1907 / 56 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

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in der Weise bedeuten, daß sie den Unterricht von einer mehr akademisch-theoretischen auf eine praktische Basis zu stellen geeignet fein werden. Es wird im Laufe dieses Jahres voraus\sichtlich der Fachaus\{huß für die Maschinenbauschule zusammentreten, sodaß also auf diesem, seinem eigentlihsten G-biete das Landesgewerbeamt \ich bisher betätigt hat und reihlich Gelegenheit haben wird, sich in Zukunft zu betätigen.

Fc kann nur nochmals hinzufügen : ih freue mi, daß ih das Landes- gewerbeamt habe, und ih erinnere mich mit ganz besonderer Freude an die Verhandlungen, die ih in dem Fachausshuß und in dem ständigen Ausschuß zu leiten die Ehre gehabt habe.

Nun, meine Herren, komme ih auf den weiteren Punkt, ob denn niht das Landesgewerbeamt in weiterem Sinne für die praktische Gewerbeförderung tätig gemacht werden könne. Die nach diefer Nich- tung hin gestellten Fragen sind im wesentlichen, so weit ih das über- sehen kann, hervorgerufen durch das Beispiel Oesterreihs und auch wohl einiger süddeutsher Staaten. Man wünscht eine zentralisierte Gewerbeförderunig, wie sie in Oesterreih besteht, vergißt dabei aber- daß jede Zentralisation ihre Bedenken hat, daß es zweckmäßiger ist, bei der Verschiedenartigkeit der gewerblihen Interessen und Bedürfnisse in den verschiedenen Teilen unseres Vaterlandes mehrere Gewerbe- förderungsstellen einzurichten, wie sie sh auch bei uns schon entwidelt haben in Hannover und Cöln und wie wenigsten Ansätße dazu in Danzig vorhanden sind. Man übersieht ferner, daß doch in einem Staat wie Preußen eine Gewerbeförderungsftelle in Berlin nah österreihishem Muster nicht wohl in der Lage ist, direkt an die Interessenten heranzutreten. Sie braucht dazu unter allen Umständen örtliche Organe, örtlihe Träger dieser Tätigkeit, die nach meiner Ansicht einmal zu suchen sind in der Organisatian der Handwerkskammern, und andererseits zu suchen oder wohl richtiger noch zu schaffen sind in einem ausgebreiteten Neß von Genossen- schaften, das, soviel ih weiß, auch in Oesterreich der eigentlihe Träger der Gewerbeförderung ist. Wir können also nah dieser Richtung die gesteckten Ziele au nur erreien, wenn wir vorwärts kommen mit der Organisation unseres gewerblichen Genofsenschaftswesens.

Man hat dann bei Erörterung der Frage in den leßten Tagen gesagt, es fehle bei uns die einheitliGe Organisation, die Einheit in der Spiße. Es müsse eine Lebensaufgabe sein für einen Mann, wie sie nit großartiger gedacht „werden könne, an der Spitze der Ge- werbeförderung eines Staates wie Preußen zu stehen. Meine Herren, besteht denn das bei uns în Preußen nicht? Die gesamten auf die Gewerbeförderung gerihteten Aufgaben werden in meinem Ministerium in einer besonderen Abteilung bearbeitet, deren Direktor recht eigentlih der Mann ift, in dessen Hand die Jnitiative für die Gewerbe- förderung liegt. Der Direktor dieser Abteilung if gleichzeitig Vorsißender des Landesgewerbeamts, hat also durch das Landes- gewerbeamt und im Landesgewerbeamt vollständig den Boden zu einer Betätigung seiner Bestrebungen, und andererseits die Unters ftüßung und die Orientierung auf praktishem Gebiete, die er etwa braucht.

Ich bitte ferner auch die jeßige Tätigkeit des Landesgewerbeamts in bezug auf die praktishen Beziehungen in der Provinz nicht zu unter- shäßen. Meine Herren, es wird ausgiebig gereist von seiten der Referenten des Landesgewerbeamts; es wérden die Schulen an Ort und Stelle revidiert; es wird durch das Landesgewerbeamt an Ort und Stelle verhandelt über die Neueinrihtung von Schulen. In allen diesen Fällen kommen die Referenten des Landesgewerbeamts natürli in unmittelbare Berührung mit den beteiligten Gewerbetreibenden selbst. Sie sind ausdrücklich darauf hingewiesen, niemals die Gelegenheit vorübergehen zu lassen, um Beziehungen zu gewinnen und zu vers tiefen. Ueber die hiernah zunächst gezogenen Grenzen hinaus eine weitergehende Betätigung des Landesgewerbeamts in der Gewerbe- förderung eintreten zu laffen, ist an sich möglich. Ih bin befugt, dem Landesgewerbeamt auch noch andere Aufgaken als die in der konftituierenden Kabinettsorder sveziell aufgezählten zu übertragen. Es wird zu prüfen sein, ob niht im Lande8gewerbeamt zu gegebener Zeit außer der allgemeinen Abteilung des ständigen Beirats, dessen Tätigkeit sih hon jeßt auch auf die Gewerbeförderung erstreckt, auch eine Fachabteilung für die Gewerbeförderung im engeren Sinne des Wortes einzurichten ist, der dann die Rolle bei Begutachtung aller in Betracht kommen Fragen zuzuteilen sein wird, und die auch die Auf- gabe haben wird, entsprechende Anregungen dem Ministerium zu unterbreiten. Dieses Ziel habe ih mir geseßt. Jch bitte aber, nicht zu vergessen, meine Herren, daß Rom nicht ar einem Tage erbaut ist, daß die Organisation der Gewerbeförderung in Wien, die uns immer vor Augen gehalten wird, das Ergebnis einer langen Ent- wicklung ist, und daß selbstverständlih eine Einrihtung wie das Landesgewerbeamt nicht in einer Nacht zu einer vielseitigen und um- fassenden Tätigkeit gelangen kann. Jh werde, solange ich im Amte bin, nah dieser Richtung auf eine weitere Entwicklung Bedacht nehmen; defsen können Sie sicher sein. (Bravo!)

