1864 / 169 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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erlóschén, Die dürren, mit wenigem S I P'S jen dbergé{Faren, dnd kinèm Jnfänteristén. rechtzeitig wechseln mit einigen Sumpfstellen ab, # cine r V N ö bom | Drei sn ibi i Düntn: amStrande verdecte Aufstéllung genommen a

deren Seevögeln bevölkert. Noch weiter gegen Norden en die Sand- reiht und gestatten gleichzeitig cinen Ueberblick über die Nord- und ee. ¿ M Prinz Albrecht, der sich seit dem Uebergange des 2. combiniïten Corps über den Lymfjord dem Hauptquartier des Generals von Falckenstein an- eschlossen hatte, war gern bereit, fich dem interessanten Nordzuge anzu- ließen. Außerdem folgte ein Theil des Stabes vom Oberkommando, so daß im Ganzèn 25 Offiziere den Zug näch Skagen mitmachten. Obgleich wohl vorauszüsehen war, daß dieser äußerste nördliche Strich Jütlands nicht mebr von dänischen Landtruppen beseßt war, so lag doch die Wahrschein- lichkeit noch vor, daß die Stadt Skagen als eine Station für die dänischen Kriegsschiffe, die hier den Eingang in das Kattegat bewachen, von Seesoldaten nicht gänzlich entblößt war. Es war folgende Dis- position getroffen worden. Am 13. Abends ging ein Zug vom 8ten Husaren - Regiment nah Aalbeck vor, trieb dort die nöthige Anzahl von Vorspannpferden zusammen und erwartete in der Nacht zum 14. die Ankunft des Haupt - Quartiers, welches sich auf zwanzig requirirtèn Wagen und unter Bedeckung von zehn Mann der Stabs- wache am 14. Morgens 2 Uhr von Frederikshavn aus in Bewegung seßte. Drei Stunden später ging die Reise von Aalbeck- aus mit frischen Pferden gegen Norden weiter. Die Etappe Aalbeck blieb von 6 Husaren und drei Infanteristen beseht, um den dortigen Landungspunkt zu sichern, weil bei der großen Entfernung von 7 Meilen und der nicht geringen Anzahl von feindlichen Schiffen, welche sich aufdem “Meere zeigten, dieser Punkt einer fortdauernden Bewachung bedurfte. Als der Zug sich, mit Husaren als Avantgarde vorauf, denen die Infanterie auf Wagen folgte , wieder in Be- wegung geseht hatte, sah das Ganze ‘einer Karavane ähnlich, die durch die Wüste einherzieht. Man konnte sich wegen des tiefen Sandes nur- langsam bewegen, und es wurde 10 Uhr, ehe man die weiße Thurmspiße von Skagen hinter den Dünen hervorblicken sah. Das kleine, armselige Städtchen würde nach unseren Begriffen mehr den Namen eines Fischerdorfes verdienen und liegt so tief unten an der Ostsee, daß man es erst gewahrt, wenn man s{chon den Fuß hineitseßt. Man kann sih keinen Begriff von dem Erstaunen der Bewohner machen, als plöglich eine Handvoll preußischer Husaren im Galopp die Straßen des Orts durch- suchten und gleih darauf unsere Wagen-Kolonne am westlichen Eingange von Skagen erschien. Noch nie hatte bis dahin ein feindlicher Soldat die Bewohner beunruhigt.

