1886 / 215 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Le E t

und die Großherzogin von Baden, in- der dritten der König von Saeo mit seinem Adjutanten. Dér howGfestliche Einzug ungezäh ae

er

vollzog sich unter dem hellen Jubel der Tausende Ee die Strafen und Pläte, die und Balkone und selbst die Dächer füllten. An verschiedenen Stellen waren Musikcorps aufgestellt, die Kriegervereine und die uljugend bildeten Spalier. Der Zug bewegte sih dur die Küssstraße über die Petersbrücke und den Petersplaß nah dem Alten Weinmarkt und dem hohen Steg, dur die Meisengasse nah dem Broglieplay und dann durch die enge Luxhofgasse nah der Bra e, in welcher das Palais des Statthalters liegt. Fürst und Fürstin Hohen waren dem Kaiser vorangeeilt, und b en an der Schwélle ihres Heims den Erlauchten Gast; die Kaiserin fuhr direkt nah dem Stadthause.

Am Abend wurde dem Kaiser und der Bevölkerung Straßburgs ein wunderherrlihes Schauspiel geboten: Die Beleuchtung des Münsters. Um den Leser zu orientiren, sei mitgetheilt, daß die Kirche selbst im“ völligen Dunkel lag; Niemand wollte die Verantwortung tragen für einen Unglücks8- fall, wie er ih bekanntlich in Mey bei der ersten Anwesen- heit des Kaisers zugetragen hat. Man hatte also nur den steinernen Thurmhelm mit Tausenden kleiner Lämpchen ge- [mia während die Laterne, das Jnnere des Helms und

as oberste Stockwerk des Thurmes mit bengalishèn Flammen

erleuchtet waren. Es war ein Anblick von unbeschreiblicher Schönheit; wie aus flüssigem Silber gegossen ragte die Thurmspiße zum s\ternenbesäeten Himmel empor. Gegen den ruhigen Glanz der- Lämpchen, welhe den unge- gyiten endungen der Thurmspize folgten, bildete as wedwselnde Feuer der bengalishen Flammen einen angenehmen Gegensaß. Das Ganze bot einen Lichteffekt von höhster Schönheit, die keiner Steigerung mehr fähig erscheint und ihres Gleichen nur in. der Beleuchtung des Kölner Domes und des Heidelberger Schlosses findet. Meilenweit hat man nach dem Elsaß und nah Baden hinein dieses köstlihe Schau- stü Lan i Sl ge dem Münster waren auch alle A Gebäude beleuchtet, und viele Einwohner Straßburgs gaben ihrer Freude über die Anwesenheit des Kaisers gleichfalls durch brennende Kerzen Ausdruck. : j

Um 9 Uhr war großer Zapfenstreih der vereinigten Musikcorps des XV. Armee-Corps. Es is} der Boden des neuen erweiterten Straßburg, der Kaiserplaß, auf welchem sih das militärish-musikalishe Schauspiel abspielte. Noch ist der Play nicht völlig umbaut;, die prächtigen monumentalen Gebäude, an ihrer Spitze der seiner Vollendung entgegen- gehende Kaiserpalast, bildeten gewissermaßen die Coulissen. Zwischen dem Kaiserpalaste und dem Palais des Statthalters teht ih der Kanal entlang, dessen dem Palais zugewandte

Ae gesperrt und für die Offiziere und ihre Damen reservirt war. Als nach Beginn des Zapfenstreihs Se. Majestät im hellerleuhteten Erdgeschoß in die Thür, die vom Saal in den Garten führt, traten, erschollen begeisterte Hurrahs; der Stolz auf alles Große und Ruhmvolle, was die Armee unter des Kaisers Leitung vollbracht, schien in diesem endlosen Jubel ausklingen zu wollen ; als Se. Kaiserliche Majestät zum zweiten Male in die Thür traten, folgten sieben Hurrah auf einander und ein athtes wäre erklungen, wenn der Hohe Herr nicht mit freundlihem Lächeln abgewinkt hätte.

Der Kaiser trug an diesem Tage die R Seines 47. Jnfanterie-Regitnents, der König von Sachsen die des Ostpreußischen Dragoner-Regiments Nr. 10, der Kronprinz die Seiner Schlesischen Dragoner.

Von der großen Parade des gestrigen Sonnabend be- haupten Militärs, sie sei die der Truppenzahl nah umfang- reichste, welhe der Kaiser und König jemals in Friédens- zeiten abgehalten. Abgesehen von der Artillerie und dem Train, welche denen anderer Corps glei sind, O gestern fünfunddreißig Bataillone Fnfanterie und siebenzig Schwa- dronen Kavallerie auf dem Polygon, dem großen Exrerzier- play von Straßburg, zur Musterung bereit. Die Parade Tommandirte der mit der Führung des Armee-Corps beauf: tragte General-Lieutenant von Heuduck; das erste Treffen befehligte der General-Lieutenant von Massow, das zweite der General- Lieutenant Loewe. Nachdem die gesammten Truppen dem obersten Kriegsherrn die Honneurs erwiesen, fuhr der Kaiser die Front der Truppen ab; ihm folgten zu Pferde der König von Sachsen, der Kronprinz, die Großherzöge von Baden und Hessen, der Prinz Ludwig von Bayern, Prinz Georg von Sachsen, Prinz Wilhelm von Württemberg, viele andere Fürstliche Herren, die Generale und die Militärbevollmächtigten.

uch Jhre Majestät die Kaiserin und die Frau Großherzogin von Baden fuhren in der Suite, welhe diesmal, da die fremdherrlihen Offiziere fehlten, niht so groß und t abies war, als sonst. Jn unabsehbarer Reihe stand

egiment neben Regiment; der Vorbeimarsh dieser gewaltigen Truppenmasse dauerte nicht weniger als zwei Stunden, und dabei war es doch nur ein Vorbeimarsch. Die Haltung und Leistung der Truppen, ihr Aussehen und die Kunst, mit der sie den berühmten Paradeschritt ausführten, war über alles Lob erhaben.

