1886 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Jul 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Das Winter-Semester beginnt am 15, Oktober 1886. Pro- gramme sind durch das Sekretariat zu érhalten. Berlin, den 3. Juli 1886. Der Rektor der E R Hochschule: et.

Beta untmaGungen, die Unfallvercsiherung betreffend.

Berordnund;,

die Ausführung der Bestimmung in §. 109 Absaß 1 des Unfallversiherungsgeseßes vom 6. Juli 1884 für den Bereich des Bergbaues und derzugehörigen Aufbereitungsanstalten betreffend.

Zur Ausführung des 8. 109 Absay 1 des Unfallversiche- rungsgeseßes vom 6. Juli 1884 (Reichs-Gesebblatt Seite 69) wird unter Abänderung der in der Ausführungsverordnung vom 19. Juli 1884 („Deutscher Reichs-Anzeiger“ Nr. 173) ent- haltenen Bestimmungen, insoweit solche entgegenstehen, für den Bereich des Bergbaues und der zugehörigen Aufbereitungsan stalten Folgendes verordnet:

1) Unter der unteren Verwaltungsbehörde, sowie unter der Orts-Polizeibehörde ist das Bergamt zu ver- stehen. Das Bergamt ist ermächtigt, mit Wahrnehmung seiner diesfallsigen Zuständigkeiten die Berginspektoren als Organe (außerordentliche Mitglieder) desselben zu beauftragen.

2) Die höhere Verwaltungsbehörde is die Kreis- hauptmannschaft Dresden.

Dresden, am 31. Mai 1886.

Die Königlich sächsishen Ministerien des Jnnern und der Finanzen. von Nostiz-Wallwiß. von Könnerißt.

Nichtamlliches. Deutsches Nei cch.

Preußen. Berlin, 19. S E MAetat der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Nachmittag 1 Uhr in Begleitung Sr. König- lichen Hoheit des Großherzogs von Baden mittels Dampfers nah Friedrihshafen, um Sr. Majestät dem König von Württemberg einen Gegenbesuh zu machen, und kehrten um 5 Uhr im besten Wohlsein nah der Mainau zurü.

Gestern Nachmittag 1 Uhr erfolgte die Abreise Sr. Majestät über Lindau nach Augsburg.

__ Nachmittags 4 Uhr trafen Allerhöchstdieselben in Lindau ein und wurden am Bahnhof, auf welchem die Kriegervereine, die Feuerwehr und die Shulen Aufstellung genommen hatten, von den Spitzen der Behörden empfangen. Die zahlrei an- wesende Menschenmenge begrüßte den Kaiser mit enthusiastischen Kundgebungen.

Um 4 Uhr 40 Minuten erfolgte die Weiterreise Sr. Majestät und Abends 81/2 Uhr die Ankunst in Augsburg.

Auf dem festlih geschmüdckten Bahnhof in Augsburg wurden Se. Majestät von dem Vertreter des Regierungs- Präsidenten, dem Divisions-General, dem Bürgermeister, den Vertretern der Stadt und zahlreihen Mitgliedern der staat- lichen und kirchlihen Behörden feierlih empfangen; auch der preußische Gesandte in München mit den Mitgliedern der Gesandtschaft war zum Empfange anwesend.

_Se. Majeftät der Kaiser nahmen die Begrüßung der Er- angen entgegen und begaben Sich sodann in einem vier- pännigen Königlichen Galawagen unter den stürmischen Fubel- rufen der dicht gedrängten Menschenmassen, welche die mit Flaggen und Masten geschmüdckten und reih illuminirten Straßen füllten, nah dem Hotel „zu den drei Mohren“. Infolge der nicht enden wollenden Hochrufe der vor dem Hotel versammelten Volksmassen traten Se. Majestät auf den Balkon und dankten, Sih nah allen Seiten verneigend. Sodann nahmen Allerhöchstdieselben mit dem nächsten Gefolge das Ta ein und zogen Sich hierauf in das Schlafgemahh zurüd.

Heute Morgen nahmen Se. Majestät der Kaiser mehrere Vorträge entgegen und begaben Sih um 10 Uhr unter be- geisterten Hochrufen der dichten Volksmenge durch die reih mit Fahnen und Laubgewinden geshmückten Straßen, in denen die Feuerwehr und die Kriegervereine Spalier bildeten, nah dem Bahnhof, von wo um 10!/, Uhr mittelst Sonderzuges die Abreise nah München erfolgte.

Um 11/2 Uhr trafen Se. Majestät in München ein und wurden auf dem reichgeschmückten Bahnhof von Sr. König- lichen Hoheit dem Prinz-Regenten sowie sämmtlichen Mit- gliedern des bayerischen Königshauses, den obersten Hofchargen O Ha L A eringe, Se. Majestät ait ayeri]che Uniform, während der Prinz-Regent p i Uniform angelegt hatte. i E Daa

Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich gestern Vormittag zum Gottesdienst nah Eiche.

An der Tafel im Neuen Palais nahm Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen Theil.

Abends waren mehrere Personen zum Souper geladen.

Fn der am Sonnabend, den 17. d. M., unter dem Vorsiß des Königlich bayerischen Gesandten Grafen, von Lerchen- feld-Köfering, N Plenarsizung des Bundesraths wurde über die Ausführungsbestimmungen zu dem Geseß über die Besteuerung des Zuckers sowie über die Zollbehand- lung mehrerer Gegenstände Beschluß gefaßt.

__— Das Eigenthum der contrebandirten Gegen- stände, welche der Konfiskation unterliegen, geht nah §. 156 des Vereinszollgeseßes in dem Augenblick, wo dieselben in Beschlag genommen worden sind, auf den Staat über. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, durh Urtheil vom 4. Mai d. J. ausgesprochen : Dieses Eigenthum des Staats ist ein resolutiv bedingtes, d. h. es entfällt wieder, wenn in dem geordneten erfahren festgestellt wird, daß ein Zollvergehen niht begangen, die Bes Pp ne zu Unrecht erfolgt ist; neben dem mit der Lee Piedene begründeten sofortigen Eigenthums- übergang aber bestehen die Wirkungen der Beschlagnahme fort. Werden demnach yon dem Zolldefraudanten die beshlagnahm- ten Gegenstände der Behörde wieder weggenommen in der Meinung, daß diese Gegenstände noch sein Eigenthum bilden,

(wegen Mangels eines auf den Diebstahl bezüglihen Dolus) nur wegen Entziehung der beshlagnahmten Waare aus der Verstrickung (8. 137 Str.-G.-B.) zu bestrafen.

