1886 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Jul 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

_ Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten is der Eisenbahn-Sekretär Harder zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

BETLKUKRKIWM&GUn ä

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Verloosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm- Aktien der Niedershlesisch-Märkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 1848 Stück gezogen worden.

Dieselben werden den Besißern mit der Aufforderung ge- kündigt,

den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das 2. Halbjahr 1886 vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Aktien sowie der dazu ge- hörigen Zinsscheine Reihe IX Nr. 7 und §8 nebst Anweisungen zur Reihe X bei der Staatsschulden-Tilgungskasse hierselbst, Taubenstraße Nr. 29, zu erheben. « Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der lebten drei Geschäftstage jeden Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs-Haupt- kassen und in Franksurt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zwecke können die Aktien nebst Zinsscheinen und Anweisungen einer dieser Kassen hon vom 15. November d. J. ab eingereiht werden, welche sie der Staatsschulden- Tilgungskasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 15. Dezember d. J. ab bewirkt.

Vom 1. Fanuar 1887 ab hört die Verzinsung der gekündigten Dokumente auf.

Zugleih werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeihneten, noch rückständigen Dokumente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung be- reits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzulie- fernden Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage zurückbehalten.

O zu den Quittungen werden von den oben- bezeihneten Kassen unentgeltlih verabfolgt.

Berlin, den 1. Juli 1886.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Merleker.

Abgereist: Se. Excellenz der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Minister des Jnnern, von Puttkamer, nah Süddeutschland.

Angekommen: der Ober-Berghauptmann Dr. Huyssen, aus den Bergrevieren an der Lahn, Dill und Sieg.

Die Nummer 25 der Geseß-Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter _Nr. 9143 das Geseß, betreffend die Heranziehung von Militärpersonen zu Abgaben für Gemeindezwecke. Vom 29. läni 1886; und unter

Nr. 9144 das Gesetz, betreffend den Beitrag des Staates zu den durch den Anschluß der Stadt Altona an das Deutsche Zollgebiet veranlaßten Kosten. Vom 30. Juni 1886.

Berlin, den 22. Juli 1886.

Königliches S ngsAink

Ol Ba thh.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesezes vom 21. Oktober 1878,

Auf Grund des §. 12 des Reichsgeseßes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das Flugblatt mit der Ueberschrist: „Arbeiter, Hand- werker, Bürger!“ und den Eingangsworten: „Unsere ge- sammte wirthschaftliche A strebt unwiderstehlih dahin, den Reichen immer reicher, den Armen immer ärmer zu machen 2c.“, ohne Angabe des Druckers und Verlegers, nach §. 11 des gedachten Geseßes durch den Unterzeichneten von Landespolizeiwegen verboten worden ist.

Berlin, den 21. Juli 1886.

Der Königliche E von Richthofen.

Nichtamlkliches. Deutsches Neid.

Preußen. Berlin, 22. Juli. Se. Majestät der Kaiser und e machten, wie „W. T. B.“ aus Gastein meldet, gestern nach dem Diner, um 4 Uhr, eine Ausfahrt in der Richtung nah Böckstein. Die Rückkehr erfolgte um 7 Uhr.

Heute Vormittag 91/2 Uhr machten Se. Majestät eine Promenade auf dem Kaiserwege und nahmen später den Vor- trag des Chefs des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albedyll, entgegen.

Zum Diner sind heute keine Einladungen ergangen.

Se. Kaiserliche und tis nd Hoheit der Kronprinz nahm gestern Nachmittag mehrere militärische Meldungen entgegen.

Der Gouverneur des hiesigen Jnvalidenhauses, General-Lieutenant von Wulffen, hat M ihm A llechOA E 65 tägigen Urlaub nah Bad Landeck und Kissingen angetreten.

Die General-Lieutenants von Voigts - Rhet, General-Fnspecteur der Artillerie, und von Lewinski, Inspecteur der 2. Feld-Artillerie-Jnspektion, sind von Dienst- reisen zurückgekehrt. :

S. M. Segel-Fregatte „Niobe“, Kommandant Ka- pitán zur See Aschenborn, ist am _21. Juli cr. in Cowes Ag und beabsihtigt, am 27. Juli cr. wieder in See zu gehen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Jaeshke, ist am 21. Juli cr. in Hongkong ein- getroffen.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 4), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

essen. Darmstadt, 21. Juli. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog ‘empfing heute Mittag den neu ernannten Bischof von Mainz, Dr. Paulus Leopold Haffner, im Beisein des Staats-Ministers Finger, zum Zweck der Eidesablegung. Nachdem der Bischof eine kurze Ansprache an den Großherzog gerichtet hatte, leistete derselbe den Eid der Treue und des Gehorsams in die Hände Sr. Königlichen Hoheit und nahm von dem Großherzog zur Erinnerung an die frühere Stiftung das seiner geit von dem Großherzog Ludwig 1. für die bischöflihe Kirche zu Mainz gestiftete Bischofskreuz in Empfang.

_ Sachsen - Weimar - Eiscnach. Weimar, 21. Juli. (Th. C.) Von dem Großherzoglichen Hoflager in Wilhelms- thal bei Eisenah wird berichtet, daß die Großherzogin am 1. August sih zum Kurgebrauch nach Gastein zu begeben beabsihtigt. Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin findet Anfangs November statt.

__Lübeck, 19. Juli. (Wes.-Ztg.) Die yeunge Sipung der Bürgerschaft war für unseren Staat, in erster Linie aber für die Stadt selbst von besonderer Bedeutung. Die Bürger- schaft sollte nämlich darüber entscheiden, ob von Staats wegen eine elektrische Centralstation für Beleuchtung errichtet werden solle. Man hatte eine s{harfe Opposition erwartet, die- selbe trat jedoch nicht hervor, vielmehr wurde der Senats- antrag, zu diesem Zwecke 340 000 c zu bewilligen, mit großer Majorität angenommen. Lübe ist der erste deutsche Staat, der einen solchen Versuch macht; mit welchem Erfolg, darüber kann nur die Zukunft entscheiden.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 21. Juli. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Graf Kälnoky, is in Beglei- tung des Sektionsraths Baron von Aehrenthal heute Nach- mittag nah Kissingen abgereist.