Abg. Metger (ul.): Erfreulicherweise hat der Minister meinem Freunde Schenckendorff zugestimmt. Herr von Schenckendorff hat mit seinen Worten dem Minister Gelegenheit zur Aussprache darüber geben wollen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die obligatorische Fortbildungsshule vorzuziehen sei. Die Gewerbe- treibenden glauben aber vielfa, ihre Lehrling? nicht am Tage entbehren zu können. Troßdem sind manche Städte {hon mit dem Tagesdienst vorgegangen. Ich möchte anfragen, wie der Lehrplan der Fortbildungsshulen fich bewährt hat. Die Gemeinden haben alles

nah Kräften für die Fortbildungéshulen getan, ebenso der Minister; hoffentlih findet dieser auch Unterstüßung bei dem Finanzminister.

Minister für Handel und Gewerbe Delbrü :

Ih darf wohl die Fragen, die eben an mich gestellt sind, kurz beantworten. Ih habe: mich über die Frage der Unterrichts- zeit im vergangenen Jahre meiner Erinnerung nach sehr eingehend geäußert, und ih darf vielleiht mit Rücksicht auf die vorgerückte Zeit den Herrn Abgeordneten bitten, eventuell das, was {{ch im vorigen Jahre gesagt habe, nachzulesen. Kurz möchte ih folgendes feststellen. Wir \tehen im Ministerium grund\säßlih auf dem Standpunkt, daß der Abendunterriht zu verwerfen sei aus hygienishen Gründen und mit Rücksicht auf das Ziel des Unterrichts. Wir wissen alle, daß, wenn wir einen aht- bis zehnstündigen Arbeitstag hinter uns haben, die Neigung, Probleme nah 8 Uhr zu erörtern, nicht sehr groß ist; au in diesem hohen Hause sind Abendsizungen keine unbedingt er- wünschte Einrichtung. Das muß in noch höherem Maße der Fall sein bei den Lehrlingen, die sich in den Entwicklungsjahren befinden, die zum

Teil förperlih {chwer arbeiten müssen, und die unmöglich in der Lage sind, Abends von 8 bis 10 geistig zu arbeiten. Es muß unter

allen Umständen darauf hingewirkt werden, daß der Unterricht sich über 8 Uhr Abends nicht ausdehnt, und ih glaube, daß der Staat alle diejenigen Fälle, in denen er Fortbildungsshulen unterstüßt, auch dazu benußt, um verftändige Lehrzeiten zu erreiGen. Darüber kann, soweit meine Orientierung reiht, kein Zweifel sein, daß das Maß dessen, was die Lehrlinge lernen, in der Zeit vor 8 erheblih größer ist als in der Zeit nah 8, und ich glaube, daß das Beispiel derjenigen Städte, die immer mehr zum Tagesunterriht übergehen, auch dazu führen wird, daß man in denjenigen Orten, wo man noch Bedenken trägt, den Unterricht in die Tagesstunden zu legen, zu dem Tages- unterricht übergehen wird.

Ie habe au den Eindruck, daß in den Kreisen der Gewerbe- treibenden selbst sich die Erkenntnis immer mehr Bahn bricht, daß es niht nur im Interesse der Lehrlinge liegt, sondern auch in ihrem eigenen, wenn der Unterriht nicht des Abends erteilt wird.

Dann hat der Herr Abgeordnete zu wissen gewünscht, nach welhen Grundsäßen die Lehrpläne in den gewerblichen Fort- bildungs\{hulen aufgestellt sind. Jh habe mir gestern {hon erlaubt, meine Meinung über die Ziele der Fortbildungsshule dahin festzu legen, daß etne Ergänzung und Vertiefung des Volkss{hulunterrihts nicht das Hauptziel der gewerblihen Fortbildungsschulen sein foll, sondern daß das Hauptziel der gewerblihen Fortbildungëshule neben der Erhaltung und Vertiefung des in der Volksschule Gelernten die Erziehung für das Leben und die Praxis ift und die Erziehung an der Hand dessen, was der Lehrling im Laufe des Tages zu tun hat. JIch will ganz kurz auf folgenden Passus hinweisen, der an der Spiße der allgemeinen Bestimmungen über die Aufstellung der Lehrpläne

steht. Es heißt dort: Bei Aufstellung der Lehrpläne ift davon auszugehen, daß der

Unterrichts\toff vorzugsweise für das bürgerliche Leben von Nutzen sein und den Lebens- und Berufsinterefsen der Schüler dienen foll. Dabet ist auf die örtlihen gewerblichen Verhältnisse überwiegend eines bestimmten Berufes Rücksiht zu nehmen und zugleich die Frage des religiösen Sinnes und die Liebe zum Vaterlande im

Auge zu behalten. Das sagt also in etwas anderen Worten das, was ih gestern gesagt

habe, daß man nämlich dur die Erziehung zur Arbeit und Schaffens- freude au zur Liebe zu den Wohltaten eines gut regierten Staats erzieht, der seinen einzelnen Bürgern die Möglichkeit gibt, fih ihrer

Kräfte und ihrer Arbeit zu erfreuen. Nun sind noch Wünsche ausgesproGen worden hinsihtlih der

Faihlehrer. Meine Herren, das {ind sehr komplizierte Organifations- fragen auf einem Gebiete, daß noch in Fluß ist. Jch glaube, die Sache wird dadur nicht ges{hädigt, wenn ih auf eine Erörterung dieses Nebenpunktes nicht eingehe.

