1864 / 148 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Universität zu Berlin. “_

Durch eine Zinsenvermehrung von dem Kapitale der Beuth- Stiftung is es dem Senate hiesiger Königlichen Friedrih-Wilhelms- Universität mögli gemacht, dem Testamente des Fräulein Elisabeth Beuth gemäß, vom 1. Oktober er. ab ein drittes Beuth-Stipendium in der Höhe von 400 Thlr. auf fünf Jahre zu verleihen.

Die Bewerber, würdige Studirende, müssen ‘einer der vier Fa- fultäten oder: der hiesigen. Bau-Akfademie angehören. Bei der Ver- leibung is durch das Testament den Nachkommen mehrerer in dem- selben bezeichneten Familien unbedingtes Vorzugsrecht gegeben, und in zweiter Linie soll den Eingeborenen der Vaterstadt der Erblasserin, Cleve, ein Vorzugsrecht zustehen.

Der Inhaber des Stipendiums is verpflichtet, mindestens ein Jahr auf der hiesigen Universität zu studiren, die übrige Zeit kann er sich dem Studium auf einer anderen deutschen Universität wid- men, und das Stipendium auch nach beendigten Studien in der Zeit “fortbeziehen, die er zu seiner weiteren Ausbildung verwendet, bevor er in eine selbstständige, mit cinem Einkommen verbundene Berufsthätigkeit eintritt.

Die Bewerber haben sich vom heutigen Datum an innerhalb 3 Monate zu melden.

Berlin, den 27. Juni 1864.

Rektor und Senat hiesiger Königlichen Friedrih-Wilhelms-Universität. : Trendelenburg.

Finanz -: Ministerium.

Die Ziehung der 1. Klasse 130. Königlichen Klassen - Lotterie wird nah planmäßiger Bestimmung am 6. Juli d. J, früh 7 Ubr, ihren Anfang nehmen; das Einzählen der sämmtlichen 95,000 Ziehungsnummern. aber, nebst den 4000 Gewinnen gedachter 1. Klasse, \chon am 5. k. Mts., Nachmittags 2 Uhr, durch die Königlichen Ziehungs-Kommissarien im Beisein der dazu besonders aufgeforderten Lotterie - Einnehmer Hemptenmacher, Lehmann und Glüer von hier, so wie Fränkel aus Gleiwitz, öffentlih im Zichungssaal des Lotteriegebäudes stattfinden. :

Berlin, den 28. Juni 1864.

Königliche General-Lotterie-Direction.

Angekommen: Der Direktor im Ministerium des König- lichen Hauses, Wirklicher Geheimer Ober-Finanz-Rath von Obst- felder, von Kissingen.

Nichtamtliches.

Preußen. Stettin, 25. Juni. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz begab \sih heute Nachmittag in Begleitung mehrerer Offi- ziere nah der Mädchen-Turnanstalt ‘des Herrn Briet im Fort Wil- helm und hielt sich dort längere Zeit auf, wobei er sich über die Leistungen der Schülerinnen sehr anerkennend aussprach.

Königsberg, 26. Juni. Das Regiment » Kronprinz von Preußéen« und die Hälfte des ersten Kürafsier-Regiments rücken am 27. d. M. nach der polnischen Grenze ab. Der. eigentliche Stab der Regimenter bleibt hier zurück, der Stab des Grenzkommando's jedoch wird untér dem Obersten des Regiments »Kronprinz« in Johannis- burg Quartier aufs{lagen. Jn der Umgegend wird auch die 4. Schwadron unserer Kürassiere stationirt werden, die 3. Schwadron fómmt in die Gegend von Willenberg und Neidenburg zu stehen.

; e | (K. H. Ztg.)

