1886 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Oct 1886 18:00:01 GMT) scan diff

a R T E a 00€ BNI D T R E

Der General der Kavallerie, Graf vot der Goltz, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Reitenden Feld-Jäger-Corps, hat sich nach Rükehr aus Baden-Baden mit Urlaub nah Pommern begeben.

Der General-Lieutenant von Zglinißki, Jnspecteur E f Feld-Artillerie-Fnspektion, ist aus Posen hier ein- getroffen.

Der Spezial-Kommissar, Regierungs-Affsessor C arlson, ist in gleiher Amtseigenshaft von Münster nah Hörter, und der Spezial-Kommissar, Oekonomie-Kommissar Freusberg, in gleicher Amtseigenschaft von Lippstadt nah Münster verseßt.

S. M. Kanonenboot „C yclop“, Kommandant Kapi- tän-Lieutenant Stubenrauh, is am 2. Oktober cr. in St. Thomé eingetroffen und beabsichtigt, an demselben Tage wieder in See zu gehen.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft i "st, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 25./9. Cooktown 3./10. (Post- station: Sydney [Australien].) S. M. Kreuzer „Albatroß“ 7./6. Nusa 9./6. 14./6. Raur (Ulie-Fnselgruppe) 15./6. 20./6. Jsis 20./6. 25./6. Metalanim 28./6. 4./7. Jaluit 9./7. 9./7. Port Rhin 11./7. 14/7, FJZaluit 15./7. 8./8. Sydney. Letzte Nachriht von dort vom 16./9. (Poststation: Sydney [ Australien].) S. M. S. „Ariadne“ 15./8. Neufahrwasser 22./9. 24./9. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. S. „Baden“ 25/9. Kiel. (Poststation: R S. M. Av. „Blitz“ 24./9. Kiel 26./9. (Poststation: Kiel. S. M. S. „Blücher“ 19./9. Wilhelmshaven 20./9. 23./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Panzrfhrzg. „Brummer‘j24./9. Kiel 26./9. (Poststation Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 14./7. Groß Eloby 15./7. 15./7. Klein Eloby 20./7. 27./7. St. Paul de Loando 3./8. 6./8. Benguela. (Poststation : Kamerun.) S. M. Ver- melde „Drache“ 10./7. Wilhelmshaven 22./7. (Post- station: Wilhelmshaven.) S. M. Fhrzg. „Falke“ 23./8. E H I 16./9. 23./9. Wilhelmshaven. (Post- station : ilhelmshaven.) S. M. S. „Friedrih Carl“ 8./9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Gneisenau“ 18./9. Plymouth 21./9, 27./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Kreuzer „Habicht“ Kamerun 5./8. 10./8. St. Paul de Loando. (Poststation : Kamerun.) S. M. S. „Hansa“ 24./9. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 12./9. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) S. M. Av. „Loreley“ 10./9, Buyukdéré. Leßte Nach- richt von dort 24./9. (Poststation : Buyukdéré.) S. M. S. „Luise“ 10./9. Wilhelmshaven. (Poststation: Lissabon.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 26./8. Bombay. Letzte Nachricht von dort 7./9. (Poststation: Bombay). S. M. S. „Moltke“ 25./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Panzerfhrzg. „Müde“ 28./7. Wilhelmshaven. (Poststation: bebe) —- S. M. Dampfer „Nachtigal“ 5./8. Kamerun. (Poststation : Kamerun.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 15./9. Chefoo. Polsiation: Ang, S. M. S. „Niobe“ 13./9. Kiel. ( oststation: Kiel.) S. M. S. „Nixe“ 2./9. Bahia 23./9. Poststation: Port of Spain [Trinidad W. B S. M. S. „Oldenburg“ 25./9, Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Pommerania“ 14./9. Burg a. F. 16./9. 16./9. Heiligen- hafen 18./9, 18./9. Kiel 21./9. 21./9. Aroec-Sund. 29./9, Apenrade 27./9. 28./9. Sonderburg 29./9. (Post- station: Kiel.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 23./9. Kiel 24./9. 27./9. Wilhelmshaven. ( oststation: Wilhelms- Rat Mal M. Transportfahrzeug „Rhein“ 9./8. Kiel. (Post- tation: Kiel.) S. M. S. „Sachsen“ 25./9. Kiel. (WVost- station: Kiel.) S. M. S. „Sophie“ 25./9. Kiel. (Post- station: Kiel.) S. M. S. „Stein“ 25./9. Kiel 26./9. 30./9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 15./9. Chefoo. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Württemberg“ 25./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Zieten“ 25./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Torpedoboot „Vorwärts“ 19./8. Swinemünde. (Poststation:

Kiel.) S. M. Torpedoboot „S. 1 bis 6, 7, 8, 9, 11, 12 und 13“ 24.,/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Torpedo- boot „S. 23“ 15./9. Wilhelm3haven. Manövergeschwader : I. Division. T1. Division. Torpedobootsflottille 16./9. Zoppot 19./9, S. M. Kreuzergeshwader: S. M. Schiffe „Bismarck“ (Flaggschisf), „Carola“, „Olga“ 12./9. Port Arthur 14./9. 15./9. Chefoo. (Poststation: Hongkong.)

Dampfer „Salier“ mit der abgelösten Besaßung für S. M. Kreuzer „Albatroß“ 3./9. Sydney 15./9. 17.,9. Melbourne 18./9. 20./9. Semaphore 20./9. (Posistation: ed ae Dampfer „Roma“ mit der abgelösten Besaßung für S. M. S. „Bismarck“ und S. M. Kreuzer „Nautilus“ 13./9. Port Said 13./9. 29./9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.)

Vayern. München, 3. Oktober. (W. T. B.) Dem großen landwirthschaftlihen Centralfest Bayerns auf der Theresienwiese wohnte heute der Prinz- Regent mit den anderen Mitgliedern des Königlichen Hauses, sämmtlichen Ministern, den Mitgliedern des diplomatischen Porte und den Hofchargen bei. Mehr als hunderttausend Personen aus allen Provinzen waren auf der Festwiese an- wesend und begrüßten den B Tia, enthusiastisch.