Abg. Eckert (fr. kons.): Mit Rücksicht auf die Geschäftslage des Hauses verzihte ih auf eine ausführlihe Erörterung des Fortbildungs- shulwesens. Ich freue mich aber, daß der Minister fi gestern auf den Boden der obligatorishen Fortbildungs\hule gestellt hat. Wenn wir sie auch noch nicht durch Gese einführen können, so wird der Minister hoffentlich auf die Kommunen einwirken, damit die obliga- torishe Schule dur Ortsstatut errichtet wird. Jch freue mich au, daß der Minister sich für den Tagesunterriht ausgesprochen hat. Wenn wir jedoch allgemein zum Tagesunterricht übergehen, dann müssen besondere Gebäude dafür vorhanden sein, auch die Lehrer im Hauptberufe angestellt werden. Das find niht zu untershäßende Schwierigkeiten. Da der Minister diesem Ziele nahstrebt, werden wir \hließlich auch dieser Schwierigkeiten Herr werden. Auch ih sehe das Landes8gewerbeamt als eine außerordentlich glücklihe Institution an; große Erfolge kann man allerdings in der kurzen Zeit noch nicht erwarten. Ih s\preche auch meinerseits dem Minister meinen Dank für die Erhöhung des Fonds für die Fortbilduns\hulen aus. Die Remuneration der Lehrer mit 2,50 #4 für die Unterrihts\tunde ist aber nit so ausreichend, daß die besten Lehrkräfte gewonnen werden können. Ih möchte den Minister bitten, zu geftatten, daß die Gemeinden die Lehrer auch befser befolden können. Ferner möchte ich wünschen, daß den Gemeinden bei der Verwaltung der Schulen in den Formalien nicht zu große Schwierigkeiten gemacht werden. Wir haben verschiedene Schulen, namentlich kaufmännische, die von ehrenamtlihen Kuratorien verwaltet werden, denen man nicht durch bureaukratishe Anforderungen Schwierigkeiten machen sollte. Abg. Dr. Lotichius (nl.) tritt dafür ein, daß die Handwerks- fammern zur Förderung des Fortbildungs\hulwesens unterstützt werden, wünscht aber insbesondere, daß auch die freie Vereinstätigkeit auf diesem Gebiete, wie sie besonders der nassauishe Gewerbeverein entwidckelt habe, in ihrer Blüte erhalten bleibe.

Abg. Wolff-Biebrich (nl.) {ließt sich diefen Ausführungen an und weist darauf hin, daß sih dem nassauishen Gewerbevereine immer m:hr neue Lokalvereine angegliedert hätten. : Abg. Hammer (konf.) erkiärt die Vorschläge des Stadtshulrats Michaelis in Berlin für die Entwicklung der Fortbildungs\{hulen für vorbildlih, insbesondere insofern er für eine enge Verbindung der Fah schulen mit den Fortbildungsshulen eintrete. Kerschensteiner gera ge dagegen viel zu ideale Ziele und arbeite mit zu hohen itteln. Abg. Goldschmidt (frs. Volksp): Wenn Herr Hammer bloß sagen wolite, daß die Vorschläge des Stadtshulrats in Berlin richtig seten, hätte er nicht das Wort zu- nehmen brauen. Bisher sind wir von Herrn Hammer keine Anerkennung für Berlin gewöhnt, er scheint fi also zu bessern. Der Redner erwähnt des näheren, was Berlin bereits für die Fortbildungs\{hulen geleistet habe. Die Stadt sei bestrebt, die Lehrer im Hauptamt anzustellen, könne aber die erforder- lichen Lehrkräfte niht aus dem Aermel s{chütteln. Abg. Hammer (kons.): Ich habe lediglich ausgeführt, daß die Verbindung von Fahshulen und Fortbildungs\hulen nötig sei. Wenn Herr Goldschmidt diesen Zweck meiner Worte nicht einsiebt, liegt es nicht an mir. 5 Nach der Bewilligung des Fonds für die Fortbildungs- schulen vertagt sih das Haus. Präsident von Kröcher: Um niht durch mein Schweigen ein Präzedens zu schaffen, komme ih auf einen Vorfall der geiragen Sizung zurück. Der Abg. von Zedlitz hat gestern gesagt : „Wenn die Sozialdemokratie \sich nach dieser Richtung auf Herrn Trimborn be- rufen kann, so beweist das nichts anderes, als daß Herr Trimborn der Schrittmacher der Sozialdemokratie ist.“ Dieser Vorwurf ist so {wer, daß ih ihn als der Ordnung des Hauses niht entsprehend bezeihnen muß. Ich rufe ihn deshalb nachträglih zur Ordnung.

Schluß nah 5 Uhr. Nächste Sißzung Sonnabend 11 Uhr. (Handelsetat;, Etat des Finanzministeriums.)

Bauwesen.

Für das Verkehrs- und Baumuseum in Berlin, über dessen reihe Sammlungen hier aus Anlaß seiner Eröffnung berichtet wurde, ist unter dem 8. Januar d. J. eine Geshäftsanweisung erlaßen worden. Danach ist das Museum vorzugêweise bestimmt, ein Bild vom jeweiligen Stande dcs Verkehrs- und Baurdesens zu

eben; daneben berüdjichligt es dessen geshihtlihe Entwicklung. Es oll in weiteren Kreisen Verständnis für 2 Bedeutung und Teitnabine an der Entwicklung des Verkehrs- und Bauwesens wecken, insbesondere

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FeWleute und Studierende anregen und belehren. Das Museum gliedert ch in drei Abteilungen: 1. für Eisenbahnwesen, Il. für Wasserbau und IIT. für Hochbau. Es bildet eine selbständige Verwaltungsstelle, die einen Autshuß für die Angelegenheiten des Verkehrs- und Bau- mufeums unterstellt ist. Dieser beschließt im Rahmen der etats- mäßigen Mittel über die Ausgestaltung des Museumsbaues und die Vervollständigung der Sammlungen. Er besteht aus aht vom Minister der öffentlihen Arbeiten ernannten Mitgliedern. Die ört- lie Verwaltung führt ein vom Arbeitsminister zu ernennender Museumsdirektor, der dem Minister unmittelbar unterstellt i und den Weisungen des Museumsaus\husses Folge zu leisten hat. Zum Direktor ist vom 1. April d. J. ab der Geheime Baurat Meyer bestellt.

