1907 / 57 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

die gewünshte Ausdehnung erfahren, weil man sich über den Zwed, der überhaupt damit erreiht werden kann, nit klar gewesen ist. Mit der bloßen Gründung von Genossenschaften läßt sih nicht schon der Wohlstand der Mitglieder hafen. Die Regierung hat auch {hon erkannt, daß man das Ziel ursprünglih zu weit gesteckt hatte, und daß die finanzielle Seite bei Genossenschaften niht die Hauptsache sein darf, daß vielmehr eine Genossenschaft, für die ein wirklihes Be- dürfnis vorhanden ist, auch selbst imstande ist, sich das nôtige Betriebs- fapital zu beshaffen. Der Abgeordnete Hammer dankte neulich derRegie- rung, daß sie dem Hauptverbande der gewerblichen Genossenschaften dur ihre Hilfe ermöglicht habe, ausgezeihneteRevisionen vornehmen zu können. Damit schiebt er der Regierung eine Verantwortung für die „aus- gezeihneten Revisionen“ zu. Der Geheimrat Hugenberg, dessen Buch Herr Hammer besprach, hat dieses Buch nicht als Dezernent für Ge- nossenshaftswesen im Finanzministerium geshrieben, sondern auf Grund seiner Tätigkeit im Genossenschaftswesen in der Provinz. Wenn fer

ugenberg fagt, daß manche Handwerkergenossen|haften nur genossen- chaftlihe Monstra seien, so hat er damit reht, abgesehen davon, daß man auf diese winzigen Gebilde nicht den Ausdruck Monstra anwenden kann. Die Ungnade des Hauptverbandes der gewerblihen Genossen- leafien hat fi Herr Hugenberg dadurch zugezogen, daß ‘er manchen leinen gewerblihen Genossenshaften die Crxistenzberehtigung abge- \sprohhen hat. Der Redner spricht zum Schluß die Ueberzeugung aus, daß eine moderne gesunde Entwicklung des Ga merrs durch eine ge- funde und solide Entwicklung des Genossenshaftswesens bedingt set.