Danzig, 25. Juni. Heute gingen ganze Wagenladungen von der Königlichen Werft zur Eisenbahn mit Ausrüstungsgegenständen für die gekaufte, in Bremerhafen liegende Korvette, namentlich mit Kojenzeug - per Eilgut ab, damit dasselbe gleichzeitig mit den ‘aus Swinemünde éintreffenden Besaßungsmannschaften dort anlangt. Die Arbeitskräfte auf der hiesigen Königlichen Werft wer- den noch immer vermehrt. Den auswärtigen Arbeitern, welche ein» geladen werden, auf derselben Arbeit zu nehmen, werden die gün- stigsten Bedingungen gestellt , sodaß die gewünschte Zahl derselben wohl bald vorhanden sein wird. (Danz. Dampfb.)

Aachen, 25. Juni. Se. Excellenz der Herr Handelsminister Graf v. Jyhenpliß, welcher vorgestern Abend über Düren hier einge- troffen war, hat gestern früh die Spinnerei des Herrn Kommerzienraths Gottfried Pastor mit großem Interesse in Augenschein genommen und \ich' mit’ besonderer Theilnabme nah der Wirksamkeit der hiesi- gen Unterstühungs- resp, Fabrifkassen“ erkundigt. Der Herr Minister

begab “sich darauf in die hiesigen Anstalten der Spiegelmanufaktur, ‘deren Einrichtungen er besichtigte, und fuhr später in Begleitung des Herrn Regierungs - Präsidenten Kühlwetter nah Stolberg, um die dortigen Etablissements kennen zu lernen. Se. Excellenz kehrte gestern Abend hierher zurück und besuchte heute die Tuchfabrik der Herren I. H. Kesselkaul und später die Nadelfabrik der Herren G. Print u. Co, um so die bedeutendsten Jndustriezweige unserer Stadt kennen u lernen. Der Herr Minister nahm diese Fabriken sehr cingehend in Augenschein , begab sich von dort-in das neue von Herrn Rchm in Anlage begriffene Stadtviertel , später nah dem Templergraben, zwei entgegengeseßten Pukten, welche bekanntlih in Vorschlag sind, um auf einem derselben die polytehnishe Schule zu errichten. Nach- dem der Herr Minister noch das Negierungsgebäude ‘besucht und dort sih die Mitglieder des Kollegiums hatte vorstellen lassen, fuhr cr nach dem Altenberg, um die dortigen Galmeiwerke zu sehen und von dort nah Eupen, von wo er heut Adend wieder nach Aachen zurückehren wird.

Hannover, 24. Juni. Die Zweite Kammer debattirte gestern Über die Maßregel der Einführung Königlicher Polizei-Directionen in den größeren Provinzialstädten. Auf Antrag des Finanzaus- {usses beshloß das Haus: »Stände glauben, daß die Beibehaltung, Königlicher Polizei-Directionen in verschiedenen Provinzialstädten nicht erforderlich, indem theils der Landeskasse dadurch Lasten auferlegt werden, theils dadurch die Wirksamkeit der städtishen Behörden. beschränkt, theils endlih Konflikte über die Kompetenz der städtischen Behörden und der Königlichen Polizeibehörden herbeigeführt werden. Stände ersuchen daher die Regicrung, ihnen über Verminderung der Zahl Königlicher Polizei-Directionen in den Provinzialstädten, so wie auch darüber bei der nächsten Budgetvorlage Mittheilungen zu machen, in welcher Weise die angedeuteten Kompetenzverhälinisse in denjenigen Städten, in welchen -die Beibehaltung Königlicher Polizei- directionen nothwendig erscheint, besser geregelt werden können.« Zugleich wurden die beantragten Gehaltserhöhungen für das bei den Königlichen Polizei-Directionen in den Städten beschäftigte Personal abgelehnt. |

In der heutigen Sihung wurde die Berathung der Hypotheken- Ordnung fortgeseßt und der erste Abschnitt des Gesehes, 50 Para- graphen enthaltend, erledigt. Jn dann wieder aufgenommener Budget- berathung wurde der Etat für das Ministerium des Innern nach den Anträgen des Finanzausschusses erledigt. Für Wasserbaukosten wurde für jedes der beiden nächsten Budgetjahre die Summe von 187,000 Thlr. ausgeworfen, daneben die Uebereinkunft mit Bremen wegen Correction der Unterweser genchmigt, indem die dafür erforderten Geldmittel. mit 30,000 Thlrn. pro 1864/65 und 25,000 Thlrn. pro 65/66 bewilligt wurden. Für Ausstattung der neuen im nächsten Jahre zu eröffnenden Jrren- Anstalten zu Göttingen und Osnabrück wurde die Verausgabung von 102,000 Thlrn. genehmigt.