Jn neuerer Zeit hat die Auslegung der Bestimmungen über die den Medizinalpersonen als Sachverständigen für Abwartung gerichtliher Termine zu ge- währenden Vergütungen bei gerichtlichen Entscheidungen zu Zweifeln Anlaß gegeben. Der Justiz-Minister hat deshalb unterm 7. d. M. den nachstehenden, hierüber von dem Straf- senat des Kammergerichts am 22. September 1881 erlassenen Beschluß zur Kenntniß der Justizbehörden gebraht mit dem Bemerken, daß das Kammergericht dauernd an der in dem Beschluß entwickelten, von dem Justiz-Minister als zutreffend erahteten Auffassung festgehalten habe.

Zugleich sind die Justizverwaltungsbehörden angewiesen worden, diejer Auffassung gemäß in den N zu verfahren, in welchen ihnen die Festseßung der Gebühren der Medizinal- personen und die Entscheidung Über die dieserhalb erhobenen Beschwerden zusteht.

BL\G l ß;

Der Strafsenat des Königlihen Kammergerichts hat in seiner Sißung vom 22. September 1881 die Beschwerden der . ... als unbegründet zurückgewiesen.

Beide Sachverständige beschweren sich über die Beschlüsse der Strafkammer IIT des Königlichen Landgerichts T hierselbst, durch welche in den Straffachen wider . die Monita des Rechnungsrevisors für begründet erahtet, und sie die Sachverständigen aufgefordert sind, die nah denselben überhobenen Gebühren zurückzuzahlen. Die Sachverständigen siud der Ansicht, daß bei Berehnung der Dauer eines Termins auc die Zeit mit in Anrechnung gebraht werden muß, welche sie für den Hin- und Rückweg zu dem Termine aufgewendet, während der Revisor und mit ihm die Strafkammer nur die wirkliche Dauer des Termins vergütigen wollen.

Der leßten Ansicht muß beigepflihtet werden. Nach §. 3 des Gesetzes vom 9. März 1872, welhes nah §. 13 der Gebührenordnung vom 30. Juni 1878 in den vorliegenden Fällen die allein maßgebenden Vorschriften enthält, erhalten die Medizinalbeamten für Abwartung eines Termins 2 Thaler, und sofern der Termin über 3 Stunden dauert, für jede folgende ganze oder angefangene Stunde 15 Sgr. Die klare und bestimmte Fassung dieser Vorschrift läßt nur die Aus- legung zuläffig ersheinen, daß die Gebühren nach der wirklichen Dauer des Termins zu berechnen sind, und bietet gléich den übrigen Bestimmungen des Gesetes keinen Anhalt dafür, daß jener Dauer auch die Zeit hinzugerechnet werden soll, welche der Medizinalbeamte auf den Weg zum Termine verwendet hat.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath: Königlich bayerischer Ober-Negierungs-Rath Schmid1konz, Königlich sähsisher Geheimer Finanz-Rath Golz, Königlich württem- bergischer Ober-Steuer-Rath Fischer, Großherzoglich hessischer Ministerial-Rath von Werner, Großherzoglich mecklenburgi- scher Ober-Zolldirektor Oldenburg und Kaiserlicher Ober- Regierungs-Rath Hauschild, Kommissar der Landesverwal- tung für Elsaß-Lothringen, haben Berlin verlassen.

Die General-Lieutenants Graf von Schlippenba Inspecteur der Kriegsshulen, und von B tee Kommandant des hiesigen Jnvalidenhauses, sind von Urlaub zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant von Lewinski Il, Com- mandeur der 4. Division, welcher zu einem kurzen Aufenthalt auf der Durchreise von Bromberg hier eingetroffen war, ist nah Frankfurt a. D. weitergereist.

_ S. M. Kreuzer „Nautil us“, Kommandant Korvetten- Kapitän Nötger, ist ‘am 18. Juli cr. von Shanghai nah Hongkong in See gegangen.

Báden. Karlsruhe, 17. Zuli. (Karlsr. Ztg.) Di General-Synode der S E nahm in ihrer heutigen Sißung den Aus\{hußantrag auf E des Religionsunterrihts in der Weise daß bei den oberen Volks\chulklafsen die Zahl der Religions- stunden von 3 auf 4 erhöht werde, an.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 17. Juli. (W. T. B.) Der Großherzog und die Gro bereoain find heute von Ludwigs|ust hierher zurückgekehrt.

Schwarzburg Sondershausen. Sondershausen 16. Zuli. (Lpz. 319) Der Landtag is vorgestern A Erledigung der Regierungsvorlagen geschlossen worden. Jn seiner lezten Sißung hat derselbe den Antrag der Staats- regierung, den Gemeinden Alkersleben und Ettischleben eine Staatsunterstüßung von 10000 und 8000 /4 zu gewähren, einstimmig angenommen, dagegen die Regierungsvorlage, die Ueberweisung von je 75000 s für die Jahre 1886 und 1887 an die Bezirke r Entlastung der Gemeinden betreffend, nur mit der Modifikation genehmigt, daß diese Summen direkt an die Gemeinden nah der Seelenzahl gegeben werden sollen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 18. Juli, Abends (W. T. B.) Bei den heutigen Nachwahlen zum Gemeinderath wurden 2 Kandidaten der deutschen Ciste, darunter Direktor Schmitter (Elsässer) gewählt, ferner ein Kandidat des elsässishen Ausschusses, ein elsässischer Klerikaler und ein von keiner Partei bestrittener Kandidat. Die Gewählten sind Blumstein, Recker, Schmitter, Jung und R J

eß, 18. Juli. (W. T. B.) Bei den gestern und heute stattgehabten Gemeinderaths E Ra Gw ban baben die Deutschen 6 weitere Siße gewonnen. Es sind somit im Ganzen 19 Altdeutshe und 13 Einheimische gewählt worden.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 18. Juli. (Wien. Abd