Damit ist der Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung

erledigt. i Es folgt der Etat der Preußishen Zentral-

genossenshaftskasse. ; erichterstatter ist der Abg. von Brandenstein (kons.). Bei den Einnahmen bemerkt Abg. Hammer (kons.): Die ständigen Angriffe, die der Abg. Crüger als Vertreter der Schulze - Delißshshen Genossenschaften gegen die Preußische F RSE rihtet, erfordern boi eine Abwehr. ach der Beratung über diesen Etat im vorigen Jahr, bei der es so friedlih zuging, daß nur noch Bertha von Suttner fehlte, weil Herr Crüger fehlte, meinte dieser an anderer Stelle, daß die Handwerker nur deshalb niht in die Schulze- Delißshshen Kassen gingen, weil sie Wr von der Verpflihtung der unbe\hränkten Haftpflicht zurückgeshreckt fühlten. Bei einer späteren Gelegenheit hat dann der Abg. Crüger a"f meine darauf bezüglichen Ausführungen gemeint, daß sie wie ein Scheinwerfer die Situation erhellten. Er hat zum Beweise seiner Behauptungen sogar auf das Hugenbergshe Buch gestügt, weil Hugenberg ebenso wie der jeßige Handelsminister in seinem früheren Amte fkleingewerblihe Genofsenshaften kennen gelernt habe, die man allerdings nicht mit nover Hochachtung nennen wird. Das Hugenbergshe Buch, das in einem vaterländischen Tone und land- wirtshaftlihen und mittelstandsfreundlihen Sinne geschrieben ist, sagt aber in seinen weiteren Ausführungen, die Herr Crüger nit zitiert hat, daß die kleinen Gewerbetreibenden sich über Zurückweisung durhch die Schulze-Delitzshschen Kassen beklagt hätten ; die Entwicklung dieser Kassen führe zur Bildung von Aktiengesellshaften und Banken, und so sei es natürli, daß \ich andere, speziell gewerblihe Genofsen- schaften bildeten ; diese Bildung sei oft planlos erfolgt, und deshalb hätten ih diese Genossenschaften zu einem Verbande zusammenge“ \{lossen. Wir haben mit Recht für tüchtige Revisoren gesorgt, um unseren Verband richtig auszubauen. Herr Crüger sollte nur au für seine Ge- nossenschaften für ordentlihe Revisionen sorgen; wenn man in einem Glashause sißt. soll man niht mit Steinen werfen. Wenn behauptet wird, daß für die kleinen Genossenschaften Millionen vom Staate weggeworfen seien, so muß man einen so {weren Vorwurf auch be- weisen können. Solche Angriffe hat Herr Crüger von jeher gegen folhe Genoffenschaften gerichtet, z. B. auch gegen die Milch- zentrale. Wenn die Preußenkasse etwas daran verloren hätte, wäre es eine Schulze - Delißshshe Genossenschaft gewesen. Bei der Milchzentrale is alles reinliG zugegangen. Bet Herrn Crüger ist alles gut, was die Schulze-Delißshshen Genosser- schaften getan haben, alles {lecht, was bei anderen Genossenschaften geschieht. Die Preußische Zentralgenossenshaftskafse hat Herr Crüger angegriffen mit der Behauptung, daß Millionen über Millionen hinausgeworfen seien; das müssen Sie beweisen. Wir beweisen, was wir behaupten, darin unter|cheiden wir uns von den Sozial- demokraten. Die Gründung des Hauptvyerbandes der Genossenschaften war eine Notwendigkeit; wir haben nihts zu \{heuen, da wir eine weiße Weste haben. Ich bin bereit, Herrn Crüger Schlag für Schlag nachzuweisen, was alles in seinen Genossenschaften passiert. Ob das für das Genossenschaft8wesen gut ist, lasse ih dahingestellt. err Crüger sollte lieber mit uns zusammenarbeiten, aber jeden- alls lassen wir uns niht mehr von thm auf die Stiefel treten. Abg. Dr. Faßbender (Zentr.): An die Stelle des Individualismus im gewerblihen Leben ist in neuerer Zeit der genossenschaftlihe Zu- sammensluß getreten. Die weitere Folge war die Gründung der Bentralgenossenschaftskasse. Es kommt hier auch die Frage der Ent- ichuldung der Landwirtschaft in Betraht. Wir haben im vorigen Jahre eine Resolution angenommen, daß die Genofsenschaftskasse in den Dienst der Entschuldung gestellt wird. Bei der Entschuldung, namentli in den Landesteilen mit kleinen ländlichen Betrieben, wird man der Mithilfe der Zentralgenossenschaftskasse gar niht entbehren können. Es war ein unsterblihes Verdienst Naiffeisens, daß er das \ychologishe Moment, das bei unseren Bauern eine große Rolle pielt, în der Struktur seiner Genossenshaften in Rechnung gezogen hat. Der Bauer {eut den Verkehr mit großen Kredit- instituten, deshalb müssen die Genossenschaften auch die Vermittlung mit den Realkreditinstituten Übernehmen. Ohne in die Selbst- verwaltung der Genossenschaft eingreifen zu wollen, möchte ih empfehlen, daß die Pfandbriefinstitute sich der Vermittlung der Genofsen- schaften bedienen. Dabei möchte ih eine Erhöhung des Grundkapitals der Zentralgenossenschaftskasse befürworten. Es heißt, daß die Zentralgenossenschaftékafse an dem hohen Bankdiskont der Reichsbank mit {huld si, da sie große Beträge von der Reichsbank auf Lombard genommen habe. Es wäre wünschens- wert, daß der Präsident der Kasse sih über diese Angriffe aus Börsenkreisen, von denen der Tag geschrieben hat, äußert. Ich sehe niht ein, warum die Zentralgenossenschaftskasse die MNeichs- bank niht ebenfalls benußen foll. Aber auch aus anderen Gründen wünsche ih eine Echöbhung des Grundkapitai1s der Zentralgenossen- \chaftskasse. Die Jnanspruchnahme der Kasse ift oft eine \sprunghafte, und dazu braucht sie ein großes Kapital. Die Aufgabe, den Zinsfuß gleichmäßig zu halten, kann fie nur dann erfüllen, wenn fie nicht selbst fremdes Kapital in Anspruh nehmen muß. Nöôtig ist auch die Gleichstellung der Beamten der Zentral- genossenshaftskasse mit denen der Seehandlung. Wenn die Res ierung mit einem folhen Ant1ag käme, würden wir gern zu- timmen. Daß es zu dieser Gleichstelung noch nicht ge- Tommen it, i|st eine Schuld der Regierung, denn alle Manon des Hauses würden sich_ damit einverstanden erklären. er Geschästsumsatß der Zentralgenossenschaftskasse beläuft ih hon auf 12 Milliarden. Ferner habe ich den Wunsch auszusprechen, daß die Kassenbcten der Zentralgenossenschaftskasse besser gestellt werden. Gerade die Leute, die leiht in die Gefahr von Defrauden kommen Tônnen, müssen bessergestellt werden. Nach Zeitungsberichten ist ein Erlaß ergangen, daß die Staatsbeamten überhaupt ihr G. halt an eine Bank überweisen und darüber mittels Schecks verfügen sollen; die Zentralgenossenschaftskasse soll jedoch davon auêgenommen fein. Eine Dezentralisaticn des Depositenverkehrs is wünschens- wert, aber ih bin nicht für den _Posischeckverkehr aus dem- selben Grunde wie gegen die Postsparkassen, wetl dadurch eine Kon- zentration des Kapitals eintreten würde, das dem Mittelstand entzogen würde; wohl aber halte ih den Fei eines Scheckgesetzes für dringend erforderlih, da dadurch tex Scheckoerkehr ‘au in die Kreise der kleinen Gewerbetreibenden Eingang findet. Die Zentralgenossenschaftskasse hat dagegen so viele Auszahlungékassen wie kein anderes Institut und könnte zur Dezentralisation der Depositen beitragen. Dem

kleinen Kaufmannsstand kann die Zentralgenossens{haftskasse nicht in dem Maße nüßen wie der Landwirtshaft und dem sonstigen Gewerbe. Aber nach den Statuten kann sie nur mit Genofsenschaftsverbänden in Verkehr treten. Der Kaufmanns- stand müßte also erst ebenso organisieren wie das übrige Gewerbe, z. B. durch Einkaufsgenossenshaften. Schließlich würde ih wünschen, daß die Statistik der Zentralgenossenschaftskasse zu einer wirklihen Bilanz- und Abschlußstatistik ausgebaut wird, und daß eine Genossenschaftsbibliothek eingerihtet wird. Von wesentliher Be- deutung für das Gedeihen der Genossenshaften ist eine rihtige Ver- waltung, es sollte deshalb {on in den Volkss{hulen und in den land- wirtshaftlihen Wintershulen das Verständnis für das Genossenschafts- wesen mehr wie bisher vorbereitet werden. Jnnere Vertiefung und e Ausgestaltung müssen zum Gedeihen des Genossenschafts- wesens zusammenwirken.

Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:

Meine Herren! Die beiden Herren Vorredner haben der Tätig- keit der Zentralgenofsenschaftskafse eine sehr wohlwollende Beurteilung zuteil werden lassen, und ih möchte nicht verfehlen, hierfür den Herren meinen Dank abzustatten.

Der Herr Vorredner hat Auskunft über eine Anzahl von Einzel- punkten gewünscht, und der Herr Präsident der Zentralgenossenschafts- kasse wird diese Auskunft nachher erteilen. Insbesondere wird er auh die in einzelnen Organen der Presse aufgestellte Behauptung widerlegen, daß die Tätigkeit der Zentralgenossenschaftskafse dazu bei- getragen hätte, den hohen Diskont der Reichsbank noch zu erhöhen. Der Herr Präsident ist bereits in der Budgetlommission darauf ein- gegangen und hat das widerlegt; ih glaube, er wird diese Dar- legungen nachher auch in diesem hohen Hause machen.