S 29, Juni, Jn der Deputirten-Kammer beantragte Miquel. die Aufhebung oder Abänderung der Domainen - Ausscheidung. Der Finanzminister erklärte,“ die Annahme des Antrages gefährde die Stellung des Ministeriums. Die Debatte wurde auf Montag vertagt. (Tel. d. H. B. H.) :

Sambuazrg, 23. Juni. Folgende Bekanntmachung des Se- nats ist veröffentlicht worden: »Es wird diermit bekannt gemacht, daß bei Cuxhaven zwei Strandbatterieen errichtet sind. Sobald dieselben vollständig armirt und beseht sind, was in wenigen Tagen geschehen sein und sodann durch Aufziehen und Begrüßen der Ad- miralitätêflagge kundgegeben werden wird, muß jedes Schiff, wel- hes die Batterieen, während die Flagge auf denselben weht, passirt, seine Nationalflagge zeigen, und wenn es von cinem Ordonnanz- boot mit Hamburgischer Flagge angerufen wird, beidrehen, respektive anhalten, und den Weisungen, welche ihm ertheilt werden, Folge leisten. Nach Sonnenuntergang müssen die passirenden Schiffe dic geseßlich vorgeschriebenen Laternen zeigen. «

29. Juni. Gestern Vormittag um 104 Uhr traf mit dem. Personenzuge eine Abtheilung preußischer Pioniere von 6 Offizieren, 160 Mann und 12 Pferden hier ein und begab sich weiter nah Altona. Jn dieser Woche kamen täglich 100 bis 120 Mann Ersazmannschaften für die preußishe Armee in Schleswig hier an; während jeden Tag franke und verwundete preußishe Soldaten in größerer oder geringerer Anzahl von hier in ihre Heimath befördert. wurden. (H. N.)

Der Cuxhavener Telegraph meldet aus Cuxhaven von heute Vormittag: Der »Radeßky«, »Bliß« und »Basilisk« sind wieder auf hier zurückgekehrt. (H. B. H.)

Mecklenburg. Schwerin, 25. Juni. Zufolge Großher- zogliher Verordnung vom 6. d. M. fällt mit dem 1. Juli d. J. bei den mecklenburgishen Postanstalten die Erhebung des Bestell- geldes für die Bestellung der Briefpostsendungen in den ordent- li chen Bestelltouren fort. Das Bestellgeld für Fahrpostsendun=- gen soll gleichzeitig stets mit dem Porto entrichtet werden , mithin.

‘bei franfirten Fahrpostsendungen von den Absendern, bei unfrankir-

ten Fahrpostsendungen von dem Adressaten. Zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger beabsichtigen der General-Major von Zülow , der Landschafts - Direktor Freiherr von Malyan auf

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Vollrathsrube , der Geheime Legations - Rath Dr. Prosh und der Geheime Hofrath Bartning einen Central - Verein für Mecklenburg zu bilden und haben dazu die ministerielle Genehmigung erhalten.

Holstein. Aus Kiel, 23. Juni, läßt die »S.-H. Z.« si schreiben: Hier angekommene Schifser erzählen, daß ein großer Theil der dänischen Kriegsflotte (circa 20 Schiffe) in den legten Tagen zwischen den südlicheren dänischen Jnseln und der holsteinischen Küste concentrirt gewesen ist und daselbst gestern und vorgestern große Manöver ausgeführt hat. Für den Fall des Wiederausbruches der Feindseligkeiten mit dem 26. d. dürfte es nicht unwahrscheinlich sein, daß diese dänischen Schiffe zunächst eine Expedition gegen Fehmarn unternehmen, welches immerhin eine nicht unwichtige Position für die Dänen ist.

