1864 / 94 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Die Königliche Regierung hat das betheiligte Publikun: durch Bekanntmachung dieser Verfügung im Amtsblatke auf die neue Eit* rihtung aufmerksam zu machen.

Berlin, den 17. April 1564.

Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Graf von Jhenplißt.

An sämtintlihe Königliche Regierungen (excl. Sigmaringen) und an das Königliche Polizei-Präsidium hier.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt und Notar Baetke in Wohlau ist in gleicher Eigenschaft an das Kreisgericht in Glaz, mit Anweisung seines Wohnsißes in Glaß, verseht worden.

Weinisterium der geistlihen, Unterrichts: un? Véedizinal- Angelegenheiten.

Der Pfarrer Dry. Friedrich Michelis zu Albachten im Bis- thum Münster ist zum außerordentlichen Professor in der philosophi- schen Fakultät des Lyceum Hosiauum zu Braunsberg für das Fach der Philosophie ernannt worden.

_ Die Berufung des“ Proregens am Gymnasial-Konvikt in Glah, Licentiaten Langer, zum Religionélehrer an der Realschule zu Neisse ist genehmigt wor den.

%.

4500 Mann anschlagen.

Finanz: Ministerium. |

Vei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 129. König- licher Klassen-Lotterie fiel î Gewinn von 5000 Thlr. auf Nr. 637.

3 Gewinne zu: 2000 Thlr. fielen auf Nr. 8062. 33,783 und 58,889. |

44 Gewinne zu 1000 Thlr. auf Nr. 1196. 2251. 14631. 16,9959. 18,811. 20,691. 23,495. 24,750. 25,117. 25/628. -26/088. 30/225. 33,700. 34/540. 34,830. 35,666. 38,043. 38,319. 38,784. 72/069. 72/891. 73,095. 73,653. 76,407. 77/302. 78493. 79,221. 81,999. 84,670. 85,399. 86/094. 87,820. 88,534. und 94,046.

67 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 2756. 3825. 5032. 6708. 8918. 10,673. 13,464. 13,757. 15,132. 17,386. 17,923. 18,514. 21,449. 22/004. 23,044. 23/724. 28144. 28,812. 28,816. 30,986. 31,446. 31/626. 31,703. 33/,905./38,168. 34/533. 38,585. 40,522. 41 119, 41,446. 47,367. 48,307. 48,396. 48,978. 51,296. 51,709. 51 ¡S21. 97/023. 99/405. 60,504. 64,550. 65,036. 66,542. 68,277. 68,491. 70,344. 70/668. 71,186. 72,315. 73,508. 74,389.- 74,859. 75,100. TorlS7. 76,696. 78,223. 82,908. 83,015. 84,849. 86,441. STT20. 07,799. 68/859. 58/951. 90,155. 93,986 und 94,371.

99 Gewinne zu: 200 Thlr. auf Nr. 505. 1102. 1203. 9426. 11,407. 13,130. 413/356. 16,903. 18,594. 18,750. 19,378. 20,243. 20,615. 20/9849. 21,111. 25/525. 25,810. 28,079. 31,194. 31,979. 32/021. 33/848; 40,488. 41/198. 42,378. 44/695. 46,326. 48,955. 93/999. 56,312. 56,851. 56,954. 59,092. 59,585. 62,277. 63,696. 65,756, 68,002. 68,228. 68,578. 68,912. 69/245. 69,450). 69,495. 70,615. 74/838. 80/637. 81,460. 32,143. 03/752. 84,848. 89,847. 91,418: 91,666 Und 94,296: |

Berlin den 22. April 1864.

Königliche: General-Lotterie-Direction.

_Verlín, 22. April. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht: dem Geheimen Ober-Regierungs-Rath Wolf, vor- tragenden Rath im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent- Tihe Arbeiten , zur Atilegüng des von des Herzogs von Anhalt Hoheit ihm verliehenen Commandeurkreuzes erster Klasse des Anhal- tischen Hausordens Albrechts des Bären ¡dem Chef des Kaiserlich Russischen General-Könsulats zu Königsberg, Dr. Griedrih Wil- belm Wy 8zomiersfi, zur Anlegung des von des Kaisers von Rußland Majestät ihm Verllehenen St. Stanislaus - Ordens zweiter Klasse, Und dem katbolisthen Feld-Geistlihen Landmes ser von der B dA A N zur Anlegung- dés von dem

atriarchen zu Jerusalem ihm verliehenen Ordens v ili Grabe, die Erlaubniß zu ertheilen, / M D,

Nichtamtliches.