Ich möchte mich nur noch zu einigen wenigen Punkten äußern, und zwar zunächst zu der Frage der Aufbesserung der Gehälter. Meine Herren, Sie werden mir glauben, daß bei der außerordentlichen und hochverdtenstlihen Tätigkeit der Preußenkasse, die mir selber unterstellt ist, ich in dem Interesse für diese Kafse gewissermaßen der nächste bin, und Sie werden in diesem Etat eine erhebliche Hervor- hebung einer Anzahl von mittleren Stellen sehen. Wenn es noch nit mögli gewesen ift, auch die oberen, die leitenden Beamten der ‘Kasse den Beamten der Seehandlung gleihzustellen, so wollen Sie immer berücksihtigen, daß der Finanzminister im eigenen Hause in erster Linie justitia distributiva üben muß. Sie wissen, wie viele unerfüllte und zum Teil unerfüllbare Wünshe noch vorhanden sind. Wenn ih im eigenen Hause mir ‘dringend am Herzen liegende Wünsche erfüllte, ohne zugleich die Wünsche in anderen Ressorts erfüllen zu können, so würde man mir mit Recht vorwerfen , daß ih mit ungleihem Maße messe. Htierbei kommt namentlich au die NückEwirkung auf die Beamten der Reichsbehörden in Betracht, namentlich des Reichspatentamts und des Reichsversiherungsamts. Ich denke aber, daß sich doch in absehbarer Zeit die Frage im Sinne des Herrn Vorredners wird lösen lassen. Mit der steigenden Tätig- keit der Zentralgenossenshaftskasse wird auch eine anderweite Stellung der leitenden Beamten erforderli fein. Nun wollen Sie aber noch erwägen, meine Herren, daß, wie ih in meiner Etatsrede ausgeführt habe, uns in diesem Jahre niht einmal die Mittel zu Gebote standen, um die !ämtlihen Unterbeamten aufzubessern; war das nit der Fall, fo durften wir, glaube ih, namentlich nicht im Nessort des Finanz- ministeriums, an die Aufbesserung der höheren Beamten herangehen. Was speziell die Kassendiener betrifft, so haben sie im Jahre 1905 eine Erhöhung des Wohnungtegeld\{husses um 50 9/6 erfahren, und sie werden, wie die Unterbeamten überhaupt, im Jahre 1908 mit einer Aufbesserung bedaht werden. Damit wird, glaube ich, den. Wünschen des Herrn Vorredners Rechnung getragen werden.

Meine Herren, der Anlaß aber, wethalb ich um das Wort ge, beten habe, war eine überaus wihtige Anregung, die der Herr Vor- redner zu der Frage der Erhöhung des Kapitals der Preußenkasse gegeben hat. Er hat auf die steigende Entwicklung und auf die enorme Zunahme ihrer Geschäfte hingewiesen, und ich möchte nun einige wenige Daten nach dieser Richtung geben, weil sie von ganz besonderem Interesse sind.

Die Preußenkasse hat ihre Tätigkeit begonnen mit 11 Verbands- kassen, 786 Genossenschaften und 83 000 Mitgliedern, und sie hat am 31. März 1906 ihre Tätigkeit erstrekt auf 51 Verbandskafsen, 13912 Genossenschaften und 1273 000 Mitglieder. (Hört, hört!) Also, meine Herren, eine Steigerung von 11 Verbandskassen auf 51, von 786 Genossenshaften auf 13912 und von 83000 Mitgliedern auf 1273000! Wenn Sie nun die Familienmitglieder hinzurehnen, die zu diesen Genossenschaftern gehöôren, fo darf man sagen, daß etwa 8 Millionen unserer gewerb- tätigen Bevölkerung in Stadt und Land, und zwar gerade in den mittleren und kleineren Kreisen, ihre leßte Geldquelle in der preußischen Zentralgenossenshaftskasse suhen. Und, meine Herren, in welhem Maße die Umsätze gestiegen sind, werden Sie ja aus dem Bericht gesehen haben; Sie werden daraus entnommen haben, daß die Preußenkasse im letzten Jahre auf inen Umfaß von über 12 Milliarden gekommen ist. (Hört, hört!) Wichtig aber i und das halte ich mich für verpflichtet, hier hervorzuheben —, daß die Preußenkasse bemüht gewesen ist, den Geldsaß im allgemeinen auf einer gleihmäßigen Höhe zu halten. Sie hat im laufenden Jahre den Zinsfay auf 349/69 festgehalten, und für den Wechselverkehr ist sie nur auf den Zinssaß von 4# %/o gekommen. Sie hat also bei einem Reichsbankdiskont von 79/9 ihrerseits durchschnittlich nur 49/6 ge- fordert und hat damit in der Zeit der Geldknappheit der l[andwirt- \{aftlihen Bevölkerung und den Handwerkerkreisen einen sehr wesent- lien Dienst geleistet. (Sehr richtig !).

Nun, meine Herren, hat sch unter dem Einfluß der Preußenkafsse und unter dem steigenden Gefühl der Solidarität in der Landwirt- schaft und im Handwerk die Situation der ganzen Genossenschaften ja wesentli gebessert; sie ist wesentli innerlih erstarkt, und wir haben die Erscheinung vor uns, daß zum Teil die Genossenschaften geradezu mit einer gewissen Geldsülle, mit einem gewissen Geldüberfluß, wenigstens in gewissen Zeiten des Jahres, zu tun haben. Es fehlt im Augenblick zum Teil an der richtigen Direktive, diesen Geldüber-

fluß der Landwirtshaft und dem Handwerk wieder zugute kommen zu lassen. Dieser Geldüberfluß i} zeitroeise auch niht wieder in die Kanäle geflossen, aus denen er stammt, und auch niht immer wieder fruchtbar geworden in ter Landwirts{aft und dem Handwerk und hat sich vielfah den Großbanken zugewendet. Er hat si städtischen An- lagen, industriellen Anlagen zugewendet, und die Genossenschaften haben in steigendem Maße, aber ihrer etgentlihen Aufgabe zuwider, ih auf den Realkredit eingelassen, während doch die Pflege des

Personalkredits ihre eigentlihe Aufgabe gewesen wäre. (Sehr richtig!)