Dem allgemeinen Besuch wird das Museum zu bestimmten Tagesftunden, die aus einer aufzustellenden Besuhsordnung ersichtlich find, geöffnet. Für Fachleute und Studierende sind die Sammlungen auch Uuserbalb der allgemeinen Besuchszeit nah vorheriger Anmeldung E D dh P gaben Besu O E dem Direktor

e vor der Be ung anzumelden. e Be

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Technik.

Zur Förderung von Versuchen auf dem Gebiete der Motorluftschiffahrt enthält die Ergänzung zum Reichshaus- halt8entwurf für 1907 unter den einmaligen Ausgaben die Summe von 500 000 « Den Erläuterungen zu dieser Forderung entnehmen wir folgendes: Die großen Interessen wirtschaftlicher und allgemein kultureller Art, die sich an die Herstellung leistungs- fähiger Motorluftschiffe knüpfen, lassen es geboten erscheinen, die in Deutschland auf diesem Gebiete unternommenen Arbeiten auch reihéseitig zu fördern. Nachdem die kürzlih begründete Motor- luftshiffahrt-Studiengesellshaft es auf si genommen hat, das von dem Major von Parseval erbaute Motorluft\chiff unstarrer Bauart zu erproben und fortzubilden, wird das gleihe mit dem Luftschiff starrer Bauart, das der General der Kavallerie z. D. Dr.-Ing. Graf von Zeppelin erbaut hat, zu geschehen haben. Das Luftschiff des Grafen Zeppelin hat bei feinen Aufstiegen am 9. und 10. Oktober 1906 hervorragende Fahrleistungen gezeigt. Der dem Bau dieses Luftschiffs zugrunde liegende Gedanke, nämli die Vereinigung mehrerer Ballons in einem starren Gerippe von Alu- mintum und die Anbringung zweier, voneinander räumlih getrennter und unabhängiger Triebwerke, ist neu und gewährt dem Fahrzeug ein besonders hohes Maß von Betriebssicherheit. Es ift gelungen, dem Flugkörper dank zweckmäßig angebrahter fester und beweg- liher Steuer nicht nur bei ruhiger, fondern auß bei bewegter Luft die erforderliche Festigkeit zu vershafffen. Die eigene Geshwindigkeit erreihte bei Verwendung beider Motoren 14 bis 15 m in der Sekunde, was einer Geshwindigkeit von 50 km in der Stunde gleichkommt. Das Me Luftschiff hat sih als leiht und sicher lenkbar erwiesen und die Erwartung gerechtfertigt, daß es bet weiterer Uebung in der Bedienung des Steuers auch lange Strecken in beliebiger Höhenlage geradeaus zu fahren imfstande sein wird. Für derartige Versuche ist bei der Größe des Luftshiffs die Er- rihtung einer s{chwimmenden eisernen Ballonhalle auf dem bis- herigen Versuchsgebiete des Grafen Zeppelin, dem Bodensee, uner- [äßlid, damit das Luftshiff auh bei Wind sier auszufahren und wieder zurückzukehren vermag. Die Mittel zur Errichtung dieser Halle fowte zur Vornahme der erforderlihen Versuche im Sommer und Herbste 1907 follen dem Erbauer des Luftschiffs vom Reiche zur Zar gestellt werden, in defsen Eigentum dafür die Halle über- gehen wird.

Verkehrsanftalten.

In den Mais ad dg t 2 zu Postpaketsendungen nach Aegypten find die in den Sendungen enthaltenen Gegerstände einzeln unter Angabe des Wertes jedes Gegenstandes aufzuführen. Es ements si, zur Erleichterung der zollamtlichen Behandlung den Zollinhaltserklärungen eine Rechnung mit ge- nauen Angaben über Inhalt und Wert der Sendungen bei- zufügen; die Rehnung wird nah erfolgter Zollabshäßung dem Empfänger in vershlossenem Briefumschlag zugestellt.

_ Laut Telegramm aus Goch ift die heute früh in Bremen fällig gewesene Post aus England über Vlissingen infolge Nebels auf See ausgeblieben.

Verkehr deutsher Schiffe in ausländischen Häfen während des Jahres 10OS y

Eingang Ausgang ¿ Zahl Raum- Darunter Zahl Darunter Häfen der gehalt Schiffe in der in Schiffe MNegistertons Ladung Schiffe Ladung Baurat 7 1 399 4 7 3 Dread A és A0 13 097 16 16 Sl 4 e T 1871 4 7 7 P E 8 4 964 7 7 E E 22 819 10 10 6 R P 2 997 2 2 E 200 4 935 24 38 31 O 7-49 2 575 9 19 ®) DIDIQUE. 00 36 762 45 50 20 R 48 145 108 in regelmäßiger Fah ampser . . n regelmäßiger Fahrt Gorcibion c L 10 790 10 11 9 Santander . . . 98 165 687 54 98 98 Castro Urdiales 4 6 669 7 T Mitylene . .. 11 il %) 11 ) Pensacola (Flor) 21 27 090 3 20 20 Fernandina * 8 252 1 3 1 Jacksonville ._. 1 1 493 1 1 Key West . .. 2 6 904 2 2 2 Port Tampa . . 1 1281 -—— 1 1 S 05 91 312 35 35 34 SonstigeHäfen des Puget Sunds 56 130 698 40 54 43 Puntarenas (Coftarica) . 21 46 900 B 21 ®) c E 55 700 23 26 25 Rio de Janeiro 211 567 116 211 207 203 Valparaiso ,. 163 458 209 7) 159 B,

*) Nicht nahgewtesen. (Nach den Schiffslisten der Kaiserlichen Konsulate.)

Die Länge der Eisenbahnen Rußlands betrug nah amt- lihen Angaben des Ministeriums der Verkehrswege am 14 /27. April 1906 61 668 Werst (65 749 km). Von dieser Länge entfielen

30 007 Werst s 017 km) auf die Staatsbahnen des europ. Rußland,

9363 O L) p u asiat. i , 17.022. 4 s 108 L) A Ee S1 2307 „) Bahnen von örtliher Bedeutung,

3114 , (3272 „,) die Eisenbahnen Finnlands. Mit den im Bau befindlichen Strecken betrug die gesamte Eisenbahn- länge 63 997 Werst (68 244 km),

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußishen Staatsanzeiger.