Als die vordersten Wagen in “Skagen angelangt waren, brachte ein Husar die Meldung von der Anwesenheit eines feindlichen Kriegsdampfers. Sofort wurde die Jnfaätterie beordert, gegen den Strand vorzugehen und durch ausgestellte Posten den feindlichen Dampfer zu beobachten. Außrr diesem (es: war der dänische Kriegsdampfer »Slesvig«, der etwa 1500 Schritt vom Ufer lag) zeigten sich wohl noch an 20 andere Scbiffe, theils ankernd, theils mit vollen Segeln hin und her kreuzend, so daß man nicht genau ihre Absicht gegen uns errathen fonnte. Jndessen durfte man annehmen , daß däs Aufhissen zweier folossaler Fahnen (1 österreichischen und 1 preußischen) am Strande einige Aufklärung Über jene Schiffe geben würde. Auf dem Deck des sSlésvig« entstand, sobald die beiden Banner über Skagen wehten, eine lebhafte Bewegung und man erkannte deutlich, wie man si dort bemühte, über die Vorgänge am Ufer Kenntniß zu erlangen. Hierauf bestiegen wir unsere Wagenkolonne wieder, um nach den Leuchtthürmen Zu fáhren, welche ungefähr noch eine Viertelstunde nördlih von Skagen liegen. Der » Slesvig « gab das Signal zum Heizen und sezte sich in Bewegung; man konnte indeß nicht “be- urtheilen, ob er eine Landung beabsichtige oder nicht. Beim Auffahren aber unserer Wagenkolonne am Leuchtthurme mochte der Dampfer den mit

vier Pferden bespannten gelben Wagen des Prinzen Akbrecht, der der |

nächste am “Strande war, für ein ‘Geschüß ‘halten, was ihn“ véranlaßte, sich eilig nordwärts zu entfernen "und sh hier ‘ers wieder außer Schußweite vor Anker zu legen. Indessen hatten wir die beiden“ Leuchtthürme bestiegen und den hôchst interessanten Anblick genossen, “den das belebte Meer und die Brandung an der eue gewährten. Um aber -auch wirklich die nördlichste Stelle zu betreten , fuhren wir am Strande weiter hinouf, dies- mal dem Geschühfeuer des Dampfers vollständig ‘exponirt. Unser Etstaunen war daher desto größer, als der »Slesvig« bei unsérer Annähe- rung sofort wieder weiter ging und - erst hinter der Spiße des Kaps im Skagerräk wieder ‘beilegte. Aber auch' hier war seines Blèéibens nicht lange ; denn die“Kolonne, râit ihr der gelbe Wagen, erschien auf der Nordspihe des Kaps, und der »Slesvig« sah sih nun in die Nothwendigkeit verseht, in der Flucht auf das offene Meer sein Heil zu suchen. Seine Bestürzung muß sehr groß gewesen sein; denn selbst die Ankunft eines zweiten, weit größe- ren, Dampfers, der von Westen kam, konnte ihn nur dazu bewegen, den- selben anzusprechen und ‘ibn vor der Annäherung an das Ufer zu warnen. Beide Schiffe verließen nun, nach Norden und Süden abdampsend, die Küste Uuhnd "würden von uns nicht wieder gesehen. So - blieb denn die See um das Kap Skagen herum nur noch von den vielen Wraks beseht, deren ‘Trümmer als Zeugen der gefährlichen Bran- dung die ginze Küsteristrecke bedecken. Als wir auf der äußersten Spiße des Kaps ngelangt waren, ‘hatten wir ein imposantes Schauspiel. Wäh- tend ein s{arfer Ostwind die Wellen der Ostsee mit großer Heftigkeit gegen Westen“ anthürmte, wälzte die Nordsee ihre Wogen von der entgegengeseyten Richtung her und so entstand gerade in der Verlängerung der Kapspiße der Kainpf zweier Meere, der die starke Brandung erzeugt. Die äußerste Land- spiße wird hier so shmal, daß man mit Bequemlichkeit über dieselbe hinweg- schreiten und ‘auf diese Weise den einen Fuß ‘in die Ost-, den andern ‘in die Nordsee sehen kann.