Sachsen. Dresden, 2. Oktober. (W. T. B.) Die Trauung der Prinzessin Maria Josepha mit dem Erzherzog Otto wurde heute Mittag vollzogen, nachdem am Vormittage im Prinzlihen Palais der Akt der eventuellen Verzichtleistung auf den Thron Seitens der Prinzessin und die standesamtliche A E stattgefunden hatte. Um 111, Uhr sezte sich der Brautzug nah dem Schlosse in Bewegung. Kavallerie eröffnete denselben. Jm ersten Wagen fuhren Prinz Georg und die Braut, im zweiten Prinzessin Mathilde, Prinz Ferdinand von Hohen- ollern und Prinz Friedrih August von Sachsen, im dritten ie Prinzen Max und Johann Georg von Sachsen. Jm Schlosse fand zunächst durch die Königin der Akt der Kranzaufsegung statt; alsdann sezte sih der Hochzeits- zug über den Verbindungsgang nach der Hofkirche in

ewegung, wo derselbe von der Geistlichkeit empfangen und nah dem Hochaltar geleitet wurde. Die Ein- segnung des Brautpaars erfolgte durh den Bischof Bernert. Nach dem Wechseln der Ringe und während des Gesanges des Te deum von Hasse wurden Geschüß- und Ge- wehrsalven gelöst. Nach der Trauung begab sih der Hoch- zeitszug zurück ins Schloß. Als das neuvermählte Paar \ih auf dem Balkon desselben zeigte, wurde es von der auf der Straße harrenden, dicht gedrängten Menge mit enthusiastischen

4. Oktober. S T. B.) Die Hochzeits-Feier- lichkeiten wurden gestern dur einen Hofball geschlossen, an welhem sämmtlihe Fürstlihen Gäste theilnahmen. Nachmittags vereinigte die Fürstlichkeiten ein Diner bei dem Prinzen Georg, während die Gefolge bei dem öster- reichishen Gesandten Freiherrn von Herbert-Rathkeal und dem Kriegs-Minister Grafen von Fabrice speisten. Die Erz- herzöge Ludwig Viktor und Franz sind heute Vormittag nach Wien abgereist.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 3. Oktober. Vor- gestern hat der Großherzog den bisherigen Geheimen Ober- Kirchenrath D. Dr. Kliefoth als Präsidenten des Ober-Kirchenraths eingeführt. Der von der Leitung des Ministeriums des FJnnern zurückgetretene Staatsrath Dr. Wegell is zum Wirklichen Geheimen Rath ernannt worden. Dem Hoftheater-Jntendanten Freiherrn von Ledebur, der seit dem Frühjahr 1883 als Nachfolger des ver- storbenen Barons Alfred von Wolzogen mit Geschick und Einsicht das Hoftheater leitet, ist vom Großherzog die Kammer- E verliehen worden, und zwar aus Anlaß der heute tattfindenden Eröffnung des neu erbauten Groß- herzoglichen Hoftheaters. Das Gebäude ist auf dem Alten Garten, wo auch das am 16. April 1882 abgebrannte Schauspielhaus stand, von dem jeßt zum Ober-Baurath be- förderten Baurath Daniel errichtet worden. Die Einweihungs- feierlihkeiten dauern bis zum nächsten Sonntag.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Staats-Minister Rein- hardt hat seine Entlassung nachgesucht.'

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 2. Oktober. (Lds.- Ztg. f. Els.-Lothr.) Der Kaiserliche Statthalter ist heute früh von Alt-Aussee nah Straßburg zurückgekehrt.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser stattete heute Vormittag dem aus Gleichenberg hier cingetroffenen König von Serbien im Hotel einen Besuch ab und empfing später einen längeren Gegenbesuch des Königs, zu dessen Ehren ein Galadiner stattfand.

(Wien. Abdp.) Jn der gestrigen Sißzung des Ab- geordnetenhauses wurde als Regierungsvorlage der Entwurf einer neuen Seemannsordnung für die österreichishe Handelsmarine eingebraht. Der Gesetz- entwurf, betreffend die Abänderung, beziehungsweise Ergänzung einiger Bestimmungen des Exekutionsverfahrens, gelangte zur zweiten Lesung und veranlaßte eine längere Debatte, die bis einschließlih §. 3 gedieh. Am Dienstag, den 5. d. M., wird die Debatte fortgeseßt.

Niederlande. Haag, 2. Oktober. (W. T. B) Die Regierung hat den Kammern einen Entwurf zur Ab- änderung des Gesetzes über Vereine und Versamm- lungen vorgelegt. Darnach sollen künftig alle Kundgebungen oder öffentlichen Vereinigungen im Freien ohne Genehmigung der Ortsbehörden verboten sein. Leßtere kann solche be- dingungsweise ertheilen, indem sie die Mitführung von Fahnen - und Emblemen verbietet. Dêr Minister des Jnuüern kann, wenn die Umstände dies erfordern, die Vereinigungen zeit- weise oder allgemein oder in gewissen Gegenden untersagen. Die Provokation zu einer strafbaren Handlung oder zum Ungehorsam gegenüber den Gesetzen, gleichviel, ob diese Pro- vokation nur eine indirekte, bedingte oder in allgemeinen Aus- drücken gehaltene ist, berechtigt die Behörde zur Auflösung einer Versammlung oder eines Zuges.

Belgien. Brüssel, 2, Oktober. (W. T. B) Der Kassationshof hat, entgegen dem Antrage des Staats- anwalts, die Berufungen der in dem Prozeß wegen Plünderung und Zerstörung der Baudoux'schen Glasfabrik zu 20 Jahren Zwangsarbeit Verurtheilten, Schmidt und Falleur, verworfen, dagegen der Appellation der wegen Anstiftung zu den Plünderungen und Ruhestörungen in Lüttich zu 5 jähriger Einschließung und 10 jähriger Polizei- aufsiht Verurtheilten, Wagner und Russers, stattgegeben.

