendeten, da bei der zu hes deutenden Uebermacht an ein längeres Gefecht nicht zu denken war, Die »Nymphe« war dabei in der Prorer Wiek ziemlich nahe unter Land gekommen und die Fregatte und das Linienschiff versuchten sie ecinzuschließen und fkonzentrirten beide ihr Feuer auf sie. Etwa 700 Schüsse sind auf das kleine Schiff abgegeben (vom Linienschiff drei glatte Lagen), darunter 64 Treffer. Die »Nymphe« war dabei sehr in Gefahr, da gleih zu Anfang des Gefechtes der Schornstein zer- schossen und die Schnelligkeit des Schiffes dadurch fehr vermindert wurde. Die Dänen sind oft getroffen, einmal brannte es auf dem Linienschiff; die Leute der »Nymphe« feuerten ruhig und sicher wi bei einer Schießübung. Die »Arcona« hat 2 Schuß erhalten , de erste tödtete 2 Mann und verwundete 7, darunter Lieutenant Berger, Fünf der dänischen Schiffe verfolgten die »Nymphe« und »Arcona- bis etwa eine 1% Meilen vor Swinemünde, das sechste dänische Schiff blieb, wie man in Swinemünde glaubt, Schadens weget zurück. Hiermit stimmt auch die Nachricht der » Stralsunder Zeitung: aus Sagard , daß dem einen dänischen Schiff das Bugspriet abge \hossen und daß in Folge davon alle Masten desselben gekappt wer den mußten.

Holftein. Heiligenhafen, 17. März. Die auf Fehmart zu Gefangenen gemachten 108 Dänen und 4 Offiziere sind heilte unter preußischer Escorte bis Lütjenburg transportirt. Die von den Dänen zerstörte Fähre zwischen dem Festlande und Fehmarn ist her gestellt, so daß jeßt eine regelmäßige Postverbindung mit der ITnfel wieder stattfinden kann. (Lüb. Ztg).

Schleswig. Aus Flensburg wird vom 18. d. gemeldet, Das Feuer auf die Düppler Schanzen hat wieder begonnen j man hört eine sehr starke Kanonade.

Frankfurt a. M., 19. März. Die offizielle Mittheilung über die Bu ndestagssißung vom 17. März lautet: Der König- lich bayerische Gesandte erstattete offizielle Anzeige von dem Ableben des Königs Maximilian Il. und von der Thronbesteigung des Königs Ludwig 11, von Bayern, worauf die Bundesversammlung ihr inniges Beileid bezeugte und zugleich ihre Segens8wÜünsche für des regierenden Königs Majestät ausdrückte. Auch veranlaßte die Nath- riht von dem erfolgten Ableben des Großherzogl. mecklenburgischen Gesandten , Freiherrn von Bülow , Präsidium zu einem von der Versammlung getheilten , die Thätigkeit und die Charakter - Eigen- schaften des Verblichenen ehrend anerkennenden Nachrufe.

Die geschäftlichen Verhandlungen bestanden in Erklärungen ein zelner Regierungen über s{hwebende Angelegenheiten, in einem dur die im Jahre 1263 stattgehabte Musterung aller Bundeskontingent?t veranlaßten Beschlusse und in der Dotirung zweier Bundesfestungel für ihre Verwaltung und Unterhaltung im laufenden Jahre. (Fr. B.)

IVúrttemberg. Stuttgart, den 19. März. Das heutige Bülletin lautet: Bei Seiner Majestät dem König verlief der gestrige Tag erträglich, dagegen war die Nacht wieder {laflos, unruhig und fühlt sich Höchstderselbe diesen Morgen sehr angegriffen.

(St. A. f. W,)

Großbritannien und Jrland. London, 18. Mit Gestern als am Todestage der Herzogin von Kent, begab sid) die Königin und ihre Familie in das Mausoleum bei Frogmokt, wo die Statue I. K. H. (in Guß, und in kurzem durch eine Marmor säule zu erseßen), enthüllt ward. /

In der gestrigen Unterhaus-Sizung wünschte Lord Robert Mot- tagu vom Premier zu erfahren, ob eine Wahrscheinlichkeit vorhanden fh daß die vorgeschlagene Konferenz wirklich zu Stande kommen werde ; ferner, wan?

| verwickelt ist, die lich feine

| sollen, und Mr. Stanfeld's Benehmen für unvorsichtig. werde man das Thema nun nicht weiter verfolgen.

