1907 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jan 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in St. Goar, Regierungsbezirk Koblenz, ist zu beseßen.

Königliche Generallotteried irektion.

De Biehung der 1. Klasse 216, Königlih preußischer Klassenlotterie wird nah planmäßiger Be- Ania am 10. Januar d. J., früh 8 Uhr, ihren Anfang nehmen. Das Einzählen der sämtlihen 288 000 Losnummern nebst den 8000 Gewinnzetteln gedachter 1. Klasse wird hon am 9. * Januar, Nachmittags 11/4 Uhr, durch die Königlichen Ziehungskommissarien im Beisein der Königlichen Lotterie- einnehmer Hes Drake, Hirte, Abraham und Schidel od hier öffentlih im Ziehungssaal des Lotteriegebäudes statt-

nden. :

Berlin, den 2. Januar 1907.

Königliche Generallotteriedirektion. Strauß. Ulrich.

Kriegsministerium.

Der fkatholishe Militäroberpfarrer Schmiß is den Generalkommandos des I., II. und XVII. Armeekorps mit dem Amtssiß in Danzig zugeteilt worden.

Zu Militärbauin{pektoren sind ernannt worden: die Re- gierungsbaumeister Pfleiderer in Kolberg unter Ueber- weisung als tehnischer Hilfsarbeiter zur Jntendantur des VIII. Armeekorps und Seiler in Marienburg.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Kunsttischlermeister, Königlichen Hoflieferanten Jo- hannes Müller in Elbing ist die preußishe Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen in Silber verliehen worden.

Ministerium für Landwirtschaft. Domänen und Forsten.

Dem ersier Zuckshwerdt in Brn ist die Ober- försterstelle Purden im Regierungsbezirk Allenstein übertragen worden.

Zu Oberförstern zunächst ohne ! Uebertragung eines Revieres sind ernannt worden die Forstassessoren Almers in Münstereifel, Arendt in Berlin, Erdmann in Marburg (Bezirk Cassel), von Jena in Saarbrücken, Luther in Stettin, Rothe in Altshlawin, Sienang in Hann.-Münden und Wahl in Brühl.

Oberrehnungskammer.

Der bisherige Eisenbahnrehnungsrevisor Stelzer aus Kattowiß ist zum Geheimen Rechnungsrevisor bei der König- lihen Oberrehnungskammer ernannt worden.

Nichkamkliches. Deutsches Reich.

Preußen, Berlin, 3. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten Jn

im hiesigen Königlihen Schloß die Vorträge des Kriegs-

ministers, Generalleutnants von Einem und des Chefs des

x co S Generals der Jnfanterie Grafen von Hülsen- aeseler.

Der t: p Fürst von Bülow hat an den Vor- stand des Reichsverbandes gegen die Sozialdemo- kratie zu Händen des Herrn Generalleutnants von Liebert

nachfolgendes Schreiben gerichtet : Berlin, Silvester 1906.

In dem Schreiben des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie vom 18. Dezember d. J. ist mir nahegelegt worden, vor der Neichstagswahl noch eine aufklärende Kundgebung zu erlassen. Ih komme dieser Anregung gerne nah und bitte, für die öffentliche Verbreitung dieser Antwort Sorge zu tragen:

Die parlamentarische Lage, die ih bei meinem Amtsantritt vor- fand, war nicht wesentlich vershieden von der im leßten Reichstage : die bürgerliche Linke in dret, vier Gruppen gespalten; die Rechte einiger zwar, aber an Zahl ebenso chwach wie die Liberalen zusammen; in der Mitte die stärkste Partei, das Zentrum, {hon damals nahezu im- stande, entweder nebst Polen, Welfen usw. mit den Sozialdemokraten oder mit den Konservativen und dem rehten Flügel der Liberalen eine Mehrheit zu bilden. Eine andere Möglichkeit, als mit dem Zentrum die Geschäfte zu erledigen, gab es, namentlih seit den Wahlen von 1903, nicht.

Der Reichskanzler war auf die Mitarbeit dieser Partei ange- wiesen; er mußte versucen, ihre Zustimmung zu den im Interesse des Landes notwendigen wirtshafilihen und nationalen Vorlagen zu erlangen. Daß er dem Zentrum zuliebe staatliche Hoheitsrehte preis- egeben oder fich in religiösen und kulturellen Fragen {wach gezeigt Ee bestreite ih. Jedenfalls darf nicht vergessen werden, daß die wichtigsten Aufgaben, die Verstärkung der Seewehr, die Handels- verträge, die Finanzreform, nur mit Hilfe des Zentrums zu lösen waren und gelöst worden sind.

Ich habe diesen Zustand der Abhängigkeit der parlamentarischen Ergebnisse von dem guten Willen ei ner Partei in dem vielgestaltigen deutshen Parteigetriebe immer als niht unbedenklich empfunden. Ihn zu ändern, hatte ih so lange keinen Grund, als das Zentrum ch bereit zeigte, mit den verbündeten Regierungen positive Arbeit zu leisten, und der Versuchung, seine parlamentarische Stärke zu miß- brauchen, niht nachgab.

Aber bereits im Frühjahr des abgelaufenen Jahres wurden drei dringend nôtige Forderungen: die Elsenbahn Keetmanshoop, die Ent- \chädigung der Farmer, die Errichtung eines Kolonialamts durch eine von Zentrum und Sozialdemokratie geführte Oppositionsmehrheit verworfen. Damals konnte ih, von s{chwerer Krankheit noch nicht erholt, nicht eingreifen. Aber es reifte in mir der Eatshluß, jedem neuen Versuh solher Machtproben bei ernsten und En Ange- [legenheiten des Reichs mit aller Kraft entgegenzutreten. Neben der dann notwendigen Wahrung der Autorität der Regierung und threr Stellung über den Parteien {hien mir auch ein gewisser Wantel in den doktrinären Anschauungen der Vertreter des liberalen Bürgertums und der steigende Widerwille gegen das sozialdemokratische Treiben die Hoffnung zu rechtfertigen, os eine Aenderung der parlamentarischen Lage durch das deut|che Volk selbst mögli (f