3. Oktober. (W. T. B.) An der heute in Namur veranstalteten liberalen Kundgebung, mit welcher gegen die von der Regierung versügte Abseßung Rouvaux? als Kirchenvorsteher protestirt werden sollte, nahmen Delegirte aller liberalen Vereine des Landes Theil. Mehrere liberale Zeitungen sehen in dieser Kundgebung ein Zeichen der Aus- söhnung der verschiedenen Schattirungen der liberalen Partei.

__ Großbritanuien und Jrland. London, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Schagkanzler Lord Churchill hielt heute Nachmittag in Bradford cine Rede, in welcher er sagte: Weit ernster vielleiht als alles Andere, sei gegenwärtig die Sachlage in Bulgarien. Jm vorigen Herbst, als Lord Salisbury Minister des Aeußern gewesen, habe man allen Grund gehabt, anzunehmen , daß die bulgarische Union unter dem Fürsten Alexander zur Entwickelung einer glücklihen und unabhängigen Nation führen werde, deren wachsende Stärke s{ließlich die Lösung der orientalischen Frage herbeiführen könnte. Diese N seien augenblicklich größtentheils zertrümmert. Einer brutalen, feigen Vershwörung sei es gelungen, ehe der junge Staat si konsolidirt, die Ne- gierungsautorität des Fürsten Alexander zu paralysiren und Bulgarien seines Vertrauen genießenden Führers zu berauben. Gegenwärtig scheine die Freiheit Bulgariens, wie auch diejenige Serbiens und Rumäniens stark kompromittirt. Diese ernste Frage errege natürlih große Aufmerksamkeit in England. Die Behauptung: England habe an dieser Frage kein ernstes oder materielles Futeresse, scheine ihm, dem Redner, zu wenig be- ründet. Englands Sympathie mit der Freiheit der Nationen ei althergebraht und bilde die Grundlage für die traditionelle auswärtige Politik Englands. Europa danke einen wesentlichen Theil seiner nationalen Freiheit den Bemühungen Englands, durch welche auch Deutschland und die Niederlande zuerst von dem Despotismus Philipp's von Spanien und später Louis X1V. befreitworden seien. Lord Beaconsfield habe1878 die junge Freiheit der Balkanstaaten , welche nahe daran gewesen seien, aus dem Regen der türkischen Mißverwaltung in die Traufe russischer Auto- fratie zu fallen, gerettet. Die Rede des Minister-Präsidenten Tisza im ungarischen Parlament zeige, daß die A der Ce und Unabhängigkeit der Donaufürstenthümer und alkanstaaten zu den Haupt- und A ragen der österreichischen

Hochrufen begrüßt.

den Anfang in dieser großen internationalen Arbeit mache. Wie Lord Salisbury 1878 in Manchester gesagt habe, stehe der österreichishe Wachtposten auf den Zinnen, und die Freiheit gewährende Politik des Berliner Vertrages werde ohne Zweifel sorgsam und wachsam gehütet. Welche Modifikationen England in seiner auswärtigen Politik in Folge dieser wichtigen Thatsache auch eintreten lassen möge und inwiefern diese Thatsahe auch Englands isolirtes Risiko und eigene Verantwortlichkeit verringern möge, darauf könne man si verlassen, daß die gegen- wärtige Regierung nicht plößlih und gewaltsam von den er- wähnten Prinzipien der auswärtigen Politik abweichen werde. Es gebe europäische Mächte, welche ernstlih und aufrichtig den Krieg zu vermeiden suchten, während andere von Zeit zu Zeit die bedauernswerthe Tendenz kontentiösen und sogar aggressi- ven Vorgehens zeigten. Die Pflicht der englischen Regierung sei es, Alles aufzubieten, um das beste und freundschaftlichste Einvernehmen unter allen fremden Staaten aufrecht zu erhalten und stets freundlihe versöhnende Nathschläge zu ertheilen, um nationale Rivalitäten zu verringern und internationale Schwierigkeiten friedlih zu lösen. Sollten si jedoh Umstände ereignen, deren gewichtige gefährliche Natur England zwingen würde, zu wählen, so werde zweifellos die Sym- pathie und sogar die Unterstüßung Englands denjenigen Mächten zu Theil werden, welche den Frieden Europas und die Freiheit

er Nationen suchen, und Englands Eintreten zu deren Gunsten werde wahrscheinlich ohne Gewaltmaßregeln den Ausschlag geben. Englands Politik werde eine ebene stetige Bahn einshlagen und die Gefahren einer Einmishung und unnöthigen FJnitiative ebenso wie diejenigen einer selbstsüchtigen furhtsamen Fsolirung vermeiden. Er hoffe ernstlich, die Regie- rung werde zur Erhaltung des allgemeinen Friedens und der Sicherheit beitragen können, welche, obschon sie auch für die anderen Nationen nöthig und vortheilhaft wäre, seiner Ansicht nach für den Fortschritt und die Prosperität des britischen Reiches absolut nothwendig sei.

_ Wie die „Pallmall-Gazette“ erfährt, hat der Chef der hiesigen Polizei, Warren, die zum Schuß der öffentlihen Gebäude in London seit einiger Zeit ge- troffenen Maßregeln wieder eingeschränkt. Die hierdurch disponibel werdenden ca. 1000 Polizisten sollen zur U eber- wachung verdächtiger Jndividuen verwendet werden.

Bombay (Jndien), 4. Oktober. (W. T. B.) Als bei der Feier religiöser Feste in Etawah bei Alla- habad zwischen Hindus und Muhammedanern Streit auszubrechen drohte, ließ die Behörde einen Eisenbahnzug mit britishen Soldaten, welche auf dem Wege nah Birma waren, anhalten, um die Ruhe wiederherzustellen. Durch das Erscheinen der Truppen wurde die Menge aufs Aeußerste erregt und stürzte sih auf die Bajonnette der Soldaten, wobei viele leiht, mehrere tödtlih verlegt wurden. Jn Allahabad sind Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Alle nah 9 Uhr mit Waffen oder Stöcken auf der Straße angetroffenen Ein- geborenen werden verhaftet.

