1907 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

war, die Früchte seiner mit so großem Eifer begonnenen Amtsführung selbst zu ernten. i

Für die bevorstehende Taguna hat die Königliche Staatsregierung Ihnen Vorlagen von größerer Bedeutung niht zu machen. Um fo mehr wird sie den Verhandlungen über die kommunalen Angelegen- heiten der Provinz ihre usgeteilte Aufmerksamkeit zuwenden. Jm Allerhöchften Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs erkläre i den 41. Schleswig-Holsteinischen Provinziallandtag für eröffnet.

Unter dem Vorsiß des an Jahren ältesten Mitgliedes der Versammlung Senators Schütt - Altona wurden mittels Akklamation der Wirklihe Geheime Rat D. Graf von Reventlou-Preeß zum Vorsißenden und der Oberbürgermeister FUH§ - Kiel zum stellvertretenden Vorsißenden des Provinzial- landtags gewählt. Der Vorsißende begrüßte darauf die Ver- sammlung und brachte auf Seine Majestät den Kaiser und König ein dreimaliges Hoh aus, in das die Versamm- lung lebhaft einstimmte.

Düsseldorf, det Le. Mez Dec 47. Rheinische Provinziallandtag is gestern nach Erledi ung seiner Arbeiten von dem Königlichen Kommissar, Oberpräsidenten der Rheinprovinz Dr. Freiherrn von Schorlemer mit folgender Ansprache an die Abgeordneten geschlossen worden:

Meine hochgeehrten Herren! Die dur die sorgsame Mitarbeit Ihrer Kommissionen wesentlich erleichterten Beratungen baben Sie, dank der ausgezeihneten Leitung Jhrer Verhandlungen durch den Herrn Vorsitzenden des Provinztailandtags, nah kurzer, aber inhalts-

reiher Tagung schon heute beenden können. Für Ihre hierbei von neuem bekundete Pflichttreue und Opferwilligkeit \prebe ih Ihnen den Dank der Königlichen Staalêregierung mit dem Wunsche aus, daß auch die gegenwärtigen Beschlüsse die wirtshaftlihe Hebung unserer Rheinprovinz fördern und dieselbe dadur in den Stand seßen, den mannigfaltigen und in stets steigendem Maße an sie hberantretenden Anforderunçen mit gleiä;em Erfolge wie bisher gere%t zu werden. Kraft Allerhöchsten Auftrags erkläre ih hiermit ten 47. Rheinischen Provinziallandtag für ges{lossen.

Bayern.

Der Ausschuß der Abgeordnetenkammer für die Beratung des Wassergeseßes ist, „W. T. B.“ zufolge, einstimmig den Beschlüssen der Kammer der Reichsräte bei- getreten. Die nächste Sißzung der Abgeordnetenkammer findet Ubermorgen statt.

Oesterreich-Ungarn.

B M Der Vorarlberger Landtag hat vorgestern, „W. T. B.“ L zufolge, einstimmig beschlossen, der Regierung die Bitte zu

unterbreiten, dem Lande als einem selbständigen Kronlande auch eine eigene Landesregierung zu gewähren.

Frankreich.

_Der Staatsrat hat, wie das „W. T. B.“ meldet, die Beschwerde der zur Ableistung ihres Militärdienstes einberufenen Seminaristen, die cine nicht einer Kultus-

En:

vereinigung gehörende Anstalt besuchen, zurückgewiesen.

Rußland.

Der Einsturz der Decke im Dumasaale wird von der Opposition in starkem Maße für ihre Zwecke ausgenugßt. Wie das „W. T. B.“ meldet, wird es besonders dem Kaiser verdacht, daß er der Duma aus Anlaß dieses Ereignisses, bei dem nur der Zufall größeres Unheil verhütet hat, kein Zeichen der Teilnahme hat zugehen lassen. Sogar in die Provinz werden Abordnungen zu agitatorischen Zwecken entsandt, die offenbar die Aufgabe haben, einer günstigen Aufnahme der Regierungserklärung entgegenzuwirken.

Die Parteien der Rechten bereiten, wie die Zeitung | „Ruß1“ meldet, Vorlagen vor, um die Linke zu provozieren ! und die Entfernung der Revolutionäre aus der Duma oder die Auflösung der Duma herbei- zuführen. Die Volftssozialisten beschlossen infolge des Deeneinsturzes im Sizungssaale der Duma, un- mittelbar nach der NRegierungserklärung der Regierung ihr Mißtrauen auszusprechen, da im Grunde nur Nach- lässigkeit des Negimes solhe Katastrophen herbeiführen fönnte. Die Partei umfaßt etwa 30 Sigze und stimmte bisher mit dem von den Kadetten gefaßten Beschluß überein, nach der Verlesung der ministeriellen Erklärung für einfachen, nicht motivierten Uebergang zur Tagesordnung zu stimmen.

Die Untersuchung des Sißungssaales der Reichsduma hat,

ergeben, daß die Deckbalken wohl erhalten und gut verankert

sind und daß die Ventilatior seinrihtungen über demn Saale | niht die Ursache des Einsturzes sein können. Die Kommission Ler DUM0 ist genciat. dem Gutachten der Sach- verständigen der Regierungskommission beizutreten, daß der Temperaturuntershied den Einsturz der Deckenb-cklei- | dung herbeigeführt hat. Die Kommission der Duma ist | überhaupt der Meinung, daß die Räume des Taurischen ! Palais für die Sißungen der Dumg nicht gefahrlos sind und |! daß auch die Decke des als Wandelgang dienenden Katharinen- | saales niht sicher erscheint. \ Sizungeésaales entschied \sich die Kommission nah Besichtigung | Aar Kaiserlicher Theater für das Volkshaus Nikolaus T1,

und trat mit dem Finanzministerium

Bei der Wahl eines anderen !

Sizung anberaumen zu können. rFtalien.

Abgaben berantre!e. folhe Herabiezungen vornehwen unö mit dem Petroleum begtnnen ! wolle, und meinte, man werde au antece HerabseBungen verwirtlien

Der Minister legie die Giünde dar, wzébalb man i

Herabsetzunc des Petiroleumzolles, die a1s finanziellen Gründen auf | 24 Lire erfolgen folle, könne tie Valoncierung des Budgets nichi ge- |

äbrden, und er freu? fi, in diefer Beztiebung mitteilen zu fönnen, |

daß die Einnabm?n im iteticen S fen f | A4 Ti is C É

bat chckließlich tas Paus, der Vorloge zuzustimmen.

