1864 / 164 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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bringen können, habe die Zahl der im dänischen Heere dienenden Schweden im Ganzen nur 70 betragen, und von diesen seien, so viel man wisse, bei Düppel nur 5 im Feuer gewesen, die gefangen genommen worden seien. Der Gesammtverlust der Dänen an Todten habe sih in dem betreffenden Gefechte auf nicht mehr als 400 belaufen, so daß die in den Zeitungen ent- haltene Geschichte von der Niedermezelung von 400 Schweden durchaus

fals sei. Earl von Shaftesbury thut hierauf eines die nicht regelmäßig eingereihten Truppen betreffenden Tagesbefehls des Prinzen Friedrich Karl Erwähnung. Aus diesem Tagesbefehle scheine hervorzugehen, daß cs der preußischen Regierung nicht darum zu thun sei, die Gräuel des Krieges zu mildern. Earl Russell bemerkt, er habe Grund zu der Annahme, daß es nicht in der Absicht der preußischen Regierung liege, jenen Tagesbefehl zur Ausführung zu bringen. '

Unterhaus. Auf eine Frage Hardcastle's in Betreff des brasi- lianischen Sklavenhandels antwortet Lord Palmerston , er sehe sich leider genöthigt, zu erklären, daß das Verhalten der brasilianischen Regie- rung sih stets durh die größte Vernachlässigung und Verlegung der von ihr eingegangenen vertragsmäßigen Verpflichtungen ausgezeichnet habe. A. Seymour fragt den Unter-Staatssecretair des Auswärtigen, ob das aus- wärtige Amt etwas von einer angeblich offiziellen, in der »yMorning Post« im Juli veröffentlichten, vom 10. Februar 1864 datirten Depesche des Fürsten Gortschakoff an Herrn von Oubril wisse, so wie von einem andern Schriftstück, welches der Fürst unter demselben Datum angeblich an Herrn von Oubril gerichtet habe und das die Ueberschrift »Privat-Mittheilung« trage, jedoch in ganz entgegengeseßtem Sinne abgefaßt sei, wie das erst- erwähnte. Layard antwortet in Bezug auf beide Schriftstücke verneinend.

183. Juli. Die Vertagung des Parlaments soll, so weit bis jeßt bestimmt , hon am 28. dieses stattfinden. Lassen sich bis dorthin alle Vorlagen nicht erledigen , so wird sie bis zum 2, feinesfalls später als bis zum 4. August hinausgeschoben.

Prinz Wilhelm von Preußen , . Sohn Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen, ist gestern in Osborne angelangt, woselbst sich seit gestern Abend auch die Königin befindet.

Frankrei. Paris, 13. Juli. in St. Cloud Ministerrath gehalten.

Wie die »France« meldet, werden mit dem nächstfälligen Post- dampfer aus Mexico außerordentliche Gesandte des Kaisers Maximilian anlangen, welche eigenhändige Schreiben Sr. Majestät an die Höfe von Rußland, Preußen , England und Spanien zu bringen haben.

Der Contre - Admiral Baron Didelot, der der Versuch®- Kommission der Marine - Artillerie in Cherbourg präsidirte , ist nach Vichy zum Kaiser berufen worden. Graf Walewsky wird sich am 15ten nah jenem Bade begeben , während seine Gemahlin auf ihrem Posten bei der Kaiserin in St. Cloud verbleibt.

General von Martimprey, Unter-Gouverneur von Algerien, der zum Kaiser nah Vichy beordert worden war, is gestern Abend wieder in Paris angelangt, nachdem er zwei Tage mit dem Kaiser gearbeitet hatte. Algerien soll eine neue politishe Organisa- tion erhalten, als deren Grundzüge der »Nord« mit großer Be- stimmtheit folgende bezeichnet : gerade so wie der General - Gouver- neur im Ganzen,, so werden auch die in den einzelnen Provinzen fommandirenden Divisions - Generale die Civil - und Militairgewalt in ihrer Hand vereinigen, und die Präfekten nur ihre General- Secretaire sein, während der bisherige General - Direktor der Civil- Angelegenheiten beseitigt wird.

