Neichs- und Staatsanzeiger Nr. 148 vom 28, Juni 1929, S. 2,
verarmt. Da der Oeffentlichkeit über den Sachverständigen- ausshuß nicht das Geringste mitgeteilt worden ist, so nimmt der Redner an, daß nur ein Trümmerhaufen übrig geblieben sei und pes seine Freude über die Mitteilung des Ministers aus, daß ex Ausschuß als ausgelöst gelte. Der Minister dürfe sich nun ux UVebexwachung der Vermahlung einer anderen Stelle bedienen; folte das etwa der Scheuer-Konzern sein? Die Ausfühuungs- bestimmungen müßten gemeinsam mit dem Volkswirtschafilichen Ausshuß aufgestellt werden. Die Sozialdemokraten hätten im Sachverständigenausshuß eine Preiserhöhung von 210 auf 250 zugestanden. Fhre Annahme, daß das Monopol troydem eine Brotpreiserhöhung verhindern würde, sei aber falsch. Den Konsumvereinen sei es ja noch nicht gelungen, den Brotpreis zu va Der Landbund solle sich abgewöhnen, die Bauern zu ver- eßen. Wenn man den Bauern nicht erziehe und aufkläre, dann fönne man ihm auch mit Zöllen nicht helfen. Der Vermahlungs- zwang werde der Müllexei neue Kosten verursahen und an der Kontrolle werde seine Durhführung untex Umständen scheitern. Trotzdem solle man einmal einen Versuch machen. Die Landwirt- \cha\t lebe niht vom Verkauf von Getreide, sondern von Vieß. Deshalb dürfe man die Futtermittel nicht verteuern. Dr. Fehr solle sih einex Partei anschließen. Jn einex Berufspartei kön1e man Bauerninteressen nicht vertreten.
JFunzwischen hat die Zentrumsfraktion ihre Entschliezung dahin abgeändert, daß die Zollmehreinnahmen „zur Förderung sozialer Maßnahmen sür die minderbemittelten Volkskreise, insbesondere zur Beschaffung von Wohnungen für kinderreihe Familien“, verwendet werden sollen.
Abg. von Sybel (Christl. Nat. Bauernp.): Die deutsche Getreidewirtshast würde dem drohenden ausländishen Ansturm bedeutend gefestigter gegenüberstehen, wenn dex Reichstag nicht in den vergangenen Fahren, insbesondere im Fahre 1925, der N den ihr gebührenden Schuy vorenthalten hätte. Fast 10 Millionen Tonnen Rest aus dexr leßten Ernte suchen auf dem Weltmarkt Unterkunft! Andere Länder haben seit langem die ihnen drohende Ueberflutungsgefahr anerkannt und sih durch Einfuhrverbote, Kontingente, starke Zollerhöhungen bereits ge- \hüßt. Deutschland hat dem allen tatenlos zugesechen. Erst Ende Mai raffte sih die Regierung zur Einberufung des Sachverstän- digenausschusses auf. Man muß feststellen, daß die Beratungen dieses Ausschusses anscheinend eindruckslos an der Reichsregierung vorübergegangen sind. Sie paßten der Regierung eben nicht in ihren parteipolitischen Sinn. Die Lage erforderte schärfste Maß- nahmen zur Abdrosselung der ausländischen Zufuhren. Angesichts der gerade in den fritishen nächsten Monaten noch bestehenden handelspolitishen Bindungen wären weitgehende Notmaßnahmen, zum mindesten eine Ermächtigung dex Reichsregierung zur Er- qreisung aller erforderlihen Maßnahmen, am Plaße gewesen. Kontingentierung der Hafenmühlen, Vermahlungszwang, Kon- trolle desselben durch Bezugsscheine, Bildung eines Fonds zur Magazinierung, Lombardierung, Roggenexportförderung zur Be- kämpfung dex Preisspanne zwischen Getreide und Brot, vor allem aber cin