“Es war 1 Uhr vorbei, ‘als wir unseren Rückzug antraten. Als wir auf unserem Rückwege ‘Uns dem Dorf Aalbeck wieder ‘näherten, kam uns eine Husáären-Ordonnanz in gestrecktem Gälopp mit der Meldung ‘entgegen, daß so eben ein feindlicher Kriegsdampfer ‘an der Landungéstelle von Aalbecck ängelegt ‘und mit einem kleineren Boote, welches mit 25 Mann beseßt war,

bemerkt worden und näaGdem “diese

und das feindliche Boot bis auf Schritt herangelassen haättèn, hätte man d Feind angerufen und, da er weder beilegte noch - antwortete, ein wohlgezieltes Feuer auf ihn eröffnet, was ihn zum schnellen Rückzug nöthigte. Gegen 6 Uhr Abends trafen wir wieder in Aalbeck ein und séhten-um halb 8 Uhr unsern Rückweg nach Frederikshavn fort, wo wir nah 10 Uhr eintrafen. Auch hier wurden wir mit der Nachricht empfangen, daß ein feindlicher Dampfer mit 10 Transporkschiffen bei den in der biesigen“ Cita- delle aufgestellten Geschüßen vorbeigefahren sei. und von denselben 2 Schuß bekommen habe, worauf er seinen Cours seewärts gewendet hätte. «

_ Aus Gravenstein vom 17. wird den »H. N.« geschrieben: »Heut war ein echter Sonntag , ein Freudentag für die im Sundewitt und auf Alsen kantonnirenden Truppen, welche am glorreichen 18. April mit gestürmt hatten. Die von Sr. Majestät dem König an Mannschaften der Sturmkolonnen verliehenen Ehrenzeichen wurden heute von Seiner Königlichen Hoheit dem Oberbefehlshaber vertheilt. Als Plaß hierzu war die eingeebnete Schanze 1V. bestimmt. Um 105 Uhr formirten denn auth die Stabswbache des General-Kommandos, das Füsilier-Bataillon des 993. und das 1. Bataillon des 55. Infanterie-Regiments, die Sturm- mannschaften der Festungs - Artillerie und des Brandenburgischen Pionier-Bataillons ein großes Quarré auf dem Plat, wo eins Schanze 1Y. drohend nach den Preußen: hinüberblickte. Die in Parade stebenden Truppen befehligte der Commandeur des 53. Inf. Regts, Oberst- Lieutenant von Treskow. Um 11 Uhr erschien Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl, welcher von Apenrade hier- her gefahren war, um den braven Truppen selbst die wohlverdiente Auszeichnung zu geben. General von Herwarth empfing mit einem glänzenden , zahlreichen Stabe den Oberbefehlshaber und be- gleitete Höchstdenselben bis zu den aufgestellten Truppen. Se. König- liche Hoheit sprach in echt soldatischer Weise über die Bedeutung der heutigen Feier, gedachte der Tapferkeit seiner Truppen “und sagte daun , 1toie Höchstderselbe erfreut wäre , heute auf dieser Stelle die von Sr. Ma]estät allergnädigst verliehenen Ehrenzeichen selbst vertheilen zu können. Die zu dekorirenden Mannschaften wur- den vorgerufen und heftete Se. Königliche Hoheit selbst jedem Bra- ven das Zeichen der Tapferkeit auf ‘die Brust, \ïch leutselig mit Diesem und Jenem -unterhaltend. Die beiden Musik --Corps des 59. Und 99. Regiments spielten während dieser Zeit die:National- hymne. Nach der Deforirung trat Se. Königliche Hoheit wieder in die Mitte des Quarrês und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den König aus, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Hierauf richtete der fommandirende General von Herwarth einige Worte des Dankes an Se. Königliche Hoheit und brachte ein dreifaches Hurrah auf den Oberbefehlshaber aus. Die Truppen präsentirten bei klingendem Spiel, dann defilirten dieselben noch vor Sr. König- lichen Hoheit und den ‘dékorirten Mannschaften, um nachher in die Cantonnenrents entlassen zu werden. Es war eine \chöne“soldatische Geier ‘welche jedem ‘Anwesenden stets im Gedäthtniß“ bleiben wird. Se. Königliche Hoheit begab sich noch nah der Stelle, wo Major von Jena siel, die jet durch ein Kreuz geshmückt ist, nahmen dann Abschied von den begleitenden Offizieren und kehrten nach Apenrade zurück.« i

