1907 / 59 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

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Berichte von deutschen Fruchtmärkten. Zusammengestellt im Kaiserlicen Statistischen Amt.

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Allenstein Goldap . . So Krotoshin . Schneidemühl . . U s e v9 Mat a 9 reiburg i. Sl. .

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Mülhausen E, Saargemünd

Günzburg Memmingen Schwabmün 4 Waldsee i. Wrttbg. . Pfullendorf . i

Allenstein Goldap . Thorn Krotoshin . Sani N neidemühl .

a 0 t Freiburg i. Schl. . G e t 6 Neustadt O.-S.

Hannover Emden

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17,90

17,60 17,70 16,50 16,60 16,90 17,40 16,90 17,50 17,90

19,00 19,58 17,50 19,80 19,10 17,50 19,00 19,00

Weizen. 17,90

17,90 17,70 16,50 16,80 17,20 17,60 16,90

17,60

18,00 19,50

19,58 17,50 19 80 19,50 17,50 19,00 19,00

19,00 18.50 18,00 17,90 17,09 16.80 17,30 17,70 17,40 17,90 18,10 17,75 19,50 19,72 18,50

18.30 19,25

Kernen (enthülfter Spelz,

19,40 20,60 19 60 19,94 19,30

16,38 16,00 16,50 15,90

15,60 16,00 15,10 15,70 15,49

15,50 1700

17,00 17,03 16 00 18,C0 17,40 16,50 17,00

14,50 14,00

15,00 15,60 15,60 12,60 16,00 16,10 15,30 15,40 16,00

17,50 17,60 17,00 17,00

16,10 16,00 16,50 16,10 14,40 15,80 15,80 16,10 15,80 15,20 16,60 15,80 18,20 16,00 17,50 17,25

18,40 17,80 17,40 18,10 18,00 16,50 18,50 18,00

19,40 720,60 19,60 19,94 19,60

Noggen.

16,38 16,00 16,70 15,90

15,60 16,20 15,40 15,90 15,40

15,60 17-10

17,50 17:03 16,00

1800 j

17.49

16,80 î 100 |

15,00

15,60 |

15,80 13,00 16,50 16,30 15,30 15,50 17,00

18,00 18/20 18/00

17,00 |

19,80 20,80 19,80 20,10

17,00 16,50 17,00 16,10 15,25 15,80 16,20 15,50 16,09 15,90 16,40 15,90 17,20 17,05 17,50 17,19 17,00

17,00 17/50

Gerste.

14,50 | 14,00 !

16,00 14,50 14,90

15,80 15,80 13,10 16,60 16,40

15 80 15,90 18,50 15,65 18,00

Hafer.

16,10 16,00 16,80 16,10 14,80 15 80 16,00 16,30 16,00 15,20 16,60 16,00 18,70 16,80 18,00 17,25

18,40 17,80 18.20 18,10 18,90 16,80 18,50 18,00

17,20 16,40 17,10 16,30 15,20 16 00 16,00 16,40 16,10 15,70 17,00 16,20 E 1800 17,50 17,20 18,80 18,00

18,20 17,00 18,75

19,00 18,50 18,20 17,90 17 00 17,00 18,10 18,10 17,90 18,00 18,20 17,85 20,00 19,72 18,50

18,30 19 25

Dinkel, Feseu).

19,80 20,80 19,80 20,10

17,20 16,40 17,20 16.30 15,20 16,00 16 20 16,80 16,60 16,20 17,00 16 40 19,60 17,30 18,59 17 50 17,20 19,20 18,00

18,20 17,40 18,75

15 23 50 30

120

50 200 560

12 52

T 2 800

57 208 26 123

118 26 174 60

12

1.500

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durhschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen bérechnet. Gin liegender Stri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ist, ein Punkt (. ) in den lezten ses Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

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Grofßhandelspreise von Getreide an deutschen uud fremden Vörsenpläten für die W o che vom 25. Februar bis 2. März 1907 nebft entsprehenden Angaben für die Vorwoche. 1000 kg in Mark.

