1864 / 165 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1932

handen, auf die Hoffnung zu verzichten daß ihnen die Lösung ibrer Aufgabe gelingen möge. Mit einer aufrichtigen Ergebenheit fur den König, mit einem warmen Gefühle für das Vaterland vereinen sie eine große Kunde zu den Personen und Zuständen, so wie eine anerkannte Ge- \chäftstüchtigkeit. Die meist hervorragenden Mitglieder des neuen Kabinets besiken im Auslande, von dessen guter Meinung in diesem Augenblicke fo Vieles abhängig ist, Ansehen , und es fann fein Zweifel darüber obwalten, daß sie auch im Julande einen Anschluß erzielen , welcher ihnen ihre Auf- gabe erleichtern kann. Aber indem wir dies aussprechen, glauben wir auf der anderen Seite vor allzu sanguinifchen Hoffnungen darüber warnen zu müssen, daß die Situation jeht in einem einzigen Augenblicke eine eandere Gestalt annehmen würde. Wir haben es mit Feinden zu thun, welche durch ihre leicht erworbenen Lorbeeren übermüthig geworden sind, und denen das Glück die Stimme der Vernunft und der Gerechtigkeit unerreihbar gemacht zu haben scheint. Auf der entgegengeseßten Seite stehen alsdann die neutralen Mächte in ciner wenigstens scheinbaren Gleichgültigkeit rücksichtlich des Schicfsales

Dänemarks und unter allen Umständen sehr ungeneigt dazu, mit Kraft

gegen die Gewaltthaten der deutschen Großmächte und des deutschen Bundes Einspruch zu erheben. Es is also Vieles vorhanden, was bekämpft und überwunden werden muß. Es wird, dessen kann man sich überzeugt haltcn, cine lange Zeit kommen, während welcher die Geduld der Nation auf die Probe gestellt werden wird und in der es sich um die Entwickelung von Ausdauer, Ruhe und Mäßigung handeln wird. Gleichwie wir wissen, daß es hier im Lande keine Partei giebt , der die Errettung des Vaterlandes aus der Ge- fahr, in welche es hineingerathen is , nicht das höchste Streben wäre, }0 hoffen wir auch, daß jede Partei wenigstens für eine Zeit lang ihre beson- deren, augenblicklich durchaus untergeordneten Zwecke und persönlichen Rük- sichten wird bei Seite schieben können, um die Regierung zu unterstüßen, welche jekt zu dem Jwecke eingesezt worden ist, eine einigermaßen annehm- bare Lösung der traurigen Verwickelungen mit Deutschland zu Stande zu bringen , welcbe lehtere nur allzu lange gedauert , welche die besten Kräfte unseres Landes verschlungen und welche endlich so ungeheure Opfer an Menschenleben und Besihthümern gefordert haben. «

Ueber das neue dänische Kabinet berichtet man der »Const. Oesterr. Ztg.« folgende Details:

Sämmtliche Mitglieder des neuen Kabinets gehören der ge- sammtstaatlichen Partei an. Die Seele des Ministeriums ist offen- bar Graf Moltke. Karl Graf Moltke zu Nütschau ist bekannt- lich ein Holsteiner; er hat seine juridischen Studien in Kiel und Heidelberg gemacht, wo er seine Staatsexamina mit glänzendem Erfolge ablegte. Eine Duellaffaire, bei welcher er einen gefährlichen Stich in die Brust bekam , dessen Folgen noch immer sein Leiden bilden, zwang ihn, Deutschland zu verlassen. Sein Gut Nütschau hat er {on vor längerer Zeit verkauft und zählt überhaupt zu dem minderbemittelten Adel. Die politische Rolle, die er unter der Re- gierung Königs Christian VI11. spielte, ist eine bekannte; eben fo daß er den »offenen Brief« gebilligt. Schon seit längerer Zeit drang