| Am Tage vorher, am 16ten, fand auch in Kiel auf dem dortigen Cxerzierplaze die Dekorirung derjenigen „Mannschaften des dort fantonirenden 1. Bataillons des Leib-Grenadier-Regiments statt, welche sih bei dem Sturm auf die Düppeler Schanzen aus- gezeichnet haben. Nach einer Ansprache des Obersten von Berger erfolgte die Vertheilung der Ehrenzeichen, worauf der Oberst das Bataillon vor den Dekorirten defiliren ließ.

__— Zur Erläuterung der Kriegsercignisse an der Westküste Schles - wigd, so’ wie zur theilweisen Berichtigung des neulich ‘den »Jhe- höer Nachrichten« über die Bedeutung Sylts ‘enklehnten Artikels “ent- néhmen wir ‘der »Hamb. Börsen - Halle« die nächfolgenden , ihrer L B Pa A8 Feder stammenden Mittheilungen

ajserstraßen oder Gatte1 Ins Westkü

Sthleöivias: B Gatten zu den Jnseln an der Westküste

Von den äußersten Ameringer Gründen südsüdwestwärts bis zu dem Seearm, welcher die Fan-Jusel (Fans) von Jütland scheidet, sind-20 deutsche Meilen. "Außer dem Theil ‘dér Westküste der Insel Sylt , welcher zwischen ‘dem Südwest- Und ‘Nordöstende diéser Jnsel liegt, begränzt den ‘ganzen Außenrand der Jnselgruppe an der West- füste Schleswigs ein mänchmal“ drittehalb Meilen ‘breites Wasser-

Areal, das fast lauter Brandung ist. Von den größen Wassern oder der Außensee, das ist von der offenen Nordsee, die ünserém Landé wegen seiner Kleinheit nicht geziemt, die Westsce zu nennen, die aber im llten Jahrhundert mit Recht das friesische Meer geheißen ward, führen die folgenden maritimen Hauptthüren zu den Festlandsküsten Schleswig-Holsteins: das Heiliglander Tief (dieses alte Strombett der Außen - Elbe), die Eider, ‘die Hewer, das W. z. S. und O. z. N. sich erstreckende Schmalties, mit der Süderau (zwischen. Hoge und Nordmarsch) das WSW. und ONO. laufende Rüttergat (Nütjer- gat) zwischen Seesand und Herverknob , - die Vortreppe .( Förtreap) mit dem binnenliegenden Hörnamstrom und das - Lister Tief

eine Landung in Aalbeck versucht hätte. Dieselbe sei indeß von zwéi Hu-

)die Nieder - Withau alter Zeit), welches Silt von Rem (Röm)

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cheidet. Das Riper Tief! bei der Man -Jnsel“ (Mans)- und Grau