(Preise für greifbare Ware, soweit niht etwas anderes bemerkt.)

q A T at temitaSi cam ——_——————

Woche | Da- 25./2. | gegen bis 2./3.| Vors- 1907 | woe Berlin. Roggen, guter, gesunder, mindestens 712 g das 1 172,00| 173,25 Wehen, o o w 755 g das 1 187,00 184,58 Hafer, " ° S 450 g das 1 179,67| 178,25

Mannheim.

Roggen, Pfälzer, ruf sder, bulgarischer, mittel . , | 181,00| 181,00 Welten | ller, Fu er, arterit., rumän., mittel O REe 9 dische, i E 7 T IRBSO 18188

bad Gerste { russische, Futter- i ¿(F 14250// 140,00

Roggen, L 4 122,39) 12231 Weizen, Theißs 144,48| 144,40 Hafer, ungarischer I x T 18683) 138,45

erste, slovakische . . 138,53| 138,45 Mais, ungarischer 100,29| 100,23

Budapest.

e E Le .| 113,12| 112,40 en, o Sd - o. e . - 125,34 127,43 129,61| 129,53 113,46} 1183,39 ais, N 88,07| 87,76

gen, 71 bis 72 K Ns M e 114,67| 115,76 Uka, 75 bis 76 kg das bl, 130,80} 130,80

Riga.

R 71 bis 72-kg das 11... 147,80| 146,50 Wehen, O O e dis 139,96| 139,96

Paris. en 144,73| 144,04 egger | lieferbare Ware des laufenden Monats { 187.91| 188,92

Antwerpen.

135,71| 135,56 135,71| 135,56 134,74| 135,15 141,38| 142,03 132,71| 132,56

Amsterdam. O a o o 132,68| 132,75 Roggen { St METELSULIEE v e oe S Weizen O a S S D d S . 144,24 144,31 amerikanisher Winter- . . . ., 147,76| 147,83 Mais amerikan. bunt . 105,54| 105,59 109,77| 105,59

London. engl. weiß 136 68| 136,68 Weizen \ rot | (Mark Lans) 133,32] 133/32

Weizen engeisdet Getreide, 125,87| 126,26 Pelet Mittelpreis aus 196 Marktorten 128,50| 128,50 e (Gazette averages) 136,46| 136,46

Liverpool.

russischer . 149,64| 149,64

wier B 1 8

«e 1A e

Weizen 146,34| 146,46 144,46| 144,93 148,70| 148,94

alt o... 150,57 156,57

Hafer, englischer, vid] nen e 0) 13384) 13384 a Ll, '

Gerste, Futter- ( raa 126,26| 126,26

E 106/82| 106,82

105,88| 105,88 109,17| 107,29

119,94| 120,37 Weizen, Lieferungsware «¿Nd JNL11

S v C IRECO L Mais Ö Mai 78,59| 78,29

roter Winter- Nr. 2... 130 44| 129,52 Weizen Mai . T BGU10! 1385 Lieferungsware | 131,48| 131,12 Sept 129,77| 130,14 Mais â Mai 90,36| 89,80

Wehen Buenos Aires. viaae 1048 Mats | Durchschnittsware . . 82,85 84 63.

Bemerkungen.

1 Imperial Quarter ist für die Weizennotiz an der Londoner Pro-

d 504 d et; die aus den Ums M Is n E PEd On ree: r Dec SiBuitipreise: für ein hes Getreide (Gazotto averages) ift 1 Imperial Quarter L ta Been 0 1 Bub Mais = £6 Pfund enalli; 1 Phund englis, = 454,6 g; 1 Last Roggen = 2100, Weizen = Bei der Um zus der Preise in Reihswährung find die aus den einzelnen esangaben im elekPbanzeiger ermittelten wöchentlichen Durchschn iner Börse zu Grunde gelegt, und zwar qn Kuese au! ten, Mee erve due 2a Nes Por fle Oese fat sige de Kut e au a i f ufe

t. b Amsterdam die K auf diese Pie. Pres n Buenos da Berüsihtigung

für Aires unter Berlin, den 6, März 1907. Kaiserliches Statistisches Amt. yan der Borght.