Vermischungszwang wären notwendig gewesen, der leßtere auch schon deshalb, damit das deutsche Volk in allen seinen Schichten ohne Klassenunterschied sih an ein Brot gewöhnt hätte, welches dex Notlage unseres gesamten Volkes entspricht. Statt dessen legt die Reichsregierung einen Geseßentwurf lediglih über Vermahlungszwang vor, wobei unter Umständen auch den Mühlen an Stelle des Vermahlungszwanges die Herstellung von Mehl, welches zum mindesten aus 30 vH inländishem Weizen besteÿt, auferlegt werden kann. Fn diesem Vorschlag sehen wir eine große Gefahr. Darum fordern wix, daß als notwendige Ergänzung dieses Geseßes auch «ein Ermächligungsgeseß ver- abschiedet wird. Schärfste Kritik ist an den Unierlassungssünden des Gesehentwurfs zu üben. Es fehlt jeder Shuß für den Roggen, die Kartoffeln und den Viehmarkt. Wix werden damit rehnen müssen, daß die Ueberschüsse des heimishen Roggens auf den Biehmarkt abgedrängt werden, diesen überfüllen und dort die Preise noch weiter senken. Das ist keine bäuerlihe Agrarpolitik! Ès fehlt in dem Vorschlag auch der Schuß gegen die Mehleinfuhr. Zwar sind die Zwischenzölle auch für Mehl beseitigt, aber im Handelspolitishen Ausshuß hat der Zentrumsahbgeordnete Dessauer exklärt, daß der autonome Mehlzoll sih niht voll aus- wirken dürfe. Wenn wix dem Geseßentwurf troy aller dieser Mängel zustimmen, so geshicht es nur, weil wix in dex Katastrophe, in der wir stehen, nah dem leßten Strohhalm greifen müssen. Die mangelnde Fürsorge für die bäuerliche Viehhaltung, die in dem vorliegenden Geseß zur Regelunci der Getreidefrage klar zutage tritt, bestätigt sih besonders kraß in der Ablehnung unseres Antrags auf Wiederherstellung des § 12 des Fleischbeshau- gescbes, durch die vorx allem die vollklommen überflüssige Gefrier- fleisheinfuhr abgedrosselt werden sollte. Wir begrüßen die Kündi- qung des schwedischen Handelsvertrags und erwarten auf das bestimmteste, daß bis zum Ablauf dexr Kündigungsfrist aus- reichende Bollsäße für Vieh und Fleish eingeführt sind. Die Madnahmên auf dem Kartoffelmarkt können als ein Aktivunt angesprochen werden, ebenso die Zubilligung von Monats- zuschlägen zum Höchstpreis für Zucker. Bei allen diesen Be- \hlüssen müssen wix aber feststellen, daß sie aus den agrarischen Kreisen in das Parlament hincingetragen worden sind und nur durh den Druck aus bäuerlichen Kreisen zustandegekommen sind. An Positivem und Wertvollem hat die Regierung aus eigener Jnitiative so gut wir gar nihts gebraht. Der Minister hat gesagt, wenn die Bauern nicht ihre Vertretung in den großen politishen Parteien hätten, dann wäre für die Landivirtschaft wenig zu erreihen. Demgegenüber stellen wir fest, daß, wenn nicht über den politischen B iricion das Damoklesshwert der bäuerlichen Parteien A die Bauern höchstwahrscheinlich jeßi noch leerer ausgegangen wären.
Reichsernährungsminister Dietrich nimmt nohmals das Wort. Seine Ausführungen werden im Wortlaut mit- geteilt werden.
Es folgen die Abstimmungen über das vom Ausschuß ausgearbeitete Gese über den Vermahlungs- zwang. Die Deutschnationalen beantragen, in dieses Geseß einen Weizenmindestpreis von 260 f und einen Roggen- mindestpreis von 230 M einzufügen.