M 96.

Koloniales.

Baumwolle in den deutschen Kolonien.

Dem vom Kolonialwirtschaftlißhen Komitee herausgegebenen VIII. Bericht über die „deutschen kolontalen Baumwollunter- nehmungen® entnehmen wir folgende Mitteilungen :

Die Unternehmungen haben im leßten Jahre erfreulihe Fort- schritte l aer Nach den Feststellungen des Kolonialwirtschaft- lien Komitees hat die Baumwollproduktion in Togo eine Stei, trug gegen das Vorjahr um 600/06 erfahren, und auch in Deutsh-O tafrifa ist troy des Aufstandes eine Zunahme zu ver- einen. Insgesamt betrug die Ernte 1905/06 etwa 1 Million Pfund fa Werte von etwa 600 000 A Die fortgesezte Verbesserung der Qualitäten hat für westafrikanische Baumwolle einen Durchschnitts- preis von 57, für ostafrikanishe einen Durhschnittspreis von 80 Z und für Baumwolle aus dem Viktoriasee-Gebtet einen Rekordpreis von 1,02 A für £ kg erzielt. Das Jnkeresse für den Baumwollbau in den Kolonien selbst wie im Mutterlande ist im Wachsen begriffen. Der früher vom Komitee besorgte Einkauf und die Aufbereitung der Baumwolle werden jeßt mehr und mehr von in der Kolonte ansässigen Firmen, die dem Baumwollbau früher \keptisch gegenüberstanden, bewirkt. Neue Baumwollbauunternehmungen sind in Bildung begriffen: im Gebiete des VWiktoriasees, Deutsch - Ostafrika , im Umfange von 60000 und 20000 ha seitens der Leipziger Baumwoll- spinnerei, Aktiengesellshaft, Leipzig-Lindenau, und der Tepxtil-

rma Heinrich Otto, Reichenbah i. W, im Süden Deutsch-

stafrikas, Kilwabezirk, im Umfang von zunächst 4000 ha ebenfalls unter Mitwirkung von FeG naue elen) im Gebiet der Daressalam- Mrogoro-Bahn hat die Eisenbahngesellshaft mit Baumwollkulturen begonnen; in der Alluvialebene des Benue, Kamerun, ist eine Baum- wollpflanzung von einigen tausend Hektar vorbereitet. Im Zusammen- hang mit den ostafrikanishen Baumwollbauprojekten ist eine Trans- portgesellshaft auf dem Viktoriasee im Werke, die der Ausfuhr von Exportprodukten, insbesondere von Baumwolle dienen soll.

Ueber die einzelnen Kolonien enthält der Bericht folgende An- aben: Der Export aus Togo ist im leßten Jahre um 60 %/% ge- tiegen, der erlôste Verkaufspreis übertrifft den für middling-amerikanische Baumwolle gezahlten noch um einige Pfennige. Die dem Betrieb übergebene Eisenbahnlinie Lome—Palime wird außer den Eingeborenen- fFulturen im allgemeinen besonders einer weiteren Vermehrung der Baumwollproduktion zugute kommen. Die vom Kolonialwirt- \haftlihen Komitee eingerihtete Ackerbaushule in Nuatschä dient in erster Linie der weiteren Verbesserung der Qualität. Die ausgebildeten Schüler wurden als selbständige kleine Baumwollbauer angeseßt. Eine Hauptaufgabe der Schule ist auch die Einführung der Pflugkultur, durch die man natürlich ganz andere Flächen unter Kultur bringen kann als mit der von Menschenhand geführten Hacke. Ganz besonders günstig scheint die vom Komitee angeregte landwirtschaftlihe Ausstellung in Palime die eingeborenen Kreise zu beeinflussen. Nicht weniger als 426 Eingeborene haben selbstgezogene Baumwolle auêgestellt. Das Komitee hat für ausgestellte Baumwolle den goldenea Preis erhalten. Für die Er- starkung der Eingeborenenkultur zu einer wirklißen Volkskultur, wofür sonst die günstigsten Verhältnisse vorliegen, i die Schaffung der nôtigen Transportwege. unerläßlihe Vorbedingung.

Fn Kamerun ist eine Baumwollkultur im Urwroaldgürtel und in der Oelpalmenzone ausgeschlofsen; Baumwollkulturversuche in den regen- reichen Küstengebieten anzustellen, ist zwecklos. Dagegen sind die weiten HoËwlandêgebtete im Innern hervorragend für den Baumwollbagu geetgnet. Schon Professor Pafsarge weist in seinem Wetk ,Adamaua“ auf das Vor- kommen wildwach|ender Baumwolle hin. Beiden großen Entfernungen nah der Küste aber ist die Baumwollfrage in Kamerun zuglei eine ernste Transportfrage. Im Bamum- und Balilande und insbesondere in Adamaua bis zum Tschadsee hin besteht heute {hon eine niht un- erhebliße Baumwoll-Eingeborenenkultur; das Produkt wird an Ort und Stelle von den Gingeborenen für eigenen Bedarf verarbeitet. Nach der Bewertung durch die Industrie und die Bremer Baumwoll- börse ist das in primitiver Weise gewonnene Produkt mindestens der middling-amerikanischen Baumwolle gleihwertig, Die Verwaltung im Adamaua- und Benue - Gebiet hat erfolgreiß begonnen, für eine weitere Verbreitung der Kultur unter den Eingeborenen zu sorgen, indem sie einen Teil der zu leistenden Steuern in Baumwolle erhebt. Am s{chiffbaren Benue ist bereits zur Zeit eine größere Baumwoll-

lantage in der Gründung begriffen. Durch den U Niger— enue und insbesondere durh eine Fortseßung der Duala—Manen- guba- Eisenbahn können weitere Gebiete des Hochlandes in Kamerun der Baumwollkultur ershlofsen werden.