Der Großherzog von Baden sührte das Rheinische Ulanen- Regiment Nr. 7 und das 1. Badische Leib-Dragoner-Negiment Nr. 20, der Großherzog von Hessen das Großherzoglich Hessische Leib-Dragoner-Regiment Nr. 24, dessen Chef Höchst- derselbe ist, an dem Kaiser vorüber. Prinz Albrecht kotoyirte das aiser Und Gie Infanterie-Regiment Nr. 92. Se. Majestät der Kaiser und Jhre Majestät die Kaiserin verließen nach 11/, Uhr das Paradefeld. Allerhöchstdieselben wurden bei der De wie bei der Rückfahrt überall mit stürmishem Jubel

egrüßt.

Der Parade folgte um 5 Uhr das übliche Parade-Diner bei Sr. Majestät im Offiziers-Kasino. Den s{hönen Raum \{müdckte hierbei zum ersten Male das vom Maler E. Kagel in Berlin gefertigte Bildniß Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Bei dem Parade-Diner (zu welchem Se. Majestät der Kaiser nicht erschienen waren \. unten) brachte Se. Kaiser- lihe und Königliche Hoheit der Kronprinz im Namen Sr. Majestät des Kaisers einen Toast auf das XV. Armee-Corps, das tih bei der Parade die Allerhöchste Anerkennung in ge- wohnter Weise erworben hatte, aus. Der kommandirende General von Heuduck gab dem Danke des Armee-Corps Aus3- druck und {loß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches die Theilnehmer an dem Diner enthusiastish ein- stimmten. i

Se. Majestät der Kaiser weilten nah dem Diner einige Zeit auf dem Balkon des Statthalter-Palais und wur- den von der auf der Straße harrenden Volksmenge mit jubelnden Zurusen begrüßt. Se. Rae und n be Hoheit der Kronprinz begab Sih Abends gegen 71/4 Uhr nach dér Freimaurerloge. Der Großherzog und die Groß-

lorpogie von Boden wohnten im Theater der Vorstellung der er bei.

„Carmen

(W. T. B.) Heute Vormittag 101/2 Uhr fand in der protestantijhen Thomaskirhe Gottesdienst statt, welchem Shre Majestät die Kaiserin, Se. Kaiser-

lihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, der Groß- rio von ‘Baden und andere Fürstlihkeiten beiwohnten. *Divisionspfarrer Herrmann sprach das Gebet. Divisions- farrer teinwender hielt die Predigt. Auf Befehl Sr.

ajefstät des Kaisers, der sich ein wenig ermüdet fühlte, und deshalb auch gestern bei dem Galadiner, sowie in der Theater-Vorstellung niht exshienen war, ist der auf eute Mittag - 121/ r angeseßt gewesene Empfang des

inisteriums, der Geist ihkeit, des Staatsrathes, des Landes- ausschusses und des Gemeinderathes auf einen der nächsten Tage verschoben worden. Der Großherzog von Hessen erhielt heute früh 8 Uhr anläßlich seines Geburtstages den Besuch des Kronprinzen und begab sich um 8/, Uhr nah Darm- stadt, von wo Höchstderselbe Nachts urücktehren wird. Am frühen Morgen hatte Staats-Minister von Hofmann dem Großherzog, der bei ihm abgestiegen ist, eine Morgenmusik ae die Kapelle des Württembergishen Regiments bringen assen.

Se, Majestät der Kaiser machten heute Nachmittag eine Spazierfahrt. Um 51/5 Uhr fand bei den Majestäten Diner statt, an welhem die hier anwesenden Fürstlichen Personen mit ihrem Gefolge theilnahmen. :

Jhre Majestät die Kaiserin ertheilte heute Mittag einige Audienzen und gedenkt, morgen die Vorstände der hiesi: gen Wohlthätigkeit8vereine zu empfangen. Heute Nachmittag wohnten Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz, die übrigen Fürstlichkeiten und der Statthalter Fürst Hohen- lohe dem Offizier-Wettreiten auf der Sporeninsel bei Kehl bei.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. September. (W. T. B.) Der König von Serbien is heute Nahmittag 3 Uhr hier angekommen; derselbe empfing im Laufe des Nahhmittags den Sektionshef Szoegyenyi und reiste am Abend nah Gleichenberg ab. / i

Der russishe Botschafter Für sst Lobanow-Rostowski ist vom Urlaub hier eingetroffen.

Wie die Abendblätter melden, ist der Militär-Attaché der Legen russishen Botschaft, General von Kaulbars, auf

erufung des Kaisers von Rußland heute von Lubien nach Brest: Litowsk abgereist. :

Die „Pol. Corr.“ icnpadet aus Bukarest, daß der inte- rimistishe Minister des ngemess{N, Sturdza, und der Flügel- Adjutant des Königs , ® geringêr | *chmanescu, gestern nah Lubien in Polen abgereist krblätter [oen Kaiser von Rußland im Namen des Königs &b vonumänien zu begrüßen.

99; Belgien. Brüssel, iunge September. (W. T. al General Vandersmisseteln dird sich nach dem Elsaß begeben, um Se. Majestät ige [a Kaiser im Namen des Königs zu begrüßen. M

Großbritannien und Jrlaud. London, 10. Sep- tember. (Allg. Corr.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind nah Jndien abgereist. Prinz Heinrich von Battenberg, welcher gestern Nachmittag von Schloß Balmoral hier eintraf, reist heute Abend über Vlissingen nah Darmstadt. Heute starb Contre- Admiral J. Grant Biclkford im 71. Lebensjahre. Der Verstorbene befehligte während des Krimfeldzugs die „Princeß Royal“. Joseph Chamberlain tritt demnächst eine längere Reise nah dem Orient an.

183. September. (W. T. B.) Die „Morning Post“ schreibt, die Antwort Englands auf die türkische Note werde mit den Jnteressen des europäischen Friedens und mit den Traditionen Englands übereinstimmend befunden werden. Der Zweck der englischen Politik sei nicht, einfah einen zeit- weiligen Frieden zu schaffen, der nur momentane Verwicke- lungen abwende, aber einen Zeitraum folgen lasse, in welchem politishe oder militärische Vorbereitungen eintreten und zu einer Katastrophe führen würden. Was England anstrebe, sei die Sicherung eines dauerhaften Friedens, der den ganzen Kontinent von den Befürchtungen und Bürden erlöse, welche durch die gegenwärtigen Zustände auferlegt würden.