Velgien. Brüssel, 21. Juli. (W. T. B.) Das Schwurgericht zu Mons hat von den wegen Plünderung bei den leßten Unruhen in Charleroi Angeklagten zwei zu 10 und zwei zu 12 Fahren Zwangsarbeit verurtheilt.

Großbritannien und JFrland. London, 20. Juli. (A. C.) Die Königin reiste heute Vormittag 10 Uhr in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg von Windsor nah Osborne, auf der Jnsel Wight, ab.

ZU guter Leßt haben wider Erwarten die liberalen Unionisten noch einen Wahlsieg errungen. Sie entrissen den Parnelliten den Siß für Süd-Tyrone, wo an Stelle des Redacteurs des Parnelliten-ODrgans „United Jreland“, William O’Brien, der dissentirende Liberale T. W. Nussell mit einer Majorität von 99 Stimmen zum Vertreter der Grafschaft im Unterhause gewählt wurde. Das neue Haus der Ge- meinen ist demnach jet, aus\{ließlich des Sprechers Peel, aus 317 Konservativen, 76 liberalen Unionisten, 190 Glad- stonianer und 35 Parnelliten zusammengeseßt.

Die „Times“ bringt einen „Die beklagenswerthen und fortgeseßten Mißerfolge des britishen Geshüß- wesens“ überschriebenen Artikel, worin sie sagt:

„Was die eigentlihen Ergebnisse der Kanonenfabrikation betrifft, so haben fich dieselben beständig verschlimmert. Niemand außerhalb des Departements, es sei denn in den Intelligenz-Departements aus- ländisher Negierungen, kennt die genaue Wahrheit; es ist jedoch unzweifelhaft, daß die Kapitäne ciner großen Anzahl englischer Kriegs\chiffe Befehle erhalten haben, ihre großen Kanonen nicht abzu- feuern, und daß einige dieser Schiffe unter diesem Verbot die einzigen N wichtiger britisher Interessen sind. Es kann, ohne auf Widerspruch zu stoßen, behauptet werden, daß England in diesem Augenblick keine Artillerie hat, womit es seine Interessen und seine Chre, sei es im Inlande oder im Auslande, vertheidigen könnte. In der Maschinenbaukunst und mechanisher Geschicklichkeit und in der Macht, Metalle zu bearbeiten, nehmen wir den ersten Plaß in der Welt ein; was jedoch Geschütze betrifft, würden wir, wenn wir plößlich in einen Krieg verwickelt werden sollten, gezwungen sein, Bittsteller bei Herrn Krupp um die Mittel zur Inschußnahme unserer nationalen Eristenz zu werden.

__— 21. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Königin hat die N des Kabinets angenommen uns ee Salisbury nah Osborne berufen. Halifax (Canada), 19. Juli. Das „Reuter'sche Bureau“ meldet: Heute fällte der oberste Gerichtshof von Nova Scotia in dem Prozeß gegen den Führer des amerikanischen, von den canadishen Behörden im Hafen von Digby beshlagnahmten Sre „David Adams“ sein Urtheil. Dex Gerichtshof erkannte auf das volle Strafmaß nebst Kosten wegen Verlezung der Akte 59 George IIL, Kap. 38, wegen Einlaufens in die Bucht von Annapolis zu ungeseßlihen Zwecken. Für den Beklagten war kein i ter erschienen, indem der Kapitän als Führer des Schiffes die Geseßesübertretung zugab. Der Führer der „Ella Doughty“ wird als Rheder eines Parts dieses Schiffes vor Gericht erscheinen. __ 20. Juli. (R. B.) Eine Abtheilung der König- naa n A ist nas En abgegangen, um áne zur Vertheidigung der Pa- cific-Küste zu entwerfen. S P

Frankreih. Paris, 20. Juli. (Köln. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentliht heute den Erlaß, welcher die Abgaben festseßt, die von den italienischen Schiffen in Folge der Nichtannahme des französisch- italienischen T N es außer den gewöhn- lichen Abgaben zu erheben sind. Diese Bestimmungen werden aber voraussihtlich niht lange in Kraft bleiben, da der Minister - Präsident de Freycinet gestern dem italie- nishen Botschafter versprah, Paris nicht zu verlassen, ohne einen modus vivendi zwishen bei- den Ländern gefunden zu haben. Ein solher wird troß der ablehnenden Haltung der Kammer um so eher

daß die durch die Verwerfung des Schiffahrtsver daffene Lage nothwendigerweise eine Stbrung e ea schaftlichen Bezichungen zwischen beiden Ländern herbeiführen müsse. Hr. de Freycinet hat in Folge dessen seine eise nach Nantes aufgegeben und wird \ih anfangs Ay ne niht nah der Schweiz, sondern nah Mont-\ous-Vaut begeben, wo der Präsident Grévy seit gestern weilt E Herzog und die Herzogin von Chartrez sind vorgestern ebenfalls nah Tunbridge Wells abgereist. G . Ruiz Zorilla ist in Paris angekommen und soll dey- r wie es heißt, eine Zusammenkunft mit Clémenceay aben. _ 21. Zuli. (W. T. B.) Der Minister-Präsident de Freycinet empfing heute ein Telegramm von dem Gouver- neur von Tongking, Paul Bert, worin derselbe mit: theilt, daß in Tongking Ruhe herrsche. Einige Zwischen: fälle an der Grenze hätten sich allerdings während der leßten vier Monate ereignet, aber es seien alle aufrührerischen Versuche sofort energish unterdrückt worden. Der französische A bei den verschiedenen Vorgängen belaufe sich auf 5 Mann.

