1886 / 129 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jun 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der S On erschien gestern zur Besu tigung des Lehr- fanterie- Bataillons in der Uniform 2. SINMEN renadier-Regiments Nr. 11, begrüßte das Bataillon und empfing dann Se. Majestät den Kaiser und König.

Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte mit den Prin essinnen Töchtern, Bee Hoheiten, von der Rampe des der esihtigung bei.

__ Abends folgte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz einer Einladung des Regiments der Gardes du Corps zum Diner.

euen Palais aus

Im weiteren Verlauf der gestrigen (87.) Sißung des Hauses der Abgeordneten stand der Gesegz- entwurf für die Provinz Hessen-Nassau mit Aus- \chluß der ehemals bayerishen Gebietstheile, betreffend die Verleßung der Dienstpflihten des Gesindes, durch welchen im Lalle Mar S gen Ungehorsams oder Widerspenstigkeit desgl. im Falle willkürlicher Versagung oder Verlassung des Dienstes Ge strafe bis zu 15 M. oder Haft bis zu 3 Tagen angedroht wird, zur Berathung.

Der Abg. Cahensly bestritt das Vorhandensein des Bedürfnisses einer Aenderung der für Hessen-Nassau bestehenden Vorschriften und ennpiah! die Ablehnung der Vorlage.

Der Regierungskommissar, li Ober - Regierungs- Rath von den Brincken fand es auffällig, daß gegen einen Entwurf, der lediglih, wie {on E ein gleicher für Sthleswig-Holstein, den immer stärker auftretenden Klagen über die Unzulänglichkeit der hierher gehörigen, in Geltung befindlihen Bestimmungen seine Entfiehun verdanke, so ne cas en bebe würden; das Bedürfniß stärke- ren Nechts\hußes der Herrschaften durh Androhung strafrecht- lier Ahndung der beregten Delikte sei in jeder Beziehung klargestellt; die Gbéraltfttinnenken Aeußerungen der kommu- nalen Körperschaften wie der Provinzialbehörden legten dafür das bündigste Zeugniß ab.

Der Geseßentwurf wurde nah dem Antrage der Kommission unverändert angenommen.

Es folgte die Berathung des Berichts der verstärkten Geschäftsordnungskommission, betreffend eine anderweite Fassung des §. 27 der Geschäftso rd- nung. Derselbe. lautet :

„Anträge von Mitgliedern des Hauses, welhe eine Geld- bewilligung in ih \{ließen oder in Zukunft herbeizuführen bestimmt find, können, sofern sie niht durch Tagesordnung beseitigt werden, nur dann zur Abstimmung gelangen, nahdem eine Kommission mit

ihrer Vorberathung betraut worden is und einen Bericht über dieselben abgestattet hat.“

Der Antrag der Kommission, den §8. 27 unverändert zu lassen, wurde obe Diskussion as T erhoben.

Die Wahlen der Abgg. Rintelen und van Vleuten im Wahlkreise Neuwied-Altenkirhen wurden nah dem Antrage der Wahlprüfungskommission beanstandet.

Damit war die Tagesordnung erledigt.

Auf die Tagesordnung der heutigen Sißzung sollten nah dem Vorschlage des Präsidenten zunächst drei Kommissions: berihte über Petitionen und darnach der Antrag von Ham- merstein, betreffend die Stellung der evangelischen Kirche, ge- nommen werden.

Der Wunsch des Abg. von Hammerstein, seinen Antrag morgen an erster Stelle zu berathen, fand Widerspruch, der von der geschä tsordnungsmäßig genügenden Anzahl von 30 Mit- ri reisinnige, Nationalliberale, Frei s unter- tüßt wurde; es blieb somit beim Vorschlage des Präsidenten.

Schluß 21/2 Uhr. Nächste Sizung Mittwoch 11 Uhr.

Jn der heutigen (88.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, stand s st auf der Tagesordnung der achte Bericht der Kommission für Petitionen über die Petitionen des Vorsißenden der Kölner Brauerei- Korporation U. A. und des Vorsißenden des Rheinischen Bauernvereins, betreffend die Verwendung von Surrogaten bei der Bierbereitung.

_ Namens der Kommission beantragte der Abg. Rumpf, die Petitionen der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen.

Der Abg. Scheben trat für die Ueberweisung zur Berük- tigung ein. i ;

_Der Abg. Dr. Goldschmidt bat, den Beschluß der Kom- mission anzunehmen. Wenn die Verwendung von Surrogaten ohne Weiteres oel würde, so laufe namentli die nord- deutsche Brauerei Gefahr, daß der Export norddeutscher Biere in das Ausland, der in der legten Zeit in erfreulicher Weise zugenommen habe, wieder eingeshränkt werde.

Der Abg. Schmid (Hohenzollern) meinte, daß die Petitionen der Regierung zur Berücksichtigun zu überweisen seien; das bayerishe Bier habe gerade desha b einen Vorzug vor den norddeutschen erlangt, weil in Süddeutschland seit jeher strenge Vorschriften in Bezug auf die Zubereitung des Bieres be- standen hätten.

Der Abg. Dirichlet erklärte, über den Antrag der Kom- mission niht hinausgehen zu können. Wenn man die Ver- wendung von Surrogaten für die Bierbrauerei gänzli ver- bieten wolle, so werde man nur dazu kommen, den armen Leuten das Bier zu vertheuern.

__ Der Abg. Konrad ersuchte, den Antrag der Kommission E E s A bg. von Rauchhaupt trat gleichfalls für diesen An-

n. Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Pleß.

Der Kommandant des hiesigen Jnvalidenhauses, General-Lieutenant von Blumröder, hat einen 6wöchent- lihen Urlaub nah dem bayerischen Hochlande angetreten.