7Frankreich. Paris, 10. September. (Köln. Ztg.) Der Conseils-Präsident Freycinet tritt am Sonnabend seine Reise nah Toulouse an. Eine heute vom General- Residenten aus Tananariva eingetroffene Depesche meldet, die Wiedereinseßzung der Franzosen in ihre Besiß- A verursache zahlreihe Schwierigkeiten in Folge des A des französischen Unterhändlers an die Regierung der

nigin.

Eine Depesche vom apostolischen Vikar in Tong- king meldet aus Honkong vom 9. September: „Jn Thanhoa wurden im August 700 eingeborene Christen niedergemegelt 30 Dörfer verbrannt; 9000 Christen sind der Hungersnoth preisgegeben.“

Die nah Tongking kommandirten Offiziere haben Be- fehl erhalten, sich in Toulon am 20. d. M. zur Einschiffung einzufinden. Außer diesen Offizieren und einer Abtheilung der Piomer-Strafcompagnie gehen nah O noch 2700 Mann Ersaßtruppen, die aus den sechs Bataillonen der zwei Fremden-Regimenter zusammengestellt werden. Nah Mada- gaskar sind in diejen Tagen ebenfalls Verstärkungen ab- gegangen.

_— 11. September. (Köln. Ztg.) Der Kriegs- Minister empfing diesen Mittag um 2 Uhr die fremden ffiziere, die den Manövern anwohnen. Der Groß- fürst Alexis, Bruder des Kaisecs von Rußland, traf in Paris ein. Laut den hier aus Philippopel eingetroffenen Nachrichten soll dort große Gährung herrschen; man erwarte nächstens eine Kundgebung der Truppen der Besaßung zu Gunsten des Fürsten Alexander; die Verhaftungen dauern fort.

12. September, Abends. (W. T. B.) Eine Mitthei- lung des Kriegs-Ministers an die Blätter stellt formell in Abrede, daß das Blatt „La France militaire“, welches jüngst einen kriegerischen Artikel brachte, officiöses Organ des Kriegs-Ministers sei.

Marseille, 12. September. (W. T. B.) Der Marquis Tseng, welcher heute nah China abreisen wollte, hat seine Abreise in Folge des mangelhaften Gesundheitszustandes seines Sohnes verschoben und begiebt sich heute nah der

Schweiz.

13. September. (W. T. B.) Jn vergangener Mitternacht explodirte unter dem Hauptthore der hiesigen Dos eine Dynamitpatrone, doch ohne großen Schaden anzurichten. Man glaubt, die Patrone sei von böswilliger Hand gelegt worden. Marquis Tseng hat seine Abreise nah der Schweiz aufgegeben, da er die Wiederherstellung seines Sohnes hier abwarten will.

Spauien. Madrid, 11. September. (W. T. B.) Die Königin ist niht leidend, wie in verschiedenen auswärtigen Zeitungen gemeldet wird; ihr Gesundheitszustand ist vielmehr, ebenso wie derjenige des Königs, durchaus befriedigend.

Rumänien. Bukarest, 11. September. (W. T. B.) Der „Etoile Roumaine“ zufolge ist der Chef des Konsular- Departements, S. Lahovary, anstatt des nah Nom ver- seßten Rosetti zum Ersten Gesandtschasts-Sekretär in St. Petersburg ernannt. Der bisherige Gesandtschafts-Sekretär in Rom, Papiniu, ist auf den Posten Lahovary's berufen,

Bulgarien. Sofia, 12. September. (W. T. B.) Heute fand hier die Vertheilung der Fahnen an die rumeltotishen Regimenter durh Mutkuroff statt, die Einsegnung der Fahnen wurde durch den Metropolitan vollzogen. Nach der Uebergabe der Fahnen an die Regimenter erfolgte ein Vorbeimarsh der Truppen, die Feier verlief ohne jeden Zwischenfall. i

Jn Philippopel haben hier eingegangenen Nachrichten zufolge unbedeutende Ruhestörungen stattgefunden, indem eine Anzahl Anhänger des vormaligen Fürsten sich vor dem russishen Konsulate zusammenschaarte, wo sih gleichzeitig auch Gruppen von ru}sish gesinnten Bulgaren gebildet hatten. Die Polizei schritt sofort ein und zerstreute die Anwesenden.

_ Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. September. (W. T. B.) Ueber die am 10. d. M. Abends 8 Uhr in Brest Litowsk erfolgte Ankunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen berichtet der „Regierungs-Anzeiger“ Folgendes: Auf dem Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenwache von dem 11. Reserve-cFnfanterie-Bataillon mit der Ba und der Musië aufgestellt war, waren zum Empfange des Prinzen anwesend: Der Kaiser, der Großfürst-Thronfolger, sowie die Großfürsten Georg, Wladimir, Nikolaus der Aeltere und Michael Nikolajewitsh nebst ihrem Gefolge. Der Kaiser und die Großfürsten hatten preußishe Uniform mit preußischen Ordensbändern, der Prinz Wilhelm russishe Uniform angelegt. Bei der Ankunft des Prinzen intonirte die Musik der Ehrenwache die preußishe Hymne. Vom Bahnhofe aus fuhr der Kaiser mit dem Prinzen Wilhelm nach der Festung, wo leßterer die Kaiserin begrüßte. Hierauf fand bei den Ma- jestäten zu Ehren des Prinzen ein Diner von 70 Gedecken statt, an welchem auch das Gefolge des Prinzen theilnahm. Bei der Tafel saß der Prinz rechts von der Kaiserin, links von derselben der Kaiser. Auf Befehl des Kaisers sind dem Prinzen während seiner Anwesenheit der General-Adjutant Fürst Schachowskoj und der Flügel-Adjutant Fürst Bielosselsfy attachirt. Bald nach dem Diner wohnten die Majestäten, Prinz Wilhelm und die übrigen höchsten Herrschaften der nächtlichen Armirung einer Lunette bei, auf welcher ein mit Flaggen und Laubwerk geschmücter Pavillon errichtet war, von dem aus die Herrschaften die bei elek: trisher Beleuchtung erfolgende Armirung beobachteten. Leßtere erfolgte in musterhafter Ordnung und Stille innerhalb 32 Minuten. Hierauf wurde eine all: gemeine Geschüßsalve abgegeben, alsdann begann die Be- leuhtung des vor der Lunette liegenden Terrains durch Raketen. Gegen 12 Uhr Nachts kehrten die Majestäten und die übrigen Herrschaften nah der Festung zurück. Für den Prinzen Wilhelm is in einem Hause nahe dem Nicolaithore (Festungs- thor) Wohnung hergerichtet. Gestern fand anläßlich des Namenstages des Kaisers Vormittags in der Festungs- fathedrale ein Tedeum und Kirchenparade über das Borodinische Leib - Fnfanterie - Regiment und 2 Reserve Znfanterie - Bataillone stat. Zu derselben erschienen der Kaiser und die Kaiserin, Prinz Wilhelm, sämmtlihe Großfürsten und Prinz Alexander von Oldenburg, Prinz Wilhelm trug russishe Uniform mit dem Bande des Alexander-Newsky-Ordens und der Kette des St. Andreas-Ordens. Gegen 1 Uhr Nachmittags fand im Offiziersklub ein Dejeuner zu 215 Gedecken statt, an welchem außer den Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften und deren Gefolge sämmtliche Offiziere der an der Parade betheiligt ge- wesenen Truppen theilnahmen. Am Sonnabend Vormittag stattete der Prinz Wilhelm dem Kaiser und den übrigen Herr- schasten Besuche ab.