Der Gesetzentwurf, betreffend die Meru tin drs Etsch- Flusses, welcher dem Tiroler Landtage zur Be- E und Beschlußfassung N! t werden wird, Keht im ZU ammenhange mit dem vom Reichsrath beschlossenen Gesetz über die Ergänzung der Regulirung des Et lus von der Passer-Mündung bis Sacco, welches erst dann in Wirksamkeit zu treten hat, wenn der tirolishe Landtag ein mit demselben übereinstimmendes Landesgeseß beschließt. Durch die vom Reichsrath angenommene Regierungs- vorlage wurde nämlich das Gescey vom 23. April 1879, betreffend die Etsch - Regulirung, in folgenden drei Punkten abgeändert: Die Eintheilung der Regulirungs- strecke und die Beitragsleistung des Landes wird durh das im §8. 3 erwähnte Landesgeseß festgestellt; die Verwaltung der Regulirungsfonds und die Durchführung der Regulirung für alle Sektionen wird von der Staatsverwaltung unter Mit- wirkung von Vertretern des Landesausshusses, der Etsch- Regulirungs-Genossenschaft und der Privat-Fnteressenten der bezüglichen Sektionen besorgt, und an Stelle des für das

Schweiz. Bern, 17. Juli. (W. T. B.) Die i nationale Konferenz zur Berathung des Eisenbuet Frahtrehts beendete gestern nah erzielter Einigung 9n: Arbeiten. Die Unterzeichnung des Konv entionsentnuy M Seitens der Mitglieder der Konferenz fand heute stat,

Großbritannien und Jrland. London, 17 Jul (A. C.) Von den Parlaments-Wahlen stehen nur Q 9 aus. Gewählt waren bis gestern Abend 315 Konservatiz 77 liberale Unionisten, 186 Gladstonianer und 83 Parnellite: Die Differenz zu Gunsten der Gegner des Gas rule beträgt demnach 123. Die Leßteren verfügen lens über eine absolute Majorität von 57 Stimmex, Die Zahl der gewählten Konservativen i ," 64 größec als ihre Vertretung im leßten Parlament all, eine absolute Majorität können sie niht erringen, da. ih d die noch ausstehenden Wahlen einen Zuwachs von hödhften, zwei Stimmen bringen könnten. Jhre neueste Errungen G 1st Argyllshire, wo der Gladstonianer und Vertreter der io, schen Kleinbauern, D. H. Macfarlane, dem konservativen Kandidaten Oberst Malcolm unterlag. cu _ 18. Juli. (W. T. B.) Die Wahlen sind nunme bis auf drei beendet; von leßteren dürften vorauss\ithtl; zwei zu Gunsten der Parnelliten und eine zu Gunsten der A, hänger Gladstone’'s ausfallen. Demnah würde das weu Parlament aus 317Konfervativen, 191Anhängern Gladstone 76 dissentirenden Liberalen und 86 Parnelliten bestehen "

19. Juli, früh. (W. T. B.) Den „Daily News“ zufolge wäre bei Gelegenheit des Diners, welhes dy Premier Gladstone am Sonnabend Abend den Kabinets: mitgliedern gab, bes{chlossen worden, daß das Kabinet ohne den Zusammentritt des Parlaments abzuwarten sofort zurücktreten solle. /

Die „Morningpost“ erfährt: die englische Note wegen der Batum-Angelegenheit sei durh einen Spezial-Courier nah St. Petersburg gesandt worden und h: finde sih bereits in den Händen des russischen Ministeriums.

Frankreih. Paris, 17. Juli. (W. T. B) F Präsident Grévy hat in Folge der Erteantimg A Schwiegersohns Wilson seine Abreise nah Mont-\ouz- Baudrey ae

Das Über das Duell zwischen dem Kriegs-Minis Boulanger und dem Senator Lareinty von ben V aufgenommene Protokoll sagt: die Pistole Boulanger' habe E :

¿écrais ist zum Botschaster in Wien und Graf Mouy zum Botschafter in Rom ernannt worden. _— 18, Qui, (W. L. V.) Nach Meldungen aus Nom wäre die kirhlihe Organisation des Congogebiets den Vorschlägen Lavigerie's entsprechend geordnet worden; das ganze französische Congogebiet würde mit einem Theil des belgischen Congogebiets dem afrikanischen Primat Lavigerie's zugetheilt, der übrige Theil des belgishen Congogebiets aber einem anderen Vikariat unterstellt werden. 19. Juli. (W. T. B.) Der Präsident Grévy is

Vaudrey im Jura abgereist.

Gestern hat in Nouart (Departement Ardennes) die Enthüllung des Denkmals des Generals Chanzy stattgefunden.

Jtalien. Genua, 18. Juli. (W. T. B.) Der König hatte gestern Vormittag 11 Uhr, an Bord des Panzetr- \hiffs „JZtalTia“, welhem sih zwei andere Kriegsschiffe und zwei Abtheilungen von Torpedobooten anschlossen, Spezia verlassen. Nachdem dieses Geschwader dem Hafen von Genua gegenüber angelangt war, hielt der König, umgeben von dem Herzog von Genua und von den Ministern des Krieges, der Marine und der öffentlichen Ar- beiten, eine Nevue über das hier befindliche permanente Geschwader ab. Die Munizipalität von Genua sowie die Bürgermeister mehrerer anderer Städte fuhren dem Könige auf einem Dampfer, welchen eine große Anzahl kleinerer Fahr zeuge begleitete, entgegen. Am Hafen hatte sich eine na

den König, der um 5 Uhr Nachmittags ans Land stieg, mi begeisterten Kundgebungen empfifig. Die Königin, welche in Begleitung der Herzogin von Genua eine Stunde späte eintraf, wurde mit gleichem Jubel von der Bevölkerung begrüßt. Der König sprah dem Bürgermeister von Genua für diesen herzlichen Empfang seinen Dank aus und hat einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er den Offizieren und Mannschaften des Geschwaders, der O und Reserveschiffe für die bei den schwierigen Manövern

ziplin seine vollste Anerkennung ausspricht. Heute findet die Enthüllung des Denkmals Victor Emanuel? statt, worauf der König das Flotten-Arsenal in Spezia besuchen wird.