Hessen. Darmstadt, 25. Juni. Die Erste Kammer der Stände erledigte in ihrer heutigen 22. Sigung einen weiteren großen Theil des Budgets und zwar im Ressort Gr. Ministeriums der Finanzen, Die von der Zweiten Kammer in Betreff der Revision der Etats gefaßten Beschlüsse erhielten fast durchgehends dic Ge- nehmigung der Kammer nicht; so insbesondere die Beschlüsse in Betreff der Verminderung des Personals bei dem Ministerium selbs, der Oberrechnungskammer, der Ober - Steuer - Direction und der Oberforst- und Domänen - Direction, so wie in Betreff der Aufhebung der Ober - Bau - Direction , der Kammer - Anwalts- stellen, der Rentämter 2c. Hinsichtlih der Rentämter wurde ein Er- suchen an Gr. Staatsregierung beschlossen, wonah Vorbereitungen zur Einziehung der kleineren Rentämter und Vereinigung der Ge- \chäfte derselben mit anderen Verwaltungen oder Vertheilung der Functionen der Obereinnehmereien in den diesseitigen Provinzen unter die betreffenden Rentämter getroffen werden möchten. In Betreff des Bauwesens beschloß die Kammer, die Regierung zu ersuchen, das Bauwesen der Gemeinden und Corporationen diesen mehr als bisher, soweit thunlich, zu überlassen. (Darmst. Z.)

Frankfurt a. M., 24. Juni. Nach Vorlage von Stan- deslisten und Entgegennahme neuerer Berichte des Herrn von Beust erstattete in der gestrigen Bundestagssizung zunächst der Militair- ausschuß Bericht über Leitung und Beaufsichtigung größerer Lruppen- transporte auf Eisenbahnen. Hierauf meldete Oldenburg seine An- sprüche auf die Elbherzogthümer an, unter Vorlegung des Verzichts des Kaisers von Rußland zu Gunsten des Großherzogs und unter entschiedener Verwahrung gegen die Ansprüche des augustenburgischen Hauses. Die Vorlage wurde den Aus\chÜssen zugewiesen. Baden ließ die Publizirung der in Nürnberg angenommenen Modi- ficationen zur deutschen Wechselordnung anzeigen und Mecklenburg, daß es das Pulverausfuhrverbot erlassen. (Die bezügliche Erklärung von Hamburg is immer noch im Rüfstand). Bayern gab eine Er- kflärung-über die erhobene Beschwerde des Grafen Erbach, wegen an- geblicher Verlegung seiner standesherrlichen Rechte, ab.

Die Erklärung, welche der oldenburgische Gesandte in der Bun- destags-Sißung Namens der großherzoglichen Regierung vorzutragen hatte, lautet wörtlich: #9

Der hohen Bundes-Versammlung ist bereits durch den Bevollmächtigten des deutschen Bundes bei der Londoner Konferenz offiziell die Erklärung be- fannt geworden, welche der Kaiserlich russische Bevoilmächtigte in der Sigzung der Konferenz vom 2. d. M. abgegeben hat, daß Se. Majestät der Kaiser von Rußland, um eine Wiederherstellung des Friedens möglichst zu erleicb- tern, die bei dem Hinwegfallen des Londoner Traktates von 1852 Allerhöchst- ihnen als dem Chef der älteren gottorpschen Linie zustehenden und im War- schauer Protokoll von 1851 für diesen Fall ausdrücdlich gewahrten Succes- sionsrechte Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Oldenburg cedirt haben. Diese Erklärung haben Se. Majestät der Kaijer Alexander demnächst auch deim Großherzoge selbst gegenüber in einem Allerhöchsten Schreiben d, d. Kissingen, den 19. d, M. bestätigt, von welchem die Großherzogliche Regie- rung \sih beehrt , eine Abschrift an die hohe Bundes - Versammlung hierbei gelangen zu lassen. ñ L dun U