13. September. (W. T. B.) Ueber den Aufenthalt Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm in Brest-Litowsk berichtet der „Regierungs-Anzeiger“ weiter: Am 11. d. M. besuchte Prinz Wilhelm nebst dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland und den Großfürsten das Festungs: Artillerielager. Auf dem Wege dahin wurden Dieselben von den an den Fortifikationsarbeiten beschäftigten Mannschaften, welche Salz und Brod überreichten, enthusiastisch be- grüßt. Um 8 Uhr Abends fand bei dem Kaiserpaare ein Diner statt, an welhem Prinz Wilhelm, die Großfürsten, die Minister, das Gefolge, sowie die General- Gouverneure von Warshau und Wilna theilnahmen. Um 10 Uhr Abends begaben Sich der Kaiser und die Kaiserin mit ihrem Erlauchten Gaste und den übrigen Fürstlichen Personen zu Wagen zum Fort „Graf Berg“, von wo aus Dieselben einem anläßlich des Namens}estes des Czaren veranstalteten großen Feuerwerke zusahen, während 4 Musikcorps unter dem Donner sämmtlicher Festungsgeschüße die Nationalhymne spielten. Jm Laufe des Tages hatte Prinz Wilhelm auch die militärische Brieftaubenstation in Brest: Litowsk besichtigt. Gestern früh 8 Uhr begleitete der Kaiser den Prinzen Wilhelm zu Wagen nach der Eisenbahn, gefolgt von der Kaiserin, dem Thronfolger und den Großfürsten Georg und Wladimir. Das Kaiserliche Paar und die Groß- fürsten geleiteten den Prinzen bis zum Salonwagen und verabschiedeten Sih dort von demselben, wobei der Kaiser den Prinzen Wilhelm, wie bei “der Ankunft, wiederholt umarmte. Bis Warschau gaben dem Prinzen der General-Adjutant Fürst Shhahowskoj und der Flügel-Adjutant Fürst Belosselsky-Belosersky das Geleite. Nah der Abfahrt des Prinzen begaben Sich der Kaiser, die Kaiserin und die Großfürsten mit der Bahn nah Lyschiß und von da zu Wagen

zu den Manövern, von denen Sie Nachmi 4 Uhr in Wyssoko-Litowsk wieder eintrafen MRIAS S0 |

f Französischen Aufruf, ist unser Handel, obwohl alteingeführt, am

| an zahlreihe Einkäufer hier ein, welhe recht bedeutend vom Lager

Zeitungsstimmen.

Ueber Handel und Politik im Orient wird der Slesishen Zeitun aus Wien berichtet : #— * Sett hält man au in Frankreih die Zeit gekommen, um im Orient mit erneuter Kraft aufzutreten, und es ist in Paris unter ua Vorsiß der Herren Napoléon Ney und Dem. Géorgiadès die Gründung einer französish-orientalishen Handelsgesellshaft im Werke mit dem Zwecke, den französischen Orienthandel zu fördern. Die neue Union de l’industrie et du commerce Franko-Orientale“ in Paris mit beschränkter Haftpfliht wird ihre Thätigkeit auf die Türkei, Egypten, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Rumänien und Süd-Rußland mit Kaukasien beschränken und daselbst Zweig- eschäfte, Magazine, Verkaufsläger, Handelsmuseen oder Agenturen Luriten; sie will daselbst französishe Unternehmer und Unter- nehmungen in jeder Hinsicht begünstigen, französische Ansiedelungen erleichtern und einrihten, französische Geschäfte und Lieferungen ver- mitteln u. \. w. Gerade im Orient, dessen Völker uns freundlih esinnt sind, welcher uns so nahe liegt, so heißt es u. a. in dem

testen eingerihtet, und gerade dort, wo unser Einfluß ehedem M ehen war, wird derselbe gegenwärtig durh das gewaltsame Eindringen (envahissement) der Deutschen außerordentlich gefährdet. änternationale Zuneigungen, so heißt es weiter, werden nur durch gegenseitige Dienste erweckt und die einzig dauerhaften Bande zwischen den Völkern bestehen in der Gemeinsamkeit der Interessen. Das ver- stehen die Deutschen vortrefflich und handeln darnah. . . ….

Jn dem „Frankfurter Gewerbe- und Handels- blatt“ lesen wir: : N

Die Handelskammer zu Limburg a. d. Lahn schreibt in ihrem Jahresberiht : Die Verhältnisse in dem industriereihen Kannenbäter- fande haben si erfreulicher gestaltet, wozu der Betrieb der Wester- wald-Bahn und die keramishe Fachshule nicht wenig beitcugen. Sämmtliche Fabriken der Thonindustrie waren vollauf beschäftigt, die Nachfrage nah Thonröhren mehrte sich. Die Kalkindustrie erfreute ch in Folge der mehr und mehr zur Anerkennung gelangenden treff- lien Qualität des Lahnkalkes eines stets wachsenden Absazes. Behufs Haltung der Preise und Einführurg einheitliher Normen in der Darstellungs- und Verlaufsweise wurde im verflossenen Jahre eine Fusionirung der einzelnen Werke angestrebt, die jedoch vorläufig

iterte. A :

s Der englishe Konsul in Madrid berichtet seiner Regierung über den deutshen Crport: Seit 1865 hat \sich der CErport um das Sechsundzwanzigfache vergrößert. Obgleich die Spanier häufig über die Shoddy-Qualität Klage führen, \o laufe der deutsche Handlungs- reisende seinen französishen und englischen Konkurrenten nictsdesto- weniger den Rang ab. Auch Mr. Gosling denkt, daß Engländer von deutshen Agenten und Reisenden etwas lernen könnten. Leßtere verständen die spanishe Sprache und seien folglich Dem bei Weitem überlegen, der seine Waaren nur durch einen Dolmetsh anbieten fönne oder cinfach seine Preislisten vorlege. In Malaga, fo fügt der Konsul hinzu, existire eine ganze Kolonie von jungen Deutschen, die dort die spanishe Sprache erlernen und den Geschmack des Volks studiren.

