1886 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Jul 1886 18:00:01 GMT) scan diff

efunden. Als Kommissar der Regierung wohnts der Provinzial-Direktor, Geheime Rath Küchler der Feier bei. Der estgug welher den Bischof Vormittags 9 Uhr von einer Wohnung abholte und denselben nah dem S@hluß der kirhlichen Feier dahin zurügeleitete, war äußerst glänzend. Um 31/2 Uhr findet in der festlih dekorirten Stadthalle ein großes Festmahl statt, zu welchem gegen 1500 Theilnehmer angemeldet sind. Heute Abend wird dem neuen Bischof und den hier anwesenden auswärtigen Bischöfen dur einen Fackel- zug, verbunden mit Musik- und Gesangsvorträgen, eine Ova- tion dargebraht werden. Mehrere Extrazüge brachten zahl- E Auswärtige hierher, welche an den Festlichkeiten theil- nehmen.

Oefterreich-Ungarn. Wien, 23. Juli. (Wn. Abdp.) Der Tiroler Landtag, welcher auf Grund des Kaiserlichen Einberufungs-Patentes gestern in Jnnsbruck zusammengetreten ist, hat nah Erledigung des formellen Theiles _der Tages- ordnung sofort ein Comité gewählt, welches sich mit der Vorberathung des Landesge)eßes über die Regulirung der Etsch befassen und seine diesbezüglichen Anträge zur Beschlußfassung dem Landtage unterbreiten wird.

Großbritannien und Jrland. London, 23. Juli. (A. C.) Der Marquis von Salisbury is von der Königin mit der Bildung eines neuen Kabinets betraut worden. Die Zusammenseßung des neuen Ministeriums dürfte allem Anschein nah von S@hwierigkeiten begleitet sein und im Anfang nur langsam Fortschritte machen. Lord Salisbury hat sich nämli von der Königin die Erlaubniß erwirkt, vorher mit dem Marquis von Hartington darüber zu konferiren, ob derselbe geneigt sein würde, einen Ministerposten unter der konservativen Fahne anzunehmen. Das Bestreben der Lenker der Torypartei ist augenscheinlih darauf gerichtet, dem neuen Kabinet eine whiggistische Eng zu geben.

Aus Birma liegt folgende Depesche des „Reuter'schen Bureaus“ vor:

Rangun, 21. Juli. Nach einem von Mandalay eingegan- genen Telegramm hat bei Yuatha Shoaybo ein Gefecht zwischen einer Abtheilung Royal Welsh-Füsiliere unter Lieutenant King und einer 800 Mann zählenden Shaar Freibeuter stattgefunden. 26 der leßteren wurden getödtet und 118 gefangen genommen.

26. Zuli. (W. T. B.) Wie verlautet, hätte Lord Har- tington bei einer am Sonnabend mit Lord Salisbury ge- habten Besprechung Leßteremseine Unterstüßung in der betreffs JFrlan d szu befolgenden P olitik unterderBedingung zugesichert, daßdem Parlament kéine hierauf bezügliche Bill vorgelegt werde, die nicht vorher die Zustimmung Lord Hartington's erhalten habe. Der „Times“ zufolge wäre Lord Hartington von Lord Salisbury der Posten des Premiers in dem neuen Kabinet angeboten worden; Lord Hartington hätte denselben indeß bestimmt abgelehnt, gleichzeitig aber Lord Salisbury die Unterstüßung seiner Pariteigenossen zugesichert. Lord S hat sich am Sonnabend zu der Königin nah Osborne begeben.

Aus Tixree in Nord-Schottland waren Ruhestörungen dur die dortigèn Kleinbauern gemeldet worden ; zur Her- stellung der Ruhe ist ein Kanonenboot mit einer Abtheilung Seefoldaten von Plymouth dorthin abgegangen.

Frankreich. Paris, 23. Zuli. (Fr. C.) Der „Temps“ reibt: „Man hat mit Unrecht angekündigt, daß die Militär-Attachés im Auslande zurückberufen werden sollen. Ein Lingiger Posten ist unterdrückt worden: der des Militär-Attachés bei der Gesandtschaft im Haag, und sein cFn- haber, der Kommandant Marga, ist seit zwei Monaten zu dem Genie-Regiment nah Versailles berufen worden, wo er die Funktionen eines Majors versicht. Alle anderen Militär- Attachés bleiben im Amte.

Kurz vor den Departemental-Wahlen haben die Deputirten Audiffret, Ballue, Steeg und die Senatoren Jour- nault und Tolain ein „Fnitiativcomité für die repu- blikanishe Propaganda“ gebildet, welhem das repu- blikanishe Comité der Rue de Suresne, das unter Gambetta?s Leitung zur Zeit der moralischen Ordnung wirkte, offenbar als Muster gedient hat. Die Herren hoffen zunächst, die bevor- stehenden Departementalwahlen zu beeinflussen, und beab- sichtigen ferner, einen weiten Verband aller republikanischen oder wenigstens opportunistishen Comités Frankreichs, deren Ceniralstelle in Paris wäre, ins Leben zu rufen.

7, 27 Juli. (W. T. B.) Der. Deputirte Mar- monnier hatte in einem gestern von den Zeitungen veröffentlihten Schreiben mehrere Fragen über ver- schiedene Zwischenfälle in der madagassishen An-

elegenheit an die Regierung gerichtet. Der Minister-

räjident de Freycinet hat heute darauf erwidert: die Regierung habe sich bereits mit den Punkten beschäftigt, auf welche Marmonnuier die öffentlihe Aufmerksamkeit lenke; Marmonniex könne versichert sein, daß die Regierung während der Ferien der Kammer so wenig wie während deren Zu- sammenseins irgend etwas ran werde, um die P teressen des Landes zu wahren.

Die Ernennung Bourée's zum Gesandten in Brüssel und Montholon's zum Gesandten in Athen ist nunmehr erfolgt; als NaGtölger Bourée's auf dem Ge- U RRSNN in Kopenhagen wird Thomson ge- nannt.

Spanien. Madrid, 24. Zuli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat nah langen, erst heute früh 31/2 Uhr zu Ende geführten Berathungen den Handel s- vertrag mit England angenommen. Die Mehrzahl der kátalonishen Deputirten verließ, bevor die Ab- stimmung erfolgte, den Sißungssaal.

Jtalien. Nom, 26. Juli. (W. T. B.) Der König at für die Hinterbliebenen der an der Cholera Ge- torbenen in Venedig 40000 Fr. und für die Hinterbliebenen er in den anderen kleinen Gemeinden Gestorbenen 100 000 Fr. gespendet.