___— Die Zeiteintheilung für die diesjährigen Herbst- übungen des Garde-Corps ist Aller öfen ls wie 018 gene ma Per L . August : er 3. und 4. Escadron des Regi- ments der Garves u Ves s e ae Fe 5 —21. : Regiments-Uebungen des 3. - Ans 8 E V dei Berlin. f Ae: —d0. 8: ime 4 Bs ba e N iments-Uebungen des Regiments Kavallerie-Brigade b 19.—23. August:

E E

Poisdam. Regiments-Uebungen des 1. Garde-

sdam und des 4. Garde-Re 8 renadier-Regiments Königin Elisabeth

S. M. S. „Ariadne“ 4./4. Kiel.

der Regimenter der 2. Garde-|

19.—24. August: Regiments - Uebungen des Garde- Kürassier-Regiments und der Regimenter der 3. Garde- Kavallerie-Brigade bei Berlin, mit Ruhetag am 25. August.

20.—24. August: Regiments - Uebungen des 2. Garde- Regiments È F., des Garde-Füsilier-Regiments, des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 und des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 bei Berlin, mit

uhetag am 25. August. :

Gui e August : Marsch des 3. Garde-Regiments z. F. uah

otsdam.

24. August: Mars des 4. Garde-Regiments z. b: und des 3. Garde-Grenadier-Régiments Königin Elisabeth na Berlin, sowie des Regiments der Gardes du Corps na Berlin, Charlottenburg und Umgegend, mit Ruhetag am 25, August.

24.—28. August. Brigade-Uebungen der 1. Garde-Jn- anterie-Brigade und 2. Garde-Kavallerie-Brigade bei Pots- am, bei leßterer e GL G eines Besichtigungstages. 26.—30. August: Brigade-Uebungen der 2., 3. und kom- binirten Garde - Jnfanterie - Brigade, der 1. und 3. Garde- Kavallerie-Brigade bei Berlin, bei leßteren beiden einschließlich eines Besichtigungstages.

30. August: Marsch der 1. Garde:Jnfanterie-Brigade, des Stabes und zweier mpagnien der Unteroffizier-Schule Potsdam und der 2. Garde-Kavallerie-Brigade nach Berlin und Gegend,

31. August: Ruhetag.

1. September: Große Parade bei Berlin.

2. und 3. September: Bei den kombinirten Gadeqn- fanterie-Divisionen Märsche ins Manöver-Terrain, bei der kombinirten 1. Garde-JFnfanterie-Division unter Mitbenußung der Eisenbahn.

2.—4. September: Exerzieren der kombinirten Garde- Kavallerie-Division im Divifions-Verbande.

_ _4.—9. September: Detachements-Uebungen der kombi- nirten Garde-Fnfanterie-Brigaden mit einem Ruhetage am 10. September.

_6. September: Marsch der kombinirten Garde-Kavallerie- Division ins Manöver-Terrain mit Rußetag am 7. September.

8.—13, September: Uebungen der kombinirten Garde- Kavallerie-Division.

__ 11.—14. September: Feld-Manöver der beiden kombi- nirten Garde-Jnfanterie-Divisionen.

14. September: Marsch der kombinirten Garde-Kavallerie- Division in das Terrain des Corps-Manövers (Kreis Lebus).

15. September: Ruhetag.

16.—18. September: Corps-Manöver mit 2 dazwischen liegenden Bivaks. aas ka

18, September: Rücktransport der höheren Stäbe, des Stabes der Artillerie-Schießschule und der Fußtruppen per Eisenbahn in die Garnison.

19, September: Ruhe für die berittenen Waffen.

20.—22. September: Rücmärsche der berittenen Waffen der Berliner und Charlottenburger Garnisonen.

20.—23. September: Zückmävsche der berittenen Waffen der Potsdamer Garnison.

Das „Marine-Ver.Bl.“ veröffentlicht folgende Nath- rihten über Oen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunst daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ Kiel 27./5. d oststation: bis 5./6. Plymouth. Leßte Post aus Berlin am 5./6. Vormittags 11 Uhr 37 Min. Vom 5./6. bis 11./6. Gibraltar, vom 12./6. bis 22./6. Malta.) S. M. Kreuzer „Albatroß“ 17./2. Matupi 27./3. 11./4. Sydney 3./5. (Poststation: Sydney.) el. (Poststation: Kiel.) 6./9. 85 Kiel. (Poststation: Kiel.) , „Brummer“ 14./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) : . Knbt. „Cyclop“ leßte Nachriht aus Kamerun vom 13./4. (Poststation : Kamerun.) S. M. S. „Karola“ Kiel 17./5. 23./5. Plymouth 27./5. (Poststation: Gibraltar.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Drache“ 3./5. Bergen 6./5. (Poststation: Aberdeen [Schottland].) S. M. Aviso aaa 21./5. Wilhelmshaven. (Poststation : Wilhelmshaven.) S. M. S. „Friedrih Carl“ 27./4. Piraeus 7./5. 8./5. Smyrna 8./5. 9./5. Suda-Bay 11./5. 23./5. Zea 27./5. (Poststation: Malta.) S. M. Kreuzer „Habicht“ 23./3. Kapstadt 6./4. (Poststation: Kamerun.) S. M. S. „Hansa“ 27./1. Kiel 22./5. —” 30./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 29./1. Port Louis [Mauritius 12./5. Zan- Par, _(Poststation: Aden.) S. M. Knbt. „Jltis“ 8./5. atavia 13./5. (Poststation: bis 4./6. Aden, vom 5./6. ab ort Saïd.) S. M. Aviso „Loreley“ 17./5. Konstantinopel Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 15./3. Norfolk 28./4. 5./5. Bermuda 10./5. (Poststation: Queens- town gr iono)) S. M. Kreuzer „Möwe“ 5./3. Zan- zibar /3. 8,/4. Zanzibar. (Poststation: Aden.) S. M. S. „Moltke“ 30./4. Swinemünde. (Poststation: bis 3./6. Swinemünde, vom 4./6. bis 7./6. Kiel, vom 8./6. ab Swinemünde.) S. M. Brigg „Musquito“ 19./4. Norfolk 4./5. R: Queenstown [Frland].) S. M. Panzerfhrzg. „Müde“ 15./6. 85 Wilhelmshavèn. (Poststation: Wilhelms- haven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 5./5. Nagasaki. (Post- tation: Hongkong.) S. M. S. „Nixe“ 12./4. Kiel 17./5. 17./5. Edernsórde 20./5. 21./5. Neustadt in Holstein M