Abstimmung angenommen. Antra auf 1 60 Stimmen abgelehnt. Kammer mit 214 gegen

“R E As a avid P T a E A Ne S O E L

Der Ministerpräsident Giolitti erklärte, eine größere Herabsetzung des Zolls für möglich, bei der Herabseßung um die Hälfte stehen bleib riht die Solidität des Budgets zu gefährden. Tagesordnung Daneo an und hoffe, weitere Schritte auf dem eingeschlage

Die Tagesordnung Daneo wurde hierauf in einfacher i In der Spezialdebatte wurde ein Guicciardini auf Herabseßung des Petroleumzolles Lire in namentlicher Abstimmung mit 189 gegen Jn geheimer Abstimmung nahm die 24 Stimmen den Gesezentwurf, be-

die Negierung halte sie glaube aber jeßt en zu müssen, um Er n‘hme daher die daß es bald mögli scin werde, nen Wege zu tun.

treffend die Herabseßung des Petroleumzolles, an und vertagte sih sodann bis zum 28. April. G

Bieberstein hat,

bearbeitung der türki wünscht wird, über dere

e

den Präsi

Türkei. Der deutsche

ollektivnote überreichen

it langer Zeit beklagt. Bulgarien.

Der urs Ferdinand, der vom Mee in London nah Sofia zurückgeke

eldung des „Wiener Telegraphen-Korrespon denten der Kammer Dr. Gudew

bildung des Kabinetts betraut.

di

E

ei

neue Guillot Inneres, Blas Vidar Oeffentliche Arbeiten, J Eduard Vasquez Kr

Kosakenabteilun

Amerika.

Der Präsident R oosevelt hat eine Kommission ernannt, e sih mit der Frage einer rationelleren Ausnußzzung der Stromläufe in den Vereinigten Staaten beschäftigen soll. Jn einem an die Kommi klärt Roosevelt, laut Meldung

isenbahnen für den

nes Wa

Minifterium is, wie

Asien.

Nach einer Meldung der „Daily Mail“ n ngen, die als Wachtmanns die russishen Konsulate im Süden von Persien be-

stimmt sind, in Teheran eingetroffen. ufolge befinden sich 5000 Kosaken in eer, ein anderer Transport ist von Enseli unterwegs.

finanzielle Krisis,

In Täbris und an anderen Orten besteht eine drückende sodaß der geschäfilihe Verkehr fast

Botschafter Freiherr

nach einer Meldung des lern als Doyen des R S Korps der Pforte eine ; asen, schen Handelsgeseßgebung ge- i n Unzulänglichkeit das del s ist fast 60 Jahre alt der europäische Handel sih

folgt,

in der die

ssion gerichteten Schreiben er- des „W. T. B.“ daß, da die b 1 Transport des Getreides und der Jndustrieerzeugnisse niht mehr ausreihten, die Ausbildung Nertranddortiälems neben den Eisenbahnen das einzige Mittel sei, um Abhilfe zu ha Nach Meldungen der New Yorker der Kriegsminister von Honduras, dreitägigem Kampfe 3000 Nevolu Gutienez befehligt wurden, Gutienez fiel in dem Kampfe, aht Meilen erstreckte. Die Kabinettskrisis in Uruguay is beendet. Das ) Alvaro Finanzen, Jean Lamolle acob Varela Auswärtiges, General ieg, Gabriel Terra Unterricht.

ffen.

gebildet :

Persishen Nachrichten Dulfek am Kaspischen

gänzlih ruht. Die Bevölkerung verlangt die Entlassung jämtliher Minister.

Afrika.

Dem marokkanischen Kriegsminister Gebbas Depesche des „Daily Telegraph“ Beni Jessef die Nachricht zugegange

eingetroffen sei und von ihm gefange Wie das „W. T. B.“ aus Ceuta meldet, hat eine

unter dem Befehle des Kaid Hossa abteilung vorgestern El Valiente und seine Leute angegriffen, ist aber nah mehrstündigem Kampfe \chlagen worden.

ist, einer

zufolge, vom Stamme der n, daß Naisuli bei diesem

n gehalten werde. ni stehende Truppen-

in die Flucht ge-

zufolge, 30. 7. 1882 zu Groß-Sch{önau, laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, | am

j i Hermann Salzbrunn, geboren am 19. 7. im Grenadierregiment Nr. 8, am 11. März in der Krankensammel- stelle zu Namanédzuift an Typhus und D

| bôbe an einem kscinen Fluß mit starkem

| Wohnungen aus

Palmöl | 998 349 kg, Mais 20 144 038 kg,

Piassava 787 kg, | 749 Stück, Rindvieh 4963 S

Koloniales.

Aus Windhuk in Deutsch-Südwestafrika wird, „W. T. B.“

aeweldet, daß Reiter

: Gustav Heppner, früher im Infanterieregiment Nr. 60,

geboren am

7. März im Lazarett zu Keetruanéhoop on Typhus und Reiter

Die Deutsch-Russen am Meruberge. Deutsh-Osftasrikas von Nechenbery hat dieses Schutzgtbiels und unter anderem auch die Kleinsiedlungen am Merubcrge besvcht. Die „Deutsch-Ostafrikanis- Zeitung“ berichtet hierüber: „Die Deutsch-Russen wohnen am östlih des Bak

| fü-stliher Bewässecung eignet und dazu hon Ll | son benußt worden ist. Die Gegend / m : / wegen Ueberlassung des | ift in der Nähe vorbanden dortigen Saales in Verbindung, um für den 20. März eine | der

bor! Die Lzute haben kurzen Zeit ihrs Hierseins

14539175 kg, Palmkerne

Hölzer 378 338 kg,

teigen tegriffen scien. Der Minister | 9036 Stü.

ist absolut fieberfcei.

viel geleistet. Ihre } Voiz und Lebm werden jeßt durch massive Bauten ¿ erseyt, da3 erste Haus für den Ortévorsteher ist bereits im Ban, : Curopäisce Gemüse und Kartoffe

52 795 894 kg, (rdnúüfse 470277 kg, Kassada L L E E 964 kg, L E 30280 kg, Kopra fönnen, und zwor ia erster Linie cine solche der Zuckrrabaaben. Die ! 107 635 kg, Kaffee 4425 kg, Kakao 53 634 k , Kolanüfse 2148 kg,

| E f aDgaben, Die. | Glifer (06) ee Saite: Nu Lg, Nobkalmiwoie 470 bit “4 l Pferde 344 Stück, Efel ld, Kleinvieh 32862 Stü, Geflügel

1884 zu Schubin, früher

Talazia gestorben ist.

