1907 / 60 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Deutscher Reichstag. 11. Sigung vom 6. März 1907, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Erste Beratung der Geseßentwürfe, be- treffend die Feststellung der Nachträge zum RNeichs8haus- haltsetat und zum Haushaltsetat für die Schuß- gebiete auf das Rehnungsjahr 1906 sowie die Gewährung eines Darlehns an das südwestafrifkanishe Schuß- gebiet. :

Stellvertretender Direktor der Kolonialabieilung des Aus- wärtigen Amts Dernburg: Meine Herren, die zur Beratung stehenden Etats sind im wesentlihen Neproduktionen der bereits in der leßten Session dieses hohen Hauses vorgelegten und dort sowobl im Plenum, als in der Budgetkommission ausführlich behandelt. Ih fann mir daher wohl erkauben, mich auf wenige Worte zu beshränken. Meine Herren, seitdem diese Vorlagen zuleßt Gegenstand der Beratung gewesen sind, sind die hohen verbündeten Regierungen in der erfreulihen Lage gewesen, dem deutshen Volke die Beendigung der Feindseligkeiten in Südwestafrika mitteilen zu können. Die Ereignisse, welhe zu diesem Vertrag geführt haben, find den Herren dur die Denkschrift des Großen Generalstabes Nr. 107 der Drucksahen bekannt, ebenso hat die Reichsregierung die Be- dingungen publiziert, welche den Aufständischen und Bondelzwarts zuerkannt worden waren. Diese Bedingungen entsprehen nicht durchaus dem, was man bier und vielleiht auch im See erwartet und ge- wünscht hat, indem die Stammeszusammengebörigkeit der Bondelzwarts gewahrt worden ift, und dadur eine Grundlage geshaffen worden ist für neue aufständishe Bewegungen und Neigungen, indem diesen Auf- ständischen, den Hottentotten, ihre alten Stammesreservationen belassen worden -find, welche infolge ihrer Lage in der Nähe der cactben Grenze und der unzugänglihen Berge natürlich nicht dazu angetan find, fie zu ruhigen Staatsbürgern zu machen. Schließlich hat man, um ihnen Gelegenheit zu geben, etnen friedlichen Lebensunterhalt fich zu suchen, ihnen Zusiherungen von Vieh gemacht, was andere treu gebliebene Stämme etwas verstimmt hat. Auf der anderen Seite war der Oberstkommandierende im Schußzgebiet, welcher diesen Vertrag abgeschlofsen hat, in einer etwas chwierigen Lage, indem, wenn er diese Bedingungen, die die äußersten waren, die erzielt werden konnten, niht annahm, eine Fortdauer der Feindseligkeiten und damit der großen Opfer, welhe das Deutshe Reich für die Niederwerfung des Aufstandes bisher gebraht hat, notwendig gewesen wäre, und er stand deswegen vor der Frage, ob er diesen Vertrag machen sollte, der zwar die außerordentlihen Ausgaben für die Expedition nunmehr zu einem Ende bringen wird, der aber, wie ich gleich sagen muß, zur Neberwahung der Hottentotten und zur Herstellung von Ruhe und Sicherheit im Schutzgebiet die Haltung einer größeren Truppenmacht für längere Zeit notwendig machen wird, als es vielleiht sonst not- wendig gewesen wäre. Diese Bedingungen sind hier von der zu- ständigen Stelle genehmigt worden. Cs wird nunmebr Aufgabe der Geschicklichkeit des Herrn Gouverneurs fein, dessen Hingebung an seine Aufgabe und dessen genaue Kenntnis der südwestafrikani- chen Verbältnifse Ihnen allen bekannt ist, um die Seßhaftig- keit der Hottentotten beziehungsweise ihre Gewöhnung an Arbeit und geseßlihe Zustände auf administrativem Wege durchzusetzen. Ih habe keinen Zweifel, daß ihm das gelingen wird. Damit wird auch das Schußzgebiet in nicht zu langer Zeit normalen Zuständen zugeführt werden. Die Zustände find nämlich zur Zeit natürlich noch weit entfernt vom Normalen. Zwar werden die Be- dingungen auf das rigideste durchgeführt und es ist die Sammlung der zerstreuten Hottentotten in erfreulihem Fortschritt, der Ueber- tritt der Weiber, Kinder und Greise aus englisWem Gebiet vollzieht ch in ordnung8mäßiger Weise und es find gegenwärtig nur noch einige Banden im Felde, deren Widerstandskraft nicht hoch an- geshlagen werden kann. Aber anderseits ift auch niht zu vergessen, daß die Regelung der Verhältnisse der Herero noch aussteht, daß die Führer der Herero sch noch am Ngami-See, außerhalb des deutschen Schutzgebietes, aufhalten und daß die Sicherung der Grenze gegen- über den Ovambo noch die Aufrehterhaltung einer größeren Truppen- mat notwendig maht. Nichtédestoweniger ist es möglih gewesen, auf Grund dieses eben erwähnten Friedensschlufses die Anordnung zu treffen, auch noch vor Ablauf des Etats8jahres die 8268 Mann, die im Nachtragsetat angefordert find, um etwa 600 zu vermindern, d. b. auf etwa 7600 berabzugeben. An der Summe, die im Nachtragsetat angefordert ift, wird das allerding® aller Vorausfiht nah kaum etwas ändern, da ja die Truppen auch auf dem Heimwege unterhalten werden müfsen und also zu den Befoldungen außerdem noch die Unterbaltungskosten des Nüdcktrans8ports kommen. Ich glaube, es ist bereits in diesem hoben Hause wie in der Budgetkommission betont worden, daß die an- geforderien 29 220 000 Æ ibrer Natur nach als eine Pauschalsumme zu verstehen sind.

Meine Herren, id möchte bier zu einer kurzen Bemerkung über die Gestaltung des Militäretats für Südwestafrika für 1907 über- gehen. Derselbe ift Ihnen vorgelegt worden in derselben Form, wie er in der leßten Session vorgelegt worden ift, niht etwa, weil die verbündeten Regierungen die Forderungen, die da enthalten sind, aufrecht zu erbalten beabsichtigten, sondern nur des- halb, weil etwas, was man an die Stelle hätte seyen können, bisher ode bis vor FTurzem noch nit fest- gestellt gewesen ist. ¿e Entfernung zwishen dem Schußzgebiet und bier, die Tatsache, daß erneur fh zur Zeit auch bier befindet,

aben fehr langwierige Korrespondenzen per Drabt notwendig gemacht. 5s besteht aber nunmehr die 2 Frgänzunggeta bringen, der den veränderten iltni i trägt, und zwar so redtzeitig, daß er von di:sem boben Hause bezw. von der Haushaltsfommission in Beratung des Erpeditionse!ats, wie er bi

Die Grundzüge diefes t Einstellung der Feindseligkeiten aufhören foll, per 31. März d. JI.; Nüdsicht auf die Bequemlichkeit, Schluß des Rechnungsjahre8s ü transport einer erbeblihen Trup Monate des Jahres 1907, f l für gewisse Zeit noch im Schußzaebiete noi 30. Dezember angekommen s j Truppenzahl sein wird, kann glaube“ aber, in spätestens Allerdings muß ih bereits beute vorausschicken, d niht ausgekommen werden fann.