Die Noth, in welche die in Paris zusammengeströmten Theil- nehmer am polnischen Aufstande durch die Einstellung der Unter- stühungen von Seiten des Pariser Centralcomitès unter dem Fürsten Sapieha gerathen sind, wird in einem Briefe der »A. A. Y.« als sehr groß geschildert. Jn Folge dessen fand man sich von Seiten der französfishen Regierung und mehrerer mitleidigen und polen- freundlihen Privaten veranlaßt, ihr nach Thunlichkeit zu steuern. Es hat \sich ein sranzösishes Comité gebildet, welches sih damit be- faßt, den Nothleidenden Arbeit zu schaffen, was indessen nicht leicht sein wird, wenigstens wenn sie einigermaßen einträglich sein soll, da die meisten viel zu tief in ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten stehen, um in Frankrei verwendbar zu sein. Auch sind die Maires ange- wiesen worden, in dieser Hinsiht nach Möglichkeit das ihrige zu thun. Ferner hat man in Paris mehrere Menagen organisirt, wo- durch das Leben den Mitgliedern derselben billiger zu stehen kommt. Bezeichnend is} hierbei, daß die Flüchtlinge niederer Stände sih von vorn herein Vorstände und Leiter aus der Mitte ihrer Landsleute, und besonders aus höheren Ständen, eifrigst verbitten. Angesichts dieses Jammers unterlassen es Leute wie Sapieha und sein Anhang doch nicht, alles in Bewegung zu sehen, um ihn dur Zuführung neuer Opfer zu vermehren. Es is in der That ein ruhloser Leichtsinn.

Ueber einen am lehten Sonntag in Lyon auf der Saone Bde S Unglücksfall meldet der dort erscheinende »Salut Public« :

Seit vor 40 Jahren auf der Saone das Dampfboot »Fulton« explo- dirte, hat Lyon kein so herzzerreißendes Unglück erlebt, wie am 10, d. Nach- mittags 25 Uhr , wo einer der fünf Passagier - Schraubendampfer auf der Saone kenterte und mehr als 30 Personen ertranfen. Die »Mouche« Nr. 4 war, wie die anderen vier, ein so unzuverlässiges Fahrzeug , daß sie an Sonntagen nie hätte in Fahrt geseßt werden sollen, Sehr hoch- bordig, ging sie im Wasser so unsicher , daß ein starkes Manö- ver mit dem Steuer oder eine zahlreihe Gesellschaft auf Deck fie in die heftigsten Schwankungen versehte, Am lehten Sonn-

Heute hat die Kaiserin

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tag hatte der Capitain mehr als 100 Personen an Bord genomme1 welche alle in Feiertagskleidern und fröhlichen Herzens nach einem Vergni gungsorte fahren wollten, Männer, Frauen und Kinder im buntesten G misch. Das Deck war buchstäblich vollgestopft von Menschen und auch di Kajüten waren gefüllt. Vor der Nemoursbrücke wollte der Capitain di Sandbank vermeiden und ließ das Schiff deshalb eine ziemlich starke Kurv machen. Die Folge davon war, daß das Fahrzeug sich ganz auf die Seit legte und die Passagiere auf dem abschüssig gewordenen Deck auf einande gedrängt wurden. Die Barrière war zu schwach, den Andrang so vieler Mensche1 auszuhalten. Ein Krach, ein erschütternder Schrei und mehr als 50 Persfone1 stürzten kopfüber in den Strom. Die »Mouche« schoß weiter, da die Maschin nicht sofort zu hemmen war. Am Ufer keine Boote, keine Schiffer; es wax ja Sonntag Nachmittag. Die unglücklichen Opfer klammerten sich an ein- ander an, um nicht zu sinken; so zog eins das andere in die Tiefe. End- lich fam die Hü!fe, aber leider zu spät. Ein junger Fleischerssohn, Namens Privat , stürzte sich vom Quai ins Wasser und rettete schwimmend fünf Personen , deren zwei am Leben blieben. Kähne und Boote retteten nach Möglichkeit. Um 6 Uhr lagen 30 Leichen auf der Abeille-Brücke. Der Capitain der »Mouche« war sofort verhaftet und die Untersuchung einge- leitet worden.

