1864 / 169 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1976 :

Aatt, wozu sämmtliche Mitglieder beider Ständekammern geladen waren und \i{ch nahezu vollständig einfanden. Der König brachte cinen Toast auf die versammelten »Stände, Württemberg und das gesammte deutsche Vaterland« aus. Der Präsident der ersten Kam- mer, Graf von Rechberg/, erwiderte denselben durch einen Toast auf das Wohl des Königs, worauf der Präsident der zweiten Kammer, Herr Weber, einen Toast auf die Königin ausbrachte, welche gleich- falls an der Tafel Theil nahm. Beide Toaste wurden mit drei- fachem begeistertem Hochrufen aufgenommen. Nach beendigter Tafel ließen sich das Monarchenpaar viele von den anwesenden Abgeord-

neten vorstellen.

Auf der Tagesordnung der Sihung der Kammer der Ab- geordneten stand der Bericht der Finanz - Kommission über den Geseh-Entwurf, betreffend die Forterhebung der Steuern. Der Ent- wurf lautet :

»a) Karl von Gottes Gnaden, König von Württemberg. Da der Ter- min, für welchen nach §. 114 der Verfassungs-Urkunde die für die Finanz- periode 1861-—64 verwilligten Steuern auf Rechnung der neuen Verwilli- gung fortzuerheben sind, mit dem 31. Oktober d. J. abläuft, die Verabschie- dung des neuen Finanzgeseßes bis dahin aber nicht zu Stande kommen wird , so verordnen und verfügen wir, nah Anhörung unseres geheimen Raths und unter Qustimmung unserer getreuen Stände, daß der Zeitraum der provisorischen Steuererhebung bis zum 31. Dezember 1864 verlängert sein soll. Unser Finanzministerium is mit der Vollziehung dieses Gesehes beauftragt. «

Nach einer längeren Debatte wurde der Gesehentwurf bei na- mentlicher Abstimmung mit allen 85 Stimmen gegen die eine von Hopf angenommen. Dann wurde auch bei der folgenden Berathung und Abstimmung über die Civilliste des Königs der ganze hier- auf bezügliche Gesehentwurf mit 85 Stimmen gegen die einzige von Hopf angenommen. (Nach d. Staats-Anz.)

Schweiz. Be1n, 17. Juli. Jn der vereinigten Bundes- versammlung wurde der neue Bundesrath, Challet - Venel, be- cidigt. Präsident Jäger ermahnte ihn, unparteiish Über dem Kampf der Eisenbahn-JInteressen zu stehen. Gestern haben beide Räthe ihre Sitzung geschlossen.

Auf der Konserenz der Kantone wegen eines Konkordats gegen das Lotteriewesen gaben Uri, Schwyz und Wallis die bestimmte Erklärung ab, daß fie nah Ablauf der Konzessionen keine Lotterie- und Spielhäuser mehr gestatten werden. Der s{chweizerische Alpen- flub hat sein höchst interessantes erstes Jahrbuch veröffentlicht. Mit- glieder desselben haben so eben den Schneestock und andere jungfräu- liche Gipfel zum ersten Mal bestiegen.

Belgien. Brüssel, 19. Juli. König Leopold ist unter dem Jnkognito eines Grafen der Ardennen nach Vichy abgereist, begleitet von cinem Adjutanten und einem Arzte. Der Graf von Flandern, der sich in Paris befindet, wird den König nach Vichy begleiten.