Nach reiflicher Jnbetrachtnahme , sowohl der gegenwärtigen Lage der \{leswig-holsteinischen Angelegenheiten, als auch der wahren Me des gesammten deutschen Vaterlandes, haben Se. Königliche Hoheit der Gros: herzog den erhabenen Zweck, von welchem des Kaisers von Rußland Ma- jestät im Hinblick auf die Schwierigkeiten einer dauerhaften Wiederherstellung des Friedens geleitet worden sind, in vollfommenster Würdigung Rae müssen, und die Cession der nunmehr, nachdem der Londoner Traktat hin ig geworden ist, der älteren Gottorpschen Linie zustehenden Successionärec N! die Herzogthümer Holstein und Schleswig von dem allerhöchsten Chef dieser Lini C enommen. j A aile Regierung, indem sie vor Allem an die hohe Bie des-Versammlung diese Anzeige richtet, gedenkt nichts zu unterlassen, um e Sr. Königlichen Hoheit, dem ersten Repräsentanten der vom Herzog L er Friedri Ludwig von Oldenburg abstammenden jüngeren gottory schen Linie,

di Ponsrechte auf das Herzogthum Holstein und auf das erb- rebilich Sea e untrennbar verbundene Herzogthum Schleswig geltend

zu machen. (5d , : e ‘e von einer anderen Linie des s{leswig-holsteinschen e

L R Wan ald nach dem Tode König Friedrichs VIIl. von Dänemark

gänzlichen Erlöschen des Mannsstammes der

ingetretenen gänzl

Röniglich R gene bei v hohen Bundesversammlung eien Successions - Ansprüche is bisher die Großherzogliche Regierung D M L Nothwendigkeit gewesen, Widerspruch einzulegen / und sie hat n imer selbst deren Interesse als in demjenigen Deutschlands und der Herzogthü

es unferlassen. In eben diesem Interesse wird sie es fernerhin für ihre

Aufgabe halten, das nähere Recht der verschiedenen Zweige der gottorpscher Linie vor jeder anderen auf die Succession zu vertheidigen , seitdem dieses- Recht, frei geworden von den Verpflichtungèn des Warschauer Protokolls und des Londoner Traktats, nicht mehr einer Trennung der Herzogthümer von Dänemark entgegensteht, sondern, übergegangen auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog von Oldenburg, im Sinne der Kaiserlichen Cession dazu berufen ist, die volle Unabhängigkeit der Herzogthümer unter einem deutschen Bundesfürsten und eine Wiederherstellung des Friedens mit Dänemark zu ermöglichen.

Es darf sich die großherzogliche Regierung eine Darlegung der {leswig- holsteinischen Successions-Verhältnisse zur Begründung der Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge cedirten Successionsrechte vorbehalten und erklärt hiermit zunächst ihre Verwahrung gegen jede etwaige Folge, welche den bei der hohen Bundes-Versammlung erhobenen Successions-Ansprüchen Sr. Durchlaucht des Herzogs Friedrih von Schleswig - Holstein - Sonderburg- Augustenburg möchte gegeben werden.

Die Kommission für die Ausarbeitung eines gemeinsamen deutschen Geseßes zum Schutze der Autorrechte an literarischen Erzeugnissen und Wer- ken der Kunst hat den von ihr verfaßten Gesegentwurf nunmehr der deutschen Bundesversammlung vorgelegt.