Portugal. Lissabon, 19. Juli. (A. C.) Der Kön: hat ein Dekret unterzeichnet, welches dem Ministers geseßgebende Gewalt zur Publizirung eines neuen Civil- Berwaltungs-Geseßbuches überträgt. Es werden daher ehestens Neuwahlen für die verschiedenen Verwaltungs- Körperschaften vorgenommen werden, und man erwartet in offi- ziellen Kreisen, daß fast die gesammten neugewählten General: räthe und Munizipalbehörden die Politik des gegen- wärtigen Ministeriums unterstüßen werden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juli (W. T. B.) Der Kaiser nahm gestern die Beglaubigungs: schreiben des bayerishen Gesandten, Baron von Gasser, und des rumänischen Gesandten, von Ghika entgegen. i

Amerika. Washington, 20. Juli. (A. C) Die von Mr. Phelps und Lord Rosebery eiae Kon- vention, welche den Bestimmungen des Auslieferungs- vertrages vom Fahre 1842 eine größere Ausdehnung giebt dehnt die Anwendung des 10. Artikels auf Todtschlag, Einbruch, Unterschlagung oder Diebstahl in Höhe von wenigstens 10 Pfd. Sterl. , und böswillige Beschädi- gung von Eigenthum aus, wodurch Menschenleben gefährdet werden, vorausgeseßt, daß solche Beschädigun- e nah den Gesezen beider Länder in einem Verbrechen

estehen. Es wird ferner erklärt, daß die Bestimmungen des 10. Artikels auf Personen anwendbar sein sollen, die der in dem Vertrage von 1842 und in der neuen Konvention \pezi- fizirten Verbrechen überführt oder angeklagt sind. Die Konven- tion ist nicht rückwirkend. Für politische Vergehen kann keine Auslieferung verlangt werden, und kein Prozeß ist ge- stattet für ein anderes Vergehen als das, für welches die Aus- lieferung beantragt wird, bis die ausgelieferte Person eine Gelegenheit gehabt hat, nah dem Staate zurüczukehren, der ne auslieferte. Auslieferungen werden in beiden Ländern nach den derzeit in Kraft befindlihen Auslieferungsgeseßen Des ausliefernden Staates bewirkt. Die Konvention soll 10 Tage nach der Veröffentlihung im Einklange mit den Geseßen der kontrahirenden Parteien in Kraft treten. Die Konvention liegt jeßt dem Rechtsaus\chuß des Senats vor, der dieselbe dem Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten überweisen wird. Obwohl ein baldiger günstiger Bericht des Ausschusses für wahrscheinlih gehalten wird, dürfte denno die Kon- vention während der jeßigen Session des Kongresses nicht ratifizirt werden.

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche Volkswirthschaftlihe Corre-

spondenz“ läßt „Englische Stimmen über die Geschäftslage in Deutschland und Frankreih“ sprehen. Jn dem so über- schriebenen Artikel lesen wir: : Jeßt liegt ein interessanter Bericht des britishen Geschäststrägers in Berlin, Mr. Scott, vor. Dieser Bericht beschäftigt sih mit der Gntwickelung der deutshen Industrie seit 1871 und bemerkt: Die übereinstimmenden Berichte der Konsuln bestätigen die Vor- ausfecßung, daß der gegenwärtige (Februar 1886) Zustand der deutschen Industrie keineswegs durch die Bezeichnung „depressed“ (gedrückt, in hohem Maße ungünstig) charakterisirt werden könne, wenigstens nicht in dem gewöhnlihen Sinne dieser Bezeichnung. Mr. Scott behauptet, daß die deutschen S ihre Produkte auf fremden Märkten zu unlohnenden Preisen forciren, um dieselben gewissermaßen als „Anzeigen und Muster“ dort wirken zu lassen, oder sie hoffen, Vortheile einzuheimsen, wenn die Geschäftslage sich gebessert haben wird. Sie sind gleichzeitig bestrebt, sich von dem Zwischen- handel zu emanzipiren, welcher seither an ihren Gewinnen theil- genommen hat. Viele Artikel, die früher aus England bezogen wur- den, sind auf dem deutshen Markt durch das heimishe Fabrikat ver- drängt worden. Mr. Scott beklagt, daß seine Landsleute nur unvollkommen von den Bedürfnissen des deutschen Verkehrs unterrichtet seien und daß sie die Hülfe des Zwischenhandels nit entbehren können. Es ist von seinem Standpunkt aus selbstverständlih, daß er den Engländern in dieser Nichtung gute Rathschläge ertheilt, wie sie sich eine bessere Stellung verschaffen könnten. Dazu dürfte es indeß viel zu spät sein, Die deutsche Industrie verfügt über so vortreffliche Leistungen und hat si der allgemeinen Anerkennung so fest versichert, sie ist außerdem #0 energisch und umfichtig in der Arbeit, daß sie etwaige Anstrengungen der Engländer nicht zu fürchten hat.

Von besonderem Interesse ist die folgende Stelle in- dem Bericht Mr. Scott's: „Leider haben britishe Kohlenproduzenten, Eisen- Industrielle und Fabrikanten zu viel Selbstvertrauen gezeigt; ste waren auf ihren Lorbeeren eingeslafen und haben sih nicht rechtzeitig und genügend über die Fortschritte ihrer Nachbarn unterrichtet, die jeßt im Stande sind, bessere Waaren und bessere Artikel auf vielen Gebieten der Industrie zu liefern, als man es in England vermag."

Der englishe Konsul in Stettin, Mr. Reid, {ließt si diesem Bericht Mr. cott's in folgenden Bemerkungen an: „Alte Firmen, welche sich der Zeit niht anshmiegen wollen oder können, verlieren ihren Geschäftskreis. Verkäufer und Käufer sind jeßt so nahe anein- ander geführt, 08 sie sih niht mehr in der Nothwendigkeit befinden, große Gewinnantheile an den Zwischenhandel abzugeben.“ . ..

