1864 / 178 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Trier, 26; Juli. Die- » Triersche: Ztg:- meldet: Ein: vorx we- nigen.-Tagen: hier eingetroffenes Schreiben des apostolischen Nuntius in: München aw das- hiesige Domkapitel theilt mit, daß Abt Ha- neberg, da: -ihm- der Papst die Annahme oder: Ablehnung der Wabl zum Bischof von Trier freigestellt habe, sich für die Ableh- nung entschieden habe. Jn Folge dessen fand gestern bereits eine Sißung des höhen Domfkäpitels statt zur Einleitung der nunmehr nothwendig gewordenen Neuwahl.

N. Juli. Es ‘sollen Verhandlungen im Gange sein, welche bezwecken, daß die zunächst Trier gelegene Strecké der Eifelbahn,

nämli{ Trier-Ehrang resp. Quint, schon im Herbst d. J. in Angriff genommen wird. Der bedeutende Bezug von Kohlen und Coaks für das Hüttenwerk Quint garantirt dieser Bahnstrecké {on eine er- träglihe Rentabilität. Dieses Etablissement bezieht jeßt sein Brenn- material theils per Schiff, theils per Bahn mit Umladung hierselbst auf Pferdefuhrwerk.

Hannover, 28. Juli. Die Kommission zur Ausarbeitung ciner allgemeinen deutschen Civilprozeßordnung hat gestern ihre legte Sihung gehalten, nachdem sie ihr Werk in° erster Lesung been- det. Zur zweiten Lesung wird dieselbe am 15. J@ænuar k. J. bier wieder zusammentreten, wenn die Justizministerien der einzelnen Staaten Einsicht von dem Entwurfe genommen, resp. diesen ihrer Prüfung unterworfen haben. Bekanntlich hat der Kommission, als Grundlage für ihre Arbeiten, die hannoversche Civilprozeßordnung gedient; und der hannoversche Ober-Justizrath Herr Leonhard war zum Berichterstatter ernannt. Gleichwohl trägt das neu geschaffene Werk mannigfache Abweichungen von dem hannoverschen Geseß, welche theils durch Rücksichten auf abweichende Verhältnisse in an- deren deutschen Staaten, theils dadurch bedingt worden, daß die Er- fahrungen, die man seit dem Bestehen des Geseges in Hannover ge- macht; manche Aenderungen als wünschenswerthe Verbesserungen er- scheinen ließen.

LübeckŒ, 29. Juli. Der Großfürst Konstantin kehrte, wie das »Wolff che Bureau« meldet, gestern Abend mit seinem Sohne, welcher mit dem in der Ostsee fahrenden russischen Uebungsgeschwader in Travemünde angekommen is, von dort hierher zurück. Ein eben- falls mit diesem Geschwader angekommener Sohn des Kaisers von Rußland ist im hiesigen Hotel zur »Stadt Hamburg« abgestiegen und wird dem Vernehmen nach zu seiner Mutter, der Kaiserin von Rußland, nah Schwalbach reisen, während der Großfürst Konstantin mit seinem Sohne nach Berlin gehen wird. Heute sind in Trave- münde zu dem gedachten Uebungsgeschwader, das, wie man hört, 8 bis 10 Tage daselbst verbleiben wird, der Schooner »Kitkin« und ein Klipper gestoßen.

Sachsen. Leipzig, 29. Juli. Heute Vormittag 11 Uhr traf mittelst Extrazugs der Herzog von Braunschweig nebst zahl- reichem Gefolge auf seiner Reise von Wien hier ein und sehte ohne Aufenthalt die Reise nach seiner Residenz ebenfalls mittelst Separat- trains fort.

Cobur g, 28. Juli. Durch eine im heutigen Regierungsblatte veröffentlichte Ministerial - Verordnung wird bekannt gemacht, daß, nach Aufhebung der seither im Königreich Sachsen bestandenen des- fallsigen Beschränkung, auch. solche Handelsreisende, welche für mehr als ein Handels- oder Fabrikhaus Aufträge ausführen, auf Grund der ihnen von den Behörden des Heimathlandes ausgestellten Ge- werbe-Legitimationskarten zur abgabefreien Besorgung der in den Karten bezeichneten Geschäfte von jeßt an zugelassen werden.