129,63| 129,49

Deutscher Reichstag. 10. Sigung vom 5. März 1907, Nahmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Fortseßung der ersten Beratung der Geseß- entwürfe, betreffend die Feststelung des Reichshaushalts- etats und des Haushaltsetats für die Schußgebiete auf das Rechnungsjahr 1907 sowie der Ergänzung zum Entwurf des Reichshaushaltsetats, Wahl von 6 Mitgliedern für die Reichsshuldenkommission und erfte Beratung der Geseß- entwürfe, betreffend die Vornahme einer Berufs- und Betriebszählung im Jahre 1907 und die Feststellung eines Nachtrags zum Reihshaushaltsetat für das Rehnungs- jahr 1906.

Ueber den Anfang der Sizung if in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. Dr. Paasche (nl.) fortfahrend: Nun sagt das Zentrum : „Man wirft uns Kuhhandel vor. Zeigt uns, wo wir ihn getrieben, und was wir erreiht hbaben.* Es if unmöglich, Ihnen die Kühe hier einzeln vorzuführen Ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung eine ganze Reihe von Gelegenheiten nennen (Lärm und Zurufe aus dem Zentrum), ih könnte sie auch beweisen. Wenn überhaupt eine wirts{haftlich oder politis wichtige Frage an das Haus kam, so wurde au nit ein einziges Mal vom Zentrum ein Redner vorgeshickt, der gesagt hätte, wir erkennen die Berechtigung dieses Gesetzes durhaus an. Auch in der Presse wurde dann geäußert: so, wie diese Vor- lage ist, wird das Zentrum unter keinen Umständen bereit fein, sie zu genehmigen. Dann kam die Kommissionsberatung. Jch habe in der Budgetkommission seit 12 Jahren mitgearbeitet, ih weiß, wie es da zugeht. Auch dort gab das Zentrum noch kein zustimmendes Votum; gewöhnlich I es dann, erst sei Material und Erhebungen notwendig, manchmal hörte ich auch, wir wollen die Sache auf die lange Bank schieben. Erst wenn die Vorlage wieder an das Plenum zurückgelangte, kam das Zentrum langsam und allmählih mit seinen Wünschen heraus. Wir haben oft uns recht unbequeme Bestimmungen annehmen müssen, weil wir, die Konservativen und Nationalliberalen, uns sagten, lieber etwas als gar nichts. Bei den Heeresvorlagen mußten wir es uns s{ließlich nach langem Hin und Her vom Zentrum gefallen lafsen, daß die Bewilligung der leßten Kavallerieregimenter hinausgeshoben werden follte. Erft 1910 foll das leßte Kavallerie- regiment bewilligt werden, nahdem uns der Nachweis geführt war, daß diese Regimenter im dringenden nationalen Interesse unbedingt notwendig sind, und dann rechnet es sich das Zentrum als ein großes Verdienst an, daß es die großen nationalen Aufgaben mitgelöst hat. GQuruf aus dem Zentrum: Wo bleibt denn der Kuhhandel ?) Rufen