In Deutschland gibt es keine einheitlihe liberale Partei, die den klaren Willen und die Fähigkeit gezeigt hätte, positive Politik zu machen. Es iff jeßt nicht der Augenblick, Fehler, die begangen, Gelegenheiten, die versäumt worden find, nachzurechnen. Jeden- Falls haben es innere Uneinigkeit, negativer Doktrinarismus, Ueber- treibung der Prinzipien und Untershäßung des praktis Erreich- baren niht zu dem vom Liberalismus erstrebten Einfluß auf die Megierungsgeschäfte kommen lassen. Erst im leßten Jahrzehnt hat sih darin manches geändert. Jch denke an Eugen Richters Kampf

egen die Soziald emokratie, an die fortschreitende Ueberwindung der anhesterdoktrin, vor allem an das wachsende Verständnis für große nationale Fragen. Manches wird noch zu lernen sein: Maßhalten, richtiges Augenmaß u BIid in die Nähe, Sinn für historische Kontinuität und reale Bedürfnisse. |

Ich glaube gun Ros daß aus den Wahlen eine große ge- einigte li E evorgehen und etwa den Plaß des Zentrums einnehmen könnte. Wohl aber könnten die Parteien der Rechten, die nationalliberale Partei und die weiter links stehenden reisinnigen Gruppen bei zielbewußtem Vorgehen im Wahlkampf o viel Boden gewinnen, um eine Mehrheit von Fall zu Fall zu ilden. Den flarken saß, der bisher zwishen den Parteien der Nehten und denen der dürgerlihen Linken in wirtschaftlichen Fragen bestanden hat, halte ich für kein unüberwindlihes Hindernits.

er unbedingt notwendige Schuß der Landwirtschaft ist in den neuen Handelsverträgen auf SFahrzehnt binaus gefichert und mancher \reisinnige Mann hat schon unter vier Zugen zugegeben, daß sie auch für die städtishen Interessen niht ungünstig gewirkt haben. Jeden- falls müssen. die Gegner der Ha delsverträge anerkennen, daß \ich Handel und Industrie fortdauernden Aufshwungs erfreuen.

Anderseits führt bereits eine gute Brücke über das trennende Wasser. Die konservativen Parteien und die Nationalliberalen sind in allen großen Fragen, wo es sich um Wohl und Wehe der Nation, thre Cinheit, lhre Machtstellung handelte, zuverlässig gewesen. Die Nation ihnen über die Partei. Das ist ihr Ruhm, den even sie behaupten. Je mehr auf der Linken die Bereitschaft zur Befriedigung der großen nationalen Bedürfnisse für den Kolonialbesiß, für Heer und Flotte zunimmt, um so breiter und fester kann die Brücke werden, und wohl würden sich auch die nationalgesinnten Elemente, die im Zentrum vorhanden sind, mit allen anderen bürgerlihen Parteien in solchen Fragen leiter zusammenfindên, wenn mit dem Wegfall der Möglichkeit einer \chwarzroten Majorität der Fraktionsegoismus des Zentrums der Handhabe beraubt wäre, fch rüdsihtslos gegen die Regierung geltend

zu machen.

Die bedenklichste Folge davon, daß ih das Zentrum der sozial- demokratishen Stimmen zur Bildung eines oppositionellen Blockes bedienen konnte, war die Bedeutung, die dadurch die Sozialdemo- kratie felbst im verflossenen Reichstage erlangte. Da bietet sich ein weiteres hochwihtiges Feld gemeinsamer Sorge und Arbeit aller nationalen Elemente. Entgegen der leider in einigen liberalen Köpfen noch herrschenden Jdee, daß die Reaktion im Reihe von rechts drn und e an Seite mit der Sozialdemokratie zu be- kämpfen set, liegt nah meiner festen Ueberzeugung die wahre Reaktion oder die wahre Gefahr der Reaktion bei der Sozialdemokratie. Nicht nur sind ihre kommunistishen Zuklunftsträume kulturfeindlich, die Mittel zu ihrer Verwirklichung brutaler Zwang alles, was sich etwa irgendwo in Deutschland an reaktionärer Gefinnung findet, ge- winnt Kraft und Recht dur die sozialistishe Unterwühlung der Be- griffe von Obrigkeit, Eigentum, Neligion und Vaterland. Auf den wild gewordenen Spi rger und phrasentrunkenen Gleihmacher Robespierre folgte der Degen Bonapartes. Er mußte kommen, um das franzôsische Volk von der Schreckensherrschaft der Jakobiner und Kommunisten zu befreien. i ;

Als nun das Zentrum sogar bei einer Angelegenheit, die die deutshe Waffenehre und unser Ansehen vor dec Welt berührte, und unmittelbar nah der freimütigen Aucsprahe über unerträglihe Ein- mischungen in den inneren Kolonialdienst eigenwillig den verbündeten Regierungen elne unannehmbare Klausel aufzunötigen suchte, und als es dann mit Hilfe dec Sozialdemokratie einen sahgemäßen frei- sinnigen Antrag ni mmte, mußte von dem verfassungsmäßigen Mittel zur Wahrung der Autorität der Regierung Gebrauch gemacht und der Reichstag aufgelöst werden. Die Abstimmung vom 13. De- zember war ein gegen die verbündeten Regierungen und die

arbeite mit jeder Partei, welche die großen

ag nationale Würde. i nationalen Gesihtêpunkk ist Stet, Wo diese Gesihtspunkte mißahhtet werden, hört die Fte r_mSuf.«@Stiemand in Deutschland will ein persönlihes Ne nt. S groß2 Mehrheit des deutsch2n Volkes will aber erst recht artetiregiment.

Es ift deutsche Eigenart, deutshes Schicksal, daß wir unsere politische Stellung bis zur Stunde der Gefahr lieber nah Gefühlen und allgemeinen Begriffen, als nah realen Interessen und nationalen Zielen nehmen. Obgleich es für Kaiser und Bundesfürsten nicht Katholiken und Protestanten, sondern nur s{chlechtweg Deutsche gibt,

die den gleihmäßigen Schuß der Geseße genießen, besteht doch die

färkste Partei im Reichstage aus\chließlich aus Katholiken. „Für Wahrheit, Freiheit und Ret“ \tcht im Programm des Zentrums. Ist es aber wahr, wenn es in dem Aufruf der rheinischen Zentrumspartei heißt, im Hintergrund lauere ein neuer Kulturkampf? Im paritätischen igl geht es der katholishen Kirhe wohler als in manchen katholi|hen Ländern, und kein Vertreter der verbündeten Regierungen denkt daran, die Parität aufzuheben, die Gewissensfreideit zu verletzen und die katholische Religion zu bedrängen. Jn jener Behauptung dient die Religion nur als Mittel zum Schute politischer Fraktionsinteressen. Obgleich es ferner keinen Staat gibt, der mehr für Gegenwart und Zukunft der Arbeiter, für ihre matertellen und geistigen Bedürfnisse getan hätte, als das Deutsche Reich, obgleich die deutshen Arbeiter die best- gebildeten der Welt sind, halten doch Millionen bewußt oder als Mitläufer zu einer Partei, die den Staat und die Gesellschaft von Grund aus umwälzen will.

