1864 / 176 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ist die, daß, wenn eine Prise durch die Seemacht der beiden kon-

trahirenden Staaten gemeinschaftlich gemacht wird, die diesfällige Entscheidung den für Prisenfachen kompetenten Behörden desjenigen Staates zustehen solle, dessen Flagge von dem Offizier geführt wird, wélcher das Oberkommando bei der bezüglichen Altion hatte.

Zur Erinnerung an das bei Helgoland stattgehabte Seegefecht hat Graf Wilhelm von Reichenbach - Lessoniß ein Kapital von 12,500 Gulden zur Gründung einer Stiftung für Jnvaliden, dann für Wittwen und Waisen von vor dem Feinde gebliebenen Kriegern der K. K. Kriegsmarine gewidmet. Diese. Stiftung hat zufolge der Allerhöchsten Anordnung den Namen Wilhelm Graf von Reichen- bach-Lessonißshe Marine-Jnvaliden-Stiftung zu tragen.

Graf Ladislaus Lazar, ehemaliger Kanzler von Siebenbürgen, ist, einer Mittheilung des »Kol. Közlöny« zufolge, am 19. d. M. in seinem fünfundachtzigsten Lebensjahre in Klausenburg gestorben.

Großbritannien uxd Jrlaid. London, 26. Juli. Gestern veranstaltete die Herzogin von Wellington noch eine große Soiree für die Diplomatie und die feine Welt, die in diesem Jahre zahlreicher als sonst das Ende der parlamentarischen Saison in der Hauptstadt abwartet. Es dürfte dics jedoch die leyte große Soirée der Saison gewesen sein.

Lord Derby befindet \sich zwar auf dem Wege der Genesung, mußte aber doch bis jeßt sein Zimmer hüten und geht erst kom- mende Woche nah seinem bei Liverpool gelegenen Gute Knowssley.

Der preußische Botschafter, Graf Bernstorff , reist in wenigen Tágen mit seiner Gemahlin nah dem Kontinente, vorerst wahr- \cheinlich nah Karlsbad.

Die Armenausweise zeigen in erfreuliher Weise, daß der Pauperismus im Lande während der Sommermonate bedeutend ab- genommen hat, im Durchschnitt um 10, in den Baumwollbezirken um 35 pCt. und darüber.

Eines der ungeheuren Reservoirs der neuen Cloaca maxima Londons, welche das großartigste unterirdische Bauwerk neuerer Zeit zu werden verspricht, is gestern von 600 Personen , darunter vielen Parlaments - Mitgliedern und Jngenieuren , besichtigt worden. Jn zwei Jahren spätestens wird der ganze Bau vollendet sein, und heute \chon wird durch die neuen Abzugskanäle ein Drittel des Londoner Unraths nicht mehr in die Themse innerhalb der Stadt hinein- gespült.

Eines der nah Ostende führenden unterseeischen Telegraphen- Kabel i vor Kurzem wieder einmal durch einen Schifss8anker zu- fällig entzweigerissen worden. Es isst jedo seit gestern wieder in voller Thätigkeit.

Parlaments-Verhandlungen vom 25. Juli.