Serbien. Nis, 24. Zuli. (W. T. B.) Die Mitglieder der Skupschtina erschienen heute in corpore bei dem Könige, um die von dem Bureau und sämmtlichen Abgeord- neten unterzeichnete Adresse zu überreichen. Die dresse versichert zunächst, daß den in der Thronrede ausgesprochénen Erwärtungen ezüglih der Pflege des Fortschritts und der Bedingungen für die Lebensinteressen der Nation werde ent- rag tverden. Das serbishe Volk blicke vertrauensvoll auf en König, der als leuhtendes Vorbild in der Erfüllung seiner heiligen Pflichten Angesichts der Gefahr des Volkes

die eigene Gefahr nicht geachtet habe. Die Skupschtina sage dem König Dank für die Wahrung des Staatsinteresses, zu dessen Sicherung der Monarh unter dem Beifall der Nation die Armee unter die Fahnen gerufen habe, um Protest zu erheben gegen die Propaganda der Unordnung an den Grenzen und der

usbeutung auf der Balkanhalbinsel. Das Gebot der Weisheit habe den Monardhen später, als die Kräfte verstärkt und die Truppen zum Ausheben bereit gewesen, dem einmüthigen Wunsche Europas entsprechend, von der weiteren Kriegführung abgehalten; die Nation aber sei, wie bisher so au in Zukunft, jederzeit bereit, das Staatsinteresse gegen eine einseitige Ver- rückungdes Gleichgewichts auf der Balkanhalbinsel zu vertheidigen. Der König könne deshalb immer auf die Ergebenheit, die Be- eisterung und die Opferwilligkeit des Volkes rehnen. Die Adresse agt ferner, daß die Skupshhtina mit großer Befriedigung von der Lflege der freundschaftlichen Beziehungen zu den übrigen Nachbarstaaten und von der Festigung derselben Kenntniß nehme, und daß sie verspreche, alle in der Thronrede auf jeglihem Gebiet angekündigten Arbeiten entsprechend würdigen und erledigen zu wollen. Die Adresse {ließt mit einem begeisterten Hoh auf den König und die Königliche Familie. Der König nahm die Adresse huldvoll entgegen und dankte der Skupschtina für ihren patriotishen Geist und ihre Ergebenheit.

25. Juli. (W. T. B.) Die Skupschtina hat heute der Negierung für die während des Kriegszustandes erlassenen Geseße und Verordnungen einstimmig Jn- Ln Ras ertheilt und darauf die Wahl prüfungsdebatte egonnen. 26. Juli. (W. T. B.) Die Skupschtina hat auf

Antrag des Verifikations-Auss\husses sämmtliche beanstandeten Wahlen bis auf zwei, welche für gültig erklärt wurden, annullirt. Der Minister-Präsident verlas hierauf einen Königlichen Ukas, durch welchen die Session pro 1885 geschlossen und die Skupschtina zu der Session von 1886 zum 15. (27. Juli) nah Nisch ein- berufen wird.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juli. n T. B.) Jm Beisein des Kaisers und der Kaiserin and heute Mittag der Stapellauf des Torpedo- Kreuzers „Lieutenant Jljin“ und die Kiellegung zweier neuer Panzerschiffe statt.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Juli. (W. T. B.) Das zu Ehren des Folkethings-Präsidenten Berg bei dessen Entlassung aus dem Gefängniß veranstaltete Meeting hat gern in Marienlyst stattgefunden, war von nahe an 10 Personen, meist aus Kopenhagen, besucht und verlief, obsthon Berg eine Nede hielt, in welcher er heftige Angriffe gegen das Ministerium richtete, in vollstän- diger Nuhe.

Zeitungsstimmen.

Der „Reichsbote“ hat „unsere Handelsbilanz“ zum Gegenstand einer Reihe von Artikeln gemacht, in deren leytem er zu i eg Etgebnisseß gelangt : ) i

Wir haben in unseren vorigen Artikeln nahgewiesen, daß sich aus der Neben- und Naeinanderstellung von Ein- und Ausfuhrziffecn höchstens erschen ibeite daß die allgemeine internationale Handels- bewegung in rapide|\ter Ausdehnung begriffen ist, daß es daher für sich au weder auffallend noch als sonderlich gefährlih zu betrachten ein würde, wenn in der Ausbreitung eine Pause einträte, daß aber seit Einführung der deutschen Schußzölle ein Rückgang der Einfuhr in Deutschland, also eine Erleichterung der Konkurrenz der deutschen Produktion im Lande selbst stattgefunden hat. Nun weiß aber jeder Kaufmann, und es ist sogar eine kaufmännishe Redensart, daß man Bilanzen aufmachen könne, wie man wolle; und daß sie für das Ge- dethen eines Betriebs selbst gar Nichts beweisen; daß man vielmehr die Blüthe eines Geschäfts wirklih, nicht nur in den Zahlen einer Bilanz V müs

Schon ein Blick auf die industriellen Erträgnisse zum Schluß der Freihandelsepohe im Jahr 1878/79 im Vergleich zu denen im r shngigen Jahr 1884/85 zeigt eine Uebersicht über 103 Aktiengesell- schasten des Industriebetriebes, daß der durchschnittlihe Betriebsüber- \chuß im ersteren Jahr 2,29%, im letzteren aber 5,30% betrug. Eine andere Uebersicht, welhe sih über 126 Hüttenwerke und 80 Maschinen- fabriken erstreckt, zeigt, daß im Jahr 1885 die Zahl der Arbeiter um 40,5 °%/o, und deren Lohn um 56,5% höher war als 1879. Unter diesen Werken befanden sich 89 Aktiengesellshaften, von diesen arbeiteten mit Gewinn im Jahre 1879: 99, 1884: 79, mit Verlust alfo 1879: 27, 1884: 6; und es vertheilten keine Dividenden 1879: 42, 1884: 22, und gaben Dividende unter 4% 1879: 17, 1884: 10, von 4—7 %% 1879: 16, 1884: 20, 7—10 9% 1879; 7, 1884: 10, und über 10% 1879: 6, 1884: 27, Die erste erwähnte Aufstellung, welche vom Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller ausgeht, erstreckt fih insgesammt über 247 Firmen und zeigt, daß bei ihnen 1884 A mehr Arbeiter mit 42,8 M mehr Lohn als 1879 beschäftigt wurden.