Von solchem Druck muß das deutsche Volk sich freimachen. Der liberale Städter und Landmann i} daran niht weniger beteiligt als der konservative. Mögen die Verhältnisse ia den einzelnen Wahlkreisen noch so große Verschiedenheiten aufweisen, die Parteien, die am 13. De- zember an der Seite der Regierung standea, werden von vornherein im Auge zu behalten haben, was sie damals einigte: der Kampf für Ehr und Gut der Nation gegen Sozialdemokraten, Polen, Welfen und Zentrum. Ich stelle die Sozialdemokraten voran, weil jede Niederlage der Sozialdemokratie eine Warnung für ihren blinden Uebermut, eine Stärkunz des Vertrauens in den ruhigen Fortschritt unserer inneren Entwicklung und eine Befestigung unserer Stellung nah außen wäre und weil dadurch zugleih die Vèöglichkeit ershwert würde, “daß eine bürgerliche Partei mit Hilfe der soztal- demokratishen eine dominierende Stellung gegen die anderen bürger-

lien Parteien einnimmt. Der Reichskanzler. Bülow.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenur- sizung; vorher hielten die vereinigten Ausshüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr, der Aus\s{huß für Handel und Verkehr und der Ausshuß für Justizwesen Sigzungen.

Der Königlich bayerishe Gesandte Graf Lerchenfel d- Köfering ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. W.“ ist der heimkehrende Transport der vom A Tecge [Q wader abgelóösten Offiziere und Mannschaften mit dem Neichspostdampfer „Bülow“ am 31. Dezember 1906 in Neapel und am 1. Januar 1907 in Genua eingetroffen und seßt heute die Neise nah Gibraltar fort. ;

S. M. S. „Jaguar“ ist am 31. Dezember 1906 in Tsingtau eingetroffen.

S. M. S. „Luchs“ ist gestern von Hongkong nah Canton in See gegangen.

Deutsche Kolonien.

Ueber die Mbo-Expedition im Schußgebiet Kam ex uw wird von deren Führer im „Deutschen Kolonialblatt“ folgendes

berichtet:

Die Expedition hatte den Auftrag, die zwishen der Kabo-Säraße und dem Menua sißenden Bergvölker zu unterwerfen, welhe ßch seither allen Versuchen gegenüber, mit ihnen in friedlihen Verkehr zu treten, völlig ablehnend verhalten hatten. In erster Linie kam es darauf an, des zähen Mbo-Stammes Herr zu werden, der bereits zweimal Ah- teilungen der Station Fontemdorf in ernsten Gefechten bekämpft hatte. As diese Aufgabe standen der Expeditionsleitung folgende Kräfte zux Ver- ügung: I. 6. Expeditionskompagnie Führer Oberleutnant M enz el stark durchschnittliÞ: 6 Europäer, 113 farbige Soldaten und 1 Maschinergewehr; 11. 8. Kompagnie Führer Hauptmann Scchniewindt stark dur{chschnitilich: 3 Europäer, 75 farbige Soldaten und 1 Mashhinengewehr. Vorübergehend wurde die Expedition dunch eine Abteilu:g der 2. Kompagnie unter Leutnant von Wenckstern (2 Europäer, 40 Soldaten) unter- stüßt. Dem Expeditionsführer Hauptmann von Krogh wax der das Mbo-La1nd kennende Leutnant Rau s\ch als Adjutant zugeteilt. Als Sanitätsoffizier war Assistenzarzt Eckhard der Expedition beigegeben.

Der Einmarsh in das feindlihe Gebiet fand, wie befohlen Mitte Dezember 1995 von zwei Seiten aus statt. Stab und 6. Kompagnie erzwangen sich in zwei \{chweren Gefc@ten am 13. und 17. Dezember 1905 den Weg durch Mama in das Singam-Tal. Die s. Kompagnie stieß, vom Fondfsa-Tuala-Sebiet kommend und nah Ueberschreiten des Menua am 17. und 18. De- zember 1905 heftig angegriffen, nah Ngungu durch und nahm dieses hartnäckig verteidigte Dorf im Sturm. Am 29. Dezember gelang es einer von Leutnant Werner geführten Patrouille, die Verbindung zwischen beiden Kompagnien herzustellen, indem sie die flark he- festigten und gut beseßten Höhenstellungen des Feindes im oberen Singam-Tale durchbrach. Eine farbige Patrouille der 6. Kom- pagnie erreichte am selben Tage, durch Njo und die Mbu-Ebene vor- dringend, das Lager der 8. Kompagnie in Ngungu. Durch farbige M wurde dann das Gebiet zwischen Lager bei Singam und

tjo sowie zwischen Nginga und Ngungu derart vom Feinde gesäubert, daß am 12. Januar 1906 die 6. Kompagnie auf Nio, die 8. Kompagnie auf Ngainga vorrücken konnte, ohne Verluste zu erleiden.

diesen Punkten aus war es den beiden Kompagnien möglih, uno im Januar des gerade in der Nginga-Schlucht sehr zahlreihen und zähen Gegners Herr zu werden und eine große Anzahl Ss darunter 3 Mbo-Häuptlinge, der Expedition zuzuführen. ne Vermittlung dieser Häuptlinge konnten die Friedensyerhandlungen mit dem Mbo-Stamme begonnen werden. Während der ‘Bes peditionsstab Ende Januar die noch zweifelhaften Grenz- dorfshaften der Mbu-Ebene unterwarf, versuhten die Kompagnien, die Befriedung des Mbo-Landes zu Ende zu führen. Die von buen ent- sandten Patrouillen stellten jedo fest, daß die Mbo. Bevölkerung s großen Teile in das Mama-Land und das seither noch unbekannte Gebtet aus8gewihen war und hier, unterstüßt durh die Bewohnex dieser Landschaften, den Kampf foctseßte. Um diesen zu Ende zu führen, rüdte die 6. Kompagnie an die Nordgrenze des Mama- Gebietes vor. Eine stärkere Abteilung der 8. Kompagnie unter Führung des Hauptmanns Schniewindt erhielt gleichzeitig Befehl, dur Kongoa auf Ndu zu marschieren. Der leßteren gelang es, ohne fehten zu müssen, im Kongoa-Lande geordnete Verhältnisse berzuftelen, dagegen stießen beide Abteilungen noch Ende Februar im Ndu-Gebiet auf heftigen Widerstand. Nur dem guten R der 6. Kompagnie und der Abteilung Schniewindt ti es zu verdanken, daß nach hartnäckigen Kämpfen sowohl die Ndu-Leute wie die dorthin geflohenen Mbo, darunter der Sohn des gefallenen Oberhäuptlings Elumbuko von Stingam, ihre aiggnbia brn anboten. Infolge der \chweren Verluste, welche die Mbo- und Ndu-Bewohner erlitten Totien, baten alle Kabo-Dörfer um Frieden, sobald die Abteilung Schniewindt sich von Kongoa aus dieser Landschaft näherte. Die immer /noch unbotmäßige Mama-Dorfschaft war somit gegen Mitte März von allen Seiten von besiegten Stämmen ums{lo#sfen. Dies veranlaßte am 19. März 1906 \{ließlich auch den E s Samakonde von Mama, einen der Haupturheber der aufständiséhen Bewegung, si zu ergeben. :