Hessen. Darmstadt, 28. Juli. Die Zweite Kammer fuhr, nach dem »Frankf. J.«, in der heutigen Sigung in der Bera- thung des Budgets: Abtheilung IX. »Ministerium des Jnnern« fort. Die von der ersten Kammer bewilligten 3000 Fl. für Unterstügun- gen von nothleidenden Geistlichen wurden wiederholt abgelehnt. Das Ersuchen wegen baldmöglichster Einführung des Turnens in allen öffentlichen Schulen, dem die erste Kammer nicht beigestimmt hatte, wurde wiederholt, Bezüglich des Ansayes für Kreis8wundärzte beharrte die Kammer auf der beschränkten Bewilligung von nur

7755 Fl. mit den beigefügten Modificationen. Bezüglich der Kreis- arztstellen ließ sie ihren früheren Beschluß wegen deren Aufhebung fallen und nahm statt dessen den milderen Antrag der Ausshuß- Majorität dahin an: »die Regierung zu ersuchen, die Kreis8ärzte nicht mehr auf Lebensdauer zu ernennen, sondern die Functionen derselben dem ausgezeichnetsten Arzte des Kreises, jedesmal auf eine bestimmte Reihe von giahren; widerruflich zu Übertragen, «

—_ 2 i, Die Abgeordnetenkammer beschloß,

¡i 4% Juli, nah einen ob, des Wolff chen Büreaus, auf Antrag

des Abgeordneten S und Genossen, die Staats - Regierung zu ersuchen, zur endlichen Konstituirung Schleswig - Holsteins, zur Einseßung seines »alleinberehtigten« Herrschers des Herzogs Friedri ch und auf die unverzügliche Berufung der rechtmäßigen Volksvertretung Schleswig-Holsteins hinzuwirken , außerdem aber vereint mit den übrigen deutschen Regierungen die entschiedensten Maßregeln zu ergreifen und namentlich die Berufung einer allge- meinen deutschen Volksvertretung herbeizuführen.

Hesterreich. Wien, 28, Juli. Jhre Majestät die Kaiserin

Schweiz, Der »Republicano« aus dem Canton Tessin veröffentlicht: zwei Exlasse vom 12. und: 13. Juli, welche: verschärfte

wahrscheinlichen Besuches von Mazzinäi. in Lugano enthalten. Die Polizeibehörden von Tessin sind über- dieses Vorhaben. Mazzini's durch den Bundesrath in Kenntniß geseht worden.

Niederlande. Haag, 29. Juli. Der Großfürst Nicolaus

weitergereist, um dort eine Badekur zu gebrauchen.

Belgien. Brüssel, 29. Juli.

Das von der Oppositionspartei angekündigte und nun- mehr veröffentlihte Manifest besagt, die Oppositionspartei habe durh einen Verzicht auf die Ausübung ihrer parlamentarischen Rechte (abstention) gegen eine Parteimaßregel Verwahrung ein- gelegt, die man, wie offen zugestanden, durch eine Ueber- rashung einzuführen versuht hatte. Die Loyalität ihres politishen Verhaltens verlange, auf diese äußerste Aggressivmaßregel zu antworten, Wir haben Vertrauen zu der Kraft unserer Institutionen, zu der Weisheit un- seres Königthums, zu der Intelligenz unseres Landes. Der Wille der Nation wird sich zu Gunsten einer Partei aussprechen , die dur Anstachelung des Patriotismus die Liebe zu den Jnstitu- tionen erhöht, den Fortschritt begünstigt , einer Vermehrung der Ausgaben Einhalt thut und die Constitution zum Vereinigungs- punkt macht. Möge die Mäßigung die Parteien leiten, damit es der Regierung gelinge, die Einigkeit wiederherzustellen. (Tel. des Wolff schen Bur.)