Gerichtshofe | werther

| das Haus der Gemeinen sich beruhigen.

cey's Antrag genehmigen.

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und auf welcher Basis ‘die Unterhandlungen beginnen würden? Lord Pal- merston erwiedert: Jyhrer Majestät “Regierung hat, wie wohl ay Oesterreich und- Preußen vermocht, in eine Konferenz zu willigen, und wir warten noch - auf eine amtliche Antwort Dänemarks auf dieselbe Frage. Wir haben jedoch. guten Grund zu glauben, daß Dänemark in die Kon-

erenz willigen werde, obwohl wir noch keine amtliche Mittheilung in diesem

| Sinn erhâlten haben. Was die von dem edlen Lord gegenüber erwähnte | Basis uti possìdetis anbelangt, so bezieht sie sich eher auf einen Waffen-

¡llstand als eine Konferenz. Was wir vorgeschlagen haben, is Folgendes -- da

| g sich unmöglich gezeigt hat, die betreffenden Theile zu einem Waffenstill-

and unter Bedingungen zu vermögen, die Aussicht auf beiderseitige An-

| nahme gehabt hätten, so haben wir eine Konferenz ohne Waffenstillstand yorgeshlagen im Vertrauen, daß, wenn erst die Konferenz beisammen ist, ein j Waffenstillstand die erste Frage sein werde, mit der sie sich zu beschäftigen

aben wird. Welches die Basis sein wird, bleibt natülich ein Gegenstand für die nachherige Erwägung; äber wie ih dem Hause zu verstehen geben

| möchte, stehen die Dinge jegt so, daß wir Grund zu hoffen haben, daß wir | die dänische Regierung dahin bringen werden, in die Konferenz zu willigen.

Lord J. Manners bemerkt, es sei im schwedischen Parlament gesagt worden,

daßdie dem englischen Parlament bisher vorgelegten Papiereden Stand der Dinge in Bezug auf das Auftreten Schwedens nicht vollständig darlegen. Er frage daher, | ob nicht neue Schriftstücke, die auf Schwedens Vorschläge vom Februar ein Licht | werfen könnten , werden vorgelegt werden? die Vertheilung der Aktenstücke baldmöglichst nach der Vertagung über Ostern stattfinden werde. Das Haus soll, laut Tagesordnung, ins Sub-

Mr. Layard verspricht, daß

sidien-Comité gehen, da erhebt sih der konservative Sir H. Stracey

| und stellt folgenden Resolutions - Antrag: »Daß die von dem französischen | Staatsprofkfurator im Verlauf des Greco-Prozesses gemachte Angabe, wodurch

ein Mitglied dieses Hauses und der Regierung Jhrer Majestät in das Kom- plott zur Ermordung unseres Allirten, des‘ Kaisers der Franzosen, ernstlihe Erwägung dieses Hauses verdient. « Der Baronet versichert, daß er gegen Mr. Stanösfeld persôn- feindseligen Gefühle hege. Aber die Antecedentien des ehrenwerthen Gentleman, der anno 1857 und 1858 in einiger Beziehung zu

den Plänen Tibaldi's und Orsini's gestanden habe, gäben ihm kein Recht, | der Behauptung des französischen Staats-Prokurators im Tone gekränktcr | Unschuld entgegenzutreten. Und das Verhalten der englischen Regierung in dieser Sache zeichne sih auch nicht durch englische Gradheit aus, sondern E werde nur die Mißachtung erhöhen, in der England jeyt im Auslande stehe. | Stansf eld wiederholt darauf seine früheren Erklärungen hinzufügend, | daß er heute zum ersten Male von seinen Beziehungen zu den Tibaldi- und | Orsini-Attentaten höre.

Er sei niemals Kassirer des Tibaldifonds ge- wesen, und ein solcher Fonds sei gar nicht gesammelt worden. Er gebe zu, daß er die Erlaubniß gegeben habe , seinen Namen auf Vanknoten zu sehen, die, wie er geglaubt, zur Ausfrichtung

Ì cines freien und einigen Jtalien, aber nicht zur Unterstüßung von Meuchel-

mördern, gebraucht werden sollten; aber auf Freundesrath habe er seinen Namen von jenen Noten wieder streichen lassen. Eben so räume er ein, daß er, gleich anderen englischen Freunden Signor Mazzini's, dem lehteren gestattet habe, sich seine Briefe unter dem Namen M. Fuori an seine (Stan- feld’s) Privatwohnung adressiren zu lassen. Allein Signor Mazzini habe

| dafür gesorgt, daß keine Briefe der Art mehr ihm ins Haus kämen. Lord

H. Vane hält diese Erklärung für weniger befriedigend, als sie hätte sein Hoffentlich jedoch Lord H. Lennox

sagt, daß in Frankreich eine lebhafte Aufregung wegen dieser Dinge herrsche ;

| nur die starke Hand des Kaisers verhindere Aufwallungen und Kundgebun-

gen, welche das freundliche Verhältniß der beiden Länder gefährden würden.

| Mr. P. Taylor gesteht, daß auch er seine Adresse dem Signor Mazzini zur Verfügung gestellt habe, und er bedauert, daß das Haus der Gemeinen sich | von einer reactionairen Partei zum Träger | machen lasse. ( / | gierung Erklärungen schuldig sei, und fragt Lord Palmerston, ob er solche | Erklärungen gegeben habe oder zu geben beabsichtige. ‘is der Ansicht, h | seien, und sagt, Jhrer Majestät Regierung habe über den Vorfall gar keine Mittheilung an die französische Regierung gerichtet, weil es ihrer Würde

ihrer elenden Verleumdungen Sir J. Pakington denkt, daß man der französischen Re- Lord Palmerston daß Mr. Stansfeld's Erklärungen vollkommen befriedigend

unangemessen gewesen wäre, von dem, was in einem französischen vorgegangen ist, Notiz zu nehmen. Nachdem sein ehren- ( Stansfeld ) alle Kenntniß der revolutionairen

Flüchtlinge in Abrede gestellt habe, dürfe Mr. Disraeli erklärt sich sehr lebhaft gegen diese Aeußerungen des Premiers; von dem Minister eines großen Landes sei es unwürdig, sich gegen eine befreundete Macht in solcher Weise zu benehmen. Das Haus möge seine Ehre wahren und Sir H. Stra- Mr. Bright erklärt, das Benehmen der Opposition

Freund

Pläne italienischer

sei einer großen Partei unwürdig. Selbst wenn er zu den hungrigsten Stellen-

| jägern der Opposition gehörte, würde er sich {hämen, den Ruf und die Zukunft

des jüngsten Mitgliedes der Verwaltung anzugreifen. Lord. R. Cecil denkt, das Haus müsse über die sträfliche Unklugheit Mr. Stansfeld's seinen Tadel aussprechen. Der Schatkanzler erwartet, daß das Haus dem Ehrenwort eines unbescholtenen Parlamentsmitgliedes Vertrauen schenken werde. Noch einige andere Mitglieder sprechen, worauf der Antrag mit der geringen Majorität von 10 Stimmen mit 171 gegen 161 verworfen wird. Lord Palmerston ersucht das Mitglied für Liskeard (Mr. Osborne) seine auf heute angemeldete Besprechung der dänisch-deutschen Angelegenheit

bis nach Ostern zu verschieben. Es wäre ungelegen, ja dem Staatsinteresse nachthei-

lig, wenn die Erörterung jeßt stattfände, wo das Haus mit dem Stande der Un- terhandlungen nur unvollkommen bekannt sei. Mr. B. Osborne: Das Haus wird, denke ich, kaum der Meinung sein, daß der edle Lord genügende Gründe für die Verschiebung angeführt hat. Wenn ih den edlen Lord recht

verstehe, so gründet er sein Ersuchen auf den Umstand, daß Konferenzen auf -

Ueber diesen Punkt denke ih nun Ich halte diese Konferenzen mehr be-

dem Punkte seien, eröffnet zu werden. anders als manche ehrenwerthe Mitglieder. ohne Waffenstillstand für ein parlamentarisches Manöver /

stimmt zur Unterhaltung der Leute ‘an der Themse ¡als zum Vortheil für die Leute an der Eider. Da ich diese Ansicht: habe; da: ih ganz und gar nicht der Politik beistimme, welche | der edle Lord gegen die unglücklichen Einwohner des Herzogthums Schleswig-Holstein verfolgt; da ih glaube, daß dies Volk durch einen von dem edlen Lord an der Spihe geschaffenen unrechtlichen und ungerechten Vertrag geopfert worden ist, ß werde ich bei dieser Gelegenheit niht nachgeben , außer wenn andere ehrenwerthe Gentlemen mich dazu veranlassen. Wenn der edle Lord sagen könnte, daß er mit Hülfe der Geheimthuerei, die er vorschlägt, im Stande sein werde, einen dauernden Frieden zu stiften , dann könnte ih mit gutem Gewissen nachgeben. Lord Palmerston: Unser Wunsch ist es natürlich, einen dauernden Frieden zu stiften, aber ich fann unmögli voraussagen, welches Ergebniß die beabsichtigten Unterhand- lungen haben werden. Mr. Kinglake: Will der edle Lord die Basis der Konferenz angeben? Lord Palmerston: Jch habe schon gesagt, daß wir noch keine amtlihe Rückäußerung von der dänischen Regierung haben.

ist mir daher auch unmöglich, zu sagen, welche Basis angenommen werden wird. Mr. Disraeli glaubt, daß es am Ende kaum thunlich sein werdey in der leßten Nacht vor der Vertagung über Ostern die dänische Angelegen- heit nah Gebühr zu erörtern. Mr. Osborne erklärt ih darauf bereit, seine Motion bis nach Ostern zu verschieben.

tre 19, März. Nach den einstweilen getroffenen Bestimmungen wird Jhre Majestät die Königin und ihre Familie bis gegen den 21. April, in Windsor bleiben, um sich dann zu einem dreiwöchent- lichen Aufenthalt auf die Jusel Wight zu begeben, nach dessen Ablauf sie wieder auf einen kurzen Zeitraum ihr Schloß in Windsor be- suchen und darauf in die Hochlande nah Balmoral übersiedeln wird.

Dem Unterstüßungsfonds für die Nothleidenden in Sheffield (welcher durch allseitige Beiträge schon auf die bedeutende Höhe von 19,000 Pfd. St. gestiegen ist) hat dic Königin die Summe von 200 Pfd. St. zugewandt. Das begleitende Schreiben, welches in ihrem Auftrage abgefaßt und an Hrn. Roebuck als ein Mitglied des Unterstühungscomité's gerichtet ist, drückt zugleih die innige Theilnahme und das Mitgefühl Jhrer Majestät mit den Unglük- lichen aus.