Abg. Graf von Westarp (D. Nat.) gibt dazu eine längere Erklärung ab, in dex er von der Linken unterbrochen wird mit Rufen: „Zur Abstimmung!“ „Das is doch niht zur Ab- stimmung!“
Vizepräsident G x ä f - Thüringen exsuht den Redner, zur Sache, nämli zur Abstimmung, zu kommen.
(Als Graf Westarp troydem weiter liest, bricht die Linke in laute Rufe aus: „Schluß! Schluß!“)
Der Antrag wird darauf gegen die Stimmen der Deutsch- nationalen und der beiden Bauernparteiea abgelehnt. Der Entwurf des E selbst wird unverändert an- genommen, ebenso das Ermächtigungsgesey für die Re- gierung, eine Zusaßvereinbarung zum deutsch-französischen Handelsvertrag in Kraft zu seßen.
Es folgt die Abstimmung über die Zentrumsentschließzung über die VerwendungderZollmehreinnahmen. Die Entschließung fordert die Regierung..auf, das Zollmehr- aufkommen sür soziale Maßnahmen zugunsten Minder- bemittelter, insbesondere für den Wohnungsbau zugunsten kinderreicher Familien zu verwenden. Die Abstimmung ist nameutlih. Gegen die Entschließung stimmen die Kom-
nisten, die christlih-nationalen Bauern, die Wirtschafts- !
partei, die Demokraten und einzelne Abgeordnete anderer bürgerlicher Parteien. Die Entschließung wird mit 255 gegen 159 Stimmen bei 25 Enthaltungen angenommen.
Hierauf wird die namentlihe Abstimmung über das Republikschubgeseÿ§ vorgenommen. Dafür werden 263 Stimmen der Regierungsparteien, dagegen 166 Stimmen der Rechten, der Kommunisten und der Wirtschafls- partei abgegeben. Zwei Abgeordnete haben sich der Stimme enthalten. Die für die Verlängerung des Republikschuß- gesehes erforderliche Zweidrittelmehrheit ist also nicht erreicht, und das Gesetz tritt am 22. Fuli außer Kraft. (Stürmischer Beifall rechts und bei den Kommunisten und Händeklatschen. Große Unruhe im ganzen Hause.) s
Reichsminister des Jnnern Severing nimmt das Wort und erklärt: Durch die Abstimmung ist eine Lücke entstanden (däs Gese läuft am 22. Juli d F. ab), die auszufüllen angesihts dexr Gesamtsituation in Deutschland unerläßlich ist. Da es aber aus- sichtslos erscheint, in diesem Tagungsabschnitt eine neue Vorlage dem Hause zu machen (hier entsteht ein tobender und anhaltender Lärm; der Minister bemüht sich, weiter zu sprechen, dex Lärm von den Vänken der Nationalsozialisten und der Kommunisten, der immer wieder mit neuer Kraft anshwillt, läßt den Minister nicht zu Worte kommen).
Vizepräsident G r à f verläßt, da ex mit der Glocke keine Ruhe zu schaffen vermag, den Plaß des Präsidenten.
Die Sihung ist damit unterbrochen.
Nach einer Viertelstunde, um 9,20 Uhr, eröffnet Präsident Löbe die Sihung wieder, mit dem Bemerken, daß er gegen jeden, der den Redner am Sprechen verhindern würde, mit den shärfssten Maßnahmen eingreifen würde. (Bravorufe bei den Soz. — Lärmende Zurufe bei den Komm.) Das Wort hat der Reichsminister des Fnnern.
__ Die Rede des Reichsministers Severing wird näch Eingang des Stenogramms veröffentlicht werden.
__ Präsident L 9 be teilt mit, daß der Abg. P i e ck (Komm.) wünscht, daß über die Erklärung des Ministers in eine neue Debatte eingetreten wird, und fragt, wer für den Antrag sei.