Also den Gedanken, den der Herr Vorredner anregt, auch die Genossenschaften in den Dienst der ländlihen Entschuldung zu stellen, halte ich für durchaus fruchtbringend und durhaus der Erwägung bedürftig. (Sehr gut!) Herr Faßbender hat meiner Ansicht nah vollkommen mit Recht gesagt, daß an den Landwirt ferner stehende Organisationen, die Landschaft oder gar der Staat, viel schwerer heran- zubringen find als die ihm örtlih nahestehenden kleinen Genossen- schaften, mit denen er täglih zu verkehren hat, und daß, wenn man, was bekannilih sehr {wer hält, dem Bauern den Gedanken der Ent- \{uldung nahe bringen will, man auch solche ihm örtlih nahestehenden Organe aufsuchen muß, wenn anders man zum Ziele kommen will. (Sehr richtig!)

Ich stehe dieser Frage mit besonderem Interesse gegenüber, nicht nur na der negativen, sondern au nah der positiven Seite. Nah der negativen Seite in dem Sinne, daß ih es für meine Person für im höchsten Maße bedenklih halten würde, wenn der Staat seinerseits etwa die Entshuldungsaktion in die Hand nehmen würde. Ich glaube, das würde zu ganz unübersehbaren Konsequenzen führen. Denn was heute der Landwirtschaft, dem ländlichen Grnndbesiy ret ist, das ist morgen dem f\tädtishen Grundbesiß, dem Hausbesiy billig

und übermorgen dem Gewerbe, und so würden wir immer weiter

kommen, in dem direkten Eingreifen in die ganzen Wirtschaftsverhält- nisse unseres Landes.

Ich darf au auf die Konsequenzen hinweisen, auf die enormen Belastungen, die. fich daraus für den Staat ergeben würden. Wir haben {on jeßt eine außerordentlich hohe Eisenbahnshuld, die ihre vollkommene Dekung wohl in Friedenszeiten findet; aber nehmen Sie Kriegszeiten an, nehmen Sie an, daß die ganzen Eisenbahneinnahmen in den ersten Monaten \tocken, und rechnen Sie dazu eine nah Milliarden \sich belaufende Belastung infolge von staatlichen Eut- \{uldungsmaßnahmen, so würde das in Kriegszeiten zu den aller- ernstesten Krisen führen. ;

Also ih glaube, der Staat seinerseits darf die Aktion nicht in die Hand nehmen, und er is au nit die geeignete Organisation dazu; dafür haben wir die vortrefflich bewährten Landschaften, deren eigentlihe Aufgabe sie ist. Aber ob der Staat seinerseits diese Aktion nicht indirekt fördern kann, liegt meiner Ansicht nach auf einem anderen Brette. Jch habe diese Frage an einem allerdings ganz bescheidenen Ende angefangen, an der Abzugsmöglichkeit der Amortisation von den Steuern, und ih habe zu meiner Freude aus landwirtschaftliheu Kreisen gehört, daß selbst diese verhältnismäßig geringe Vergünstigung dahin geführt hat, daß die bäuerlichen Kreise jeßt in steigendem Maße zu amortisablen Hypotheken übergegangen sind.

Meine Herren, auch die Idee, eventuell die Erhöhung des Kapitals der Preußenkasse zu diesem Zwecke vorzunehmen, scheint mir durchaus der Erwägung wert, wenngleich der Plan eine feste Ge- \taltung noch nicht gewonnen hat. Die Frage ist ja in dem engeren Aus\chuß und dem weiteren Aus\{chuß der Preußischen Zentral- Genossenschaftskafse sehr eingehend erwogen worden, und sowohl der engere Aus\{huß wie der weitere Ausshuß sind zu einer Resolution folgenden Inhalts gekommen :

Auf dieser Grundlage eröffnen fich dem Genossenschaftswesen für die Zukunft folgende wichtige und mehr oder weniger neue Auf- gaben :

1) die Mitwirkung bei der Umwandlung von privaten und überhaupt kündbaren in unkündbare Tilgungshypotheken der auf gemeinwiriscaftliher Grundlage beruhenden Realkreditanstalten (durch Raterteilung, Erledigung der Formalitäten und Gewährung von etwa erforderlihem Zwischenkredit).

2) Vermittlung und geeignetenfalls Gewährung {nell tilgbarer Nachhypotheken zur Abstoßung von privaten hochverzinslichen, leicht kündbaren Hypotheken.

Hierzu sollten die verfügbaren Mittel der Genosser schaften in erster Linie verwandt werden, soweit dies bet voller Sicherung threr Liquidität und der Erfüllung ihrer bisherigen Aufgaben auf dem Gebiete des Personalkredites mögli ift.

Also eine, wenn ich so sagen darf, schiedliche und friedlihe Teilung der Arbeiten zwischen den Landschaften und den Genossenschaften in der Weise, daß die Landschaften ihrerseits den Realkredit innerhalb der siheren Grenzen zu befriedigen suchen, die hohverzinslichen Hypo- theken in Landschaftshypotheken umwandeln, und andererseits die Ge- nossenshaften die außerhalb der Grenzen des Realkredits liegenden Hypotheken, die ja viel mehr in das Gebiet des Perfonalkredits ge- hören, threrjeits abstoßen (sehr richtig!), selbstverständliß gegen eine erhöhte Risikoprämie.