_ Großbritannien und Jrlaud. London, 28. Juli. In beiden Parlamentshäusern fanden gestern kurze Sihungen statt; in denen ohne viel Diskussion stark aufgeräumt wurde. Eine Ober- haus-Sißung am Mittwoch gehört zu den seltensten Ausnahmen, aber es ist jeßt der allgemeine Wunsch, sich zu sputen, damit man die Session am Sonnabend endlich zu Grabe tragen könne. Jm Unterhause wurde die Bill zur Genehmigung des Verbrecher - Aus- lieferungs - Vertrages mit Preußen von der Regierung ohne Bemer- kung zurückgenommen. Wahrscheinlich wird sie nächste Session in verbesserter Form wieder eingebracht werden.

Die »Times« bemerkt über diese Angelegenheit :

»Die argwöhnische Wachsamkeit des Hauses der Gemeinen hat ohne Zweifel einen großen Mangel in dem preußisch - englischen Auslieferungs- Vertrage entdeckt. Das unverlehßbare Asyl, welches England politischen Flüchtlingen bietet, ist etwas, auf das wir mit Recht stolz sind. Es kommt

in gleichem Maße absolutistischen wie revolutionairen Verbannten zu Gute, Leuten, die vor dem Terrorismus von Fürsten, wie Leuten, die vor dem

Terrorismus des Pöbels geflohen sind. Der populärste englische Minister seiner Zeit ward gestürzt, weil man ihn“ im Berdachte hatte, er hege die Absicht, jenen Schuß nicht mehr in vollem Maße zu gewähren, welchen wir allen politischen Verbrechern angedeihen lassen. Preußen darf nicht erwarten, die Zugeständnisse zu erhalten, welche wir Frankreich versagt haben. Zwar giebt es einen Präzedenzfall, welcher vollständig auf die Convention paßt, die das Parlament jetzt sanftioniren soll. Die englisch-preußische Convention von diesein Jahre is identisch mit einem im Jahre 1862 mit Dänemark abgeschlossenen Vertrage, und man wird uns, wenn wir uns weigern, sie gutzuheißen y vielleicht niedrige und umpvürdige Beweggründe andichten. Nöthigenfalls müssen wir uns eine solche Mißdeutung gefallen lassen. Die Artikel des mit Dänemark abgeschlossenen Auslieferungs - Vertrages gingen per incuriam dur, und es würde besser sein, sie sofort zu reformiren, als den einmal begangenen Jrrthum zu wiederholen «

__— Der »Royal Sovereign-, das erste mit beweglichen Schieß- thürmen ausgestattete Schiff der britischen Flotte, hat während der lezten Tage Probefahrten im Süden der Insel Wight gemacht, welche eben sowohl wie die an Bord vorgenom- menen Schießproben vortrefflich ausgefallen sind. Man hatte sehr gefürchtet, daß durch das Feuern mit so gewaltigen Pulverladungen (35—40 Pfd.) die Schrauben und Nietnägel sih lôsen, die Dachapparate der Thürme den Dienst versagen, und wer weiß was sonst noch für Unfälle sih ereignen würden. Das ganze Unglück bestand aber darin, daß ein paar Scheiben in Stüe- flo- gen, sonst blieb alles niet- und nagelfest, und die Drehapparate arbeiteten vortrefflih. Heute liegt das Schiff bei Osborne vor An- ker, da die Königin den Wunsch ausgesprochen hat, es zu besichtigen. Jn ihrem Marktberichte sagt heute die »Times«: »Beinah zum ersten Mal sind heute die Berichte von den verschiedenen Städten des Kontinents in Betreff der nordamerikanischen Staatsschuldscheine ängstlich und ungünstig in ihrem Tone, und in Folge dessen war der Markt darin hier heute s{chwacch.«

Beim Lord-Mayor war gestern große Tafel: zu Ehren der Mi- nister. Es waren 250 Gäste geladen und von den Ministern die meisten anwesend, während das diplomatische Corps blos dur den holländischen und schwedischen Gesandten vertreten war. Leßterer beantwortete den auf die gesammte Diplomatie ausgebrachten Toast in höôflihen Allgemeinheiten, und auh Lord Palmerston hielt es für

ást heute Vorznittag wieder in Schönbrunn angekommen.

zeitgemäß, nicht ‘in politische Details einzugehen, sondern blos zu versichern, daß die Regierung so gehandelt habe, wie es ihr Pflicht-