Bei der Abstimmung erheben sich nur die Kommuisten und die Wirtschaftspartei.
Abg. Drew î y (Wirtsh. P.): Für Ordnung hat der Staat zu sorgen. Nach allgemeinem Landrecht hat die Regierung die Möglichkeit, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Das Republik- schubgejeß braucht sie dazu niht, Nachdem Herr Rosenfeld die Republik nur als den Uebergang betrachtet und die Sozialisierung angekündigt hat, nahdem Sie A unserer Bitte, die Abstim- mung auszuseßen, niht Folge geleistet haben, werden wir Fhnen zeigen, daß Sie ohne uns nihts machen können. (Stürmisches Gelächter bei der Mehrheit.)
__ Abg. Pieck (Komm.): Nach der Geschäftsordnung genügt für die Wiedereröffnung der Debatte das Verlangen von dreißig Abgeordneten. y - Präsident Löbe: Nur wenn ein Minister „außerhalb der Tagesordnung“ das Wort ergreift. (Rufe bei den Kommunisten: Die Abstimmung war ja shon vorbei!) Aber die Erklärung folgte noch zu dem Gegenstand der Tagesordnung. j Abg. Schul - Bromberg (D. Nat.): Mit der Abstimmung über das Republikshußgeses war dieser Gegenstand der Tages- ordnung erledigt. Dex Minister hat außerhalb der Tagesordnung gesprochen. (Lebhafte Zustimmung bei den Kommunisten und Nationalsozialisten.)
_ Präsident Löbe: Dann muß ih den amtierenden Vigze- präsidenten fragen.
Vizepräsident Gräfe: Herr Severing hat als Minister, nicht als Abgeordneter sprehen wollen. Mir war bewußt, daß er außerhalb der Tagesordnung sprechen wollte; da die V nene getätigt war, war der S der Tagesordnung erledigt. (Hört, hört! bei den Kommunisten und Nationalsozialisten.)
Präsident Löbe: An diese Auslegung des amtiierenden Vizepräsidenten sind wir natürlih gebunden. Sie steht aller- dings im Gegensaß zu dem, was nf bei Erklärungen zur Ab- stimmung üblich ist (lebhafter Widerspruch bei den Kommunisten und Rufe: Vor der Abstimmung!), auch nach der Abstimmung. Wir müssen also die Debatte eröffnen.
Abg. Pieck (Komm.):; Der Minister hat nah Ablehnung des Republikshußgeseßes hier eine niht vorhandene Stärke der Regierung markiert, Dieser Untevdrückungsminister ist bereits durch das Bielefelder Abkommen gekennzeichnet. Er sucht Mussolini zu kopieren. (Abg. Hörnle [Komm.], dex dem Minister „Lügner“ zuruft, erhält einen Ordnungsruf.) Wix werden keinen Putsch unternehmen, wir werden Severing den Gefallen niht tun, aber wir werden das Proletariat organisieren zum s{härfsten Klassen- kampf. Severing ist die beste Hilfe für das Heranreifen dieser Situation. Die Masse wird siegen unter Führung der Kommu- nistischen Partei. (Lebhafter Beifall bei den Kommunisten.)
Abg. Dr. Bredt (Wirtsh. P.), von den Sozialdemokraten mit dem Ruf empfangen: „Der Sieger des Tages!“/, führt aus: Man kann auch ohne Gesey zum Schuße der Republik auskommen. Minister Severing hat vollkommen recht; wir hatten dringend ge- beten, die Abstimmung auszuseßen, bis wir mit der Regierung en sprechen können. Das hat man uns abgelehnt. Eine Jollen
ißahtung kann sich eine Partei niht ohne weiteres gefallen lassen. Sie müssen sih daran gewöhnen, daß Sie bei großen Vor- lagen mit unserer Partei zu rechnen haben und Dei Betveis muß einmal gebracht werden. (Lachen bei der Mehrheit, Zuruf bei den Kommunisten: Geschäft ist Geschäft!)