Die Verminderung der Truppen kann nur Hand ir mit ciner gewissen Erböhung der Polizeimaht im Schußtzg möchte hier aber gleich einer Anschauung entgegentreten, wiederholt auch in der Prefse geltend gemacht bat, dabhingeber daß eine Gendarmerie an und für sch per Mann woßlfe sei als eine S@ußtruppe. Das ift nit der Fall. ergibt h das aus der einfahen Ueberlegung, daß zu einem Gen- darmen nur genommen werden kann cin älterer Unteroffizier, der natürli nit zu demselben Gebalt zu dienen tereit ist, wie ein Ge- meiner der Schvßtruppe. Außerdem ift es dringend wünschenswert, daß die dort anzusezenden Gendarmen auch verhbeiratet seien, damit nicht ein Verkehr mit \{warzen Weibern stattfindet, roas die Autorität der Gendarmerie natürlich nur untergraben fann. Schließlich aber find die Versorgungéverbältnise der Gendarmen, der Polizei im Sw@hußgebiet nicht derartig geregelt, daß die Leute bereit wären, zu einem sehr woblfeilen Saße herunterzugehen. Dahingegen hat die Polizeitruppe natürli den Vorzug, daß die Leute seßhaft find, das ganze Jahr dableiben, auf Grund ihrer langen * Er- fahrungen das Schußzgebiet selbst und auf Grund ihrer Stationierung R nâhère Umgebung fennen, und daß infolgedessen mit weniger

Mannschaften ausgekommen werden fann als bei einer Schußztruppe. Das ist sowohl ein pekuniärer als ein materieller E.folg. ie stark

diese Gendarmerie werden f j T: N werden. n soll, wird Ihnen gleichfalls mitgeteilt

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Inzwischen sind die Verordnungen ausgearbeitei und nach dem Schutgebiet abgegangen, welche sih auf den beshränkten Schuß be- ziehen, von dem in der leßten Session Ihnen zu sprechen ih die Ehre gehabt habe. Ferner ist nahezu fertig in der Bearbeitung die Abänderung der Wehrordnung, welche bestimmt, daß jeder gesunde Mann innerhalb gewisser Altersgrenzen ¿zum Dienst innerhalb und außerhalb des Schußzgebiets verpflihtet ift. Wir glauben, daß bei der gegenwärtigen Besiedlung dadur cine Art Landwehr von 1200 Many, bei fortshreitender Besiedlung natürlich eine stärkere, entstehen wird. Wie weit und wann sich dann wieder eine Neduktion der Schußtruppe wird ermöglichen lassen, wird von den verschiedensten Faktoren abhängen: zunächst von der Vollendung der Eisenbahn nach Keetmanshoop und der Entlastung der Etappen, dann aber von der zunehmenden Be- siedlung des Schutzgebietes innerhalb der durch die Verordnung über den beschränkten Schuß gezogenen Grenzen.

Den tapferen Truppen hat Seine Majestät der Kaiser in der Thronrede namens der verbündeten Regierungen den wohlverdienten Dank gezollt. Die Vorlage {ließt ein die Mittel für die Prägung einer Denkmünze zum dauernden Andenken für diese Leute und für die tapferen und tüchtigen Leute der Zivilbevölkerung. Ich empfehle au diesen Teil Ihrer besonderen Aufmerksamkeit und Bewilligung. Fh will hier übrigens auch noch nach dem Vorgang eines Redners dieses Hauses gern den Missionaren beider Konfessionen den Dank aussprechen, den sie sh durch ihre auf die Pazifizierung des Schußz- gebietes gerihteten Bemühungen erworben haben.

Ih möchte mir nun gestatten, mit einigen Worten auf die wirt- \chaftlihe Lage im Schutzgebiet einzugehen. Die Aufnahme des Fartabetriebes geht natürlih bei den alten Farmern sehr langsam vor ih, weil die dazu notwendigen Mittel niht vorhanden find. Die verbündeten Regierungen hoffen, daß durch eine prompte Verab- shiedung der Ergänzungsetatsvorlage, die Ihnen demnächst zugehen wird und welche die Beihilfen für die durch den Aufstand geshädigten Ansiedler betrifft, diesen Leuten die Möglichkeit der Wiederaufnahme des Farmbetriebs gegeben wird, wozu sie bereit find und worauf sie sogar mit Ungeduld warten. Auch außerdem hat der Krieg ja manerlei anormale Zustände im Schutzgebiet geschaffen. Es sind eine Anzah! Existenzen dort, welhe auf chwahen Füßen stehen. Es ist niht au8geschlossen, daß mit dem Wegziehen der Truppen, mit dem Wegfallen eines verhältnismäßig nicht sehr mühevollen Erwerbes manche Existenzen in schwierige Lage kommen werden. Dagegen ist zu hoffen, daß mit dem Fortschreiten der Befiedlung und unter dem Einfluß neuer Farmer, neuer unternehmender Kreise auch diesen wirt- schaftlich Schwachen eine gewisse Beschäftigung und die Möglichkeit der Fortexistenz gegeben werden wird.

Sehr erfreulich ist die Stimmung, die gegenüber dem südwest- afrikanishen Schußzgebiet seit einiger Zeit in der deutshen Nation \ich geltend gemaht bat und sih im wesentlihen darin äußert, daß eine große Anzahl von Personen, welche mit dem notwendigen Kapital aus- gestaltet sind, sh gemeldet haben, um dort Farmen in Bearbeitung zu nehmen. Wir werden allerdings dieser Bewegung ein gewisses Halt gebieten müssen, weil die Vermessung der Farmen in Südwestafrika bisher noch niht genügend vorgeschritten ist, um allen diefen Leuten einen bhinreihenden Grundb-s\ig, der einen sicheren Titel in fich schließt, zu geben. Diese Vermessung is zunähst eine der vornehmsten Auf- gaben im Schutzgebiet.

Daneben tat aber auch das deutsche Kapital in allen seinen Formen sich für das Schutzgebiet interessiert. Es haben fih mehrere große Gesellschaften, welhe auch im Auslande bereits mit Erfolg die Viebzuht und die Verarbeitung von Viehprodukten betreiben, ge- meldet und es sind die Vorverträge mit denselben getätigt. Es steht zu bofen, daß auch bald oder in naher Zukunft ein Betrieb auf- genommen werden wird. : :

Ebenso sind zur Ershließung der mineralischen Reichtümer ver- schiedene Expeditionen im Gange. So hat die South West Africa- Company zwei Expeditionen in Aussicht genommen, die vereinigten großen deutshen Banken und Industriegesellschaften unter Führung der Metallg-sellshaft in Frankfurt a. M. haben ein großes Unter- nehmen zur Urtersuchung gewiffer Teile des Schußzgebiets ausgerüstet und beabsihtigen au, cin aligemeinen Zwecken dienendes minera- logishes Laboratorium an einem Orte des Schußgebietes zu errichten. Die Firmen Koppel und Lenz haben fih an Schürfarbeiten auf Kupfer beteiliat, und, was ih befonders angenehm empfinde, es besteht die Hoffnung, daß unter der Führung einer der allerersten Elektrizität8- gesellihaften Deutshlands die Erbauung derjenigen Staudämme uns mittelbar in Studium und Auëführung genommen wird, welche für Privatkavitalisten in ihrem Objekt und in der nötigen Geldaufwendung als zu groß angesehen werden müfsen.