der jehige Königin ihn, das Portefeuille zu übernehmen, allein vergebens. |

Erst in leßter Stunde entschloß sih der Graf hierzu, und es is mit Sicherheit anzunehmen , daß er dies nicht eher that, als bis cr sich die Gewißheit verschafft hatte, daß ex die Macht und Kraft habe, dem Getriebe der Ultras entschieden entgegenzutreten. Fester Cha- rakter, wie er ist, kann angenommen werden, daß er einem gefaßten Vorsayze treu bleibt und ihn mit Energic durhführt. Schon seine äußere Erscheinung läßt in ihm diese Festigkeit ahnen man sicht cs der hohen, dürren, aber strammcn Gestalt des Scchszigers an , daß er cine zähe Natur is. Graf Kari Moltke hat noch cinen jüngeren Bruder, Friedrich, bekannt von der Zeit seiner Regierungs-Prä- sidentschaft in Ploen ; sein älterer Bruder, Graf Magnus, der sich in der Broschürenliteratur einen Namen gemacht, starb. bercits früher: Ein Sohn des Grafen Karl Moltke dient in der K. K. österreichi- chen Armee als Rittmeister und vermählte sich vor drei Jahren in Venedig. Noch sei bemerkt , daß die in Preußen lebenden Grafen gleichen Namens einer anderen, und zwar ciner dänischen Linie dic- ses Hauses angehören.

Von den übrigen Ministern is Tilli sch (Juneres) so ziemlich der bedeutendste. Ein geborener Däne, begann er seine öffentliche Laufbahn als Amtmann in Jütland, {wang sich jedoch bis zum Chef der geheimen Kabinetskanzlei des verstorbenen Königs empor, auf welchen er einen mächtigen Einfluß ausübte; während cines kurzen Zeitraumes fungirte er au als Bundestagsgesandter. Tillisch gehört zu den populärsten Persönlichkeiten in Kopenhagen, ist Ge- sammtstaatsmann und wäre bei seinen Fähigkeiten und seinem Ein- fluß gewiß zu einer großen Rolle berufen, wenn sein hohes Alter er is über 70 Jahre alt nicht eine natürliche Schwäche im Gefolge hätte. |

Kriegsminister Hansen, ebenfalls Däne von Geburt, steht im Rufe eines tüchtigen Offiziers von großer militairischer Bildung und sehr gemäßigter Gesinnung.

Ueber den neuen Kultusminister Helhen is weiter gar nichts bekannt , als daß er einige Zeit als Amtmann fungirte. Der Minister in partibus für Schleswig, Herr Johannsen, ein ge- borner Schleswiger, dessen Vater {hon in dänishem Staatsdienste stand, hat an deutschen Hochschulen scine Studien gemacht und war Kabinetssecretair des Königs Christian VIII,

__ Amerika, New-York, 2. Juli. General Grant scheint bisher seinen Angriff auf die Konföderirtenposition bei Petersburg nicht erneuert zu haben. Ein Theil seiner Kavallerie unter Wilson hatte die Danville - Eisenbahn auf eine Strecke von 20 Meilen hin

demolirt. Als Wilson am 27. v. M. von seinem Streiszuge zurück- kehrte, ward er bei Beams - Station an der Weldon - Petersburger Bahn von einem feindlichen Corps überfallen. Er versuchte; fich durchzuschlagen und fämpfte die ganze Nacht und den folgenden Morgen hindurch, bis Meade das 6. Armeccorps und eine Division des 2. Corps ihm zu Hülfe sandte. Am 2#8sien marschirten die Konföderirten in der Richtung nach Grants linkem Flügel hin.

Von Sherman sind keine neueren Berichte eingetroffen. Es heißt, die in seinem Rücken operirenden feindlichen Truppen seien in stetigein Qu- nehmen begriffen und hätten seinen Provianttrains schon erheblichen Scha- den zugefügt.

Das Gerücht von dem Rütritte des Herrn Chase hat sich bestätigt. Herr Chase soll fich in Folge eines Konfliktes mit dem Präsidenten in Be- zug auf die Stellenbeseßung im Finanzdepartement zu diesem Schritte ent- chlossen haben. Herr Lincoln hat darauf das Portefeuille des Finanz- ministers dem Ex-Gouverneur Todd aus Ohio angeboten, welcher ausshlug- und wandte sich dann an den Senator Tessenden aus Maine, welcher Anfangs aus Gesundheitsrücksichten zögerte, die Ernennung anzunehmen; doch wird seine scließliche Einwilligung als gewiß betrachtet. Der Kongreß hat die Goldbill (Verbot der Zeitgeschäfte in Gold) aufgehoben.