Abg. Strasser (Nat. Soz.) bemerkt, daß das Republik- shußgesey nux ein Ausnahmegeseß ist. Das Gese wäre heute R 200 wenn die Wirtschaftspartei niht dagegen gestimmt hätte. Die heutige Abstimmung ist nur der Anfang der kommen- den Abrechnung. Der revolutionäre Fnnenminister hat heute ge- sprochen wie dexr Vorsißende einer Wach- und Schließgesellsaft, Mit seinen Drohungen kann er deutshe Männer nicht schrecken, die lieber sterben. (Ruf bei den Sozialdemokraten“ Wie Luden- dorff, der sih hingeworfen hat!) Wenn die Diktatur des Herrn Severing dazu dienen soll, die Herrschaft seiner Partei zu er- halten, so wird sie aus geschichtlicher totwendigkeit zugrunde gehen. (Großer Lärm. — Der Abg. Thälmann [Komm.] wird vom Präsidenten Löbe wegen der besonderen Rohheit eines Zwischenrufes aus dem Saal gewiesen. Auch die Sozialdemo- kraten Heinig und Simon - Franken werden wegen Zwischen- rufe gegen die Kommunisten zur Ordnung gerufen. Die Kommu- nisten verlassen geschlossen den Saal, kehren aber nach kurzer Zeit unter großer Heiterkeit der Sozialdemokraten wieder zurüd.)
Es folgte die zweite Lesung der Steuernovelle. Die Regierungsparteien beantragen, die Ueberschüsse der Lohnsteuer niht mehr zur Senkung der Lohnsteuer zu ver- wenden, sondexn 75 Millionen der Knappschaft und 45 Mil- lionen der Fnvalidenversicherung zuzuführen. Der Steuer- aus\chuß hat diesem Entwurf zugestimmt. Die Bayerische Volkspartei beantragt cine Aenderung des Braukontingents im Biexrsteuergeseß. Diesen Entwurf hat der Steueraus\{chuß abgelehnt. Die Deutschnationalen und Deutsche Bauern- vartei beantragen Steuerbefreiung für Futterzucker. Diesen Antrag hat der Ausschuß angenommen.
Abg. Leopold (D. Nat.) bemängelt, daß die Beitrags- leistung der Bergarbeiter zur Knappschaft durh den Antrag der Regierungsparteien ermäßigt werde, ohne daß gleichzeitig ihr
Einsluß in der A E verringert werde. Außerdem würden durch dieje Verteilung der Miitel die Knapp- schaftsangestellten gegenüber den Arbeitern benahteiligt.
__Abg. Ende (Komm.) meint, diese Vorlage zeige, daß auch die Sozialdemokratie den Arbeitern die Sieuer Gras anlege.
Abg. Dr. Horlæcher (Bayer. Vp.) begründet den Antrag seiner Fraktion auf Aenderung des Braukontingents, der im nteresse sämtlicher kleinen umd mittleren Brauereien liege. Die Fachausschüsse der Brauereiindustrie sollten die Freiheit zur Ueber tragung von Braukontingenten erhalten. Die Ueberfremdung der Brauereten durch fremdes Kapital soll durch das Gese ver- hindert werden.
Abg. Rädel (Komm.) lehnt die Novelle zur Lohnsteuer b. Lüge, Betrug, Schieberei, Subvention, die ganze Kloake der bürger= lichen Gesellshaft stinkt uns aus dieser lex Brüning entgegen. (Rüge des Präsidenten.) Der Raub an den Lohngroschen der Arbeiter fließt in die Taschen dex Unternehmer.
Abg. Gandorfer (D. Bauernp.): Wir Bauern haben mit dem Antrag Dr. Horlacher nichts zu tun; wir lehnen die Brau kontingentierung überhaupt ab, denn wir wollen nicht, daß die Bierpreise in die Höhe gehen. Wir ersuchen dringend, der Geseßes=- vorlage nicht zuzustimmen, nicht zuleßt auch im Fnteresse des Mittelstandes. Man sollte überhaupt möglichst viele Klein=- brennereten errichten.