18. Zuli. (W. T. B.) Die Enthüllung des Dent mals Victor Emanuel’'s hat heute unter nicht endenwollende! 0 h ga für den König und die Königin stall gefunden.

Serbien. Nisch, 17. Juli. (W. T. B.) Die Zeitung® meldung, betreffend die Ausweisung von Abgeordneten wird von kompetenter Seite dahin richtig gestellt, daß dit Aus gewiesenen gar niht gewählt gewesen seien, |0 dern sich auf Grund getalidter Mandate in di Skupschtina hätten eins{chleihen wollen; aus dieje Grunde habe au die Opposition nicht gegen die Ausweisung derselben protestirt. Die Nachricht von der Ermorduns eines radikalen Abgeordneten sei unwahr. : 18. Juli. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißung del SkupsGting wurde von dem Verifikationsaus\chu? die Annullirung der ungeseßlich vollzogene! Wahlen und die Untersuchung über die Vorgänge bei den Wahlen zweier Belgrader Abgeordneten E Dit Skupschtina nahm diese Anträge zur Kenntniß. Bis zur end: gültigen Entscheidung der Skups

der Theilnahme an den Sißungen ausgeschlossen. Bei de

geschlagenen Abgeordneten der Regierungspartei mit 87 geg! 40 Stimmen gewählt. Der König hat Pavlovies aló Präsidenten und Zunics als Vize-Präsidenten bestätigl Die feierlihe Eröffnung der Skupschtina mit einér Thronrede findet morgen statt.

(W. T.

so liegt zwar objektiv ein Diebstahl vor, der Thäter is aber

Landesanlehen angegebenen Höchstbetrages von 1 000 000 soll der Betrag von 1 700 000 Fl. et E

jahr ab einen Einfuhrzoll von 4 Goldrubeln pro Pud al!

heute Morgen 9 Uhr mit seiner Familie nah Mont-souë- h

vielen Tausenden zählende Menscheamenge versammelt, weldhe |

ewiecsene gute Schulung und Dié F

chtina sind 25 Abgeordnete v0’ : Wahl der Präfidentshafts-Kandidaten wurden die hierfür vo F

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. Juli .) Ein heute veröffentlihtes Ges eg seßt von Net F.

typo-, litho- und photographish angefertigte Noten, Karte! l

: Hnungen, und einen Zoll von 7 RNb[. 90 Kop. Gold auf „r je te Oeldruckbilder, Stahl- und Kupfer- Ehe diverse feinere Papiersorten, buntes Papier 6s Bilderbogen fest. Ein anderes, gleichzeitig publizirtes Geseb hebt die städtischen und niederen Gerichhts- ehörden der baltishen Gouvernements, wle Getränkesteuer-, Zunst- und Kämmereigerichte, auf und über- trägt deren Obliegenheiten den Magistraten und anderen hereits bestehenden höheren Behörden.

ifa. Washington, 16. Juli. (A. C.) In den L erhandlungen zum Abschluß eines Auslieferungs- vertrages zwischen England und den Vereinigten Staaten ist das Prinzip streng gewahrt, daß die Bestim- mungen des Vertrages m feiner Weise von dem ge- wöhnlichen Inhalt eines solhen Dokuments abweichen sollen. Vergehen und Verbrechen, die nah gemeinem Recht strafbar sind, möge es sich um Dynamit oder andere Mittel handeln, werden deshalb ohne Rücksicht auf politische oder andere Absichten behandelt, welche vorgeshüßt werden mögen, um das begangene Verbrechen nicht als ein dem ge- wöhnlichen Strafrecht unterliegendes erscheinen zu lassen. New-York, 15. Juli. (A. C.) Die Abstimmung, durch welhe Mr. Morrison's Resolution, die Ueber- \hüsse des Schaßamts zur Abzahlung der Bundes- huld zu verwenden, angenommen wurde, stellte cine Vereinigung des Westens und Südens gegen den Osten dar. Die Minorität bestand aus 15 Demokraten und 52 Republikanern, unter ihnen 6 Abgeordnete von Ohio und Zllinois und 2 von Süd-Carolina. Jm Uebrigen stimmten der Westen und Süden geschlossen und unterstüßt durch nur 9 östliche Demokraten für die Resolution. Mr. Randall stimmte für dieselbe, 9 New-Yorker Demokraten aber, an ihrer Spive Mr. Hewitt von New-York, dagegen. Der Leßtere sagte, daß die Abstimmung geradezu ein Tadelsvotum der Finanzpolitik des Präsidenten bedeute. Alle Amendements für Vermehrung oder Rerminderung der Reserve wurden verworfen. Die Resolu- tion geht jeßt an den Senat, welcher allem Erwarten nach niht vor Énde der Session in der Angelegenheit einen Be- hluß fassen wird, da die Maßregel starke Gegner findet. Die Anhänger dersclben haben indeß schon eine Bewegung begon- nen, um die Senatoren zu veranlassen, bald zu handeln.

Afrika. Egypten. Kairo, 16. Juli. Q. E) Die egyptishe Regterung hat von dem dirigirenden ¡Zn- genieur der Petroleumwerke 1n G2b-el- 3 eyd telegraphisch die Mittheilung erhalten, daß fast die ganze Kalksteinbergkette hinter den Geb-el-Esch-Bergen, 20 Meilen weit, mit Bergöl imprägnirt sei. : : |

= (Q L. B) „Neuter's Tel. Bureau“ läßt sih aus Kairo, vom 17. d., melden: Ein dem 2 tinisterrath zur Verathung vorliegender Entwurf, betreffend die Erbauung eines Hafens in Damiette, ruft lebhafte Beunruhigung hervor, weil die Ausführung dieses Entwurfs eine Schmäle- rung des Handels von Alexandria herbeiführen und die Ein- fünfte des Hafens und der Eisenbahn von Alexandria beein- trähtigen würde, welche ausdrücklich zur Verwendung für die Schuldentilgung bestimmt sind.

Zeitungsftimmen.