„_ Damit ist ohne Zweifel festgestellt, daß die Hemmung der aus- wärtigen Konkurrenz auf deutshem Boden der deutschen Industrie doch sehr greifbaren Vortheil gebraht hat. Aber au im Verhältniß zu einem Jahre, das zu den glänzendsten des Freihandels in Deutsch- land gehört, 1872, zeigt das Jahr 1885 si für die Industrie immer noch erheblich „günstiger. Es ift z. B. höher der Bierverbrauh um 93%/0, die Steinkohlenförderung 312% —. wo cs fih in beiden Fällen wesentlich um s für den inneren Verbrauch handelt, denn sowohl bei Kohlen a s bei Bier m die Ausfuhr aus Deutschland ver- [chwindend gegen den inneren Ver rauh. Ferner ist höher der Roh- eisenverbrauh um 240, Baumwollverbrauh um 244, der Farh- holzverbrauch um 133%. Damit ist doch ohne Zweifel bezeichnet, daß die Industrie niht zurück-, wohl aber vor- wärts gegangen ist, troß _des Rückganges der Ausfuhr also in Folge des durch die Schußzölle gesteigerten inneren Verbrauches. Daß aber die Steigerung, wie wir übrigens {on nachgewiesen haben, niht auf die nah 1872 noh folgenden freihänd- lerishen Jahre, sondern auf die s{ußzöllnerishen folgt, ergiebt {ih z¿. B. daraus, G die deutsche Kupfergewinnung im Jahre 1885 um mehr als 67 %/ jher ist als im Jahre 1884, und daß sie ganz stetig L En ist, nämlich 1881 um 18, 1882 um 34, 1883 um 58 9%-gegen das Jahr 1880, wo egen diese Produktion in vielen Ländern, dem freihändlerischen Großbritannien vor allem, entweder stehen geblieben oder zurückgegangen ist. In England betrug z. B. der Rückgang fast 32 °%/o. Die Zunahme der deutschen Hergewinnung überstieg sogar die durchs\chnittliche Gesammtzunahme derselben in sämmtlihen Pro- duktionsländern, die auf 41 % berechnet wird, um 26 9%,

_„ Nicht minder „wird der günstigere innere Stand der wirthschaft- lihen Verhältnisse in den leßten Jahren bestätigt durch die meisten Handelskammerberichte, obgleih die Handelskammern in erster Linie die Interessen des Handels und nur nebenbei die der Wirthschaftlich- keit überhaupt vertreten. Im Jahre 1884, dem ersten des angeblichen Rükganges, erklärt z. B. die Handelskammer zu Barmen daß auf dasselbe als Geschäftsjahr mit Befriedigung zurückgeblickt werden könne; und auch für 1885 ist ihr Bericht im Bantta nit ungünstiger. Aber selk\ eine Handelskammer wie die Mannheimer, welche weniger Industrie zu vertreten hat, wie die vorige, mußte den

des mag

verhältuißmäßig günstigen Verlauf anerkennen. Und in der That vielleiht der äußer Handel vom Geschäftsverkehr des „Jahres weniger befriedias sein, aber die verschiedenen Ausweise über den Schiffsuerkß, melden keine Abnahme des Verkehrs. Sofern sih aber bei e Staatsbahnen eine kleine Allnahme der verhältnißmäßigen Einnah zeigt, so ist dies niht sowohl auf eine Abnahme des Verkehrs Ae die Zunahme der Nebenbahnen, welche si erst entwickeln müssen S dies anfänglih bei den Hauptbahnen auch der Fall gewesen ist zurü, E türlih {on des R s ir find natürli on des Naumes wegen nicht im S

au nur annähernd eine Uebersicht der - hier in Bett Lug Wirthschaftszweige zu geben, wir haben nur herausgegriffen, was au hinsichtlich des Exports besonders wichtig erscheint; und wenn nu selbst da, troß des Nückganges des Exports, auch hier kein Rüdgang gegen den Freihandel erscheint, so zerstäuben sicher die Lamentatione, der Freihandelspresse völlig in haltloses Nichts.

Eine Berliner Correspondenz der Leipziger „Monats- schrift für Textil-Fndustrie“ berichtet zur Lage t Berliner Ee He é

Die vergangene Woche brachte unserem Plaße noch mannigfat Erportordres und zwar solche von ganz bedeutendem Umfange. ode amerikanisher Seite wurden Aufträge von großer Höhe placirt, aber auch englishe Einkäufer, die in großer Anzahl in den leßten Tagen hier anwesend waren, machten umfangreiche Bestellungen. Das Exvort- geshäft ist, soweit der persönliche Einkauf in Betracht kommt, als abgeschlossen zu betrachten, und wir können wiederholt an dieser Stell konstatiren, daß dasselbe als befriedigend bezeichnet wird, wenn au hervorzuheben ist, daß dieser Theil des Geschäfts schr ungleichmäßig vertheilt ist; während einzelne Firmen kaum im Stande sind, die er- haltenen Ordres in der vorgeschriebenen Lieferzeit zu bewälti- gen, gehen andere wieder leer aus; deshalb ift vor der Hand die Beschäftigung unseres Platzes eine sehr ungleiGmäßige, und man hört von der cinen Seite den Geschäftsgang ebenso loben, wie man andererfeits sih weniger günstig über denselben ausf\priht. Für uns maßgebend i\t aber, daß das Gesammtresultat in jeder Weise zu- friedenstellend ausgefallen ist. Ruhig liegt noch immer das deutsche Geschäft. Einige Modellkäufer sind nicht im Stande gewesen, den Markt zu beleben. ._ Die Wollen- und Plüschfabrikation bleibt anhaltend lebhaft beschäftigt. Der Tricottaillenfabrikation find in leßter Woche, wiederum hauptsächlih von hiec anwesenden englischen und amerikanischen Käufern, so zahlreihe Ordres zugekommen, daß Aufträge nur noch mit sehr langer Lieferzeit aufgenommen werden.

Geschäftsjahres 1885

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 43. Inhalt Verfügungen: vom 17. Juli 1886: Erwerbung des Eigenthums der Altona-Kieler, der Thüringishen und der Berlin-Hamburger Eisen- bahn dur den preußischen Staat.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 14. Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsäße: Die Cröffnung der, deutshen Reichs- postdampferlinien. Das Telegraphenwesen in Niederländisch-Indien, Eine deutsche Forshungsreise im vorderen Orient (Fortseßung). II. Kleine Mittheilungen: Das Eisenbahnnetz der ganzen Erde. Die Eisenbahnen in Sicilien. Bambusrohrbriefe. 11], Zeit- \hriften-Ueberschau.

Gisenbahn- Verordnungs-Blatt. Nr. 21. Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 6. Juli 1886, betr. Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staats- dienst im Baufache. Nachrichten.

Statiftische Nachrichten.