Der Gouverneur im Januar den Norden

Südabhance des Berges,

( al-Sees und 14 Stunde nördli der Straße Moschi— | Aruscka. Das ibnen zugewiesene Land liegt auf Gefälle

unoacfähr 1200 m Meeres- ! 7 C is Nücksidht o Seb | fondern au auf die Stellung zum kirhlichen Bekenntnis Rüsich „dec fich gut zur Anlegung | genommen wird. Namens metner Fraktion bitte ich den Minister,

den Deutsch-Nussen cuch 1 Bauholz fleißig gearbeitet und in bishertgen

in gedetben vortrefflich, auch an die

Die Deputiertenkammer beriet gestern die Vorlage, | thnen fremden Bananen baben sich die Leute gewöhnt. Irnsgesamt betreffend Herabsegung des Petroleumzolls. | [ienen sie zufrieden mit ibrem Los.“

Ncch dem Bericht des ,W. T B.* erklärte der SHatzminister | T ç A G M i ti / Majorana, es hantle sich ¿m eine der verschiedenen Mafßnabmen, | G é R ; durch die dic Regierur g thr Finanz- und Wirtschaitsprograram erweitern | Die Landwirtschaft des Scußgebiets Togo. Jn dem wolle, indem sie zunä§;st für alle Erfordernisse der Zweige des öffentlichen | Jahrzehnt 1897—1907 find an landwirtschaftliden Erzeugnissen Dienstes Sorg? 1irage und dnn an Herabsezunyen und Reform der | Aus dem Schußgebiet Togo folgende Mengen auêgeführt worden :

Kautschuk

Der Deputierte Danceo brachte cine Tages i l: eputierte r l geéordnung ein, ! in welcher der Regierung das Vertrauen des Hauses aus- j Pfr den wird, daß sie eine weitere Herabsezung des | eiroteumzolles vornehmen werde, sobald ein größerer Konsum, |

Einnahme qus diesem Zoll ergebe.

Parlamentarische Nachrichten, Die Schlußberihte über die vorgestrigen Sißungen des

Eteiiernis A industriellen Betrieben, cine fortschreitende ' Reichstags und des Hauses der Ab sih in der Ersten und Zweiten Beilaae.

geordneten befinden

Marschall von „W. D. B vor-

Handels-

Besuche des englischen hrt ist, hat nach einer denz-Bureaus“ mit der Neu-

„Associated Preß“ hat General Barahona nach tionäre, die von General bei Maleras geschlagen. der sih über eine Front von

sind gestern chaften für

Neu-

In der heutigen (23.) Sißung des Nei welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Graf von Paf dowsky-Wehner und der Staatssekretär des Reichs as amts Freiherr von Stengel O stand zuná k der Geseßentwurf, betreffend die Vornahme einer Berufg- und Betriebszählung im Jahre 1907, zur dritten Beratung. ; N

Die Vorlage is in zweiter Lesung unverändert ange- nommen worden, nachdem auf Antrag Dove der von der Kommission beschlossene Zusaß, wonach auch die Frage dex Religion gestellt werden soll, von der Mehrheit gestrichen worden war. Es wurde heute vom Zentrum der Antra auf Wiederherstellung dieses Zusagzes eingebraht. Jn dee A ntt U N E

g. Dove (fr. Vog.): Die von dem g:ößten Teil de gebrachte Darstellung, als ob die Abstimmung in zweiter deset über meinen Antrag ledialih auf einem Irrtum des Hauses beruhe, trifft niht zu; nur der Abg. Liebermann von Sovnenberg hat erklärt daß von ihm und setnen Freunden die Fragestellung mißverstanden worden sei. Die anderen Herren sind si bei der Abstimmung nit im Zweifel gewesen. /

_ Abg. Schhack (wirtsch. Vgg.): Ich will diese Frage nit weiter uctersuhen; jedenfalls hat es gar keinen Sinn, den Be, {luß der Kommission umzustoken, denn er wurde gefaßt gegens über einer sehr verschwindenden Minderheit. Auch im Jahre 1895 wurde bei der Berufszählung nach der Religion efragt, ohne daß dies ten geringsten Anstoß erregte. Die Frage fat insofern eine große Bedeutung, als dadurch das Ansteigen der verschtedenen Klassen in höhere festgestellt werden fann.

Prâsideat des Kaiserlihen Statistisken Amts Dr. van der Borght: Ih möchte bitten, die Frage noch der Religion niht wieder aufzunehmen. 1895 war diese Frage allerdings geste t worden n aus ele Talsache allein folgt niht, daß man sie immer wieder

ellen muß. ,

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (36.) Sigung, welcher der Minister der geist: lihen 2c. Angelegenheiten Dr. von Studt beiwohnte, zu- nächst in erster und zweiter Lesung ohne erhebliche Debatte die E, betreffend Erweiterung der Stadtkreise Hanau und Danzig, an und seßte dann die Beratung des Etats des Ministeriums der geist- lihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten und zwar die bei dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ übliche allgemeine Besprehung dieses Etats fort.

erzu liegt der Antrag der Abgg. Fritsch (nl.) und Genossen vor:

__ die Negierung zu ersuchen, den Bestrebungen zur Vereinheit- lichung der deuts{en Stenographie tunlihste Förderung bezw. Mitwirkung zuteil werden zu lassen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukir@ (freikon\.), der unter fo großer Unrukbe des Hauses spricht, daß von feinen Ausführungen nur hin und wieder einzelne Worte zur Tribüne heraufdringen, macht verschtedene Vorschläge sür die Ausführung des Schulunter- haltung8gefeßes in bezug auf die Zusammenseßung der Schulkom- missionen, der Gesamtsulverbände und der Shulvorstände ; namentli wünscht er, daß bei der Bildung der Gesamtshulverbände auf die Grenze der politif@jen Gemeinden möalichst Rücksicht genomwen werde. Ferner äußert er Wünsche bezüglih der Kusgestaltung des künftigen Lehrerbesoldungégeseßes. Es müsse daran gedaht werden, daß jeßt das platte Land gegenüber den Großstädten in bezug auf die Gehaltssäße der Lehrer beaachteiligt sei. Auf die verschiedenen Ver- bällnisse in beiden müffe fowobl bei den Gehaltssäßen wie bei den Dienstalterszulagen entspr-chend RNücksicht genommen werden. Ieden- falls müsse bei dem Geseß wieder ein Zustand in dem Einkommen der Lehrer herbeigefüh:t werden, der deren Interessen und denen der Schule gerecht werde.