_ Preußen. Berlin, 22. April. Ihre Majestät die Königin ivohnte vorgestern dem Gottesdienst im Dome und Abends mit Sr. Majestät dem-Könige, vor Allerhöch{stdessen

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Abreise, der geistlichen Musik in der Sing-Akademie bei.

S s

241. April + Hier ist ‘folgender Bericht über. den Verlust des Feindes bei der Ersklikxmung der Düppel- Schanzen einge- gangen :

Gefangen: 44 Offiziere, 3145 Unteroffiziere und Soldaten ;

Todt: 22 Offiziere, 480 Unteroffiziere -und“ Soldaten;

Verwundet in unseren Lazarethen: 21 Offiziere, 580 Unteyr- offiziere und Soldaten.

Summa: 57 Offiziere, 4205 Unteroffiziere und Soldäten.

Unter den gefangenen Offizieëen: 2 Regiments -Conunandeure (Dreyer und Falkensjold). :

__ Unter den todten Offizieren : 1 General, 2 Regiments-Comtwan- deure (du Plat, Bernstorff und Lassen), 1 Major vom Ge- neralstabe des Höchstkommandirenden (von Rosen ),

Davon sind 20 Leichen an dic Dänen abgeliefert, 2 Leichen fh

| den Schanzen begraben.

Außerdem lagen heute noch Todte an einzelnen Stellen und

sind deren am Brückenkopf und an anderen Orten vereinzelt begra-

ben worden. Vielé Mannschaften müssen im Alfen-Sund ertrunken sein; auch muß der Feind jenseits durch unsere Geschüßfeuer Verluste gehabt haben.

Mäßig gerechnet kann man den Verlust auf 100 Offiziere,

Nach heute eingegangenen offiziellen Berichten sind noch außer- dem 100 Todte und circa 200 Verwundete nach Alsen gebracht worden, mithin beläuft ih der Gesammliverlust des Feindes auf UN- gefähr 5500 Köpfe.

Stettin, 21. April. Aus Cammin schreibt man: »Dieve- nower Fischer berichten , daß jeden Morgen bei Tagesanbruch ein dänischer Dampfer mit 2 Schornstcinen und 4 Kanonen sih, von Nordost ankommend, auf 7 Mtilen dem Lande nähert und dann nach Nordwest abgeht. «

Swinemünde, 19. April Heute Vormittag ging unsere Dampfer-Flotte (»Grille« , »Arcona« ¡-»Nymphe« , 5 Kanonenboote und der Naddampfer »Verein«) in Sce und fehrte gegen 5 Uhr E Vom großen Feuerthurm war nichts von den Dänen zu ehen.

__, 20. April. Vier Kanonenboote gingen heute Vormittag in See, kehrten aber bald zurück, ohne feindliche Schiffe bemerkt zu haben. Die Einnahme der Düppeler Schanzen wird eben (9 Uhr Abends) von unserer Flotille durch eine glänzende Beleuchtung sämmtlicher Schiffe und Kanonenboote mittelst Faeln gefeiert.

(Oftsee-Ztg.) »Thlland« Und die »Geyscr« kamen auf

des hiesigen Hafens an, zum 9. Mai ausgeben.