Meine Herren, daneben hat sich bauptsächlih bewährt das System der Wassererschließung in unseren Schußgebieten. Nicht nur ift an dem Schnitipunkt der Wege zwishen Outjo, Waterberg und Otavi- babn in Otjiwarongo eine fehr starke Quelle enideckt worden, nit nur ist eine §8 cbm Waffer in der Stunde gebende Quelle in MWaldaa entdeckt worden in der Näbe der Bahnlinie Windhuk— Karibib, die von erbebliher Bedeutung sein wird, nit nur ift in Aus, wo wir befürhtet hatten, daß das Wafsier sehr knapp werden würde, nah den Indikationen des Landrats von Uslar Wafser gefunden worden, sondern auch in Lüderißbucht. Allerdings wissen wir noch nit, wieviel und wie auêgiebig. Wenn Sie bedenken, daß in Lüderißz- but das Kubikmeter Wasser 40 #& kostet, so kann man ermefsen, welche Bedeutung das Unternehmen haben kann.

Der wichtiaste Gegenstand, der uns beschäftigen muß, ist die Bahn von Fubub nah Kecetmanshoop; sie ist auéreihend in der Denkschrift be- gründet, die in Ihren Händen ist, auf Grund wirtschaftliher Erwägungen. Es ist in den Zablen, troßdem ja die Session sehr viel weiter vo:gerückt it, in der Vorlage eine Verschiebung niht vorgenommen worden, weil diese Summen der Natur der Sahe nah übertragbar find. Wenn diese Bahn nach den Wünschen der Budgeikommission auf Grun eines Darlehn8gesetes gebaut wird, so entspriht das durhaus denjenigen Ansichten, die die verbündeten Regierungen geäußert haben. Es ift also im wesentlihzn die frühere Vorlage dahingehend ver- ändert worden, daß an Stelle eines Zuschufses nunmehr ein Darlehn tritt. Ih möchte mi allerdings dagegen verwahren, daß in der Festsegung des Termines für die Verzinsung und event. Rücfzablung im Iahre 1911 irgend eine Gewähr ausgesprochen sein soll, d L dieser Zeit das Schutzgebiet in der Lage it, diese Auslagen z1 aber immerbin dient es zu einer flaren und übersichtliche fübruna, die Anleibe ermöglit, jederzeit zu verfolgen, was das Sch gebiet gekostet hat.

Meine Herren

Anwachsen des dei

veränderten Umstände, ¿dwestafrika werden dahin deutiher Bürger in genügendes Einkommen auh das Deutsche i gebraht worden sind, igen Geduld und Zähigkeit Sie alle Freude haben werden. Ih empfehle Regierungen zur unveränderten

Abg. Rogalla h2t uns ein fehr ecfreulihes Bil wickelt. Vor allem ift das, erfi g sagt bat, außerordentli erfreulih. Was uns am meisten intere}jtert,

rftein (kons.): Der Kolonialdirektor der Lage in Südwestafrika ent- er über die Wafserershließung ge-

ist seine Mitteilung, daß der Kriegszuftand am 31. März beendigt scin wird. Was die Nachtragsetats felbst anlangt, so - können wir uns mit dem Gesetzentwurf, b-treffend die Gewährung eines Darlehns für die Bahn vollständig einverstanden erflären, um fo mebr, als diese Form der Finanzierung vollständig dem Beschluß der Budget- kommission vom 13. Dezembzr 1906 entspricht. Auch hinsichtlih dec Vertragslösung ist entsprehend der vom Reichstage angenommenea Resolution vom 4. April 1206 vorgegangen worden. Es ist ficher das eigenste Verdienst des Kolonialdirektors, daß er ohne eine Schädigung des Fiskus diese Vertragslösung zustande gebracht hat, zumal dieselbe, vom rehtlihen Standpunkt betrachtet, nicht ohne

weiteres AussiGt auf Erfolg bot. Wir erkennen es deshazlb als um fo dankenswerter an, daß der Kolonialdirektor mit außerordent- lihem Geshick, den Wünschen des Reichstags entsprehend, verfahren ist. Der neue Vertrag ist im allgemeinen vorteilhaft für das Reich. Auch binsihtlich der Nücksendung der Truppen ift das Oberkommando beziehungsweise der Oberst Deimling den Wünschen des Reichstags, entsprehend der Kriegslage, nah Möglichkeit entgegengekommen. Es find nach und nah fortlaufend Truppen zurückbefördert, aber ih möchte doch dringend davor warnen, daß wir in diefer Beziehung das Oberkommando zu sehr drängen. Wir können eventuell sehr {le{chte Erfahrungen machen. Nah den Ausführungen des Kolonialdirektors kann man über , den Wert von Südwestafrika ja auch noch verschiedener Meinung fein, indessen sind genug Anzeichen dafür vorhanden, daß die Kolonie profperieren fann und daß sie niht so {chlecht ift, wie fie vielfah hingestellt ift. Darum handelt es sich aber gar nicht in diesem Momente, sondern um die Aufrechterhaltung der Ehre des Deutschen Reiches. Die Na(htragsetats müssen unbedingt genehmigt werden. Hinsichtlich der Polizeitruppen stehen meine Freunde auf genau demselben Stand- punkte wie der Kolonialdirektor. Auch nach Niederwerfung des Auf- standes muß neben der Polizeitruppe eine starke Shußtruppe vor- handen sein. Wir müssen sparsam vorgehen, im großen und ganzen aber die Beurteilung der Sache der Kolonialverwaltung überlassen. Das steht fest, daß die Shußtruppe im Interesse des Deutschen Reiches so stark sein muß, daß den Eingeborenen jede Lust zu einem neuen Aufstande vergeht. Hätten wir vor dem Ausbruch des Auf- standes eine ausreihende Shußtruppe, hätten wir eine Bahn ge- habt, so wäre es nicht zum Aufstande gekommen. Auch müssen wir unbedingt in der Lage sein, Leben und Eigentum der Farmer zu hüßen. Wir haben ein ausgezeihnetes Material an Farmern dort verloren, weil wir eben dazu nicht imstande waren. Sehr erfreulih ist der Hinweis der Thronrede, daß der Reichstag au wieder mit den Beihilfen für die \{chwergeschädigten Farmer in Südwestafrika be- faßt werden soll. Den überlebenden Farmern muß die Entshädigung auf jeden Fall gewährt werden, denn ohne diese wird, wie schon der Kolonialdirektor ausführte, der Aufbau der Kolonie nicht möglih sein. Anschließend an das Erposé des Herzogs Johann Albrecht, möhte auch ih die Sorge für die Hinterbliebenen befürworten. Der Reichstag wird \sih dieser um so weniger vershließen können, als es fich nur um etwa ein Dußend Frauen und Kinder handelt. Wenn \ich nun zahlreiche entlafsene Soldaten melden, welhe Farmer- tätigkeit treiben wollen, so kennen diese Leute doch das Gebiet, ein Beweis, daß es nicht so [chlecht sein kann. Wir haben allen Anlaß, den Anreiz zur Anlegung von Farmen zu fördern, denn diese Farmer sollen doch das Land erträglichßh machen ; es werden also auch diefe Leute bis zu einem gewissen Grade zu berücksihtigen sein. Die neuen Ansiedler würden #ch vielleißt von der Besfiedlungs- täligkeit wieder zurückjiehen, wenn nicht ein genügender Schuß vorhanden ist, also muß auch auf diesem Gebiete eine angemessene Stärke der zurückbleibenden Schußtruppen garantiert sein. Ueber den Bahnbau ist heute nur noch zu sagen, daß man aufs lebhafteste bedauern muß, daß die Bahn noch nit gebaut ift. Engländer und Amerikaner fangen, wie der Kolonialdirektor im Herbst ausführte, jede Kolonisation mit der Eisenbahn an; ich möhte diesen Say unterstreihen. Wir wünschen, daß die Bahn fo s{hnell wie möglich bewilligt und hergestellt wird, aus militärishen wie aus wirtschaftlichen Gründen, wie sie die ausgezeichnete Denkschrift dar- legt. Viele unserer tapferen Offiziere und Soldaten find verwundet, verstümmelt, krank in die Heimat zurückgekehrt; für diese muß nicht nur auêreihend, sondern glänzend gesorgt werden. Der Kolonial- direktor sollte auch gegen die Siedelungsgesellschaften in \s{nellem Tempo vorgehen, um fie unshädlich zu mahen. Wir hoffen, daß die Vorlagen ohne Kommissionsberatungen angenommen werden.