Verordnungen des- Polizei-Kommissars Veladine in Betreff. eines.

| on Vertrauen gezeigt hat; auf welchen ih ein : 4 glaubte (Beifall und Heiterkeit) doch gereicht mir der Gedanke zur Befriedigung, daß dieses Mißtrauen des Hauses der Lords, welches sich übri- ns in Wirklichkeit auf jene Lords beschränkte / die sich in fernen Theilen | 0 Landes befanden (es bezieht fich dics auf die im Oberhause statthafte | Stimmabgabe durch Stellvertreter), in sehr übertriebenen Farben dargestellt

ist gestern Abend hier eingetroffen und heute nach Scheveningen.

J im gegenwärtigen Augenblicke. «

'8 erwidert Layard, England : Î Mak anerkennen, sobald derselbe der englischen Regierung Î angezeigt habe, daß * langt sei.

\ dem 7. und 10.

l zu seiner Antwort auf Renan’s Buch

* wünscht und zugleich A ( | P daß h Franzöfische Regierung das von Louis Veuillot früher redi-

* girte »Univers« unterdrückt hat.

| Divisions-General zum Untér-Gouv.erneux t | E und Herr Mercier CLacombe, bisheriger General - Direktor des nunmehr aufgehobenen Civil - Departements, zum | Straßburg ernannt worden.

/ al verübte Attentat. : Be ANN ist von Beja zurückgekehrt und hat eine von den auf- | ständischen Arabern umzingelte und | dezimirte Kolonne seiner Truppen | gelassen.

Weise ausgebrochen, | über die Mittel zur Vernichtung

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Auf auswärtige Politik - ließ: er sih hon spra nur von dem steigenden E iht fo

[ ihr - eingegeben. t cht ein; sondern p i d Landes, von Ermäßigung der Einfuhrzölle u. dgl.

| Russell; der unter Anderem bemerkte: E 20 S6 mag Manchem cheinen /

daß das Haus der Lords mir in Bezug

meine Leitung der auswärtigen Angelegenheiten des Landes nicht jenen

auf gewisses Anrecht zu

Meine Ansicht is, daß England nie stolzer dagestanden hat in Einfluß in allen fremden Ländern nie größer gewesen ist, als

Auf eine Jnterpellation King-

Unterhaus. lla l werde den Kaiser Maxi-

29? Juli.

er in den Besiy der Hauptstadt Mexiko ge-

Später wurde das Parlament vertagt. Das Wolffsche Büreau

: berichtet darüber :

Die Königin spricht in der Thronrede das Bedauern aus), daß die Bemühungen ihrer Regierung im Interesse des Friedens fruchtlos gewesen sind, hofft indeß zuversichtlich auf baldige Her- stellung des Friedens im Norden Europas. Die Abtretung von Jonien an das Königreich Griechenland sei mit Genehmigung der Unterzeichner des Traktates vollzogen. Hinsichtlich der Differenzen zwischen dem Fürsten Cusa und der Pforte sei eine Ausgleichung durch die Mächte England, Oesterreich, Frankreich, Preußen und Rußland erzielt. Die Königin bedauert die Fortdauer des Krieges in Nord-Amerika und U an a bisher beobachteten Neu-

ität auch ferner festhalten zu woUen. i L drct: Si 28. Juli. Der Kaiser wird zwischen

August in Paris zurückerwartet. j Unabhängig von den französishen Truppen-Abtheilungen, welche

' qus Mexiko zurückberufen werden , wird auch die im Golf von | Mexiko Kationivte französische Flotten-Abtheilung um die " gälste vermindert werden.

Der Marine- und Kolonien-Minister hat cine unter dem Vorsiß

: des Admirals Didelot stehende Kommission ernannt, welche sih mit der Konstruirung neuer Geshühstände für die Marîine- | Artillerie zu beschäftigen hat.