Ein zweiter Artikel des „Reichs boten“ über „Unsere Handelsbilanz“ lautet : ,

Nun bleibt aber noch der Gang des Handels unter dem Schuß- zoll dem unter der Herrschaft des Freihandels selbst gegenüber zu stellen. Denn es liegt auf der Hand, daß cine Partei, welche ein Verhältniß angreift, weil es von der Gegenpartei gedeckt wird, dies do niht anders thun sollte, als mit stetem Rückblick auf die Ver- hältnisse, die zur Zeit ihrer eigenen Herrschaft bestanden haben. Es ist daher au kennzeihnend, daß dies nicht nur niht gethan worden ist, sondern daß es fogar geflissentlich vermieden wurde. Freilich wäre dann auch die ganze Beweisführung gegen den Schutzzoll unter den Tisch gefallen. :

Niemand wird leugnen können, daß die Jahre 1872—1879 den Höhepunkt der Herrschaft des Freihandels in Deutschland bezeichnet haben. Wenn man aber die Verhältnisse, wie es im freihändlerischen Angriff auf den Schutzoll geschieht, an Summen prüft, fo zeigt fh, daß die Ausfuhr in dem rückgängigen Jahre 1885 die Ausfuhr des nach freihändlerischer Lehre günstigsten Jahres ihrer Epoche immer noch um 98 000 009 A6 übertrifft. Denn im Jahre 1877, dem Jahre der höchsten Ausfuhr unter dem Manchestersystem, ergab deren Ziffer 9 762 000 000 S, wogegen das Jahr 1885 immer noch 2 860 000 000 ausweist. Also ist dieses Jahr immer noch günstiger als das beste Ausfuhrjahr des Freihandels. Und diesem Höhepunkte des Ausfuhr- werthes ist dann ebenso im Jahre 1878 ein Rückschlag gefolgt wie g, und dieser Rükschlag zeigt die annähernd gleichen Ver- \âltnisse, wie derjenige des Jahres 1889, E

__Man muß aber, um den großen Aufschwung des Handels seit Einführung der Zölle zu würdigen, bedenken, wie kolossal die Waaren- preise jeßt im Vergleich mit der Zeit vor 1878 es D Bitte Handelsartikel und zwar gerade die Massenartikel, wie Getreide, Vieh, uter! Spiritus, Eisen u. |. w. galten damals ein Drittel bis cin

alb mehr als jeßt. Wenn wir also jeßt eine Ausfuhr von 2 860 000 000 Æ, also noch mehr als je in dem blühendsten Jahre der Freihandelszeit haben, so würden wir bei denselben Preisverhbältnissen wie damals jeßt immer noch eine Ausfuhr von nahezu 4 Milliarden zu verzeichnen haben. Die rückgängige Bewegung des Jahres 1889, die hier ohne Weiteres dem Schutzzoll in die Schuhe geschoben werden \ oll, und aus der man Beweismittel für den Freihandel her- leiten will, ist übrigens eine ganz gewöhnliche, die in allen Ländern vorkommt, und gerade in den freihändlerishen am meisten. Wir schen dies leiht an einer Nebeneinanderstellung der beiden anderen Hauptindustrieländer Europas, Englands und Frankreihs. Bei diesen li hinsichtlich der Ausfuhr folgende Bewegung. Es betrug ämlich:

_Der Ausfuhrwerth in England 1872: 256 000 000 £, 1873 255 000 000, 1874 239 000 000, 1875 285 000 000, 1876 256 000 000, 1877 252 000 000, 1878 261 000 000, 1879 248 000 000, 1880 286 000 000, 1881 297 000 000, 1882 306 000 000, 1883 304 000 000, 1884 9295 000 000 £, und andererseits betrug der Ausfuhrwerth in Frankreich 1872 3 762 000000 Fr., 1873 3 787 000 000, 1874 d 708 000 000, 1875 83872000 000, 1876 3575 000 000, 1877 3 179 000 000, 1878 83 265 000 000, 1879 3163 000 000, 1880 3 270 000000, 1881 3 467 000000, 1882 3612 000 000, 1883 9 074 000 000, 1884 3 232 000 000, 1885 3 185 000 000 Fr.

, Wenn man diese Nebeneinanderstellungen vorurtheilsfrei und ohne die Absicht, mehr zu erkennen als die Thatsachen, betrachtet, so wird inan bald flar werden, daß die Handelsbewegung eines oder zweier Jahre gar keinen Rüs{chluß auf die wirthschaftlihe Lage überhaupt rechtfertigt. Jn Frankrei finden wir z. B. den Rückgang der Aus- fuhr \{chon feit 1883, desgleichen in England. Und in Frankrei zeigt ih sogar eine sehr erhebliche Verminderung der Ausfuhr des Jahres 1885 gegen das Jahr 1872, wogegen sowohl Deutschland als England in der Ausfubrbewerthung von 1885 die des Jahres 1872 nocch über- treffen. Aber in allen Ländern zeigt sih öfter auch von Jahr zu Jahr

Indeß das Beste kommt nah. Ein freihändlerisches Börsenblatt, das inébesondere beflissen ist, den leßten Jahreshandelsauswets gegen den Shußzoll auszuspielen, brahte unter dem 26. August 1885 einen Bericht über eine Broschüre des englischen Nationalökonomen August Mongredien über die englishe Handelskrisis. Nun hätte doch in diesem Falle bei gleicher Vertheilung von Wind und Sonne wie in Deutschland der Schußzoll, fo in England der Frei- handel die Schuld tragen müjsen; da aber war es die gute Ernte. Also Geschwindigkeit ist keine Hexecrei! Und zu- gleich wurde behauptet, daß unter dem Rückgange des Handels die Zahl der staatlih unterstüßten Armen abgenommen, daß die Ein- fommensteuer und insbesondere auch die Zahl der kleinen Cinkommen si erhöht, daß die Verbrauchsfähigkeit der Bevölkerung IEIORER und deshalb die Ausfuhr gegen die Einfuhr abgenommen habe. Es heißt wörtlih: „Thatsählih hat die große Maffe der Bevölkerung nie ein so gutes Jahr gehabt.“ Was will man aber mehr? Ist es aber nicht die übertriebenste Keckheit, dasselbe, was man vor 10 Mo- naten geradezu als eine Segnung des Freihandels gepriesen hat, nun als einen Trumpf gegen den Shutßzoll auszuspielen ?