Abg. Fehrenbah (Zentr.): Wir waren am 13. Dezember bereit, von der Forderung von 29 Millionen 20 Millionen zu genehmigen. Mir meinten, es könne damit ausgekommen werden, weil die Re- gierung {hon mit der Zurückziehung der Truppen begonnen ktatte. Dabei bat damals unser Vertreter Spahn ausgesprohen, daß wir er- forderlihenfalls bedeit find, das Bedürfnis für weitere Mittel zu prüfen und sle eventuell zu bewilligen, und er hat als geeigneten Zeit- punkt dafür die Einbringung des Kreditgeseßzes in Ausficht genommen, wodurch die Ueberschreitung von 1904/05 gedeckt werden sollte. Die Situation hat ih bis beute nah dem, was der Kolonialdirektor erklärt hat, nit vershlechtert, sondern verbessert ; es steht jeßt fest, daß, wenn auch rehtlich der Friedens\{luß erft am 31. März festgelegt wird, tatsählich hon Ende des Jahres von einem Friedens\{luß geredet werden kann. Es könnten Truppen in größerem Maße, als vorher angenommen, zurückgezogen werden. Wir werden deëhalb auch jeßt die Regierungêvorlage în threr Gesamt- anforderung von 29 Millionen ablehnen; wir wären aber bereit, als Paushquantum 20 Millionen zu bewilligen und au weitere Feblbeträge eventuell in einem befonderen Kreditgeseß zu decken. Der Antrag, daß bis zum 31. März dieses Jahres die Vor- bereituncen getroffen werden sollten, um- die Truppenstärke auf 9500 Mann zu reduzieren, wurde seinerzeit eingebraht, bevor uns der Etat für 1907 vorlag. Heute fällt für jenen Antrag die praktische Bedeutung und wir werden ihn nicht wiederholen, behalten uns aber eine entsprehende Stellungnahme im Sinne dieses Antrages für die Beratung in der Budgetkommission und im Plenum vor. Von den 9500 Mann haben wir nur als Truppen für den Feind ge- sprohen; wir waren bereit, eine entsprehende Vermehrung der Polizeimaht zu bewilligen. Die - Eisenbahnvorlage haben wir am 13. Dezember Vormittags ¿in der Komwission angenommen; wir werden auch heute für fie stimmen und geben der Genugtuung Ausdruck, daß die gesetzgeberischen Maßnabmen der jeßigen Vorlagen auf den Vors(lägen der Zentrumskommiffionémitglieder beruhen. Auch unsere Anregungen über die Zwangsenteignung find teilweise in den Entwurf übergegangen. Auch wir empfinden ungeteilte Genug- tuung und Hochachtung für die Taten unserer dortigen Offiziere und Mannschaften ;/ aber wir gedenken auch des Umstandes, daß die Helden ron 1870/71 teilweise nur sehr mäßig versorgt worden sind. Wir werden jeßt nicht ohne weiteres einen Superlativ der Verforgung eintreten laffen fönnen. i :

Abg. Dr. Semler (1il.): Der Krieg ist beendet, so sagt uns der Kolonialdirektor; freilich hätten die Bedingungen dieses Friedens dem nicht ganz entsprohen, was man hier und dort erwartet hätte. Ja der vorjährigen Budgetkommission hatten wir mit außerordentlihen Schwierigkeiten zu rechnen. In der Tat bedarf es irgend einer Rechtfertigung für das Vorgehén des Obersten von Deimling nicht; dur seine Bereitwilligkeit, den Aufstand au durch Unterhandlungen zu beenden, hat er sich ein sehr hohes Verdienst erworben. Wir baben allen Arlaß, ihm dankbar dafür zu sein, daß er nicht an erster Stelle fkciegerishe Lorbeeren einzuheimfsen unternahm, fondern in Ecianerung an die Verhandlungen der Kommission und des Reid:stags auf diese Weise dem unseligen Aufstande endli ein Ende gemacht hat. Jh habe dort unten selbst erlebt und empfunden, wi? die Verhältnisse in Keetmanshoop waren, wie außerordentli schwierig die Lage der Mannschaften und auch der Pferde dort war: es ist mir nit zweifelhaft, daß auch nah militärishen Anshauungen das Bedürfnis vorlag, endlih Frieden zu mahen. Auch die Farmer im Lande batten nur den einen großen Wunsh nach Frieden. Aus Mitteilungen von Farmern konnte ich entnehmen, daß sie Rube, vor allem Rube wünschen, obwohl fie u. a. auch von dem Transs vort Vorteile hatten; es waren also niht nur militärische, sondern ganz besonders auch wirtschaftlihe Interessen, die zu diesem Frieden rieten. Frieden um jeden Preis, damit wir wieder arbeiten fönnen! war ihr * allgemeiner Wunsh. Darum sreuen wtr un des herbeigeführten Friedens. Ob die übrig gebliebenen Hotten- totten an geeigneter Stelle untergebracht sind, is s{æer zu Jagen. Wir vertrauen aber in dieser Beziehung dem ausgezeichneten Geschick des Gouverneurs, den wir da unten haben. In eine Nachtragéetat soll uns die Frage der Farmerentshädigung zur Entscheidung vorgel-gt werden; ich erkläre deswegen für ver nur, daß diese Unterstüßung eine unbedingte Notwendigke ift, geboren aus den wirtshaftlichen Verhältnifsen des Landes.