In Neu-Guinea befinden sich die Baumwollbauversuche noch im Anfangsstadium. Eine von der Missionsftation in Herbertshöhe gezogene Probe wurde von der Bremer Baumwollbörse äußerst günstig beurteilt, jedo ift bei der Unregelmäßigkeit der Niederschläge aue A ungenügenden Arbeiterverhältnifsen vorläufig Zurückhaltung

oten.

: Fn Deutsh-Südwestafrika stellt die Otayi-Minen- und Eisenbahngesellshaft Pflanzungsversuche zur Feststellung der günstigsten

flanzzeit an, deren Ergebnis noch aussteht. Das Kolonialroirtschaft- ihe Komitee beabsichtigt, zunächst einen erfahrenen Pflanzer aus der Kolonie nah Nebraska, wo ähnliche Witterungsverhältnifse wie in Südwestafrika herrschen, zu entsenden, um das sogenannte Campbellsche System zu studieren, durch das die in trockenen Ländern besonders \hnelle Verdunstung des Wassers verzögert werden foll.

In Deutsh-Ostafrika hat auch in diesem Jahre wieder die Ausfuhr troß des Aufstandes, der im Süden der Kolonie im Anfang des vorigen Loltee die Vernichtung eines großen Teiles der Laer zur Folge hatte, eine Steigerung erfahren. Ueber die Größe derselben läßt sich genaueres niht sagen, da die Verschiffungen der Ernte erst zum Teil erfolgt sind. Bisher sind verschifft: 786 Ballen zu 500] Pfund durch die Deutsche Ostafrika - Linte, 205 Ballen durch m. O'Swald u. Co. und 130 Ballen Viktoriascee-Baumwolle durch die Deutschostafrikanishe Gesellschaft. Die Qualität ist in diesem Jahre besonders gut ausgefallen ; Saadani-Baumwolle wurde am 25. Oktober mit 85 Z bewertet, Baumwolle aus Samanga im Kilroa Bezirk erzielte am 2. Fe- bruar einen Preis von 95 &S§, den höchsten Preis von 1,02 # für L kg brate eine Sendung aus dem Viktoriasee-Gebiet. Größere Baumwollentkernereien befinden }sich in Tanga, Bagamoyo, Kilwa, Daressalam, Saadani, Mrogoro, Mombo und Muanfa. Außerdem find Anstedlern und Missionen im Innern Entkernungs- maschinen mit Handbetrieb vom Komitee geliefert worden. Ein be- deutungsvolles Unternehmen ist in den leßten Monaten von dem kolontalwirtschaftlihen Komitee in Saadani geshaffen worden: in dem dortigen Alluvialland hat \sich cine Art von Baumwoll- bau - und Dampfpfluggenossenshaft gebildet, deren Mittelpunkt die Versuhspflanzung des Komitees ift. Insgesamt sind von dem Komitee und von Interessenten über 20000 ha zusammen- hängendes Baumwolland dort in Pacht genommen, deren Kauf nah den Bestimmungen des Gouvernements entsprehend den Fortschritten der Kultivierun wsolgt, An dieses Unternehmen {ließt sih die in der Sbwiéläng egriffene Eingeborenenkultur im Hinterland von Saadant an. Entkernen und Pressen wird von der Ginstation des Komitees in Saadani besorgt. er Dawpfpflug mit zwet 16pférdigen Lokomotiven wurde am 10. November verschifft und am 19. Dezember in Betrieb geseßt. Nah dem Bericht des

Dritte Beilage

Berlin, Sonnabend, den 2. März

1907

Kolontialwirtshaftlißen Komitees vom 24. Januar sind die Vers suche bisher gut gelungen. Es wurden zunächst 14 ha gepflügt. Der Boden war zum Teil sehr schwer und mit zahlreichen Wurzeln beseßt. Troßdem hielten Maschine und Pflug fi tadellos. Wie die «Deutsh- ostafrikanische [pf in ihrer Nr. 5 aus Daressalam be- richtet, wird in kurzer Zeit ein zweiter Dampfpflug bei Saadant in Betrieb geseßt werden. Nächst dem Hinterlande von Saadant {eint ch auch das von der Ufambarabahn ershlossene Gebiet, soweit es wesilih von Mombo liegt, für Baumwollbau zu eignen, besonders des- halb, weil dort voraussihtlich cine künstlihe Bewässerung möglich ift. Der Export von Baumwolle aus dem Viktoriasce-Gebiet, wo große Unternehmungen im Gange find, wird dur die englische Ügandabahn ermöglicht. Neuerdings is ein deutshes Transportunternehmen ge- g das im Anschluß an die bestehenden englischen Dampfer eine essere Berbindung au der kleinen Küstenpläße des Sees mit dem Endpunkte der Bahn ih zur Aufgabe gestellt hat.

