1864 / 186 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Il. Zur Anstellung als Lehrerinnen an Elementar- und Bürgerschulen:

1) Mathilde Gerhardt aus Jülich,

2) Selma Preis aus Jarmen,

3) Marie Bauer aus ilhelmsthal,

4) Olga de Convenent aus Pyrit,

5) Gertrud Farne aus Mirow,

6) Bertha Heine aus Demmin,

7) Jdá Knauf aus Liegniß, ;

8) Ferdinande Kniffler aus Trier,

9) Minna Müller aus örnsheim,

10) Elise Palzow aus Colberg, :

11) Hedwig Riemascch aus Fürstenwalde in O.-Pr., 12) Helene Schulhy aus Flatow, : 13) Agnes von Bodungen aus Mühlhausen in Thüringen, 14) Minna Grun aus Arnswalde, 15) Frieda Krohn aus Stralsund, 16) Anna Pioletti aus Jülich und 17) Emma Warßze aus Roßla.

Ueber die Qualification dieser Kandidatinnen für bestimmte Stellen im öffentlihen und Privat - Schuldienst is der Seminar- Direktor Kriginger in- Droyßig bereit, nähere Auëkunft zu geben.

Berlin , den 6. August 1564.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Meédizinal- Angelegenheiten.

In Vertretung : Lehnert.

Finanz - Mínisterium.

Bei der heute angefangenen Ziehung der 2. Klasse 130. König- licher Klassen-Lotterie fiel der Hauptgewinn von 10,000 Thlr. auf Nr. 12,483. 1 Gewinn von 4000 Thlr. auf Nr: 87,568. 2 Ge-

winne zu 2000 Thlr. fielen auf Nr. 7586 und 39,963. 3 Gewinne zu 200 Thlr. auf Nr. 4380. 46,204 und 77,926, und 1 Gewinn von 100 Thlr. fiel auf Nr. 26,524.

Berlin, den 9. August 1864.

Königliche General-Lotterie-Direction.

Nichtamtliches.

Preußen. Torgau, 5. August. Der am 3. diM. bier abgehaltene Kreistag hat nicht den gewünschten Ausgang gehabt. Die Stände haben jeden Beitrag zum Baue der Frankfurt-Leipziger Chaussee, \o weit sie den hiesigen Kreis berührt, dem Vernehmen nach, wenn auch mit geringer Stimmenmehrheit, abgelehnt.

(Magd. C.)

Aus Swinemünde, 7. August, wird der »Ostsee-Ztg.« be- richtet : Das dänische Geschwader (7 Schiffe) lag gestern in der Höhe von Arcona vor Anker. (Vermuthlich, bemerkt das erwähnte Blatt, ist das Geschwader dazu bestimmt, in Swinemünde die nah dem 6 O I auszuliefernden Gefangenen an Bord zu nehmen.

Frankreich. Paris, 8. August. Der Kaiser, welcher Vichy gestern früh um 8 Uhr verließ, traf um 11 Uhr in Mont- lucon ein, wo er die Hauptfabriken in Augenschein nahm, und langte um 9 Uhr Abends wieder in Saint Cloud an.

Spanien. »El Spiritu publico« sagt, die Reise des Königs von Spanien werde für nächsten Herbst einen Besuch Napoleons Ll, am Hofe der Königin zur Folge haben. Wie der »Pueblo« ver- sichert, glaubt man in wohlunterrichteten politischen Kreisen, daß die Auflösung der Cortes kaum noch über einen Monat hinaus aufgeschoben werden könne. :