Des Gegenteil wäre eine ungebeuere Kurzsichtigkeit, der Kolonie muß | die Möglichkeit der weiteren Entwicklung geboten werden. Die Er- ließzung des Landes von Süden bis nah NReboboth hinauf fordert, daß fo ziemli alles von Grund auf neu gemacht wird, denn dort hat der Hottentottenaufftand alles vernichtet. was an Kulturanfängen vor- handen war. Der Kolonialdirektor will den Ansturm der Ansiedler auf ein gewisses Maß beschränken. Es ist erwünsht, daß nicht alles auf einmal auf die Verwaltung eindrängt; es is bier vor Ueber- stúrzung zu warnen, Die Vergebung der Kronländereien wird mit einer gewissen Zurückhaltung erfolgen müssen. Dieser Landkompler pon 240 000 gkm bildet zur Zeit den einzigen Gegenwert für die vom Reiche in die Kolonie gesteckten Beträge, es wird den Bewirt- shaftern dieser Ländereien später eine Rente aufzuerlegen fein. Fch boffe, daß es dem Kolonialdirektor gelingen wird, diese Gedanken în eine brauhbare Form zu bringen. Was die Mineralien betrifft, so lassen viele Spuren auf ihr Vorhandensein \{ließen. Die nächste Aufgabe ift aber, das Land landwirtschaftlih ¡u entwickeln, um eine Minenbevölkerung überbaupt tragen zu können. Man fönnte ja um Rehoboth Goldminen anlegen, aber das würde niht viel helfen, wenn es keine Nahrung dort gibt. Wir müfsen ein kräftiges Farmergeshleht dort haben, welches die Minenbevölkerung ernähren kann. Hätten wir die Bahn gehabt, so hätten wir den Aufstand niht gehabt. Wenn das Zentrum jeßt. meint, daß die 2500 Mann nur für den Feind gewünscht wurden, so freue ih mich über diese kleine Nuance. Jeden- falls steht die Truppenzahl mit dem Bahnbau im Zusammenhang. Gs muß der Norden mit dem Süden durch eine proviforische Bahn verbunden werden. Dann kann man eine größere Truppenzahl ent- hehren. Ich begrüße, was über die Planmäßigkeit der Entwicklung gesagt ist. Eine Uferlofigkeit in dem Bahnprojekt hat mir fern ge- legen. Es fehlt nur noch die Verbindung zwishen der Nord- und Südbahn. In absehbarer Zeit muß Windhuk mit Keetmanshboop, wenn auc nur dur eine Feldbahn, verbunden werden. Meine politishen Freunde werden die Höhe der Kosten der Bahn nah Keetmanshoop no prüfen müfsen. Unsere Bereitwilligkeit für die Bewilligung der not- wendigen Ausgaben für die Kolonien steht ja aufer Frage. Sparsamkeits- rüdsihten werden aber dabei niht außer acht zu laffen sein. Was den Kredit betrifft, den das Reih der Kolonie zum Bahnbau geben will, so begrüße ih die Vorlage als durchaus zweckmäßig. Ich meine überbaupt, daß es praktisch richtig ift, alle weittragenden Aus- gaben gewifsermaßen vom Reich auf Kredit, nicht à fonds perdu zu geben. Das Mutterland muß der Gläubiger der Kolonie bleiben. Das empfiehlt sich nicht nur-in Südwestafrika, sondern in allen Kolonien auch aus politishen Gründen. In Südwestafrika insbesondere spielt das Burenelement eine große Rolle. Die Erziehung der dort hberan- wachsenden deutshen Kinder, insbesondere der Farmer, ift besonders in Obaht zu nehmen. Ich bitte den Kolonial- direktor, der Erziehung dieser Kinder seine besondere Auf- merksamkeit zuzuwenden. Ueberall trifft man im Lande Buren. Durh die Maßnahme des Generals von Trotha ist die Zahl der Buren bedeutend verstärkt worden, indem fie zum Tranks- yort berangezogen- worden find. Im Bezirk Gibeon lagen nicht weniger als 300 Meldungen auf Landerwerb von Buren vor, Dies verdient ernste Aufmerksamkeit. Unter dem Nachfolger des Generals von Trotha ift die Bevorzugung der Buren etwas in den Hintergrund getreten, diefer hat mebr die Deutschen gefördert. Der Afrikander- bewegung wird man jedenfalls au infolge der letzten Ereignisse in Tranévaal seine Aufmerksamkeit widmen müssen. Die Kolonial- verwaltung muß das deutshe Element kräftig fördern, fie muß das Heft in der Hand behalten, namentlich auch în bezug auf die Necht- sprehung. Die Kapitalfrage werden wir in der Budgetkommission zu prüfen haben.

Abg. Lattmann (wirth. Vgg.): Na gewissenhafter Prüfung

kommen wir zu einer Annahme des Natragsetats aus nationalen | Die Höbe der Truppenermäßigung |

und wirtshaftlihen Gründen. I tert muß den Militärbehörden überlassen bleiben. Im militärishen wie

im wirtshaftlißen Interesse stimmen wir auch für den Bahnbau.

Die Frage des Wertes des Südens muß nach den Darlegungen des } Professors Hahn und des Farmers S&lettwein als abgeschloffen |

betrahtet werden. Wer allerdings niht belehrt werden will,

ist auch durch die \{önsten Vorträge und die \{önsten Erfolge |

nicht zu belehren. werden; sie ift in Das Volk im

Die Sozialdemokratie will eben niht belehrt kolonialen Dingen die reaktionärste Lande hat dafür ein ganz anderes. Verständnis,

und ihm wird es zu verdanken sein, daß die Sozialdemokratie immer | i i l | diesen Gedanken Verwahrung einlegen.

mehr an Boden verliert. Die Sozialdemokratie wird s{ließlich mit der Anita Augspurg allein stehen. Nicht einmal auf ihre eigenen Parteigenofsen kann fie fih verlassen, was zeigt, der sich dabin ausspriht, daß das Vorhandensein von Kolonien den Arbeitsmarkt günstig beeinflußt. früheren Kollegen Bernstein bat neulich der Abg. Bassermann {on | hingewiesen. Bernstein sagte, Pfennigfuchserei in Kolonialfragen | wäre niht am Platze: fo viel Beld hâtte das Deutsche Reich schon.

Bernstein meint dann, mit faulen Witzen könne man die Sache nit abtun. }

Gestern abend hat er - darauf hingewiesen daß die Haltung in der Kolonialfrage der Partei geschadet habe.

ist mit der „Dattelkiste" bei den Wahlen Der Kolonialdirektor bat nur beiläufig gewiesen. Die Sozialdemokratie hat aber dur das vom Parteivorstand unterschrieben ist, die Sache aufgebauscht und damit einen devlacierten Spott geirieben. Von einer über-

hausieren gegargen.

menshlichen Phantasie des Kolonialdirektors ist hier keine Rede, | Phantasie | werden

seiner

wenn ih allecdings sonst ihn bitten möchte, sein einen Zügel anlegen zu wollen. An einzelnen Stellen die Verhältnisse in Südwestafrika doch wohl etwas zu rofig

geschildert und das ist gefährlich. Gerade die sogenannten Kolonial-

i{märmer müssen in diesen Dingen sehr vorsichtig sein und sih von |

Phantasiegebilden frei halten. Das gesamte Südwestafrika ist doch wohl in absehbarer Zeit niht besiedlungsfähig, und um eine Zer- | splitterung unseres Grundbesitzes zu verhindern, ist die Zabl der 4b-

wanderer doch nicht groß genug. Wie anderz Länder ausgesehen haben,

bevor fi? folcnisiert wurden, zeiat Alaska. elendes, gottverlafsenes Land erklärt, das man anderen Ländern ab- | treten sollte, wie es jeßt von unseren Kolonien verlangt wird. Ießt

bringt Alasfa aus dem Fischfang ebensoviel, wie seinerzeit die ganze

Kaufsumme betrug. In dem Abkommen mit dea Bondelswarts erblicken |! wir ein menshenfreundliches und durchaus vernünftiges Vorgeben des | Obersten von Deimling. Wir gehören nicht zu denen, die die Ab- pflanzung der Hottentotten in eine andere Kolonie gewünscht haben. Der Stellungnahme des Kolonialdirektors in der Eingeborenenfrage, wie sie in seinen Vorträgen und in den Verhandlungen der Budget- tommission im Dezemker zum Ausdruck gekommen ist, stimmen wir in vollem Umfange zu. Jm vorigen Oktober sind in Windhuk Verhand- lungen über kie Eirg?borenenverhältnisse vor dem Gouverneur gepflogen | worden und es geht daraus zu unferer Freude hervor, daß man mit | dem früheren Prinzip des gegenseitigen Hasses gebrochen hat und daß