Frankreih. Paris, 2. Oktober. (W. T. B.) Wil- son wurde zum ersten Berichterstatter der Budget- Kommission ernannt. Die Kommission hat die Ein- kfommensteuer im Prinzip genehmigt. Zur Deckung des auf 104 Millionen veranschlagten Defizits beschloß sie, 53 Millionen der Einkommensteuer zu entnehmen und 51 Mil- lionen dur verschiedene neu anzuseßende Einnahmeposten auf- zubringen.

Eine hier eingegangene Depesche des französischen General-Nesidenten in Madagaskar konstatirt ein merkliches Erkalten der Beziehungen zu den Hovas.

Bordeaux, 2. Oktober. (W. T. B.) Der hier ein- getroffene Minister-Präsident de Freycinet empfing heute u. A. den Erzbischof, welcher Namens der Geist- lichkeit der Hingebung der legteren für ihre politischen und kirhlichen Pflichten Ausdru gab und auf die guten Beziehungen, welche er mit der Departementsbehörde unterhalte, hinwies. Der Minister-Präsident erwiderte: es sei der Wunsch der Regierung, daß Überall gute Beziehungen beständen. Dieser S sei leiht zu erfüllen, wenn Jeder in seiner Sphäre

eibe.

_— 4. Oktober. (W. T. B) Zu Ehren des Minister- Präsidenten fand hier gestern ein großes Festbanket statt. Hr. de Freycinet hielt dabei eine Nede, in welcher er sagte, daß er überall, wohin ihn seine Reise geführt, den Sinn für Einigung gefunden habe. Er erkenne an, daß noch mancherlei Reformen nothwendig seien, bitte aber seine Zuhörer, der e auf der Bahn des Fortschritts und der Freiheit zu folgen.

_Shanien. Kriegsgericht hat den General Villacampa, den Lieutenant Serrano und 5 Unteroffiziere zum Tode verurtheilt.

4, Oktober. (W. T. B.) Vertreter der republi- kanishen Fraktionen unter Führung Salmerons wurden gestern bei Sagasta zu Gunsten der zum Tode verurtheilten Aufständischen vorstellig. Sagasta er- klärte: es sei Pflicht der Regierung ,. über die großen ihr an- vertrauten Fnteressen zu wachen. Der höchste Gerichtshof der Armee und der Marine werde heute in letzter Instanz über die Aufständischen das Urtheil fällen.

Bulgarien. Sofia, 2. Oktober. (W. T. B.) Die bulgarischen Minister begaben sich gestern zu dem russi- schen diplomatishen Agenten General von Kaulbars und gaben demselben Kenntniß von den in Betreff der Forde- rungen Rußlands gefaßten Beschlüssen des Minister- raths. Danach werden jene Forderungen bezüglih der Auf- hebung des Belagerungszustandes und der wegen des Staatsstreihs Verhafteten angenommen , jedoch eine Verschie- bung der Wahlen dr großen Sobranje mit Nücksicht auf das bulgarishe Wahlgesey als unmöglich bezeichnet und gleichzeitig erklärt, daß auf eine Wiederwahl des Fürsten Alexanderverzihtetwerde. Auf das Ersuchen der Minister, diese Beschlüsse dem Kaiser Alexander zu übermitteln, erwiderte General von Kaulbars : die Ent- shließungen des Kaisers seien durchaus feststehende, doch sei er bereit, die ihm gemachten Mittheilungen zur Kenntniß des Ministers von Giers zu bringen.

3. Oktober. (W. T. B.) Jn der Antwort der bul- garishen Regierung qul die Kaulbars'’\chen For- derungen ist noch ganz besonders hervorgehoben, daß das

Madrid, 2. Oktober. (1 T. B.) Das

Politik gehöre. Daher sehe England mit großer Genugthuung, daß die Macht, die am direktesten und tiefsten dabei interessirt sei,

L R Gouvernement bereit sei, den russis{en Rathschlägen zu folgen, aber es könne dies nur soweit thun, als die Gesetze des Landes es gestatteten.

| Schreiben an den General-Prokurator dieses Staats,

Ï au gegen die Trunk-Eisenbahn-Koalition aus und E bittet den General-Prokurator, von Amtswegen gegen

Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Oktober.

T. B.) Durch Tagesbefehl is im Marine-

essort gestattet worden, Mannschaften sämmtlicher

Flottentheile mit D der diesjährigen Schiffahrt bis zum 1. März k. J. zu beurlauben. :

Ein veröffentlichtes G esey bestimmt, daß die fremden Völkerschaften im Gebiet des Terek und des Kuban ebenso wie die gesammte Bevölkerung Transkaukasiens von dem Jahre 1887 bezw. 1889 ab zur allgemeinen Wehrpflicht heranzuziehen sind. Der muhamedanischen Be- völkerung jener Provinzen wird bis auf Weiteres gestattet, die persönliche Leistung der Wehrpflicht durch eine entsprechende Steuer abzulösen.

Amerika. New-York, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Gouverneur von Pennsylvanien richtete ein

in welchem er dessen Aufmerksamkeit auf das Verfahren der Koalition der Kohlen-Compagnien (coal pool) lenkt, welhe den Preis der Kohlen in die Höhe treibe, indem sie die Kohlenförderung beshränke. Der Gouverneur sagt: das Publikum sei der Gnade der Koalition überliefert; diese sei dem Geseße zuwiderlaufend und dieser Zustand den Fnter- essen des Publikums nachtheilig. Der Gouverneur spricht sich

die Koalitionen einzuschreiten. Es heißt, der General- Prokurator werde sofort gegen die Kohlen- Koalition vorgehen.

Zeitungsstimmen.