talien. Turin, 9. Juli. Der Gesehentwurf, betreffend die Aufhebung der Ausnahme der Kleriker von der Militairpflicht, wurde mit 191 gegen 45 Stimmen angenommen ; desgleichen der andere, bezüglich der Aushebung der Altersklasse 1844. Die Kom- mission, welche mit der Bearbeitung des Civilgeschbuches betraut wurde, hat ihren Bericht bereits vertheilt; die Sache der Civilehe ift auf der Grundlage des Fortschrittes gelös, wird jedoch seiner Zeit in der Kammer den Vertretern der klerikalen Partei Gelegenheit bieten, sie, wie die obige, als eine Repressivmaßregel seitens der .Re- gierung zu erklären und dagegen anzufkämpfen.

Griechenland. Athen, 9. Juli. Dem »W. B.« wird telegraphirt: Jn den Provinzen haben mehrfache Kundgebungen gegen die bestehende constitutionelle Verfassung stattgefunden. Das Räuberunwesen hat beinahe ganz aufgehört.

Türkei, Konstantinopel, 9. Juli. Dem »W. B.« wird telegraphirt: Fürst Cousa hat 25 Jünglinge hierher geschickt, welche in die Leibgarde des Sultans eintreten sollen.

Nußlaud und Poien. St. Petersburg, 13. Juli. Der Großfürst Statthalter im Kaukasus und die Großfürstin Olga Feodorowna mit ihren Kindern, dem Großfürsten Nikolai Michailowitsh und der Großfürstin Anastasia Michailowna, haben am 24. Juni Tiflis verlassen und sich auf die Dauer der Sommer- zeit nach Bely-Kljutsh in das Stabsquartier des Grusinischen Gre- nadier-Regiments des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch begeben.