Farmer und Missionare Gerechtigkeit den Eingeborenen gegenüber zu üben bestrebt find. Man kann nur wünschen, daß dieses Ver- ständnis für die Behandlung der Eingeborenen immer mehr zunimmt. Mit dem Darlehnsgesetz ist einer Anregung von uns nachgegeben worden die wir seit u M immer wieder vorgebraht haben. Daß die Festseßung der Leistung der Interessenten in diefem Gesey nit möglih ist, will ich zugeben, vielleiht teilt man uns aber mit, nah welhen Grundsäßen in Togo verfahren ift, damit wir an diesem Beispiele sehen, wie sich die Normierung der Beiträge in der Praxis gestalten wird. Vor allen Dingen foll man immer wieder auf den Wertzuwachs zurückgreifen. Schon vor drei Jahren, als der Dafenbau Lüderißbuht zur Sprache kam, habe ih gefagt, daß jede bundert Mark, die wir in solhe Unternehmungen hineinstecken, mehr- sah in die Taschen der Spekulanten wandern. Nach dem Verhalten des lebigen Kolonialdirektors habe ih die Hoffnung, daß endli einmal diesen Bodenspekulationen ein Riegel vorgeschoben wird. Die Ein- wanderung von bösen Elementen und die Verstärkung des englischen Einflusses im Süden der Kolonie muß für die ganze zukünftige Ent- wicklung derselben die chwerwiegendsten Bedenken erwecken. Darüber müsen wir uns do klar sein, daß die wirtshaftlihe Gntroicklung |

Partei. | : e E dur den Kolonialdirektor in Aussicht gestellt. Was die Frage der Unter-

ein Artikel Calwers | Auf das Urteil des |!

Die Sozialdemokratie |

auf dies Beispiel hin- | ein Flugblatt, |

Es wurde 1867 für ein |!

| direktor will allerdings keine Garantie dafür üdernehmen,

Südwestafrika3 fteis getragen sein muß von einer energischen Wakhrung unserer natio: alen Interessen.

Erbprinz zu Hobenlobhe-Langenburg (Hosp. d. Np.): Namens der Reichspartei habe ih zu erklären, daß wir den uns vorgelegten Nachträgen zustimmen werden. Es if nicht meine Absicht, bei dieser Gelegenheit auf- große allgemeine kolonialpolitishe Fragen einzugehen. Jh möchte aber auch meinerseits der Freude und der Befriedigung darüber Ausdruck geben, daß der Krieg, der dem deutshen Vaterlande so große Opfer an Gut und Blut gekostet hat, nunmehr als beendigt anzusehen ift. Es ist auch heute vielfah von den Leistungen unferer Truppen und ihres Führers die Rede gewesen. Alle Redner, die beute zu Worte gekommen find, haben übereinstimmend ihre große Bewunderung und Anerkennung diefen Tapferen gezollt. Es ist kaum noch nötig, diesen noch ein Wort hinzuzufügen; wir find in diefer Beziehung alle ohne Unterschied der Partei einig. Mit Nücksicht auf die Sehn- suht nach Frieden, die man empfand, kann ich auch dem Kommandeur der Shußtruppen keinen Vorwurf daraus machen, daß er den Frieden abges{hlofsen hat, wie er es tat, wenn auch gewiß anzuer- kennen ist, daß der jeßige Zustand gewisse Gefahren für die Zukunft in fi birgt und uns mahnt, niht mit Vorsichtsmaßregeln aufzubören. Zu folhen Maßnahmen gehört aber auch die Be- willigung der Nachtragsetats. Diese ist für den Reichstag nur eine Konsequenz aller früheren Bewilligungen. Das waren allerdings Summen, die im Reichshaushaltëetat eine bedeutende Rolle gespielt und unser Vaterland finanziell hoch belastet haben. Einerseits sind fie genehmigt, weil es sich bei diesem Kriege um unsere Waffenehre bandelte, dann aber, weil wir diese doch nicht an ein ganz nugßloses Objekt seßten. Ich habe die Ueberzeugung, daß wir um eine wert- volle Kolonie gekämpft baben. Die Meinungsvershiedenheiten dar- über werden allerdings noch viele Jahre andauern. Es liegt in der Natur der Sache, daß solhe mit bezug auf ein großes Gebiet, das nur zum geringen Teile ers{chlofsen und nur mangelhaft erforst ift, was seinen wirtschaftlichen Wert anbelangt, bestehen müssen. Wir werden zu ciner Uebereinstimmung erst kommen, wenn zahblreihe Deutsche si dort angesiedelt und ein wirklich lohnendes Auskommen

efunden baben. Jf man aber von dem wirtschaftlichen Wert der olonie überzeugt, dann muß man auch etwas Erhebliches dafür tun, daß das Schußzgebiet \fih entwickeln kann. Trotzdem die Sicherheit im Vergleih zum vorigen Sommer wesentlich gestiegen ist, brauchen wir dech noch eine große Zahl von Truppen, damit die Ansiedler ihre Betriebe wieder beginnen und fruhtbringend au®gestalten können. Was die Höhe der Truppen anbetrifft, fo möchte ih mir darüber ein Urteil niht erlauben. Wir haben einen Kommandeur, der lange Zeit gegen den Feind kämpft, seine Eigenschaften und seine Stärke kennt und ein Urteil hat. Wir find überzeugt, daß die Verant- wortlihen draußen sch der {weren Verantwortung bei ihren Vorschlägen bewußt sind. Ich glaube, wir können die Höhe der Nachtragsforderungen ruhig als rihtig hinnehmen. Mit lebhafter Freude habe ih es begrüßt, daß der Kolonialdirektor uns mitteilen fornte, nahdem si die Zustände jeßt wieder normal gestalten, finge das deutsche Kapital an, ih in ausreichendem Maße zu beteiligen. Dem Kolonialdirektor ist es gelungen, das Vertrauen in unfere Schußz- gebiete zu wecken und zu festigen. Auch das habe ih begrüßt, daß der Strom der Einwanderer eingedämmt werden soll. Wenn wir aber den Ansiedlern und Kapitalisten die nötigen Garantien bieten wollen, so ift die Ausgestaltung der Verkehrsmittel eine unerläßlihe Vor- bedingung. Wir müssen den Vorsprung unserer Konkurrenten wieder einholen. Dazu gehört vor allem die hier in Frage stehende Bahn. Die Vorlagen sind für die Zukunft des Scbußzgebiets und damit eines großen Teils unserer nationalen Entwicklung von der größten Bedeutung. Es ift uns eine Freude, daß solche Vorlagen gleih nah dem Zusammentritt des Reichstags eingebraht sind, und wir bitten, se zu bewilligen.