Oberhaus. Lord Stratheden fragt, ob die Verträge, welche Dä- nemark den Besiy von Schleswig garantirt hätten, und der Londoner Ver- trag nicht mehr als gültig zu betrachten seien. Wenn Dänemark Schles- wig und Holstein verliere, so könne es zu Wasser und zu Lande angegriffen werden, und wenn es nicht mehr Herrin der Ostsee sei, so werde es sich \{ließlich niht behaupten können. Es werde daher ganz in Deutschland aufgehen müssen, wofern nicht eine skandinavische Union zu Stande komme. Ein in Deutschland aufgehendes Dänemark würde eine Reihe von Uebeln im Geleite haben. Es würde der Triumph des heuchlerischen (!) und unge- rechten (!) Angriffs sein, welcher im gegenwärtigen Jahre die Aufmerksam- fFeit der Welt in Anspruch genommen habe. Es würde die Stellung Schwe- dens in eine wehrlose verwandeln, die Macht Rußlands in der Ostsee ver- größern, jedem Lande, das stark genug dazu sei, das Recht verleihen , unter dem Vorgeben, daß das europäische Gleichgewicht gestört sei, einen europäischen Krieg zu entzünden, und schließlich das Völkerrecht in Verfall bringen. Es würde sehr erfreulich sein, wenn die englische Regierung die Gültigkeit der zwischen England und Dänemark bestehenden Verträge anerkeante und wenn sie Mittel und Wege ausfindig machte, in Gemeinschaft mit den anderen Großmächten diese Verträge zur Ausführung zu bringen. Zum Schlusse beantragt der Redner die Vorlegung eines etwaigen Schriftwechsels, der neuerdings mit anderen Mächten in Bezug auf diese Verträge Statt gefunden habe möge. Earl Granville hält es nicht für möglich, seinem edlen Freunde in jenen Theil seiner Rede zu folgen, welcher sich auf die Stellung bezieht, die England in Europa einnimmt. Ueber diese Frage habe neulich in beiden Häusern des Parlamentes eine gründliche Debatte Statt gefunden, und beide Häuser kamen zu einem Entscheid darüber. Wollte man die Frage jeßt wieder von Neuem erörtern, so würde das, um sich eines populären Ausdrucks zu bedienen, un- gefähr dasselbe sein, wie wenn man nach dem Diner den Senf servirte. Er glaube, es würde weder dem allgemeinen JFnteresse noch der Würde des Hauses förderlih sein, Was die gegenwärtige Bedeutung des Vertrages von 1852 betreffe, bemerkt der Redner, so fanden wir auf der Konferenz, daß wir die einzige Nation waren, welche an ihm festhalten wollte. Unter so be- n âtidten Umständen ward es nöthig, mit unseren Mitunterzeichnern in ge- wisse Modificationen des Vertrages zu willigen, und ohne QZweifel is der Ver- traz insofern modifizirt worden. Der Marquis von Clanricarde spricht Feine Bedenken darüber aus, von seinem edlen Freunde zu vernehmen, daß der Vertrag von 1852 noch immer als gültig betrachtet werde. Earl Granville erividert, cr habe das gerade Gegentheil gesagt, indem er be- ‘merkt habe, daß es der britischen Regierung, als sie sih auf der Konferenz solirt fand, als rathsam erschienen sei, in gewisse Modificationen des Ver- ‘trages zu willigen. Der Marquis von Clanricarde möchte gern wisse, worin diese Modificationen bestehen, da in den vorgelegten amtlichen Schrift- süden von einer Eeccintanli nicht die Rede sei. Er würde es bedauern, wénn es "eine Uebereinkunst gäbe, die England in neue, zu Wien oder anderwärts abzuhaltende Konferenzen hineinziehen könnte, da er keinen

Konferenzen oder Unterhanbiungen irgend ein Gewicht beizulegen vermöge, so lange England mehr oder weniger ofen erkläre, daß es seinen Ansichten in Bezug auf die anderen Mächte entweder durh das Völkerrecht, oder durch besondere Verträge ertheilten Rechten oder auferlegten Pflichten nicht mit Ge- walt Geltung verschaffen werde. Earl Granville: Jch habe gar nichts von einer neuen Konferenz gesagt, an der wir Theil nehmen wollten. Der Marquis von Clanricarde entgegnet, er wisse das reht wohl. Doch {ließe er aus den Aeußerungen seines edlen Freundes und aus anderen Umstän- den, daß eine solche Konferenz zu befürchten sei. Man spreche viel von mo- ralischem Einflusse: aber moralischer Einfluß habe nur etwas zu bedeuten, wenn das Ausland wisse, daß man bereit sei, seinen Ausichten mit Waffen- gewalt Nachdruck zu geben. Wenn man das nicht wolle, so möge ma sich um des Himmels willen auf keine Konferenz einlassen. Die englische Re- gierung habe die Macht Dänemarks durh das von ihr bisher beobachtete Verfahren bedeutend geschädigt, und keine Einmischung von ihrer Seite werde etwas nuten, wofern sie sih nicht zu der Erklärung entschließe, daß sie in gewissen Fällen, oder doch wenigstens in einem bestimmten Falle entschlossen jei, ihren Ansichten mit Gewalt Geltung zu verschaffen. Er habe einen so großen Abscheu vor der Revolution, wie nur irgend Jemand; allein eine Revolution sei doch immer noch besser, als der gänzliche Verlust der Freiheit und die Unterwerfung unter ein fremdes Joch. Lord Strath eden zieht hierauf seinen Antrag zurück, nacbdem Earl Granville erklärt hat, es sei keine solche Korrespondenz, wie die von ihm begehrte, vorhanden.