Der »Offisee - Zeitung« wird geschrieben : Der offizielle »Dziennik Warszawski« veröffentliht die vom Comité zur Regulirung der bäuerlihen Verhältnisse, für die Lokal- Kommissionen unterm 11, v. M. erlassene neue Instruction, in welcher die Kategorieen der ländlichen Bevölkerung, auf welche der Ukas vom 2. März d. J. Anwendung findet, so wie der Umfang der derselben verliehenen Eigenthumsrechte und anderer Gerechtsame genau bestimmt sind. Diese Instruction is somit als authentische Interpretation des gedachten Ukas zu betrachten. Die wesentlichsten Bestimmungen derselben sind folgende: Außer den bäuer- lichen Wirthen partizipiren an den durch den Kaiserlichen Ukas vom 2. März verliehenen Rechten nur diejenigen Gärtner, Gartenarbeiter, Tagelöhner, Knechte und männliche Dienstboten der Gutsbesitzer, welche als Ortsangehörige faktische Jnhaber eines Wohn- hauses oder auch nux eines Theiles desselben , d. h. einer einzelnen Wohnung, sind. Das Wohnhaus oder der Theil desselben, in dessen faktischem Besiy sie sih befinden, geht zugleich mit den dazu gehöri- gen Gärten und Ackerbeeten als Eigenthum auf sie über. Eben #o verbleiben se in dem Genuß der ihnen bisher zustehenden Gerecht- same, falls diese nicht auf cinem besonderen Vertrage oder einer be- sonderen Verabredung beruhen. Ausgenommen von dieser Bestim- mung sind jedoch diejenigen Ansiedelungen , welche zu herrschaftlichen Krügen, Mühlen, Ziegeleien, Schmieden, Gehöften, so wie zu bäuer- lichen Grundstücken gehören. Ferner sind ausgenommen von der Eigen1humsverleibung die zeitweiligen Jnhaber von kasernenartig ge- bauten Familienhäusern, welhe Eigenthum des Gutsbesigeré bleiben. Dagegen haben die Miether anderer Wohnhäuser oder einzelner Theile derselben Anspruch auf das Eigenthum derselben so wie derjenigen Ackerbeete, in deren Nießbrauch sie sich bisher befanden. Diejenigen vorläufigen Eigenthumsverleihungen, welche mit den Bestimmungen der erlassenen neuen Instruction im Widerspruch zu stehen scheinen , sind bei gegründeten Zweifeln den Regierungs-Comite zur Anzeige zu bringen, das über ihre Gültigkei/ oder Nichtgültigkeit zu entscheiden hat. Jn Bezug auf die ledigli in einem zeitweisen Miethsverhältniß zu den Gutsbesizern stehenda Arbeiter und Dienstboten, die auf Grund des Ukas vom 2. Mäz keinen Anspruch auf Eigenthumsverleihung haben, enthält die struction die Bestimmung, daß der Gemeindewoyt die Aufsicht übr dieselben zu führen und sie streng zur Erfüllung der von ibnen ko1- traktlich übernommenen Verpflichtungen anzuhalten hat. Streitis keiten zwischen Gutsbesißern und ihren Arbeitern Über vermeintlicck Rechte, die beide auf Grund des Bauern-Ukases gegen einander ger tend machen, werden der Entscheidung des Revier-Kommissarius odt der Regulirungs-Kommission überwiesen,

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Demselben Blatte wird unter dem 13. Juli geschrieben: »Zn den Gouvernements Volhynien, Podolien und Kiew will die russi- he Regierung neuerdings einer weit verbreiteten revolutionaî- ren Propaganda auf die Spur gekommen sein, die von Agenten der polnischen sozial-demokratischen Partei ausgeübt werden und den Zweck haben soll, die Bauern gegen die russische Regierung und gegen die Gutsbesißer aufzureizen. / Bereits sind mehrere solcher Agenten, meist Ausländer, die, mit scheinbar regulairen Pässen ver- schen, unter deni* Vorgeben, Güter kaufen zu wollen, herumreisten und an mchreren Orten revolutionaire Brandschriften ausgestreut hatten , verhaftet worden. Es 1st deshalb durh Verfügung des General - Gouverneurs Anicnkoff vom Yten V. M. eine eigene militairisch - polizeiliche Sicherheits - Behörde , wie fic im Königreich Polen bestebt , eingeführt worden. Behörden dieser Art bestehen im Gouvernement Volhynien e 18 Gouverne- ment Podolien 3, im Gouvernement Kiew 1. Jeder” dere selben is cine besondere Untersuchungskommission und ein Kriegs- gericht beigegeben. Außer der Verfolgung der revolutionairen Pro- paganda ist der neuen Behörde auch die Entdeckung und Bestrafung aller Umtriebe und Verbrechen, die mit dem vorjährigen Aufstande in Verbindung stehen, übertragen. | : :