Jn der „Kölnischen Zeitung“ lesen wir:

Bon verschiedenen Seiten wird ein ganz überraschender Erfolg der neueröffneten staatlich unterstützten Dampferlinie des Nord- deutschen UAoyd nach Ost-Asien gemeldet. Ein bedeutendes Steigen der Aktien der Gesellshaft wird von Sahkennern ledigli diesem Erfolge zugeschrieben. Die Reichlichkeit der Rückfracht hat alle Erwartungen übertroffen, namentli scheint auch der Verkehr zwishen New-York und China sich_ der neuen Linie zuzuwenden. Das Unternchmen des Norddeutschen Lloyd ist im besten Zuge, den älteren englischen und französishen Gesellschaften, welche bisher den ostasiatishen Verkehr in der Hand hatten, den Rang abzulaufen und verspricht die Nichtigkeit der krämerhaften Besorgnisse und düsteren \rophezeiungen, mit welchen das Dampfer-Unterstüßungsgefeß im Ruda bekämpft wurde, alsbald durch die unwiderleglihe That- sache zu beweisen.

Die „Wiesbadener Presse“ A Me

Die Sozialdemokratie bedient sich neuerdings ei ihren agitatori- schen Besteebüngen immer lebhafter neben der Bildung von Sah- vereinen des Mittels der Presse. Durch die Ausbreitung der Fachvereine sollen die Arbeiter zur Partei herangezogen und in die Organisation derselben eingereiht werden. Der Preffe fällt demgegenüber vorzugsweise die Aufgabe zu, in den Arbeitern das proletarische Bewußtsein wach zu rufen, ihren Sinn für die Klassengegensäße zu \cchärfen und fie fo für die Eingliederung in die zum Umsturz der bestehenden Ordnung bereiten Bataillone vorzuschulen. Seit dem 1. Januar d. I. sind neun neue Zeitungen sozialdemokratischer Richtung ins Leben gerufen worden, so daß eine Zeit lang im Reiche 50 sozialdemokratische Blätter bestanden. Ist auch eine Anzahl wieder eingegangen, #0 ist der Rest doch noch sehr erheblich, zumal noch 23 Organe der gewerklschaftlichen Verbände hinzutreten, die mehr oder weniger ebenfalls der Sache der Sozialdemokratie dienen. Troß der Zurückhaltung, welche diesen Blättern durch das Sozialistengeseß auferlegt ist, sind sie do in der Lage, die Gemüther aufs Aeußerste zu verbittern, indem sie sorgfältig Alles hervorsuhen, was die Arbeiterverhältnisse in ein un- günstiges Licht stellt, und gewissenhaft jede Härte buchen, die da oder dort ein Arbeitgeber sich zu Schulden kommen licß. Dabei wird natürlich obendrein nach dem Rezepte der Abgg.Singer und Heine verfahren, deren ebenso phantastishe als aufreizende Schilderungen im Reichstage über angeblihe Uebergriffe von Beamten noch in Aller Erinnerung sind. Zu diesen in Deutschland erscheinenden Blättern kommt noch dad offizielle in Zürich erscheinende Organ, der „Sozialdemokrat hinzu, von dessen Auflage in Höhe von 10000 Exemplaren bei Weitem der größte Theil nah Deutschland eingeshmuggelt wird. Sein Inhalt ist durchaus revolutionär. Ihm ist der offene Kampf à la Chicagoer Atientat lieber, wie die „verpestende Kirchhofsruhe“ bei dem_„geknech- teten deutshen Proletariat“; er ist „der leßte, der einen Stein auf die Mörder des Gruben-Direktors Katrin werfen würde“. Die sozial- demokratishe Partei lehnt zwar die Verantwortung für folche Drohungen, Ausfreizungen und anarchistischen Exzesse der Denkweise gern ab, aber der Inhalt des „Sozialdemokrat muß doch den Wünschen und Anschauungen der Parteileiter entsprechen, sonst wäre er eben nit offizielles Organ und sonst wendcte die Partei nicht so viel Mühe und Kosten auf seine Verbreitung. Der Freiburger Prozeß hat gezeigt, daß von Parteiwegen eine vollklommen geheime Drganisation zur Verbreitung des Blattes besteht. Die Maßlosigkeit der Sprache liegt au nicht daran, daß es, weil im Ausland erscheinend, von Parteiwegen \chlechter kontrolirt werden kann ; vielmehr würde wahr- scheinlich die cinheimische sozialdemokratische Presse dieselbe Sprache führen, wenn sie eben niht das Sozialistengeseß daran hinderte.

Zur Börsensteuer sagt die „Neue Preußische Zeitung“: A

Die „Börsensteuer“ besteht jeßt seit einem Jahre, und im Ver- laufe dieser Zeit hat man Gelegenheit gehabt, sih zu überzeugen, daß die Deklamationen über die von der Steuer zu erwartende Schädigung des Geschäftsverkehrs vollständig grundlos waren. Zum j guten N giebt dies selbst der „Börsen-Courier“ zu, welher Folgendes reibt : - E

„Aber auch an der Börse selbst hat man si, wie wir freimütbig bekennen müssen, vielfahen Täuschungen über die Wirkung des Gesetzes hingegeben. Auch hier hat man dieselben mehrfah überschäßt. Es mag dies zum Theil daher rühren, daß es bis dahin an einer Statistik über die Börsenumsäße volllommen fehlte, und nur ganz allgemeine Schäßungen derselben möglich waren. Wenn man in den Kreisen der Börseninteressenten zuerst die Befürchtung hegte, daß das Geschäft die neue Steuer zu tragen überhaupt niht im Stande wäre, so hat die Erfahrung des morgen zu Ende gehenden Jahres den Beweis dafür erbracht, daß eine solche Befürchtung übertrieben war. Das Börsengeschäft is während dieses Jahres Monate lang gusnehmend beschränkt geblieben, es hat aber zu anderen Zeiten des Jahres wieder eine große Ausdehnung gehabt, und cs wurde in seiner Entwickelung dur die neue Steuer zwar vielfa gehindert und beeinträchtigt, je- doh nicht in dem Maße, in welchem dies vorher befürchtet worden