Ueber das furchtbare Eisenbahn-Unglück in Ost-Kanada schreibt man aus St. Hilaire, der Stadt, in deren Nähe das traurige Er- cigniß statthatte (etwa fünfzehn engl. Meilen östlich von Montreal, am Richelieu-Flusse) : Der Auswanderertrain, aus cilf Waggons be- stehend, stürzte heute Morgen von der Beloidbrücke hinab. Er ent- hielt 354 deutsche Auswanderer. 34 Leichname sind herausgezogen worden und 30—40 Personen, welche mehr oder weniger bedeutende Verlezungen erlitten haben. Ein Waggon ist noch nicht so weit berausgebracht worden, um die Todten aus demselben zu nehmen. Der Maschinenführer stürzte mit der Maschine herab, kam aber mit einigen geringen Schäden davon. Eine sere Verantwortlichkeit scheint auf diesem Manne zu lasten, denn er hatte die strenge Vor- chrift, den Zug, ehe er auf die Brücke kam, anhalten zu lassen, nicht befolgt. Das Wasser ist an dem Orte, wo das Unglück geschah, etwa zehn Fuß tief.

Callao, 13. Juni. Die cilenische Regierung hat sich Ange- sichts des ungewissen Ausganges des spanisch-peruanischen Konsliktes entschlossen, einige der vornehmsten Scepläte Chili's, vor Allem Valparaiso, zu befestigen. Jnnerhalb der lehten zwei Wochen waren zwanzig Schiffe, darunter viele europäische, in den Hafen von Val- paraiso eingelaufen, und man versprach sich troy der herrschenden Aufregung cinen Aufschwung des Handelsverkehrs. Jm Stande der spanisch-peruanischen Streitfrage hatte sich nichts geändert. Am Z. Juni erschien das spanische Kanonenboot »Covadonga« unter Parlamentärflagge in der Bai von Callao und ersuchte um Erlaub- niß, zu antern und Depeschen an die Vertreter Englands, Frankreichs und Cbili’'s abzugeben; was abgeschlagen wurde. Die Regierung fo wie das Volk in Peru scheinen entschlossen zu sein, den Spaniern nichts nachzugeben j Zeichnungen behufs Verstärkung der Küstenver- theidigung nehmen im ganzen Lande ihren erfolgreichen Fortgang. Der Bau einer Eisenbahn von Pisco nach Jca ist beschlossen worden.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau.

London, Freitag, 15. Juli. Unter den Passagieren der »Hansa« befindet sich der Varon v. Gerold, preußischer Gesandter in Washington.

Das Gerücht von cinem stattgehabten Treffen zwischen dem » Kearsage« und der »Florida« entbehrt jeden Grundes.

London, Sonnabend, 16. Juli , Morgens. Der Dampfer » Afrika« ist mit Nachrichten aus New-York vom T7ten d. in Cork eingetroffen. Ein Corps der Konföderirten hatte cinen Einfall in Maryland gemacht , Harpers Ferry und Hagerstown beseht und dringt in nördlicher Richtung vor. Präsident Lincoln hatte die Miliz aufgeboten, um die Konföderirten zurückzuschlagen.

General Grant hat neue Demonstrationen gegen Petersburg vorbereitet,

General Sherman hat Marietta und Kenesav in Georgien beseht.

Der Kongreß ist vertagt worden.

Bei Abgang der. Post stand der Wechsel auf London 290, Goldagio 171, Baumwolle 160—163.

Paris, Sonnabend, 16. Juli, Morgens. Nach Berichten aus Ischia wird Garibaldi demnächst nach Caprera abreisen.

Aus Madrid wird mitgetheilt , daß eine Depesche aus Southampton daselbs eingetroffen ist, welche die Meldung enthält, daß dem Admiral Pinzon während seiner Reise über den Jsthmus von Panama seine Peru betreffende Korrespondenz - gestohlen wor- den ist.

1933

Stockholm, Freitag, 15. Juli. Jn eínem Artikel der »Nya daglight Allehanda« wird ausgeführt, daß Dänemark für eine Stär- fung Skandinaviens gegen Rußland von geringer Bedeutung, und daß die Jdee von cinem Aufgehen Dänemarks in Deutschland wohl Mitleid, aber keinen Schrecken hervorzurufen im Stande sei. Jn den Werkstätten von Motala wird soeben mit dem Bau des ersten Monitors der \{wedis{ - norwegischen Kriegsmarine begonnen und die Material ien zu zwei anderen liegen daselbs bereit.