Der Expedition is es gelungen, sämtlihe Bergvölker zwischen Menua, Fi, Kabo-Straße und Mbu-Gbene zu unterwerfen. j Aufgabe erwies sich hauptsählich deshalb als sehr \{chwierig und zeitraubend, weil alle diese Stômme in engen Beziehungen zuein12ader stehen. Jafolgedessen wih der Gegner, sobald er im eigenen Lande Niederlagen erlitten hatte, stets in die Nachbargebiéte aus und mußte dorthin verfolgt und von neuem gestellt werden. Die Verluste des Gegners waren, wie nah fast allen Gefehten festgeftellt werden konnte, sehr bedeutend. Die eigenen Gefechtsverluste der Expedition betrugen: 1 Offizier tot (Leutnant Förtf@ckch), 4 europäische Unteroffiziere leiht verwundet (Feldwebel Werz, Sanitätsfeldwebel Scheer und Wenzel, Büchsenmacher Eichenhofer), 11 farbige Soldaten tot, 9 farbige Soldaten \{chwer ver- wundet, 8 farbige Soldaten leiht verwundet, Außerdenw starben infolge von Krankheiten: 1 europäisher Unteroffizier (Unteroffizier Barthel), 2 farbige Soldaten. Als Friedens- bedingung wurde überall, wie vom Kaiserlihen Gouvernement befohlen, die Gestellung von Strafarbeitern gefordert. Bis jeßt sind als folhe 449 Männer zur Küste gesandt worden. Wenn dies auch eine empfindli*ge Schädigung der Gefechtskraft der unter- worfenen Stämme bedeutet, fo ersien troßdem die dauernde Be friedung derselben bei ihrem zähen und kriegerishen Charakter nur dann gesichert, wenn das Mbo-Land das Herz des Aufstandsgebtets durch einen Öffizierposten in Stärke von 2 Europäern, 40 Soldaten und einem Maschinengewebr beseßt wurde. Derselbe if na Ein- treffen der Genehmigung des Kaiserlihen Kommandos an dem als militärisch und politis wichtig erkannten Punkte von der 8. Kom- pagnte errichtet worden. Dadurch ist es au ermöglicht, für die Zu- kunft ohne jeglihe Gefahr Transporte von der Küfle auf dem kürzeren Wege über Kumba, Mbc-Posten nah Fontem zu geleiten, womit niht nur eine Entlastung der Bali-Straße, sondern auch eine wesent- liche Zeitersparnis verbunden ist. Die gründlihe Befriedung dex zwischen dem Menuafluß und der KabæœStraße fißenden Bergvslker [leistet Gewähr dafür, daß bei einer späteren Fortführung der Gisen- bahn vcm Manenguba-Gebirge nah Bamum die hierzu erforderlichen Arbeiten keinerlei Störungen seitens der Bewohner erfahren werden.

Ueber S der Expedition wird berichtet: 1) Bei Ein- marsh getrennter Abteilungen in ein zu unterwerfendes Berglaud empfiehlt es si, die Kolonnen so anzuseßzen, daß möglichst ¡hon am ersten Gefechtstage eine Vereinigung eintritt. 2) Es ist erstreben8xwpert, die Vormarschwege durch farbige Patrouillen vor Einrücken dex Ab- teilungen seibst möglichst vom Feinde zu säubern und freizuschlagen, um die Verschanzungen des Gegners aufzudecken. Das Freischlagen der Wege erwies sich auch im weiteren Verlauf der Expedition als ein nie versagendes Mittel, um ein s{chnelles Hin- und Herschiebeao von Truppenteilen ohne Verluste zu ermöglihen. 3) Da ter Munltionsverbrauch im Bergkriege erfahrungsgemäß bedeuteny t, erscheint die Anlage von Munitionsdepots an den Grenzen des feintlihen Gebietes wünschenswert, um, ohne die Träger- zahl unnôtig zu vergrößern, eine rasche Munitionsergänzung zu gt- währleisten. 4) Das der 6. Kompagnie mitgegebene ‘Mafchinengewehr auf Dreifußgestell hat der Expedition durchweg gute Dienste getan. Dagegen erwies si die Leistungsfähigkeit des Maschinengewehrs der 8. Kompagnie auf Schlitten bei den hiesigen s{chwierigen Ge- ländeverhältnissen als nur beschränkt, da seine Bewegli@hkeit in horizontaler wie in vertikaler Richtung nicht @©xa9- reite. Das Mitführen möglihs| mehrerer Maschinengewehre Halte ih beim Kampf im Berglande für dringend notwzndig. 5) Die Leuht- L haben sich in vielen Fällen vorzüglih bewährt, so insbesoudere beim Durhstoßen der Patrouille Werner von Ngungu nach dem Lager bet Singam, Die weißen Raketen sind den roten infolge ihrer bedeutend groleren Leuchtkraft bei weitem lormudehen. 6) Von großen

orteil für die Expedition war der Umstand, daß die zu uuter-

und der Expedi

ndschaften teilweise bereits geographisch erkundet waren werfenden 2a ea eine Karte mit den Zielen Aufnahmen zur Ver- fügung stand. Ohne dies wäre dem Expeditionsführer die Leitung der Operationen in dem unübersihtlichen Gebirgsgelände sehe erschwert ewesen. Es ist auch im militärishen Interesse sehr erwünscht, daß Fei allen Expeditionen die geographische Erforshung des Schuggebiets weiter gefördert wird. e e Gndiivas Sen A

eographischen Arbeiten der Expedition {lossen an A wi der Proviserisen Karte der Gebirgslandschaften des Militärbezirks Fontem 1 : 100 000“ (1905) en Aufnahmen an. Die fehlende Verbindung zwischen „Lager bei Singam“ und den im Jahre 1904 festgelegten Punkten im Mbo-Lande wurde durch drei Routen hergestellt. Es folgte dann im Januar die Erckundung des Geländes zwisWen Njo und Mankwe bezw. Lelem über Nden—Essöku, die wichtige Aufschlüsse über die {wer zu übersehenden Entwässerungs-