Im Unterhause wurde nach der gestern erwähnten Beantwortung von Lindsay's Anfrage, über die zweite Lesung der gegenseitigen Verbrecher- Auslieferungs - Bill diskutirt, welche Mr. White bekämpfte, indem er be- hauptete, daß dieselbe gegen politische Verbannte oder Flüchtlinge gerichtet sei. Verdacht müsse hon der Umstand erregen, daß Preußen, welches eben erst durch nicht zu lobende Mittel sich vergrößert habe, gerade in diesem Augenblick den Wunsch nach einer solchen Maßregel zu erkennen gebe. Das Haus der Lords habe zwar die Bill durchgehen lassen, aber in seinen Augen sei dies keine Empfehlung derselben. Mr. Layard und nach ihm der Attorney-General stellen es vollkommen in Abrede, daß die Bill die geringste politische Tendenz habe, und erklären, daß sie sih in gar nichts von den Auslieferungs-Verträgen unterscheide, die bereits mit Frank- rei, Jtalien und andern Staaten geschlossen und in Kraft seien. Lord N, Cecil besorgt, daß die Bill auf - Deserteurs , die häufig politishe Verbrecher seien, Anwendung finden würde. Mr. S. Fitgerald sagt, es könne Jemand als politischer Flüchtling in England leben, in seiner Abwesenheit irgend eines gemeinen Verbrechens angeklagt, in contumaciam verurtheilt, und dann auf Grund der Bill von der englishen Regierung verlangt werden. Zur Verhütung solcher Schliche müßte eine besondere Klausel im Geseh eingeschaltet werden. Lord Palmerston entgegnet, daß die Bill und der Vertrag die Beibrin- gung solcher juristischen Beweise vorschreiben, wie sie in England erforderlich sind, wenn ein Angeklagter in Untersuchungshaft behalten werden soll. Ohne solche Jndizien werde kein Ausländer ausgeliefert werden können. Mr. Ferran d bezeichnet die Bill als eine schreiende und grausame Ver- lezung des heiligen Asylrechts und beantragt die Vertagung der Debatte. Mehrere andere Mitglieder sprechen ebenfalls gegen den Gesehentwurf, und Lord Palmerston willigt zuleßt in die Vertagung der Debatte auf den nächsten Abend.

Frankreich. Paris, 26. Juli. Der »Köln. Ztg.« wird geschrieben: »Paris wird im Laufe dieses Sommers und Nach- sommers eine Reihe der seltensten Gäste empfangen, und in gewissen Regionen werden bereits die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. So sieht man für den 20. August der Ankunft des Fürsten Kusa entgegen, der zuvor im Lager von Chalons den großen Manövern beizuwohnen gedenkt. Die Ankunft des Königs von Spanien fällt in die gleiche Zeit Für ihn lassen der Kaiser und die Kaiserin bereits ein prachtvolles Album anfertigen, das eine Serie der schönsten Gegenden Frankreihs in prachtvollen Abbildungen ent- halten soll. Anfangs Oktober wird auch Emir Abd - el- Kader zum Besuch erwartet. Seinem langjährigen Wunsche, Frankreich noch einmal zu sehen, dem er aus freien Stücken, da er durch sein Versprechen gebunden roar , nicht genügen konnte , scheint Napoleon 111. dur eine freundliche Einladung, nah Paris zu rei- sen , entgegengekommen zu sein. Um dieselbe Zeit \chließlich dürfte auch Bohida, Fürst der Myrditen, eines albaänesishen Stammes, hier erwartet werden.

Das englische Ministerium soll hier angezeigt haben ; daß es beabsichtige, 6000 Mann nah Japan zu senden, um Yeddo, die Hauptstadt des Taikun, besehen zu lassen. Jch weiß nicht, was an dieser Nachricht Wahres sein mag ; faftisch aber ist, daß im Zusam- menhange hiermit die französische Flotten-Division in den chinesischen und japanesishen Gewässern Verstärkungen erhalten soll und der die- ses Geschwader kommandirende Contre - Admiral Jaurès in Folge dessen zum Vice-Admiral befördert worden ist.

27. Juli. Die Kandidaten der Regierung sind in den De- partements Ardèche und Dordogne mit großer Majorität gewählt.

»La France« sagt heute: »Mehrere Korrespondenzen melden, man bereite eine halb-offizielle Veröffentlichung unter der Form einer Flugschrift vor, zu welcher der Kaiser während seines Aufenthalts in Vichy selbst die Jnspirationen gegeben habe. Unsern Nachrichten gemäß, ist diese Nachricht vollständig unrichtig. «

Der Kaiser hat an den General Deligny einen Brief gerichtet, um ihm zu den Talenten und der Energie, die er bei der Unter- eo der arabishen Insurrection bewiesen hat, Glück zu vünschen.