Ministerial direktor D. S®&warßkopff: Jn der Ausführungt- anweiiung zum ES@ulunterhalturgsgesez is wesentlich die An- ordnung getroffen, daß bei der Bildung der Gesamts{ulverbände die fummunalen Grenzen möglichst berüdjidtigt werden sollen. Ueber den Vorsiß im Schulvorstande selb Vorschriften zu erlassen, davon hat jedoch der Minister Abstand genommen; denn es wird Sache der e lel reualain, zu entscheiden, was sie in dieser Hinsicht na den praktis@en VeWältnissen für ridtiz halten. Ueber den Inhalt des künftigen Lebrerbesoloung8gesetzes kann ih heute namens der Regierung rod) feine Mitteilung machen, aber den Eindruck haben wir do fon bekommen, daß auch in diesem Gesetz die Refktorenfrage fehr große Súwiertakeiten machen wird, ebenso wie beim Schulunterhaltungsgescß, und es wird Gegenstand ernster Prüfung sein, wie diese Schwierigkeiten zu übe»winden sind. Für das Zustandekommen des Gesezes wäre es vielleiht besser, die Frage auszuscalten. Daß das platte Land in den Gehbalts\äßen gegenüber den großen Städten jeßt benateiligt ist, ist unzweifelhaft rich'ig, aber umgekehrt liegt es bei den Nuhegehalts- kassen. Dieses Verhältnis wird auf die Dauer vielleicht nit so bleiben können. Das kann ich versichern, daß die Regierung alle diese Bedenken zum Gegenstand ernster Prüfung maten und bestrebt sein wird, im Besoldungëgesetz die Gehaltsfäße und die Gehalt8grundlagen fo zu gestalten, daß das neue Gese der Aufgabe gerecht wird, die ideell-n und materiellen Interessen des Lehrerstandes zu wahren.

Abg. Meßtenthbin (fkons.): Gegenüber den Ausführungen des Abg. Dr. Friedberg bei der ersten Etatsberatung habe ih zu erklären, daß meine Freunde nah wie vor eine Einmischung des interkonfessionellen Laudtags in innerkir{lihe Angelegenheiten nicht für richtig halten. Die Richtigkeit der Behauptung, daß bei der Berufung der theologischen Professoren die sogenannte positive Richtung von dem Kultusminister bedeutend bevorzugt werde, muß ich auf Grund mir vorliegender Statisliken bestzeiten. Die legte Eeneralsynode hat verlangt, daß

D R E D

| sammelten Eolithe ein.

bei der Berufung niht nur auf die wissenshaftlihe Befähigung,

Paß bei der Berufung der Professoren vor allem Nücksiht auf deren Stellung zum kirchl!@en Bekenntnis genommen wird. (Schluß des Blattes.)

Kunft und Wissenschaft. Die NRömish-Germanishe Kommission des Kaiser-

4 Tien Arcäologishen Instituts hielt am 13. d. M. ihre

Jahres\itzung in Frankfurt a. M. unter dem Vorsiy des Direkto, Professors Dr. Dragendorff ab. Anwesend waren die Herren Antke?, Fabricius, Henning, Hirschfeld, Jacobi, Koepp, Loeshcke, Ed. Meyer, Ohlersblager Vuchstein, Ranke, Ritterling, Schuchhardt, Schu- macher und Wolff.

A, F. Eine außerordentlide Sißung der Berliner Gesellschaft für Anthrovologie fand am lezten Sonnabend statt. o Borsißenden, Professor Dr. Lissauer, wurden ehrende Worte de Nachrufs zweien in den leßten Wochen verstorbenen Mitgliedern u widmet, den Professoren Naue und Oscar Israel, von E E erstere zu den bedeutendsien deutschen Prähistorikern geh n Dr. Hahne lud für Sonntagmittag zur Besichtigung seiner im leb f Herbst und früher in Taubah und Ehringtdorf bei Weimar 8

Den Bortrag des Abends hielt der Professor Dr. Karl Weyle a Leipzig über seite cthnographishe Forshungsreise dur ch G Südosten Deutsch-Oftafrikas. Der Vortragende begann be, daß er nicht beabsichtige, einen autführlichen Reiseberidjt zu ce it dafür sei er ert zu kurze Zeit wieder in der Heimat und | noh E imstande gewesen, seine Sammlungen zu ordnen, yon den

ogar noch untérwegs sei. Er wolle also nur einige ein ai reine mitteileu und dadurch die von ihm ange- a ethoden kennzeichnen. Die vorzuführenden Lichtbilder, a aphishen und fkinematographischen Aufnahmen würden die phonogr d Wohnungen, die Menschen in ihrer ä E Siedelungen un 0 ge j n | rer äußeren Er- einung, in ihren Beschäft S und Vergnügungen, ihre dürftige Technik und zuleßt etwas Negerkunst zeigen. Die vom Reih aus- erüstete, unter der Aegide der landeskundlihen Kommission der vlonialabteilung stehende Expedition war ursprünglich nah einem anderen Teil Deutsch - Ostafrikas beabsichtigt, nämlih nach dem von den Wagogo, Wambugeve und verwandten Stämme eingenommenen Gebiet südli des Manyara-Sees und des Pangant- und nördlich des Nuaha- und Rufigi-Flusses. Beim Eintreffen des rofessors Weule in Dar-es-Salaam erklärte ihm _jedoh der D berneuit, daß jenes Gebiet z. Z. noch zu unruhig sei, um mit Nußen für den ethnographishen Forscher bereist zu werden, und {lug ihm vor, statt dessen den Südosten der Kolonie u besuhen, in dem er voraussihtlich ohne jede Störung seinen Studien werde obliegen können. Professor entsprach dieser Empfehlung und hatte es nit zu bereuen, seine Neise- route, die ihn in der Luftleere bis 200 km weit von der Küste führte, in der Art abzuändern, daß er, von Lindt südwestlich marschierend, das lußgebiet des großen, bis 2 km breiten Stromes Rowuma, des f erzflusses zwischen Deutsch- und Portugiesisch-Oftafrika, aufsuchte. Dieser Strom empfängt bedeutende Neb?nflüfse von links her aus deutshem Gebiet, und dies Land, nördli des Rowuma, das in seinem der Küste näheren Teil, dem Makonde-Plateau, einer großen Tischplatte gleicht, die 4 ganz allmähli in westöstliher Richtung von 800 auf 200 m Seehöhe e in seinem westlichen Teil etwa ein mehr coupiertes, einzelne Jnselberge (Gnetskuppen) und Bergkelten bis zu 940 m Höhe guf- weisendes Terrain darstellt, ist von verschiedenen Negerstämmen ziem- li gut bevölkert. Die Wahl eines anderen als des ursprünglichen Weges und die hiermit verbundene Verzögerung brachte für Professor MWeule den Nachteil, daß er etwas zu spät für die Fie en alljährlihen, Ende August Anfang September fallenden Volksfeste der Be- shneidung eintraf, was er im Interesse seiner fozialen Studien be- daverte. Immerhin kam er noch für den leßten, fröhliden Teil dieser Feste zurecht, in dem die von ihrem Schmerzenslager erlósten Jünglinge sich durch Spiele und Tänze schadlos halten Der Vortragende hat diese Zeit zur Herstellung sehr zahlreiher kinematographisher und vhonographisher Aufnahmen henußt. Er gab beiläufig einige wihtige Ratschläge für die Benutzung des von thm mit gutem Erfolge angewandten Ernemannschen „Kino“, die beherzigen8wert sind, weil immer mehr sowohl der kinemato- grapbische als der phonographische Apparat als hochwichtige Hilfs- mittel der Forshung anerkannt und angewandt: werden. Als von größter Wichtigkeit bezeihnete der Vortragende, die Entwicklung. aller pyhotographishen Platten, tim besonderen aber der kinematographbischen Films, möglichst sofort und an Ort und Stelle vorzunehmen und si die Vermehrung des Neisegepäcks durch die Entwickelungs\chalen nit ver- drießen zu lafsen. Diese Vorsichtsmaßregel is umsomehr notwendig, als die Atmosphäre in Afrika fast immer dunstig und der Aufnahme sharfer Bilder an My ungünstig ist. Auch empfahl Professor Weule eine veränderte, beffere Konstruktion der Führungswalzen am „Kino“, deren zu leichte Beweglichkeit ihm viel Störungen bei Aufnahmen bereitet hat. Von anderen Apparaten für seine besonderen Zweckde empfiehlt er besonders zwei: die Sammlung von bunter Zephirwolle zur Erkundung der Farbenuntersheidungs- fähigkeit der Naturvölker und den Kraftmefsser. Den wissenschaftlichen Wert tes leßteren, der durchs{chnittlich cine «fast um 100 9/9 größere Mugskelkraft des Europäers gegen den Neger ergibt, der Mühe hat, einen Druck von 30 kg auszuüben, während der Vortragende leiht das Doppelte erreicht, will dieser nit so hoh schäßen als den sozu- sagen „gefellshaftlihen* Wert. Immer und zu jeder Zeit erregte dite Einladung an die Neger, sich an dem Apparat zu versuchen, große Fröhlihkeit bei ihnen. Die widerharigsten Gesellen tauten auf und wurden allen anderen Bemühungen des Vortragenden um sie und die Sewinnung thres Vertrauens zugänglicher. Die Reife nah dem Südosten der Kolonie führte den Vortragenden zunähst na der Station Masfsassi, dem westkicksten von ihm über- haupt erreichten Punkt, dann südlih bis zum Nowuma und mit ver- schiedenen Seitentouren über das Makonde-Plateau östlih wieder zur Küste zurück. Ju diesem weiten Gebiet traf er auf die Stämme der Wayao (au einfa Yao genannt), der Wamakonde, der Wanyassa, der WVamdckua, der Wamatambwe u. a. Unter diesen Stämmen sind die an erster Stelle genannten Wayao die weitaus bekanntesten und von den Nachbarn anerkanntesten. Jn zwei ihrer Häupter, die Professor Weule kennen lernte und die sich ihm sehr nüßlich erwiesen, Matolla und Makamen, besißt die NRegierurg anscheinend durchs aus zuverlässige, anständige Freunde. Bei dem ersteren weilte der Vortragende längere Zeit in dem südli von Massaîsi gelegexen Tschingologolo. Ein ähnlich zuverlässiger Verwaltungs- beamter, ein durch Kenntnis und Intelligenz gleid ausgezeihneter Suaheli, ist der im Often des Gebiets residierende Wali von Mahuto. Recht günstige Eindrücke von guter Ordnung im Sebiet der Lindi wurden gewonnen, als die kleine Truppe des Reisenden, außer den Trägern aus 13 Polizeisoldaten bestehend, \sich in jedem kleinen Negerdorf festliß empfangen sah, eine Folge vorangegangener Benahrihtigung und Anordnurg durch den Gouverneur. s war unter den im Vorangehenden ges{ilderten Umständen nur natürli, daß Prof. Weule seine Studien haupt‘ählich den Wayao jus wandte, um von ihnen ein möglichst genaues ethnoaraphishes Gesamt- bild zu gewinnen. Hier mit besonderer Gründlichkeit zu verfabren, veranlaßte ihn namentlich die Erfahri:ng, daß ethnographische Unter- shiede von Erheblichkeit zwischen den verschiedenen kleiner gebauten Stammen ihm nit entgegengetreten waren, fo cft er vorübergehend lolhe zu beobahten geglaubt hatte. Offenbar hat jahrhundertlange Vermischung aus den Völkern Ostafcikas ein ziemli gleichartiges Konglomerat geshaffen, und einen dieser Stämme gründlih zu studieren, heißt zugleih in ihren wichtigsten Merkmalen auch die anderen kennen lernen. Die Warao reden eine sehr merkwürdige Sprache, in deren Grammatik einzudringen gelungen ist. Sie besißen au eine Art JIugendbelehrung, die, soweit sie das Verhalten und die Pflichten der Kinder gegen die Eltern betrifft, gut und beahtenswert, foweit se eine sehr frühzeitige Belehrung über die Serualien betrifft, aber verwerflih) erfcheint. Merkwürdig sind gewisse Wahnvorstellungen, ce allgemein find, wie z. B. der Glaube, daß der in diesem Gebiet lehr häufig vorkommende Elefant allwifsend sei, und was recht londerbar erscheint die Untreue einer Frau am Betrogenen sllrafe. Die Tötung eines Mannes dur Elefanten gilt vesbalb als Beweis für die Untreue der , Frau. So stark wirkten diese und andere wunderlicen Vorstellungen, daß Professor eule u. a. in Luisenfelde im Wayao- Lande einem seit 6 Jahren dort angesessenen Norweger begegnete, der \ih vollständig in diefe An- œauungen eingelebt hatte und von ibrer Richtigkeit überzeugt war. m übrigen vewährte sh Herr Knudsen als ein mit Land und Leuten wohl bekannter Berater. bie In einer großen Reihe von Bildern führte der Vortragende fgrauf in das Leben und die Umgebung der von thm besuchten Neger- Hine tin. Auf dem Makonduplateau gibt es keine Dörfer, sondern H jersireut liegende Wohnungen, bestenfalls einmal 3—4 solcher be- debart. Anders ist es bei den Wayao und ihren nächsten Nachbarn, fach, Dorfschaften vereint leben; Häuser und Gehöfte sind aufs ein- e aus Bambus oder Holz erbaut und mit Palmblättern bedeckt u umlleidet. Die Häuser haben meist einen, aber au 4—6 Înnen- me. Die Vegetation ist auf einem großen Teil des Gebiets bei treid guten Boden ziemlich üppig, der Anbau von Ge- felt t, Hirse, Maniok gibt daber reichlihe: Frudt. Allerdings ist Wald K jet dihter, fast undurdringliher Dornbush aber sehr häufig, und Way" Fall ift hohes Gras überall vertreten. Leßteres gibt den Tro Gelegenheit zu industrieller Tätigkeit. Sie brennen es in der Gie dier N aus zer ee dur Ÿ aner das En! g und derdunsten l , indem sie das Wasser der ung an der Sonne assen. Die Salzsiedereien der Wayao haben viel Zuspruh

i von den Nahbarstämmen, obglei das Salz grau und ziemli bitter ist,

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Weule.

Selbst vom Nyassa-See kamen Trägerkolonnen nach Salz. Als Nebenprodukt dieser Indusirie wird aus der Grasashe auch Graphit gewonnen, dessen si die eingeborenen Töpfer, .rihtiger Töpferinnen, da die Keramik Frauenarbeit ift, zum Bestreihen und Glätten ihrer Tonwaren bedienen. Einen eigenen Anblick gewähren in der Landschaft die hon erwähnten, ganz kablen Gneiskuppen da, wo sie als Inselberge auftreten. Ihre bizarren Formen lassen \ich nur durch wiederholten Wechsel von Veberflutung und Auftauchen des Landes aus dem Meere erklären, wobei in den leßten Perioden Erosfionen in verschiedener Richtung stattfanden, welhe die Felsen herausfägten. Von großem Interesse waren die zahlreihen, in Ucht- bildern vorgeführten Menschentypen, an ihrer Spitze das Bild des intelligent aussehenden Häuptlings Matolla. Die gleih den Frauen bekleideten Männer sind meist am Leibe, seltener im Gesicht tätowiert, die Frauen verunstaltet, indem fie entweder an der linken Nasenseite oder an der Oberlippe Holzpflöcke tragen, leßtere manchmal 4— 6 cm im Durchmesser. Die jungen Mädchen haben die Gewohnheit, kleine Kiesel bis zur Zahl att unter der Zunge zu tragen, was als Zeichen der Treue gegen den Lebsten gilt. Solche Steine wurden vom Vor- tragenden gezeigt. Auch Nasen- und Lippenpflöcke ist es thm gelungen, zu erhalten, doch niemals unmittelbar von den rauen, fondern stets nur durch Vermittlung der Männer. Der äuptling Makamer sprah gern und viel vom Deutschen Kaiser und Berlin, der Begriff einer Million war ihm aber nit beizubringen. Matolla erwies sih nicht so gewißt wie Makamer, gilt aber bei seinen Stammes- genossen als ein „älterer Adel“, da sein längst gestorbener Oheim Matolla I. in der Erinnerung des Volkes als ein alter Held lebt, Ae Name nur mit Hochachtung genannt wird. Bei allen Männern besteht die Sitte, die Vorderzähne pit zu sägen, die Frauen haben in- folge der Lippenpflöcke meist sehr \chlechte Zähne; denn die Vorbereitung für die Anbringung e Zierde beginnt, die Entwicklung des Kiefers beeinträhtigend, {hon im 7. oder 8. Jahre des Mädchens. Fast alle Kinder haben aufgetriebene Bäuche, eine Folge des übertriebenen Ges nusses vegetabilischer Nahrung. Daß die Wayao ein recht

intelligentes Volk sind ibre Gesfamtzahl beträgt wohl 80 000 —, beweisen die Ffunstvollen Tierfallen, die sie bauen, ihre Geschicklihkeit im Flehten, thre Fähigkeit, Eisen zu

{weißen und zu bearbeiten, ihre Kunstfertigkeit in der Keramik ohne Drebhscheibe. Um lettere Arbeit in allen ihren Stadien genau kennen zu lernen, hat der Vortragende 26 Aufnahmen aemacht, die vorgeführt wurden und die fleißige Töpferin, den Säugling mit einem Tuch auf den Rücken gebunden, an der Arbeit zeigen. Von eigentliher Ce UAE wurden noch einige rohe Zeichnungen, u. a. von einer Elefantenherde und verschiedenen anderen Tiergestalten, vorgeführt, alle von guter Naturbeobahtung Zeugnis ablegend. Wenig entwickelt ist das Erinnerungsvermögen und die Kenntnis selbst benachbarter Völker. Nur von den Zwergvölkern wiffsen die Yao zu erzählen, da deren Erscheinung auf sie Eindruck g?macht und gelegent- lihe Begegnungen in der Tradition ih fortgepflanzt haben. Fn allen Erzählungen aber erscheinen die Zwerge als gefährlichß und tüdcktis{ch, als Verkörperung des Bösen. Von einem Götterkult bei den besuchten Negerstämmen hat Professor Weule nur geringe Spuren gefunden. Die Yao \cheinen einen Kultus mit alten, großen Bäumen zu treiben, die sie als den Sitz der Abhnenseelen betrachten.

Die phonographishen Vorführungen betrafen drei von dem Vor- tragenden häufig gehörte, einzeln oder im Chor gesungene Negerlieder mit fo s{lichtem Text wie: „Reise, o reise mit dem großen Herrn. Die Jünglinge hatten Zeug von ihm. O reise, reise!" Interessanter waren eine Rethe von kinematographischen Vorführungen, zeigend die Vorgänge kei der Eisenshmelzung, von 2 Frauen mit den unvermeidlichen aufgebundenen Säuglingen ausgeführt, Stampfen von Getreidekörnern zur Mehblgewinnung, die Anwendung des Feuer- bohrers und verschiedene Tänze.

Dem Vortragenden wurde für seine Mitteilungen, denen die Sus mit großer Aufmerksamkeit gefolgt war, reicher Beifall zuteil. ,

Die am Sonntag vormittag sich anshließende Vorlage neuerer Eolithenfunde durh Dr. Hahne brate eine große Anzahl in Taubah und Ehringsdorf gefundener, die Anzeichen der Bearbeitung bezw. des Gebrauhs durch Menschen tragender Steine zur Kenntnis der Erschienenen. Alle diese Feuersteine, Hornsteine oder Quarze sind entweder eingebettet im Travertiner Kalk rechis und links der Ilm, an der das Flußbett eingescnitten ist, oder in Kies- und Schotterschihten darunter gefunden, einem Horizont angebörig, der spätestens während der Interalacialzeit Oberfläche gewejen sein kann. Zum Vergleich wurden eine Anzahl Eolithe aus dem französischen Departement Cantal vorgelegt, die aus dem Miocän, also von cinem viel tieferen Horizont stammen. Nach der Menge der in Taubah gefundenen Eolithe hat es fast den Anschein, als habe? bier eine Werkstatt von Steinwerkzeugen bestanden. Professor Rutot hat bekanntli ein Werk geschrieben über die Steinwerkzeugindustrie, die vor der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit in Belgien beftanten baben muß. Nach ihren ist es nicht unwahrscheinlih, daß es auch Zencren dieser Industrie in Deutschland gegeben haben kann und Taubach als der bisher bekannt älteste Industrieplay unseres Vaterlandes anzusprechen ist.

Bei Eduard Schulte ist Victor Müllers Gemälde „Les misérables“ (das Motiv ist Victor Huges gleihnamigem Werk ent- nommen) für kurze Zeit ausgestellt.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Die Neueinfiudierungen für den Ibsen - Zyklus im Lessingtheater brahten am Sonnabend ein älteres Stück des norwegischen Dichters, und zwar fein vieraktiges Schauspiel „Die Stützen der Gesell- schaft“. Im Gegensaß zu feinen späteren Werken zeigt sich Ibsen hier als Optimist; die „ideale Forderung", die Gregers Werle in der „Wildente*“ vergeblih stellt hier wird sie dur den Konsul Bernick eingelöst, der sein Leben auf einer Lüge aufgebaut hatte, \chli{lch aber die Kraft und den Mut findet, ter Wahrheit die Ehre zu geben. Immer wieder muß man über die Kunst staunen, mit der Ibsen die packenden Momente der Handlung he1 vorzuhbeben und von Akt zu Akt zu steigera versteht ; besonders wohltuend berührt aber hier eine {lite „Herzenswärme, die der grüblerishe Ibsen der späteren Zeit zumeist vermissen läßt. Wie man den Dichter im Lessingtheater zu spielen versteht, ist an dieser Stelle oft genug hervorgehoben worden ; auch die vorgestrige Aufführung erreihie nahezu die Vollkommenheit. Dur den glück- lihen Gedanken, das Werk in das Gewand seiner Entstchungszeit zu Éleiden, wurde das Bild kleinstädtischer Bürgerlichkcit, das tec ganzen Hantlung das carakteristisße Gepräge _ gibt, {on äußerlih glüdcklich getroffen, und das Zusammenspiel gewann innerbalb diefes Rahmens an Farbe und Leben. Unter den QDar- stellern der einzelnen Rollen sind zwei an erster Stelle zu nennen: Albert Bassermann als Konsul Bernick und Else Leh- marin als Lona Hessel. Meisterlih verstand es Bassermann, olle ver- söhnenden Momente im Wesen Bernicks hervorzukehren, die Härten zu mildern und so den Umshwurg in seinen Lebenfanschauungen, der sonst unwabrscheinlich wirken müßte, allmählih zu entwickeln. Nur in der Szene, in der Bernick unter der Last des Schmerzes und der Gewissensqual zusammenbrihßt, hätte man einen {lichteren Herzenston gewünscht. Die derbe, gerade Natur Lona Hessels wurde von Else Lehmann fo recht von innen heraus gestaltet und restlos er{chöpft. Von dieser Figur ging ein besonderer Zauber aus, foba!d sie den Schauplatz betrat. Den Fohann Tönnesen zeichnete Hans Marr männlih und bieder, und aus der kleinen Episodenrolle tes Schiffsbaumeisters Aune machte Sauer mit seiner feinen, unauf- dringlichen Kunst ein kleines Kabinettstück der feinen Charakteristik, das sogar bei offener Szene lebhaften Beifall hervorrief. Ebenso standen alle anderen auf der Höhe threr Aufgaben. Das Schauspiel übte eine tiefgehende Wirkung aus,

Im Kön iglihen Opernhause findet morgen, Dienstag, die 29, Aufführung der „Salome“ von R. Strauß statt. Der Komponist

leitet persönlich sein Werk. Jn ten Hauptrollen sind die Herren Kraus, Hoffmann, Kirchoff, Griswold, sowie die Damen Rose, Hiedler, Nothauser u. a. beschäftigt. (Anfang 8 Uhr.)

Im Köntglihen Schausptelhause geht morgen, neu- einstudiert, Shakespeares ,Was ihr wollt* (,Der heilige Dreikönigs- abend“) in folgender Beseßung in Szene: Orsino: Herr Staegemann; Sebastian : Herr Böttcher; Antonio, ein Schiffshauptmann: Herr Mann- städt; Valentin: Herr Werrack; Curio: Herr Weiß ; Funker Tobias von Nülp: Herr Müller; Junker Christoph von Bleichenwang: Herr Vallentin ; Malvoltio: Herr Vollmer; Fabio: Herr Eggeling; Narr :

err Geisendörfer; Olivia: Fräulein von Mayburg; Viola: Fräulein rnstädt; Marie, Olivias Kammermädchen: Fräulein Eshborn; Ein Priester: Herr Eichholz. Die Regie führt Herr Parry.

Mannigfaltiges. Berlin, 18. März 1907.

In der Vereinigung der Sa T girounde hält der Professor Dr. Oehler von der Hauptkadettenanstalt zu Groß-Lichter- felde am 22. d. M. einen Vortrag über „die Kämpfe der Römer gegen die Helvetier und Ariovist im Jahre 58 v. Chr., nah den neuesten topographishen Forshungen in Nordostfrankreih und be- sonders im Unterelsaß nordöstlih der Hohkönigsburg“ (mit Licht- bildern). Der Vortrag, dec Abends um 8 Uhr beginnt, wird im Hörsaal des Königlihen Museums für Völkerkunde, Königgräter- straße 120, gehalten.

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Klein-Rosseln, 17. März. (W. T. B.) Das Unglück au der Grube Klein-Nosseln (vgl. Nr. 68 d. Bl.) ereignete fi am O einige Minuten nah 10 Uhr. Es if noch nit festgestellt, ob eine Explosion shlagender Wetter oder eine Kohlenstauß- explofion vorliegt. Am Ausgang des Schahtes merkte man nicht das geringste von dem Vorgang in der Tiefe. Erst als zum ersten Male die

ördershale mit einer Anzabl Geretteter heraufkfam, wurde bekannt, was

ch drunten ereignet batte. Im ganzen waren 240—245 Mann eingefahren, und zwar im fogenannten Vuilleninshacht, der 417 m tief ist. Sofort eilte der Direktor Simon mit einer Anzahl seiner Beamten herbei und fuhr in den Schaht ein; auch die Nettungsmannschaften traten alsbald mit Draegerapparaten in Tätigkeit. Auf der Srubenfsohle stieß man zunächst auf den Körper des Wettersteigers Hayou, der alsbald heraufge schaft wurde. Hayou gab {on nach wenigen Minuten, ohne das Be- wußtsein wiedererlangt zu haben, den Geist auf; die giftigen Nach- s{chwaden hatten ihn getötet. Die ganze Naht wurde an der Bergung der Leichen fieberhaft gearbeitet. Bis Sonnabeyudmittag 12 Uhr waren 67 Tote, 12 Shwerverletzie und 1 Leichtverletter en. Von den Schwerverleßten sind im Laufe des Morgens bereits zwei gestorben, von den übrigen S{werberleßten dürfte nach Auskunft d:s Arztes nur einer mit dem Leben davon- kommen. Von den preußischen Staatsgruben waren ebenfalls Nettungsmannschaften unter Führung mehrerer Bergbeamten hberbei-

geeilt. Diese fuhren sofort ein, doch gab es nichts mehr zu retten. Unter den Toten befinden sh zwei Beamte, und zwar der Steiger Waldshmidt aus Klein-Nofseln und der

Steiger Conrad aus Naßweiler. Der erstere hinterläßt Frau und 1 Kind, der leßtere Frau und 5 Kinder. Die Leiche Conrads fonnte noch nit geborgen werden. Von den toten Bergleuten waren über die Hälfte verheiratet. In Mitleidenschaft gezogen sind vor- nehmlich die umliegenden lothringischen Bergmannsdörfer, aber au aus den benachbarten preußishen Gebieten ftammte eine ganze Anzahl der Umgekommenen. Auf das lothringische Dorf Groß - Rosseln entfallen allein 9, davon waren 8 wverheiratet. Aus Landweiler ist ein Vater mit seinem Sohn umgekommen. Die Leichen liegen in den Korridoren des Knappschaftslazaretts. Einige Tete, die von den Nachbschwaden erstickt sind, find völlig kennilih und machen den Eindruck Schlafender. Viele dagegen, die von der Sti(- flamme getroffen worden waren, sind sehr entstelt. Bis Sonn- abend, 12 Uhr, waren sämtlihe 67 geborgenen Leichen bis auf eine, die m Gesicht ganz entstellt war, erkannt. :

Heute gegen 105 Uhr Vormittags traf der Statthalter der Reichslantde, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, in Begleitung seines Adjutanten, Majors von Donop, und des Negierungsrats Sieve- king sowie mehrerer Bergwerks-, Kreis- und Kommunalbeamten im Autgs- mobil vor dem Knappschaftslazarett in Klein-Rosseln ein und begann soglei unter Führung des leitenden Arztes einen Rundgang dur die Räume des Krankenhauses. Zuerst betrat er die Korridore, wo die Särge mit den Leichen standen. Hier richtete er an die verweilenden Hinterblieberen Worte der Teilnahme und des Trostes, ebenso crs mutigte ex die Vaileßten und ibre Angehörigen und wies wiederholt darauf hin, wie ernst Seiner Majestät dem Kaiser, Allerhöchst- welcher ihn in einem Telegramm beauftragt habe, ter Bevölkerung den Ausdruck Seiner Trauer und herzlihen Teilnahme zu über- mitteln, die Fürsorge für die Verunglückten am Herzen liege. Vom Knappsckæaftslazarett begab sich der Statthalter nach dem Schacht Buillemin zur Unglückestätte, die etwa 10 Minuten vom Knappschaftslazarett entfernt liegt. Hier übernahin der General- direktor Simon die Führung und erläuterte in eingehendster Weise die Einrichtungen der Bergwerksanlagen sowie die Schutzvorrichtungen. Der Statthalter ließ sih hier die ¿wei an den Bergungsarbeiten hervorragend beteiligten Ingenieure vorstellen und widmete ibnen für ihre treue Pflichterfüllung anerkennende Worte. Während des Nundaganges durch die einzelnen Anlagen traf der Mitbesißzer der Werke, Reichstagsabgeordneter de Wendel, vom Schlosse Hayingen her ein und übernahm die weitere Führung. Nat der Besichtigung reifte der Statthalter zur Berichterstattung bei Seiner Majestät dem Kaiser nah Berlin ab. Mit der Vertretung des Statthalters bet den Trauer feierlihkeiten ist der Beztrkspräsident von Lothringen Graf von Zeppelin-Aschhausen beauftragt worden.

Nach Anzabe des dirtgierenden Arztes des Knappschaftslazaretts Dr. Herges betrug die Zahl der Toten im Lazarett heute um 9 Ubr Morgens 7 Mann, die der Kranken 9; davon haben 4 günstige Aus- sichten auf Genesung, während bei den übrigen die Prognose sehr ungünstig ist. Die Kranken, die dur Brandwunden im Gesicht, an den Armen und an der Brust furhtbar entstellt sind, leiden augens- sheinli große Qualen, doch versichert der Arzt, daß die Schmerzen infolge umfangreiher Anwendung entsprehender Mittel im Laufe des nächsten Tages fast verschwinden werden. Einige der Verunglückten haben {were Auger verlezungen erlitten "und liegen ganz apathish da, andere çceben dem Personal und ibren Angehörigen, die trauernd die Betten umstehen, abgerissene Antworten. Am bedenklihsten ist, ab- geschen von den Fällen, in denen die Brandwunden mehr als ein Drittel der Körperfläche bedecken, der Zustand derjenigen, die \ich infolge Einatmung der heißen Giftgase eine heftige Entzündung der Lungen zugezogen haben. Diese haben ftarkes Fieber, find aber bei klarem Bewußtsein. Im Verlaufe des Vormittags starb noch einer der Schwerverleßten, sodaß die Zahl der geborgenen Toten jeyt 73 beträgt. Vier Leichen befanden sich um 11 Ubr Vormittags noch in dem Schahht, eine war in der Nacht geborgen worden. Die Bergungéarbeiten werden fortgeseßt. Cine Leiche hatte man heute Früh bereits mit dem Oberkörper blofigelegt, als nachftürzende Gesteinmassen sie wieder anz vershütteten. In dem zum Teil mit Blattpflanzen ausgefüllten Korrtidor des Knappschaftslazaretts sind lange Reihen von Särgen aufgestellt, die man bereits Vorwittags geschlossen hatte. Auf jedem Sarg befindet sich ein Zettel mit der Matzikelnummer und dem

Namen des darin liegenden Toten. Auf vier Särgen lautet der Vermerk aber noch immer „unbekannt“. Man hat die Kleider, Schuhe und den vorgefundenen Inhalt der Taschen dieser Verunglückten neben die Särge gelegt, um die

Wiedererkennung zu erleichtern, doch stehen „diefe vier Verunglückten anscheinend allein, da sih bisher kein Angehöriger gemeldet hat, um ihre Persönlichkeit festzustellen. Die Bevölkerung ist vollkommen ruhig. Hin und wieder wird noch einer der Särge geöffnet, um den Angehörigen einen [eßten Abschied zu gestatten. Ein im Längskorridor aufgestellter provis

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