Abg. Karsten (Soz.) ertlärt, er habe nicht die Absicht, in diese Bierdebatte eingugreifen. (Heiterkeit.) Mit einer Ver- wendung von Ueberschüssen aus der lex Brüning für soziale Zwecke seien die Sozialdemokraten einverstanden. (Hört, hört! bei den Kommunisten.) Allerdings befriedige die Art der Verteilung nicht ganz. Wenn sih erhebliche Ueberschüsse aus der Lohnsteuer ergeben sollten, so müßten die Leistungen aus der Fnvaliden- versicherung auch erhöht werden. Bei den Demonstrationsanträgew derx Kommunisten würden mindestens 24 Milliarden E Die gange Sozialversiherung in Rußland ere ordere aber nur eine halbe Million, also nur den neunten Teil dessen, was die Kommunisten hiex forderten. (Hört, hört!)
Abg. Simon -Schwaben (Soz.) betont, es könne niht an- gehen, daß man für einen bestimmten Jndustriezweig, wie die Brauerei, Ausnahmebestimmungen schafft. Gerade die kleinen Brauerorganisationen hätten sich für Aufhebung des Kontingents ausgesprochen.
Jn der Abstimmung wird zunächst unter Ablehnung fommunistisher Abänderungsanträge dexr von den Re- gierungsparteien beantragte Geseßentwurf über die Verse- wendung der Ueberschüsse dexr Lohnsteuer angenommen. Dazu 1oird eine Entschließung aller Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten angenommen, die eine Denkschrift über die Fnflationsverluste der Träger der Sozialversicherung sowie über die Leistungen des Reichs an die Versicherungsträger verlangt.
Dex Antrag der Deutschnationalen über die Steuer- freiheit für Zucker zur Tierfütterung und für Zucker zur Herstellung von anderen Erzeugnissen als Lebens- oder Genuß- mittel und Steuexfreiheit für Rübensäfte in Haushaltungen wird angenommen. Diese Beschlüsse der zweiten Lesung werden auch sofort in der dritten Lesung bestätigt. Abgelehnt dagegen werden die Anträge wegen Aenderung dex Brauereikontingente im Rahmen des Bier- steuergeseßes.
Untex Ablehnung aller Aenderungsanträge wird der vom Sozialpolitishen Aus\huß vorgelegte E ent- A der abgeänderten lex Brüning, von den 45 üx die FJnvalidenversicherung zur Verfügung gestellten Millionen 25 Millionen füx eine 15 prozentige Erhöhung der Steigerungssäße in . der Snbaltdenversttherung und 20 Millionen für die Reserven dieser Versicherung zu ver=- wenden, in allen drei Lesungen angenommen.
Es folgt die zweite Lesung des deutsch-polnischen Aufwertungsabkommens, des O Oen Sparkassenabkommens und des deutsch-polnishen Abkommens über die Regelung der Rechts- verhältnisse dex Deutschen Pfandhbrief- anstalt in Posen.
Abg. Hergt (D. Nat.) protestiert gegen die plöylihe Vor- legung dieser Verträge und lehnt sie ab.
Darauf twerden die drei Abkommen in zweiter und dritter Lesung angenommen.
Präsident Löbe schlägt nunmehr um 114 Uhr vor, daß das Haus sih auf Freitag vertage.
Die Abgeordneten Dr. Fri ck (Nat. S und Schulß- Bromberg (D. Nat.) widersprechen diesem Vorschlage.
Gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozial- demokraten wird beschlossen, die Tagesordnung zu erledigen.