Ftalien. Turin, 3. August. Einer Korrespondenz der » Triest. Ztg.« entnehmen wir Folgendes: Es isst in leßterer Zeit mehrfach aufgefallen , daß der Minister - Präsident Minghetti mit den Häuptern der sogenannten Altliberalen und der Friedenspartei und namentlich mit den Herren Massimo d'Azeglio , Revel und Lanza fonferirte, welche alle drei auch vom Könige empfangen wurden. Nun stellt es sih heraus, daß dàs Ministerium ih" der Partéi dieser Herren versichert hat, um eine neué friedlichére Politik zu inauguriren. Von der beinahe fest béshlossenen Auflösung der“ Kammer ist nun weiter keine Rede mehr, nachdem das Ministerium sich so eine Ma-

jorität gesichert hat, und man \spriht im Gegentheile stark vom Ein- tritte Lanza's in das Ministerium Minghetti. Mit der Jnaugu- rirung dieser Friedenspolitik steht auch die Sendung des Generals Menabrea, welcher selbst zur Partei der Altliberalen gehört, nach Paris und die Berufung der drei ersten Generale Jtaliens, Lamar- mora, Fanti und Cialdini, zu einem vom Könige präsidirten Kriegs. rathe zusammen. Als ganz positiv können wir - mittheilen, daß in diesem Kriegsrathe die Verminderung des Armeestandes um 40,000 Mann beschlossen wurde, und daß bereits an die Militair-Kommanden der alten Provinzen, dann der Lombardei, der Emilia und der Ro- magna die Weisung abging , alles zur Vornahme bedeutender Be- urlaubungen von Mannschaft ihrer Truppen einzurichten. Lamar- mora und Cialdini haben dem Könige, welcher nicht sehr für die Reduzirung eingenommen war , dazu und zur Jnaugurirung ciner friedlichen Politik gerathen, um die si täglich dringender heraus- stellende Organisirung und Purifizirung der Armee vornehmen zu fönnen. Bei dem nächsten Zusammentritte der Kammer wird der Fi- nanzminister und Ministerpräsident Mingghetti die Kammer mit der Mit- theilung überraschen, daß die beabsichtigten Reduzirungen das Budget um 30 Millionen Lire centlasten.

Nach den neuesten Erhebungen können in den alten Provinzen und in der Lowbardei 461 Männer und 574 Weiber von tausend, in den Marken, Umbrien und Toscana 641 Männer und 750 Weiber von tausend, in Neapel und Sicilien 832 Männer und 938 Weiber von tausend weder schreiben noch lesen. Von den 15,011 Gemein- den d:s Reiches besigen 7290 keine Schulen. Unter allen Provin- zen zählt die Lombardei die meisten mit Schulen verschenen Gemein- den und es, ist dort der Volksunterricht am verbreitetsten.

Nusland und Poíen. Warschau, 5. August. Der »Dziennik« veröffentliht das Urtheil des Kriegsgerichts gegen mch- rere Verhaftete, welche der Theilnahme an der National - Regierung beschuldigt waren. Wir entnehmen dem Urtheil nachstehende Dar-

stellung :

Qu Anfang des laufenden Jahres wurden in Folge der von militairi- {en Untersuchungs-Kommissionen gemachten Entdeckungen und der vermehr- ten Thätigkeit der Warschauer Polizei eine Reihe von Arretirungen verschie- dener Personen ausgeführt, welche zur insurrectionellen Organisation gehörten, und zugleich wurde die ausgebreitete Korrespondenz der Revolutionaire mit Be- schlag belegt. Nachdem die gefundenen Papiere durchgesehen und die arretirten Personen vernommen worden waren, wurde zur Arretirung weiterer Mitglieder der Organisation geschritten, welche, die Geständnisse der vorher Jnlaftirten ver vollständigend, es möglich machten, Schritt für Schritt den hauptsächlich- sten Persönlichkeiten der Organisation auf die Spur zu kommen, welche den ganzen Aufstand leiteten. Die Untersuchung verbreitete Licht über die wih- tigsten Einzelheiten der Organisation und über das Verfahren der an dér Spihe des Aufruhrs stehenden geheimen Gesellschaft , der sogenannten Na- tional-Regierung. Diese Behörde, welche die ganze Bewegung leitete, handelte vermittelst einer besonderen Organisation, welche sich theilte in eine Central-Organisation in Warschau und in eine Lokal-Organi- sation in den acht Wojewodschasten, in welche die Aufrührer das Königreih Polen getheilt hatten. Eigentlich war die Nationalregie- rung bis zum 10. Oktober 1ck63 eine Rathsversammlung, die aus mehreren Personen bestand. Das Personal und die Einrichtung derselben wurden im tiefsten Geheimnisse gehalten. Vom 10. Oktober 1863 an wurde die Ein- richtung der Regierung einer vollständigen Umänderung unterworfen und es fam ein Chef der Nationalregierung auf als unmittelbarer und unabhängiger Führer der revolutionairen Organisation. Dieser Regierungs-Chef. war der dimissionirte Oberst - Lieutenant Romuald Traugutt, Gutsbesiger im Kreise Kobryn, Gouvernements Grodno, welcher vorher in Litthäuen eine öInsurgentenbande geführt hatte, nach deren Versprengung er nach Krakau entflohen und von dort unter dem Namen Michael Czarnicki, Bevoll- mächtigter eines Lemberger Handelshauses, nach Warschau gekommen war.