Sehen wir uns die Resultate der Börsensteuer an. Der Ertrag derselben ist aufs Gerathewohl auf 12 Millionen Mark angenommen worden, und die Ansichten über diese Ziffer waren von Anfang an \{hwankend, da es zum Theil an Erfahrungen auf diesem Gebiet des Steuerwesens gebrach; dort aber, wo Erfahrungen vorhanden waren, hatte man alle Ursache, von der Fähigkeit, die Absichten des Steuer- gesezgebers zu paralysiren, eine hohe Meinung zu hegen. In der Zeit vom 1. April bis zum 1. September ergab die Cinnahme des Reichs aus „Kauf- und sonstigen Anschaffung8ge|häften“ (Börsensteuer) den Betrag von 305419 In den einzelnen Monaten wurden eingenommen (Mark):

Es ist demna eine allmählihe Abnahme der Steuer aus den Börsengeschäften sihtbar. Fassen wir die Einnahmen seit dem Jn- frafttreten des Gesetzes zusammen (vom 1. Dftober 1885 ab), so ergab diese Steuer einen Eitiog von 7 163399 Æ, wenn wir 254 029 M. einrechnen, welhe {hon im September 1885 durch Vorankauf von Stempelzeihen eingingen. Es fehlt also noch der Ertrag eines Monats, um einen Ueberblick über ein Jahresresultat zu gewinnen. Schon jeßt aber darf mit Nücksicht auf die bisherigen monatlichen Einnahmen, als fast sicher gelten, daß dieses Resultat hinter dem Voranschlag um 43 Meinin Mark zurückbleiben, also etwa 7,6 Mil- lionen Mark ergeben wird. L : :

Aus diesen Thatsachen wäre der Schluß zu ziehen, daß die Ab- sihten des Steuergesetzgebers wirksam paralysirt worden sind; mit anderen Worten: es liegt die Vermuthung nahe, daß bedeutende De- fraudationen vorkamen. Zum Anderen iît aber darauf hinzuweisen, daß die Börsengeschäfte in dem leßten Jahre so {chleppend und für die Börsenkreise selbst so unbefriedigend waren, wie fast noch nie. Man bezeihnet die jeßige Börscnsituation als außergewöhnlih. Sollte man nun berechtigt sein, jene außergewöhnlichen Verhältnisse als maß- gebend anzusehen für die Beurtheilung der Steuer? Wir glauben nit und sind der Ansicht, daß der Ertrag der Steuer mit dem wieder zunehmenden Geschäft wachsen wird.“ .…

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 40. Inhalt: Handels- und Gewerbewesen: Aenderungen in dem Verzeichnisse der auf Grund des Geseßes zur Abwehr der Reblauskrankheit gebildeten Weinbaubezirke. Zoll- und Steuerwesen: Titelverleihung an cinen Stations-Controleur. Konsulatwesen: Ernennung; Ermäch- tigung zur Vornahme von Civilstands-Akten. Polizeiwesen: Aus- weisung: von Ausländern aus dem Reichsgebiet. j Fustiz-Ministerial-Blatt. Nr. 36. Jnhalt: Erkenntniß des Reichsgerichts vom 18. März 1886. L Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 40. Inhalt: Amtliches: Personal-Nachrichten. Nichtamtliches: Königliches Kon- servatorium der Musik in Leipzig. Einige Uferbefestigungen in \chwedischen Häfen. Das Gese der Gesteinsverspannung, Der Neubau des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin. Zum Einsturz der Kettenbrücke in Mährish-ODstrau. Vermischtes: Einrichtung der Bauverwaltung für den Bau des Nord-Oitseekanals. Preisbewerbung für Pläne zu einem Landesausschuß-Gebäude in Straßburg i. E. Können feste Körper als solche durch Verdunstung in die Lust geführt werden? Die öffentlichen Arbeiten in Spanien im Jahre 1883. Quectsilber-Gewinnung in Rußland. Heft X bis X11 der Zeitschrift für Bauwesen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der verdiente Volks- und Jugend\schriftsteller Ferdinand Smidt (geboren am 2. Oktober 1816 zu Frankfurt a. D.) beging am leßten Sonnabend die Feier seines siebzigsten Geburtstages. München, 3. Oktober. Wie die „Allgemeine Zeitung“ meldet, ist in der gestrigen Sißung der Akademie der Wissenschasten an Stelle Leopold von Ranke's der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. von Sybel in Berlin zum Präsidenten der Historishen Kommission gewählt worden.

Veterinärwesen.

E 4 sp Die Vicehpest, welche zufolge der Mittheilung im „MRetchs- Anzeiger“ Nr. 224 vom 23. September 1886 auc in Java herrschte, ist nunmehr auch in Medan (Abtheilung Deli der Residentur „Sumatras Oostkust“) festgestellt worden.

Gewerbe und Handel.

Bei Gelegenheit der am 16. d. M.'in Florêénz zu eröffnenden internationalen Preisbewerbung für Instrumente zur Ver- nihtung fkulturschädliher Insekten 2c. *) fol daselbst eine Reihe öffentliher Berathungen stattfinden, welche die verschiedenen durch A N O N Krankheiten der Weinrebe um Gegenstande haben werden. E E 7 S B i den Abrechnungsstellen der Reichsbank find im September cr. 938 770000 M. abgerechnet _worden gegen 979 188 100 M im August cr. und 979 230 000 6 im September 1885.