Nah den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einshließlich Luxemburgs) im Monat Juni 1886 auf 275596 t, darunter 135518 t Puddelroheisen und Spiegeleisen, 36 174 t Bessemerroheisen, 71 109 t Thomas- roheisen und 29595 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Juni 1885 betrug 318 949 t. Vom 1. Januar 1886 bis Ende Juni d. J. wurden 1703168 t produzirt gegen 1880349 t während desselben Zeitraumes im Vorjahr. j

Ueber die Auswanderung aus dem Deutschen Reih nah überseeischen Ländern in den Jahren 1871 bis 1884 bringt das kürzlih ershienene Juliheft 1886 von „Petermann's Mit- theilungen“ (Gotha, Justus Perthes) eine gründliche, auf die amt- lihen Quellen der Reichsstatistik sh \tütende Arbeit von Carl Strauß, der wir nachfolgende Hauptergebnisse entnehmen. Der erste Theil der Arbeit zieht die deutschen überseeischen Auswanderer nach Gesammtzahl, Geshlecht, Herkunftsland, Ein- \chiffungs8hafen und Bestimmungsgebiet während des angegebenen Zeitraums in Betracht. Aus der Zeit vor 1871 liegen über die Zahl der deutshen überseeischen Auswanderer folgende Schäßungsziffern vor, welhe das Kaiserliche Sta- tistishe Amt aufgestellt hat: im Jahrzehnt 1821/30 8000 Personen, 1831/40 177 000 Perfonen, 1841/50 485 000 Personen, 1851/60 1130000 Personen, 1861/70 970 000 Personen; zusamtien 1821/70 2770000 Personen. Dazu kommen nach den offi ziellen Ermittelungen: 1871/80 595 151 Personen, 1881/84 714121 Personen; zusammen 1821/84 4079272 Personen. Außerdem gingen, nah französischen Quellen, über Havre von 1871 bis 1884 63183 deutsche Auswanderer nah überseeischen Ländern. Auf die einzelnen Jahre vertheilte sich die deutsche überseeische Aus- wanderung in demfelben Zeitraum, wie folgt : 1871 75 912 Personen, 1872 125 650 P, 1873 103 638 P., 1874 45 112 P,, 1875 30 773 P, 1876 28 368 P., 1877 21 964 P., 1878 24 217 P., 1879 33 327 P. 1880 106190 P., 1881 210547 P., 1882 193869 P., 183 166 119 P., 1884 143 586 P. Auf 100 000 Einwohner kamen fonad im Deutschen Reih 1871—83 198 Auswanderer, 1871—82 184 Aus- wanderer, 1876—83 217 Auswandecer, 1872—81 161 Auswanderer. Für England betrug, zum Vergleich, damit dieselbe Verhältnißzahl für 1871— 83 432 Auswanderer, für Schottland 527, für Irland 1206; ferner für die Schweiz 192, für Schweden 360, für Nor- wegen 1871—82 642, für Dänemark 1871—83 260, für Frankrei 1871-82 13, für Italien 1876—83 143, für Portugal 1872—s81 306 Auswanderer auf 100000 Bewohner. Alle übrigen germa- nishen Staaten haben danah eine relativ größere Auswan- derung als Deutschland; am nächsten steht Lebterem die Schwelz. Von den omon sden Staaten übertrifft Portugal das Deutsche Reih um fast das Doppelte; nur Italien und Frankrei stehen hinter Deutschland zurück. Dem Geschlecht nach vertheilt sih die deutshe Auswanderung prozentual folgendermaßen : A

Jahr männl. weibl. Jahr männl. weibl.

%o 9% 9% 9%

1871 54,91 45,09 1878 59,50 40,50

1872 96,34 43,66 1879 60,33 39,61

1873 54,69 45,31 1880 60,06 39,94

1874 53,63 46,37 1881 58,53 41,44

1875 55,07 44,93 1882 57,14 42,86

1876 57,14 42,86 1883 56,47 43,58

1877 . , 68,71 41,29 1884 , . 5647 43,53 Der Prozentsaß der auswandernden Männer war hier nach in jedem Jahre größer als der der Frauen. An der Ge- sammtauswanderung der ganzen Periode 1871/84 betheiligten sich die Männer mit 57 °/o, die Frauen mit 43 %, Das Jahr 1879 weist die höchste Betheiligung des männlichen Geschlehtes an der deutschen übersecischen Auswanderung auf, von 1880 ab sinkt dieselbe jedod) allmählich und stetig bis zum Jahre 1883. Das leßtgenannte Jahr weist mit 1884 dieselben Prozentzahlen auf. Bei dem weiblihen Ge- \hchlecht findet Steigung und Senkung in en gegengeteGer Weise

fiatt Es scheint nicht von Einfluß auf die Betheiligung der Gt° hlehter an der Auswanderung zu sein, ob die leßtere im allgemeinen

S die Auswanderungs-Bewegung folgendermaßen : E Jahr.

E 1871

M 1878

# werpen 119%, Havre 5,06 9/o. l 1 ¿ E beförderten die meisten Auswanderer in dem Jahre, in welchem die E deutsche überseeische Auswanderung überhaupt ihren Höhepunkt erreicht F hatte, nämlich 1881, Havre hingegen 1880, die preußischen Häfen erst f 1882, Bremen und Hamburg weisen, in Uebereinstimmung mit der F Bewegung der deutshen überseeischen Auswanderung überhaupt, die # niedrigsten Zahlen in der Periode 1874—79 auf, die preußischen Häfen

F theiligung nie

S 14 664 Y 1291238, Mittel-Amerika und West-Indien 1360, nah Süd-Amerika 35 652 Per-

é Anschwellen oder zur Abnahme zeigt, denn während eine Lenden 872 S7, als die Gesammtauêwanderung immer der Wi dem tiefsten Niveau zuneigte, nahm zuerst die Betheiligung der mehr fi spâtec die der Männer zu, und während der Periode 1878 raue als der Auswandererstrom allmählih wieder wuchs, blieb B e hrt die Betheiligung der Männer im Zunehmen begriffen umgete de später zu Gunsten der Frauen abgeschwäht. und durchscnittliche jährlihe Gesammtauswanderung aus Deutschland Die ort sich in den drei Perioden 1871/73, 1874/79 und 1880/84 bee 733 bezw. 30 627 bezw. 164 062 Perfonen. Für die einzelnen au! staltet sich dieselbe in den verschiedenen Zeitabschnitten