Dem „Deutschen Wollen-Gewerbe“ wird zum Berliner Konfektions- und Manufakturwaaren-Geschäft aus Berlin, 6. September, geschrieben : / S

Das englische und amerikanishe Geschäft war andauernd äußerst befrievigend, und wenn dasselbe sich nunmehr abwielt resp. die in bedeutendem Umfang ertheilten Hauptordres ihre Er- ledigung finden, so ist es doch keineswegs ausgeschlossen, daß bei günstiger, d. h. früheintretender kalter Witterung noch Nachbestellungen erfolgen werden. Was das deutsche Geschäft anbelangt, so trafen, wie erwartet, von Mitte des verflossenen Monats

fauften und au belangreiche Aufträge ertheilten. Immerhin machte aber die anhaltend heiße Witterung die Käufer einigermaßen vorsichtig, resp, würden sie wohl noh flotter gekauft haben, wenn die Witterung \chon fühler gewesen wäre, während sie jeßt meinen, sich nicht allzu sehr beeilen zu follen.

Was die verarbeiteten Stoffe betrifft, so stehen im Vordergrund Soleils und sodann als Neuheit der gegenwärtigen Saison Curks. Heut können wir konstatiren, daß der Artikel im deutschen Geschäft einen durchschlagenden Erfolg erzielt, und daß er namentlich in den leßten Wochen einen sehr erheblihen Aufs{chwung genommen

Zu ganz billigen Wintermänteln werden immer noch die bekannten Presidents genommen, worin der Umsatz ein befriedigender ist; Preise haben sich aber niht wesentli gebessert. . e

Ueber das Geschäft in Regenmänteln ist zu berihten, daß dasselbe zwar an und für sih bedeutend war, aber doh nicht ganz fo, wie cs hätte sein können und gewesen wäre, wenn statt der anhaltenden Hige, von der man auch aus England und anderen Ländern schreibt, {on fühlere und regnerische Witterung cingetreten wäre.

«Was die Berliner Fabrikation von Sachen für Damen- mäntel anbetrifft, so steht jeßt diejenige von Plüschen und Krimmern derartig im Vordergrund, daß die Fabrikation von anderen Stoffen darüber entschieden an Interesse verloren hat. Die Weber hier am Plaß und in der näheren Umgebung genügen keineswegs, um den An- orderungen, welche an unsere Fabrikanten gestellt werden, gerecht zu werden, weshalb dieselben auch in entfernter gelegenen P wie in Shlesien 2c., fortwährend neue Faktoreien einrihten. Man hat es hier in diesem Zweig der Fabrikation unterstüßt auch dadurch, daß man über die neuesten Anforderungen des Weltmarktes stets aufs genaueste orientirt ist zu einer Vollkommenheit und Tüchtigkeit gebracht, daß cine ernsthafte und belangreihe Konkurrenz dur andere Pläge und Länder kaum zu befürchten ist.

. Ueber den Gang des Geschäfts ist zu berihten, daß derselbe fort- geseßt ein sehr erfreuliher war, und daß speziell auch amerikanische und englische bedeutende Nachbesteungen einliefen. Die ganze Me ist offenbar so, daß unseren Fabrikanten die Nothwendigkeit nade gerückt wird, den ganzen Winter durchzuarbeiten, wenn auch natürli nicbt in dem Umfang, wie es jetzt der Fall ist. -

. ._. Das Geschäft in Jerseys geht unverändert flott und ift man nicht im Stande, den gemahten Anforderungen mit einiger Pünktlichkeit zu entsprechen.

._._. ZU Herren-Artikeln übergehend, ist zunächst über den weiteren Verlauf des Wintergeschäfls zu berichten. daß bis jeßt noch wenig Nachbestellungen erfolgten, eine natürlihe Wirkung der heißen Witterung, welch&e das Detailgeschäft zurükhält, und jene daher noch niht nothwendig macht.

Das Sommergeschäft ließ sih bis jett sehr gut an, und ertheilten namentli Grossisten sehr belangreihe Orders. . „…. Viel- ah hat man auch \chon erhöhte Preise, namentli für Kammgarn- achen, anlegen müssen.

_— Die „Vossische Zeitung“ bringt folgende Privat- mittheilung aus Sachsen vom 10. d. M.: Die seit etwa 5 Jahren im Voigtlande eingeführte Fabrikation englicher Tüllgardinen hat befonders au im Laufe der leßten Zeit Le t erfreuliche Fortschritte gemaht. Während des leßtverflossenen“ Fahres ist die Zahl der ziemli kostspieligen Tüllstühle, welhe im Voigtlande aufgestellt sind, von 106 auf 151 gestiegen, und die Nach- rage nach Tüllgardinen war zu manchen Zeiten \o groß, daß in ein- zelnen Fabriken mit zwanzigstündiger, ja theilweije sogar mit 24 stün- Hon Arbeitszeit gearbcitet wurde. Die in dem Bezirke der Handels- ammer zu Plauen gelegenen 12 Etablissements dieser Art erzielten während des Jahres 1885 einen Geschäftsumsaß von etwa 4} Millionen (ark. Die Arbeitslöhne sind dagegen keineswegs hoh, denn bei

15 stündiger Arbeitszeit erreichten dicselben wöchentlich nur eine Höhe von 12—15 M

f 9000 Einw.

Reichstags - Angelegenheiten.