ie mir doch niht immer das Wort „Kuhhandel“ zu. Glauben Sie denn, daß es sih, wenn man von Kuhhandel spricht, um lebendige Kühe handelt? Sie haben eben immer Jhre Wünsche, die Sie auf anderen Gebieten hatten, durhgeseßzt; so könnte ih eine große Zahl von Einzelfällen aufführen, die aufzuzählen nicht angenehm ift. Ist niht von Ihrer Seite ausgesprohen worden: „Wenn wir die Akten vorlegen und zeigen wollten, was alles hinter den Kulifsen geschehen ist, kein Staatssekretär, kein Minister bliebe auf seinem Sessel ?“ Wo haben Sie es nit versucht, für diesen oder jenen Ihrer Freunde etwas zu erreihen? Wie oft haben wir gelesen, bei der preußishen Volkéshule wollten Sie die Rechnung revidieren, wie oft- haben Sie betont, daß das Zentrum die einflußreihfte, an- gesehenste, mächtigste Partei ist! Schon dieses Machtbewußtsein allein mußte Sie zum Mißbrauch Ihrer Stellung verleiten. Haben Sie nicht ausgesprochen, die Aufhebung des Jesuitengesetzes fei kein Handels- artikel, sondern ein Ret, und Rechte kauft man nicht, sondern man ftraft, wenn sie verweigert werden. Damit geben Sie doch zu, daß Sie, wenn Sie etwas nicht erreichen konnten, gestraft haben. Das war eben eine mißbräuhlihe Anwendung Ihrer Macht, das sind die fetten Kühe. enn man jeßt, wie es oft ausgesprochen ift, aufatmete, daß der Druck des Zentrums von den Parteien genommen ift, glauben Sie denn, daß dieses Gefühl künstlih vom Reichskanzler hervorgerufen ist? Nein, das hat der tiefempfundene Mißmut zuwege gebraht, der sich über diese Machtpolitik des Zentrums in der Bevölkerung eingestellt hatte. Der Freiherr von Hertling sagte, Sie lehnten das Bündnis mit den Sozialdemokraten ab, es hbâtte Ihnen weh getan. Die Quittung für diese Anshauung hat der Freiherr von Hertling von Ihnen schon vor den Stichwablen reihlich bekommen. Seine Stimme is nicht gehört worden. Man hat uns fogar den Vorwurf gemaht der Abg. Schaedler hat in der ihm eigenen witzigen Art lange darüber geredet —, wir hätten mit der Sojial- dembtratie paktiert. Was bat denn der Abg. Schaedler gesagt ? Jch höre seine Worte noch: „Wir müßten ja gottsfträflih dumm fein, wenn wir das Messer uns selbs| an die Kehle seßten; das über- schreitet das Maß der erlaubten Naivität.“ Bei Ihnen kommt es darauf an, wer das Mittel brauht. Sie nennen es gottsfträflich dumm, wenn Sie die Hilfe der Sozialdemokratie ablehnen wollten, aber uns mahen Sie \hon einen Vorwurf, wenn, obne daß jemals die Parteileitung zu dieser Haltung irgendwie ihre Zustimmung gegeben bâtte, mit der Sozialdemokratie Füblung genommen wird. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Baden!) Ich weiß nicht, warum Sie immer Baden rufen, wo Sie doch in Baden mit uns zusammen egangen sind. Vom E sind wir recht gründlih losgekommen. enn die Kluft zwischen Zentrum einerseits und Regierung und Mehrheitsparteien anderseits immer mehr vertieft ift, so hat dies nit an uns gelegen, sondern an dem groben Geshüß, das erst der Abg. Spahn, dann der Abg. Gröber und dann ein noch Gröberer aufgefahren hat. Und als jemand von Ihnen aufgetreten war und gesagt hatte, es seien au national.konservativ gesinnte Männer in œlaot Reihen, da \hickten Sie noch einen leßten Redner vor, der in seiner freien Art erklärte: die oppositionelle Richtung, die die ultramontane Partei zum Kampf gegen die Regierung geführt hat, wird weiter herrshen und die Herren, die ihre Stimme bei der Stich- wahl erhoben haben, unterwarfen \ich gehorsam und gingen mit dem Gros der Zentrumspartei. Wenn wir fiüher vielfah mit Jhnen Hand in Hand arbeiten mußten und nicht daran gedacht haben, den Kampf gegen Sie zu rihten, so werden Sie uns dazu zwingen, es in der Zukunft zu tun. Das ist eine der Ma Errungenschaften des leßten Wahl- kampfes, daß die alte Mär beseitigt ist, als ob das Zentrum mit seinen chriftlichen Arbeitervereinen im stande wäre, der Sozialpolitik das Rück- grat zu geben. Troß der Wahlhilfe des Zentrums ift die Sozial- demokratie auf die Hälfte der Mandate zurückgedrängt und ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß, wenn der Kampf erneut wird, die Sozial- demokratie noch einmal um die Hälfte geschwäht zurückkommt und daß damit die Sorge vor dem roten Gespenst ganz und gar ver- {windet. Der Abg. Freiherr von Hertling meinte, die Abftimmung am 13. Dezember sei niht der innere Grund, sondern nur der Anlaß für die Auflösung gewesen, in Wirklichkeit habe der Neichs- kanzler eingesehen, daß er, nahdem die großen wirtshaftlihen Fragen gelöst seten, das Zentrum niht mehr brauche, und er habe sich nun mit den Feinden des Zentrums versöhnt und, vereinigt. Allen Respekt vor den Alldeutshen, vor dem Evangelischen Bund und den Jungliberalen. Biéeher haben aber diese vor dem Parlament noch eine sehr geringe Rolle spielen können. Jh verstehe nidt, wie der Reichskanzler daran hätte denken follen, fich mit diesen politischen Parteien gegen die mächtige ZEE partei zu verbinden. Nein, auch ihm war der Druck der Zentrums- nebenregierung und das Machtbewußtsein des Zentrums, wie der roßen Masse des deutshen Volkes allmählih unerträglih geworden. ie inneren psyhologishen Gründe des Kanzlers kann niemand wissen; und die Afübrung des Abg. von Hertling, daß der national- liberale Angriff auf die auswärtige Politik der Beginn des An- \{lusses an die innere war, ift wohl nicht ernst zu nehmen. Es war das Streben, si von dem Druk des Zentrums zu befreten, und daber haben wir allen Grund, damit zufrieden zu sein. Der 13. Dezember selbst, den Ste (zum Zentrum) heute als minderwertig beiseite schieben