In der lehten Woche v. M. wurden in Warschau in den Straßen wieder täglich massenhasfte Verhaftungen vorgenommen. Dieselben sollen veranlaßt sein durch die der Polizei von glaubwür- diger Seite gemachte Anzeige, daß am 1bten v. Mis. in der Bernhardinerkirhe 30 zur Ermordung der Revolutions - Partei- mißliebiger russischer Beamten gedungener sogenannter Dolch- männer vereidigt worden seien. Bei medhreren verhafteten Per- sonen sollen in der That Dolche von derselben Form , wie sie bei den früheren Meuchelmorden gebraucht wurden, gefunden wor» den sein. …-—. Unter den in der Warschauer Citadelle inhaftir- ten zahlreichen politischen Gefangenen befinden sich 27 ehemalige Mitglieder und Agenten der National - Regierung, die täglih dem ihr Schickfsal entscheidenden friegsgerichtlichen Urtheils\spruch , der wahrscheinli auf den Tod lauten Wird / entgegensehen. Auch die Untersuchung gegen die Anstifter des Attentats auf den Siatt- halter Grafen Berg und Theilnehmer an demselben ist bereits ge- lossen und die Sache dem Kriegsgericht zur Aburtheilung Über- geben. Jm Gouvernement Aug ustowo is den polnischen Guts- besigern und überhaupt allen Polen von Adel, so wie den katholi- hen Geistlichen eine abermalige Contribution in der Höhe des dop- pelten Betrages der (9 GAOA E, SURUSAR AAE auferlegt, die von Mi- itair-Detachements eingezogen wird. « z M S eme? S baden, 12. Juli. Die gestern Abend erschienene offizielle Bekanntmachung von der Ernennung des neuen Ministeriums lautet wörtlich: S A |

Unterm 11ten d. M. haben Se. Majestät allerhöchst geruht, sämmlt-

ibnen allergnädigst anvertrauten Ministervosten zu entledigen, n n ConfilGPräfiventén und Finanzminister Bischof Dr. phil. D. G. Monrad, Großkr. vom Dannebr. und Dannebrogsm.; den Justizminister Dr. jur. A, L. Casse, Comm. v. D. und Dannebrogsm. j den Minister für das Kirchen - und Unterrichtswesen Bischof Dr. eo, E: 2 Engelstoft; Comm. vom D. und Dannebrogsm.; den Minister des Auswärtigen ad interim. Kammerherrn G. J. Quaade , Comm. v. D. und Dannebrogsm. 7 den Minister ad interim. für das Herzogthum Schleswig Kammerherrn C. G. W. Johansen , Ritter v. D. und Dannebrogsm. j den Minister des Innern Hofjägermeister H. R. Carlsen ; den Kriegsminister ad interim. Oberst-Lieu- tenant Reich, Ritter v. D. und Dannebrogsm. A

Seine Majestät baben demnächst unterm selben Datum allergnädigst ernannt den Geh. Konferenzrath C. A. Biuhme/- R. v. Elephanten, Großkr. v. D. und Danebrogsm. zum Conseils-Präsidenten und zugleich zum Minister des Auswärtigen; den Geh. Konferenzrath Kammerherrn Grafen Karl Moltke, R. v. Elephanten, Großkr. v. D. und Dannebrogsm., zum Minister ohne Portefeuille; den Geh. Konferenzrath, Chef des Königl. Thea- ters und der Königl. Kapelle, Kammerherrn G. V. Tillisch/, R. v. Ele- phanten, Großfr. v. D. und Dannebrogsm., zum Minister des Innern für das Königreich Dänemark ; den General-Lieutenant C. F. Lansen, Großkr. v. D. und Dannebrogsm., zum Kriegsminister; den Kammerherrn G. J. Quaade, Comm. v. D. und Dannebrogsm., zum Minister ohne Porte- feuille; den Amtmann über die Aemter Apenrade, Norburg und Sonder- burg Kammerherrn E. S. E. Helgen, N. v; D. Und Dannebrogsm., zum Justizminister für das Königreich Dänemark; den Amtmann Über die Aems- ter Husum und Bredstedt, so wie Oberstaller und Oberdeichgraf in den Landschaften Eiderstedt und Pelworm, Kammerherrn C. G. W. Johan- sen, R. v. D. und Dannebrogsm., zum Minister für das Herzogthum Schleswig; den Direktor der Nationalbank und fungirenden Chef für das statistische Büreau Konferenzrath Dr. phil. C. G. N. David, Comm. v. D. und Dannebrogsm. zum Finanzminister; den Orlogs-Capitain O. D. Lütken, R. v. D. und Dannebrogsm., zum Marineminister. rgl