Vom Berliner Pfand brief-Institut sind bis Gnde September 1886 5810100 M. 36%/oige, 20214 300 M 4 °/oige, 44 520600 M. 449%ige und 9457200 M. d59/aige, zusammen 80 002 200 A. Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 5 750 100 34%ige, 18292800 A 49/oige, B30 096 900 M. 4g /oige_ “und 4 983 900 M 5 oige, zusammen 59 123 700 Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslih sind. Es sind zugesichert, aber noh niht abgehoben 753 900 M, im Laufe des Monats September 1886 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversiherungéwerthe von 69 900 M A :

Königsberg i. Pr., 2. Oktober. (W. T. n Der Verwal- tungsrath der Ostpreußischen Südbahn beschloß, die General- versammlung der Aktionäre, welche über die Verkaufsofferte der Staats- regierung beschließen soll, auf den 6. November cr. einzuberufen. Bei der Einberusitia soll der von dem Verwaltungsrath zu erstattende Be- richt zur Veröffentlihung gelangen. Kommissare für die Verhand- lungen mit der Staatsregierung sind der Vorsitzende des Verwaltungs- raths, Geheime Rath Simon, der Stellvertreter des Vorsitzenden, Baron von der Goltz, der Justiz-Rath Winterfeld (Berlin) und der Bankier Abel (Stettin). : :

Nürnberg, 2. Oktober. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Charakter des Marktes zeigt gegenüber der ersten Hälfte dieser Woche keine Veränderung. Während das Geschäft in Markt- hopfen und Aischgründer ein äußerst lebhaftes ist, indem Exporteure und Kundschaftshändler solche rasch und in großen Posten kaufen, fo daß die Preise derselben sich fortgeseßt steifen, gehen andere Sorten, welche in großen Massen hier liegen, nur {leppend und zu laxen Preisen ab. Nur ganz feine Hallertauer und Württemberger machen hiervon eine Ausnahme und behaupten \ich fest. Die heutige Lande zufuhr von 800 Ballen Markthovsen und 300 Ballen Aischgründer fand in kürzester Zeit zu sehr festen Preisen Absaß. Von auswärtigen Hopfen sind allein feine Qualitäten einigermaßen gesucht gewesen. Die gezahlten Preise waren: Gebirgshopfen 60—70 A; Markthopfen 39— 55 #6; Aischgründer 45—6b5 4; Hallertauer prima 75—80 Æ, mittel 55—60 M, geringe 30— 40 4; Württemberger prima 85—90 é, mittel 50—609 4; Badische prima 80—85 H, mittel 45—(60 4; Elsässer 35—60 4; Posener 45—70 4; Wollnzaher Siegel 75— 90 4; Spalter Land 70—90 M. U i

Brüssel, 4. Oktober. (W. T. B.) Die hiesige Gemeinde- verwaltung hat mit der Société générale und der Banque de Paris, sowie mit der Banque de Bruxelles und mit den Bankhäusern wbilippl on, Horwiß und Brugmann Söhne cinen Vertrag zwecks

donvertirung und Unifizirung aller früheren Anleihen der Stadt Brüssel durch eine antizipirte Cinlösung, mittelst einer neuen Anleihe im Betrage von 289 Mill. Fr. in verloosbaren Obligationen abgeschlossen. Der Vertrag wird dem Gemeinderath eute vorgelegt. / Jonbo n 4. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Die Ge- treidezufuhren betrugen in der Woche vom 2d. September bis 1. Oktober: Englisher Weizen 4493, fremder 9415, englische Gerste 2982, fremde 30 804, englishe Malzger fte 14 086, fremde —, englisher Hafer 2144, fremder 67 017 Orts. Englisches Medol 20 481, fremdes 309514 Sal. i i

Glasgow, 2. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen \sih auf 823 609 Tons gegen

Das Lans im vorigen Jahre. oen der im Betrieb befindlichen ochsfen gegen im vorigen Jahre.

P New-York, 2. Oktober. (W. T. B) Der Werth der in der vergangenen Wote eingeführten Waaren betrug 9149912 Doll., davon 2 179 420 Doll. für Stoffe. Der Werth der Ein- fuhr in der Vorwothe betrug 7 512 259 Doll., davon 2 340 578 Doll. für Stoffe.

Submissionen im Auslande.

Spanien. 1) 25. Oktober. Oviedo. Königliche Waffenfabrik. 2500 Stück Nußbaumholz zu Gewehrkolben. 2000) Stück Formen aus Leder zu Bajonettscheiden (plantillas). Voranschlag 1,93 und 0,67 Pesetas für 2 Stück Nußbaumholz bezw. 1 Lederform. Kaution 2412,50 w. 760 Pesetas. Ui 2) 8 Dftober. Cartagena. Königliches Arsenal. 120 Meter- Tonnen Gußeisen in Barren. Voranschlag 17 700, Kaution 1700 Pesetas. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anstalten.

amburg, 4. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer S fe Hamburg-Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesell\chaft hat, von New-York kommend, heute früh 3 Uhr Lizard passirt. Triest, 4, Oftober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Achille“ ist mit der ostindish-chinesischen Post heute Vormittag aus Alexandria hier eingetroffen.

Berlin, 4. Oktober 1886.

Die Trauerfeier für den verewigten General-Intendanten der Königlichen Schauspiele, Kammerherrn von Hülsen, hat heute Vormittag in der evangelischen Kirche des Invalidenhauses unter er- hebender Theilnahme weitester Kreise stattgefunden. Die Ueberführung

der irdischen Hülle des Entschlafenen war gestern Abend in der 9, Stunde in aller Stille erfolgt. In der Invaliden-Kirche hatten fich zum Empfange der Leiche die gesammten Bewohner des Invaliden- hauses versammelt, Ein Sergeant und drei Invaliden waren speziell

mit der Ehrenwache am Sarge betraut. Die Aufbahrung und die

Aus\{Gmückung der Kirche, die unter Leitung des Ober-Inspektors

Brandt erfolgte, konnte erst gegen Mitternacht beendet werden. Der

Sará, mit den Insignien der Würde des Entschlafenen, war quer vor

dem Altar auf \{chwarzem Katafalk aufgebahrt; 6 hohe Kerzen brannten zu Seiten desselben. Die Kränze und Blumen- spenden, welhe Se. Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin, die Kronprin;lihen Herrschaften, Prinz Wilhelm und die