Für die weitere Gntwicklung der deutshen kolonialen Baumwoll- unternehmungen maht das Kolonialwirishaftlihe Komitee in der Erwägung, daß dur die bisher geleisteten Vorarbeiten die Unter- lagen dafür Vhuhd find, in bestimmten, dem Verkehr bereits er- \{hlossenen Gebieten mit Erwerbgunternehmungen vorzugehen, daß weite Gebiete im Innern dagegen noch der Erschließung für den Baumwollbau harren, folgende Vorschläge: „1) Grün- dung eigener Baumwollplantagen von Tex tilfirmen für den eigenen Bedarf ihrer Fabriken (Beispiele: Leipziger Baumwollspinnerei, Aktiengesellschaft, Leipzig-Lindenau, 60 000 ha; Heinrich Otto, Reichenbach i. Württ., 20 000 ha); 2) Gründung einer deutshen Baumwollgesellschaft (Erwerbs- gesellschaft) durch Interessenten. der Textilindustrie und koloniale Interessenten mit dem Zweck: Erwerb und Verwertung von Baumwolland, Betrieb eigener Baum- wollplantagen , Entkernereien, Baumwollsaatölpressen oder Be- teiligung an solchen Unternehmungen, Aufkauf und Verkauf von Baumwolle, Kreditgewährung, Erntebevorshufsung und finanzielle Unterstüßung von Unternehmungen, die das koloniale Baumwoll- geschäft zu fördern geeignet sind; 3) Fortführung der gemein- nüßigen Arbeiten des Kolonialwirtshaftlihen Komitees, insbesondere: Einführung des Baumwollbaues im Innern der ost- und westafrikanischen Kolonien und im Norden Deutsh-Südwestafrikas, Betrieb von Baumwollshulen und Versuhsplantagen wie Saadani, Panganja und Nuatschä, Eingreifen beim Auftreten von Schädlingen, wie durch die pflanzenpathologishe Expedition nah Westafrika, För- derung der Bekämpfung der Tsetsekrankheit und anderer Vieh- enden, wirtshaftlihe und tehnische Erkundungen von Eisen- ahnen nah dem Beispiel der Togo- und ostafrikanishen Eisenbahnerkundungen, fortgeseßte Förderung der Baumwoll- eingeborenenkultur und europäishen Kleinkultur und Mitarbeit bei Vorbereitung und Einrichtung der europäishen Großkultur“. Zur Fortführung seiner Arbeiten sollen dem Komitee lben geleistet werden seitens der Regierung und seitens der Textilindustrie in der Weise, daß diese einen jährlichen Beitrag leistet, der einem bestimmten Prozentsaß des Jahresbeitrags der Industrie zur Berufsgenossenschaft entspriht (nach dem Beispiel der Kautschukindustrie).

Ausfstellungs8wesen.

Eine Internationale Gartenbauausstellung wird der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußishen Staaten“ in der Zeit vom 2. bis 13. April 1909 in der Ausftellungshalle am Zoologischen Garten in Berlin veranstalten. Hervorragende in- und ausländishe Firmen haben ihre Bereitwilligkeit erklärt, diese Internationale Ausstellung, die erste nah einer fast 20 jährigen Pause,

würdig zu beschicken.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 9 vom 27. Februar 1907.)

Pest.

Aegypten. Vom 10. bis 16. Februar wurden 6 Pesterkrankungen (und 2 Todesfälle) gemeldet, davon 3 (1) aus dem Bezirk Tahta, 2 (1) aus dem Bezirk Mallawi und 1 aus dem Bezirk Beba.

British-Ostindien. Während der am 2. Februar abge- laufenen Woche sind in der Präsidentschaft Bombay 3214 neue Erkrankungen (und 2206 Todesfälle) an der Peft zur Anzeige gelangt, davon 62 (54) in der Stadt Bombay, 950 (42) im Stadt- und Hafengebiet von Karachi, 25 (8) in dem von Jamnagar und 5 (4) in dem von Bhavnagar. ;

In Moulmein sind vom 13. bis 19. Februar 3 Personen der Pest erlegen. [

Mauritius. Vom 7. Dezember v. J. bis zum 3. Januar sind wöentliß 23—21—8—9 neue Erkrankungen und insgesamt 42 Todes- fälle an der Pest gemeldet worden.

Brafilien. In Bahia wurden vom 1. Dezember b. J. bis zum s anuar 33 Pestfälle, davon 22 mit tôdlihem Ausgang

emeldet.

G In Rio de Janeiro sind vom 24. Dezember v. J. bis 20. Januar an der Pest 48 Personen erkrankt und 17 geftorben; im Fnnern des Staates Rio de Janeiro is die Seuche immer noch ver-

einzelt aufgetreten. In Guaratingueta sind zufolge einer Mitteilung vom

28. Januar Pestfälle seit Ende Dezember v. J. nicht mehr vorgekommen. In der Stadt Sao Paulo wurde ein tôdlih verlaufener Pestfall während der zweiten Hälfte des Januar beobahtet. Ferner sind in Santos 4 Soldaten, welche angeblich auf einem Haufen Heu aus Argentinien geschlafen hatten, an der Pest erkrankt; man vermutet eine Änsteckung dur pestkranke argentinische

Natten. Paraguay. Der Direktor der nationalen M Se

hat unter dem 12. Januar die Pest für erloshen erklärt; von 3 aus Concepcton in Asuncton angekommenen Pestkranken seien 2 ver- storben, die anderen beiden seten wohl eer und befänden sich auf dem Wege der Genesung, weitere Pestsälle seien in der Haupt-

stadt seit 10 Tagen niht vorgekommen. Queensland. In Brisbane ist am 3. Januar ein neuer

Pestfall festgestellt worden. Peft und Cholera.

British-Ostindien. In Kalkutta starben in der Woche vom 13. bis 19. Januar 14 Personen an der Pest und 422 an der

Cholera. Cholera. British-Ostindien. In der am 19. Februar abgelaufenen Woche wurden aus Moulmein 3 Choleratodesfälle gerteldet. Gelbfieber. Nach den Veröffentlihungen des Gesundheitsamts zu Rio de

Janeiro ift dort vom 24. Dezember v. J. bis 20. Januar nur 1 Grfkrankung und 1 Todesfall an Gelbfieber vorgekommen.

Polen.

Deutsches Reich. In der Woche vom 17. bis 23. Februar ift in Mlyniet (Kr. Thorn, Neg.-Bez. Marienwerder), Niedermor}ch- weiler (Kr. Mülhausen, Elsaß) und Devant les Pont s (Landkr. Mey) je 1 Polkenfall zur Anzeige gelangt. : Für die Vorwoche ist in e i. E. ein Fall natträg-

lih mas,

tederlande. Während der ersten Hälfte des Februar sind in Vlissingen mehrere Pockenfälle vorgekommen, nahdem die Seuche dorthin angeblich aus Antwerpen eingeschleppt worden ist; bis zum 18. Februar waren 4 Erkrankungen mit 1 Todesfall gemeldet.

u Ln Vom 2. bis 9. Februar in Ellingen (Kanton Remich) 9 Poenfälle. Brasilien. Vom 24. Dezember v. J. bis 20. Januar kamen in Rio de Janeiro 5 Erkrankungen und 1 Todesfall an den

Pocken zur Anzeige.