| verhältnisse der Mbu-Ebene ergab. Kleinere Anshlußrouten verbanden

eu gewonnenen Linien mit der Route Ngungu—Fombe-Markt, Be die Lage des neu errichteten Offizierpostens Mbo bestimmt wurde. Im März wurde dann die Erforschung des seither noch un- bekannten Teiles des Gebirgëgürtels zwishen Mama—Singam und der ay N begonnen. Leßtere wurde mit zwei Routen erreicht. Bei allen fualaien fanden an den wichtigen Punkten Höhen- bestimmungen dur Stedethermometer statt. Das vorhandene Peilungs- material wurde durch viele neue Peilungen ergänzt. Unter anderem konnten infolge günstiger Witterungsverhältnisse direk Peilungen vom Mho-Lande nah Manenguba—Nlonako und dem Bo-Djungo bzw. Bo-Sawe vorgenommen werden. Eine Reihe von Ortsnamen mußte geändert werden, nahdem sich bei näherem Verkehr mit der Be- völkerung die Unrichtigkeit der früher erhaltenen Angaben heraus- gestellt hatte. Die bereits veröffentlihten Arbeiten und die neuen Aufnahmen der Expedition geben folgendes Bild des Geländes zwishen Menua, i, Kabo-Straße und dem Südrand der Mbu-Ebene: Der Busch- und rasland sheidende, in shroffen Felss{luchten zu Tal fallende Gebirgs- ürtel umfaßt von Nordost nah Südwest die Landschaften Südwest— Bamilleke (Fongo—Ndeng, Fossong—Wentshen, Fong—Donera, Mbo, Ndu und Elong. Südöstlich dieser Landschaft baut sich als eine der böhsten Erhebungen des Randgebirges die imposante Gruppe des Manenguba und M enato auf, die mit ibren östlihen Ausläufern an die Höhenzüge im Ndubo- und Barfum-Lande heranreiht. Der bis über 2009 m Höhe auffteigende Berggürtel {heidet die Stromgebtete des Croß (Fi, Mo, Nghe, Mbu), des Wurti (Nka, Menua, Dibombe) und des Mungo (Kide). Das vom Gebirge rings ums{chlossene Mhbu- Land umfaßt die sanft fich abflahenden nordöftlihen Auéläufer des Manenguba und die Flußniederun( des Nkam und seiner Quellflüfse. Der Nkam entwässert das gesamte Bamilleke-Land, Mbo das \üd- östlihe Ndu, das östlihe Elong sowie die Landshaft Mbu und ihre südlihen Nachbargebiete. Meist mit starkem Gefälle aus den Hochländern herauêtretend, vereinigen sich die Quell- flüfse des Nkam in der Ngenke-Ebene. Der Nkam durhbriht dann das NRandgebirge an seiner tiefsten Stelle südlich von Woreke. Die dur diese Gebirgssperre hervorgerufene geringe Vorflut des Nkam in seinem Oberlauf bat in der Mbu-Ebene, vor allem im Gebiet der Dorfschaft Ngenke, ziemlich umfangreiche Sumpfbildungen hervor- erufen. Die Landschaften Kongoa, Kabo und das nordwestliGe Ndu ilden die Quellgebiete des Fi, Mo und Nghe, welche ihre reihen Wassermafsen tem Croß zuführen. Die starken Niederschläge, welche die Westseite des Gebirg8zürtels empfängt, haben au in diefen Ges- bieten vielfach das Gebirge durch Abspülung bis zum Gerippe bloß- gelegt, wte dies bereits am Nordwestabhang des Manenguba und im Bangwa-Lande beobachtet wurde.

Bis auf kleine Strecken in der Mbu- Ebene ist der ganze erkundete Bezirk gut, teilweise dicht besiedelt. Auffallend zahlreihe Bevölkerung nurde gerade im NRandgebirge selbs (Ndu, Mbo) festgestellt, das vieljah bis zu den höchsten Gipfeln Kulturen trägt. Jedoh wird die Gewöhnung gerade dieser Leute an Arbeit unter dem Europäer \ich als eine [e r \{chwierige Au fgave erwe!sen, die in erster Linie der im Mbo- Lande errichtete Offizierposten zu leisten haben wird. Die Expedition hatte während der Kämpfe der leßten Monate vielfah Gelegen- heit, den kriecerishen, vershlagenen und verstockten Charakter dieser Bergvölker kennèa zu lernen. Bemerkenswert ist hier ferner die Zer- splitterung der Bevölkerunz in viele kleine, voneinander unabhängige

orfschaften, ein Umstand, der zunähst ebenfalls den Verkehr der Station mit derselben ershweren wird. Leiter {hon wird es sein, die in der Mbu-Ebene vorhandenen Arbeitskräfte kulturellen Zwecken dienstbar zu machen. Ebenso wird die Heranziehung der Kabo- und Kongoa-Dorfschaften ernften Schwierigkeiten kaum mehr begegnen, na@dem nun auch im Mbo- und Ndu-Gebiet, das die Zufluchts- stätte aller arbeits\cheuen Elemente bildete, geordnete Verhältnisse ge- {afen worden sind.

Der auffallende Wildreihtum der Mbu-Gbene (Elefanten, Büffel) wurde bereits von der Manenguba-Erxpedition erwähnt. Die Bergdörfer haben alle gute Herden von Ziegen und Schafen ; auch Schweine finden ih vielsah. Leider {einen die Bestände an Klein- vieh im Kabo-Lande zum großen Teil {on von Banyang- bezw. Bakossi-Händlern aufgekauft zu fein. Großvieh wurde außer in Ko grgents gefunden. Jedoch steht zu hoffen, daß der Versuch, auf dem Posten Mbo Kreuzungen zwischen Adamaua- und Bamilleke-Rindern vorzunehmen, von Erfolg fein wird, da die Wasser- und Wetdever- hältnisse hier sehr günstige zu sein \{cheinen.