S edermaßen: Königreih Preußen 62 983, 20555, 108 208 Per-

S ¡onen, und zwar für die einzelnen Provinzen: Ost- und Westprenßen

| 36 771 und 16 185, Brandenburg mit Berlin 3795, 1700, Ei 11575, 3162, 18 817, Posen 10014, 2434, 14 752, S loren 2246, 1262, 4732, Sadsen 1684, 628, 3062, Sleswig- E i 5427, 1966, 9795, Hannover 7735, 2943, 12 294, Westfalen Ho S14 4756, Hessen-Naffau 3933, 956, 6490, Rheinprovinz 2469, 196 ‘6493, Hohenzollern 86, 30, 143, Preußen ohne nähere Angabe

‘99 137. Aus dem Königreich Bayern wanderten insgesammt in dent unterschiedenen drei Perioden aus: 9959, 2426, 15 544 Personen, war aus dem rechtsrheinischen Bayern 7715, 1969, 12 958, aus

: A 99244, 457, 2586 Personen; ferner aus Sachsen 2329;

oe. (336: Württemberg 4971; 1415; 9540; Baden 5067; 1205; aen g 090: 686 480; Mecklenburg-Schwerin 6330; 758; 4015; den Thüringishen Staaten (für die einzelnen Staaten fehlen die Angaben für 1871/73) 1937 ; 434; 2993; Sachsen-Weimar 5 152; 742; Mecklenburg-Strelitß 566; 82; 657; Oldenburg 1184;

Î 384; 1855; Braunschweig 420; 162; 564; Sasen-Meiningen —;

5: 560; Sachsen-Altenburg —; 34; 171; Sachsen-Coburg-Gotha —; 2 174 Bit 152; 79; 243; Schwarzburg-Sondershausen —; 93: 111: Schwarzburg-Rudolstadt —; 32; 197; Waldeck 156; 41 ;

E 918; Reuß ä. L. —; 22; 60; Reuß j. L. —; 34; 208; Schaum- ,

Lippe, Lippe, zusammen 252; 14, 75; 60, 372 ; Lübe 109; 47; E ren O6 ; 298; 1358; Hamburg 1051; 663; 2754; Clfaß- Lothringen 628; 152; 657 ; Deutschland ohne nähere Angabe 51 ; 115; 246. Der größte Theil der absoluten Gesammtauêwanderung aus Deutsch- land für den 14 jährigen Zeitraum entfällt sonah auf die Provinz Pommern; auf diese scheint Westpreußen zu folgen, dann Posen, Hannover und das rechtsrheinische Bayern. Auch die absolute Aus-

F wanderung aus Schleswig-Holstein, Württemberg, Brandenburg mit

Berlin ist sehr bedeutend. Auf die einzelnen Häfen vertheilte fich

Es wurden Personen befördert über

zu- fammen.

Preußische weisbar.) Außerdem wurden!

Ueberhaupt. befördert über | Havre

(Durch die amt- liche deutsche

Bremen. Hamburg.

äfen (meist Stettin). Antwerpen. Statistik nach-

O

76 199 128 243 110 414

47 623

32 262

29 626

22 903

25 616

39 812 116 947 220 798 203 459 173 574 148 979

1372455

75 912 125 650 103 638

45 112

30 773

98 368

91 964

24 217

33 327 106 190 210 547] 193 869 166 119 143 586

1 309 272

30 254 57 615! 51 432 24 093 15 826 12 706 10 725! 11 827| 13 1695| 42 787) 34 425 71 164! 1883| 87 739| 55 666 1884| 75 776| 49 985!

zus. [648 930] 531 670]

45 698 66 919 48 608 17 907 12 613 10 972

9 328 11 329 15 828 51 627 98 510 96 116

1872 1873 1874 1875 1876 1877

1879 1880 1881 1882

26 178

24 653

22 168

750| 17 075 7 629| 121 043

# Prozentual wurden in dem Zeitraum 1874-——84 befördert über Bremen

46,12%, Hamburg 37,10%, die preußishen Häfen 0,72 9/0, Ant- O Î Bremen, Hamburg und Antwerpen

1875—80. Bei Antwerpen und Havre ist die Bewegung bis 1880

- schwankendz von da ab folgen beide gleichfalls der allgemeinen Bewegung.

amburg, welches hinsichtlih seines Antheils an der Auswanderer-

Beförderung während des ganzen Zeitraums nicht unerheblich hinter

Bremen zurückbleibt, übertrifft letzteres doch in dem Zeitraum 1873—

Y 1875 sowohl absolut wie relativ. Allerdings fällt diese Führershaft

Hamburgs zum größten Theil in die Zeit, wo d: überseeische Aus-

t wanderung überhaupt ganz bedeutend A hatte. Der relative N Antheil der preußischen Häfen is am

emerkenswerthesten im Jahre 1874, erreicht aber fast in keinem Jahre auch nur 1 9% der deutschen

i Auswanderung des betreffenden Jahres. Antwerpen tritt am meisten 4 im Jahre

15,8 0/6 der i Seit 1879 sank seine Antwerpens- zunchmende auf Kosten Hamburgs

deutschen über- Be- Be- statt-

: 1876 hervor, wo es sceishen Auswanderung beförderte. unter 10 9/0.

theiligung s\cheint insbesondere

¿ufinden, Von der Gesammtzahl aller deutschen Auswanderer F gingen in den Jahren 1871—84 nach Afrika 2929 Personen (am

wenigsten, nämlich 1 im Jahre 1875, 1872 2, 1873 4, 1874 5, am meisten 1883, nämli 772, 1877 750, 1878 394); nach Asien 441 (niedrigste Ziffer 1873 9, höchste 1878 und 1883 je 50); nach Australien (1880 132, 1883 2104, 1878 1718); nach Amerika

und zwar nach Nord-Amerika 1254226, nach Mexiko,

sonen, Nah den Vereinigten Staaten wandten sich 1 250 937, nah

| British-Nord-Amerika 3289, nah Mexiko und Mittel-Amerika 444, nach

West-Indien 916, Brasilien 27 128, den Argentinishen Staaten 3858, eru 700, Chile 2002, na anderen südamerikanischen Staaten 1964 Pers. ie Auswanderung nach den Vereinigten Staaten zeigte in den

einzelnen Jahren folgende Schwankungen: sie betrug 1871 73 816,

1872 120 056, 1873 96 641, 1874 42 492, 1875 27 834, 1876 22 767, 1877 18 240, 1878 20 373, 1879 30808, 1880 103115, 1881 206 189, 1882 189373, 1883 159894, 1884 139 339 Personen. Nad Bras ilien war die deutshe Auswanderung am stärksten in den Jahren 1873 (5048), 1876 (3432) und 1872 (3232). Die Aus- wanderung nah British-Nord- Amerika ist seit 1879 in stetem unehmen (1879 44, 1880 222, 1881 286, 1882 383, 1883 591, 1884 728: von 1371 bis 1873 ging dieselbe von 9 bis auf 990 hinauf Und dann wieder zu 49 herab). Auch nah den Argentinischen Staaten zeigt die Auswanderung seit 1881 stetige Zunahme (1881 262, 1882 594, 1883 668, 1884 692). (Schluß folgt.) Die im Auslande lebenden Rg Eee, N „Census general Report“ über die englische Volkszählung von 1881 entnehmen wir die nachstehenden Angaben über die im Auslande