Depeschen aus Tunis melden, daß die Sachen dort sehr \{lecht

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stehen. Der Kasnadar beharrt dabei, die Zahlung der Kopfsteuer von 36 Piaster zu verlangen. Die Jnsurgenten haben die Truppen des Bey zerstreut, welche in einem Lager in der Nähe von Tunis

ezogen waren. wn Sta a: Rom, 23. Juli. General Montebello sollte, wie der »Indépendance« telegraphirt wurde, am nächsten Sonntage, also am 26. abreisen, indem er cinen Urlaub füx zwei Monate er- halten hatte. \ /

Der Papst wollte den 10. August nach Rom zurücikehren, um der Einweihung der Basilika des heiligen Laurentius beizuwohnen. Derselbe hat zu Castel Gandolfo die Königliche Familie von Neapel und die Jnfantin von Portugal empfangen.

Manñ versicherte, daß der französische Gesandte neue Unterhand- lungen wegen Regelung der italieni ch en Frage eingeleitet und den Vorschlag gemacht s i König Franz 11. mit einer Ent-

¡digung nach Bayern zu senden. P Bund o mag beLip war am 19. in Castel-Gandolfo, um s{ch nach dem Befinden des Papstes zu erkundigen j es wird der- selbe, wenn fein Gegenbefehl eintritt, auf zwei Wochen nach Paris eve 23. Juli. Demonstrationen, mit denen die Garibaldiner drohten, sind durch die feste Haltung der Behörden

gehindert worden.

onaufúürstenthümer, Wie der Wiener »Presse« aus N e via wird, ist ein Fürstliches Dekret veröffentlick t worden, welches einen Staatsrath (consiliul de statu) einseßt. Ein weiteres Dekret ernennt die Mitglieder für den von der früheren geseygebenden Kammer votirten Rechnu ngshof (curtea de Co uri). Jn Betreff des Ruralgesezes spricht eine »Fürstliche Bot- haft an den Staatsrath« sich also aus: _ Sp » Auf Grund Berichts unseres Minister-Präsidenten von heute, den ten (14.) Juli; auf Grund d:8 neuen heute promulgirten Statuts und 1in Ueber- einstimmung mit dem organischen Geseh über den Staatsrath pes Uner Staatsrath aufgefordert, sih in seinen ersten Sitzungen mit der Aus- arbeitung eines neuen Ruralgesehßes zu beschäftigen, weiches die Frohne aufheben und den Frohnbauern den Grund und Boden, den sie gegenwärtig besien, ins Eigenthum übertragen, gleichzeitig aber den Gutsherren A rechte und sichere Entschädigung zusichern solle. Unser Minister-Prasi A wird das frühere Ruralgeseg, so wie die Arbeiten der früheren GEETREO en Kammer in dieser Angelegenheit unjerem Staatsrathe mittheilen. Gegeben zu Bukarest am Tage des 2. (14.) Juli des Jahres 1864.« A Das Bukarester Blatt »Romanul« ist unterdrückt worden. Zu- gleich wurde die unter dem Titel » Association des Blattes Romanul« durch Fürstliches Dekret anerkannte anonyme Gesellschaft G. In dem an den Fürsten Kusa hierüber erstatteten Rapport des Ministeriums heißt es : » Dieses Blatt ist eine Kriegsmaschine, welche unserer Regierung, unseren Jnstitutionen Feindschaft E hat und täglich zum Umsturze der Regierung aufsordert , mit e Grundsatze, daß es nihts von der Regierung erwarte, und daß alles,

was die Regierung thut, \chlecht sei. «

8 20. Juli. Nußland und Polen. S. Petersburg, 26. J Die Ler OA Pest sucht sich, schreibt die »D. Pet. Ztg. ch/ bei der an- haltenden großen Hitze ein immer weiteres Terrain, sie hat e Gren- zen ihres ursprünglichen Auftretens an der Scheksna und Mologa weit üherschritten und wüthet in benachbarten und entfernt gelegenen Gouvernements. Auch in der Stadt St. Petersburg selbst fängt fie an si zu zeigen, wie aus einer Verordnung des St. Peters- burger General - Gouverneurs hervorgeht , durch welche insbesondere die Fleishhändler angewiesen werden, beim Fleische die größte -Rein- lichkeit und Vorsicht zu beobachten. Durch diese immer drohender werdenden Nachrichten hat sich das Ministerium des Jnnern ver- anlaßt gefunden, E “Pn ac aufzustellen und machen. Jn diesen heißt es: /