möchten, ift niht bloß der Anlaß, fondern der Grund zur Auflösung gewesen. Der Abg. von Hertling meint, man habe keine Verständigung gesucht, man hätte die dritte Lesung abwarten follen. Das Zentrum wußte doch, daß für den Antrag Hompesch keine Mehrheit vorhanden war; auch im Plenum nicht, weil die Sozialdemokraten nicht dafür gestimmt hätten. Das Festhalten des Zentrums an dem Antrage konnte nuc zur Ablehnung des Ganzen führen. Die Fragestellung des Präsidenten war nicht ganz zutreffend, die Gegenmeldung meines Kollegen Büsing kam zu spät. Es hätte zuerst die Aenderung des Dispositivs zur Abstimmung gestellt werden müssen, also der Antrag Ablaß, dann der Antrag Hompesch und dann die Ziffern, erst die böberen, dann die geringeren. Das Resultat wäre wahrscheinli immer das gleihe negative gewesen, selbst wenn der Kanzler no den Antrag Hompesch abgewartet hätte, da für diefen niemand hätte stimmen können, der vorher für Weitergehendes gestimmt hatte. Man ging ja auch [hon vorher im Hause herum; einige Herren kamen mit dieser Anregung auch zu mir, daß wenigstens Ueberschrift und Einleitung gerettet würden. Das charakterisiert eben die Taktik des Zentrums : alles in zweiter Lesung ablehnen, die Regierung damit in die shlimmste Verlegenheit vor dem Auslande bringen, um dann zwishen zweiter und dritter Lesung Kuhhandel zu treiben. Dann wäre die Vorlage nah Jhrem Willen geltaet, dann wären 2500 Soldaten und 4500 Mann Polizeitruppen bewilligt worden, dann bhâtte man den Wählern gesagt: Seht, was wir erspart haben, wir haben das durchgesett, wir haben recht behalten. Hier handelte es sich wirklich niht um einige lumpige Millionen, sondern um etnen Eingriff in die Kommandogewalt; hätte die Negterung bis zur dritten Lesung gewartet, so hätte sie an Ansehen und Prestige den groben Teil verloren. In folhen Fragen kann und n eine egierung niht nahgeben; ich freue mih, daß sie diefen Kuhhandel abgelehnt hat. Der Abg. von Hertling will nichts von der Neben- regierung gelten lassen, was gehen thn die Subalternen Poeplau und Wistuba an! Darum handelt es sih nicht, der Kern der Sache war ein ganz anderer. Jedenfalls haben einzelne Zentrumsmitglieder an maßfgebender Stelle unter Berufung auf die Macht des Zentrums und seine ausschlaggebende Stellung versucht, in die Administrative einzugreifen. Ob es #ch dabei um Sukbalterne oder hohe Beamte oder Missionsgesellshaften handelt, ist gleich- gültig. Das Zentrum hat any . R keine Mißbilligung darüber E also nahhträglich seine Zustimmung dazu ge- geben; das ist fo gut, als wenn das vorher geshehen wäre. Der Abg. von Hertling bedauert, daß der Wahlkampf die Kluft zwischen Evangelishen und Katholishen, zwishen Nord und Süd vertieft habe ; er hat den Kulturkampf herbetgezogen und den Spieß umgedreht, als ob die nationale Mehrheit den Kulturkampf gewollt habe. Jch verwahre mich und meine Fraktion dagegen aufs entshiedenste. Gelegentlihe Zeitungsäußerungen find keine Beweise dafür ; für Sie gelten nur offizielle Kundgebungen der Partei, und vielleicht der Parteiführer. Der Kulturkampf wurde am 13. De- zember von einer ganz anderen Seite, von dem Abg. Ledebour, an die Wand gemalt. Er meinte, die Liberalen wollten einen neuen Kulturkampf, aber das sei eine verfehlte Kalkulation. Den alten Bismarckschen Kulturkampf könne man nicht mehr ins Leben zurückrufen, dieser tote Frosch wird sich nicht mehr galvanisieren. Wenn es einmal zu einem wirklihen Kulturkampf in Deutschland käme, sagte er weiter, wenn es sih um etne Trennung von Staat und Kirhe und Schule handelte, einen folchen Kulturkampf würden auh die Sozialdemokraten unterstüßen. Sie sehen also, wel? ein Kulturkampf Jhnen tum Zentrum) bevorsteht von denen, um deren Hilfe Sie gebuhlt haben. Unsere Kundgebung enthält kein Wort von einem Kulturkampf. Sie halten uns doch nicht für so töricht, zu verstecken, was wir wollen. Niemand hat von uns daran gedaht. Sie werden doch dem Worte eines ernsten politishen Mannes mehr glauben, als den Redensarten eines Winkelblattes. Niemand von uns denkt daran, unseren katholischen Mitbürgern irgendwie die Ausübung threr Neligion zu ershweren, im Gegenteil, Freiheit in der Religionsübung für alle Konfessionen haben wir immer betont und wir haben niemals daran gedacht, folhe Schreckgespenfter an die Wand zu malen, wte Sie sie in ihren Flugblättern vorgeführt haben. In Würzburg erschien etn Flugblatt, in dem es hieß: „Katholishe Wähler, wenn ihr nicht wollt, daß die Kruzifirxe aus den Schulen geworfen, die kirchlihen Heiligtümer ver- weltliht, die Seminare geschlofsen, die Bischöfe aus ihrem Besißtum vertrieben, die frommen Krankenshwestern aus den Hospitälern ver- trieben werden, fo e mit euerem Stimmzettel dafür, daß keine liberale und \fozialdemokratishe Mehrheit tn das Parlament kommt.“ Was ift das weiter, als uns zuzumuten, wir wollten alle die Schand- taten gegen unsere katholischen Mitbürger verüben! (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Jawohl, ih halte es für eine Schandtat, wenn man die Kruzifire herunterreißt. Solche Kampfesweise zieht leider bei der fkatbolishen Bevölkerung viel zu sehr, weil Sie die katholische Bevölkerung ganz anders im Zug haben dur Ihre geistliche Organi- sation, als es bei uns mögli ist. Ju Kreuznach, der Hauptstadt