Nun i} bei den weiteren Verhandlungen des Aus\{hufses hervor- gehoben worden, daß, wenn die Genossenschaften sh diefe neuen Auf- gaben stellen, sie doppelt bemüht sein müssen, ih liquide für ihre nächsten Aufgaben zu erhalten. Denn das kann ja nicht verkannt werden, meine Herren, daß eine solche Operation etne erhebliche Festlegung der Bestände der Genossenschaften mit sich bringen würde (sehr richtig !), also insofern sehr ernst überlegt werden muß; denn die erste Rücksicht muß unter allen Umständen die Sicherheit und Liquidität der Genofsen- haften bleiben. (Sehr richtig !)

Unter diescim Gesichtspunkt ist dann auch in den Ausshuß- beratungen erwogen worden, das Kapital der Preußenkasse zu erhöhen, um ¿en Genossenschaften, die sich in den Dienst dieser großen Ent- \{chuldungsaufgabe stellen, erhöhte Mittel zu gewähren und dadur ihre Liquidität in erhöhtem Maße ficher zu stellen. Welche Be- dingungen da im einzelnen Falle zu stellen wären, das anzugeben, würde hier zu weit führen; dazu ist die Sache noch nicht spruchreif genug.

Ich kann also avch heute mit einem bestimmten Plane vor das Haus nicht treten. Das würde auch niht meine Aufgabe sein, da in erster Linie der Herr Minister für Landwirtschaft dazu berufen ift, diese Frage der Entshuldung weiter zu führen. Aber das kann ih bervorheben und das werden, wie ich hoffe, die Herren aus meinen Ausführungen ersehen haben —, daß die Frage im Kreise der Preußen- kasse, im Kreise des Ausschusses, im Kreise des Finanzministeriums aufs ernste erwogen ist, daß wir mitten in den Verhandlungen stehen und suchen werden, einen Weg zu finden, der sowohl den Genofsen- schaften wie dem ganzen ländlichen Kreditwesen zum Segen gereih!- (Lebhaftcs Bravo!) ¿

Abg. Dr. Crüger (frs. Volksp.) bedauert, daß die persönlichen An- griffe des Abg. Hammer ihn zunächst zu einer Entgegnung zwängen, ehe er auf den Etat der Zentral genossen|cha\tékasse eingehen könne. Die Nede des

Herrn Hammer habe aus Hypothesen und Widersprüchen bestanden, von seiner Drohung, furchtbare Abi ehnung zu halten, habe er, der Redner,

_‘des

andere Bank Ges

gehörigen

aber nihts bemerkt. Würde Herr Hammer die Zeitshriftenliteratur über das Genossenschaftswesen genauer verfolgen, so würde er bemerkt Dare daß er (Redner) sih auch mit dem zweiten Teil der Hugen- ergschen Schrift eingehend beschäftigt habe. Bedauerlicherweise sei Gr Hamer noch nicht einmal über die Anfangsgründe enossen aflswesens unterrichtet, denn sonst müsse er wissen, daß auch ein erhebliher Teil der Schulze - Deli - Kassen Genossenschaften mit beshränkter Haftpfliht sind. Herr Hammer könne nicht bestreiten, daß die Preußische Zentralgenossenshaftskasse eine (des Nedners) sachlihe Kritik niht unbeachtet gelassen habe. it Herrn Faßbender könne man sich im großen und ganzen, ab- esehen von der Entshuldungsfrage, einverstanden erklären. Die entralisation des Geldes durch den Betrieb der P reusentane nach oben set zu bedauern ; wenn das Genofsenschaftswesen in Frankreich nicht dieselbe Entwicklung genommen habe, wie in Deutschland, o liege der Gcund darin, daß auch in Frankreich die Gelder zu ehr der Provinz entzogen worden seien. Herr Faßbender müsse einen Wunsch der Dezentralisation aber nit bloß auf den Depositen- verkehr der Genossenschaftsbanken, sondern auh auf den Kreditverkehr erstrecken. Bedenklih sei au, daß die Preußenkasse die Genossen- aher zu einer gewissen Interessengemeinschaft führte, aber anzuerkennen Jeï, daß die Leitung dieser Behörde selbst den Folgen solcher Interessen- R entgegenzuwirken suhe. Daß die Preußenkasse manhmal törend in die Geldverhältnisse eingreife, liege daran, daß fie nit bloß mit Son Sette ges{chäftlich verkehren könne, sondern wie jede häfte machen müsse. Was solle es überhaupt beißen, wenn man von einem „großen" Einfluß auf den Neichsbankdiskont \preche ? Solche Einflüsse erfolgten ohne weiteres aus dem Vorhandensein der Kasse. Wenn der Finanzininister auf den Kreis von 1200 000 Mitgliedern dér Preußenkasse hinwies und mil Anschluß der zu- amilien 6 bis 8 Millionen Seelen Interessenten- kreis feststellte, so müsse man doch ‘bedenken, daß so manches underttausend davon seinen Bankier auch noch wo anders uhe. Der Wunsh des Herrn Faßbender nach Eiprichtung einer Genossenschaftsbibliothek dur die Preußenkasse set fehr unterstüßenswert, aber die parsamkeit ihrer Leitung werde es wohl nicht dazu kommen lassen; denn zur Fort- Fung des von der Preußenkasse herausgegebenen Adreßbuchs der an- geschlossenen Genossenschaften habe sich die Verwaltung {hon wegen Babe de an die Genossenschaften gewandt. Bedaguerlicherweise habe der Präsident der Preußenkasse, Herr Heiligenstadt, es gelegent- lih hervorgehoben, daß ein der Kasse angehörender Verband P durch eine Schulze-Delißschsche Genofsenshaft erlitten habe. Man habe daraufhin neue Angriffe gegen die Schulze-Delißschschen Fassen gel leudert. Der niedrige Zinsfus der Preußenkasse bestände d bei ihrem Wechselverkehr niht; vielmehr richte si dieser wie überall nach dem Retchsbankoiskont. Die Berliner Milchzentrale sei von ihrem Schicksal getroffen worden ; Herr Hammer habe noch am 3. Februar 1906 von der inneren Gesundheit der Milchzentrale gesprochen und auf den Uebershuß von 130 000 ( hingewtesen. Wie glüdlid wären die Es Bauern, wenn Herr Hammer recht hätte! Der Redner betont, daß er diese Angelegenheit jeßt niht zur Sprache gebracht hätte, wenn niht- der Präsident, Herr Heiligenstadt, in der Budgetkommission erklärt hätte, daß er die Abschlüsse der Milh- zentrale durch seine Beamten wiederholt habe prüfen lassen und troydem zu keinen Beanstandungen Veranlassung gehabt habe, und das, obglei sih nicht nur die Spaten in Berlin, sondern die Spaten von den Dächern aller märkishen Dörfer einander zupfiffen, wie die Dinge lagen! Herrn Faßbenders warmem Appell an Handwerk und Landwirtschaft zur weiteren Organisation des Genossenschaftswesens Fönne man nur zustimmen. Präsident der Zentralgenossenshaftskasse Dr. Heiligenstadt: Auf den Vorwurf, daß ih mich von den Verhältnissen der Milch-