Großbritannien und Jrland. London, 1&8. Juli. Die »Times« bringt heute einen Leader über die große Tagesfrage, in dem fie sih folgendermaßen äußert: : »Die Aussicht auf einen baldigen Friedens\{luß zwischen Deutschland und Dänemark muß Jedermann willkoinmen sein. Ohne die von den deutschen Mächten beabsichtigten Bedingungen errathen zu wollen, glauben wir doch die schwachen Umrisse des, was zu erwarten ist, zeichnen zu können. Der Vertrag von 1852 is für immer dahin, und mit ihm die Juntegrität Dänemarks / oder richtiger die Integrität der dänischen Monarchie, wie sie durch diesen Traktat anerkannt worden war. »Sein oder nicht sein«, ist jeßt für Dänemark die Frage, und es muß si zeigen, ob seine nationale Existenz nicht auch ohne jene Provinzenzen, die bisher als wesent- liche Bedingung derselben angesehen worden sind, verlängert werden fönne. Ein Kranker sträubt sich lange gegen den Gedanken, ein Glied zu verlieren und behauptet, ohne dasselbe lohne es sich nicht zu leben ; und doch entschließt er sich in der Regel für die Amputation, wenn er zwischen dieser und dem Tode wählen muß. Jn Bischof Monrad's legter Depesche wird die »Confiscation« Schleswigs als gleichbedeutend mit der »Vernichtung« Dänemarks behandelt. Wir, die wir die aggressiven Pläne Deutschlands gegen diese Provinz so oft getadelt, können deren Trennung von Dänemark nimmermehr als etwas Unbedeutendes gelten lassen; doch könnte auch ohne sie ein unabhängiges Dänemark immerhin bestehen. Ein solcher Staat könnte ohne den Beistand seiner Allürten sich nicht gegen Deutschland behaupten, aber das hat, wie die Erfahrung lehrt, Dänemark auch bisher niht vermocht. Der Unterschied bestünde höchstens in dem Grade der Widerstandskraft, und der etwaige Vortheil oder Nachtheil, daß der Sund untex der Gewalt einer schwächen Macht stehe, würde praktisch derselbe bleiben. Eine andere Lösung, welche seit dem Abbruch der Kon- ferenzen die Diplomatie stark beschäftigt, is das Aufgehen Dänemarks im deutschen Bunde. Es i} zu früh an der Zeit, die Wahrscheinlichkeit und die möglichen Folgen einer derartigen Lösung zu erörtern, welche mit den Zwecken einer gewissen Partei in Deutschland- im Einklang stünde. Gewiß: is nur, daß ein so großer Zuwachs für das norddeutsche Staatensystem , ja selbst die Konstituirung eines Schleswig - Holsteins unter preußischem Schuße, dazu beitragen würde, die Spaltung der Jnteressen zu vergrößern , dur welche, zufolge der Ansicht Vieler , Deutschland shließlich in 2 große Staaten zerschlagen werden muß Wenn dies das Ergebniß des Dänischen Krieges wäre, oder wenn die Eroberer über die Beute mit ein-

ander in Zwist gerathen und die Hoffnungen * auf eine Einigung Deutsch» lands durch die Ansprüche von Oldenburg und Augustenburg vereitelt wer. den sollten, dann ließe sich in der Entwickelung der Erei nisse eine Art von vergeltender Gerechtigkeit erblickfen. Und was uns betrifft, hätten wir in einem solchen Falle einen Grund mehr uns Glü zu wünschen , daß wir uns nicht in einen Krieg hineinziehen ließen, der, mit der dänischen Frage R uns in zehnfah schwierigere deutsbe Fragen hätte verwickeln önnen «

Folgendes is der Wortlaut einer Depesche Earl Russell’s an den britischen Gesandten in Kopenhagen, Sir A. Paget, welche cine Antwort auf die bekannte, vom 25. ult. datirte Depesche Bischof Monrads an Herrn v. Bille enthält:

» Auswärtiges Amt, 6. Juli 1864. Sir, der dänische Gesandte in London hat mir eine Depesche, welche er von Bischof Monrad empfing, eingehändigt, und hiermit sende ih Ihnen eine Abschrift derselben. Jhrer Majestät Regierung sympathisirt mit dem Könige und dem Volke von Dänemark in den schweren Leiden, die sie erfahren mußten. Ihrer Majestät Reg:erung anerkennt die Gerechtigkeit vieler von der dänischen Regierung jenen Mächten gemachten Vorwürfe, welche, nachdem sie den Lon- doner Traktat von 1852 mitunterzeichnet, von den Stipulationen desselben abwichen und unter dem Deckmantel einer Bundesexecution in Holstein und einer vorübergehenden Besezung Schleswigs, die Autorität des Königs von Dänemark in diesen beiden Herzogthümern thatsächlich gestürzt haben. Doch ist es für Dänemark dringend nothwendig, daß die dänische Regie- rung die gegenwärtige Lage klar ins Auge fasse. Als die dänischen Be- vollmächtigten im Laufe der Konferenz den Bevollmächtigten Jhrer Ma- jestät erklärten, daß die von den deutschen Mächten vorgeschlagenen Grenz- linien für Dänemark unannehmbar seien, da hatte Jhrer Majestät Regie- rung sich zu der Frage verpflichtet gefühlt, wie denn die dänische Regierung vermittelst eines Krieges günstigere Bedingungen zu erlangen hoffen könne. Dem entsprechend ist jetzt keine Rede weiter von dem Besiße Düppels und Alsens, deren Verbleiben bei Dänemark der preußische Bevollmächtigte, unterstüßt durch den Bevollmächtigten Oesterreichs, ihren Regierungen hatten empfehlen wollen, für den Fall, daß Dänemark eine nördlich von Flensburg zu ziehende Grenzlinie ohne Verzug annehmen würde. Jede Hoffnung auf eine Erneuerung des vom Grafen Bernstorff ausgegangenen Vorschlages is durch den Kriegswiederaus- bruch binnen wenigen Tagen vernichtet worden. Die leßte Hälfte der von Bischof Monrad abgefaßten Depesche spricht die Hoffnung aus, daß die Mächte, welche sich während der Verhandlungen so lebhaft für Dänemark interessirt hatten, es im Kriege nicht im Stiche lassen werden. Nun ist es allerdings wahr, daß die neutralen Mächte, beseelt von dem ernsten Wunsche, die Unabhängigkeit Dänemarks zu wahren und von der Bewunderung für den heldenmüthigen Widerstand eines tapferen Volkes in einem so ungleichen Kampfe , aufs eifrigste bemüht gewesen waren , der dänischen Regierung so gute Friedensbedingungen zu erwirken, als vermöge des offenbaren Ueber- gewichts der Waffen Oesterreichs und Preußens und der in Deutschland herrschenden Ansichten zu erzielen waren. Doch erlaube ih mir, die dänische Regierung aufmerksam zu machen, daß Jhrer Majestät Regierung gemein- sam mit den übrigen neutralen Mächten sich zwar enthielt, die dänische Re- gierung zur Annahme von Bedingungen zu drängen, welche diese unverein- bar mit der Ehre und Sicherheit Dänemarks erachtete, aber deshalb keine Verpflichtung zu irgend einer Zeit eingegangen war oder jeßt eingehen könnte, die dänische Sache mit Waffengewalt zu unterstühen, oder Deutsch- land die in der Konferenz vorgeschlagenen Bedingungen aufzuerlegen. Sie werden die Güte haben, diese Depesche dem Minister der auswärtigen An- gelegenhciten vorzulesen und ihm Abschrift derselben zu übergeben. Jch bin: U. fw Russell,«

y Außer dieser Depesche veröffentlicht die Regierung noch einige ältere, vom Earl of Malmcsbury an Sir A. Mallet , Mr. Elliot,

| Mr. Grey und den Obristen Stodges aus dem Jahre 185538. Der

edle Lord hatte deren Veröffentlihung zu seiner Rechtfertigung ge- fordert , doch haben sie heute fürs große Publikum kein Junter- esse mehr. N Die Kanalflotte läuft heute von Spithead auf eine Kreuzsahrt nach Westen hin aus; sie wird wahrscheinlich in Torbay, in Bristol und anderen auf der Fahrt im vorigen Sommer nicht besuchten Häfen anrufen, und dann nach der Nordküste Jrlands abgehen. Wie sie bis jeßt in Spithead vor Anker lag, bestand die Kanalflotte aus dem hölzernen Schraubenlinienschiff »Edgar«, 71, den eisernen Schrau- benfregatten »Warrior« 40, »Black Prince« 40, »Defence« 16; und dem hölzernen Schraubenkanonenboot »Trinculo«. _— 19. Juli. »Wolff's Telegr. Büreau« meldet: Jn der heu- tigen Sihung des Unterhauses fragte Wyld, ob es wahr sei, daß preußische Truppen am 13. d. M. auf einen norwegischen Post- dampfer, welcher Passagiere, darunter auch Engländer, in Jütland landen wollte, gefeuert haben, Der Unterstaatssecretair Layard erwiederte, daß die Preußen den Postdampfer irrthümlich für ein mit Truppen besehtes dänisches Schiff gehalten haben.