National-Dank

Die Revenüen der von dem Königl. Geh. Kommerzien-Rath und Banquier Abraham Oppenheim zu Cöln gegründeten Spéezial-Stiftung für hilfs- bedürftige Veteranen der preußischen Armee gelangen in diesem Jahre zum dritten Mal am 14. Juli zur Vertheilung. Jeder der nachgenannten Ve- teranen ift dabei mit dem Betrage von 10 Thlr. berücksichtigt worden: 1) Johann Schipper in Klein-Gröben, Kreis Osterode, Reg.-Bez. Königs- berg, 1813—14 im 1. Pommerschen Jnfanterie-Regiment gedient, 71 Jahr alt. 2) Jen Paul Cabalzar in Justerburg, Reg.-Bez. Gumbinnen, 77 Jahr alt und 1813—14 im ‘1. Ostpreußischen Jnfanterie-Regiment als freiwilliger Jäger gedient. 3) Michael Schipper 1n Danzig, 83 Jahr alt und 181315 im 3; Ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 4 gedient. 4) Carl Ludwig Knabe zu Rügenwalde im Kreise Schlawe, -Reg.-Bez. Coeslin, erblindet, 70 Jahr alt und 1813—16 beim Garde-Ulanen-Regl- ment gedient. 5) Friedrich Schmidt in Wudarge, Kreis Saaßig, Reg.-Bez. Stettin, 1813—15 im 3. Pommerschen Infanterie-Regiment (Colberg) Nr. 9 gedient, 77 Jahr alt. 6) August Köller in Cammin, Reg.-Bez. Stettin, 73 Jahr alt, 181Z—15 im 2. Pommerschen Landwehr-Kavallerie-Regiment als Wachtmeister gedient. 7) Ludwig Hirsch in Stralsund, 81 Jahr alt und von 1802—1836 im Regiment Kunheim und in der 3. Divisions- Garnison-Compagnie gedient. 8) Samuel Hoffmann in Ober-Pritschen im Kreise Fraustadt, Reg.-Bez. Posen, 81 Jahr alt, im von Zengeschen Jn- fanteric-Regiment gedient. 9) Johann Pinne zu Chrostowo/ Kreis Chod- ziesen, Reg.-Bez. Bromberg, 79 Jahr alt und 1813—14 im 16. Jnfan- terie-Regiment gedient. 10) Johann Friedrich Regel in Jauer, Reg.-Bez. Liegni, 102 Jahr alt, 179I—1807 im Füsilier-Bataillon von Rabenau gedient. 11) Friedrich Kretschmer zu Oppeln, Kreis und Reg.-Bez. gleichen Namens, 73 Jahr alt und 1813—15 im 15. Schlesischen Landwehr-Regi- ment gedient. 12) Gottfried Krause in Fürstenau, Kreis Neumarkt, Reg.- Bez. Breslau, von 1804—1819, und zwar bis 1807 im Regiment v. Saniÿ gedient, 81 Jahr alt. 13) Max Roch in Potsdam, 4813-46 bei der Schlesischen Artillerie-Brigade gedient, 70 Jahr alt. 14) Christian Wiese in Mixdorf, Kreis Lübben, Reg.-Bez. Franksurt a. O-, 74 Jahr alt und 1813—15 un 3. Kurmärkischen Landwehr - Regiment gedient. 15) Karl Neumann in Potêdam, 72 Jahr alt, 1813—15 im 5. Kurmärkischen Landwehr-Regiment gedient. 16) Christoph Brusch zu Zabakuk in 2, Je richower Kreise, Reg.-Bez. Magdeburg, 75 Jahr alt, 1813—15 im 9. Kur- märkischen Landwehx - Regiment gedient. 17) Iohann Gottlieb Helbig in Prettin, Kreis Torgau, Reg.-Bez. Merseburg, 1813—19 im 2. Thüringischen Landwehr - Regiment gedient y T. Sar att. 19) Martin Hartmann in Melchendorf, Kreis U. Reg.-Bez. Erfurt, 1813—16 im 2. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 23 gedient, 70 Jahr alt. 19) Christian Heinrich Monhemius in Münster, Kreis u. Reg.-Bez. gleichen Namens, l2 Jahr alt, von 1815—18 im 29. Infanterie-Regiment gedient, erblindét. 20) Hein- rich Blumenkamp zu Crefeld im Reg.-Bez. Düsseldorf , ‘13 Jahr alt, 1815 als freiwilliger Jäger im 29. Infanterie-Regiment gedient. 21) Jo- hann Friedrich Küngyel in Aachen, 61 Jahr alt, von 1813—18 im 3. Ost- yreußischen Infanterie - Regiment und bei der Artillerie gedient. 22) Carl Mang in Troneken, Kreis Bernkastel, Reg.-Bez. Trier, 73 Jahr alt, über- haupt 10 Jahr gedient und zwar 6 Jahr in der französischen und 4 Jahr in der preußischen Armee bis 1815 im 2. Leib - Husaren - Regiment. Die Geldbeiträge von zusammen 220 Thlr. sind an die betreffenden Kommissariate des Nationaldanks für Veteranen abgesandt, damit die Auszahlung an die

gedachten Veteranen pünktlih am 14. Juli erfolgen kann.