“P aut dn M dad sind beständig von den Lokalbehörden bei dem Ministerium des Jnnern Anzeigen eingegangen daß sih an Menschen wie an Thieren die sibirishe Seuche in hohem Grade gezeigt hate, und zwar in den Kreisen St. Petersburg, Zarskoje-Sselo, Neu-Ladoga U1:d Schlüsselburg des Gouv. St. Petersburg; Waldai, Tichwin, Nowgorod, Borowitschi, Krestzy, Kirilow, Starajà Russa, Ustjug und Tscherepowez des Gouv. Nowgorod / Petrosawodsk und Olonez des Gouv. Olonez; Wologda, Grjasowez und Kadnikow des Gouv. Wologda und im Gouv. Jaroslaw an den Flüssen Scheksna und Mologa. Sodann berichtete man Anfang Juli, daß sie auch schon in den Gouvernements Tuer, Wladimir, Witebsf, Wilna und A stroma aufgetreten sei. Die Seuche is von sehr ansteckender M verbreitet si mit ungewöhnlicher Schnelligkeit und wirft nicht nux Thiere, von denen schon eine beträchtliche Anzahl gefallen ist, sondern auch P nieder, entweder in Folge unvorsichtigen Umgehens mit dem kranken Vieh, oder indem ihnen das Gist durch verschiedene Insekten eingeimpft wird. Zu dem raschen Umsichgreifen der Krankheit trägt besonders zweierlei e erstens kennt die Landbevölkerung die Bösartigkeit der Krankheit Mo und unterläßt Vorsichtsmaßregeln zu treffen, um das noch S Aa vor Ansteckung zu sichern, dann aber sind die medizinal-polizei e i a heitsmittel bei Weitem nicht zureichend, um der raschen Verbrei A Seuche wixksam entgegenzutreten. Jn Folge dessen s sih da Hi nisterium des Jnnern veranlaßt , energische Gegenmaßrege t! F Frgrs und stellte unverzüglich den betreffenden Gouvernements-Chef ; de e vom Ministerium des Jnnern , Aerzte, Veterinaire, Feldscherer un e R Lehrlinge zur Verfügung. Auch noch jeht werden Beamte abgeordnet

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wo marí ihrer bedarf. Außerdem wurden vom St. Petersburger Sanitäts- Comité Verhaltungsmaßregeln aufgesezt und durch, das Medizinal-Departe- ment vertheilt, in denen genaue Bestimmungen enthalten sind, wie man mit dem krank befallenen Vieh umzugehen, wie sich Kreis- und Stadtpolizei, Wolost - und Dorfverwaltungen , die Kreisärzte und Veterinäre beim Auf- treten der Krankheit zu verhalten haben. ; S ie

Die Krankheit heißt sibirische Seuche, weil sie in Sibirien fast in: jedem Sommer vorkommt. Auch bei uns ‘in St. Petersburg und anderen Gegenden tritt sie in heißen Sommern auf. Von franken oder schon ge- fallenen Thieren geht die Seuche leicht auf Menschen, Pferde, Kühe, Schweine und Hunde über, und wenn nicht sogleich energische Gegenmaßregeln er- griffen werden , so is der Tod unvermeidlich. Die Krankheit währt nicht lange, meist nur einen, in seltenen Fällen 5 7 Zagej bei Pferden und Küben dauert sie häufig nur eine halbe oder einige Stunden. Schaafe kön- nen schon nah wènigen Minuten krepiren. Am leichtesten werden Pferde von der Krankheit befallen.

Dánemark. Kopenhagen, 26. Juli. Jm Folkething widerrieth gestern der Conseils-Präsident bei der zweiten Behandlung des Adreß-Vorschlages die Annahme der Adresse; worauf der Abge- ordnete Jagd die folgende Tagesordnung beantragte: »Jn Folge der Ueußerung des Conseils-Präsidenten von heute geht das Folkething zur Tagesordnung über, da das Thing nicht wünschen kann, dèr Re- gierung irgend welhe Schwierigkeit in den Weg zu legen. Ueber diesen Antrag wird in der heutigen Sitzung berathen werden.