E N S adl . Punzrfhrzg. S. M

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27./5. Edernförde. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Pommerania“ 21./4. Kiel 16./5. 17./5. Burg a. F. 20./5. 20./5. Kiel 24./5. 25./5. Edernförde 29./5. Kiel. (F TREon. Déerasdada S. M. S. „Prinz Adalbert“ ./o. Eckernförde 21./5. Sonderburg 24./5. (Poststation:: bis 6./6. Kiel, vom 7./6. bis 14./6. Neustadt in Holstein, vom 15./6. ab Wismar.) S. M. S. „Sophie“ 2./4. Kiel 25./5. Flensburg 27./5. (Poststation: Kiel) S. M. S. „Stein“ 3./5, Kiel. (Poststation: bis 14./6. Kiel, vom 15./6. ab Heiligendamm.) S. M. Torpedoboot „Vorwärts“ Kiel 25./5. 27./5. Danzig. (Poststation : Danzig.) S. M. Knbt. „Wolf“ 15./5. Mestina 19./5. 24./5. Port Said 30./5. aren: Aden bis 4./6.; Singapore v. 5. bis 18./6.

. M. Torpedoboote 8 7, 8, 9, 11, 12 und 1310./5. ‘Kiel. (Nostsiation: Kiel.) S. M. Torpedoboote 8 1 bis 614./5. iel. Ry: Be) Kreu ergeshwader: S. M. Schiffe „Bismark“, „Gneisenau“, Wn 9./3. Auckland 10./4. (Poststation : Hongkong; für S. M. S. „Gneisenau“ Batavia [Java].)

Wiesbaden, 31. Mai. 5. Plenarsißung des Kom- munal-Landtages. Nah Verlesung der Protokolle der drei legten i ugen des Kommunal-Landtages, welche jeßt erst festgestellt sind, und nach Vertheilung der neuen Eingänge wurde in die Tagesordnung eingetreten Und zunächst der Be-

iht der Wegebau-:Kommission, das Wegebauwesen im Stadt.

Landkreise Frankfurt a. M. betreffend, vorgetragen. E; Diskussion E nicht statt und wurde der Antrag T tine mission einstimmig angenommen. Sodann wurde der Y. iht der Rehnungs-Prüfungskommission verlesen und Decharge für sämmtlihe Rechnungen beantragt und vom Landtag ge. nehmigt. Auf den Bericht der Geschäftskommission, {e treffend Bezirksstatuten, wurden dieselben in der Fassung, wi sie aus der Kommission hervorgegangen sind, angenommen. Die nächste Sitzung wird bejonders anberaumt werden.

_ Kassel, 1. Juni. Der Kommunal-Landtag hat in

seiner heutigen Sißung den Ober-Vorsteher von Schußbar enannt ilchling zum Vorsißenden und den Ober: ürgermeister Weise zu Kassel s stellvertretenden Vor: sißenden durch Akklamation gewählt.

Oesterreih-Ungarn. + Wien, 31. Mai. (Wn. Abdp,) Heute waren abermals beide Häuser des Reichsraths ver: jammelt. Das Herrenhaus erledigte die auf der Tages: “iee s gewesenen Verhandlungsgegenstände ohne Debatte im Sinne der Kommissionsanträge. Das Abgeordnetenhaus seßte die Spezialdebatte über die Unfallversicherungs- Vorlage fort.

Die liberale Partei des ungarischen Reihs- tages verhandelte gestern über die vom Magnaten- hause beschlossenen odifikationen an den Juriz- diftionsvorlagen und pflihtete denselben bei. Dex Minister-Präsident von Tisza skizzirte sodann die Ant- wort, welche er dem Abg. Csanady auf dessen angekündigte N betreffs der Entfernung des Henzgi-

enkmals zu geben beabsichtigt. Die Antwort wurde unter O e zur Kenntniß genommen. Zugleih gab die

artei dem unerschütterlichen. Vertrauen und der Anhäng: lihkeit für den Minister-Präsidenten Ausdruck.

1. Juni. (W. T. B.) Jn dexr heutigen Sigzung des Abgeordnetenhauses theilte der Präsident mit, daß die auf heute anberaumte Sigzung des Zollausschusses nitt stattfinden werde.

Schweiz. Bern, 1. Juni. (W. T. B.) Der Bundes- rath hat bei der Bundesversammlung eine Revision der Bundesverfassung in der Richtung beantragt, daß die Geseßgebung über den Shuß der Erfindungen auf industriellem und landwirthschaftlihem Gebiet sowie der Muster und Modelle dem Bunde übertragen werde.

__— 2. guni. (W. T. B.) Der Bundesrath beantragt bei den Nes Räthen, die nachgesuhte Konzession für den Bau einer Eisenbahn durch den Großen St. Bernhard (Col de Ferret) niht zu bewilligen, um den anderweitigen Alpenbahnprojekten im Kanton Wallis nit zu präjudiziren.

Großbritannien und Jrland. London, 1. Juni. (W. T. B.) Jn einem heute stattgehabten Meeting von Anhängern Hartingtons beschlossen 58 von den an- wesenden 60 S gegen die zweite Lesung der Homerule-Bill zu stimmen. Etwa 20 dieser Deputirten hatten dem gestrigen Meeting von Anhängern Chamberlains beigewohnt.