Die „Medcklenburgischen Landesnachrihten“ schreiben über die Sozialdemokratie in Berlin u. A. Folgendes: Die Verschärfung des Belagerungszustandes für Berlin und Um- gegend dur Beschränkung der Versammlungsfreiheit hat erneute Ve- weise dafür gebracht, wie ernsthaft die sozialdemokratishe Bewegung von der Regierung genommen wird, und es is den wie die neuesten durch den de Jhring zu Tage getretenen Thatsachen zeigen in der Reichshauptstadt immer mehr deutlih hervor-

zu erstreben sein, als der Botschafter kein Hehl daraus machte,

tretenden revolutionären Alluren der Sozialdemokratie gegenüber

Ä dieser

} Aufhebung

E der

N massenhafte Derb Ï qroßen Industrie-Centren,

Î Rolle spielt, hat mannigfa : ge v i i Erwartungen, welche viele der Arbeiter bei ihrem Suchen nach Lohn und

| Hülfskassen einführte. i trefflid I der Ortskrankenkassen oder au die Schwierigkeiten,

l nur 50 000, unter denen die Tischler,

t nd genug bervorzuheben, daß die Or:nungsparteicn : R N Pes Sozialistengeseßes durhgebracht haben, t der denkbarsten Anstrengungen der sozialdemokratishen

d der stark demokratishen Elemente zur Hintertreibung Einen besseren Beweis dafür giebt es nit, wie un- m den Sozialdemokraten das Gesetz _ ist und wie sehr sie fih nach hequée desselben sehnen, das ihren Bestrebungen einen ihrerseits nit anerkannten, aber doch wesentlichen Damm entgegenstellt, zwar elches vor allen Dingen verhindert, daß diese Tendenzen, deren Q sität von den Sozialdemokraten stets mit so großer Cmphase ea wird, den Boden dieser Legalität verlassen, wie es doch cigent- E der Natur der Sozialdemokratie liegt. Denn wie eine vollständige lid f nstruftion der sozialen und staatlichen Verhältnisse ohne äußern Ao herbeigeführt werten sollte, ist uns unklar und den Sozial- E Lit erst recht. Jene Partei widerspricht si daher au, wenn sie be- aver a das Gesetz habe ihr nur genüßt und niht geschadet, sie sei E dieses Gescies so stark geworden. Wir unsererseits

i egen Z L : - y gerade p dies nicht wegen, sondern troß des Gesetzes geschehen ift,

meint ebr würde es ohne dasselbe der Fall sein. Denn der mit

} wievie! : Energie ins Werk geseßten Agitation der Führer, welche

fsaler D s i Ede auch die anscheinend unbedeutendste Veränderung der sozialen

und politischen Verhältnisse zu Nuße machten, der enormen Opfer- illigfeit ihrer Parteigenofsen und ihrer straffen Disziplin ist es zu- J schreiben, daß die Sozialdemokratie in Berlin, welche im Jahre 1871 e über 9000 Stimmen gebot, bei den leßten Neichstagswahlen im

Î ahre 1884 65 000 Wähler zur Urne \chickte.

Dieser ungeheure Erfolg läßt fi auf Thatsachen und Verhält-

nisse der verschiedensten Art zurückführen, welche ihrer natürlichen

Ï Beschaffenheit nah derartig sind, ‘daß sie von keiner anderen Partei

cht werden können, so daß das Zurükbleiben der übrigen Parteien gegenüber der Sozialdemokratie die nähstliegende Erklärung findet, Das fortdauernde Herbeiströmen der arbeitsuchenden Bevölkerung nach den U unter denen Berlin cine hervorragende che Enttäushungen hervorgerufen bezüglich

anwendbar gema

jerin {on

Î Brot in der Millionenstadt gehabt haben, was natürlicherweife dazu ge- } eignet ist, böfe Ï Die vielfach

Ï Unzufriedenheit i | - 2 i / u ihre Oppositionslust gegen etn Regierungésystem wachgerufen,

Ï welches als das Grundübel ihrer wirthschaftlichen Mißstände anzu-

Leidenschaften, wie Neid und Mißgunst, groß zu ziehen. vorhandene Ausbeutungsfucht der Arbeitgeber hat die t der Arbeiter mit den bestehenden Verhältnissen genährt,

sehen, sie von den Agitatoren gelehrt werden. Nicht intellcktuell ge-

J bildet genug, um einzusehen, daß die Verschiedenartigkeit der fozialen Ï Stände, die ihnen nirgendwo ührt wir? i j de Grofßstadt, aus der göttlihen Weltordnung allein resultirt, deren Ì Abänderung nicht in Menschenhände gegeben ist, ten si Ï Denjenigen rüchaltlos an. welche sie zu überreden suchen, daß es nur Î an ihnen liege, wenn andere Ï Freilich müssen wir, N daß neben i | E qus der Sozialdemokratie entwickelt hat. E Berlin anbetrifft, an die Uebernahme der Pferdeb: d Î gesellschaften durch die Stadt, Reform der Mieths\teuer 2c. Forde-

mehr vor Augen geführt wird, als in vertrauen sie sich

herbeigeführt werden.

Verhältnisse i fonstatiren,

sein, au Ï mancher gute Gedanke So erinnern wir, was Pferdebahnen und Gas-

gerecht zu nh auch

um

vielen Utopien

B

| rungen, welche die Arbciterpartei mit der Bürgerpartei gemeinsam ge- } stellt hat.