Der Stadtverordnete, Fabrikbesißer Ludwig Löwe, Vertreter des I. Berliner Wahlkreises im Reichstage und im Hause der Ab- geordneten, ist am 11. d. M verstorben. Z

Bei der im 3. Bromberger Wahlbezirk (Bromberg) statt- gefundenen Ersaßwahl sind 10260 gültige Stimmen abgegeben worden. Es erbielten Ober-Verwaltungsgerihts-Rath Hahn (kon- servativ) 6019, Komierowskfi (Pole) 4200 Stimmen, fo daß Ersterer zum Mitglied des Reichstages gewählt worden ist.

Statistische Nachriczien.

Nach den soeben im Druck erschienenen „Verhandlungen des 9. Westpreußishen Provinzial-Landtages" erledigte derselbe, welher vom 14. bis einshließlich den 18. Dezember 1885 im Ständehause zu Danzig unter dem Vorsiß des Grafen v. Rittberg auf Stangenberg bezw. des Freiherrn von Buddenbrock auf Kl. Ottlau tagte, und welhem als Königlicher Kommissarius der Ober-Präsident von Ernsthausen beiwohnte, in fünf Sitzungen 4 Vorlagen der Königlichen Staatsregierung, 23 Vorlagen des Provinzial-Aus\{husses, 10 Petitionen, 2 Berichte und 3 Anträge. Der Haupt-Etat der Ver- waltung des Provinzial-Verbandes pro 1. April 1886/87 wurde abschließend in Einnahme und Ausgabe auf 5 360 500 Æ festgestellt und angenommen. A. Cinnahme: Kap. 1. Vorhandene Bestände 30 892,77 M. Kap. 2. JIahresrente aus der Staatskasse 993 383 M Kap. 3. Bei- träge zur Bestreitung der Verwaltungskosten 16400 4 Kap. 4. Ge- \chäftsgewinn aus den Nebenfonds 59 000 4 Kap. 5. Zinsen 8000 (46. Kap. 6. Kunst und Wissenschaft 500 A Kap. 7. Verwaltung und Unterhaltung der Provinzial-Chausseen, Iahresrente aus der Staats- kasse 793 859 4 6 Kap. 8. Eigene Einnahmen 18 750,88 A Kap. 9. Westpreußischer Landarmenfonds 2000 Kap. 10. Landarmen-Bei- träge 782 500 „é Kap. 11. Zur Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung 34 736,50 Kap. 12. Hebeammenwesen 18 978 4 Kap. 13. Landwirthschaftlihe Lehranstalten, Jahresrente aus der Staatskasse 10230 (4 Kap. 14. Insgemein 2688,43 M Kap. 15. Außerordentlihe Einnahmen 3100 4 Kap. 16. Pro- vinzial-Chaufsfcebau-Prämienfonds 64 059,28 4 Kap. 17, Provin- e Ci G und Meliorationsfonds 1 598 100 4 Kap. 18, Re- servefonds des Provinzial - Hülfskassen- und Meliorationsfonds 135593395 Kap. 19, Pferdever\ichernngsfonds 72 987,24 M. Kap. 20. Pferdeversicherungs8-Reservefonds 72 987,24 A Kap. 21. Rindviehversicherungsfonds 26 529,06 4. Kap. 22. Rindviehversiche- rungs-Reservefonds 11 529,06 4 Kap. 23. Krankenpflegefonds für den Regierungsbezirk Danzig 1674,47 4. Kap. 24. Provinzial- ständisher Stipendienfonds 461,112 Æ Kap. 25. West- preußischer Feuer-Sozietätsfonds 673600 # Kap. 26. West- preußishe Provinzial - Wittwen- und Waisenkasse 50000 B. Ausgabe Kap. 1. Verwaltungskosten 24 000 4. Kap. 2. Besoldungen 93 377,96 4 Kap. 3. Sächlicze Kosten der Central- verwaltung 23 166,60 G Kap. 4. Zur Durchführung der Kreis- ordnung 170 761 (6 Kap. 5. Landes-Meliorationen 8300 4. Kap. 6. Ausgaben für Kunst und Wissenschaft 36 500 4 Kap. 7. Zuschüsse an Wohlthätigkeit8anstalten 2000 6 Kap. 8. Ausgaben für die Gewerbekammer 5000 ÆAÆ Kap. 9. Zur Wegebau - Verwal- tung 818 903,81 Kap. 10. Verwaltung der Provinzial- Chausseen 98023 # Kap. 11. Unterhaltung der Chausseen 471 071,25 M. Kap. 12. Landarmen-Verwaltung. Unterstüßung und Beihülfen aus geseßliher Bestimmung 259 400 46 Kap. 13. Zuschüsse an die Institute 496 6338,43 Æ Kap. 14. Sonstige Zuschüsse 28 461,57 4 Kap. 15. Zur Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung 66 650 Æ Kap. 16. Hebeammen-Wesen 20 570 M. Kap. 17. Landwirthschaftlihe Lehranstalten 5300 4. Kap. 18. Insgemein 109 894,96 A. Kap. 19. Außerordentliche Ausgaben zur Schuldentilgung für das aus dem Provinzial-Hülfs8- fassen- und Meliorationsfonds entnommene Darlehn von 1 850 000 4 1I. Rate 37 000 4 Kap. 20. Provinzial-Chaufseebau-Prämienfonds 64 059,28 \. Kap. 21. Provinzial-Hülfskassen- und Meliorations- fonds 1598 100 Æ Kap. 22. Reservefonds des Provinzial-Hülfs- fassen- und Meliorationsfonds 13 553,95 X. Kap. 23. Pferde- Versicherungsfonds 72 987,24 Æ Kap. 24. Pferdeversiherungs-Reserve- fonds 72987,24 é Kap. 25. Rindvieh-Versicherungs8fonds 26 529,06 A Kap. 26. Rindvieh-Versicherungs-Reservefonds 11 529,06 4 Kap. 27. Krankenpflegefonds für den Regierungsbezirk Danzig 1674,47 M. Kap. 28. Provinzialständisher Stipendienfonds 461,12 M Kap. 29. Westpreußischer Feuer-Societäts-Fonds 673 600 4 Kap 30. West- preußishe Provinzial-Wittwen- und Waisfenkasse 50 000 4 Pro 1. April 1886/87 {ließt der Etat der Provinzial-Irrenanstalt zu Schwedt in Einnahme und Ausgabe mit 205 510 46 (Zuschuß aus der Landebhauptkasse 146 115 M) ab; der Etat der Provinzial-Irren- anstalt zu Neustadt Westpr. mit 218 480 M4 (Zuschuß aus der Landes- Hauptkasse 145 973,43 H); der Etat für die Provinzial- Taubstummenanstalt zu Marienburg mit 47050 #_ (Zuschuß aus der Lindeshauptkasse 46950 1); der Etat der Provinzial-Taubstummenanstalt zu Schlochau mit 38 250 6 (Zu- \huß aus der Landes-Hauptkasse 38 150 4); der Etat für das Pro- vinztal-Hebeammen-Lehr-Institut zu Danzig mit 20570 4 (Zuschuß aus der Landes-Hauptkasse 15221 4); der Etat für die Provinzial- Besserungs- und Landarmen-Anstalt zu Konitz mit 153 000 (Zuschuß aus der Landes- Hauptkasse 98 000 4) ; der Etat für die Unterbringung der dem Provinzial-Verbande der Provinz Westpreußen zur Zwangserziehung überwiesenen Kinder und die Provinzial-Zwangs-Erzichungsanstalt zu Tempelburg mit 66 65046 (Zuschuß aus der Landes-Hauptkasse 31913,50 4); der Etat für die Wilhelm-Augusta-Blinden-Anstalt zu Königsthal mit 22100 (Zuschuß aus der Landes-Hauptkasse 21 450 4); der Etat für die Einnahmen und Ausgaben für Kunst und Wissenschaft bei der Verwaltung des Westpreußishen Provinzial-Verbandes mit 36 500 6 (Zuschuß aus der Landes-Hauptkasse 36 000 46) ; der Etat für die Verwaltung des Westpreußishen Feuer-Sozietäts-Fonds mit 673 600 M; der Etat für die Westpreußishe Provinzial-Wittwen- und E mit 50 000 (M (Zushuß aus der Landes-Hauptkasse 7074,96 A6).