Die Centralorganisation in Warschau, das nächste Organ der revolutionairen Regierung, war aus sogenannten Abtheilungen (wydzialy) unter Leitung von Direktoren zusammengeseßt. Solcher Abtheilungen gab es sechs, nämlich: 1) für die ‘inneren Angelegenheiten, 2) für das Finanz- wesen, 3) für das Kriegswesen. 4) für die auswärtigen Angelegenheiten, 5) für die Presse, 6) für Polizeiwesen. Außerdem gehörte noch zum Gesammtbestande der Centralorganisation die Stadthauptmannschaft Warschau, Jede Abtheilung hatte außer ihrem Direktor eine bestimmte Anzahl untergeordneter Beamten“ und einen Secretair, Nach dem bei der Einrichtung der ganzen Organisation angenommenen Grundsaße sollte das Personal derselbeu Geheimniß sein, sogar für die Abtheilungs - Direk- toren, welche größtentheils einander selbs niclt bekannt waren. Die Lokal- organisation in den Wojewodschaften, deren Bestand aus den offentlich ver- breiteten Dekreten bekannt und nicht wie die Centralorganisation geheim gehalten war, bestand : a) aus bevollmächtigten Kommissarien, b) aus den Civilchefs der einzelnen Wojewodschaften , c) aus den Vorständen der Kreise, Städte , Pfarreien u. st w. Um diese Organisation an Ort und Stelle aufzudecken, hatte man {hon im Jahre 1863 zahlreiche Jndicien und wur- den schon damals Mittel ergriffen , dieselben vollständig aufzuheben. Die drei Zweige der revolutionairen Organisation (Nationalregierung, Central- und Lokalorganisation) wirkten Jede in ihrer Sphäre und standen mit ein- ander in folgender Weise in Verbindung: Die Natioaalregierung sehte sich ins Einvernehmen mit der Central - Organisation durch Ver- mittelung des Staats - Secretairs und der Abtheilungs - Secretaire. Vermittler zwischen der Central- uud der Lokal - Organisation war ein besonderes Bureau unter dem Namen der Expeditur, welches eben- falls seinen Vorstand, seinen Secretair und seine Beamte hatte. Zur Ueber-