zentrale niht genügend überzeugt hätte, erwidere ih, daß die Anfrage

in der Kommission nur dahin ging, ob eine Sanierung der Milchzentrale vorgenommen werde oder in Aussicht stehe.

habe in der Kommission hon erklärt, daß die Zentral- genossenschaftskafse mit der Milchzentrale niht in Verbindung stehe, da wir nicht in das Selbstverwaltungs- und Selbstbestimmungs- recht der Genossenschaft eingreifen wollen. Darum hatte ih keinen Anlaß, mi über die Verhältnisse der Milchzentrale zu orientieren. Ich habe in der Kommission ‘nur erklärt, daß, soweit mir bekannt ist, die betreffenden Maßnahmen nicht vorgenommen würden. Der Rechtsstreit der Milchzentrale ist beim Kammergericht zu ihrem Vorteil und erst beim Retchsgeriht zu ihrem Nachteil entschieden. Wenn diese beiden Gerichtshöfe zu verschiedenen Auffassungen kommen, kann man den beteiligten Kreisen nicht vorwerfen, daß sie leihtsinnig gehandelt haben. In der General- versammlung der Milchzentrale wurde erklärt, daß nicht wegen der \{chlechten Geschäftslage, sondern deshalb, weil 6000 Geschäftsanteile im Oktober 1908 ausgetreten sind und weitere zum April 1907 gekündigt haben, die Auflösung beshlofsen wurde. In einem Bericht darüber heißt es, daß keine Schwierigkeiten vor- gelegen hätten, sondern daß nur die Untreue der Genossen der Grund zur Auflösung sei. Das deckt sih mit dem Bild, das ih jeßt gewonnen habe. Wenn die kleinen Kaufleute und Handwerker noh nit genügend den Kredit der Zentralgenofsenschaftskafse genießen, so ist das nur die Schuld diejer Kreise felbst, weil fle noch nit die nötigen Organisationen geschaffen haben. Mit dem Haupt- verband der Genossenschaften hat die Zentralgenossenshaftskasse selbst gar nichts zu tun. Ein Beamter der Zentralgenossen|chaftskasse ist allecdings im Nebenamt beim Hauptverband tätig, aber sowohl das Direktorium wie ih persönlih enthalten fh jeder Einwirkung auf den Hauptverband. Dieser ist vollständig selbständig, und es handelt #ch nur um einen Beamten, der lange Zeit im Genofsenschaftswesen steht und dort zweckentsprehend wirken fann. Von dem Adreßbuch der Genossenschaften sind noch keine 100 Exemplare abgeseßt worden. Deshalb müssen wir uns sehr überlegen, ob eine Fortseßung dieser Publikation zweckmäßig ist, wenn nicht. die Interessenten zu den Kosten beitracen, Auf eine theoretishe Erörterung, was Neal- und Pecfonalkcedit ist, will ich nicht eingehen. Unter Real- kredit wird verstanden, daß das Pfand ledigli durch ten Besiß gedeckt ift, während für den Personalkredit in erster Linie die Person steht. lte Frage ist aber nicht aftuell. Die Grundsätze, die wir anwenden, sind zum Teil auh die von Shulze-Delißsch, aber es find allgemeine kaufmännishe Grundfäge. Darum, weil sie von Schulze-Delißsh angewendet sind, brauchen wir fie nicht zu kopieren. Der Abg. Crüger behauptet eine ungereht- fertigte Konzentration des Kreditverkehrs nah oben durch die Zentral- genossenshaftskasse. Wie das Herr Crüger meint, ist mir nicht recht fklar. Die Negierung tist immer für die Dezentrali- sation auf diesem Gebiete eingetreten. Der Finanzminister hat einmal gesagt, daß möglihst jedes Dorf seine Dorfbank haben sol. Daß nachher alle Fäden auf dem einheitlichen Geld- matt zusammenfließen müssen, i doch ganz selbstverständ- lich. Bei unserer Kasse fließen die leßten Fäden de3 Kreditver- kehrs der von uns vertretenen Bevölkerungs\chihten zusammen. Die Zentralgenossenshaftskafse soll nicht lediglich dem Geldausgleich dienen, sondern {on 1896 hat der Finanzminister erklärt, daß die Kasse zunächst den Geldausglèih zu organisieren habe, daß sie aber darüber hinaus die wichtige Aufgabe habe, die notwendige Brücke zum Geldmarkt darzustellen. Durch tie Dezentralisation und Zenüalisation in der Zentralgenossenschaftskasse soll die Unabhängtgkeit der Ge- nossenschaften beeinträchtigt sein; hier sigen viele Genossenschafter, die den Geschäftsverkehr der Kasse kennen und mir bestätigen werden, daß die Kasse niemals in die Selbstverwaltung der Genossenschaften eingegriffen hat. Dadurch, daß die Zentralgenossenschaftskasse Geld ¿u 82 9% ausgeliehen und fih selbst bei der Neich3bank zu 8 0% geliehen hat, soll sie die \chwierige Lage des Gelomarktes mit ver- anlaßt haben. Allerdings hat die Kasse ultimo Dezember 54 Millionen bei der Neichsbauk áls Lombarddarlehen entnommen. Diese Ditpositionen werden aber regelmäßig in jedem Vierteljahr ausgeführt, und niemals ist darüber ein Vorwurf erhoben worden und kann nicht erhoben werden. Auch die Art der Geschäfte ist durchaus nicht dem Geldmarkt {ädlich. Gs handelt sih um Gelder, welche die Zentralgenofsenschaftskasse kom-

missionsweise erhalten und weitergegeben hat. Die Kasse mußte den Auftraggebern den Zinsfuß vergüten, der dem Geldmarkt entsprah. Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß der Zinssaß der Reichsbank nah dem Januar zurückgehen würde, und es kann nicht verlangt werden, daß die Zentralgenossenschaftska} e den Verlust trägt. Seit Jahren hat die Zentral- grnenenla tsfasse den Diskontkredit der Neisbank überhaupt nicht in

nspruch genommen. Wir find es nicht, die den Geldmarkt beeinträhtigen, sondern das find die Een Verhältnisse auf dem Geldmarkt. Hat denn aber die Zentra de olsensWaltBtasse überhaupt etwas Unrechtes getan, daß sie die Reichsbank in Anspruch nahm? Jedenfalls ist sie, wie auch Herr Crüger anerkennen muß, dazu berechtigt. Die Zentral- go pan ist nicht eine Pumpstation; die Genossenschaften haben alle ihre Kredite bisher zurüdckgezahlt, und die Kasse hat nur den Kredit zu organisieren. Die Reichsbank ist durch die Geseßgebung mit elastischen Zirkulationsmitteln ausgestattet. Unsere Zentralgenossen- schaftskasse umfaßt jedenfalls einen erheblichen Teil der Volkswirt- \haft und vertritt ca. { unserer Gesamtbeyölkerung. Wenn man bedenkt, wie Handel und Industrie die Reichsbank mit 11 Milliarden in Anspruch E haben, die Zentralgenossenshaftskasse aber nur mit 4 Millionen, o muß man zu der Ansicht kommen, daß die Kasse den Geldmarkt geschont und den Play eingenommen hat, den sie beanspruchen kann.

Nach 41/4 Uhr wird die weitere Beratung auf Montag 11 Uhr vertagt. (Außerdem Etats der indirekten und direkten Steuern, der Lotterieverwaltung, des Finanzministeriums und kleinere Etats.)

Nr. 18 des ae npralhlatts der Bauverwaltung“, aerautgegeen im Minifterium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. Februar, hat folgenden Jnhalt: Aus dem Reichshaushalt für 1907. Ver- mishtes: Ergebnisse der vor dem Königlich \ächsishen Technischen Oberprüfungsamt abgelegten Prüfungen. Wettbewerb um Entwürfe für ein König Georg-Denkmal in Dresden. Errichtung eines deut- [hen Gesandtschaftsgebäudes in Adis Abeba in Abessinien. Förde- rung von Versuchen auf dem Gebiete der Motorluftschiffahrt. Länge der Eisenbahnen Rußlands. Belastungsgleichwerte.

Land- und Forsfstwirtschaft.

Anbau von E Frankreich für das ahr :

Nah Schäßungen des französishen Landwirtschaftsministeriums waren im Januar d. J. 1210608 ha mit Roggen bestellt gegen- über 1255438 ha im Vorjahre. Mit Gerste waren zu Anfang d. J. bebaut 134673 ha gegen 139232 ha im verflossenen Jahre, während die Hafer anbauflächen auf 766 896 ha gegen 758 383 ha im Jahre 1906 geschäßt werden. (Le Bulletin des Halles, Bourses et Marchés.)

Getreidemarkt in Genua und Savhona.

Das Kaiserliche Generalkonsulat in Genua berichtet unterm 25. b, M.: Im Monat Dezember v. J. wurde von Taganrog Hart - weizen niht mehr verschifft, und auch das Geschäft mit Novorossisk war während des Monats Dezember wentg lebhaft. Die Mühlen in Genua hatten in den leßten Tagen des Oktober und im November fehr grn Leuten Taganrogweizen gekauft und große Vorräte ange- häuft. üditalten und besonders Sizilien waren mit nordamerika- nishem Hartweizen überfüllt, und deshalb war im Dezember die Nachfrage nad Novyorossiskweizen, der ohnehin bei den Mühlen nicht sehr beliebt ist, nur gering. Doe behaupteten sich die im No- vember für Novorossiókweizen gezahlten Preise (fr. 19/z cif. für 10 P. Dezember - Dar e eristuno während des ganzen Monats Dezember, da die Ankünfte in Novorossisk sehr gering waren. Nord- amerikanishe Hartweizen waren im Dezember ziemli starken Preis- (wantangen, uo ch: Da in Süditalien sehr viel Hartweizen nordamerikanishen Ursprungs lagerte, wurden einige Spekulanten, die noch unverkaufte schwimmende Weizenmengen hatten, zum Verkauf ge- drängt. So wurde Mitte Dezember von diesen Spekulanten Ware, die am Ursprung 17,50 Fr. und 17°/ Fr. cif. kostete, für 17!/; Fr. und 17,— Fr. abgegeben. Einige Exporteure haben auch kleinere Mengen unverkauft verladen. Jnfolaedefsen wurde Ende Dezember | in Genua Ware zu 16,75 Fr. und 16*/; Fr. cif. angeboten, während sih die Preise für Januar-Februar- Verschiffung am Ursprung auf 17,50 Fr. und 17?/; Fr. cif. stellten.