Das soeben erschienene 20. Heft der Statistishen Nach- richten über das Großherzogthum Oldenburg, heraus- egeben vom Großherzoglichen Statistishen Bureau (Oldenburg, Ad. Littmann) enthält in der Abhandlung über das Finanzwesen der Kommunalverbände interessante statistische Daten, von denen wir nachstehend einzelne wiedergeben. Was zunächst die Dichtigkeit der Bevölkerung bctrifft, so betrug dieselbe nah der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 auf 1 gkm im: i / Herzogthum Oldenburg . (5376 gkm, 263 648 s 49 Einw.,

Davon in der Marsch . . (11, 7606 , )6 , Oldenburger Geest. . . . (2086 122959 „, )59 , Muünstershen Geest... (2149 , 64623 , h; 0 Fürstenthum E C 39155 „, )GO »y Carsten Birkenfeld . (503 , 383685 „) (7 4 Broßherzogthum (6420 „397478 )98 y

Cs wohnten in Ortshafta

mit mindestens : in kleineren Herzogthum Oldenburg 11: 52793 Einw. 2369 : 210 855 Einw. davon Marsch 310 1103: 65049 ,

Oldenburgische Geest . 6:37238 ,y 867: 85721 , Münstershe Geest . % 4538 7 999 : 60085 , Fürstenthum Lübeck. . 1: 4574 ,y 198: 30571 ,

Birkenfeld 3:110834 , 151: 27601 ,

Großherzogtbum. . . 15:68451 „, 2718: 269 027

Die Zunahme der Bevölkerung betrug von 1871 zu 1880

94 750 oder 7,91 9/0, während das Mittelergebniß im Deutschen Reich

ih auf 11,06% belief. Das Zurübleiben des Großherzogthums ist

hauptsählich durch die Münstersche Geest und das Fürstenthum

Lübeck veranlaßt worden, wo die Bevölkerung in Folge starker Aus- wanderung nur um 3,38 bezw. 2,31 %/ zugenommen hat.

Die Bevölkerung des‘Großherzogthums trägt ein ftark agrarisches Gepräge, denn von derselben gehörten 51,22 %/ der Landwirthschaft an (in der Münstershen Geest sogar 74,29 9/0), während die industriellen Gewerbe nur 28,09, die kommerziellen Gewerbe nur E i die sonstigen Berufsarten nur 10,68 9% der Einwohnerschaft umfaßten. Das Grundeigenthum ift, wie folgt, vertheilt :

Kulturland datiert Unkult. u. Oeffentl.Wege

Unland u. Gewässer Herzogthum Oldenburg 55,36% 5,95% 41,21 9% 3,43 9/0 Darunter in der Marsch 9140, 050, 95,82, 2,69 , Oldenburger Geest . . 5345, 8,73 , 42,85 , 3,70 , Münstershen Geest. . 37,92 , 6,16 , 58,51 , 357. Fürstenthum Lübeck. . 92,35, 828, 099, 6,70 Fürstenthum Birkenfeld 91,56 , 39,47, 5,03, 3,41

Großherzogthum . . 61,37, 8,77, 3498, 3,71 Zur Grundsteuer ist der Reinertrag eines Hektars eingeschäßt : des sffentlihen privaten gesammten Sen ums M.

M.

Herzogth. Oldenburg 9,87 20,02 18,01 Darunter Marsch 40,80 45,21 44,64 Oldenburger Geest 7,35 13,82 22,60 Münstershe Geest 2,82 10,92 8,95 Fürstenthum Lübeck 28,10 33,05 31,37

Birkenfeld 8,88 20,54 16,80 Großherzogthum 190,69 21,22 1906

Es kommen auf 1 Grundbesißer : auf 1 ha

Fläche ha Reinertrag 46 Reinertrag M

Herzogthum Oldenburg . 13,57 271,64 20,02 Davon in der Marsh. . 12,70 574,11 45,21 Oldenburgischen Geest. . 11,18 154,45 13,82 Münstershen Geest. . . 18,46 201,49 10,91 Fürsteathum Lea L. 159/28 503,54 33,06 Fürstenthum Birkenfeld . 4,92- 88,74 20,54 Großherzogthum. . . . 11,97 254,09 21,23

Das Ak tivvermögen der Kommunalverbände betrug iu o aroauin Oldenburg im Jahre 1880 im Vergleich mit 70 in den

t. M. weltlichen Verbänden 12883401 (+ 17,13 %) pro Kopf 38,18 (34,14) kirchlichen Ï 21650120 (+ 7,88.) . 65,79 0791) zusammen 34533521 (412,78 „) » »y 102,33 (97,91 Mit Hinzurechnung der Amtsverbände, welhe 1870 noch nicht be- standen, steigt das Vermögen auf 34 978 473 46. Die Schulden betrugen in 1870 den