Allein niht so schr in der Idee, als vielmehr in der vorhin er-

Ì wähnten Kunst der Organisation und Agitation liegt die Stärke jener Partei. Ueberall, wo ] Programm zu verwirklihen und neue Anhänger zu Ï die Führer rastlosen Eifer und seltenes Geschick an. nädi ] Ï tigten sie sich der Gewerkschaftbewegung und gründeten die Fachvereine, deren es in Berlin etwa 80 giebt. neuere! Î lehteren, welche freilich offiziell keine Politik treiben,

wo sich auc nur die kleinste Aussicht zeigte, ihr werben, wandten Zunächst bemäch-

Zeit haben diese bei der Lohn- und Strikebewegung als die Stützpunkte derselben eine große Rolle ge- spielt. Ohne diese Fachvereine wäre ein Strike in Berlin “nicht denkbar gewesen und die Umstände, welche die gedachte wirthschaftliche Erscheinung begleitet haben, geben den evidenten Beweis, daß dieselbe cine innige Verwandtschaft mit den politischen Gebilden hat, welche

In neuerer

die Sozialdemokratie zeitigt

Einen unerwarteten Mißerfolg hatten die Sozialdemokraten bei ihrer Agitation gegen das Krankenkassengeseß; da dasselbe zwar Kassenzwang, aber keine Zwangskassen vorschrieb, so wollte man auf jener Seite dies für sich ausbeuten, indem man die freten centralifirten Mögen aber die trefflicen Organisationen mit denen die „freien Hülfskassen“ in pekuniärer Hinsicht zu fämpfen hatten, vielleicht

auch der bei den leßteren zu zahlende größere Beitrag dazu beigetragen

haben, genug, beim Schluß des Jahres 1885 hatten die Ortskranken- fassen in Berlin 195 000 Mitglieder, die „freien Hülfskafsen dagegen die Metallgießer und die Me- talldreher das größte Kontingent stellen.

Nahtrag zu Nr. 29 des Central-Blatts für das Deutshe Reich. Inhalt: Zoll- und Steuerwesen : Ausführungs- bestimmungen zu dem Geseße vom 1. Juni 1886, die Besteuerung des Zuckers betreffend; Bestimmungen, b etreffend die bei der Ausfuhr von kondensirter Milh zu gewährende Steuervergütung für den in dem Fabrikate enthaltenen inländishèn Zuker. L

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 18. Inhalt: Regelung der Straf- 2c. Befugnisse des Direktors der Festungsbau- \hule sowie das Verhältniß des Präses des Ingenieur-Comités zu derselben. Strafvorschrift zur Verhütung der Gefährdung mislitä- risher Pulvertransporte. Instruktion über die perfönlichen Ver- hältnisse des Zeug-Personals. Führung der Kassenbücher. Zu- theilung von Kulm zum Garnison-Baudistrikt Thorn. Aenderung des Schemas 7 zu §. 10 der Landwehr-Ordnung. Post-Paket- sendungen. Verpflegungszushuß für L für das 3, Quartal 1886, Aenderungen der Landwehr-Bezirkseintheilung. Gisenbahn- beförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Schnell- x. Zügen. Entwurf der Felddienst-Drdnung. L

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 42. Inhalt: Verfügungen: vom 15. Juli 1886: Neue Ausgabe der Abtheilung 1 des Abschnitts ŸY der Allgemeinen Dienstanweisung.

Statistische Nachrichten.

f Nah dem Bericht des Rheinischen Provinzial- Verwaltungsraths über die Ergebnisse der provinzial- ständishen Verwaltung während des Etatsjahres vom 1. April 1884 bis 31, März 1885 betrug die Zahl der bei der Rheinischen Provinzial-Feuer-Societät bestehenden Versicherungen Cnde 1884 452 008, und zwar bei dem Immobilar 351 163 und bei dem Mobilar 100845. Die Zunahme seit dem 1. Januar 1884 betrug bei der Gebäudeversiherung 3039, bei der Mobilarversicherung 3961 ; im Ganzen also 7000 oder 1,54 °/. Das versicherte Kapital ift bis Ende des Jahres von 1982 252 688 4 auf 2033 895 957 4, also um 51 643 269 M oder 2,50 9% gestiegen. Die Zunahme betrug bei dem Immobilar 33 624 415 4 oder 2,07 9/6, und bei dem Mobilar 18 018 854 M oder 4,31 %/0. Der Durhschnitttswerth einer Gebäude- Versicherung beträgt 4603 F, derjenige einer Mobilar-Versicherung 138 #4. Die Jahresbeiträge sind während des Berichtsjahres von 4918 549 (Stand am 1. Januar 1884) auf 3041 214 1, also um 122 664 M. oder 4,03 9% gestiegen. Von denselben fallen auf die 719 gege-Versicherung 9 321 305 A und auf die Mobilar-Versicherung 719 909 ie Zunahme beträgt also bei dem Immobilar U 392 6 oder 2,81 9/0, und bei dem Mobilar 5b 310 oder 7,69 °/o. Es kommen sonach auf je 1000 (A Versicherungssumme 1,49 Bei- 0e und zwar bei dem Immobilar 1,43 4 und bei dem Mobilar (2 M Die festgestellten Brandschäden betragen im Ganzen