In der heutigen Debatte über die Adresse \sprach Monrad für den Vorschlag von Jagd, eine motivirte Tages - Ordnung zu be-

ließen. 19 Die »Berlingske Tidende« erklärt die Mittheilung »Fädrelandetsch«, betreffend die angeblih abgeschlossene neunmouatliche Waffenruhe, für verfrüht. (Telegr. d. B. H.) ¿Jiu

Die amtliche »Berl. Tid.« erklärt gegenüber den mannigfachen Gerüchten in Betreff einer Friedensmission des zurückgekehrten Prin- zen Johann von Glücksburg, daß weder der Prinz noch font irgend Jemand in Allerhöchstem Auftrage irgendwo in Deutschland aufge- treten sei. »Dagebladet« is jedoch durch diese Erklärung nicht be- friedigt, sondern frägt: »War denn der Prinz auch nit in Frank- reih¿« 9 In demselben Blatte macht ein Einsender mit besonderem Nah- druck darauf aufmerksam, daß große Gefahr für Dänemark im Ver- zuge sei, falls während der Waffenruhe fein Waffenstillstand oder Friede zu Stande - käme, da die Bestimmung an die Waffenruhe ge- fnüpft sei, daß kein Kriegsschiff in einen Meeresarm von Kanonens- \hußweite einlaufen dürfe es sei also unmittelbar nach der Mitter- nachtstunde in der Nacht auf den 1. August eine Ueberrumpelung der Insel Fünen zu befürchten. j |

Troy der jüngst verschärften Strafe der Krummscließung für Desertionen benutrn die noch in der Armee zurückgehaltenen Südschleswiger jede Gelegenheit zu entfliehen. So sind dem Ritt- meister Landsted am 18. d. Mts. aus Gjentofte drei südshleswigsche Dragoner entwichen, welche jeht steckbrieflih verfolgt werden.

merika. Die neuesten aus New-Yo rk eingetroffenen Privat- briefe sind vom 1 5. datirt, somit gerade von dem Tage, wo die Angst vor

einem Angriffe auf Baltimore und Washington den höchsten Grad erie e És spricht sich in diesen Briefen große Ent- muthigung aus. Selbst sehr gute Patrioten fürchten, daß ein glüd- lih gegen die Hauptstadt ausgeführter Streich eine gewaltige Reac- tion zu Gunsten der Friedenspartei bewirken werde, und allgemein sind ihre Klagen über die steigende Apathie der Bevölkerung, und über die von Tag zu Tag größer werdenden Rekrutirungsschwierig- keiten. Die Korrespondenten der englischen Blätter \childern, wie immer, die Lage des Nordens in den düstersten Farben, am gefaß- testen ist noch der, dem Norden mit Leib und Seele ergebene Korrespondent der »Daily News«. Aber auch dieser _unter- \hägt die Gefahr nicht. Er schreibt: »Wie immer diese Diversion ausfallen mag, erniedrigend bleibt fie auf jeden Fall. Jedermann hier ist wüthend darüber. Daß es im vierten Kriegsjahre einer Armee - Abtheilung von 20,000 Mann möglich sein soll, in Mary- land einzubrechen , dessen Verbindungsbahnen mit Washington zu zerstören und ‘die Eisenbahnzüge abzufangen y erregt eine unsägliche Wuth. Die Opposition schiebt natürlich die ganze Schuld auf die Regierung, doch die Majorität theilt diese Ansicht keineswegs. Der Hauptfehler liegt in den Staaten-Gouvernements von Maryland und Pennsylvanien, die, allen Warnungen zum Troß die Milizen nicht in Bereitschaft gehalten haben. Jn jedem Kriege muß man auf unvorhergesehene Fälle gefaßt sein, und bei aller Vor- aus\fiht der Regierung ließ sich doch niht mit Bestirmt- heit wissen, ob Grant am Ende nicht doch geschlagen wer- den, ob eine feindliche Heeresabtheilung nicht über die Grenze brechen | fönne. Zum dritten Male fliegen jeyt Maryland und Pennsyl- vanien zu den Waffen, nachdem der Feind ihnen {hon im Näten sigt, und da freilich sind die ungeschulten Rekruten keinen Schuß Pulver werth. Die Folge davon ist, daß sie gründlich erschreckt und ausgeplündert worden sind. Abgesehen jedoh von der Einbuße an Pferden und Ochsen wird diese Afffaire auf den weiteren Verlauf

des Krieges {werlich den geringsten Einfluß ausüben. Es ist all- -