Pillau, 19. April. Die dänische Fregatte beiden Raddampfer »Holger Danske« und hiesiger Rhede und kündigten die Blokade Die Schiffe neutraler Flaggen können bis

Danzig, 20. April. Die gestern früh bier eingekomméenen zwei englischen Schiffe hatten kein dänisches Schiff geséhen. Capitain Felsen, vom norweg. Schiff »Gyda«, der gestern spät Abends in den hiesigen Hafen kam, passirte gestern bei Rixhöft'3 dänische Kriegs- chiffe, dic ihn aber nicht anhbielten. Heute früh waren eine \{chwe- dische Brigg (Capitain Petterson) und eine holländische Tjalk »Jansina« (Capitain Buisman) in Sicht, eatshlossen si aber nach Memel zu géhen, da sie dur die hiesigen Lootsen die Nachricht von der nominellen Blokade erhielten, ;

__— Heute Morgen 1waren zwei dänische Kriegsschiffe bei Hela zu schen; gegen Mittag kam eine dänische Fregatte und 1 Aviso- Dampsfschooner bis auf die biefige Rhede, sogleih wurde in Neufahr- wasser Generalmarsch geschlagen und die Strandbatteriecn beseht. Der Schooner steuerte mit der Parlamentairflagge nach dem Hafen ; als derselbe in den Schußbereihh kam, wurde ihm ein Warnungs- \{chuß entgegengeschickt. Der Schuß {lug eine furze Distance vom Steuerruder ins Meer. Der kleine feindliche Dampfer sehte ein Boot aus, worauf der Lootsencommandeur den Parlamentairen- mit dem Lootsenfutter entgegenfuhr. Wie zu vermuthen, wurde dem hiesigen Hafen die nominelle Blokade publizirt und begaben sich \o- dann die feindlichen Schiffe wieder außerhalb der Rhede.

ais 2l. April. Heute is wiederum ostwärts eine dänische gatte in Sicht, und is die Corvette »Vineta« Blokade ausgelaufen. '

__Holsteiu. Rendsburg, 21. April. Se. Majestät der König wurden auf dem hiesigen Bahnhofe enthusfiastisch empfangen und beantworteten die Ansprache dés Herrn Wiggers freundlichst. Junge, ‘in den Landesfarben gekleidete', festlih geshmüdckte Mädchen spendeten Blumen. Die Musik spielte die Preußenhymne und das Schleswigholsteinlied. Endlvose Hoths eèëtönten. Von der Karlshütte erschallte Kanonendonner. if

Auf dem Büdelsdorfer Bahnhofe wurde der Eisenbahndirektor Louth, der Se. Majestät mit einer englischen Ansprache begrüßen wollte , ‘von Hochdemselben zurückgewiesen. Se. Majestät erklärten, keine englische Ansprache entgegennehmen zu wollen und mußte Louth, da er der deutschen Sprache nicht mächtig, zurücktreten.

Schieswig. Flensburg, 21. April. Se. Majestät der König sind heute Vormittag 11 Uhr mit Extratvain hier ein- getroffen und unter Glockengeläute und großem Jubel der Bevölke-

: Tre zur Verhinderung der

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rung zur- Stadt gefahren, haben im Hotel Rasch déjeunirt und um 125 Uhr die Reise nach Düppyel fortgeseßt. Die Rückkehr von dort hierher is ‘noch unbestimmt.

Der »H. B. H.« wird vom Brückenkgpf bei Sonderburg den 19. April“ Folgendes mitgetheilt: Aus eigener Ansicht des Schlachtfeldes kann ih dasselbe beschreiben. Wie man aus dem Oorfe Nübel nah Düppel gelangt, gewahrt man schon die Ver- heerungen an Feldern und Häusern, welche zunehmen, je näher man den Schanzen kommt, das Dorf Düppel ist \schrecklich demolirt ; hinter dem Dorfe beginnen die preußischen Batterieen und Lauf- gräben. Bis auf 2000 Schritt vor den Schanzen sieht man noch ziemlich ebenes Land, weiterhin sicht es aber wie umgewühlt aus; es ist mit Stücken Bomben, Granaten und Kartätschen übersäet. Da- zwischen liegen die Todten umher, erst vereinzelt, vor den Schanzen in größeren Massen, jedoch bedeutend mehr Dänen als Preußen. Betritt man die Schanzen selbst, so sicht man cine unglaubliche Zerstörung, Alles liegt durcheinander, Geschüße auf zerschossenen Lasctten, da- neben Kugeln und Pulverbeutel. Die 4 Quadratfuß dicken Balken der Blockhäufer sind zersplittert, die Blocfhäuser selbs verbrannt und zusammengeschossen, die Pulverkammern demolirt und theilweise mit Sandsäken ausgebessert. Dazwischen liegen Bruchstücke von Menschen und Leichname umber! Die Schanzen rehts am Wenningbund sind bedeutend mehr demolirt als die nördlih von der Chaussee, und zählte man in den Schanzen circa ch0 Geschüße, darunter wenig gezogene, ferner gegen 4000 Gewehre, große Wallbüchsen und meh- rere sogenannte Espignolen. Verläßt man die Schanzen und wendet sich Sonderburg zu, so findet man Barrikaden, spanische Reiter, Tausende von kleinen Pallisaden, vierkantig gegrabene Löcher, zwischen alledem hier und da kleine Schanzen bis zum Brückenkopf. Hier sieht es wiederum gräßlih aus, der Kampf mußte hier ebenfalls {recklich gewüthet haben, denn haufenweise lagen die Todten um- her, worunter mehrere hohe dänische Offiziere.