Die „Schlesische Zeitung“ schreibt über die neue Wirthschaftspolitik und die deutsche Fndustrree: Die Eingabe des „Vereins zur Wahrung der wirthschaftlichen nteressen von Rheinland und Westfalen“, welche das Widerstreben der rheinish-westfälishen Großindustrie gegen die Berliner National- Ausstellung mit der \chwierigen Lage jener Industrie motivirt, ist von einem Theile der linksliberalen Presse benußt worden, wieder einmal über das Fiasco der \hutzöllnerishen Politik des Reichskanzlers fh zu ergehen. In erster Linie steht dabei natürlich die „Freisinnige Zeitung“, die jeden Tag für verloren erachten würde, an dem sie niht von irgend einem „Mißerfolg“, ciner „Niederlage“, einem „Fiasco" des „Herrn Reichskanzlers“ auf wirthschaftlihem oder politishem Gebiete ihren Lesern hätte erzählen oder denselben zu Gemüthe führen können, wie traurig es um das Deutsche Neich unter dem Bismarck’\{hen Regime bestellt sei. Dieser „sonderbaren Art der Bethätigung des National- bewußtseins" treten nun die „Berliner Politischen Nachrichten“ mit folgenden, speziell auf unsere wirthschaftlichen Verhältnisse bezüglichen Bemerkungen entgegen : n :

„Wir fordern jene Zeitungen (Stennae Zeitung“, „Frank- furter Zeitung“ 2c.) wiederholt auf, nachzuweisen, daß der große Mann, welcher „die Aera der neuen Wirthschaftspolitik“ durchgeführt hat, oder daß irgend ein namhafter sonstiger Vertreter derselben je eine Aeußerung gemacht hat, aus welcher gefolgert werden könnte, daß man die Schußzöôlle als ein unbedingtes Mittel gegen eine rückgängige Konjunktur, gegen die shwierigen Lagen des Weltmarktes betrachtet bätte. Das ist niemals geschehen. Den Vertretern der neuen Aera genügt es, zu sehen, wie, als unzweifelhafte Folge der jeßigen Wirth- \chaftspolitik, selbst bei der allgemeinen Krisis es in Deutsch- land doch immer noch besser geht als in allen übrigen Staaten. Das zuzugestehen ein solches Zugeständniß würde in der That Nationalbewußtsein verrathen paßt jenen Politikern “aber nit in ibren Kram. Wie sie ihre Aufgabe darin erblicken, mit Beharrlih- feit den Glauben zu erwecken, daß Deutschland am shlechtesten regiert wird, daß bei uns in politischer und sozialer Hinsicht die heillosesten Zustände walten, während rings umher, wo man den Vlid hin- wendet, die Ereignisse täglih das Gegentheil beweisen, fo sind fte auch bemüht, die wirthschaftlihen Verhältnisse als denen ‘des Auslandes nachsteherd zu verzeichnen. Daher müssen sie eben ihr Sprüchlein wieder und immer wieder hersagen,“

Im „Deutschen Landboten“ lesen wir unter der Ueberschrist: „Fremde Urtheile über unsere Sahe“:

Die „Science Sociale“ veröffentlichte eine Schilderung über den Bauernstand im bayerischen Kreis Schwaben aus Le eines Hrn. Prieur, wenn wir nicht irren, Professor in Frankrei. |

._.. . Hr. Prieur hat sich im vorigen Sommer nach bayeris Schwaben begeben, wo er sich an verschiedenen Orten, aber jedesmal mitten unter der bäuerlichen Bevölkerung einguartirte, um die dortigen Verhältnisse zu studiren. Was er darüber sagt, zeugt von einer emt- nenten Beobachtungsgabe, denn er kam dort an ohne eine Ahnung von dem, was er finden jollte. e H N

Der s{chwäbische Theil des Königreichs Bayern ist bekanntlich ein Land mit „geschlossenen“ Bauernhöfen, aber kleiner wie im benach- barten Altbayern und bei uns in Norddeutschland und wo das An- erbenrecht, mit noch weit größerer Bevorzugung des Anerben, noch in voller Blüthe steht. Dieser Zustand hat nun dem französischen Beobachter ganz ungemein imponirt. „Ueberall wohin ih blie“, so sagte er, „sche ich nichts als Leute auf eigener Scholle, einer Scholle, die sie ungetheilt und unverschuldet von ihrem Vater geerbt haben und ebenso ungetheilt und unverschuldet an eines ibrer Kinder über- geben werden. Welcher Unterschied mit unjerem Frankrei! Wie selten trifft man da einen Bauern, der sagen kann: meine Wirthschaft gehört mir! und wenn, da hört ja die Herrlichkeit mit seinem Leben auf! Jeder diefer chwäbischen Bauern ist ein wahrer Fürst auf seinem Eigenthum und wenn fein Land nur dazu reicht, um knapp feinen Lebensunterhalt zu fristen, da greift er nebenbei zu einem Handwerke, in welchem er ebenso sein eigener Herr bleibt, wie bei der Landwirth- schaft. Da geht nicht, wie bei uns fo häufig, der Mann ‘in fremden Tagelohn, die Frau fremde Wäsche waschen oder Fußböden pußen, um sich Abends darüber zu zanken, wer das meiste Geld verdient habe! Hier ist der Bauer Herr im Hause, er ordnet alles an und jeder gehorcht ihm. Er ist der wahre Chef der Familie geblieben. Die Frau ist seine würdige Genossin, die Vorstcherin des Haus- haltes, die Hüterin des Familienherdes, die Mutter (im wahren Sinne des Wortes) der zahlreihen Kinder. Und da fage man nicht, eine solche Vertheilung des Grundeigenthums sei bei zunehmender Bevölkerungsziffer unmöglich. In bayerisch Schwaben ist die Dich- tigkeit der Bevölkerung weit größer als in Frankreich. Man sage au nicht, daß diejenigen Kinder, die das elterlihe Gut nicht beerben, deswegen in ihrer Existenz zurückgestellt seien. Der eine Sohn meines Hauswirths hat studirt und ist jeßt ein angesehener Arzt in München. Er hängt noch mit ganzer Seele an dem elterlichen Hof und besucht jedes Jahr seine Familie. Selbstverständlich ist es ein Ausnahmefall, jeder bringt es jedoch zu etwas, jet es in der Stadt, sei es auf dem Lande.