Kunst und Wissenschaft.

In Wien werden, dem »Wanderer« zufolge, täglih mindestens 34,000 Maß Milch verbraucht , von denen die Milchmeiereien in Wien und

nächster Umgebung 24,000 Maß liefern. Der Rest wird mittelst Eisenbahn

| von den großen Wirthschaften in Steiermark, Ungarn, Mähren, wie auch

aus dem Salzkammergute nah Wien gebracht. E Der Prinz Napoleon wird, wie man der »Cöln. Ztg.« mittheilt, im Anfange des nächsten Januar den ersten Band seiner »Geschichte der

M Familie Bonaparte« erscheinen lassen, die bis auf das funfzchnte Jahr-

hundert zurükgreift. ; i N

Sur Aufnahme der reichen Kunstschäße, welche die gegenwärtig noch auf dem Gothaischen Schlosse Friedenstein befindlihen Sammlun- gen enthalten , soll ein großes Museum gebaut werden, zu dem der Kosten- anshlag (120,000 Thlr.) und der Riß von einem Wiener Architekten gefer- igt is. Die Dauer des Baues isst auf 3 Jahre angeseßt und es hat der Staatsminister von Seebach am 10. d. Mts. den ersten Stein für die be- zinnende Arbeit gelegt.

Statistische Mittheilungen.

Sparkassenwesen in Sachsen. Die neueste Doppelnummer- der Zeitschrift des statistischen Büreaus bringt Nachweise über den Stand der Sparkassen in Sachsen in den Jahren 1860 bis 1862, welche sich den in den Jahren 1860 und 1861 über die Periode 1854 1858 und das Jahr 1859 gegebenen anschließen. Es ergiebt sih hiernach folgendes Steigen des Gesammtbetrages der Einlagen:

1854 9,342,436 Thlr. 1855 9,995,745 » 1856 11,308,927

1857 13,226,513

1858 14,741,199

1859 15,408,221

1860 16,993,460

1861 18,989,985 » 1862 e 1,467,373 »

Die lehtgedahte Summe war in 323,915 Thlr. Conten angelegt un® vertheilt sich mit Gegenüberstelung der legteren auf die einzelnen Regie- rungsbezirke wie folgt: N Conten: 104,944 99,030

Gesammteinlagen : 6,098,175 8,171,081 Zwickau : 68,860 3,690,328 Budissin: 51,081 3,507,787 wobei jedoch für lehtere noch die in Conten unter 500 Thlr. bei der land- ständischen Sparkasse angelegten 1,117,464 Thlr. in Betracht zu zichen sind. Qur Vervollständigung des Bildes würden auch noch die entsprechenden Depositen bei den gerade in den legten Jahren in allen Landestheilen so zahlreich entstandenen Spar- und Vorschußvereinen hinzuzurechnen sein, deren Statistik jedoch vom statistischen Büreau noch nicht hat zum Abschluß ge- bracht werden können. Die größten Kassen waren die von Dresden mit 1,600,383, Leipzig 1,936,566, Budissin 1,374,464, Oschay 842,861, Rochlitz 798,007, SZittau ‘151,847, Leisnig 695,979, Chemniß 681,527, Löbau 656,588, Borna 627,177, Pirna 570,357 und Wilsdruff 506,758 Thlr. Gesammt- einlage. Einzahlungen wurden im Jahre 1862 gemacht 278,488 im Betrage von zusammen 7,650,513 Thlr., Zurückzahlungen erfolgten 150,745 im Gesammtbetrage von 5,151,573 Thlr., Zinsen wurden den Einlegerm baar ausgezahlt 103,051 Thlr., gutgeschrieben 585,200 Thlr.