M. M weltlichen Verbänden 4 158 716 (+ 117,39 9/6) pro Kopf 12,32 (6,12) kirchlichen Ï 875-446 (+1046 2,66 (1,39) zusammen 5034162 (+ 115,06 „) , « 14,92 (9,49)

Der jährliche Aufwand der Kommunalverbände betrug im Groß- herzogthum Oldenburg im Durchschnitt 1873—82 4 966 448 4, da- von 4 551249 M in den weltlichen und 415 199 Æ in den kirhlichen Verbänden oder auf 1 Einwohner für die politishe und Ortäverwal- tung 4,42 M4, für die Armenverwaltung 2,58 4, Schulverwaltung 3,93 M, zusammen 10,93 4, außerdem kirhlihe Verwaltung 1,27 4

Armenunterstüßungen erhielten 3,76 9% der Bevölkerung mit durchschnittlih 65,55 # oder 2,46 4 pro Einwohner.

Der Schulaufwand berechnet ih für 867 Lehrer und 53165 Schul- finder (61 auf 1 Lehrer) auf 1028 702 oder 3,15 4 pro Kopf der Bevölkerung. :

Die Einkünfte der Kommunalverbände betrugen im Mittel 1873 bis 1882 4 729291 Æ oder 14,50 4 pro Einwohner, davon in den weltlichen Verbänden (10,58 4 pro Kopf) 12,28 9% aus Vermögen, 63,16 9% (2195 049 M) aus Steuern, 13,20 °/o aus Nußung der Anstalten und 11,36 °%/9 aus sonstigen Quellen. Die Kommunal- abgaben belaufen sich im Mittel in den Stadtgemeinden auf 10,25 #, auf dem Lande auf 6,96 4, im Staate auf 7,60 46 pro Kopf, stehen daher denen in Preußen (11,42, bezw. 5,67 und 7,84 A) ziemlih gleih. obwohl in Preußen viel größere örtlihe Unterschiede obwalten, als in Oldenburg. Das Haupkkontingent zu den Kommunal-Abgaben (85,88 9/0) stellen hier die Zuschläge zu den direkten Staatssteuern.

—SummarischeUebersihtüber die Zahl der Studi- renden auf der Königlichen Universität zu Breslau im Sommer- Semester 1886. A. Im Winter- Semester 1885/86 sind immatrikulirt gewesen 1330. Davon sind: a. verstorben 6, b. abge- gangen mit Exrmatrikel 260, e. weggegangen, ohne sich abzumelden und daher gestrihen 3, d. gestrihen auf Grund des §. 13 der Vor- schriften für die Studirenden 2c. vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrihen aus sonstigen Gründen 1, zusammen 270. Es sind dem- nach) geblieben 1060. Dazu sind in- diesem Semester gekommen 365. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1425. Die evangelish-theologishe Fakultät zählt: Preußen 179, Nichtpreußen 2, zusammen 181; die katholish-theologishe Fakultät zählt Preußen 192, Nichtpreußen 3, zusammen 195; die juristische Fakultät zählt: Preußen 199, Nichtpreußen 1, zusammen 200; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 379, Nichtpreußen 12, zusammen 391; die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 285, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nah §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 147, e. Nichtpreußen 26, zu- sammen 458. B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Rektor erhalten: niht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 11. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin A. u. B 1436. Von diesen Berechtigten hôren Vorlesungen: AA. Von den immatri- fulirten Studirenden: in der evangelish-theologischen Fakultät 181, in der katholisch-theologishen Fakultät 195, in der juristischen E 199, in der medizinischen Fakultät 390, in der philosophischen Fa- fultät 458, zusammen 1423. Vom Hören der Vorlesungen dis- pensirt sind: in der evangelish-theologishen Fakultät —, in der fatholish-theologishen Fakultät —, in der juristishen Fakultät 1, in der medizinischen Fakultät —, in der philosophischen Fakultät 1, zu- sammen 2. BB. Von den übrigen berechtigten Personen: niht imma- trikulirte Preußen und Nichtpreußen, welche vom Rektor die Er- laubniß dazu erhalten haben, 11. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche die Vorlesungen hören, ist mithin 1434.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nach einer bei der deutsch-afrikanishen Gesellshaft eingetroffenen Meldung ist der Afrikareisende Robert Flegel in Braß an der Nigermündung verstorben. 48

Paris, 11. September. (W. T. B.) Der französishe For- \hungsreisende Soleillet ist in Aden gestorben. ;

Das Staatsrecht des Königreichs der Nieder- lande, bearbeitet von D. C. de Hartog, Professor an der Uni- versität Amsterdam Freiburg i. B, 1886. Akademishe Verlags- buchhandlung von F. f. B. Mohr, Paul Siebeck. gr. 8. S. 92. Dieses Werk bildet die vierte Abtheilung des ersten Halbbandes vom vierten Bande des Handbuchs des öffentlihen Rechts der Gegenwart, welches Professor von Marquardsen in Erlangen unter Mitwirkung bedeutender Fachgelehrten mit der Absicht herausgiebt, eine wissenschaft- liche, aber zuglei dem Verständniß aller politis Gebildeten zugängliche Darstellung dcs Staatêrehts sowohl des Deutschen Reichs wie seiner Gliederstaaten als auch der anderen modernen Kulturstaaten zu liéfern. Die den früher erschienenen Bänden dieser lange entbehrten, daher dankenswerthen Sammlung zuertheilte Anerkennung muß in glei ge- bührender Weise für die neueste Fortseßung ausgesprochen werden. Der Verfasser genügt den eben erwähnten e E vollständig. Obgleich ein streng juristishes Buch, gewährt dasselbe doch gleih- zeitig eine angenehme Unterhaltung. Die Da lihtvoll, leiht verständlih, kurz und knapp, die Materie klar and übersihtlich geordnet. Nah einem kurzen Bericht über

die betreffende Literatur erörtert der Verfasser in der Ein-

leitung zuerst Geschichtlihes des jeßigen Königreichs der Niederlande. Es fei hier die \prahlihe Bemerkung gestattet, daß keine geringere