Der Fürst Cu sa soll frank sein. Ein Gerücht behauptet sogar;

| er sei von der epidemischen Kranfheit befallen, welche die Ts\cherkessen I mit nah Konstantinopel gebracht: haben.

t hat in einem besonderen Breve Louis Veuillot aab, »Das Leben Jesu« Glück ge- darin sein Bedauern darüber auêgesprochen,

zufolge is ein

Dem »Courrier de l’Algérie« i von Algerien

rir Q9, (Juli,

Präfekten von

gegen den Konsul de

Gt 8 Tunis bestätigen das Briefe aus QUUn1 stätig der sih krank ge-

General Jsmaecl,

dur Fieber und Desertionen nebst zwölf Kanonen zurü-

Spanien. Madrid, 27. Juli. Die »Gaceta« veröffent-

liht das Dekret, welches einen Directionsrath für die Errichtung N einex Statue | Ï wird sih in der Kürze nach Asturien begeben.

des Christoph Columbus ernennt. Mon

Jtalien. Turin, 26. Juli. Die Auflösung der Kam”

| mer, wird der » Köln. Ztg.« geschrieben, ist noch immer Gegenstand ' der Diskussionen des Ministerrathes. Me h E U eiden Augenblick für die Ausschreibung allgemeiner Wahlen 5 für wenig gecignet. x Î | ewa 133 unvollendete Gesezentwürfe zurüicklassen.

Mehrere Minister halten den Außerdem würde die gegenwärtige Kammer

i etien is jeht das Brigantenwesen in ähnlicher wr wie es “intet - Italien e n A

t alsbald eine Kommission niedergeseyt worden, Um M O L Banden e A on. Dieselben sind aus Deserteuren aus der im Süden stehenden italieni- hen Le zusammengesezt. Das Terrain is diesen Briganten

Auch

jedo wenig günstig.

Auf dem in Genf sich versammelnden internationalen Kon- greß für die Unterstühung Verwundeter in Kriegszeiten wird die italienische Regierung durch d e D Gevu P ps Aus O/

ilitair- in Turin angestellt 1], Þe der am Militair-Hospital in Turin ang 4 L E, mit der Ueberwachung

lizei, Ricciotti, chtigen beauftragt ist,

der ihrer politisch

griechischen Fahrzeuge eingeschifft y

ist- ein Attentat ausgeführt worden:" ein Unbekannter * versehte“ ib in der Nähe der Kirche San- Salvatore in Lauro-mit cinem Stilet*- einen Stich in die Brust, welcher lebensgefährlich, aber nicht tödtlich“ war. Nach längerem vergeblichen Nachforschèn glaubt man jeyt: den Thäter in Händen zu: haben, einen Deserteur| von päpstlichen - Mi-" litair, Namens Gregorini. T

Griechenland. Athen, 16. Juli. Das Minrtisterium': Bal b, {reibt man der »A. A. Ztg.«, hat seine Entlassung nah“ gesucht, die aber noch nicht angenommen worden is Der Minister Präsident selbst hat sich als frank gemeldet und is bereits ins Bâd abgereist. Der Nachruf , den ihm die Athenische Presse widmet , is nichts weniger als \{meichelhaft. Auch dié Universität hat sich wieder ermannt und durch die Wahl der drei“ Kan- didaten für das Rektorat gezeigt, daß der Schlund der Revolution hier ebenfalls geschlossen ist. Von “den drei sehr ehrenwerthen Männern wurde der Professor der Natur- geschichte, Mi hopulos, zum-Rektor ernannt. Die Wahl findet die allgemeinste Billigung. Die aus den Gefängnissen Tripolia's entflohenen Verbrecher haben sih im Hafen von Kalamata auf einem“ gegen sehr reiliche Belohnung des Schiffscapitains , der sie irgendwo ans Land sehte. Athen selbst wurde vor drei Tagen der Scauplay von Mord und Ver- wundungen. Die Bewohner zweier Dörfer stießen in der Haupt- straße Athens auf einander, man zog die Revolver, der Gemeinde-Vor- stand erhielt einen Schüß in den Kopf, an dem er bald darauf starb ; sein Sohn und noch zwei andere der Gegenpartei wurden \chwer vers - wundet. Die Polizei erschien, nachdem die Schlacht vorbei war.