9 531 355 M oder 83,98 9/6 der Beiträge. Für Gebäudeschäden sind 9 011 507 oder 86,65% und für Mobiliars{häden 519 848 M oder 72,21 9% der Beiträge bezahlt worden. Vergleicht man die ge- :ablten Brandentshädigungen mit dem versiherten Kapital, fo wur- den auf je 1000 M des leßtern 1245 f und zwar für die Gebäude- \häâden 1244 A und für die Mobilarshäden 1246 M gezahlt. Die Zahl der Brandschäden in 1884 betrug 1787. Von diesen waren 1531 Gebäude- und 511 Mobilarshäden. In 1276 Fällen wurden die Gebäude allein, in 256 Fällen GebZude und Mobilien gleichzeitig, in 255 Fällen Mobilien allein betroffen. Die Zahl der von einem Brandschaten betroffenen Gebäude war 4013, welcke ins- gesammt zu 9970 861 4 versichert waren. Von diefen Gebäuden find 1785 total zerstört und 2228 theilweise beschädigt worden. Das Verhältniß der Schäden zum Versicherungswerth der betroffenen Gebäude beträgt 20,17 9/%. Von diesen Gebäuden sind total ver- brannt 619 Wohnhäuser, 438 Scheunen, 484 Ställe, 215 Neben- gebäude, 3 Kirchen und öffentlihe Gebäude und 26 industrielle An- lagen; partiell beschädigt 1182 Wohnhäufer, 263 Scheunen, 411 Ställe, 274 Nebengebäude, 58 Kirchen und öffentlihe Gebäute und 40 industrielle Anlagen. 2234 Personen find von Gebäude- und 732 von Mobilarschäden betroffen worden. Ueber den Umfang der Schäden is zu bemerken, daß festgestellt wurden 1239 Schäden unter 10900 H, 220 Schäden von _1000 bis 2000 M, 133 Schäden von 2001 bis 3000 (Æ, 117 Schäden von 3001 bis 6000 MÆ, 43 Schäden von 6001 bis 10 000 M, 28 Schäden von 10001 bis 20000 Æ und 7 Schäden von 20001 bis 50 000 M. Von den 1787 Brandschäden des Jahres 1884 haben 1287 zur Tageszeit und 500 zur Nachtzeit stattgefunden. Die Dur(chschnitts- zahl der Brandschäden für einen Monat beträgt 142,25. Der Monat Juli weist die außergewöhnlich hohe Zahl von 300 Fällen nach ; hierin find nicht weniger als 144 Blißschläge, während auf das ganze Jahr 1884 deren 202 fallen. Die jährliche Durchschnittszahl der Bliß- \chläge für die Periode von 1856—75, also für 20 Jahre, betrug 52,4, für die Jabre 1876—82 steigt dieselbe auf 86,4, um im Fahre 1883 die Zahl 140 und 1884 die Höhe von 202 zu erreihen. Es liegt also seit dem leßten Jahresmittel {on eine Vermehrung von 115,6 9% vor, während die Zahl der versicherten Gebäude und deren Gesammtwerth in der Periode von 1896—75 nit erheblih, und in den Jahren 1876—84 um ca. 18 9/ gestiegen ist. Auch in dem Verhältniß der sämmtlichen Brandfälle zu den Blitschäden ist in den leßten Jahren eine erk,ebliße Vermehrung eingetreten, indem dasselbe von 39% in den Jahren 1880 und 1881 im Jahre 1882 und 1883 auf je 7% und im Jahre 1884 auf 11 9/6 gestiegen E Bemerkens- werth is hinsihtlich der Art der Blißshläge die Wahr- nehmung, daß die Zahl der zündenden Bliße erheblich ab- genommen, diejenige der sogenannten kalten Schläge zugenommen hat. Noch im Jahre 1876 fielen 31 zündende und 25 kalte Schläge. Für die Jahre 1877 bis 1884 stellt sich das Verhältniß wie folgt: in 1877 40 zündende und 51 kalte; 1878 46 zündende und zl falte; 1879 71 zündende und 31 kalte; 1880 66 zündende und 29 falte; 1881 49 zündende und 18 kalte; 1882 40 zündende und 32 kalte; in 1883 49 zündende und 91 kalte und in 1884 69 zündende und 183 falte Shläge. Von ten 202 Blibschlägen des Jahres 1884 trafen 174 Gebäude mit harter und 28 Gebäude mit weicher Bedachung. Unter den getroffenen Gebäuden waren 543 Wohnhäuser, 146 Wohn- häuser mit Ocfonomiegebäuden, 92 Oékonomiegebäude, 165 Kirchen und öffentlihe Gebäude und 11 industrielle Anlagen. Der Jahres- zeit nah fielen in 1884 je 2 Blitschäden auf die Monate Januar, Februar und November, 9 auf den März, 14 auf den April und 13 auf den Oktober. Alle anderen Blitzschäden gehörten den Monaten Mai bis September an, so zwar, daß auf die Monate Mai bis August 89,80 %/9 und auf den Monat Juli allein 39,30 %/ kamen. Der Monat Dezember war blißschadenfrei. Ueber die Ursache der Entstehung der Brände ift Folgendes zu bemerken: Es sind entstanden durch Brandstiftung 26, durch Bliy 202, dur Uebertragung von an- deren Gebäuden 30, durch fehlerhafte Feuerungseinrihtung und Kamin- brände 149, durch Fahrlässigkeit 42, durh Spielen der Kinder mit SFeuerzeug 32, dur Explosion 9 und dur) Selbstentzündung 7._ Di 1290 Sällen oder 72,18 9/0 aller vorgekommenen Brandschäden ili die Entstehungsursache nicht ermittelt worden. E e i

Ueber „Getreide- und Brot- Preise“ s{chreibt die „Wiesbadener Presse“: Die freihändlerishe Presse muß das Material für die Rechtfertigung der von ihr vertretenen Grundsäße weit herholen. Neuerdings beruft sie sich auf eine Schrift des Fran- zosen Fournier de Flait, in welcher eine Tabelle der Pariser Preife für Getreide und Brot in der Zeit von 1843 bis 1883 enthalten ist. Dieser Zeitraum zerfällt in eine Periode der Brottare (1843 bis 1863) und eine Periode der Brotpreisfreiheit (1864 bis 1883). Die Preise betrugen per Kilogramm in Centimes:

1864/1883

1843/1863 | Brot Getreide Brot Getreide 32,6 97,4 32,8 93,5 34,0 25,9 31,8 21/8 32,7 26,4 30,0 26, 39/3 3M 46,9 49,8 38,2 44,7 992 21,8 T2 99,3 20,2 37,9 2,8 19,1 46,6 26,9 19,0 41,3 300 93/9 42,0 38,3 29,6 42,3 48,9 38,8 34,7 N 38,9 365 49,9 40,7 40,2 38,1 31/5 39,7 29,0 21/8 38,4 98,4 999 39,3