Wie die Preußen im Vesiß des Brückenkopfes waren, warfen sie Batterieen auf, 1voran sie’ die ganze Nacht arbeitcten und sie mit 24pfündigen Granatkanonen armirten, die schon in der Frühe Son- derburg begrüßten. Gegen 10 Uhr trat Waffenruhe ein und begann man gegen Mittag das Schlachtfeld aufzuräunmen, die Leichname der dänischen Offiziere wurden nach Alfen ausgeliefert. Gleichzeitig wurden die Dänen aufgefordert, Sonderburg zu räumen bis 6 Uhr, widrigenfalls würde es zusammengeschossen. Die Stadt brannte noch an mehreren Stellen : ihre Südseite war am stärksten demolirt. Dänische Schanzen und Batterieen liegen inmitten der Straßen , so wie links hei den Mühlen mehrere und waren die Dänen noch mit Befestigungen beschäftigt.

Oldenburg, 19. April. Jn der heutigen Sizung des Landtags wurde die. Eisenbahn von Bremen nach Oldenburg mit 34 gegen 15 Stknmen angenommen , die Bahn von Brake nach Hude dagegen ntt 37 gegen 12 Stimmen abgelehnt.

Meckleuburg, Schwerin, 2i. April. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist heute früh um 2 Uhr ver:nittelst Extra- zuges uach Hagenow abgereist, um mit Sr. Majestät dem König von Preußen daselbst zusammen zu treffen und sich mit Aller- höchstdemselben auf den Kriegsschauplaße nach Düppel zu begeben. Die Rückkehr Sr. Königlichen Hoheit is, wie verlautet, in den näch- sten Tagen zu crwax1ten. (Mel. Ztg.)

DHefterreich. Wien, 18. April. Die heutige »Abendpost« veröffentlicht nachstehenden Artikel: Se. Majestät der Kaiser haben mit Allerhöchster Entschließung vom 22. v. M. die Vertagung der für das Jahr 1&66 projéktirten allgemeinen Ändusftrie- und Landwirthschafts-Aus stellung in Wien anzuordnen und gleichzeitig das Ministerium für Handel und Volkswirthschaft zu beauftragen geruht, diese Angelegenheit fortwährend im Auge zu behalten und seiner Zeit umfassende Anträge über das Jahr der Ab- haltung der Ausstellung, ferner über die Art und die Mittel der Durchführung des Unternehmens der Allerhöchsten Schlußfassing zu unterziehen. 4 , 7 :

Die allgemeinen politischen Konjunkturen der jüngsten Zeit haben mehr oder weniger in allen Ländern die Jndustrie aus den Bahnen ihrer normalen Entwickelung gedrängt. Nach den gepfloge- nen Erhebungen haben sie au auf unsere heimische Jndustrie, troßz- dem sich die Kaiserliche Regierung gerade von ihrer Seite einer [leb- haften und werthvollen Unterstügung zu erfreuen hatte, in einer der beschleunigten Durchführung des Unternehnens wenig günstigen Weise zurückgewirkt. Unter diesen Verhältnissen könnten wohl auch dié Opfer nicht vollständig gerechtfertigt erscheinen, welche eine würdige Reprä- sentation unserer Jundustrie und die Bemühungen , einen ‘durch- greifenden und glänzenden Erfolg zu erzielen, ohne Zweifel in An- spruch nehmen würden. Es bedarf endlih keiner ausdrücklichen Hervorhebung, daß auch cine Reihe anderweiter Gründe wir er- innern an die Uebergangsstadien, in welchen sich die handelspoliti- s{en Verhältnisse dés Zollvereins und unsere Beziehungen zu dem- selben befinden, an die parallelgchenden Bemühungen Frankreichs für eine Weltausstellung im Jahre 167 u. \, f, dîe Hinaus-

| daß es

schiebung eines Unternehmens wünschenswerth ‘erscheinen ließ, bezüg- lich dessen übrigens die Kaiserliche Regierung nah wie vor auf ‘die loyale und patriotishe- Unterstühung der betheiligten Kreise rechnet.

Die » Triester Qeitung« vom 19. d. veröffentlicht nahstehen- den Seebericht: Am 183. befand sich Sr. Majestät Fregatte »Elisa- beth«, Flaggenschiff des Contre - Admirals Baron Wüllerstorff, in Gibraltar. Am gleichen oder wenigstens am folgenden Tage wird auch der »Kaiser« dort eingetroffen sein und beide Schiffe werden sih beut wahrscheinlih \{chon bei Lissabon befinden. Die Panzer- Gregatte » Don Juan « hat {on vor mehreren ‘Tagen Malta pas- sirt und befindet sih woahrscheinlih auch in der Nähe von Gibraltar.

Das österreichische Schiff »Cupido«, Capitain Anton Bussanich, hat in der Havanna die englische Flagge angenommen und wie es beißt, werden verschiedene andere österreichische Rheder diesem Bei- spiele folgen.

Sroßbritannien und Jr!and. London, 20, April, Der König der Belgier hat gestern von der Königin Abschied genommen und seine Rückreise nach Brüssel angetreten. Prinz - Alfred begleitete ibn bis nach London.

Heute begiebt sich Jhre Majestät die Königin nebst den jüngeren Gliédern ihrer Familie nach Osborne.

In der gestrigen Sizung des Oberhauses fragte Lord Malm es- - bury, ob der Staatssecretair des Auswärtigen eine Erklärung über das Bombardement von Sonderburg aus Berlin erhalten ‘habe. Earl Russell erwidert, der britische Gesandte habe in einem Privatschreiben sich wegen der Sache an den preußischen Minister gewandt, aber keine Antwort erhal- ten. Der preußische Minister sagte, er kenne die Umstände nicht, und es sei nicht Brauch neutraler Mächte, wegen dessen was die Kriegführenden thun oder lassen, anzufragen; aber auf eine amtliche Anfrage wolle er eine Ant- wort ertheilen. Da der Charakter ciner amtlichen Antwort, nach dieser Be- merkung zu schließen, rein negativ gewesen wäre, habe ex (Russell) eine amts- liche Anfrage unterlassen. Ein halboffizielles Berliner Blatt sage, daß das Bombardement 3 Wochen, che es stattfand, einigermaßen angekündigt wor- den sei. Lord Clarendon hält es für nothwendig, den Gerüchten, daß die Regierung auf Andringen des Kaisers Napoleon den General Garibaldi zu einex baldigen Abreise von England vermocht babe, auf das Bestimmteste zu widersprechen. Während seines Verweilens in Paris habe man in seiner Gegenwart von den Gründen des Garibaldischen Be- suchs mit keiner Silbe gesprochen; aber der Kaiser habe gesagt, daß er den

| Enthusia8mus der Engländer für einen Mann von Garibaldi's Charakter

und Tugenden sehr wohl begreife.