Ueber die Seekräfte Peru's macht die »Ostsee-Ztg.« folgende nähere Angaben: Von den 21 ¡245,832 Doll. Staatseinnahmen, welche das Land im Jahre 1861 hatte, brachte der Guano 16,921,754 Doll. Die Flotte bestand 1862 aus einer Fregatte von 300 Pferdeeraft und 44 Ka- nonen, 3 kleineren Dampfern von 100, 150 und 250 Pferdekraft und 2 bis 6 Kanonen, 3 Transportdampfern, A kleinen Segelschissen und 6 Pontons und zählte im Ganzen 84 Kanonen. Bemannt ist dies Flottenembryo mit 1070 Matrosen, 469 Mann Infanterie und 335 Mann Artillerie, welche von 4 Contreadmiralén, 17 Linienschiff8capitainen, 13 Fregattencapitainens 10 Corvettencapitainen, 58 Lieutenants 1. und 2. Klasse und 127 Fähn- richen und Kadetten befehligt werden. Auf ähnliche Weise ist die Peruanische Landarmee, welche auf dem Papier 10,600 Mann zählt nebst der 5400 Mann starken Gensdarmerie mit Offizieren gesegnet und diese Offiziere ab- sorbiren einen großen Theil der Einnahmen von Guano. Krieg und Ma- rine kosten über 10 Mill. Doll.

Dresden : Leipzig:

_— Bereits in 16 verschiedenen europäischen Staaten sind Vereine zur Pflege im Felde verwundeter vaterländischer Krieger, welche sich den Beschlüssen der Genfer Konferenz angeschlossen haben, theils {on in Wirksamkeit getreten, theils in der Bildung begriffen. Es sind dies: Belgien, Dänemark, Frankreich, Hannover / Hessen - Darmstadt, Jtalien Mecklenburg , Niederlande , Oestreich - Oldenburg , Preußen , Königreich Sachsen, Schweden, Schweiz, Spanien, Württemberg. Jn Baiern, Badens Griechenland, Portugal und Rußland beschäftigt man sich eifrigst mit den dahin zielenden Vorbereitungen und i} der Anschluß in nahe Aus- sicht gestellt. Ganz besonders hervorgehoben wird die allgemeine Theil- nahme, welche das Unternehmen im Königreich Württemberg y zumal auch unter der ländlichen Bevölkerung , gefunden hat. Welche in der That großartige praktische Erfolge aber durch die Durch- führung der leitenden Jdee in N o rd-Amerika erzielt wurden, crhellt darauS- wenn bemerkt wird, daß das in den Unionsstaaten bestehende Centralcomités welches, wenngleich schon früher entstanden, sich do ebenfalls die Genfer Beschlüsse angeeignet hat und zu dem Genfer Comité in Beziehung getre- ten ist, fich während der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit, neben einer große Zahl von Hülfsvereinen, von mehr als 32,000 Damenvereinen unterstüßt sah, daß dort in diesem Wege, außer den Naturalgaben , an baarem Gelde mehr als 60 Millionen Franken zusammengebracht wurden , und daß dur die vom Centralcomité getroffenen Veranstaltungen ca. 160,000 Verwun-- deten und Kranken, welche sons in hülfsloser Lage ihrem Schicksal hätten überlassen bleiben und größtentheils die sichere Beute des Todes hätten wer= den müssen, Pflege und ärztliche Behandlung zu Theil werden konnte.

Aus einer amtlichen Statistik geht hervor, daß in dem Zeit- raume von 1858 bis 1863 in den Vereinigten Königreichen von Große britanien und Jrland (also auf 29 Mill. Einwohner) 1496 Personen des Mordes angeklagt worden sind; davon kommen 691 auf England und Wales (20 Mill. Einwohner), 257 auf Schottiand (3,150,000 Ein- wohner), 548 auf Jrland (6 Mill. Einwohner); doch is zu bemerkens daß die Zahl 691 bei England nur diejenigen einschließt, welche wirk- lich vor die Assisen gestellt worden find; in Schottland und Jrland waren dieser 149 resp. 348. Freigesprochen wurden gänzlich 463, (d. i. im England 246, in Schottland 43, in Jrland 174); freigesprochen wegen Geisteskrankbeit 110 (80:11:19) des Mordes überführt wurden 200 (153 : 17 : 30) ¿ des Todtschlags 323 (127: 48: 148) ; der Verheimlichung

der Niederkunft (und des Kindesmordes) 159 (85 : 29 : 45). HingerichteL.-