Das Unterhaus seßte heute die Berathung der irischen Verwaltungsbill fort. Chamberlain erklärte: er würde für eine abstrakte Resolution zu Gunsten des Home-Rule ge- stimmt haben, müsse aber gegen die zweite Lesung der Bill stimmen, weil nach der Erklärung des Premiers Gladstone das Haus sih sonst verpflichten würde, für eine spätere ähnliche Bill zu stimmen. Vor Allem müßten die Suprematie und die Autorität des Reichsparlaments, sowie die Reichseinheit ge bleiben. Diese würden durch die Bill zerstört. Die Auflösung des Parlaments sei kein Schreckten für M denn er glaube, die unionistische Majorität werde aus den Neuwahlen gestärkt hervorgehen. Der Schaß- kanzler Harcourt äußerte: die irische Verwaltungsbill könne zwar dur die Kombination der Parteien zerstört werden, dies werde aber nicht geschehen können mit dem Prinzip der Bill, das die Mehrheit der Liberalen billige und welches die Mehrheit des Landes sanktioniren werde. „Was uns betrifft, sagte der Redner, so werden wir stets, mögen wir uns im Amte oder in der Opposition befinden, die traditionelle Politik der Tory: partei gegen Jrland bekämpfen.“ Mr. Gladstone erklärte: die Regierung würde es vorziehen, wenn die Abstimmung über die Bill am nächsten Freitag erfolge; sie wolle aber keine Pression ausüben, falls die Liberalen wünschen sollten, die Debatte zu verlängern. Die Berathung wurde hierauf bis zum Donnerstag vertagt. /

Das Oberhaus nahm die irische Waffenbill in s und dritter Lesung und \{ließlich in definitiver

bstimmung an und genehmigte die Bill, betreffend die schottischen Kleinbauern, in dritter Lesung.

_Fraunkreih. Paris, 1. Juni. (W. T. B.) Der Ministerrath hat in einer heute Vormittag abgehaltenen Sizung ih über die Erklärungen geeinigt, welche heute Namens des Kabinets vor der Kommission für die Vorbe rathung der Vorlage über die Ausweisung dét! Prinzen abgegeben werden sollen. Dem Vernehmen nah wurde ein Einvernehmen dahin erzielt, daß dié Ausweisung der Prätendenten der direkten Linie auf legi? lativem Wege erfolgen und daß der Regierung das Recht z- stehen solle, den übrigen Prinzen den Aufenthalt in Frank reih zu gestatten oder zu versagen. Die egierung solle indessen hinsichtlih dieses Gesezentwurfs nicht die Jnitiative ergreifen, sondern denselben annehmen, falls die Kommission ihn vorschlage. :

Die Deputirtenkammer berieth in ihrer heutigen Sigung darüber, ob der Antrag Mithhelin-Planteau (Fntransigenten), welcher die Abschaffung des die BVe- ziehungen zwishen Staat und Kirche regelnden Gese es vom Jahre 1802 fordert, in Erwägung zu zieye! sei. Der Kultus-Minister Goblet wünschte eine rathung, um die Ansichten des Landes kennen zu lernen. wurde au mit 296 gegen 250 Stimmen beschlossen, den An trag in Erwägung zu ziehen. Die Kammer vertagte sid

darauf bis Montag, ; _— uni, Abends. =(W. T. B.) Jn der heutige" Sißung dek Kommission zur Vorberathung der Bor lage, betreffend die Ausweisung der Pr nzen, g" der Conseils-Präsident de Freycinet eine den in den heutigen Ministerrath gefaßten [üssen analoge Sl lärung ab. Hr. ‘de Freycinet betonte: es sei keine 1 mittelbare Gefahr vorhanden und auch fkein gewa!“

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rinzen zu fürchten, aber die Haltung Drs 1 solhe, daß sie die Feinden der Re- Er (der Minister)

j ritt der "0 linen im Ame nen sei eine Meinung beunruhige und den

¿ik einen Vereinigungspunkt biete.

it die allgemeine Ausweisung der Prinzen, aber er sbereit sofort die wirklichen Prätendenten und die Deszen-

tezá der direkten Linien, d. h. den Grafen von Paris und ae Söhne, sowie den Prinzen Napoleon und dessen Sohn or, auszuweisen. Jn _ parlamentarischen Kreisen wird enommen, daß die Kommission wahrscheinlich den im Minister- d gefaßten Beschluß annehmen werde, d. h. obligatorische n der direkten Prätendenten und fakultative Aus- isung der übrigen Prinzen. erbien. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge ritt 40s serbische Tabadck-Monopol am 1. Zuli a. St. (13. Zuli n. St.) in Wirksamkeit; am gleichen Tage beginnt auch die Thätigkeit der serbischen Monopolgesellschaft._

Bulgarien. Sofia, 1. Juni. (W. T. B.) Nach den nunmehr vollständig vorliegenden Resultaten der Wahlen in Ost-Rumelien sind von 89 Deputirten 10 Gegner der Regierung, 20 von unbestimmter Parteistellung und die übrigen Anhänger der Regiernng. Die Kammer wird demnächst zu-

sammentreten.

" Amerika. New-York, 29. Mai. (A. C.) Die

Verurtheilung Most s und der anderen beiden Sozialisten

|erregt allgemeine Befriedi us Alle Zeitungen enthalten en

“Arten von

immende Artikel und drü die Hoffnung aus, daß der uf des Prozesses die Wirkung haben werde, alle Agitatoren von mordbrennerischen Reden zurüd- zuhalten. Der Urtheils\spruch wird in der nächsten Woche gefällt werden, und es wird wahrscheinlih das äußerste Straf- maß, ein Jahr Gefängniß und eine Geldstrafe von 100 Doll., ur Anwendung kommen. Jn Chicago sind 22 Aufrührer in Anklagezustand versezt worden, und es wird die Ver- urtheilung fast aller mit Sicherheit erwartet.

Ausgang

Zeitungsstimmen.

Jn der „Deutschen volkswirthshaftlihen Cor- respondenz“ lesen wir über Hamburg und den Zollanschluß : . Heute hat man \sich thatsählich in Hamburg in den Gedanken an den bevorstehenden Zollanshluß bereits vollständig hineingelebt, und es liegen offizielle Publikationen in reihliher Anzahl vor, welche be-