mittelung von Nachrichten nach Orten außerhalb des Königreichs Polcn

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waren besondere Secretaire für die Angelegenheiten Rutheniens und Lit- thauens bestellt, welche mit dem Kaiserreich (Rußland) in Verbindung stan- den und ein Communications-Commissar für die Korrespondenz mit dem Auslande. Alle Erlasse der Regierung gingen durch die Hände des Staats- Secretairs, welcher dieselben den Sccretairen- der betreffenden Abtheilungen entweder persönlich oder durh seine Bevollmächtigten übermittelte. Um diese Mittheilungen zu erleichtern, kamen sämmtliche Secretaire täglich im Gebäude der Hochschule in einem vom Professor Dybows ki u diesem Zwee zur Verfügung gestellten Hörsaale zusammen. Auf diesen Versammlungen, die das Secretariat genannt wurden, aben die Secretaire die mitgebrachten Papiere dem Betreffenden ab, die an die Regierungen gerichteten dem Staats-Secretair oder seinen Gehülfen, die für die anderen Abtheilungen bestimmten den Secretairen der betreffenden Sectionen. Die Bescheide auf die in dieser Weise eingereichten Schriften wurden vom Staatssecretair oder seinen Gehülfen auf den nächsten Sigun- gen in Empfang genommen und in den einzelnen Abtheilungen unter den Augen der Direktoren in Ausführung gebracht. Alle Verordnungen der Regierung, eben so die revolutionairen Plakate, Broschüren y Zeitungen, welche zur Versendung auf die Provinz bestimmt waren, wurden im Secre- tariat durch den expedirenden Sccretair in Empfang genommen und an die Betreffenden befördert, entweder vermittelst der Staats-Postanstalt und Eisen- bahn oder durch die Posten der Insurrection, welche im ganzen Königreich eingerichtet waren j in besonders wichtigen Fällen aber durch besondere Couriere, als welche meistens Frauen functionirten. Da manche Post- und Eisenbahnbeamte dabei Unterstühung leisteten, }o gelangten die Korrespon- denzen der Revolutionaire meistens pünktlich an ihren Bestimmungsorf, manchmal sogar vor den Erlassen der legitimen Regierung.

Dieser Zustand dauerte bis zum 10. Oktober 1863, d. h. bis zur Uebernahme der Leitung der revolutionairen Bewegung seitens des obengenannten Romuald Traugutt. Von diesem Zeitpunkt an begannen einige der Abtheilungs - Direktoren \sich mit dem Chef persönlih in Verbindung zu segen, indem sie ihn in seiner Wohnung besuchten , die derselbe bei der Edeldame Helene Kirkor auf der Smolna-Straße genommen hatte. In einzelnen Fällen suchte auch Traugutt behufs persönlicher Verständigung die Direktoren auf. Nach- dem im Februar l. J. viele Mitglieder der höheren Organisation verhaftet waren , hörten die Zusammenkünfte der Direktoren auf. Seitdem wurde die Verbindung zwischen den Abtheilungen und die übrigen Communicationen durch {Frauen unterhalten, welche zu die- sem Behuf in zwei Lokalen zusammenkamen: in der von Muktlano- wicz gepachteten Apotheke auf der Marschallstraße und im Laden des Pfefferküchlers Mroblewski auf der Kapitulunstraße dessen Tochter mit den Revolutionairen in Bezichungen stand. j

Als Hauptpersonen in dieser ganzen Organisation werden 23 Na- men von Männern aufgezählt, von denen 7 flüchtig sind darunter der Chef der Abtheilung des Krieges, der russische Offizier Golfko- witsch. Außerdem sind vier Damen genannt. Alle diese Personen sind vom Kriegsgerichte zum Tode verurtheilt, welches Urtheil aber nur bei 5 bestätigt wurde. Die Uebrigen sind Jlniki Beamter in der Bank, 50 Jahre alt, zu 15 Jahren schwerer Arbeit in den Berg- werken, Professor Dybowsfkfi , der die Aula zu Zusammenkünften überlassen hatte, zu 12 Jahren ebenfalls {chwerer Bergwerksarbeit, die anderen männlichen Angeklagten zu zehnjähriger Festungs trafe nah Sibirien verurtheilt. Ferner sind 3 Damen sowie der Apo- theker, bei dem die Zusammenkünfte stattfanden , zu mehrjähriger \{hwerer Arbeit in den Straffabriken, und eine Dame zur Depor- tation nah Sibirien verurtheilt worden. Allen diesen Bestraften ist außerdem ihr bewegliches und unbewegliches Vermögen konfiszirt

und sie selbst aller Civilrechte verlustig erklärt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. August. Der König is} gestern wieder von Bekaskog in Schonen abgereist, traf heute Nacht um 145 Uhr in Jönköping ein, und wird heute Nachmittag um 5% Uhr mit dem gewöhnlichen Schnellzuge hier

eintreffen.