Tief bei der Fan - Insel (Fans) find Einläufe von geringerer Wichtigkeit, Desgleichen das Landtief bei Ameram (Amrum). Alle jene Fahrwasser find mehr oder minder gut, mehr oder minder gefährli, sei es bei gutem oder verlegenem Wetter, denn jede Thür von der See herein hat ihre eigene Gefahr. Jndesseu sind sie bei gehöriger Betonnung und Befeuerung, die {hon in naher Zukunft nothwendigerweise erfolgen woird, von unbcrèchenbarem Werth. Die: Wassertiefe auf den. Bahren oder Schwellen der ge- nannten Fahrwasser nördlich. von Helgoland bis List weist keine be- deutende Verschiedenheit auf. Für die größeren Kriegsschiffe haben sie keinen Zugang, sind aber doch gut 20 Fuß tief. Die Eider und Hewer können durch eine umsichtige Befeuerung und Be- tonnung sehr’ verbessert werden. Das Scchmaltief , welches zwischen Seesand, der Jusel Amrum und der Insel Föhr einerseits und: den nordfriesischen Marschinseln andererseits licgt und mit seinem überaus starken Strom der Südostecke Amrums dicht vorübergeht, wäre eine vortreffliche Wasserstraße, wenn sie sih so befeuern ließe (was nicht unmöglih scheint) daß bei den Feuern binnen gesegelt werden könnte. Die jehige Bake auf Seesand am Schmaltief ist drei Meilen weit sichtbar. Auf einer höheren Bake an derselben Stelle würde ein Feuer angebracht werden können , welches in einem Ab- stande von 4 Meilen in Sicht käme. Korrespondirende Feuer wären dann auf Norderoop (vielleicht) und auf Amrum selbst zu errichten. Aus dem Rüttergat ließe sich etwas machen, Es ist gegenwärtig hesser als das Schmaltief, is ziemlich weit und hat 4 Faden Wasser. Auch windet es sich nicht so stark als das Schmaltief. Vorigen Winter kam hier eine Brigg mit voller Ladung in einem Sturm unbeschädigt binnen. Für den besten aller Einläufe Nordfrieslands wird das Lister Tief gehalten. Doch is auf seiner Barre nur höchstens 20 Fuß Wasser, womit man jedoch schon zufrieden sein kann. Drin- nen ist es tiefer, 10 Faden und mehr. Bei SW.-Sturm, nicht bei NNW.-Sturny können die Schiffe auf der Lister Rhede sicher reiten. Die große, chöne von Sanddünen umschlossene Bucht von List oder der sogenannte Königshafen ist leider nicht tief, sondern ver- sandet, indem man in der langen Trägheit und Sorglosigkeit ihn ebenso mit Dünensand hat zustäuben lassen, als beträchtliche Strecken der Leimföhrde in Jütland. «

Vom Kriegsschauplayße zur See liegen folgende Mittheilun- gen vor:

Pillau, 17, Zuli. Sicht.

Neufahrwasser, 19. Juli, Die in der Bucht vor Anker gelegenen beiden feindlichen Dampfer gingen gestern Abends 9 Uhr um Hela. Heute sind keine Kriegsschiffe 2 e

Gestern war fein Blokadeschiff in

Der Abgeordnete für den zweiten Aachener Wahlbezirk, Han- delskammer-Präsident Thelosen, hat sein Mandat niedergelegt.

Droyßig, 18. Juli. Heute Morgen is die Prinzessin Her- mine von Schönburg-Waldenburg, geborene Prinzessin Reuß älterer Linie, auf hiesigem Schloß von einer Tochter glücklich entbunden worden.

Hannover, 18. Juli. Jn der heutigen Sißung Zweiter Kammer referirte Ober-Äppellationsrath Meyer aus den Beschlüssen Erster Kammer zur Hypotheken-Ordnung. Vier abrocichende Beschlüsse, welche größtentheils formeller Natur waren, wurden ge- nehmigt, zwei mehr sahliher Natur wurden abgelehnt und Kon- ferenz von zwei Mitgliedern jeden Hauses beliebt. R. von Bennigsen referirte aus der Konferenz wegen der Leine-Deister Eisenbahn. Es wurde der Konferenz-Vorschlag angenommen, die Petitionen der

Regierung unter Bezugnahme auf das Schreiben der Stände von .