Unterm selben Datum ist eine Königliche Ordre an den Justiz- Minister Kammerherrn Helyen, bis weiter die Leitung des Mini- steriums für das Kirchen- und Unterrichtswesen j und eine gleiche Ordre an den Conseils-Präsidenten und Minister des Auswärtigen, Bluhme, bis weiter die Leitung des Ministeriums der Herzogthümer Holstein und Lauenburg zu übernehmen, erlassen.

Im Volk sthin g meldet die »Köln. Ztg.« theilte der Präsident die Allerhöchste Ernennung des neuen Ministeriums mit, las selbe wörtlich ab und zeigte der Versammlung an, daß das

Ministerium fich dem hohen Reichsrathe vorstellen werde. Unmittel- bar darauf traten die neuen Minister, en gala gefkleïdet , ein, und da der Conseils - Präsident, Geheimer Konferenzrath Bluhme; eine Ansprache zu halten sich seiner Gesundheitsshwäche wegen verhin- dert fand, ließ er durch den Präsidenten mittheilen, daß der Minister des Innern, Geheimer Konferenzrath Tillisch, für ihn, den Conseils-Prä- sidenten; das Wort nehmen werde. Derselbe las nun eine Ansprache im Namen des ganzen Ministeriums vor, die mit größter und ge- spanntester Ruhe und Aufmerksamkeit gehört ward. Er hob in der- selben heraus, daß der König sih bewogen gefunden, sich mit anderen Männern des Raths zu umgeben, zu denen er cin größeres Vertrauen, den in die größte Gefahr gebrachten Staat wieder stühen zu können, hege, als zu denen, die nun scither das Staatsschiff geführt. Das Ministerium habe es für Pflicht gehalten, so schwierig auch die Auf- gabe und so trübe und gefahrvoll auch die Verhältnisse seien, dem Rufe des Königs zu folgen; es erkenne vollklommen seine Bürde und seine Verantwortung, aber das Ministerium hoffe zu Gott, durch ver- eintes, aufrichtiges Streben Hand in Hand mit dem Könige und mit dem Volke das Möglichste zu erreichen, und das Ministerium halte sih versichert, daß der hohe Reichsrath, die Repräsentation des Volkes, es stüßen und stärken wolle. Vereinen müßten sich jeßt, 1wo das Vaterland so sehr an den Abgrund gebracht, Alle zu Einem Ziele, nämlich zur Rettung des theuren Vaterlaudes, ehrlih und treu sich die Hand reichen, alle Nebenrücksichten und feindlichen Stimmungen müßten in solchen wichtigen Augenblicken, wie die jeßigen, weichen j das Ministerium werde redlich seine Pfliht thun und eben darin seine Hauptstärke suchen und finden. Ein Programm könne das Ministerium jeyt nicht geben, nicht sagen, welche Schritte es vorneh- men werde, Niemand könne das fordern. Da der Finanzminister David für heute behindert sei, an den Verhandlungen Theil nehmen zu kön- nen, so wünsche er die sub Nr. 3 zur Tagesordnung gebrachte Sache, nämlich : »Entwurf eines Gesezes wegen Zurückbezahlung der Disse- renzen zwischen dem nach dem Gesehe vom 4. Juli v. J. erlegten Einfuhrzolle mit Kriegssteuerzulage für eine Partie Tabaksblätter und die vor dem 1. April d. J. dierfür pflichtigen Abgaben «, aus- geseht; was später , als diese Sache zur Verhandlung gebracht wer- den sollte, vom Präsidenten berücksichtigt wurde. Sämmtliche Mis» nister entfernten sich nun. Man {ritt jegt zur sub 1 auf Der Tagesordnung stehenden Sache: »Wahl von 9 Mitgliedern, um Aufklärungen vom Kriegsminister entgegen zu nehmen und zu prü» fen u. st w.« Nachdem der Präsident noch einige unwesentliche Mittheilungen gemacht und die nächste Sizung auf morgen angeseßt hatte, {loß er die heutige.