Die einheimischen Feldfrüchte gedeihen überall. Besonders fruht- bar sind die Seitentäler des Mbo- und Ndu-Gebiets, wo vor allem die axen sehr gut fortkommt. Auf den Höhen werden mehr Knollen- rüchte angepslanzt, da die starken Winde der Plante wohl s{aden. Empfehlenswert sind Versuhe mit dem Anbau der deutshen Kar- toffel in den höheren Lagen des Randgebirges. Die Reiskultur ist bereits jeyt einzelnen Kabo- Dorfschaften, vermutlich durch Ver- miitlung von Banyang-Händlern (Station Tinto) bekannt. Es wird daher nicht sehr \{chwer fallen, diese wertvolle Kultur in Fongoa und Kabo einzuführen, wo sie günstige DENngungen findet. Den Hauptreihtum des Landes bilden die großen Oelpalmenhaine, die in auffallender Fülle in den Tälern des Mbo- und Mama- Landes, in einzelnen Teilen der Mbu-Gbene sowie in Kabo und Kongoa ange- troffen werden. Falls es gelingt, diese Gebiete durch eine Eisenbahn zu ershließen, so wird dieselbe in diesem Oelreichhtum eine stets ge- suchte und nie versiegende Massenfrachht vorfinden.

Frankreich.

Der Bischof von Moûtiers (Departement Savoien), Monsignore Lacroix, hat an den Kardinalstaatssekretär Merry del Val zwei Briefe gerichtet, in denen er „W. T. B.“ zufolge mitteilt, daß er mit Hilfe von Priestern und Laien eine St. Sigismundgesellshaft gegründet habe, die den Zweck habe, in seiner armen Diözese für die Unter- kunft und den Unterhalt des Bischofs und der alten arbeits- unfähigen Priester Ee der Pfarrer und ihrer Gehilfen zu sorgen. Der Bischof Lacroix richtet an Merry del Val die Anfrage, ob er für die St. Sigismundgesellschaft die behörd- lihe Ermächtigung als gemeinnüßigen Verein und die Zu- weisung von kirchlichen Gütern verlangen dürfe. Beide Briefe sind bisher unbeantwortet geblieben.

—- Wie der „Matin“ meldet, hat der Marineminifter Thomson den Bau von Offensivtauhbooten ange- ordnet, die ein Deplacement von 800 Tonnen, eine Ge- shwindigkeit an der Wasseroberflähe von 15 Knöten und eine Nbg unter der Oberfläche von 10 Knoten haben werden.

Numänien.

Zu Ehren der Abordnungen des 1. Preußishen Garde- feldartillerieregiments Nr. 1 und des 1. Hannoverschen Dragonerregiments Nr. 9, die aus Anlaß der fünfzig- jährigen Bugebörigkelt des Königs Karol zu der preußishen Armee in Bukarest weilen, fand gestern ein Diner statt, bei dem der König, laut Meldung des „W. T. B.“,/ folgenden Trinkspruch ausbrachte:

Tief gerührt von der liebenswürdigen Aufmerksamkeit Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Jhres erhabenen Souveräns, der mir aus Anlaß meines vor einem halben Jahrhundert erfolgten Eintritts in die preußische Gardeartillerie dur Abordnungen meiner preußishrn Regimenter Glückwünsche gesandt hat, sage ih Ihnen, meine Herren, in der herzlihsten Form: Seien Sie willkommen in unserer Mitte! Mit Stolz und Befriedigung kann ich den Blick auf dieses von großen Ereignissen und ruhmreichen Kriegen erfüllt ge- wesene Halbjahrhundert zurückwerfen, in die Zeit, als ih das Glü hatte, beim Anfang dieser großen Epoche besonders in dem dänischen Kriege im Jahre 1864 meine ersten militärishen Kenntnisse in der Artillerie und in der Kavallerie zu erwerben. Die Kenntnisse, die ih damals bei diesen beiden Waffen gewann, die sih in blutigen Kriegen unsterblichen Ruf erwarben, haben nah Jahren dazu beigetragen, meine junge Armee zum Siege zu führen. Mit besonderer Dankbarkeit erinnere ih mis dieser fernen Vergangenheit, als zwischen mir und der preußischen Armee diese engen Bande geknüpft wurden, die noch heute bestehen und unersüttert auch in Zukunft bestehen werden. Die Verleihung meines Namens an das 9. Dragonerregiment ist eine Auszeichnung, welche mich mit Stolz erfüllt und in mir das Gefühl des wärmsten Dankes erweckt. Dieselben Gefühle bringe ich auch zum Ausdruck für die {chöône Gabe des 1. Gardete artin ern an welcher sih auch Ihr erhabener Herrscher so liebenswürdig beteiligt hat. Mit warmen Wünschen für das erhabene Kaiserpaar erhebe ih mein Glas auf das Wohl Seiner Majestät, auf das Wohl seiner tapferen Armee und auf das Wohl meiner lieben Regimenter, welhe auf meine freund- schaftlihen Gefühle stets zählen können. Es lebe Seine Majestät, der Kaiser und König Wilhelm I1.!

Der Kommandeur des 1. Gardefeldartillerieregiments, Oberst von Heineccius, dankte in warmen Worten.

Afien.

Wie dem „Reutershen Bureau“ gemeldet wird, ist der Emir von Afghanistan aut seiner Reise nah Jndien gern mit großem Gefolge auf britishem Gebiet angekommen.

er König Eduard hat an den Emir zur Begrüßung bei seiner Ankunft in Fndien folgendes Telegramm gesandt:

Die Kunde von dem Besuch Eurer Majestät bei meinem Vize- könig und Generalgouverneur erfüllt mich mit großer Genugtuung, da ih in demselben einen Beweis für die freundshaftlihen Beziehungen zwishen Eurer Majestät und meiner Regierung erblicke. JIch wünsche von Herzen, daß die Reise Jhnea eine angenehme Erholung von den Staatssorgen bieten wird.

Afrika.

Nase einer Meldung des „W. T. B.“ n Raisuli die Gefangenen, die er bisher in Zinat untergebracht hatte, nah Arzila gesandt und den Befehl erteilt, die Tore der Stadt für die Truppen des Machzen zu schließen. Daraufhin hat der Kriegsminister Gebbas beschlossen, sechshundert Mann mit drei Gebirgs8geshüßen gegen Arzila mit dem Auftrage zu senden, sih jedem Versuch Raisulis, die Stadt zu betreten oder anzu; reen, zu widersetzen.

Wie Vetter aus Tanger gemeldet wird, ist der Kaid von Fahs verhaftet worden, weil er troß der Absezung Raisulis dem t L zukommende bedeutende Geldbeträge nah Zinat geshickt hat. Der Kaid ist von einem Bergstamme fest- genommen worden, der dadurch die Aufrichtigkeit seiner Reue Über sein früheres Verhalten hat kundgeben wollen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Mitglieder des Herrenhauses von Czapski, Rittergutsbesißer auf Kuchary, und von Rheden, NRitter- atiöbesiker auf Rheden bei Brüggen (Hannover), Königlicher Kammerherr und Landrat des Kreises Gronau, sind gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Von der Besatzung der deutshen Seeschiffe.