Frankreich, Paris, 18. Juli. Der Kaiserliche Gerichts- hof hat vorgestern das Erkenntniß des Civil-Tribunals bestätigt, wo- nach der Klage des Herzogs von Aumale gegen den Polizei- Präfekten wegen Beschlagnahme der Druckbogen einer noch gar nicht in die Oeffentlichkeit gebrachten »Geschichte des Hauses Conde« nicht ohne Genehmigung des Staatsrathes gerichtliche Folge gegeben wer- den dürfe, Dufaure, der den Herzog von Aumale vertrat, hat be- reits das Cassationsgesuch angemeldet.

/ Prinzessin Clot ilde befindet sich den Umständen nach wohl. Prinz Napoleon kam gestern früh von Cherbourg schleunigst hier an. Die Kaiserin begab sich gestern auch zu. der Wöchnerin. Jm Civil-

standsaft, den Minister Baroche gestern aufnahm , erhielt der junge

Prinz die Namen Louis Napoleon.

zessin Mathilde sein.

n , Rer an beiden Prinzen soll die Taufe im November d. J. voll-

zogen werden.

spätestens bis zum

r d E AO j nach Vichy unternehmen will ,

1977

Die Tausfe 496 li ger

. die Pathen werden der König von Portuga und die Prin- it e Auch der erste, am 18. Juli 1862 geborene J erome, ist nocch nicht ge-

E

Prinz Napoleon Victor

mmtliche Minister sind, laut »France«/ angewiesen worden, Rie 15. I ihre resp. Budgets dem Staatsrath einzureichen, damit dem gesehgebenden Körper gleich bei Eröffnung der nächsten Session das Gesammtbudget vorgelegt wer- den fönne. : i f S ¿e Reise , welche der König der Belgier zunächst E hak D Rees mit der Lösung der dänischen An- gelegenheit in Verbindung gebracht. Jedoch mit Unrecht, schreibt man der »Köln. Ztg.« König Leopold geht im Interesse und auf Wunsch seines Schwiegersohnes®/, des Kaisers Magzimi- lian, nah Vichy, dessen ziemlich verwickelte Verhältnisse ein weiteres Uebereinkommen mit dem französischen Gouvernement dringend er-

heischen sollen.

Der hier weilende Gesandte des Bey von Tunis, Herr von Lesseps, Bruder des Erbauers Des Suez-Kanals, hat für Rechnung seiner Regierung nah ertheilter Bewilligung des französischen Gou- vernements mit französischen Kapitalisten ein Anlehen im Betrage von 10 Millionen abgeschlossen. ZU gleicher Zeit machte er ver- schiedene Einkäufe an Waffen, Schießbedarf, Montirungsstücen Und Lagerbedürfnissen, welche für die Armce bestimmt sind, die der Bey in diesem Momente zusammenzieht, am, nun selbst der Jnsurrection i eaentschaft kräftig entgegenzutreten. ad G Taie es beißt, ist N MALTHAL Mac Mahon wirklich zum General-Gouverneur von Algerien bestimmt, Derselbe be- fehligt gegenwärtig im Lager von Chalons. Seine Gemahlin e findet sich ebenfalls im Lager. Sie bewohnt den Pavillon 0 Kaiserin und der Kaiser hat ihr die Erlaubniß ertheilt, au dort während seines Aufenthaltes im Lager zu residiren. :

(19, Julie Gex »Constitutionnel« sagt : Einige Journale haden glauben lassen, daß der Titel eines Herzogs von Montmorency, wel- cher dem Fürsten von Talleyrand-Perigord_ bewilligt ist, in Aussicht einer Verbindung desselben mit der Prinzessin Anna Murat verliehen sei. Von dieser Heirath is aber niemals die Rede gewesen.

Herr Drouyn de C’huys hat sih nah V ich y begeben.

Ftalien. Turin, 19. Juli. Wolff's Tel. Büreau meldet : »Nach einem hier eingegangenen Telegramm aus Jschia ist G baldi heute Morgen, von seinem Sohne und mehreren Freunden begleitet, auf dem Postdampfer nah Caprera zurüctgereist. «

Auli, “wird dek, Indép.