Türkei. Konstantinopel, 20. Juli. In Smyx na herrscht eine große Panique und die Christen daselbst fürchten einen Angriff von Seiten der türkischen Bevölkerung. Die Ge- {äfte sind eingestellt. Es sind große Vorsichtsmaßregeln - ergriffen worden, um dem Aufstande zu widerstehen und die Konsuln haben an ihre respektiven Gesandten in Konstantinopel geschrieben - um Bürgschaften zu verlangen. Die ottomanische Regierung hat“ geantwortet, sie halte diese Besorgnisse für unbegründet. - Indessen is das Heer nicht bezahlt , das Elend des Volkes steigt fortwährend, die Bettelei ist im Wachsen begriffen und die fanatishen Predigten der Derwische unterhalten selbs in Kon- stantinopel Besorgnisse. Stuart Direktor der Kaiserlichen Bank, der von einem türkischen Soldaten mißhandelt und von einem Offizier beschimpft worden war, hat für diese doppelte Uebel- that Genugthuung erhalten. Der Sultan \chickt den Brigade- General Satich ins Lager von Chalons. /

Die amerikanische Gesandtschaft hat in Betreff der angeord- neten Schließung der protestantischen Missionen und der Einschließung muhamedanischer Konvertiten intervenirt und die eng- lische Gesandtschaft sich ihr angeschlossen. \

Rußland und Polen. St. Petersburg; 21. Juli. Die Kuppel der Verklärungskirche is eingestürzt. Eine der 4: Gra- nitsäulen, welche jene Kuppel trugen, brach und die Untergewölbe - der Kirche wurden dadurch an zwei Stellen cingedrüt. Jum gro- ßen Glück hatten die Arbeiter kurz vorher ihre Reparaturen: ein- gestellt; bloß zwei wurden unter den Trümmern der Kuppel zerschmettert, aber die Unvorsichtigkeit des Publikums hat das Unheil zu einer gräßlichen Katastrophe gestalte. Das Er- eigniß hatte eine solche Masse Neugieriger -angelockt , daß jeder Verkehr zwischen dem Orte der Katastrophe, der Straße und Kirche vollständig gehemmt wardj die Polizei war außer Stande, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Jm Moment, wo die Masse am dichtesten gedrängt stand) krachte es ‘im Jnnern des ein- gebrochenen Baues; Entseyen befiel die Menge, und“ diéser Menschen- fnáuel wälzte sich nun aus der Kirche heraus. Alsbald waren alle Ausgänge verstopft und plößlich brach sodann, durch den - furchtbaren Andrang dieser Tausende, die ganze Kirche zusammen, Die Zahl der Opfer ist noch unermittelt.

Von der polnischen Grenze {reibt ‘man dér »Ostset-J.'« unter dem 28. Juli: Jn Folge des Amnestie-Erlasses des General- Gouverneurs Murawieff sind ‘bis jeht 50 Flüchtlinge aus dem Auslande nach Litthauen zurügekehrt, die nah Stellung der vor» shriftsmäßigen Bürgen unängefochten ‘in ihrem früheren Heimaths- orte leben. Vier andere Flüchtlinge (darunter der ehemalige Jn- surgentenführer Wols8ki), die in der Absicht, eine Räuberbande zu or- ganisiren, nach Litthauen zurügekehrt und mit den Waffen in der Hand ergriffen waren, wurden friegsrechtlih ‘ershossen. Jm Wilnaer Amtsblatt werden abermals 20 polnischen Besitzern gehörige'Güter aus dem Gouvernement Wilna zur öffentlichen Licitation aus- geboten, die lediglih wegen Privatschuldén “und rüfständiger Con-- tribution verkauft werden sollen. Auch mehrere fonfiszirté Häuser in der Stadt Wilna sind bereits im Wege der öffentlichen Licitation verkauft worden. Die Meistgebote, - auf die der Zuschlag erfolgte y betrugen kaum den zehnten Theil des ei entlichen Werthes. So wurde z. B. ein. dreistöckiges Haus unt 900, ein zweistöciges mit 150 SRo. bezahlt. - Beide Häuser haben die vortheilhafteste Lage und befinden sich in gutem baulichen Zustande. Die Käufer waren

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