Abg. Kop \ch (frs. Volksp.) : Die Unterwerfungsbedingungen, unter welchen der Frieden herbeigeführt worden ist, erahten wir als durchaus sahgemäß. Für die Nachtrags8etats werden wir stimmen. Diese unfere Haltung entspricht duritias unserem Verhalten am 13. De- zember 1906. Der Antrag Ablaß ist auch von dem Reichskanzker für eine glücklihe Lösung des damaligen Widerstreits verschiedener Interessen erklärt worden. Inzwischen ist eine weitere Verminderung der Schutz- truppen erfolgt und für den Sommer eine weitere erheblihe Ermäßigung

haltung einer ständigen Kolonialarmee anbetrifft, so muß ih gegen Die Aufgaben, welche der Kolonialdirektor der in Afrika zu belafsenden Schuttruvve zuschiebt, können auch von einer entsprehend f\tarken Polizeitruppe wahr- genommen werden. Ist übrigens das Zentrum jeßt auch der Meinung, daß die Polizeitruppe entsprehend zu verstärken ist? Früher war das nicht der Fall. Der Kolonialdirektor bestritt beute, daß sich ein Mann von der Polizeitruppe billiger stelle als ein Mann von der S@utßtruppe. Früher ist uns vorgerehnet worden, daß leßterer 10 000, ein Gendarm aber 5—6000 G foste. Auch der Gouverneur von Lindeguist hat früher empfohlen, so bald als möglih den Ersaß der Schußztruppen durch Polizeimannschaften in die Wege zu leiten. Die Denkschrift zerstreut durch ihre genaue Datenangabe die im Wablkampf verwertete Behauptung, daß die Regierung von der tatsäclichen Beendigung des Aufstandes der Bondelzwarts {hon Kenntnis gehabt babe, bevor der Reichstag aufgelöst worden ift. Jedenfalls wollte die Reaierung dem Reichstage niht Hoffnung erwecken, über deren Charcen fie sicheres niht wußte. Wir fch{ließcn uns dem Dank an unsere braven und tapferen Truppen, die tem deutshen Namen neue Ehre gemaht haben, von Herzen an. Für die gute Versorgung der heimkehrenden Krieger muß gesorgt

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| werden; die Denkmünze, so \{ön fie auch sein mag, genügt nicht. f T

Die Bemerkung des Zentruméevertreters, die das Bedauern über die mangelhafte Fürsorge für die Veteranen von 1870/71 zum Aus- druck brachte, können wir nur unterschreiben; die Forderung ciner Aufbesserung dieser Fürsorge ift wiederholt vom Neichttage ein- stimmig erhoben worden. Alle die Darlegungen, mit welchen die äußerste Linke uns wegen unserer Haliung in dieser Fraze im Wadbl- fampfe und unter Beruf i gengeteßte Haltung unseres unvergeßlichen f ( und verfolgt hat, sind unrichtig, dern f g. Richter etwas Unwabres. Nichter hat 1904 rbehaltlc ] bis ¡ur Neige geleert werden

liche Gegner einer

gegen das System oder Nachtwächter in unseren Kolonien ge die sih in vernünftigen

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Grenzen bält und die ge ie Nüksiht auf die Leistungsfäbigkeit des Mutterlandes nimmt. Dem Bahnbau geben wir unsere Zustimmung, nahdem die geforderie Summe der Kolonie nur als i ì den foll. Der Kolonial-

k daß die Kolonie von 1911 oder 1912 insung und Tilgung auch wirklich leisten kann, aber ch in dieser Form der Bes willigung ein gewisser Zwang auf die Kolonie seltst, vorsichtig mit ihren Wünschen und Forderungen an die Kolonialverwaltung zu verfahren. Bon diesem Gesichtspunkte aus begrüßen wir die veränderte Vorlage mit Freuden. Im Gegensaß zum Abg. Semler halte ih für aus- geschlossen, daß diese Angelegenbeit noch gründlicher in der Kommission besprochen werden kann. Ih bitte um Auskunft, wie es ih reht- fertigt, wenn zum Erwerb von Grund und Boden zum Bahnbau 20 000 A gefordert werden. Ferner sind 747000 4 für Bauleitung in Aussicht genommen ; diese Summe erscheint mir etwas sehr hoh, im Ve-gleih zu den Gesamtkosten. Wie is ferner der Betrieb der Babn gedacht? Nach früheren Mitteilungen follte er der Firma Lenz u. Go. übergeben werden, die bereits den Betrieb der Strecke Lüderißbu@t—Kubub in Händen hat. Können niht noch weitere Firmen herangezogen werden, damit nit die Firma Lenz u. Co. ein Monopol erhâlt? W2s das bedeutet, wissen wir ja aus den Er- fahrungen mit Tippelski:ch und Woermann. Wir hoffen und wünschen, daß die Kolonialverwaltung in den jegigen ruhigen und besonnenen Bahnen fortshreiten wird, die allein Ausficht auf Grfolg haben.

i Amts Dernburg: Metne Herren! Gestatten Sie mir, kurz

Stellreitretender Direktor der Kolonialakbteilung des Auêwärtigen auf cinige Bemerkungen zu antworten, die die Herren Borr-dner hi:r gemaczt kaben sowohl zu meinen eigenen Ausführungen als zu den vor- liegenden Etats.

Fch kann zunächst diesem bohen Hause mitteilen, daß die De nk- \hrift, welche si über die Eisenbahnen verbreitet, die ih bereits in der lezten Session anzukündigen mir erlaubt habe, demnächst fertig tein wird. Sie kat ja für die gegenwärtigen Nachtragsvorlagen keinerlei vesentlide Bedeutung; fie wird aber dasjenige, was besonders der Herr Redner der konservativen Fraktion hervorgehoben hat, noch ganz besonders unterstreihen und es ist vielleicht ht unnütlich, auch bier noch zu zeigen, wie Eisenbahnen den Verkehr bkeb:n. Das wird aus dieser Denkschrift außerordentlich scharf hervorgehen. Es wird aber den Herren auch angenehm sein, zu hören, daß bereits jeßt feststeht, daß z. B. die Zoll- einnahmen unseres Deutsch-Ostafrikanishen Schutzgebiets, für 1906 bereits über 1 Million, \sch über den Voranschlag stellen werden, ein Resultat, das wesecntlich daher kommt, daß die Enqcländer durch die Ugandabahn den WViktoriasee ers{lofsen haben und daß iîn dem einzigen Hafen Bukoba gegenwärtig 50000 Rupien, d. h. 66000 A Zoll per Monat eingehen, wo vor drei Jahren im ganzen Jahre noch nicht für 100 000 Æ Handel war.