: ipbenden Engländer, oder besser ehemaligen ea en des britischeu

erhal

überhaupt 79 468 Personen, 5915 6 406

eihes,. C8 wurden ermittelt (immer au der englischen Besibungen): i weibliche 36 616 2124 2 698

in männliche Europa 31 633 Asien 3 788 Afrika 3 708 Ï Amerika 6 803 2 061 2788 714 7 Australien 426 307 733 s Die Bevölkerung ist nit überall nah dem Geschleht getrennt worden, daher kommt es, daß die Schlußsummen bei Europa, Asien Und Amerika größer sind, als die bei Addition der beiden Vorder- reihen ih ergebenden Resultate. : dit as die Verbreitung in den einzelnen Erdtheilen angeht, so ürfte eine genauere Zusammenstellung für Europa von Interesse sein. 8 hielten ih auf:

männlihe weiblihe überhaupt 16 018 0 36 447 Personen,

197 : 480 ü 1410 2: 3 789 5 769 : 1 027 3014 920 3 445 285 808

in

Frankreich . ._. den Niederlanden . E Deutschland . der Schweiz . Spanien . E S, alien L Griechenland .. . der europäischen Türkei . . Bulgarien u. Ost-Rumelien,

Bosnien, Rumänien, __ Serbien S Oesterreih:-Ungarn Rußland .

296 5 F X 939 230 2 228 ë

La s 2 646 2 36 Ï Dänemark, Schweden, Nor- wegen is 628 “—

Von den in Asien lebenden Engländern entfielen 2352 auf China, 1105 auf Japan und 1599 auf die asiatishen Besißungen der Türkei; in Afrika waren namentlich Egypten (2481) und Tripolis (1749) von ihnen bevorzugt. In Amerika lebte der größte Theil aller Engländer, welche ihr Vaterland verlassen hatten, und davon natürli die über- wiegende Mehrzahl im Gebiete der Vereinigten Staaten von Amerika (2 772169). Auf den französishen Besitzungen, die zu Australien ge- zählt werden (Tahiti und Neukaledonien) wohnten 663 Gngländer. Da aus einzelnen Ländern (Mexiko, Argentinische Republik, Sandwich- Inseln) keine Angaben zu erhalten waren, so kann man die Zahl der im Auslande lebenden Engländer rund auf 3000000 veranschlagen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

ECuropäishe Wanderbilder. Verlag von Orell Füßl & Co. in is L Zu den \chönsten Partien Süd-Deutschlands gehört-die-Gegend, welhe von Offenburg im fruchtbaren Thale des Nheins, bis Singen, am Fuße des Hohentwiel, die badishe Schwarz- waldbahn durchzicht. Ihr ist das neueste Bändchen der weitbekannten Sammlung der „Europäischen Wanderbilder“ gewidmet, welches sich be- titelt: „Die Badische Shwarzwaldbahn“, von I. Hardmeyer, mit 53 Illustrationen von J. Weber und 2 Karten. (Preis 1,5046) Die Bilder sind, wie es von dem bewährten Jllustrator niht anders zu erwarten war, künstlerisch aufgefaßt und vorzüglich ausgeführt; sie gewähren cinen vollen Einblick in die {önen Thäler des S{warz- waldes, in die weiten Gefilde an der oberen Donau und in den sagen- reichen Hegau mit seinen stolzen, burggekrönten Felskolossen. Wir beben aus den lieblichen Ansichten besonders hervor: das S(wloß Ortenberg am Eingang des Kinzigthales, das freundliche Gengenbach, den Gutachfall bei Triberg, das hochgelegene St. Georgen, Villingen, das Bild aus dem fürstlichen Park in Donaueschingen, die Donauguelle, Hohenkrähen, den Hohentwiel. Die Ausblicke auf den Bahnverlauf ober- und unter- halb Triberg, mit den zahlreihen Kehren, Rampen und Tunnel- eingängen, geben eine Idee von der Großartigkeit dieser Bergbahn, dem Vorbild des Schienenweges durch den Gotthard. Zahlreich sind Darstellungen aus dem Volksleben und Trachtenbilder eingemischt. Der Verfasser \childert nicht nur die Gegenden gewandt, fondern er greift au aus dem Schate der Geschichte und des Volkslebens Be- gebenheiten und Szenen heraus, die er bald mit poctischem Ernst, bald mit feinem Humor vor die Augen führt. Es gelingt ihm auf diese Weise, das Interesse des Lesers bis zum Schluß wach zu erhalten. Das Büchlein wird nicht nur allen Schwarzwaldfahrern lieb werden, fondern Manchen veranlassen, die wunderschöne Gegend zu besuchen, welche uns hier in Wort und Bild so trefflih geschildert wird.

In der 8. und 9. Lieferung der „Völkerkunde des Grd- theils Europa“, von Prof. Dr. A. Kirchhoff (G. Freytag, Verlagsbuchhandlung in Leipzig) Gel Prof. Dr. A. Penk das südwestdeutshe Becken und Landbecken. Beide Lieferungen sind wieder mit trefflichen Holzschnitten geschmüdckt. Außerdem find in Stahlstih beigefügt : Der lange Markt in Danzig, Das Bodethal, Dresden, Passau, Aussiht vom Gipfel des Herzogenstand, Der Arbersee im Böhmerwalde. Die Lieferung (2 Bogen Text und 3-—4 BollLilder) dieses gediegenen, \{chön ausgestatteten Werks kostet

ur 90s. i :

G Sn geht uns die Nr. 4 der „Zeitschrift des allge- meinen deutshen Sprachvereins“ zu. Dieselbe enthält die Fortsezung des Dunger'shen Aufsaßes „Welche Fremdwörter sind nicht zu bekämpfen?“ dann eine Schilderung des „Gelehrtendeutsch auf Grund französisher Urtheile und eines Streits zwischen Julius Duboc und Frl, Dr. S. Rubinstein, ferner kleine Mittheilungen aus dem öffentlichen Leben und aus den Zeitungen, sowie gescchäftlihe Nach-

estellt, dahin zu wirken, daß die deutshe Sprache möglichst von Sandibtaèn fremden Bestandtheilen gesäubert werde, daß der wahre Geist und das echte Wesen derselben gepflegt und daß auf diefem Wege das nationale Bewußtsein im deutshen Volke gekräftigt werde. Die von demselben herausgegebene Zeitschrift ist aus\ch{ließlich für die Vereinsmitglieder bestimmt. Man kann ohne Weiteres einem der {chon bestehenden Zweigvereine beitreten oder sich_ au als unmittel- bares Mitglied des Gesämmtvereins, unter Gs von 3 s an den Hrn. Museums-Direktor Prof. Dr. H. Riegel in Braun- \chweig, einschreiben lafsen.