Der kürzlich erschienene, in Nr. 291 des „R.- u. St.-A.* bereits erwähnte erste Teil des 174. Bandes der „Statistik des Deutschen Reichs* enthält au interessante Angaben über Umfang, Verteilung und Gliederung der Besaßung der deutschen Kauffahrteiflotte. Danach zählte die Gesamtbesazung der unter deutsher Handelsflagge fahrenden See- \hifffe am 1. Januar d. J. 64 000 Mann, und zwar 12 500 Offiziere oder Personen im entsprehenden Nange und 51500 Mannschaften. Diese Gesamtbesaßung verteilte sh auf die drei Hauptgattungen der modernen Seeschiffe in folgender Weise: auf Segelschiffen waren 20% oder 12800 Mann (darunter 2900 Öffiziere), auf Schleppschiffen (Seeleichtern) 1,4 9/9 oder 900 Mann (darunter 250 Offiztere), auf Dampfschiffen 78,6 9/9 oder 50 300 Mann (darunter 9400 Offiztere) beschäftigt. Die durhschnittlißen Besaßzungsziffern haben sich innerhalb des leßten Jahrfünfts zum Teil niht unwesfent- lich geändert. Das Streben nach Vereinfahung der Takelage und die Einführung oder Vervollkommnung maschineller Hilfs- vorrihtungen einerseits und der starke Abgang der meiit mit verhältnismäßig zahlreiher Besaßung versehenen Barken und Briggs andererseits haben eine leihte Verminderung der dur- \hnittliGen Besaßzungszahl der Segelschiffe zur Folge gehabt. Um- gekehrt hat die durhschnittlihe Besaßzungsziffer der Schleppschiffe (Seeleichter) in den leßten Jahren eine geringe, die der Dampfschiffe eine bedeutende Steigerung erfahren. Die größere Anzahl der an Bord der Schleppschiffe durchweg beschäftigten Seeleute ist dadurch entstanden, daß diese Fahrzeuge bei den zahlreichen Neubauten der Ero Jahre mit immer wachsenden Größen- abmefsungen hergestellt worden sind und zu threr sihheren Führung auf den ausgedehnteren Reisen einer etwas reichlicher als früher bemessenen Besaßung bedürfen. Die steigende Tendenz in der durhschnittlihen Besatzungsziffer der Dampfschiffe ist in der Hauptsache auf die in den leyten Jahren erfolgte Fndienststellung einer Anzahl sebr großer, für den übersceischen Personen und Fracht- verkehr bestimmter Schiffe mit außergewöhnlich starken Besaßungen zurückzuführen. Die Zahl der Dampfer von 6000 Bruttoregistertons und darüber ist in den leßten 5 Jahren von 41 auf 70 gestiegen. 25 der [letzteren haben etnen Raumgehalt von mehr als 10 000 Bruttos registertons. Bei diesen ganz großen Schiffen handelt es sich durchweg um Fallageavler mit hohen Besaßungsziffern.

as nun die Gliederung nah den verschiedenen Hauptzweigen des sceemännishen Berufs anlangt, so sind von den 64000 Mann der Gesamtbesaßzung 49,49%) odec 31600 (darunter 7800 Offiziere) als eigentlihes seemännishes Personal, 30,9% oder 19 800 (darunter 4300 Offiziere) als Maschinenpersonal und 19,7%/ oder 12 600 (darunter §09 îin Stellungen, die der Sciffsoffizier tellung Ged, zuahten sind) als Berpflegungt- und Verwaltungspersonal beschäftigt. Sämtliche drei Gruppen befinden sich in nennenswerter p l nur an Bord der Dampfschiffe. Segelschiffe und S(leppschiffe beschäftigen fast nur scemännishes Personal.

Bevölkerungsbewegung, Verkehrsverhältnisse, Schlachtungen, städtishe Sparkasse, Kranken- und Armenpflege in Berlin im November 1906.

Nach den „Veröffentlihungen des Statistishen Amts der Stadt Berlin® belief sihch die fortgeshriebene Bevölkerung der Reichs- hauptftadt anfangs Dezember 1996 auf 2089 728 Einwohner (gegen 2040 222 zu dem gleihen Zeitpunkt des Vorjahres). Die Zunahme im November betrug 8409 (îm Vorjahre 9606). Die Zahl der Lebend- geborenen war 4032 (im November 1905 3932); darunter befanden fih 704 (683) oder 17,46 (17,37) °%/6 uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berehnet, stellte sch die Geburten- zifffer auf 23,52 (23,50). Es fanden 1781 (im November 1905 N Seba gea statt, darunter 318 (285) Mischehen. Die Zah der Sterbefälle (ohne Totgeburten) belief sich auf 2478 (im No- vember 1905 auf 2485). An Infektionskrankheiten starben 553 (608), insbesondere an Masern 14 (25), an Scharlach 41 (30), an Diphtherie und Kcupp 40 (30), an Keuchhusten 19 (28), an Influenza 16 (17), an Kindbettfieber 21 (22), an Typhus 15 (13) an Lungen- und Hals- \{rwindsucht 284 (312), an Tuberkulose anderer Organe 43 (54). Ferner sind zu erwähnen: 161 (179) Sterbefälle an Krebs, 212 (184) an Herzkrankheiten, 209 (209) an Lungenentzündung, 133 (124) an Darmkatarrh, darunter 120 (112) Kinder im 1. Lebensjahr, und 26 (15) an Brechdurfall, darunter 25 (13) Kinder im 1. Lebensjahr. Im Alter bis zu 1 Jahr starben im ganzen 585 (612), das find 23,61 (24/63) 9/6 aller Sterbefälle des Berichtsmonats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die all- gemeine Sterblichkeitsziffer 14,46 (14,86).

._Als zugezogen waren im November 1905 11787 (12 139) männlihe und 9616 (9809) weibliche, zusammen 21 403 (21 948 Personen zu verzeihnen. Bür die Fortgezogenen ergaben si einshließlich des Zuschlags für die unterbliebenen Ab mélbuagen die Zahlen: 8429 (8067) männlihe, 6119 (5719) weiblihe, zusammen 14 548 (13 786) Personen. Somit verbleibt bet der Wanderung ein Mehrzuzug von 3358 (4072) männlihen und 3497 (4090) weibs- lichen, zusammen ein Mehrzuzug von 6855 (8162) Personen.