Dánemark. Kopenhagen, d. August. Jn der gestrigen Sitzung des Reichsraths - Volksthings kam die früher angedeutete Interpellation des Capitain - Lieutenants Roep storff an den Ma- rine-Minister, betreffend die früheren und jehigen Zustände der Or- logs8marine, Zur Sprache. Außer dem Jnterpellanten und dem Marineminister, Orlogs - Capitain Lütken, sprachen Pastor Viborg, Konsul A. Hage, Redacteur Bille und Aktuar Steenstrup , die leyteren vier Redner namentlich den Umstand tadelnd , daß der Orlogs-Capitain Suenson am 9. Mai d. A. in dem Gewässer von Helgoland nicht die besiegten (!) österreichischen Kriegsschiffe verfolgt und erobert. Der Jnterpellant legte dagegen das größte Gewicht auf den Verlust ‘der \{chleswigschen Westsee - Jnseln und meinte, daß es abseiten der Königlichen Regierung unverantwortlich gewesen, wenn diese den kriegsgefangenen Capitain - Lieutenant Hammer nicht bloß ohne genügende Verstärkung, sondern sogar ohne zweckmäßiges Lazarethwesen gelassen , worauf der Marine-Minister im Wesentlichen entgegnete: Die dänische Flotte sei im Ganzen genommen unzu- reichend gewesen. Zunächst habe na dem Rücfzug der Armee das ganze Küstenterrain von Neustadt in Holstein bis nach Haders- leben hinauf bewacht werden müssen , damit nicht eiwa im Rücken

der dänischen Armee ein Angriff habe ausgeführt werden können.

m Férneren \ci rücksichtlich der Jnsel Rügen dieselbe Pflicht vor- Gaudià a da die Preußen dort. über eine Stärke von 20

Dampf-Kanonenböten, 2 Dampf-Fregatten und 1 Korvette verfügten. Hätte man nun nicht vor Rügen die vorhandenen vier Ausmün- dungen auf das Sorgsamste und Strengste überwacht, so wäre mit nur zu großer Sicherheit eine feindliche Landung auf den dänischen Osisee-Jnseln zu befürchten gewesen. Und endlich habe Dänemark schr wohl die Elbe blokiren können, als noch feine preußisch - öster- reichishen Kriegéschiffe in der Nordsee anwesend; als aber diese erschienen, habe cs von Seiten des Marine - Ministe- riums fast eine übernatürliche Anstrengung erfordert, die drei bei Helgoland engagirten Kriegsschiffe: die Fregatten »Niels Juel« und »Jylland-, so wie die Korvette »Heimdal« dorthin zu entsenden, gleichwie die Fregatte »Niels Juel« sich später nur gegen die Anordnung des Marineministeriums in den englischen Kanal begeben habe, um die dänische Handelsmarine zu beschützen. Andererscits erklärte der Marineminister mit Bezichung auf die ver- meintlich mangelhafte Vertheilung von Orden und Ehrenzeichen unter die Offiziere und Mannschaften der Flotte, daß nicht Jeder, der in dem Rapport belobt worden, eine Ordens-Decoration erlangen.-fkönne, \so wie daß in solcher Hinsicht in der Regel die die Verantwortlichkeit für die Ausbildung der Mannschaften tragenden ältesten Offiziere zu bevorzugen wären.

Pastor Birkcdal hat im Volksthing die mitgetheilte Jnter- pellation an den Minister-Präsidenten zurückgezogen, indessen sofort eine neue Jnterpellation angekündigt, welche folgenden Wortlaut hat: Verhandelt das Ministerium auf Grundlage der Abtretung ganz Süd-Jütlands (Schleswigs) mit dem Feinde über den Fric- den? Beadsichtigt dasselbe dem jeyt versammelten Reichsrathe vor der Auswechselung der Ratificationen die Friedensgrundlage zur Be- stätigung zu unterbreiten? Hat das Ministerium Rekruten permittirt und überhaupt solche militairische Anordnungen getroffen, welche von dem Abschlusse des Friedens abhängig sind?