- meines Wakblkreises, sind katholishe Versammlungen geschlossen

worden mit dem Ruf: Nieder mit dem Protestantismus. Jst das nicht der Kulturkampf in {limmster Form? In meinem Wahlkreise haben katholishe Pfarrer von der Kanzel erklärt: Kauft nicht bei evangelishen Kaufleuten. (Widerspruh im Zentrum. Rufe: Wo ?) Den Beweis kann ih Ihnen bringen, ih habe ihn in der Tasche mitgebraht. Glauben Ste, Herr Trimborn, daß ih hier Un- wahrheiten fage, daß ich Behauptungen aufstelle, die i niht beweisen kann? In anderen Wahlkreisen i es ähnli gewesen. Der Abg. von Hertling hat mit Recht gesagt, es fet gewiß niht \taatsmännisch weitschauend, den Gegensaß zwischen Katholishen und Evangelishen zu wvertiefen. inen so weit- s{auenden \taatsmännishen Blik hat wohl auch die Regierun daß sie in der heutigen \shweren Zeit nicht daran denkt, die konfessionellen Gegenfäge noh zu vertiefen. Der Abg. von Hert- ling weiß ganz genau, daß daran niht gedacht wird und nicht gedaht werden kann. Wir wollen nach wie vor weiter arbeiten auf dem Gebiete der Soztalpolitik, der Wirtschafts- und Kolonial- politik und ich will mit der Hoffnung schließen, daß, wenn das Zentrum uns seine Hilfe dabet versagen sollte, an die nationale Mehrheit die doppelte Verpflichtung berantritt, die Gegensätze zu ver- gessen und gemeinsam zusammenzuhalten, damit die nationalen Auf- gaben au troß des Zentrums zum Ziel geiührt werden.

Abg. Krôcher (dkons.): Nur wenige kurze Sätze von mebr persön- lihem Charakter. Der Äbg. David hat mich gestern unter den kon- servativen Politikern genannt, welche die Absicht ausgesprochen baben, das Reichstagswahlrecht abzuschaffen. Das ist ein Irrtum. Ich babe zwar sehr oft in öffentlihen Versammlungen das Reichstagswahlrecht \charf kritifiert und gesagt, daß ih das geheime Wablreht für ver- derblih für unser Vaterland halte, weil es jeden Es Einfluß, fo z. B. den Einfluß des Vaters auf seinen 25 jährigen Sobn, bintenanhalte. Ich habe aber in jeder Versammlung entweder vorber oder nahber etwa folgendes gesagt ih stelle dies hiermit fest und bitte die Herren, \ih das zu merken —: Jch habe niht ausgesprochen, daß ih das allgemeine geheime und direkte Wahlreht abschaffen will; was ih darüber denke, ist meine Sahe. Jh weiß allerdings, daß ein kon- setvakiver Führer im Herrenhause die Absicht ausgesprochen hat, das

ablrecht abzuschaffen. Jch mißbillige das, weil ih es für praktisch fal sch halte, einen Wunsch auszusprechen, der zur Zeit nicht erfüllbar Aber €s ist do ein ftarkes Stück, daß die Herren toto dis dasfel tun, denn ist es niht genau dasselbe, wenn die Herren das mecklen- burgische oder preußische Wahlreht oder andere Wablrechte, die ihnen niht passen, abshaffen wollen? Auch bier trifft das Gleichnis vom Splitter und Balken zu, nur daß der Splitter noch kleiner und der Balken noch größer ist. Damit bin ih fertig mit meinen kurzen Bemerkungen.

Abg. &rzberger (Zentr.): Der Abg. Paasche bat meinen politischen Freunden einen Vorwurf daraus gemaht, daß fie nicht mit cinem dreifachen Hurra allen Vorlagen der verbündeten Regierungen pe- estimmt haben. Die Nationalliberalen haben do aud nit old n der ersten Lesung begeiftert zugestimmt. Jh erirmere z. B. am die Panzerkreuzer. Es ist do nicht richtig, das wir immer vom dortheerän