Es ift nun hier wiederholt die Frage angeregt worden, wie es denn mit den Landgesellshaften gehalten werden foll und in welchem Umfange sie heranzuziehen sein werden. Meine Herren, gerade diefe Sache wird, wie ih annehme, am besten in der Budgetkommission zu einer Besprehung Veranlaffung geben. Es handelt sich zunächst darum, die Abtretung derjenigen Flächen zu erzielen, die für die Eisen- babn notwendig sind, und außerdem auf dem Wege der Enteignung oder einer Besteuerung, wie das bier vorgesehen ift, und zwar zwang8- mäßig, niht etwa nah dem Willen der MNeichsregierung, von allen Interessenten gleichmäßig eine gewifse Beisteuer einzuziehen. Daneben baben wir vor und ich glaukte, das wird Ihre Billigung finden —, der Landspekulation auch insofern ent- gegenzutreten, als wir alle diejenigen Gelände, welhe sich um Bahn- bôfe berum befinden, für die Regierung, für das Schußzgebiet in Anspru nehmen. Das können wir sehr leiht macken, weil wir den Bahnhof dabin legen können, wo es uns paßt. Dadurch wird also rort, wo sich größere Orte, Städte oder Siedlungen bilden werden, gerade dieser wichtigste und wertvollste Teil dem etwaigen Undwucher entzogen werden können.

Dem Herrn Abg. Fehrenbach möchte ih nur erwidern, daß sich seine Darstellung der Motivierung doch nicht durhaus mit dem det, was ich in Erinnerung babe. Ich möchte aber auf diese An- gelegenheit in diesem Stadium nicht eingehen. Ih möchte nur darauf hinweisen, daß eine Prüfung der Summe, welche gewährt werden sollte, in der Kommission überhaupt niht vorgenommen worden ift, sondern daß der Abstrih aus mehr rechnungs8mäßigen Erwägungen beraus erfolgte.

Der Herr Abgeordnete Semler hat den Wunsch ausgesprochen, daß man auch auf das Krorland eine gewisse Rente legen möge, um auf diese Weise das Band zwischen der Hetmat und der Kolonie auf- rechtzuerhalten. Meine Herren, ich glaube, daß auf diefe Weise das niht erzielt werden kann; denn das Kronland ift bekanntlich Eigen- tum des Shutzgedbiets und Renten, die darauf gelegt werden, würden alfo immerhin wieder dem Schutzgebiet, als dem früheren Eigentümer, zu gute kommen. Demnäthst bandelt es sich dabei aber auch, worin ih mit dem Herrn Abgeordneten Semler durhaus übereinstimme, um die Notwendigkeit, Steuerobjekte für die zukünftige Selbständigkeit des Schußzgebiets zu gewinnen, und das wird man in geeigneter Weise machen.

Fh möthte dabei auch gleih auf die Bemerkungen des Herrn Abg. Lattmann zurückommen und bestätigen, daß es in der Absicht der Verwaltung liegt, auf dem Wege der Umsaßsteuer, auf dem Wege der Werterhöhungssteuer die großen Ländereien, die ab- gegeben werden, für den fisfkalishen Zweck nußbar zu machen. Aller- dings wird man das erst tun können, wenn man die Beratungen über die Zukunft der Landgesellschaften abgeschlofsen haben wird.

Es gibt mir dies Veranlassung, auf eine Bemerkung zurück- zukommen, die der Herr Abg. Dr. Wiemer vor einigen Tagen gemacht hat mit Rücksicht auf die South West Africa Company, in der er mir ans Herz gelegt hat, doch dafür zu sorgen, daß nicht Ein- vfundshares einer englishen Gefellshaft in den deutschen Verkehr kommen mögen.

Die Frage, ob Aktien mit einem geringeren Nominalwert als 1000 Æ an der Berliner oder an etner anderen preußishen Börse zugelaffen werden können, gehört niht zur Kompetenz meiner Ver- waltung, sie liegt vielmehr bei dem Königlich preußischen Ha1.dels- minister; der wird darüber die Entscheidung treffen.

Zur Sache möchte ih bemerken, daß die South West Africa Com pany setnerzeit gegründet worden ist mit Hilfe englischeu Kapitals und als eine englishe Gesellshaft, als es in Deutschland niemand gab, der au nur im geringsten sih bereit finden ließ, Aufwendungen für das südwestafrikanishe Schußgebiet zu mahen. Die South West Africa Company hat über die Hälfte des Kapitals der Otaviminengesell schaft aufgebraht und hat eine Eisenbahn von ca. 600 Kilometern zu erbauen und auch diese Minen in Betrieb zu seßen ermögliht. Sie desigt infolgedessen jeßt die Mehrheit oder mindestens einen sehr großen Block der Aktien eines großen deutschen Bahnunternehmens in Südwestafrika, und wenn nunmehr das deutshe Kapital bereit ift, diese Kontrelle wieder zurück zu erwerben, so sehe ih meinerseits vom Standpunkte der Kolonialverwaltung und vom deutsch-nationalen Standpunkte aus bierin nur etwas Erfreulihes. Das hat aber meines Erachtens gar nihts zu tun mit der Höbe der Aktien. Ich stehe selbst auf dem Standpunkte, daß eine 20-Mark- Aktie für das Deutsche Reich gar nicht geeignet ist. Dezjenige, der niht 100 4 risfieren kann, kann auch keine 20 M risfieren. Deswegen ift au der Antrag auf meine Anregung hin dahin eingereiht worden, w nur folche Abschnitte von Aktien der South West Africa Company notiert werden sollen, die in ihrem Nominalbetrag mindesten3 : fo groß find wie die Antcile an deutschen kolonialen Unternehmen, d. h. 100 É

Der Herr Abgeordnete Dr. Semler hat einige Fragen bezüglich der Farmer und der Buren erôriert. Ich möchte darauf jeßt nicht mehr eingehen. Jrgeud welche Vorrechte genießen die Buren ia den Schulen nicht.

Nun hat sich der Herr Abg. Lattmann in freuntlihem Sinne mit meinen Vorträgen beschäftigt und hat mir empfohlen, doch ja niht zu stark meine Phantasie walten zu lassen. Jh kann es nun leider nicht ändern, daß in Südwestafcika eine Anzahl von Gold- siellen gefunden worden sind. Jch bin aber au über die Sache, wie Ihnen ja vorgelesen worden ist, hinweggegangen; denn ih weiß, daß da, wo eine Golostelle gefunden ift, noch kein Bergwerk besteht.

Dagegen besteht di ch wohl ein Mißverständnis über die Größe des besiedlungsfähigen Landes. Südwestasrika kommt da nicht allein in Betracht, und ih habe expreß gesagt es scheint, daß in dem Vortrage ein Druckfehler mit untergelaufen is -—, daß nach der Rechnung des Herrn Leue allein in Ostafrika ein Gebiet so groß wie Preußen besiedlungsfähig fein könne, und ih glaube, daß das

richtig ist.

E möchte mich nun zu der Frage der Kosten der Bahn wenden. Es ift den Herren wohl entgangen es wurde das in der Budget- fommission und im Plenum auseinandergeseßt —, daß der Vertrag mit der Firma Lenz u. Co. niht nach diesem Kostenanschlag abgeshlossen werden soll, sondern es i dies ein vorläufiger Kostenanschlag, und die Firma Lenz baut mit einem Zuschlag zu den tatsächlihen Kosten. Es ift durhaus zwecklos, den Anschlag noch einmal zu révidieren. Es wird genau so, wie bei dem ersten Stüdck, Rechnung gelegt und die Firma Lenz bekommt einen gewissen Zuschlag für ihre Mühe, der sich. zwisck.en 8 und 9 9% der tat\ächlih ausgegebenen Bausumme berehnet. Deswegen haben alle diese Summen, sowobl die 700 000 Æ für die Bauleitung, als auch die 20 000 Á für den Grund- erwerb, bloß den Charakter eines Boranschlags. Gerade bei den 20 000 „«