Auhh die dort noch übliche Dotirung von Pfarre und Schulhaus mit entsprehendem Lande gefällt Herrn Prieur ganz besonders. „Ist es nit weit vernünstiger,“ meint er, „durch Gewährung eines Hofes die Cxistenz des Pfarrers und des Lehrers zu sichern, als ihnen einige hundert Mark jährlich auf Kosten der Steuerzahler an den Kopf zu werfen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie damit auskommen ? ganz abgesehen davon, daß durch das Land Pfarrer und Lehrer zu wahren Bürgern erhoben werden, die als die gebildetsten auch die Führerschaft übernehmen können.“ .. ..…. Í /

Wahrscheinlih is es der Kürze seines Aufenthalts zuzuschreiben, wenn Hr. Prieur nicht erfahren hat, wie die liberale Geseßgebung auf dem besten Wege steht, diesen patriarcalischen Zustand vollstän- dig zu untergraben, und daß die dortigen Bauern ebenso gut wie in den übrigen Gauen unseres Vaterlandes sich zur Bekämpfung der- selben, zur Vertheidigung von Haus und Hof unter Führung ge- sinnungstüctiger Großgrundbesißer vereinigt haben. Der bayerish- \hwäbishe Bauernverein ist ja bereits im Juli 1883 gegründet wor- den. Gewiß hätte Hr. P. darüber anders gedacht, als der „große Nationalökonom“ Hr. Maurice Bloch; man lese nur setnen Schlußsah:

Y Miaials habe ich besser begriffen, als bei dieser Beobachtungs- weise, warum wir Anno 1870 so gründlich geschlagen wurden und warum Deutschland jeßt so_ groß dasteht. Ein solcher __ Bauernstand liefert nicht blos die besten Soldaten, er ist auch im Stande, jeder wirth\chaftlichen und socialen Krisis zu widerstehen. Er wird die beste Stüße des Vaterlandes und des angestammten Herrscherhauses bleiben, dabei aber der tüchtigste Vorkämpfer für die wahre Freiheit ! Und das meinen wir auch! .... j

use und Abschwanken; zum Beispiel bei den Jahren 1877 bis

Statiftische Naechrichteu.

Ortshaftsverzeihniß des Großherzogthums Olden- burg. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volïszählung em 1, ezember 1885. Herausgegeben vom Großherzoglichen Statistishen Bureau. Preis gebunden 1 A Oldenburg, 1886. Druck und Verlag von Adolf Littmann. Die auf die Volkszählung vom 1. Dezember 1885 gegründete vorliegende Ausgabe des Ortschaftsverzeichnisses des Großherzogthums Oldenburg ließt fh in ihrer ganzen Einrichtung derjenigen der auf die Jahre 18795 und 1880 bezüglihen an. Darnach enthält das Ortsverzeichniß zuvörderst eine Uebersiht über den Flächeninhalt, den Stand und die Bewegung der Bevölkerung der größeren Ver- waltungsbezirke und der Gemeinden im Ganzen, sodann eine gemecindewcise Aufführung der einzelnen Wohnpläße unter Angabe ihrer Wohnhäuser, Haushaltungen und Einwohnerzahl, sowie endli ein alphabetishes Verzeichniß zur Auffindung der Orts- namen der vorigen Abtheilung. Das Ortschaftsverzeichniß trägt dem Bedürfniß eines handlichen Nachschlagebuches für die oldenburgischen staatlihen und Kommunalbehßörden 2c. genügend Rechnung. :

Die Volkszählung am 1. Dezember 1885 ergab für das Groß- herzogthum Oldenburg, welches 6422,52 gkm = 114,178 metrishe Quadratmeilen umfaßt, eine ortsanwesende Bevölkerung von 341 525 (53 auf den Qu.-Kilom.) Seelen gegen 337 478 am 1, Dezember 1880, so daß die Bevölkerungszunahme während diefer 5 Fabre 4047; d. 1, 1,20 9% ausmaht. Das Wachsthum der Bevölkerung ist jedoch nicht durchgängig; denn während dasselbe im Herzogthum Oldenburg 1,31% (263 648 : 267111) und im Herzogthum Birkenfeld 2,61 9% (38685 : 39693) beträgt, hat sich die Bevölkcrung des Fürstenthums Lübeck um 1,21 % (35145 : 34721) ver- mindert. Sehr verschieden ist die Bewegung der Bevölkerung in den einzelnen Amtsgerichtsbezirken gewesen. Im Amts- gerihtsbezirk Delmenhorst hat eine Bevölkerungszunahme von 7,03 %/o (21 680 : 23 203) ftattgehabt.. Daran schließen si die Amtsgerichts- bezirke: Jever mit 6,01% (31 334: 33216), Dberstein mit 5,97 °/0 (21 001 : 22254), Oldenburg mit 4,42% (50308 : 52 933); Schwartau mit 2,04 9/0 (10291 : 10501), Westerstede mit 0,89 9% (18 637 : 18 803) und Friesoythe mit 0,14 9/6 (10 393 : 10403) an. Dagegen weisen eine Bevölkerungsabnahme die Amtêgerichtsbezirke : Damme um 4,41 90 (10 644 : 10 175), Ahrensbök um 3,99 9% (10 957 : 10 520), Elsfleth um 3,02 °/o (14 254 : 13 823), Wildes- hausen um 2,70% (d292 : 8061), Kloppenburg um 2 % (10 974 : 10 725), Löningen um 1,96 % (11 346 : 11 124), Brake 1,929/6 (17 629 : 17 290), Eutin um 1,429/9 (13897 : 13700), Birken- feld um 1,3996 (17 684: 17 439), Varel um 0,889/0 (22 229 : 22 034), Vechta um 0,63 9/0 (21 266 : 21133) und Butjadingen um 0,54 9/0 (14 662 : 14 583) auf. Auch die Dichtigkeit der Bevölkerung ift in den Amtsgerichtsbezirkea eine sehr verschiedene; denn es kommen auf den Qu.-Kilom. für den Amtsgerichtêbezirk Oberstein 111, Jever 88, Oldenburg 86, Brake 77, Schwartau 73, Delmenhorst 72, Eutin 63, Butjadingen 60, Ahrensböck 59, Birkenfeld und Varel je 98, Gls- fleth 54, Vechta und Westerstede je 42, Damme 39, Löningen 30, Kloppenburg und Wildeshausen je 22 und Friesoythe 20 Bewohner. Provinzweise kommen auf den Qu.-Kilom. im Herzogthum Oldenburg 50, im Fürstenthum Lübeck 64 und im Fürstenthum Birkenfeld 79 Bewohner. 2