/ funden, daß man keineswegs mehr mit Furcht, sondern mit den freu- ' digsten Hoffnungen der kommenden pit entgegensiecht. Noch jüngst hob

der Bericht über „Hamburgs Handel im Jahre 1885“ hervor, daß die dur den Zollanschluß Hamburgs bedingten Bauteu ihren planmäßigen Fortgang nähmen und die Hoffnung berechtigt erscheinen ließen, daß die großartigen Anlagen dem Hamburger Handelsplatßze die Aufrecht- erhaltung seiner hervorragenden Stellung auf die Dauer sichern würden. Man erkenne dort denn auch gern und unumwunden an, daß die Machtentfaltung des Deutshen Reichs nach Außen und Innen einen großen nationalen Aufschwung bewirkt habe, der von den weit- tragendsten \egensreihen gden auch für Handel und Verkehr fei. Dies lasse sich niht nach den Erfolgen oder Mißerfolgen einzelner Jahre ermessen; Jahrzehnte müßten zur Vergleichung herangezogen werden, und dann werde man an der fortschreitenden Wohlfahrt der tunen Nation nicht zweifeln können. Scließlih heißt es: „Bei derselben zu seinem Theil kräftig mitzuarbeiten, wird der Hambur- gishe Handelsstand stets für seine Pflicht erachten.“

Es ist von nit geringem Interesse, die Gestaltung des Ham- n Geschäftslebens während der jetzigen Uebergang8zeit zu beobahten. Man findet hierbei nämlich alles das, was von unserer Seite hon so oft über die wirthschaftlihe Lage und die realen Interessen Hamburgs gesagt worden ist, vollauf bestätigt. Zunächst is hervorzuheben, daß, und zwar gerade im Hinblick auf die in Aussiht stehende Zollvereinigung und die zur Ermöglichung derselben auszuführenden großartigen Neu- anlagen, der Unternehmungsgeist entshieden wächst. Neue Verbin- dungen, neue Schiffahrtslinien, neue Kapitalanlagen entstehen und bereiten sih vor; ja man ist sogar geneigt, die Wirkungen der Zoll- vereinigung in dem Maße im Voraus zu berehnen, daß sich starke Lust zeigte, die erforderlihen Ausführungen bedeutend über den nöthigen, bezw. vorgeschriebenen Umfang hinaus vorzunehmen. Andererseits aber tritt die oftmals behauptete T ctne: daß das jeßige Hamburgische Geschäft viel zu sehr eigentlich ein Gelegenheits- geshäft sei und des inneren Halts zu sehr entbehre, immer noch deut- lih zu Tage. Befand sih der Gesammtumsaß aub zwar in den leßten Jahren noh in erfreulihem Aufschwunge, \o entfiel do ein unverhältnißmäßiger Theil hiervon auf einen Verkehr von immerhin etwas zweifelhaftem Charakter, nämlich auf den Verkehr mit England. Das vielbeklagte Verhältniß, daß Hamburg unseren Be- darf an Kolonialwaaren nicht direkt befriedigt, sondern dem englischen Vermittelungsge\chäft eine große Quote des Gewinnes läßt, ist auch bis heute noh fast unverändert geblieben; während doch deutlich er- sihtlih ist, daß auch der gesammte unmittelbare Verkehr mit den Ursprungsländern sehr wohl zu bewerkstelligen wäre. Man muß in dieser Lug noch das Beste von der Zukunft hoffen. Sehr be- merkenswerth ist dem gegenüber der erfreulihe Aufschwung, den neuer- L der Wasserverkehr mit Hamburg auf der mittleren und unteren Elbe genommen hat. :

Man muß es anerkennen, daß Hamburgs Kaufmannschaft sich ohne Kleinlichkeit in die neue Lage und in die Gestalt, die sie nun- mehr ihren Zukunftshoffnungen geben muß, hineingefunden hat. ae Hamburg, die kosmopolitishe Stadt, sondern Hamburg, der deutsche Goßbafen, ist das Losungswort der Zukunft; die Hamburger haben 10) dasselbe \{hnell genug angeeignet, dafür mag denn manehes Frühere der Vergessenheit überantwortet werden ! ;

Der „Hamburgische Korrespondent“ bemerkt:

Die „Nationalliberale Correspondenz“ hat niht unrecht, wenn

sie namentli Hrn. Richter Schuld giebt, daß er mit seiner Ma und gegen seine eigene, lange Zeit mit Nachdruck vertheidigte Ansicht verstoßenden unbedingten Opposition gegen eine höhere Besteuerung es Branntweins eine sih in mäßigen Grenzen haltende Reform der Branntweinsteuer unmöglih gemacht hat. Sie schreibt: i 2 , „Es konnte seit geraumer Zeit keinem Menschen mehr zweifelhaft sein, daß ih eine stärkere Besteuerung des Branntweins in irgend ‘welcher Form auf die Dauer niht mehr werde abweisen lassen, daß le von den meisten urtheilsfähigen Männern und den weitesten Kreisen es Volkes als durchaus zweckmäßig und nothwendig anerkannt wird. nter diesen Umständen konnte es die Aufgabe einsichtiger und wohlmeinender Volkswirthe und Politiker nicht mehr sein, jede höhere Besteuerung dieses Gegenstandes abzuwehren, denn das wird heute niht mögli sein, auch- wenn für den Augenblick das ese noh einmal \{eitern sollte; sondern es konnte nur die Aufgabe sein, die Reform auf Wege zu leiten, auf denen sie mögli \{onend, erecht und rationell ins Werk geseßt werden könnte. Das wäre ins- pöhlverstandene Aufgabe der It es

bigen Erörterung der Angelegenheit aber l en des Publiduns. sich von Herrn Richter in eine tolle itation hineinheßen lassen, die in ihrer maßlosen Uebertreibung und vollständigen Negation ganz un- bere s und unverständig war, praktisch gar nichts genüßt, sondern nur abschreckend M und cinem befriedigenden Verlauf der Sache hadet hat. Wenn si jeßt das agrazisde Interesse mehr als ge- ührlih und wünschenswerth in den Vordergrund drängt, so trägt

esondere auch die wesen. Statt einer Li haben sie und große Ma

dafür einen großen Theil der Verantwortlihkeit die unverständige und leidenshaftlihe Behandlung, die dem Gegenstand von Seiten der Richtershen Agitation zu Theil geworden ift. Auf solhe Weise wird die Branntweinsteuerreform niht dauernd abgewehrt, sondern es wird nur eine \{onende, vorsichtige und gerechte Lösung der Frage erschwert oder verhindert.“

Diëè „Elberfelder Zeitung“ äußert zur „Be- triebseröffnung der subventionirten Dampferlinien“:

Nur noch eine kurze Spanne Zeit, ungefähr vier Wochen, trennen uns von dem Zeitpunkte, an dem die subventionirten Dampferlinien eröffnet werden und der erste Dampfer Bremen verlassen wird. Der 30. Juni ist bekanntlich der Termin, an dem die Fahrten beginnen werden. Ein Jeder wird sich noch der {weren Kämpfe er- innern, die geführt werden mußten, um dem Plane, der jeßt der Realisirung nahe ist, zum Siege S

zu verhelfen. Es waren Zeiten hohgradiger Erregung, in denen ungeachtet der heftigsten Opposition der Freisinnigen und der Freihändler die Subventionirung der Dampferlinien bewilligt wurde, um damit der deutschen Industrie die Sbladgree Ost-Asiens und Australiens leihter zugänglich zu machen, Die Industrie sah damals schon ein, welch ein Vortheil ihr damit gewährt wurde; und mit immer wahsendem Interesse und au in gegnerisen Kreisen um sich greifendem Verständniß der großen Aufgabe, die die deutshe Industrie im fernen Orient dur die Hülfe dieser Verbindungswege erfüllen soll, hat man die weitere Entwickelun des Unternehmens verfolgt. Es wurden vielfach Zweifel laut, ob au die Ausführung des Planes den Intentionen des Geseßgebers ent- sprehen würde, ob si in der praktischen Ausführung nicht vielleicht Schwierigkeiten zeigten, die den beabsihtigten Zweck illu'orisch machen fönnten. Jett, nahdem nun der Fahrplan u. \. w. vorliegt, muß man zu dein Urtheil kommen, daß au dieser Theil der Ausführung VOraTe Es gelungen zu sein sheint, und daß er die besten Erfolge ver]PÞrî A

Es ist nun nicht ausgeschlofsen, daß sih \päter noch einige Mängel in der Organisation des Verkehrs herausstellen werden, der Plan ift aber jedenfalls mit großer Umsicht und Vorsicht festgeltellt ; und so kann denn die deutsche Industrie voller Hoffnung auf den 30. Juni blicken, der vielleicht eine neue Aera in der deutshen Gewerbe- thätigkeit erschließt, von der wir hoffen wollen, daß sie eine erfolg- und fsegensreiche sein möge.

Marineverordnungsblatt. Nr. 11. Inhalt: Größen- maße des Schuhzeuges. Aerztlihe Ausrüstung S. M. Schiffe 2c. Friedens-Geldverpflegungs-Reglement. Normalrollenbücher. M Dian preise Sculverzeichnisse. Cylindershmieröl. Schiffs-

ücherfisten. Geruhlo8machen der Latrinen an Bord durch Theer- firniß. Proviantlieferungs-Verträge. Lieferungsverträge. Frachtkosten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Beilage zum „Marine- Verordnungs - Blatt“ Nr. 11: Sta- tistisher Sanitätsbericht Über die Kaiserlich Deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1883 bis 31. März 1885.

Statistische Nachrichten.

Dem Bericht über die Geburten in München wäh- rend des Jahres 1885 im Vergleih mit den Vorjahren entnehmen wir folgende Daten : i

Im Jahre 1885 wurden im Münchener Stadtgebiete 8850 Kinder lebend geboren und zwar

4633 Knaben 52,35 (51,84) % 4217 Mädchen 47,65 (48,16) ,„ 6183 in der Ehe = 69,86 (71,30) 2667 außer der Che = 30,14 (28,70) ,„

Das Jahr 1885 bleibt hiernach in der Gesammtzahl hinter. den lestorangenongeres aht Jahren zurück und erhebt sich nur über das erste Jahr der zehnjährigen Frist. Die Knabenzahl ift 1885 größer, als sie in diesem ersten Jahre und außerdem in den Jahren 1880, 1882 und 1883 war, die Mädchenzahl dagegen ist 1885 kleiner als in den neun vorausgegangenen Jahren. Das Gleiche gilt von der Zahl der ehelih geborenen Kinder, während die Zahl der außerehelih ge- borenen 1385 höher steht als in irgend einem der Vergleichjahre.

Gegen das unmittelbare Vorjahr hat sich 1885 die Zahl der lebendgeborenen Kinder überhaupt um 257 gemindert = 2,82 9/6, jene der Knaben um 88 = 1,86 9%, jene der Mädchen um 169 = 3,85 9%, jene der chelihen Kinder um 310 = 5,01 9/0, während jene der außer- ehelihen um 53 = 2,03 9/ gestiegen ist. :

Die letzten zehn Jahre ergeben für den Prozentantheil der Knaben

folgende Zahlen:

1876 60,89 1881 51,40

1877 50,88 1882 50,94

1878 50,86 1883 51,04

1879 51,11 1884 51,34

1880 50,95 1885 52,35. R wet also weitaus den höchsten Prozentantheil in der ganzen

rist nach.

6 Im Durchschnitte des ganzen Jahrzehntes, in welhem 46 206 Knaben und 43 996 Mädchen, zusammen 90 202 Kinder lebend geboren wurden, beträgt der Antheil der Knaben 51,23 9/0.

Der Antheil der Knaben an der Gesammtzahl der Geburten ohne Aus\cheidung zwischen lebend- oder todtgeborenen Kindern war 1885 höher als in irgend einem der Vergleihjahre, jener der Mädchen dem- entsprechend geringer; ebenso war der Antheil der ehelichen Kinder 1885 kleiner, jener der außerehelichen größer als in der ganzen Ver- gleichfrist. :

Auch der Prozentsaß der außerehelichen unter den lebend- geborenen Kindern ist 1885 höher als in irgend einem der Vergleich- jahre, wie die folgende Uebersicht zeigt:

1876 25,65 1881 28,65 1877 26,08 1882 29,16 1878 26,41 1883 28,78 1879 26,23 1884 28,70 1880 28,23 1885 30,14

Die Zahl der Eheschließungen war

1876 2067 1881 1637 1877 1947 1882 2032 1878 1902 1883 1843 1879 1621 1884 1887 1880 1765 1889 1989 j

Sie hat in der ganzen- Vergleichfrist nie so hoh gestanden wie im Jahre 1885, mit einziger Ausnahme der Jahre 1876 und 1882, in wel leßterem (ohne Zweifel infolge der ersten Wirksamkeit des Gesehe gegen das außerehelihe Zusammenleben) in außergewöhn- lih boher Zahl Ehen ges{chlo}sen wurden. /

Von den 2753 außereheliben Kindern waren 56 Zwillinge, so daß also 2725 außerehelihe Mütter in Betraht kommen. avon waren 2575 unverheirathet, 137 verwittwete und 13 geschiedene Frauen, in Prozenten 94,49, 5,03, 0,48; ferner 2526 Katholiken, 196 Pro- testanten und 3 Israeliten, in Prozenten 92,70, 7,19, 0,11; 51 in München und 2206 auswärts beheimathet, in Prozenten 19,05 un eben edi Vergleich mit den Vorjahren ergiebt sh in nachstehender

ebersicht :

Wie die Gesammtzahl der außerchelihen Mütter 1885 größer ist als in irgend einem der Vergleichjahre, so ist dies auch der Fall in Bezug auf ledige und geschiedene, auf Protestanten und auf die auswärts beheimatheten. Die Zahl der elegen Wittwen war 1881 und 1882 je um eine größer, gee der betheiligten Katholiken 1882 um 15, die der Israeliten 1879 um eine größer, in drei anderen Jahren gleich der leytjährigen Zahl, die der hier beheimatheten 1882 um 13 größer. Ö Todtgeboren wurden im Jahre 1885 267 Kinder, 149 Knaben und 118 Mädchen, 181 in, 86 außer der Che. W

Gegen das unmittelbare Vorjahr weist 1885 dur “geringere Zahlen nah; insbesondere ist jene der außerehelihen Todtgeburten be-

trähtlich gesunken. Die zehnjährigen Reihen zeigen insgesammt [eb- hafte Schwankungen pon Mehrung und Minderung. Die f fammtzahl der Todtgeborenen war in dicser Reihe fünfmal höher als 1885 und zwar in den Jahren 1876 und 1877, 1881, 1882 und 1884. Von je hundert im Jahre 1885 zum katholischen Bekenntnisse angemeldeten neugeborenen Kindern waren 31,32 außerehelich, von je hundert protestantischen 22,46, von je hundert israelitischen 3,37. Unter den besprochenen Geburten des Jahres 1885 finden \ih 105 Zwillinggeburten und zwar 77 in der Ehe und 28 außer der Che. In der Ehe waren in 27, außer der Ehe in 4 Fällen die Zwillinge Knaben, in der Ehe in 15 und außer der Cbe in 14 Fällen Mädchen, in der Che in 35 und außer der Che in 10 Fällen Knaben und Mädchen. Von den 210 Zwillingkindern waren 151 in und 53 außer der Ehe lebend-, 3 in und 3 außer der Ehe todtgeboren, und zwar in der Che 87 Knaben und 64 Mädchen lebend, 2 Knaben und 1 Mädhhen todt, außer der Ehe 15 Knaben und 38 Mädchen lebend und 3 Knaben todt. i: Von je hundert im Jahre 1885 zum fkatholishen Bekenntnisse angemeldeten neugeborenen Kindern waren 3,14 todtgeboren, von je hundert protestantishen 1,25. j Die Nr. 361 der „Mittheilungen der Großherzogli ch hessischen Centralstelle für die Landesstatistik (Matheft) enthält: Verkehr bei den Telegraphen-Anstalten des Großherzogthums Pera 1884 und 1885. Dienstliche Arbeiten der Großherzoglichen teuerkommissariate 1884—85. Schiffs- 2c. Verkehr im Hasen bei ainz 1885. —- Vorläufige Ergebnisse des Betriebs der Eisenbahnen Februar 1886. Scülerzahl in den Präparanden-Anstalten des Großherzogthums Hessen 1885—86. Vergleichende meteorologische Beobachtungen März 1886. Muthungen und Belehnungen im Großherzogthum Hessen 1885. Anzeige.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von Dr. Georg Eger's „Handbuch des preußischen Eisenbahnrechts“ sind in J. U. Kerns Verlag (Mar Müller) in Breslau bis jeßt 2 Lieferungen (VII1, 192 S.) erschienen. Dieselben enthalten von den 12 Abschnitten, in welhe das Werk zerfällt, die 3 ersten (Einleitung: Begriff der Eisenbahn und des Cisenbahnrechts ; System, Literatur und Quellen. Verhältniß der preußischen Eisen- bahnen zum preußischen Staate und zun Deutschen Reihe. Gründung der preußishen Staats- und Privatbahnen) vollständig und vom 4. Ab- nitt (Organisation der preußischen Staats- und Privat-Eisenbahnen) den 8. 17 (die Organisation der preußishen Staats-Eisenbahnen) fast vollständig. Bekanntlich geht des Verfassers Absicht dahin, in feiner Schrift die Normen des preußischen Cisenbahnrehts in thunlichst gedrängter, klarer und übersichtliher systematisher Form und Fassung zur wissenshaftlihen Darstellung zu bringen, und in der That ift ihm dies, soweit sich auf Grund der bis jeßt vorliegenden Theile des Werkes ein Urtheil fällen läßt, durchaus gelungen.

Bibliotheca Hassiíaca. Repertorium der landes- fundlichhen Literatur für den Königlich preußischen Re- gierungsbezirk Kassel. Bearbeitet von Dr. Karl Atcker- mann. Erster Nachtrag. Kassel. Verlag von Ferd. Keßler. 1886. Die günstige Aufnahme, welche die vor zwei Jahren heraus- gegebene erste Zusammenstellung der auf dem Gebiete der Landeskunde des früheren kurhessishen Staates und der anstoßenden Landestheile von Hessen-Darmstadt, Nassau, Bayern, Waldeck 2x. ershienenen Ar- beiten in Fachzeit]chriften wie in der heimathlichen Presse gefunden hat, ferner die vielfache entgegenkommende Unterstützung durch Freunde der Sache hat den Verfasjer veranlaßt, in vorliegender Schrift die Arbeit fortzusezen. Das Ergebniß eines zweijährigen weiteren Sammelns, vermehrt dur zahlreiche Beiträge von Seiten hessischer Gelehrter, liegt in diesem ersten Nahtrag mit ungefähr 700 Nummern vor. In ausgiebigem Maße is hierbei die Landesgeschichte heran-

ezogen, die eigentlihe politishe Landesgeschichte, Regentengeshite, 5 efanas-; Rechts- und Kriegsgeschichte dagegen durhweg nicht be- rüdsihtigt worden. Die Anordnung ist natürlich dieselbe geblieben, wie die in dem früher erschienenen Theile. Wir verweisen in diefer Beziehung auf die dort S. 7 sowie im Reihs- und Preuß. Staats- Anzeiger, 1884 17. Juli, Nr. 166, wo die frühere Arbeit überhaupt eingehend besprochen worden, gegebene Inhaltsübersiht. Die in dem vorliegenden ersten Nachtrage gelieferten Ergänzungen betreffen fast \ämmtlihe Abtheilungen, und zwar: A. Natur: 2. Bodenkunde (Geologisches inkl. Bergbau, Höhenmessungen, Landesvermefsfungen), 3. Hydrographie (Flüsse und Bäche, Balneologie, d. i. die einzelnen Mineralquellen), 4. Klima, eins{chl. Meteorologie und Phänologie, 5. Pflanzenverbreitung, 6. Thierverbreitung; B. Bewohner: 1. Be- völkerungsstatistik und Gesundheitsverhältnisse, 2. wissenschaftliche. Kultur (Landwirthschaft, Forstwirthschaft, Jägerei und Fischerei, Verkehrs- wesen, Industrie, Handel und Gewerbe, Münzverhältnisfe), 3. geistige Kultur (Religions- und Kirchenwesen, Schulwesen, Wissenschaft und Kunst), 4. Volksthümliches (Sagen, Märchen, Aberglaube, Sitten, Gebräuche, Trachten, Bauart und Einrichtung der Häuser, Mund- arten, Volkslied), 5. Allgemeingeschihtliches (Ethnographie im Sinne der Herkunfislehre der Bewohner, Gau- und Territorialkunde, Orts- namen und Wüstungen) ; C. eigentlihe Landeskunde: 1. Gesammthessen oder größere Theile, 2. Einzelne Orte. Am Ende des Nachtrages ist sowohl für die erste, wie für die vorliegende Zusammenstellung ein alphabetisches Sachregister angefügt, welhes den Gebrauch der Schrift wesentlich erleihtern dürfte. i

„Charafkterbilder aus der neueren Geschichte Italiens“, von Alfred vonReumont. Leipzig, Verlag von Dundcker und Humblot 1886. 89%, S. VIII und 295. Preis 5 4. Der ge- diegenste und bewährteste Kenner in Deutschland von der Vergangenheit wie Gegenwart Italiens liefert hiermit wieder einen beahtenswerthen Beitrag zur näheren Kenntniß einzelner in dem gepriefenen Lande jenseits der Alpen maßgebend gewesener Persönlichkeiten während der leßten Dezennien. Die vorliegenden Lebensskizzen beruhen wie die „Zeitgenossen“ von- 1862 und die „Biographischen Denkblätter“ von 1878 weffntlich auf persönlichen Erinnerungen. Vorzugsweise Personen in hervorragender Lebensstellung, mit denen Reumont während der auf der Südseite der Alpen verlebten besten Lebensjahre in freund- \haftlihem Verkehr gestanden hat, sind Worte des Andenkens mit dem Streben nah Wahrheit und Billigkeit gewidmet, auch wo eigene Neigungen und Ansichten niht mit den ihrigen übereinstimmten. r zwei Nichtitaliener, von denen der Eine ein Brite, Rawdon Brown, Italien fein Leben und seine Thatkraft geweiht, der Andere, Karl n durch längeren Aufenthalt italienischen Einfluß erfahren

at, sind den Söhnen Italiens angereiht, denen fie im Leben nahe estanden haben. Die in 10 Abtheilungen getiserten anschaulichen Bilder \piegeln nicht nur treu die litterarische Eigenart Reumonts wieder, sie geben auch durhweg den vollständigsten Beweis von der umfassenden wie vielseitigen Kenntniß aller Verhältnisse Italiens. Wie vortrefflich sind beispielsweise die Zeichnungen von Land und Leuten in den verschiedenen Gebieten, wie unbefangen und geschichtlich treu die Erzählung der historischen E wie 6 over n und vorurtheilsfrei die Beurtheilung des politishen Entwickelungsganges SFtaliens! Das Bekenntniß strenggläubiger katholisher Gesinnung ist ja nur ein sicherer Ruhm für den berühmten Verfasser, welcher, ungeahtet begreifliher Vorliebe für die alten Zustände, doch bereits 1860 in dem „Leben der Gräfin Albany“, I, S. 330, anerkannte, „daß, abgesehen von allem revolutionären Schwindel und von den obligaten Fanfaren und maßlosen Uebertreibungen, neue ge aktoren wirksam geworden find im Leben und Fühlen des italienishen Volkes.“ Die wiederum in allen Einzelheiten überaus forgfältig ge- arbeiteten „Gedenkblätter“ geben eine feine und gewählte Darstellung von Carl Ludwig von Bourbon, Herzog von Lucca und Parma, vou Azeglio und Cavour, Bettino Ricasoli, von dem Philosophen und Staatsmann Teren:o Mamiani della Rovere u. v. A. der sichtlich eingehenden und perfönlih unbefangenen Darstellung von der Wirk- amkeit der Staatsmänner Azeglio, Cavour und Bettino Ricasoli eweist Reumont, das er auch ein Verständniß für die - an en besitzt, welche die politishe Einigung Italiens bez

ie Charakteristik von Karl Hillebrand, we ah gers Ü! standenen Sturmjahren der Jugend in . fein vielseiti | literarisches Schaffen ruhmvoll 1884 besch “den deutscheu