Is

Türkei. Aus Bukarest, 17. J belge« telegraphirt, es sei unrichtig, daß die Gesandten-Konferenz in Konstantinopel den Söhnen der ehemaligen Fürsten das Recht zuge- \prochen habe, Mitglieder des Senats zu sein. Die Mitglieder dieses Staatskörpers würden zur Hälste vom Fürsten aus den Mitgliedern der Generalräthe ernannt, zur anderen Hälfte vom Volke direkt ge- wählt werden j der für die Wählbarkeit zur Deputirtenkammer auf 900 Dukaten festgesezte Census sei nur provisorish und die nächste Kammer werde darüber zu beschließen haben, ob der Census desini- tiv beizubehalten oder ganz abzuschaffen sei. Der »Romanul« greift die Abänderungen, welche das Staatsgrundgeseh erlitten hat,

heftig an. Rußland und Polen.

Warschau , 17. Juli. Der Mangel an Arbeitskräften zur bevorstehenden Ernte hat, wie der »Schles. Ztg.« geschrieben wird, einzelne Gutsbesißer veranlaßt , sich an die Militair-Kommandanten ihrer Distrikte mit der Bitte zu wenden, den gemeinen Soldaten die Dienstleistung bei den land-

wirthschaftlihen Aibeiten zu gestatten. Jn Folge dessen ist am 13. d, cin dankenswerther Tagesbefehl an die Truppen im Königreich ex- gangen, durch welchen erlaubt wird, daß Soldaten in kleinen Ab- theilungen zu jenen Arbeiten verwendet werden, sosern dies nach dem Urtheil der Lokalbefehlshaber in Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse und ohne Behinderung der militairischen Uebun- gen möglih is. Auch ist Befehl gegeben, die von _Mili- tair beseßten Scheuern welhe zur Unterbringung des Ge- treides nöthig sein werden den respektiven Gutsbesihern wieder zum Gebrauch einzuräumen. Ueberhaupt sucht Graf Berg durch mögliche Rücksichten gegen die Gutsbesißer die von diesen erlittenen Schläge einigermaßen zu lindern und ‘hat sich dadurch son vielfache Anerkennung errungen. Die Nachricht eines ausländischen Blattes daß ein auf die neuliche » Amnestie« Vver- trauender Emigrant in Wloclawek von den Russen gehängt worden sei, ist unrichtig. Bisher sind diejenigen, welche Bittschriften an die Gesandtschaften eingereiht und von Warschau aus die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath erhalten haben, stets von hier, nachdem sie den Eid der Treue erneuert hatten nach ihrem Domizil entlassen und dann nicht weiter behelligt worden. Russischerseits wird er- zählt , es seien sogar Fälle vorgekommen, daß Russen im Ausland

unter sich Geld gesammelt haben, um armen Polen , die von der Amnestie éin machen wollten, die Rükehr nach der Heimath zu ermöglichen. p

Von der polnishen Grenze schreibt man der »Ostsee-Ztg.« unter dem 18. Juli: »Die Verluste, welche die ehemals polnischen Landestheile an Menschen und Geld durch die Insurrection erlitten haben, lassen sih jet mit annähernder Genauigkeit angeben. Nach den von russishen und polnischen Blättern zum Theil aus amtlichen Quellen gegebenen Notizen wurden während des 16monatlichen Kampfes ca. 30,000 Insurgenten in Gefechten getödtet oder {wer verwundet , 361 Perjonen wegen unmittelbarer Betheiligung am Aufstande oder Förderung desselben kriegsrehtlich hingerichtet und §5,000 weniger fompromittirte politische Gefangene nach dem Innern Rußlands oder nah Sibirien theils zur Jnter- nirung oder dauernden Ansiedlung, theils zu {werer Straf- arbeit deportirt. Außerdem wurden 945 Personen ; meist Beamte und Landleute, wegen ihrer Anhänglichkeit an die russi- \he Regierung oder wegen der Dienste, die sie derselben geleistet hatten, Seitens der Revolutionspartei durch Meuchelmörder oder Hängegendarmen ermordet. An außerordentlichen Contri- butionen und anderen Strafgeldern wurden von der russischen Regierung erhoben: im Königreich Polen 6, in den litthauischen Gouvernements 8, in Volhynien, Podolien und Kiew 65 Mill. SRo. Güter sind unter Sequester gestellt oder bereits konfiszirt: im Königreich Polen ca. 700, in den sitthauishen Gouvernements, so wie in Volhynien, Podolien und Kiew über 2000. An Nationalsteuer wurden von der Nationalregierung erhoben: im Königreich Polen 6, in Litthauen 3, in Volhyuien Podolien und Kiew 2, in Galizien 25, im Posenschen und in Westpreußen 1 Million Silber - Rubel. Die Gesammtsumme der auf zwei allgemeine National - Anleihen gezeichneten Beträge wird. auf ca. 2 Millionen SRo. angegeben. Am reichlihsten flossen die ge-