Bei folgenden Stadtgemeinden hat die Einwohnerzahl im Ver- gleich zu den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 zugenommen: Oldenburg 21438 (10 839 männl. und 10 599 weibl.) Einwohner in 2390 Wohnhäusern und 4507 Haushaltungen —um 4, 199/0, Delmenhorst 6647 (3286 männl. und 3361 weibl.) Einwohner in 888 Wohnhäusern und 1448 Haushaltnungen um 22,91 °/, Gutin 4668 (2192 männl. und 2476 weibl.) Einwohner in 524 Wohn- häusern und 1087 Haushaltungen um 9 06 9/0; abgenommen: Fever 5189 (2468 männl. und 2721 weibl.) Einwohner in 828 Wohnhäusern und 1237 Haushaltungen um 2,21%, Varel 4812 (2313 männl. und 2499 weibl.) Einwohner in 702 Wohnhäusern und 1173 Haushaltungen um 2,53%, Brake 4038 (1947 männl, und 2091 weibl.) Einwohner in 533 Wohnhäusern und 932 Haushaltungen um 0,44 9/6, Elsfleth 2113 (931 männl. und 1182 weibl.) Einwohner in 300 Wohnhäusern und 554 Haushaltungen um 7,97 °/a, Kloppenburg 9027 (944 männl. und 1083 weibl.) Einwohner in 366 Wohn- häusern und 437 Haushaltungen um 7,10 °/o, Wildeshausen 1947 (941 männl. und 1006 weibl.) Einwohner in 344 Wohnhäusern und 433 Haushaltungen um 3,80%/o, und Frie8oythe 1423 (724 männl. und 699 weibl.) Einwohner in 283 Wohnhäusern und 319 Haushaltungen um 0,56 9%. Bei der Stadtgemeinde Vechta, welche 3040 (1605 männliche und 1435 weibl.) Einwohner in 451 Wohnhäusern und 519 Haushaltungen zählt, ift die Einwohnerzahl sich gleih geblieben. Obernstein*) hat 4974 (2339 männl. und 2635 weibl.) Einwohner in 565 Wohnhäusern und 997 Haushaltungen und Birkenfeld 92546 (1234 männl. und 1312 weibl.) Ginwohner in 330 Wohnhäusern und 549 Haushaltungen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Der Alpenföhn in seinem Einfluß auf Natur- und Menfchenleben.“ Von Dr. Guftav Berndt, Mit einer Karte. (Ergänzungsheft Nr. 83, zu „Petermann s Mittheilungen“). Gotha, Justus Perthes, 1886. Die eigenthümlichen Begleit- Erscheinungen des Föhns, jenes den Alpen eigenthümlichen Windes, find zwar {on viel und lebhaft von den Meteorologen erörtert worden, ohne daß man jedoch bisher die Folgen und Wirkungen dieses Gebirgswindes genügend in Betracht gezogen hätte. Diese von der theoretishen Forschung, wie der Verfasser sagt, viel zu schr vernachlässigten Folgen und Wirkungen treten auf dem Gebiet der anorganischen Schöpfung in eben o augenfälliger Weise zu Tage wie im Bereich der organischen Gebilde und find für die gesammten Lebewesen, die das Herrschaftsgebiet dieses Windes be- wohnen, von der höchsten praktischen Bedeutung, Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich zum ersten Male einläßlicher mit diefen Erscheinungen, indem sie von der gasförmigen Hülle, die den Erdball umgiebt und den Schauplagt aller Luftbewegung bildet, ausgeht und sich fodann der festen Lithosphäre und den ste bewohnenden Lebewesen zuwen- det, um die Einflüsse darzulegen, die der Föhn ausübt, Diese erstrecken sich, zunächst im Gebiet der anorganishen Schöpfung, auf das Klima, auf Formation, Distribution und Destruktion der Schneedecke, auf die allmählihe Umgestaltung des Bodenreliefs und die Zertrümmerung des Gebirges; ferner, im Bereich der organishen Gebilde, auf die Pflanzenwelt, die Thierwelt und den Menschen. Am Schluß _seiner ebenso gründlichen wie interessanten Arbeit gelangt der Verfasser zu dem Resultat, daß, wenn auh manche Einflüsse des Föhns im ersten Augenbli als lediglich vernichtender und zerstörender Natur erscheinen, sie ih doch im Endeffekt zumeist als nußbringend und vortheilhaft erweisen. Wäge man die günstigen und die ungünstigen Wirkungen, die der Föhn in seinem Gefolge hat, vorurtheilsfrei gegen einander ab, fo müsse man in dem Föhn einen Wohlthäter für das Alpenland und seine Bewohner erkennen und zugestehen, daß die Aufgabe, die er im Haushalt der Natur wie des Menschen vollziehe, eine fulturelle Mission ersten Ranges genannt werden dürfe. Der Arbeit ist eine Vebersichtsfarte des schweizerischen Föhngebiets mit Nebenkarten bei- gegeben, auf welcher die Luftdruvertheilung und die Windverhält- nisse, wie solche bei dem Sturm vom 20. Februar 1879 zu verschie- denen Stunden beobachtet wurdea, graphifch eingetragen sind.

,„ S[lustrirtes Lexikon der Verfälschungen und Verunreinigungen der Nahrungs- und Genußmittel, der Kolonialwaaren und Manufakte, der Droguen, Chemikalien und Farbwaaren, gewerblichen und landwirthschaftlichen Produkte, Doku- mente und Werthzeichen.“ Mit Berücksichtigung des Geseßes vom 14. Mai 1879, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genuß- mitteln und Gebrauchsgegenständen, sowie aller Verordnungen und

*) Bezüglih der Bewegung der Bevölkerung fehlen die näheren

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