Die bereits im telegraphischen Auszuge angezeigte Ansprache des neuen Kriegsministers Ha nsen lautet wörtlich also: :

» Berufen vom Könige habe ich heute das Kriegsministerium übernom- men. Es iff in der Stunde der Gefahr und nah schweren Verlusten,

x ; E E thäni sj ichtes Gesuc em | daß ich diesen verantwortlichen Posten antrete; aber ich weiß, daß der Muth he Ministe ? llerunterthänigst eingereichtes Gesuch von dem | d vortlichen ( ¡ ) 1 ) l

liche Minister auf deshalt a A : nämlich: | der Armee noch ungeschwächt ist, und 1h baue fest auf ihre Hingebung für | König und Vaterland. Wir haben mit einem kühnen und Übermaäcbtigen

Feinde zu kämpfen ; es ist deshalb doppelt nothwendig, daß die Armee durch Wachsamkeit und durch die feste Haltung , welche nur die Disziplin hervor- bringen kann, erseßt, was ihr an Zahl fehlt. Die Herren Offiziere müssen hierin ein Beispiel geben, und die Unterklassen sich mit vollem Vertrauen ibren Führern anschließen. Jch erwarte von Jedem in der Armee eine strenge und gewissenhafte Erfüllung der Pflichten eines Kriegers; nur da-

| dur können wir hoffen, Dänemarks Ehre und Recht aufrecht zu exhalten.

Jedes redliche Streben wird Anerkennung finden ; für die Kampftüchtigkeit der Armee zu arbeiten , soll mein Ziel sein. Dazu baue ich auf die Mit- wirkung eines jeden dänischen Soldaten. « L ,

Dem Reichsrath sind jeßt die sämmtlichen disponiblen Schrift- stücke über die kriegsministerielle Untersuchung in Betreff der Lage der Armee am Dannewerk, hinsichtlich der Befestigungs- arbeiten und der Kriegsbereitschaft, so wie endlich auch Über die Vertheidigung und Räumung des Dannewerks, Düppels und Fri- dericias und der damit in Verbindung stehenden Kämpfe zur Ein- sicht mitgetheilt worden, und zwar in dem leßten Augenblicke vor dem Rütritt des Ministeriums Monrad von dem damaligen Kriegs8- minister, Oberst - Lieutenant Reich, der zugleich die in der Ausarbet- tung begriffene Darstellung des Rückzuges des General - Lieutenants von Hegermann - Lindencrone aus der Provinz Jütland in Aussicht stellte. Herr Reich hat dadurch offenbar seinen eiderdänischen Freun- den und Gesinnungsgenossen eine Freude, seinem Nachfolger im Amte dagegen etwas Verdruß bereiten wollen.

Nach einer Korrespondenz der »Weserzeitung« stehen dem neuen Ministerium Seitens der Eiderdänischen Partei nicht viel friedliche

Tage bevor. i Die neuen Minister heißt es daselbst

sind den Eider- dänen so verhaßt, daß das Ministerium Bluhme-Moltke unmöglich

ohne Gewaltstreih \sich halten kann. Es wird fich durch die Auf- [lösung der Kammern der Reichsrath8opposition entledigen , allein dann wird’ eine um so hestigere Opposition in der Tagespresse er- wachen und von Seiten der Eiderdänen wird man eventuell vor den ernstlihsten Schritten nicht zurüshrecken. Das Eiderdänen- thum hat eben eine zu tiefe Wurzel geschlagen. »Dagbladet« äußert sih bereits heute über den neuen Minister - Präsidenten in folgender

Weise: -