Die Kominunisten haben eine Ausdehnung der Krisenfürsorge beantragt. Der Sozialpolitishe Aus- Al hat diesen Antrag abgelehnt und empfiehlt eine Ent=-
liezung, die die Reichsregierung ersucht, darauf hinzu- wirken, daß die Arbeiten der Sachverständigenkommission zur Begutachtung der Arbeitslosenversicherung so beschleunigt werden, daß die Reichsregierung die zuge agte Novelle zum Gesey in der ersten Hälfte des August 1929 vorlegen kann. N soll der Reichstagspräsident ermächtigt werden, die
orlage ohne vorherige Beratung im Reichstag selbst dem Sozialpolitishen Ausshuß zu überweisen.
Abg. Maddalena (Komm.) bekämpft diese Entschließung, in der ex eine Vershleppung mit dem Ziele der Sabotierung der Krisenfürsorge erbltckt.
Aúvg. Gerlach (Soz.) erwidert den Kommunisten, daß sie in der Frage der Arbeitslosenversiherun selbst eine ständig wechselnde Meinung zur Schau getragen haben. (Widerspruch bet den Kommunisten.) Man kann nicht die Gemeinden noch mehr mit der Wohlfahrtspflege belasten. Die Fugendlichen sollen aus dex Krisenfürsorge niht herausgenommen werden.
Die Entschließung des Ausschusses wird angenommen, chenso findet dessen Äntrag Annahme, den kommunistishen Antrag abzulehnen.
Ausschußanträge auf Fahrpreisermäßigungen für Schwerkriegsbeschädigte und Kinder werden gleichfalls angenommen.
Die Veröffentlihungen des Unterausschusses über die Untersuchung der Vorgeschichte des Weltkrieges werden nach einem Bericht der Abg. Boh m -S ch u ch (Soz.) zur Kenntnis genommen.
Eine Reihe von Anträgen auf Genehmigung von Straf- verfolgungen gegen Abgeordnete wird, wie üblich, abgelehnt. Nur ein Antrag gegen den nationalsozialistischen Abg. Feder wird an den Geschäftsordnungsausschuß zurückverwiesen.
Damit ist am Freitag früh um 12 Uhr 25 Minuten die Tagesordnung erledigt. Das Haus vertagt die dritte Lesung des Vermahlungszwangs, der Getreide- und Mehl- At und die Schlußabstimmung über den Etat auf 12 Uhr 0 Minuten.
Ir. 148.
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Zweite Beilage
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Nachweisung der Unfälle im preußischen Steinkohlenbergbau im Fahre 1928. /
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zeugung und -übertragung:
überhaupt
gebankt einschl, Schachigerüst und
Fördermaschine:
1000 Mann der Gesamtbelegscha
E a Dae O
auf 1000 Mann der Gesamtbelegschaft
Jm Vorjahre (1927)
auf 1068 Mann überta
hau t b) Bei der Aufbereitun
erhaupt
auf
auf
auf 1000 Maun übertage
i) Bei der Krafter auf 1000 Mann übertage
Summe III. Gruppe
auf 1000 Mann übertage
auf 1000 Mann übertage e) Beim Dampfkesselbetriebe : ea eee z) Auf sonstige Weise
auf 1000 Mann untertage » . - » . - eat ae o 600
auf 1900 Mann untertage - - 2 - . .- umme T. Gruppe: überhaupt „ »- - -
stige Weise
auf 1000 Mgnn untertage - e e e ° überhaupt
auf 1000 Mann untertage », . = e «s auf 1000 Mann untertage - - » o» e b) Durch Gale und Kohlenstaub:
auf 1000 Mann übertage
Brikettfabrike östbetrieben und
__ auf 1000 Mann übertage d) Bei der Förderung und Verladung
überhguyi überhaupt überhaupt übechaupt überhaupt überhaupt
über auf über
üb
überhaupt
-
Durch Grubenbrand: | 101
Fm Abbau:
fallen: e) In söhligen Streden; aS D S R
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