39,1

34,5 28,6 J, 49,3 32,3 38,2 878 30,5 36,7 34,9 25,5 O 9840 161. 0008 Zu dieser Tabelle findet sich nun_ in ideutshen sreihändlerischen Blättern folgende Bemerkung: „Man sieht hier auf den ersten Bli, wie in diesem Zeitraum von 40 Jahren der Getreidepreis den Brot- preis bestimmte, gleichgültig ob für den Brotpreis eine Taxe maß- gebend war, oder derselbe sich im freien Handel regulirte.“ Diese Behauptung trifft niht den von Seiten der Vertreter eines mäßigen Schutzolls au für landwirthschaftlihe Produkte aufgestellten und durch statistishe Erhebungen in Deutschland erhärteten Saß, Ny der Brotpreis nicht gleichzeitig mit dem Getreidepreise steige und falle; fondern sich unabhängig von diesem gestalte. Wenn es für diesen Satz M eines Beweises bedürfte, so würde ihn ein Blick auf die obige Labelle liefern. Durchshnittlih differirte der Brot- preis mit dem Getreidepreise in dem angegebenen Zeitraum um 8 bis 9 Centimes. Welche Abweichungen zetgen ih aber im Einzelnen ? Während im Jahre 1843 die Differenz zwischen dem Brot- und Ge- treidepreise nur wenig über 5 Centimes betrug, stellte sie fich im Jahre 1871 auf über 124 Centimes, alfo auf bei weitem mehr als das Doppelte. Da kann man doch unmögli von einer gleihmäßigen Wirkung des Getreidepreises anf den Brotpreis sprechen. Oder ver- langen die Herren Freihändler vielleiht, um die Ungleihmäßigkeit dieser Wirkung zu erkennen, daß der Brotpreis ab und zu niedriger sein soll als der Getreidepreis? Die frage der Brottare und der Wirkung derselben auf den Brotpreis steht _augenblicklih nicht zur Diskussion. Aber offenbar wollen die freihändlerishen Blätter, die gegenwärtig mit den oben reproduzirten Ziffern operiren, dem Ge- treidezoll eine ähnliche Wirkung zuschreiben wie der Brottarxe. Wenn man das gelten lassen wollte, so würden die Freihändler mit ihren eigenen Ziffern geshlagen fein, denn aus den obigen Ziffern ergiebt fi, daß in der Zeit der Brottaxe das Brot durchschnittlich um mehr als 14 Centimes billiger war als in der Brotpreisfreiheit. Und ferner, daß in der Zeit der Brottare die Differenz zwischen dem Brot-

Fahr 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883

Jahr 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863

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und Getreidepreise geringer war als in der Zeit der Brotpreisfreiheit.

Wenn die Herren Freihändler zur Rechtfertigung ihrer Doktrinen kein besseres Material zu finden vermochten als diejes, so brauchten sie wirklich nit erst in die Ferne zu s{chweifen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

München, 21. Juli. (W. T. B) Der Direktor der hiesigen Kunst-Akademie, Professor von Piloty, is heute in Folge eines langjährigen Magenleidens gestorben. Das Profefsoren-Kollegium der Universität hat den Botaniker Nadlkofer zum Rektor für das Jahr 1886/87 gewählt. s

Die Praxis des Reichsgerihhts in Civilsachen. Bearbeitet von A. Bolze, Reihhsgerichts-Rath. Zweiter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1886. (XV., 497 S.) Preis 6 M Der Beifall, den der erste Band des vorliegenden Werkes gefunden, hat bewiesen, daß das Bedürfniß für ein die Entscheidungen des obersten Gerichtshofs des Deutschen Reihs in Kürze wieder- gebendes Werk in weiten Kreisen vorhanden ist, und daß demselben durch das Werk genügt wird. Der Richter wie der Rechtsanwalt, der theoretishe wie der vraktishe Jurist werden bezüglich der Gesammtheit der ergehenden Entscheidungen der Civilsenate auf dem Laufenden erhalten. Die Sammlung will übrigens nicht etwa blos eine Auswahl von Urtheils\prüchen darbieten, ihre besonderen Vorzüge sind vielmehr Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit. Zu diesem Behuf tellt sie den Inhalt der cinzelnen Entscheidungen, unter Angabe des urtheilenden Senats, der Geschäftsnummer und des Datums, fowie die Elemente der Entscheidungsgründe, nach Materien systematisch gc- ordnet, in einzelnen Säßen zusammen. Der zweite, jetzt vorliegende Band schließt sich mit seinen Auszügen von über 1200 Entscheidungen der Zeit naH genau an den ersten Band anz; derselbe enthält außer den älteren Entscheidungen die scit Juni v. I. bis Ende März d. I. ergangenen und umfaßt, wie der erste Band, das gesammte System des Civilrechts und das des Civilprozeßrchts, sowie die das öffentliche Recht berührenden Entscheidungen der Civilfenate. Von seinen 9000 Säten beziehen sh unter Anderem auf das Eigenthum 87, das Pfandrecht 76, das Bergrecht 13, die Gewässer 15, das Patentrecht E die Anspruchsverjährung 20, das Interesse 20, die Anfechtung wegen Benachtheiligung der Gläubiger 41, die allgemeinen Lehren des Vertragsrechts 148, die einzelnen Verträge 296, das Geselfchafts- recht 36, Kirhe und Schule 21, Enteignung 14, Zulässigkeit des Rechtsweges 26, Klage 13, Klageänderung 26, Prozeßkosten 38, ZU- stellungen 17, Beweiskraft 52 u. \|. w.