IÎn der gestrigen Unterhaus-Sißung erklärte Lord Palmerston; auf eine Anfrage von Mr. David Griffith, daß die Verbreiter des Ga- ribaldi's Abreise betreffenden Gerüchtes sowohl dem. Kaiser der Franzosen wie der englischèn Regierung Unrecht thäten. Der Kaiser der Franzosen sei zu hocbsinnig und edel, um an die englische Regierung eine Zumuthung der angedeuteten Art zu richten, und es verstehe sich von selbst, daß die englische Regierung solch ein Ansinnen höflich, aber sehr entschieden zurückgewiesen, haben würde. Weit entfernt, an dem Empfang Garibaldi's in England im Geringsten Anstoß zu nehmen, habe der“ Kaiser im Gespräch mit Lord Clarendon geäußert, daß er die Gefühle und Gesinnungen des englischen Volkes, die sich in dem Empfang- Garibaldi's kundgaben, bewundere und daß dieselben der britischen Nation zur Ehre gereichen. (Qu vergl. die vor- stehende Aeußerung Lord Clarendon s im Oberhause.) "Er ver- nehnie, daß Garibaldi lediglich aus Gesundheits - Rücksichten früher ; als er ursprünglih beabsichtigt hatte, England verlassen werde. .— Mr. Osborne stellt den schon vor Ostern angekündigten Antrag, ungerecht und unzweckmäßig fei, die Bestimmungen des Londoner Vertrages von 1852, so weit sie fich auf die Erbfolge in den Her- zogthümern Schleswig und Holstein beziehen, als Basis für die Beilegung des deutsch-dänischen Streites geltend zu machen. Den Vertrag von 1852 müsse er verdammen, weil er sowohl die altehrwürdigen Freiheiten eines Volkes wie die erblichen Rechte cincs Fürsten mit Füßen trete. Der edle Lord an der Spiße, den das englische Volk gewöhnt sei, mit dem britischen Löwen für identish zu halten, habe in einem unglüseligen Augenbli fich zur Kaßenpfote Rußlands gemacht - und das Warschauer Protokoll in ein Londoner Protokoll verwandelt. Noch sei der Widerspruch nicht aufgeklärt, in welchen der edle Lord hierdurch sich mit seiner früheren Ueberzeugung ver- sezt habe; denn wenige Jahre vorher habe er eine ganz andere Lösung die Theilung Schleswigs nach: den Nationalitäten befürwortet und. erst anno 1850 sei er auf die unheilige Methode verfallèn, Souveraine zu fa- briziren, ohne das Volk zu fragen. Eine allgeméine, aber ganz hohle Aus- flucht sei es, den deutsch - dänischen Streit für unverständlich zu erklären. Wenn man ihn gewisser genealogischer Nebenfragen entkleide, sei er sehr einfah und kar, denn das Verhältniß der Herzogthümer zu Dänemark gleiche im Wesentlichen der ehemaligen Stellung Hannovers zu Großbritannien; und ohne das Dreinpfuschen der Diplomatie würde die Frage sich längst von selber ge!öst haben. Leider sei die {leswig-holsteinische Frage niemals erörtert worden, und werde sowohl vom Parlament wie vom ganzen Lande mißverstanden. Dex Antragsteller zeigt darauf, daß Christian VIIU. selbst zwei Jahre lang die Ungesehlichkeit des Patents von 1846 eingestanden und vor Allem das Recht der beiden Herzogthümer auf innigen Verband anerkannt habe. Der dänische König habe kein Necht gehabt, die Erbfolge in den Herzogthümern eigenmächtig abzuändern; und ohne daß es nöthig wäre, die Erbrechte des Herzogs von Augustenburg nachzuweisen, müsse man als feststehend erken- nen , daß keinesfalls Christian 1X. “ein Recht auf die Herzog- thümer besiße. Man spreche viel von dem Verzicht des Herzogs von Augustenburg. Doch was würde man im Parlament davon denken, wenn der Prinz von Wales und alle männlichen Kinder der Königin auf ihr Thronfolgerecht in England zu Gunsten der Prinzeß Royal Verzicht leisteten, und wenn die Prinzeß Royal wieder zu Gunsten des Kronprinzen von Preu- ßen verzichtete? Der Fall sei analog. Der Antragsteller giebt darauf eine

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