Fledckfieber. Oesterreich. Vom 10. bis 16. Februar in Galizien 47 neue Erkrankungen. Genidckstarre.

Preußen. In der Woche vom 10. bis 16. Februar sind 63 Gr- krankungen (und 23 Todesfälle) an Genidstarre angezeigt worden in {ctgenden Regierungsbezirken (und Kreisen): e Arnss erg 22 (8) [Bochum Land 10 (4), Dortmund Stadt 1 (—), Dortmund Land 3 (2), Gelsenkirchen Land 1 (—), Hagen Stadt, Hagen Land je 2 (1), Herne 1 (—), Jserlohn 2 (—)], Bresla u 5 (4) [Breslau Stadt 1 (1), Brieg 1 (1), Reichenbah 4 (21, Koblenz 1 (—) [Koblenz Land], Mo 2 (1) [Duis- urg], Hannover 1 (—) [Sulingen), Liegniß 1 (—) [Rothenburg O. , Münster 5 (2) [Recklinghausen Stadt 1 (—), Recklinghausen Land 4 (2)], Oppeln 16 (6) [Groß-Strehliy 1 (—), nt 2 1), Neustadt O.-S. (1), Oppeln 9 (1), Pleß 1 (—), Ratibor 1 (1), Nosenberg O.-S. 2 (1), Zabrze (1)], Posen 10 (2) [Birnbaum 1 (—), Bomst 2 (—), Grä 1 (—), Obornik 1 (1), Posen Stadt 1 (—), Posen Ost 2 (—), Schmiegel 1 (—), Schrimm 1 (1)]. Schweiz. Vom 3. bis 16. Februar je eine Erkrankung in Zürich und Bern, ferner 1 verdächtiger Fall in einer Ortschaft des

Kantons Bern. Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Moskau 4, Warschau 3, Konstantinopel (vom 4. bis 10. Februar) 1, Kalkutta 25 Todesfälle; Paris 13, Warschau (Kranken- häuser) 8 Erkrankungen; Varizellen: Budapest 34, New York 122, Wien 114 Erkrankungen; Fleck fieber: Warschau (Krankenhäuser) 4 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 7 Todesfälle; Genidck- starre: Edinburg 3, Glasgow 36, New York 17 Todesfälle; New Vork 20 Erkrankungen; epidemishe Ohrspeicheldrüsenent- zündung: Wien 123 Erkrankungen; Influenza: Altona 5, Berlin 16, Braunschweig 5, Halle 2, Leipzig 8, Amsterdam 12, Antwerpen 3, Budapest 7, Kopenhagen 4, London 49, Moskau 6, New York 26, aris 90, St. Petersburg 24, Rom 4 Todesfälle; Nürnberg 826, amburg 23, Kopenhagen 1015, Stockholm 61 Erkrankungen ; ungenentzündung: Nürnberg 32 Erkrankungen; kontagiäse Augenentzündung: NReg.-Bezirke Allenstein 63, Gumbinnen 49 Erkrankungen; Ankylostomiasis: Neg.-Bez. „Arnsberg 6 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern und Rötel n (Dur@hschnitt aller deutshen Berichts- orte 1886/95: 1,159/0): in Münster Erkrankungen wurden ge- meldet im Reg.-Bez. Gumbinnen 249, in Ns 26, Hamburg 41, Budapest 115, Christiania 38, New Vork 138, Paris 122, St. Peters- burg 106, Prag 39, Wien 393; desgl. an Keuchhusten in Ulm Erkrankungen wurden angezeigt in Kopenhagen 33, New York 75, Wien 46; ferner kamen Erkrankungen zur Anzeige an Scharlach in Berlin 24, in den Reg.-Bezirken Arnsberg 103, Düsseldorf 117, in Hamburg 23, Amsterdam 20, Budapest 22, London (ran nen 368, New York 325, Paris 165, St. Peters- urg 105, Wien 92; desgl. an Diphtherie und Krupp in Berlin 49, Breslau 20, in den Negierungsbezirken Arns- berg 110, Düsseldorf 166, Merseburg 104, in Hamburg 23, Christiania 56, London r e IeE 130, New York 315, Paris 65, St. Peters- burg 119, Stockholm 38, Wien 96; desgl. an Typhus in London (Krankenhäuser) 23, New York, Paris je 35, St. Petersburg 116.

Niederländisch-Indtien.

Laut Verordnungen des Generalgouverneurs von Ntederländisch- Indien vom 18., 24. und 26. Januar d. J. is wegen Ausbruchs der Pest die Quarantäne gegen Djeddah, Brisbane, Bangkok und Port Douglas in Queensland verhängt worden.

Kronstadt, 1. März. (W. T. B.) Der Arzt des zweiten Beo Regiments Schreiber, der zur Erforshung der Ursachen der est lebende Kulturen züchtete, ist unter pestartigen Ersheinungen erkrankt. Er wurde im Fort Kaiser Alexander I., wo er seine Arbeiten betrieb, ifoliert. -

Dünkirchen, 1. März. (W. T. B.) Der am 7. Februar d. J. hier gelandete Matrose des von Algier über Rouen gekommenen Dampfers „Mira“ ist im Krankenhause an den schwarzen Podcken gestorben. Die beiden Schwestern, die thn gepflegt haben, find heute gestorben; vier weitere Personen sollen angesteckt sein.

Handel und Gewerbe, (Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)

Deutschlands Ein- und Ausfuhr von Stein- und Braun- kohlen im Januar 1906 und 1907.

Januar 1906 Januar 1907 t

Steinkohlen. b Wtr. . : G80 B14 840 573 Davon aus: E s ee 47 102 38 192 Großbritannien C Be 704 299 den Niederlanden . . 19 982 29 535 Oesterreih-Ungarn . 66 343 64 834 Ausfuhr. . . 1837899 1403013 B ion E 252 089 17 A e p Se " 67 E s e 9 873 d Ee gra S 79 394 65.748 Ann S 3 230, 100 Jtalien 17 "82 20 754

den Niederlanden . . : 1 228 983 426

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}) Seit 1. März 1908 nur europ. ußland.