Die in Leipzig und Berlin am 24. d. M. erscheinende Nr. 2247 der Illustrirten Zeitung (Heidelberger Fest-Nummer) enthält folgende Abbildungen: Allegorishe Titelzeihnung, entworfen von Dr. Robert Geißler. Die Begründer und Förderer der Uni- versität Heidelberg: Kurfürst Ruprecht T, der Stifter der Universität. Kurfürst Karl Ludwig, der Erneuerer der Universität. Kurfürst Karl Friedrich von Baden. Marsilius von Inghen, der erste Rector der Universität. Professor Dr. Bekker, der derzeitige Rector der Uni- versität. Friedrich, Großherzog von Baden, Rector Magnificenti|- simus der Universität Heidelberg. Panorama von Heidelberg aus dem Jahre 1620 von Merian. Ansicht des heutigen Heidelberg. Nach der Natur gezeihnet von Prof. H. Krabbes. Ansihten aus Heidelberg und Umgegend. Nach der Natur gezeichnet von Prof, H. Krabbes : Die Festhalle, —- Die Universität. Die akfademischen Krankenhäuser. Die Marktkirhe. Der Ritter. Das Pauklokal in der Hirschgasse. Das Portal der alten Brüe. Die Molkenkur. Der Königstuhl. Die Reconstruction des Heidelberger Schlosses. Originalzeihnung von Baurath Dr. O, Mothes. Doppelseitige Jllustration. Am Burggraben des Heidel- berger Schlosses. Nach dem Gemälde von K. L. Fahrbah. Das große Heidelberger Faß. Nach einer photographischen Aufnahme. Bilder aus dem Heidelberger Studentenleben der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, gezeihnet vom Universitäts - Buchhändler G. Karl Winter. (Nah den auf der Heidelberger Universitäts- Bibliothek befindlichen Originalen.) 4 Illustrationen. Still- leben aus dem Heidelberger Carcer. Episode aus dem _histo- rischen Festzug: Einzug der Gemahlin Friedrichs V., Elisabeth Stuart, Tochter Jakob's 1. von England. Nach dem eigenen Entwurf für die „Sllustrirte Zeitung“ gemalt von Prof. Karl Hoff in Karlsruhe. Doppelseitige Jllustration. „Stoßt an, Heidelberg lebe, hurrah hoch!“ Humoresfke von Dr. Nobert Geißler. Doppelfeitige JUustration. Alte und neue Siegel der Universität Heidelberg. Denkmünzen zur Erinnerung an die Jubiläen der Universität Heidelberg in den Sahren 1686 und 1786. Denkmünzen zur Erinnerung an die Zer- störung Heidelbergs dur die Franzosen. Nach den in der Mays'’schen Sammlung befindlihen Originalen photographirt von Münnich in Heidelberg. Mythologishes Bild zur Erklärung des Simsfon- Räthsels. Briefmarke der Berliner Packetfahrt-Gesellschaft. Polytechnische Mittheilungen: Reichs-Feldflashe. 2 Abbildungen. Weihrauchgefäß mit Spiritusheizung. 2 Abbildungen. Reitinger 3 Pflanzenkübel und Blumenständer. 3 Abbildungen. Pollaë’s Gal- vanisches Negenerativ-Element. 2 Abbildungen. —- Neues Photo- graphie-Album. Apex-Patent-Flaschenverschluß. Neue Eisflasche. 2 Abbildungen. VBrod- und Gemüsehobel. 2 Abbildungen. Moden: Anzug aus sandgrauem Canevasstoff. Anzug aus gelblich- weißem Lodenstoff.

Veterinärtoefen.

Vereinigte Staaten von Amerika. Vor einigen Monaten ist die Lungenseuhe unter dem Rindvieh in Summit Point, West-Virginia, ausgebrochen. Die Milchkrankheit tritt noch in verschiedenen Theilen des Staates Indiana auf.

Gewerbe und Handel.

Ein Gescß vom 26. Juni 1883 ermächtigt die Þ o rtugiesische Negierung, für die Verzinsung des zum Bau eines Kunsthafens zu Leixdes bei Porto erforderlichen Kapitals einen Z ollzuschlag bis zu 1 % des Werthes auf alle in Portugal eingeführten Waaren zu erheben. Nachdem dieser Zuschlag im Jahre 1884 zunächst auf 0,40 und im Jahre 1885 auf 0,55 festgeseßt worden war, bestimmt eine unter dem 28. Juni d. J. veröffentlichte Königliche Verordnung, daß dersclbe vom 1. Juli d. J. ab 0,66 ©°/o von dem Werth der ein- gehenden Waaren betragen sol. . :

Die nächste Börsen-Versammlung zu Essen findet am 26. Juli im „Berliner Hof“ statt. A i U

—— Nath der Semestralbilanz der Königlih Bayerischen BankinNürnberg für den 30. Juni beträgt das Stamm-, Dotations- und Reservekapital, dem der erzielte Neingewinn zugeschrieben wird, gegenwärtig 16,44 Millionen Mark gegen 15,72 Millionen Mark Ende 1885. Der Wechselbestand beläuft sih auf 41,12 Millionen Mark, der Effektenvorrath auf 8,88 Millionen Mark, seit Jahresfrist sind die Wecselanlagen um 4,63 Millionen Mark stärker geworden, wäh- rend der Effektenbestand um 2,55 Millionen Mark zurückgegangen ist. Die Lombard-Darlehen mit 12,02 Millionen Mark, die Darlehen auf hypothekarishe Kreditkautionen mit 3,01 Millionen Mark und die Hypotheken-Darlehen mit 3,37 Millionen Mark baben ih seit dem Vorjahr nur unwesentlich verändert. Durch den Umstand, daß die Bank einen Theil der mit 3% verzinslichen Depo- siten gekündigt hat, sind die Privatdepositen zu 3/0 seit 30. Juni 1885 um 7,61 Millionen Mark zurückgegangen, während sich die- jenigen zu 29/0 gleichzeitig um 6,92 Millionen Mark vermehrt haben. Die Bank hat gegenwärtig noch 27,65 Millionen Mark Privat- depositen mit 39% und 11,50 Millionen Mark mit 2 % zu verzinsen, außerdem 8,77 Millionen Mark gerichtlihe und administrative Depo- siten zu 20/0, 4,27 Millionen Mark ¿u 223% und 8,52 Millionen Mark zu 3 9/0. i E

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg“ schreibt in ihrem vom 9. d. M. datirten Wochenberiht: Der Gang des Ge- {äfts ist, namentlich wenn man die Jahreszeit in Betracht zieht, ret regsam. Für Fabrikate herrscht fast durhgehends feste Tendenz,