6. August, Abends. Heute Nachmittag wurde der Reichs- tag durch den König eröffnet. Ueber den Thron war der Hermelin ausgebreitet, zur Rechten desselben stand ein Tabouret für den Kronprinzen. Die drei silbernen Löwen vom Rosenburger Schlosse standen vor den Stufen zum Thron. Der Zuschauerraum war dicht gedrängt voll, desgleichen die Damengallerie. Jn der Diplo- maten - Loge sah man das diplomatische Corps in Galla, voran den greisen französischen Gesandten , ODotezac. Kurz nah 12 Uhr, nachdem der Reichstag eine Predigt in der Schloßkirche angchört hatte, sammelten sich beide Thinge im Folkethings-Saal. Bald darauf wurden die nah dem Korridor zu den Königlichen Gemächern führenden Thüren geöffnet und . der Königliche Zug erschien, eröffnet von den Hoffkavalieren mit Gefolge nebst Marschällen mit Marschallstäben, dann der König und der Kronprinz und die Minister; letztere stellten sich zur Rechten des Thrones auf, die Hofkavaliere zur Linken. - Der Minister des Jn- nern, Tillisch, überreichte dem König, welcher, den Kronprinzen neben si, auf der Thron - Estrade stand, die Thronrede. Darauf las der König die (telegraphisch bereits gemeldete) Thronrede vor. Sie lautet vollständig folgendermaßen :

»Unser treuer dänischer Reichstag empfange Unseren Königlichen Gruß! Obgleich die Session, zu welcher Wir in Uebereinstimmung mit ÿ. 27 des Grundgeseßes nun Unseren treuen Reichstag zusammenberufen haben , in Folge der Verhältnisse sofort wieder vertagt werden muß , haben Wir uns doch gedrungen gefunden , diesen Reichstag selbst zu eröffnen und Uns mit Euch , den Erwählten Un'eres Volkes , zu versammeln. Ungeachtet des Muthes und der Ausdauer, mit welcher unser tapferes Heer und Flotte ge- kämpft haben, um Dänemarks Recht und Ehre zu {ühen, und ungeachtet der Bereitwilligkeit, mit der das ganze Volk jedes Opfer zur Rettung des Vaterlandes gebracht hat y wird doch der Krieg , welchen ein übermächtiger Feind gegen Uns geführt hat, Uns und Unser Volk zu den schwersten und \{merzlichsten Konzessionen zwingen; denn da ganz Europa Uns ohne Hilfe gelassen hat, haben Wir Uns genöthigt gesehen, der Uebermacht nach- zugeben und zu versuchen, dera Kriege Einhalt zu thun, dessen Fortseyung unter den obwaltenden Umständen Unserem geliebten Volke und Lande nur größeren Verlust und größeres Unglück bereiten würde, ohne die Ausficht auf irgend eine Verbesserung Unserer Stellung zu eröffnen. Doch wollen Pir in vollem Vertrauen auf unser getreues dänisches Volk mit Zuversicht der Qukunft entgegensehen, in der festen Hoffnung, daß hellere Tage nicht ausbleiben werden, wenn König und Volk sih einträchtig verbinden, um die tiefen Wunden zu heilen, welche Unserem theuren Vaterlande geschlagen worden sind. Auf Euch, die Erwählten des Volkes, bauen Wir besonders, daß Ihr getreulih mit Uns zu des Vaterlandes Wohl arbeiten werdet und Wir wünschen Euch des Himmels Segen zu Eurem Thun, wenn Ihr Euch wieder versammeln werdet. « tatt

Nach einem »Hoch« für den König, welches von den Mitglie- dern mit cinem neunmaligen kräftigen Hurrah beantwortet wurde, verließ Se. Majestät und der Kronprinz mit Gefolge den Saal. Der Minister des Junern forderte darauf beide Thinge dazu auf; sih unter ihren Alterspräsidenten zu konstituiren. .

Bei seiner heutigen Konstituirung wählte das Folkething den Etatsrath Bregendahl, das Landsthing M. P. Bruun zu ihren resp. Präsidenten. (Beide gehören zur gemäßigt liberalen Partei.)

Die Protokolle Über die in Wien geführten Unterhandlungen find in der gestern erschienenen offiziellen »Departements-Tidende« im französischen Originaltext und in dänischer Uebersehzung veröffentlicht, und gleichzeitig dem Reichsrathe mitgetheilt worden. Außer diesen