In der gestrigen Oberhaus-Sigyung ersuchte Earl Russell den Earl von Ellenborough, die auf diesen Abend angemeldete Erörterung der dänischen Angelegenheit zu verscbieben. Politische Rücksihten sagt er lassen es wünschenswerth erscheinen, daß in diesem“ Augenblick keine Diskussion darüber stattfinde. Erstens habe ich jeßt einen weiteren Theil der diplomatischen Korrespondenz über die Frage vorzuleaen. Zweitens hat jüngst ein Schriftenwechsel in Bezug auf die vorgeschlagene Konferenz und Waffenruhe stattgefunden, und ich habe gute Gründe, zu hoffen, daß die dänische Regierung auf den Konferenzvorschlag und in diesem Falle auch auf den Waffenstillstand auf der bewußten Grundlage eingehen wird. Aber da die Sache noch nicht ganz unzweifelhaft entschieden is, so könnte eine Erörte- rung von den Betheiligten falsch aufgefaßt werden und den Erfolg der Un- terhandlungen gefährden , ist also nichts weniger als wünschenswerth. Der Earl von Ellenborough: Jch kann unter diesen Umständen die Verant- wortlichkeit einer Diskussionsanregung nicht auf mich nehmen. Zugleich fann ih aber nicht die Meinung des edlen Lords. theilen, daß eine Dis- fussion nachtheilig wirken würde. Jch fürchte im Gegentheil, daß sie künf- tig zu spät kommen dürfte, um vortheilhaft zu wirken. Der Earl von Desart äußert sih mit einigem Unmuth über die stereotype Ausrede mit den »niemals endenden,- stets beginnenden« Unterhandiungen. Jn demselben Sinne äußert sih Lord Stratford de Redcliffe, der das Zustandekom- men einer Konferenz, für die sih allem Anschein nah eine Unterhandlungs- basis sehr schwer finden lasse, für äußerst problematisch hält. Nach einem Gespräch über die föderalistishen Soldaténwerbungen in Jrland, die zu einer gerichtlichen Verfolgung mehrerer Jndividuen geführt haben, vertagt sich das Haus bis Dienstag, den 5. April.

Im Unterhause fragte gestern Mr. Bernal Osborne den edlen Lord an der Spihe, ob Jhrer Majestät Regierung Grund habe zu glauben, daß die Stände der Herzogthümer von Holstein und Schleswig die durh den Londoner Vertrag von 1852 beabsichtigte Erbfolge genehmigen werden? Lord Palmerston erwiedert, die Regierung habe keine gewisse Kenntniß davon, daß die Stände versammelt werden sollten. Er wisse, daß der Qusammentritt der Stände in einem Theile Deutschlands gewünscht werde. (Mr. Osborne: »Jn ganz Deutschland! «) Aber wenn auch eine legale sie einzuberufen befugte Behörde vorhanden wäre, so gestehe er, nicht zu wissen, was sie zu thun hätten, wenn sie beisammen wären. Mr. Os- borne: Js der edle Lord etwa der Meinung, daß jene Herzogthümer kein Recht auf eine Ständeversammlung haben? Lord Palmerston: Jch verstehe die Frage nicht recht. Die Herzogthümer haben Stände, die von einer fompetenten Landesobrigkeit einberufen werden können. Jch glaube jedoch, es. herrscht ein Zweifel, ob irgend eine fompetente Landesobrigkeit gegenwär» tig vorhanden is. Mr. B. Osborne: Jn Folge des Vertrages von 1852. Lord Palmerston: Der Vertrag von 1852. hat mit der Sache nichts zu \chaffen. Holstein und Schleswig sind jet von fremden Mächten besetzt. Die Autorität des Landesherrn der Herzogthümer is durch jene fremden Mächte suspendirt und es fehlt jeßt, an einer Behörde, welche die Ermächtigung hätte, die Stände einzuberufen. Sir Harry Verney bemerkt, da in Bezug auf Schleswig und Holstein kein Schritt geschehen sollte, ohne die Meinung des Volkes in geseßlicher und verfassungsmäßiger Weise zu befragen, so wünsche er zu wissen, ob die Einwohner der Herzogthümer nicht durch eine verfassungsmäßige Meinungs- äußerung ihre Stände selber geseßlich einberufen könnten? Lord Palmerston erwiedert, daß dies eine politische Qrage sei, auf die er nicht eingehen könne. Sir H. Verney fragt, ob der edle Lord nicht wisse, daß die Herzogthümer [aut der Verfassung Dänemarks auf demselben constitutionellen Fuße stehen, wie die dänischen Stände? Und da man dem Rigsroad die neue Verfassung zur Genehmigung vorgelegt, ob es nicht kompetent sei, dieselbe Genehmigung von den Ständen von Schleswig und Holstein zu verlangen? Lord Palm erston