Württemberg. Stuttgart, 25. Juni. Der heutige »Staats - Anzeiger für Württemberg« , mit s{chwarzem Rande ver- schen, bringt nachstehenden Artikel in Folge des Ablebens des Königs Wilhelm: »Heute Morgen zwei Minuten nach 5 Uhr ist Se. Majestät der König Wilhelm auf dem Landhause Rosenstein selig entschlafen. Das ganze Land is durch diese Todesbotschaft in tiefste Trauer versezt. Wenn auch durch das vorgeschrittene Alter und die voran- gegangenen schweren Leiden des hohen Verstorbenen auf diesen Todes- fall vorbereitet, begegnet man doch allerseits der größten Trauer Über diesen \{merzlihen Verlust. Eine beinahe 48jährige , durch die herrlichsten Werke gekrönte Regierungszeit hat die gegenwärtige Gene- ration so sehr mit ihrem angestammten Könige verbunden, daß der Verlust selbs dann herbe erscheint, wenn er durch die Umstände vor- auszusehen war. Ein Herz voll Güte hat “aufgehört zu hlagen und ein edles Streben für Alles. Gute, Schöne, für Sein Volk und Land Nuyßbringende hat geendet. in diesem reichen Geist. Ein erfolgreiches Leben liegt hinter Jhm. Das seltene Alter, das Er erreichte, die Zeit, in der Er lebte und wirkte und in deren Geschichtsbuh dieses Leben und Wirken“ als Held und Staatsmann mit unvergänglichen Schriftzügen verzeichnet ist, haben Jhm vergönnt, nicht nur zu säen, sondern auch zu ernten, zu säen den Samen für \o viel Gutes und Edles Und dafür zu ernten die Liebe Seines Volkes. Schon vor 64 Jahren kämpfte Er auf dem Schlachtfelde für Deutschland, das Er vor 50 Jahren als genialer und berühmter Heerführer befreien half. Die Segnungen des darauf folgenden Friedens benühgte Er von der ersten Stunde Seiner Re- gierung an, die Verhältnisse des Staatslebens, der Gemeindeverwal- tung, der Landwirthschaft, der Gewerbe und des Handels ‘auf die Grundlagen zu stellen, wie sie die neuen Zeitverhältnisse erforderten, und welche im Laufe von Jahrzehnten eine reiche Quelle des Wohl- standes für das Land und seine Angehörigen wurden. Hiermit nur Weniges von den Thaten dieses Fürsten, auf den nicht allein wir Württemberger stolz waren, den vielmehr ganz Deutschland und Europa hoch verehrte. Wenn wir an dem Sarge eines solchen Fürsten in tiesstem Schmerz und Wehmuth versunken dastehen, so ist dies nur der natürliche Ausdruck der Gefühle, welche heute das ganze Land, Alt und Jung, Hoch und Nieder durh- dringen. Mit Zuversicht blicken wir aber auf zu Seinem erhabenen Sohne, auf Seine Majestät den König Karl, der heute den Thron Seiner Väter besteigt, und als Erbe der Tugenden Seines Vaters die Werke Desselben fortsegen und mit frishem, die Zeitverhältnisse erfassendem Geist kräftigen und vollenden wird. Sein Volk trägt Ihm dieselbe Liebe und dasselbe Vertrauen entgegen ; welche es Seinem nun in Gott ruhenden Vater in so langen Jahren bewahrt

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/ Laut telegraphischer Nachricht wird Se. Majestät der König Karl heute Abend nah 7 Uhr von Kissingen upd um 3 Uhr Jhre Ma- jestät die verwittwete Königin von Friedrichshafen in Stutt- gart eintreffen. Um halb 9 und um 12 Uhr“ hat das Trauer- geläute von sämmtlichen Kirchthürmen für den höchstseligen König begonnen und wurde in furzen Zwischenräumen eine Stunde lang fortgeseyt. Beinahe alle Verkaufsläden der Stadt wuxden nah Eintreffen deë Todesnachricht geschlossen, jedoch so, daß der Geschäfts- verkehr darunter nicht nothleidet. Um 115 Uhr traten die beiden. bürgerlichen Kollegien zusammen, um der Trauer öffentlichen Aus- druck zu geben, welche die ganze von ihnen vertretene Bürgerschaft bei der \{merzlihen Nachricht von dem unerwartet schnellen Tode des Königs ergriff, der so Vieles für seinè Residenzstadt gethan hat und sie durch sein segensreihes Streben zu früher nicht geahnter Blüthe brachte. (St.-A. f. W.)-

Weiter \chreibt der »Schw. M.« : Der König Wilhelm hatte noch am Donnerstag das Gestüt Weil besucht und befand sich, kör- perliche Schwäche abgerehnet, munter und geistesfrisch. Am Freitag stellte sich eine auffallend größere Schwäche ein, und {hon gegen Abend konnte sih Niemand mehr verhehlen, daß das Schlimmste zu befürchten stand. Die Bedenklichkeit des B in dem sich der König am Freitag befand, war ihm, wie man erfährt, vollkommen.