1862 in derselben Angelegenheit zur Kenntnißnahme zu übersenden. Die Majorität der Zweiten Kammer, schreibt man der »Hamb. Börs. H.«, hatte die Absicht, noch vor der Vertagung Anträge auf Aenderung der Verfassung, speziell auf Revision der Städte- Ordnung, des Staatsdiener- Gesehes, der Composition Erster Kammer, zu stellen. Es ist indeß jeht sehr zweifelhaft ge- worden, ob derartige Anträge jeßt noch eingebracht werden, da we- gen der in den nächsten Tagen bevorstehenden Vertagung jeht {on viele Mitglieder in die. Heimath gereist sind. Branntweinbrenner aus dem ganzen Lande haben gestern hier eine Versammlung gehalten, in der sie eine Petition an das Fi- nanz-Ministeriuum beschlossen, betreffend Erhöhung der Ueber- gangs-Abgabe auf Branntwein mit Rüfsicht auf die bevor- stehende Steigerung der Branntwweinsteuer. Unsere größeren Bren- nereien sind bis jeht theilweise niht im Stande, mit denen des übrigen Zollvereins zu konkurriren, was an den veralteten und unzweckmäßigen Betriebs-Einrichtungen liegt. Will man diese verbessert st chen, so ist eine Er- höhung der Uebergangs-Abgabe nicht empfehlenswerth, denn nur die freie Konkurrenz wird die heil- und wirksame Anregung zu zweck- mäßigen Neuerungen geben. Die Versammlung hat zugleich be- \{lossen, ähnlich wie in Preußen, eine Vereinigung der Branntwein- brenner herbeizuführen, und um dazu die nöthigen Schritte zu thun,

ein provisorisches Comité gebildet, in dem unter: Anderen, der Erb- marschall Graf Münster und das Mitglied Erster Kammer; v. Grotes Jühnde- sitzen.

Aus Mecklenburg-Schwerin, 17, Juli, schreibt man den »Hamb. Nachr.« : Herr Manecke auf Duggenkoppel- hat, gestern einen motivirten Antrag auf Anschluß an den jet von Neuem begründeten deutschen Zollverein bei dem landständischen engeren Aus\{huß in Rostock eingereicht und gebeten, denselben zum bevorstehenden. Landtag zu intimiren. Aus. den Motiven ist hervor- zuheben: die Wahrscheinlichkeit eines Anschlusses der Herzogthümer Schleswig-Holstein und Lauenburg an den Zollverein und die damit drohende verstärkte wirthschaftliche Jsolirung Mecklenburgs; das Mißverhältniß, welches bei dem jeßigen mecklenburgischen Grenzzoll zwischen den Erhebungskosten und der Reineinnahme obwaltet, so wie die Thatsache, daß diese Einnahme bei Weitem hinter dem Anschlage zurückbleibt; endlich die Unhaltbarkeit des Transitzolls auf der Ber- lin-Hamburger Eisenbahn und die Nothwendigkeit, bei Zeiten auf eine Deckung des mit dem Aufhören des Transitzolles in der groß- herzoglichen Kasse entstehenden sehr beträchtlichen Ausfalls Bedacht zu nehmen, Die Schienenlegung für die Bahn Güstrow -“Neu- brandenburg wird noch im Laufe dieser Woche auf der ganzen Strecke beendigt sein. Die Eröffnung der Bahn für den Verkehr wird zu Anfang Oktober d. J. erwartet.

Hamburg, 19. Juli. Ueber Elbcorrectionsarbeiten soll eine am. 8. August d. J. hier zusammentretende Konferenz be- rathen, zu welcher außer den verschiedenen Elbuferstaaten auch die drei Elbdampfschifffahrts-Gesellschaften, die Norddeutsche; Magdeburger und Prager, Vertreter abordnen. Für die hamburgische Elbstrecke liegen bereits ausführliche, sehr s{hön gearbeitete Pläne vor, um die Ufer in regelmäßige, genau dem Laufe des Stromes si anschließende Linien und Kurven zu verwandeln. (H. Börs. H.)