Bauges uhe sind 792 (770) eingereiht worden. Genehmigt wurden 217 (282) Neubauten, 7 (5) Umbauten von Wohngebäuden, 28 (37) Schuppen 2c., 321 S sonstige Bauausführungen. Brände kamen 1082 (907) zur Meldung, davon 155 (203) mit und 927 (704) ohne Alarmierung der Wehr.

Bei 293 (353) Grundstücken fand im November ein Besig- wechsel fiatt. Kauf lag vor bei 204 (179) bebauten mit 66 427 161 (49 645 816) Kaufpreis und bei 50 (107) unbebauten mit 9 679 321 (13 166 493) 4 Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 8 (10) bebauten mit 1048 5(0 (2517 145) und bei 2 (5) un- bebauten mit 106 200 (306 730) «A Kaufpreis. Dur Verer ung gingen 16 (30) Grundstücke mit 3 064 190 (6 199 480) A Wert und 13 (22) ohne Wertangabe in anderen Besiß über.

Die der Stadt Berlin und den Vororten Weißensee, Stralau, Treptow, Nieder-Schöneweide und Pankow zugeführte Trinkwasser- Maas betrug 5090 827 (4805633), d. \. täglich 169 994 g 88) cbm. Die p Straßenreinigung erforderte ei Nacht 33 336 (33 498) und bei Tage 25 703 (24 168) Burschen und Arbeiter. E Besprengung der Straßen wurden 58 758 (29 183) cbm Wasser verwandt. Durch die Kanalisation wurden im Tagesdurhschniit 279 368 (257 707) cbm Abwässer fortgeleitet.

Die Berliner Elektrizitätswerke gaben 11215 079 (10 144 999) Kilowattstunden (einshließlich des Selbstverbrauhs) nußbar ab, davon an Straßenbahnen 4 368 994 (4 193 722), an D 1 Beleuchtung 3 258 951 (2 854 827), für Kraft 3 249 356

Ueber Verkehrsverhältnisse liegen folgende Angaben vor: Befördert wurden im November dur die Straßenbahnen 36 919 611 (34910 E, Personen, von denen 30 738 625 (29 537 419) auf die Große Berliner Straßenbahn kamen, durch die Hoch- und'Untergrund- bahnen 3 555 876 (3 186 250), dur die Omnibuslinien 11 476 680 (9 197 735) Personen, davon zu 5 4 8738 227 (7 456 950) und zu 10 § 2738 453 (1 740 785) Personen.

Die Zahl der in den hiefigen Hotels, Gasthöfen 2c. im November abgestiegenen Fremden belief sich auf 77 991 (72 876) Des Darunter befanden sich 11 811 (10 683) Ausländer; von diesen kamen 4254 (3843) aus Rußland, 2065 (1938) aus Oesterreich, 871 (879) aus Amerika, 853 (784) aus England, 672 (507) aus weden.

Der Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den Monat November 16772 (16 190) Rinder, 11052 (10 696) Kälber, 35 269 (36 756) Schafe, 98 130 (83 464) Schweine.

In den öffentlichen SthlaWthäusern wurden im No- vember 12524 (13519) Rinder, 10839 (11715) Kälber, 31 888

34 935) Schafe, 84074 (79033) Schweine geschlachtet.

n der Zentralroßschlächterei wurden 1089 (1279) Pferde geshlachtet, von denen 7 (22) Pferde zurückgewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 1082 (1257) Pferde, ferner von der Rixdorfer Noßshlächterei 82 (63).

Bei der städtishen Sparkasse betrugen die Einzahlungen im November 4566 515 (4710 950) #4, die Rückzahlungen 4625 373 (4 230 748); demna ergab sich ein Mehr an Rückzahlungen von 58 858 G (für denselben Monat des Vorjahres ein Mehr an Einzahlungen von 480 202 M).

Von der Landesversiherungsanstalt Berlin wurden im Monat November 410 (475) Invaliden- und 24 (23) Altersrenten bewilligt. Der Mitgliederbestand der der Auffiht des Ma- gistratskommissars unterftellien Krankenkassen betrug am 1. De- zember 736 919 (zu derselben Zeit des Vorjahrs 704 717), worunter fih 38 054 (33 288) freiwillige Mitglieder befanden. Erwe cbs- unfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 25 176 (22 103) Mitglieder.

Im Arbeitshause zu Rummelsburg befanden sih am 1. Dezember 1607 (1821) Männer und 109 (117) Frauen. Das Familienobdach beherbergte am gleihen Tage außer 10 (19) Fa- milien mit 43 (73) Personen noch 220 (154) Einzelpersonen. ssttädtishen Obdach nähtigten im November 43 508 (45 364) männlihe und 1008 (840) weiblihe, zusammen 44516 (46 Sn Per- sonen, im Männerasyl des Asylvereins 20 126 (20 941), im Frauenasyl 4385 (4616) Personen einschließlich von 64 (87) Kindern.

In den 6 (im November 1905 5) städtischen Kranken- häusern befanden sich Ende November 3255 (2591) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 3620 (3162) Betten an- gegeben. In der Geschlehtskrankenstation des Obdachs waren 135 (92) weiblihe Kranke; die männlihen Patienten sind am 3, Oktober nah dem Rudolf Virhow - Krankenhause verlegt worden. Die Jrrenan stalten zu Dalldorf, Herzberge, Wublgarten und Buch hatten am 1. Dezember 5020 (4286) Insassen, in Privat- pflege waren 2722 (3099) Personen I, In den 6 Heim - stätten befanden sich am Ende des Monats 512 (431) lungen- kranke und erholungsbedürftige Personen. Der Bestand in den Siechenhäusern (Fröbel- und DOAOGRILS betrug am 1. De- zember 2069 (2066) Personen. Jn den Hospitälern des Arbeits- hauses waren am gleihen Tage 682 (762) Fulassen vorhanden, in den Erziehungsanstalten zu Lichtenberg und Klein-Beeren 285 (209) Fürsorge- und Zwangserziehungszöglinge, in Privat- verpflegung waren 1237 (914) Kinder. In der städtischen isen« pflege vefanden sich an demselben Tage (eins{ließlich der Schmidte Ga a Stun ) 6314 (6033) Kinder.

Die tädtische Armenpflege umfaßte im Monat November 33476 (in demselben Monat des Vorjahres 33 630) Almosengeld- empfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstüßungen von 553 044 (546 034) „, darunter 1899 (2015) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 13 620 (14 212) „K Extraunterstüßzungen. Solche wurden ferner für 4256 (4608) nicht laufend unterstüßte Per: avo im Gesamtbetrage von 52824 (53 489) „M gewährt. Pfiege-

nder waren 10 996 (11 188) vorhanden, für die 92242 (91 704) M aufgewendet wurden.

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