Land- und Forstwirthschaft.

St. Petersburg, 25. Juli. (W. T. B.) Nach den vom R O VerôsontliWhten Berichten über den Stand der Saaten im europäishen Nußland für den 1. Juli hat sich in Folge des in leßter Zeit gefallenen Regens der Stand der Saaten gebessert und sei, wenn auch mit einigen Ausnahmen, eine be- friedigende Getreideernte zu erwarten.

Gewerbe und Handel.

Der am 7. v. M. zu Bukarest unterzeihnete neue Handels- vertrag zwishen Rumänien und der Schweiz ist, nachdem die Auswechselung der Natifikationsurkunden am 1. d. M. stattgefunden hat, gemäß Art. 6 des Vertrages, mit dem nämlichen Tage in Kraft getreten.

Na dem Geschäftsbericht des Braunkohlen-Bergwerks e Marie“ Fei A Hg ist die Kohlenförderung, welche im Vor- jahr 2578 225 hl betrug, im leßten Jahre auf 2405 135 hl zurück- gegangen. Abgeseßt wurden im vorigen Jahre 2438 451 hl im Be- trage von 556 613 M, in diesem Jahre 2285 800 11 im Betrage von 504 218 M, mithin ein Minus von 152 651 h1 im Betrage von 52 394 M. Für das Aus- und Vorrichtungskosten-Conto mußten in diesem Jahre 28 043 „G verwendet werden. Die Vorarbeiten für einen weit ausge- dehnten Streckenbau kommen den ferneren Geschäftsjahren zu gute, indem sie cinen gleichmäßigen Abbau mit billigen Gesammtunkoiten ermög- lihen, Von dem erzielten Reingewinn de 249 708 #. gelangen statutenmäßig zunächst 5 9/0 zum Reservefonds 12 485 4, 6 %/o Tan- tième für den Aufsichtsrath 14 982 H, 6 °/o Tantième für den Vor- stand und Beamte 14982 #, so daß noch ein Ueberschuß von 207 257 M verbleibt. Ueber die Verwendung dieses Ueberschusses wird der bevorstehenden Generalversammlung folgender Vorschlag zur Beschlußfassung unterbreitet: 1) 63 9/0 Dividende an die Aktionäre 146 250 Æ(, 2) außerordentlihe Abschreibung von dem Eisenbahn- Conto 30 000 M, 3) Neservestellung für das Aus- und Vorrichtungs-

osten-Conto 31 007 A. : i

kof B zue a. M., 24. Juli, (W. T. B.) Die Landes- freditkassfe in Kassel hat bezüglih der zur Kündigung resp. Kon- vertirung bestimmten 40 Mill. Mark ihrer engen Obligationen mit der deutshen Vereinsbank und der Dresdener Bank unter Mit- wirkung der Firma Mauer u. Plaut in Kassel abgeschlossen. Der

Bezug 33 prozentiger Obligationen zum Paricourfe gegen 4prozentige Obligatiónen wird vom 3. bis 24. August freigestellt. Die Inhaber

richten des Vereins. Der Verein hat sih, wie bekannt, die Aufgabe -

der Serie 13 erhalten eine Vergütung von # °/o.

resp. Rückzahlung der nicht fkonvertirten Stücke 1. März 1887. B Nürnberg, 24. Juni. (Hopfenmarktbericht von Leopo Held.) Die Stimmung des Hopfenmarftes ift eine ruhige und der Preisstand unverändert. Das Geschäft zeigt wenig Regfamkeit und wäre, wenn niht ein hiesiges Haus fortwährend zum Export nah Amerika größere Posten grünlihe Mittelhopfen in den Zwanzig faufte, fast völlig leblos. Die Zufuhren haben die dem Markte entnommene Waare wieder reihlich ersezt. Das Interesse konzentrirt sich jeßt vornehmlih auf die kommende Ernte. Die Ansichten find in den verschiedenen Produktionsberihten sehr vershieden; doch ift als ziem- lih sier anzunehmen, daß Deutschland im allgemeinen Durchschnitt, wenn keine besonders s{chädigende Witterung eintritt, eine mäßige Mittelernte alfo wesentlih weniger wie im Vorjahre erhalten wird. Das Gleiche gilt mit geringen Ausnahmen im großen Ganzen au für die übrigen fontinentalen Hopfengegenden. Jn England steht die Pflanze bis jeßt vorzüglich. Amerika befürchtet in seinen Ost- bezirken eine Mißernte, Kalifornien hat gute Ausfichten. Die ersten Säâdchen 86er Steiermärker Frühhopfen gelangten bereits an den Markt. Bis jeßt kamen im Ganzen ca. 20 Postsäkchen von je 5 kg, welche zum Presse von 155—175 A per 50 kg gekauft wurden.

Wien, 25. Juli. (W. T. B.) Der Handels-Minister von Bacquehem hat, wie die „Presse“ meldet, an sämmtliche Han- delskammern einen Erlaß gerihtet, in welchem dieselben auf- gefordert werden, mit Rücksicht auf die im Jahre 1887 ablaufenden Handelsverträge mit Deut{chlánd und FItalien ihre Wünsche auf Grund der während der GeltungSdauer der gegenzpär- tigen Verträge gemachten Erfahrungen bis zum 15. Dezember zu be- rihten. Der Erlaß hebt hervor, daß die Bemühungen der Regierung auf die Vereinbarung von Zollverträgen mit Konventionaltarifen ge- ichtet sein würden. _ s Veo, 24, Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 792513 Tons gegen 628 970 Tons im vorigen Jahre. 0E der im Betrieb befindlichen

öfen 85 gegen 90 im vorigen Jahre. : 9s Ves Bexceadute, 25. Zuli. (W. T. B.) Die Dividende der „Großen russischen Eifenbahngefellschaft“ pro 1885 im Betrage von 4,66 Rbl. pro Aktie gelangt vom 17./29, Juli ab, die- jenige L mit 80 Kopeken vom 15./27. Juli ab zur Auszahlung.

ew-York, 24 Sul C.) D Weib her in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 942 745 Doll, wovon 2779 370 Doll. für Manufakturwaaren.