Sachsen, Dresden, 19. Juli; Die Erste Kammer hat heute zuvörderst den Bericht über das Vereinigungsvexfahren bezüg- lich der in den Kammerbeschlüssen hinsihtlih des Budgets für das Finanzdepartement bestehenden Differenzen erledigt, sodann den Ge- seßentwurf, die vom Regalbergbau zu erhebenden Steuern hetrefsend, berathen, demselben konform mit den Beschlüssen der Zweiten Kam- mex ihre Zustimmung ertheilt und hierauf die Berathung des De- putationsbexihts über die bezüglih des Jagdgeseßzes zwischen bei- den Kammern bestehenden Differenzen begonnen, welche heute bis zu §. 23. gediehen ist. Bezüglich der Hauptdifferenz (bei Y- 7, voo die Erste Kammer als geringstes Ausmaß eines Jagdbezirkes 300 Aer festgestellt, die Zweite Kammer aber dafür geseht hat : 150 Aer) bemerkt die Deputation, daß die Regierungsvorlage (welche 300 Aer als Regel festseßt , aber ausnahmsweise auch Jagdbezirke mit 150 Akern zuläßt) den geeignetsten Ausweg biete, die auseinandergehen- den Ansichten zu vereinigen, allein da hierauf nur im Vereinigungs- verfahren zurückgegangen werden könne, so habe sie der Kammer jeßt die Aufrechterhaltung ihres früheren Beschlusses vorzuschlagen, welchem Vorschlage die Kammer auch einstimmig beigetreten ist."

Die Qweite Kammer hat heute die Berathung der noh rüständigen (die Erträge der Steuern und Abgaben betreffenden) Positionen des Einnahmebudgets beendigt und dieselben allent- halben in der von der Staatsregierung postulirten Höhe (unter Zu- grundelegung der bisherigen Steuersäße) genehmigt. (Dr.-I.)

Anhalt. Dessau, 18. Juli. Heute wurde in Wörlig wie die »Leipz. Ztg.« berichtet der jüngstgeborene Sohn der Erbprinzlichen Herrschaften getauft; er erhielt den Namen Aribert. Außer den hier befindlichen Mitgliedern der Herzoglichen Familie waren Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Karl von Preußen, Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg und Prinz Anton von Hohenzollern als Taufzeugen anwesend.

Bernburg, 11. Juni. Auf Anfrage des Landraths Bunge an Landbewohner seines Kreises, ob auch sie geneigt wären, Re- fonvaleszenten bis zu ihrer gänzlichen Genesung bei sich aufzuneh- men, haben der »Ztg. für Nordd.« zufolge, 54 Gutsbefißer, Geist- lihe und Oekonomen, Lehrer u. st. w. sich bereit erklärt, 73 Mann Rekonvaleszenten. der alliirten Armee bei sih aufzunehmen und zu verpfl di

Reuß. Gera, 17. Juli. Der Sohn unseres Staatsministers y. Harbou ist am 14. d. im Johanniter Hospital zu Wester-Satrup in Schleswig seiner am 29. Juni bei der Eroberung Alfens' empfän- genen Verwundung erlegen. Er stand als Lieutenant im 8. Bran- denburger Infanterie - Regimente Nr. 64 und hatte, wie bereits früher mitgetheilt, einen Schuß durch die Brust erhalten. In der gestern veröffentlichten Todesanzeige sagt Herr v. Horbou : »Er hat a s sein Leben eingeseßt für die. Befreiung seines Vater-

landes und. mit Stolz unter Preußens siegreichen Fahnen gekämpft. «

Frankfurt a. M., 18. Juli. Die »Vereinigten Ausschüsse« des Bundestages haben, der »Köln. Ztg.« zufolge, die Genehmigung dazu ertheilt, daß die Ueberschüsse der holsteinischen Hauptkasse an die betreffenden hannoverschen und sächsischen Kassen zur vor schu þ- weisen Deckung der Executionskosten geführt werden.

Württemberg. Stuttgart, 18. Juli. Jm weißen Saale des Residenzschlosses Bad Ln Hostafel von 158 Couverten