Die aus den Donauländern stammenden Weichweizen haben si im Dezember annähernd auf den Ende November erzielten Preisen gehalten, und es wurden größere Abschlüsse für Frühjahrsvershiffun gemacht, an denen sih sowohl Neapel, als auch der Norden ziemli rege beteiligten. Die Preise stellten ih füc 77/78 20/9 für März- April auf 153/; Fr., 4 cif. und für 78/79 20/6 auf 15,85 Fr., 75 cif. Verschiedene unverkauft s{chwimmende Mengen wurden kurz vor ihrer Ankunft in Genua, Neapel, Venedig und Livorno zu fehr niedrigen Preisen abgegeben (75/76 3% zu 1450 Fr. cif. und 78/79 29/6 zu 153/g Fr. cif.). Nicolaieff-Ghirca-Ulca 9,30 40/% war anfangs Dezember immer noch zu 16!/z cif. für prompte Ver- {iffung käuflih. Gegen Mitte des Monats machte sich jedoch eine Befestigung der Preise fühlbar. Die Genueser Spekulation, die bis dahin immer noch auf einen Preisrückgang gehofft hatte, fing an, ängstlih zu werden und sich einzudecken, was naturgemäß die Hausse noch förderte. JInfolgedefsen wurden Ende Dezember dür 9,30 ‘/, prompte und Januar Februar-Verschiffung 16,50 Fr. und 165/; Fr. gezablt, während sich für spätere Verschiffung überhaupt keine Abgeber

anden.

Auf La Plata-Weizen seßt man große Hoffnungen, da nah den eingegangenen Berichten die Ernte sowohl nah Menge, als auch nah Beschaffenheit sehr befriedigend ausgefallen sein soll. Während jedoch Ende Dezember 1905 bereits die ersten Ankünfte erwartet wurden, sind in Genua Ende Dezember 1906 nicht nur keine Ankünfte zu erwarten, sondern es fehlen sogar Angebote.

Donau-Gelbmaits (Foxan-coloró) wurde im Dezember in ziem- lien Mengen zum Preise von 107/z Fr. und 11 Fr. Februar-Mai- Verschiffung gehandelt.

i (aier Noggen und Gerste waren im Dezember nahezu ohne msat.

Das neue Jahr hat für den Getreidemarkt in Genua einen un- günstigen Anfang genommen. Das Geschäft war während des ganzen Monats Januar wenig lebhaft. Die Gründe hierfür sind folgende : Die Genueser Mühlea waren noch mit Vorräten reihlich versorgt und mußten außerdem ihre Produktion infolge geringer Nachfrage etn- s{hränken. Die Weizen jeder Herkunft waren im Preise efiivgen;, weil nach Einstellung der Schiffahrt auf der Donau, den nord- amerikani)/chen Flüssen und in Taganrog die Vorräte in den noch zu- gänglihen Häfen nur begrenzt waxen.

Der Preis für Novorofsisk-Hartweizen 10 P. ver Januar-Februar- Verschiffung stieg anfangs Januar auf 20 und 201/z Fr. und Ende Januar auf 20} Fr. cif. Zu diesen Preisen wurde auch nah Süd- italien eiwas gehandelt, während nah dem Nordea im Januar nichts verkauft wurde. /

Die Preife für Donau-Weichweizen stellten sich im Januar auf

163/, Fr. cif. füc 77/78 29/6 Februar-März,

L i e SBITO 9H Í ; also um etwa 1 Fr. höher als im Dezember. Gekauft wurde jedoh zu diesen hohen Preisen nihts, und nur einige kleinere {wimmende Sendungen wurden zu niedrigeren Pceisen umgeseßzt.

Nicolateffweizen 9,30 40/9 wurde anfangs Januar mit 167/z Fr. bis 17 Fr. cif. und gegen Ende des Monats mit 17,50 Fr. und 175/z bezahlt.

Was den La Plataweizen anlangt, so waren für diese Getreidesorte, mit Ausnahme von etwa 100 —200 t, welche versuchsweise uaverkauft verladen und hier zu guten Preisen veräußert wurden, noch keine Ab-

{chlüfse nach Italien zu verzéihnen, troßdem La Plataweizen infolge der Preissteigerung * für Donauweizen mit diesen in Konkurrenz treten

In Platahafer wurden im Januar kleine Sendungen 45/46 zu /s und 14,50 Fr. gehandelt. Getreidevorräte und die Preise für den Doppelzentner stellten sich in Genua, wie folgt :

am 31. Dezember 1906:

15,75—16,75 Fr. 16,00—19,75 11,00—12,25

Preise inländish

Weichweizen 16,50—16,75

am 31. Januar 1907 :

15,50—17,00 Fr. 16,25—19,75 11,25—12,50 13,75 —14,25

In Savona stellten sih die Preise am 31. Dezember 1906: . 29—26 Fr.

Weichweizen 16,50—16,75

am 31. Januar 1907 : 26—27 Fr.

wurden nach Savona im Dezember 1906: 6160 dz

Weizen, im Januar 1907: 12 320 dz Weizen und 3140 dz Hafer. Hiervon verblieben Ende Januar 1907 an Lager : 1680 dz Weizen und 130 dz Hafer.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

NaMwel})ung über den Stand von Viehseuchen in Oesterrei ch-

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am 27. Februar 1907 (Kroatien und Slavonien am 20. Februar). (Auszug aus den amtlihen Wochenausweisen.)

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Bácsalmás, Topolya, Zenta, Zombor, nta, Vè. Baja, heresiopel (Sza- badka), Zombor - St. Apatin, Hódság, Kula, Nómetpalánka, Titel, Neusatz (Ujvidék), Zsablya, M. Ujvidék .. 4 Peava M. Fünfkirchen

(Pécs K.Bars, Hont, M.Schemnigtz (ECanesl- és Bélabánya)

K. Bereg, Ugocsa

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Ermihályfalvya, Székelyhid,

St. Csóffa, Elesd, Központ, Mezölkeresztes, Szalárd, M. Großwardein (Nagy-

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