anderen Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses dem Dahin-

geschiedenen als leßte Zeichen ehrender Anerkennung gewidmet hatten,

\{chmüdten den Sarg, der noch mit zahlreichen anderen, zum Theil

aus weiter Ferne übersandten Kränzen bedeckt war. Schon um 9 Uhr füllten ih die Räume des Gotteshauses. Die Mitglieder der Königlichen Bühnen nahmen auf den Emporen Plaß; das Schiff der Kirche war aus\ließlih für die Vertreter der hohen Behörden Und die fremden Deputationen reservirt. Jn den ersten Sitzreihen nahmen die Staats-Minister von Puttkamer, Dr. von Goßler, Maybah und Bronsart von Schellendorff, ferner der Ober-Ceremonienmeister Graf zu Gulenburg, der Hofmarschall von Perponcher, der Ober-Stallmeister von Rauh, viele Generäle und andere hohe Offiziere sowie Ministerial- Direktor von Boetticher und Räthe der obersten Staatsbehörden Platz. Außerdem waren die Kunst, die Presse und die Stadt Berlin, und ganz besonders zahlreich die „Bühnen vertreten. Punkt 10 Uhr fuhr als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm vor der Kirche vor, wo Höchstderselbe von den beiden Söhnen des Entschlafenen empfangen wurde. Nachdem der Prinz die Kirche betreten hatte, sprach Höchstderselbe der Mittwe des Verstorbenen Sein Beileid aus und nahm dann auf dem Sessel vor dem Sarge Plaß. Inzwischen hatten - bereits die König- lihen Bläser die Feier durch einen Choral eingeleitet. Nachdem die leßten Akforde verklungen waren, hielt der Hofprediger D. Frommel die Liturgie, in welche die von dem Domchor gefungene Grell’\che Motette: „Der Geist spricht“ eingefügt war, und dann {loß ih die Trauerrede über die Stelle aus den Sprüchen Salomonis an: „Ein treuer Mann wird viel gesegnet werden", Mit dem Gesange der Grell’shen Motette: „Christus, ist Dein Auferstehen“ \chloß die Feier in der Kirhe. Alsdann ordnete ih der Trauerzug, den die Kapelle des Alexander-Regiments eröffnete. Den Sarg trugen Angestellte des tehnischen Personals der Königlichen Bühnen. Unmittelbar hinter dem Sarge folgte zu Fuß Prinz Wilhelm inmitten der beiden Söhne des Verstorbenen. Ihnen [{chloß ih das gesammte übrige Trauergefolge an. Der Zug nahm unter den Klängen des Chopin’ schen Trauermarsches seinen Weg nach dem nahen Invalidenkirchof. An der offenen Gruft empfingen ihn die Solo- und Chorsänger des Opernhauses mit dem Gesange: „Rasch tritt der Tod den Menschen an“; dann ertönten über der Gruft des alten Soldaten die drei üblichen Salven. Noch ein inbrünstiges Gebet ent- stieg den Lippen des Geistlichen, dann fiel dumpf die Erde auf den Sarg hinab.

Der Unionklub eröffnete am Sonnabend sein Herbft- Meeting auf der Rennbahn zu Hoppegarten mit: E I]. Ermunterungs8-Rennen. Staatspreis 1800 #Æ# für 9- und 3jährige Stuten. Distanz 1000 m. In demselben lief des Königlichen Hauptgestüts Gradiß F.-St. „Geheimniß“ 3jähr. _. Chamont a. d. Goura mit des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 2jähr. F.- St. „Hymenaca“ von Hymenaeus a. d. Walküre ein so sharfes Rennen, daß der Richter auf todtes Rennen erkennen mußte. Die beiden Siegerinnen mußten nach dem leßten Rennen noch einmal laufen. Es folgte dem Rennen um 1 Uhr: f Ä II. Staatspreis 1. Klasse 10009 M Distanz 2800 m. Von 27 angemeldeten Pferden erschienen am Ablauf nur 3, von denen nah sharfem Lauf des Grafen H. Henckel sen. 3 jähr. br. „Abenadar“ v. Y. Buccaneer a. d. Flora des Grafen Bernstorff- Gyldensteen 4 jähr. br. H. „Triftig“ mit 23 O \chlug. 30 Längen dahinter passirte des Hrn. O. ODehlschläger 4 jähr. F.-H. „Amorofo das Ziel, Werth des Rennens: 115373 f dem Sieger, 1537F A. dem Zweiten. Um 2 Uhr folgte dem Rennen: M Ï T1, Deutscher Gestüt8preis 5000 Æ Für 1884 geborene Pferde. Distanz 1200 m. Nach \carfem Rennen siegte des König- lihen Hauptgestüts Graditz br. H. „Pumpernickel“ v. Chamant a. d. ulherrima leiht mit 5/4 Längen gegen des Frhrn. Ed. v. Oppen- baiin br. H. „Tausendkünstler“. Werth des Rennens: 9450 M für „Pumpernickel", A M. für „Tausendkünstler“. Um 2# Uhr | ih diesem Rennen an: E : j lot S A m. Gradißer Gestütspreis 3000 #4 Handicap. Distanz 2200 m. Es starteten fünf Serben denen nah sharfem Lauf des Kapt. Herrmaan 3 jähr. F.-St. „Räuberbraut* v. Flibustier a. d. Lady Love mit 1} Längen sicher gegen des Kapt. Joë 4 jähr. br. St. „Wildgräfin“ siegte. Werth des Rennens: 2560 4 der Siegerin, 750 M der Zweiten. Um 3 Uhr {loß {ih diefem Rennen an: Í i / Ÿ. Oktober-Verkaufs-Rennen. Gradißer Geslüispreis 900? «4 Für Zweijährige. Distanz 1000 m. Nach einem scharfen Rennen siegte sicher mit einer Länge des Hrn. von Tepper-Laski br. H. „Tonkünstler“ von Good Hope a. d. Timbrel gegen des Hrn. W. Hiestrih F.-St. „Gebieterin“. Werth des Rennens: 3520 A, die dem Sieger zufielen, der in der Auktion für 2500 A von Hrn. Spiekermann ge E sodaß der Rennkasse 1000 Æ zufielen. Um 37 Uhr folgte dem Nennen: : n nittots Rennen. Staatspreis 2000 4 Distanz 1600 m.

April Mai Juni Iuli August 720 328 641 834 600814 575 663 515 556.

*) Siche „R.-A.*“ Nr. 185 vom 9, August 1886. -

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Es siegte nah Gefallen mit 4 Längen des Königlichen Hauptgestüts

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