Die Kündigung erfolgt per

Submissionen im Auslande.

Oesterreich.

6. August, 11 Ubr. Wien. Verwaltungsrath dexr K. K. priv. Lemberg - Czernowitz - Jassy Eisenbahn - Gesell\chaft. E von 15 Personenwagen. Näheres in Wien bei der genannten Gesellschaft (I. Elisabethftr. 9).

Verkehrs - Anstalten.

Hamburg, 24. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer Gellert“ der Hamburg-Amerikanishen Pacetfahrt- ktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen

in New-York eingetroffen. :

in D. Juli (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia® der Hamburg - Amerikanishen Padcetfahrt - Aktiengesell- \chaft hat, von New-York kommend, heute Morgen Lizard passirt.

Sanitätswesen und Quarantäneweseun.

Niederlande. : Zufolge einer im „Nederlandshe Staats-Courant“ veröffentlichten Verfügung des Königlich niederländishen Ministers des Innern vom 20. Juli 1886 sind die österreihisch-ungarishen Häfen am Adriatischen Meere für von Cholera verseucht erklärt worden.

Verlin, 26. Juli 1886.

Der Verein für Hinderniß-Rennen hat seine Thätigkeit nach kurzer Sommeryause auf seiner Rennbahn bei Charlotten- burg am gestrigen Sonntage wieder aufgenommen. - Die Rennen waren gut beseßt und wurden gut bestritten; sie verliefen zwar nicht ohne Unfall, indem in dem Potsdamer Jagd-Rennen Lieut. von Bären- sprung I. vom Brandenburgischen Ulanen-Regt. Nr. 3 mit seiner br, St. „Orwell“ an dem Jrishen Wall, und in dem Thurm-Jagd- Rennen Mr: Moore mit des Hrn. Oehlschläger's \{chw. W. JDUTE: of Albany“ an dem Wall Nr. 11 zu Fall kamen ; aber die Verletzungen, welche die beiden Reiter sih dadur zuzogen, erschienen unbedenklich.

Der Verlauf der Rennen war folgender: Sie begannen um 4 Uhr mit: E

S, Juli-Flah-Rennen. Preis 1000 4 Für 2 jährige und ältere Pferde, die für 2000 4 käuflih und im laufenden Jahre nicht gesiegt haben. Distanz ca. 800 m. Von den 17 zu diesem Rennen gemeldeten Pferden zahlten 7 Reugeld und 10 erschienen „am Start, von denen nah hübschem Kampf des Hrn. von Zansen-Osten's a. F. W. „The Bishop“ von Cathedral a. d. Pacelle 62 kg (Smith) des Hrn. O. Oechlschläger's 2jähr. F. St. „Czarin“ mit 24 Längen \{hlug. Mr. G. Sear's a. F. H. „Gildersbeck“ wurde mit einer Halslänge Dritter und Rittmstr. Erbprinz Fürstenberg's 3 jähr. br. H. „Y accolini wurde einen Kopf dahinter Vierter. Dann folgten „Wildlebery“/ „Corinthe- H.", „Rehtrachen“, „Goldfinder“, „Wenzel“ und „Fals Play i; Werth des Rennens 1528 4 dem Sieger, 352 (6 der Mena, „The Bishop" wurde in der Versteigerung für 1390 f von RNittmftr. Graf von Bismarck-Bobhlen gefordert, welhe Summe der Rennkasse zufiel. 43 Uhr folgte: E E

A S O Jagd-Rennen. Preis 800 M Gür 4jährige und ältere Pferde, welche seit dem 1. Juli 1885 weder ein Flach-, Hürden- oder Jagd-Rennen im Werthe von 1000 # gewonnen, im Besitz von aktiven Offizieren der“ deutshen Armee und von folchen zu reiten. Distanz ca. 3000 m. Von 14 angemeldeten Pferden zahlten 9 Reugeld, 5 erschienen am Start. Nach scharfem Kampfe siegte des Rittmstrs. v. Boddien (17._ Ul.-Regt.) 6jähr. br. St. „Penitent v. Master George a. d. Restitution, 79_kg, unter feinem Besißer mit § Längen gegen des Rittmstrs. v. d. Osten (Gde-Kür.) a. br. S. „Famagosta“, geritten von ihrem Besißer. _ Des Lieuts. Preuß (11. Drag.) djähr. br. H. „Hochsprung“ (Bes.) wurde Dritter. „Orwell“ stürzte und „Republican“ brach aus. Werth des Ren- nens: 690 A der Siegerin, 200 #6 der Zweiten, 100 #6 dem Dritten. Diesem Rennen {loß sich um 5 Uhr au: A

III. Preis von Wustermark 1000 \( Iockey-Rennen. Jagd- Nennen. Für 3 jährige und ältere Pferde. Distanz ca. 3000 m. Von 6 angemeldeten Pferden zahlten 2 Reugeld und 4 erschienen am Ablaufspfosten. Des Lieuts. v. Sydow d jähr. {wbr. W. Appellant v. Good Hope a. Adéline, 65 kg (R. Johnfon), führte vom Start bis zum Ziel und siegte sicher mit 1 Länge gegen des Lieuts. v. NRaven- stein a. br. H. „Imperial“. Des Rittm}trs. v. Schmidt-Pauli a. F. H. „Conqueror“ wurde Dritter. Werth des Rennens: 1156 dem Sieger, 104 4 dei Zweiten. , Appellant“ wurde in der Auktion für 780 M zurüdgekauft. Um 5# Uhr folgte diesem Rennen:

IV. Thurm-Jagd-Rennen. Preis 1200 # Herren-Reiten. Für 4jährige und ältere Pferde. Distanz ca. 4500 m. 10 Pferde waren zu diesem Rennen angemeldet, 4 zahlten Reugeld und 6 ftar- teten. Nach einem recht hübschen Schluß efeht siegte mit 13 Längen des Hrn. von Tepper-Laski's 4jähr. br. H. „Tartaruga“ v. Xi a. d. Alix, 633 kg, unter Lieut. von Broich, gegen des Rittmstrs. Grafen Bismarck a. F.-St. „Flighty“ unter Rittmstr. von Kramsta. 6 Län- gen dahinter wurde des Grafen Sierstorpff-Franzdorf br, W. „Vagraut

Dritter, dann folgte Lieut. Schlüter's br. St. „Moderowa“ und Hrn.