„nannten beiden Geldquellen für den Aufstand in der Zeit vom

April bis Oftober v. J, später, seitdem der Terrorismus nachließ, flossen sie immer spärlicher und versiegten Anfangs April d. J. ganz. Wie groß die Geldopfer waren, welche von einzelnen Gutsbesizern für den Aufstand verlangt wurden, kann - man daraus abnehmen, daß cin mir bekannter, nur mäßig wohlhabender Gutsbesiger tin der Provinz Posen im Laufe des Jahres 1863 zu drei ver- schiedenen Malen je 5000 Poln. Gulden (833 Thlr. 20 Sgr.) zah- len mußte. Von notorisch reichen Gutsbesigern wurden Steuerraten im Betrage von 20 30,000 poln. Gulden eingetrieben. Manchen Gutsbesizern, welche die ihnen auferlegten Steuerraten nicht zahlen wollten, wurden in der Blüthezeit des Terrorismus ihre Besigungen von der National - Regierung mit Sequester belegt. Die Zahl der nach Niederschlagung des Aufstandes ins Ausland geflüchteten Polen beträgt mindestens 10,000 und etwa 6000 befinden sich gegenwär- tig noch in Untersuchungshaft. Jndeß dauern die Verhaftungen, wenn auch in geringerem Umfange, noch immer fort.

Dánemark. Kopenhagen, 18. Juli. Während der Adreß - Debatte im Folkething \sprah Minister Bluhme sich, einem Telegr. der »Hb. Börf. Halle« zufolge, dahin aus: Er hoffe sehr bald, möglih noch heute, Nachricht über den Abschluß einer vierzehn- tägigen Waffenruhe zu erhalten, worauf hoffentlich Friedens-Unter- handlungen folgen würden. Er rathe deshalb von der Eingabe der Adresse ab.

"Suda, bespricht die Auflösung der konzeatrirt gewesenen \{wedis{ch-norwegischen Truppen-Abtheilungen und Flotten und glaubt es keinem Zufall zuschreiben zu können, daß diese Maßregel wenige Tage nach dem Eintritt des dänischen Ministeriums beschlossen wor- den; man könne vielmehr vielleicht daraus ableiten, daß man es fernerhin überflüssig gehalten habe, die angenommene Protektorrolle gegenüber Dänemark weiter fort zu spielen, nachdem jeht Männer im dänischen Rathe seien, die sih so leicht feinen Jllusionen hingeben. »Flyveposten« sagt, daß Grund anzunehmen sei; daß die {chwedische Regierung bis in die leyte Zeit versucht habe, diese Jllusionen zu unterhalten. Jedesmal, wenn Dänemark ein Unglück betroffen habe, wie z. B. die Einnahme der Düppelstellung und die Ein- nahme von Alsen, sollen von Schweden Aufmunterungen zum Aushalten und Versicherungen , daß Hülfe nicht ausbleiben werde, eingelaufen sein, und noch am 4. Juli soll von einem Mitgliede der norwegischen Regierung ein Schreiben in Kopenhagen einge- gangen sein, dahin gehend, daß Schweden und Norwegen jeyt bereit seien, aus ihrer Passivität herauszutreten. »Flyveposten« will jedoch nicht glauben, daß die Absicht dabei gewesen sei, Dänemark in fort- gesehtem Kampf sich so weit verbluten zu lassen und so weit her- unter zu bringen , daß das dänische Volk mit dem Rest seines Landes freiwoillig seine Rettung in den über den Sund ihm ent- gegengestreckten Armen habe suchen sollen, denn das wäre doch eine zu macchiavellistische Politik, um es nicht schlimmer zu benennen,

ewesen. : : Maa der bereits mitgetheilten in Kopenhagen in Umlauf be» findlichen Gesammtstaats-Adresse wird eine zweite auch in Jütland

verbreitet; in der es unter Anderem heißt: