1864 / 206 p. 5 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Von der polnischen Grenze, 30. August. Dem König- reich Polen, namentlich. den Dominien und Städten, is cine neue Contribution auferlegt; aus welcher die während des Aufstandes von Jnsurgentenbanden aus öffentlihen Kassen geraubten. Gelder wiederersezt und die Mittel zur Unterstüßung der hinterbliebenen Familien der von Jusurgenten wegen ihrer Anhänglichkeit an die russische Regierung ermordeten Einwohner gewonnen werden sollen. Im Gouvernement Augustowo ist unter der [ländlichen Bevölkerung cine Adresse an den Kaiser zur Unter- zeihnung in Umlauf geseht, in welcher gebeten wird, dies Gouvernement definitiv mit Rußland zu vertinigen. Diese Adresse soll dem Kaiser bei seiner Durchreise nah Deutschland in Wilna durch eine Deputation Überreicht werden. Der »Gazeta naradowa« zufolge ist das Gymnasialgebäude (ein ehemaliges Jesuitenkloster) in Kowno zum Siß des griechisch - orthodoxen Bischofs bestimmt worden. Da das Gebäude der Reparatur bedarf, so hat der General-Gouverneur Murawiefsf zu dessen Wiederherstel- lung 16,138 SRo. angewiesen, welche durch eine besondere Con- tribution im Gouvernement Kowno aufgebracht werden sollen. Die neuen Gemeindewoyts im Königreih Polen verwalten ihr Amt meist mit o rücfsihtsloser Strenge, daß von Seiten des Regulirungs - Comités für die- selben eine Jnstruction in Betreff der Anwendung der körperlichen Züchtigung erlassen werden soll. Dem »Czas« wird folgender Vor- fall aus sicherer Quelle mitgetheilt. Einer der neuerwählten Ge- meinde - Vorsteher hielt folgende Anrede an seine Gemeinde: »Jch bin Bauer, so wie Jhr, aber Jhr müßt auch Bauern sein, sowie 1ch.- ZÓH:- bin fein Trinker: und! |stehle nicht, daher erlaube ich Euch weder Branntwein zu trinken noch zu stehlen.« Die Rede des neuen Würdenträgers wurde von der Gemeinde mit Gelächter aufgenommen , das jedoch sosort verstummte , als der beleidigte Redner den ihm am nächsten stehenden Lacher mit gründlichen Stockhieben traktirte. Die Ausweise der 10 galizi- \hen Kriegsgerichte führen für sjden Monat Juli 502 Urtheile auf, und zwar wurden in Lemberg 88, in Zloczow 53, in Prze- myêl 45, in Sambor 37, in Stanislawow 44, in Rzeszow 49, in Krakau 98, in Tarnopol 41, in Tarnow 15, in Sandez 32 Urtheile gefällt. Unter den Verurtheilten befinden sich mehrere Bauern, eben so eine nicht unbedeutende Anzahl Frauen. Wäh- rend der 5monatlichen Dauer des Belagerungszustandes sind im Ganzen 2554 fkriegsgerichtliche Urtheile rechtskräftig geworden. Die österreichishe Regierung beabsichtigt, in Galizien eine eigene Gerichtsbehörde zur Entscheidung der häufigen Streitigkeiten zwischen den Gutsbesißern und Bauern wegen der den lehteren zustehendon Wald- und Weidegerechtsame zu errichten. Der betreffende Geseh- entwurf ist vom Justiz - Ministerium in Wien bereits ausgearbeitet und soll dem künftigen Reichsrath zur Annahme vorgelegt werden. Man befürchtet Polnischerseits, daß die neue Behörde, falls sie vom Reichsrathe genchmigt wird, dazu beitragen dürfte, das ohnchin ge- reizte Verhältniß zwischen den Gutsbesißern und Bauern noch mehr zu erbittern. (Ost. Ztg.)

Dánemark. Kopenhagen, 27. August. »Dagbladet« fährt noch immer fort, die heftigsten Angriffe gegen das entlassene, wie das jehige Ministerium zu verbreiten. Höchst interessant ist es aber, daß das Blatt jeßt einen Artikel gegen sich selbs unter seinen Anzeigen aufgenommen hat, allein für eine Bezahlung von 25 Thlr. dänisch, während derselbe nah gewöhnlicher Zeilenberechnung nur 5 Thlr. hätte kosten können. Dieser Artikel führt die Ueberschrift: »Was muß gegen den unleidlichen Terrorismus »Dagbladets« geschehen Widerlegungen der einzelnen Aufsäße meint der Einsender, taugen nichts und rufen eine unausgeseßte Polemik hervor. Man müsse das Abonnement auf dieses Blatt aufgeben, damit helfe man dem Volke, das \ich verführen lasse.

Die »Berlingsche Zeitung« bringt nah wie vor alle Nachrich- ten aus den Herzogthümern zusammen mit denen aus Dänemark und hat sich in ihrer Sprache gegen Deutschland nicht viel gebessert. Auch hat sie es für nothwendig gehalten, den Bericht des Aus\chusses des Folkething über die Verhandlungen vom 8. Oktober bis 11. No- vember 1863 zwischen Dänemark und Preußen in dänischer und in französischer Sprache mitzutheilen.

Die Prinzessin von Wales wird nunmehr bald erwartet, es heißt , daß sie in Helsingör landet und dann nah Fredensborg

fährt, um dort kurze Zeit zuzubringen und \ich ‘dann auf Schloß :

Bernstorff aufzuhalten.

29. August. Die Anfrage A. Hage’s an den Kriegs- und Marine-Minister hinsihtlich der Eroberung von Alsen kam in heu- tiger Sihung des Folkethings zur Verhandlung. Der Interpellant behauptete, man habe zur Zeit des Uebergangs der Preußen auf »Rolf Krake« nicht die gehörige Aufmerksamkeit verwendet ; das Schiff hätte, seiner Meinung nach, bei Beginn des Uebergangs in den Sund gehen und die Preußen zu vernichten suchen müssen. Vom Kriegs - Minister wünshe er zu erfahren, ob der kommandirende General die von ihm zur Vertheidigung Alsens nöthig erachtete Truppenmaht zur Verfügung gehabt habe, ob die nöthigen Dispositionen zux Vertheidigung ge-

troffen gewesen seien und die nöthige Achtsamkeit beobachtet worden wäre. Der Rückzug auf Alsen war seiner Ansicht nah auch nit gut ins Werk geseht. Der Marineminister machte die Schiffe nam, haft, welche im Alsener Sunde stationirt gewesen seien, und erörterte die den einzelnen Schiffen zu Theil gewordene Aufgabe, hauptsächlich verweilte er bei der Theilnahme des »Rolf Krake« am Kampfe Der Minister sprah noch bei Schluß des Referats. Qu den von einem Ausschusse im Folkething gestellten Anträgen hat Viborg eine Aenderung proponirt, nach welcher Oberst Lundbye wegen der Axt in welcher er als Kriegsminister den Krieg vorbereitet und geleitet hat, vor ein Kriegsgericht gestellt werden soll.

930. August. Die heutige »Berlingske Tidende« bemerkt gegenüber der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung«, daß es \ich bei den betreffenden Aeußerungen des Finanzministers um »Bestrebungen« handelte , einen Theil des dänischen Theils von Schleswig zu retten und daß diese Bestrebungen doch keineswegs mit der loyalen Auf- fassung der Friedenspräliminarien in Widerstreit wären.

Nach Berichten aus Kopenhagen vom 30. d. hat der Con- seils-Präsident Bljuhme in der Sigßung des Landsthings vom 29sten bei der Diskussion über die Petition der 119 Schleswiger Folgendes erklärt: Die Regierung war und is} noch jeßt bestrebt, die Friedens-Unterhandlungen sobald als möglih zu Ende zu brin- gen. Sie ist dabei bemüht, so viel nur erreichbar, zu retten und zu erhalten, und zuglei die polilishe und nationale Selbstständigkeit jener Landestheile, welhe man nicht retten konnte, denselben zu be- wahren. Welche Erfolge diese Schritte haben würden, wüßte er nicht, denn die Aussichten wären sehr trübe. Die Regierung käme hierin den Wünschen des Things gern entgegen, und werde ihr Bestes thun, aber die Mittel, welche man anwenden könnte, seien bereits alle angewandt worden.

Das Landsthing hat die shleswigsche Petition der Regie- rung zur Berücksichtigung empfohlen.

Der politishe Aus\{huß des Volksthings beantragt, der Regierung die Petition der 119 Schleswiger zur Berücksichtigung zu überweisen und empfiehlt die Annahme folgenden Beschlusses:

Das Volksthing spricht das Vertrauen aus, daß die Regierung bei dem Abschlusse des Friedens das natürlihe und heilige Recht der Bevölkerung von Schleswig und der jütischen Enclaven vertreten werde, in einer freien Abstimmung, die in jeder einzelnen Kommune oder in jedem einzelnen Distrikte vorzunehmen is, über ihr zukünsti- ges Schicksal zu entscheiden.

Amerika. 13. August. General Grant äußerte sich während

seiner neulichen Anwesenheit in Washington, der legte Angriff auf Petersburg hätte gelingen müssen, wenn man seinen Befehlen Gehorsam

geleistet hätte. Man hört , daß die Generale Meade und Burnside die Schuld sih gegenseitig zuschieben. Meade nahm in der Nacht vor dem Angriff mehrere Abänderungen in dem Angriffsplan vor; welcher mit Burnside verabredet gewesen war. Der lehtere be- hauptet, daß er hiernach zu der Annahme berechtigt gewesen \ci; daß Meade den Angriff persönlih leiten werde. Das Resultat war, daß weder Meade noch Burnside auf dem Plate waren. Sicher ist, daß bei der ganzen Affaire sich die größte Verwirrung und Kopflosigkeit kundgab, weshalb sie mißlingen mußte. Das Kriegsgericht, welches mit ihrer Untersuchung beauftragt is, besteht aus dem General-Major Hancoc, den Brigade-Generälen Ayres und Miles und dem Auditor Colonel Shriver.

Man legt hier auf den Besiß von Mo bile, näch} Charleston des bedeutendsten noch in Händen der Rebellen befindlichen Küsten- plaßes, neben seinem Einfluß auf die Abnahme des Schmuggel® hauptsächlich deshalb viel Gewicht, weil dadur die Operationen. der Bundesarmee gegen Atlanta, namentlih mittelst der \chifffbaren Flüsse in Alabama, gefördert werden können.

Die Berichte aus Texas zeigen, daß die Rebellen-Agenten das Betrügen eben so gut verstehen, wie die Beamten der Vereinigten Staaten. Das Baumwoll - Ausfuhr - Verbot Kirby Smith's scheint nur erlassen worden zu sein, um den mit dessen Ausführung beauf- tragten Offizieren und Beamten das Monopol zur Bereicherung durch den Baumwollhandel zu gebén. Jn Antonio kam es zu einem Kampf zwischen Unionisten und Secessionisten , wobei Erstere dic Oberhand behielten; sie wurden aber später durch Militair gezüch- tigt. Den Eagle-Paß überrumpelte ein Capitain Lee und nahm dic Rebéellen-Besazung gefangen, zerstörte das Zollhaus u. #. w., wurde aber später von einer stärkeren Rebellenschaar zum Rückzuge gezwungen.

Die Jndianer in Nebraska stellen neuerdings viel Unheil an. Sie stehlen Rindvieh, verbrennen Trains und tödten Weiße ohne Unterschied der Person. Vor wenigen Tagen wurden 11 Leichname an der Straße nahe Fort Kearney gefunden. Sechs Weiße wurden am 9Iten' bei Thirty-two Mill Creek getödtet. Der Gouverneur von Nebraska hat zwei Miliz-Regimenter aufgeboten, um die Ordnung herzustellen.

Die drohende Revolution in Ecuador is durch eine Erklärung der Regierung vorgebeugt worden, daß sie im Falle eines Krieges zwischen Peru und Spanien ersteres unterstüßen ‘und daß sie Mazi- milian nicht als Kaiser von Mexiko anerkennen werde.

Admiral Pinzon hat zwei peruanische Beamten, welche Guan?

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| yon Para angekommen ist.

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luden, verhaften lassen, zur Wiedervergeltung für die Verhaftung weier Couriere mit Depeschen für die spanische Flotte, welche übri- gens längst auf Befehl des Richters in Callao entlassen wor- ind.

f 2A 4. Juli entfernte sich Admiral Pinzon mit sciner Flotte einige Meilen von den Chincha-Jnseln, um den »Lancaster« nicht sa- slutiren zu müssen, indem Admiral Bell die spanischen Offiziere nicht u dem Bankett cingeladen hatte.

| Die vor drei Jahren bei der Jnsel San Lorenzo untergegan- gene peruanische Dampffregatte von 44 Geschüßen is gehoben, nah Callao gebracht worden und wird jet dort reparirt.

Am 19, kamen in Panama zwei peruanishe Commissaire an, welche sich nach Europa begeben, um cine Anleihe von 50,000,000 Dollars zu machen. Die Rüstungen Peru's dauern fort,

Die »Opinion Nationale« theilt eine Korrespondenz aus Lima mit, welche von der höchst erfreulichen Entwickelung der Dampf- (hifffahrt auf dem oberen Amazonenstrome spricht. Die perua- nish e Regierung hat geräuschlos, aber unablässig daran gearbeitet, sch auf diesem gewaltigen Strome eine regelmäßige Verbindung mit dem atlantischen Meere zu eröfsnen. Jquit os, früher ein ver- sorener Punkt an dem peruanischen Amazonenstrome, is in kurzer Zeit zu einer Stadt herangewacsen. Es hat bercits Dos, verschiedene Faktoreien und Fabriken, Dampfschneidemühlen, Zie- gelbrennereien 2c. Der Handel mit Kautschuk, Wachs, Baumwolle, Reis 2c. nimmt bereits großen Aufschwung j man lichtet die Wälder, macht den Boden urbar, und längs des Stromes ziehen s bercits gerade, breite Straßen mit neu entstehenden Häusern hin. Das » Journal des Amazones«, das zu Para (in Brasilien) er- cheint, meldet, daß am 21. Juni Morgens das Dampfschisf »Mo- rona«, unter den Befehlen des Linienschiff-Lieutenants Ulysse Dilboy, yon Iquitos, am peruanischen Amazonensirome, tfommend, im Hafen Y Die »Morona« war am 13ten von Jquitos abgefahren und hatte sich im Ganzen 99 Stunden lang in den Häfen von Loreto, Tabatinga, San - Paulo, Jumatins und Ovidos aufgehalten, hatte also die Reise von Jquitos nah Para in vie Tagen und 22 Stunden zurücgelegt. Es ergiebt dies eine durhschnittliche Geschwindigkeit von 17: Faden die Stunde. j

Der neue Präsident von Colombia, Herr Murillo, hat sein Kabinet gebildet und die auswärtigen Gesandten ernannt. Herr F, Zapota geht nach Washington, A. Modsquera (ein Sohn des vorigen Präsidenten) nah London. Der Präsident hat angeordnet; daß dem Gouverneur ‘von Panama Santacoloma, wegen seines Verbaltens während der Unruhen bei Anwesenheit des Spaniers Mazarredo der Prozeß gemacht werde. Alle Staaten von Colombia haben bei der Generalregierung Petitionen um Unterstüßung Peru's eingereiht. Die Revolution im Staate Magdalena is zu Ende und die neuen Beamten sind an die Stelle der gestürzten getreten. Erpräsident Mosquera is am 26sten in Aspinwall angekommen und gleich weiter gereist nach Panama. Er begiebt sich nach Buenaventura, angebli; um den Bau der Eisenbahn von da nah Cali zu betreiben.

Wenn der Washingtoner Korrespondent der »New - York

| Vorld« ein Gerücht erwähnt , wonach der Präsident Lincoln p sh mit dem Projekte trage, dem Feinde einen Waffenstillstand | anzubieten und zwar weniger um einen direkten Schritt zum Ab-

shlusse des Friedens zu thun, als um ein politisches Manöver aus-

| zuführen, so scheint dieselbe Anschauung auch dem in der amerikani-

hen Presse vielbesprochenen Artikel des » New - York Herald« zu Grunde zu liegen, einem Artikel, in welchem die größere Zahl der englischen Blätter nur die reine und unbedingte Friedenssehnsucht der amerikanischen Nordstaaten wiedergespiegelt sehen. Der »New-

| York Herald « kennzeichnet seine Absicht hon in dem cinleitenden Saße: » Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge is es für die

Sicherheit des Landes und der Administration vor allem wich- lig, zum wenigsten die Häupter der Rebellion in ihrem Unrecht vor ihrem eigenen Volke und der civilisirten Welt bloß zu stellen und unsere Regierung ebenso klar vor dem ganzen Volke der loyalen Staaten zu rechtfertigen, wenn sie diesen fürchter- lihen Krieg weiter fortführt.« Der »Herald« macht dann den be- fannten Vorschlag, drei Kommissarien nah Richmond zu senden, welche folgende Propositionen zu stellen hätten: 1) einen Waffenstill- sand auf \echs8 Monate; 2) eine Convention aller Staaten, zu welcher jeder Kongreßdistrikt einen und außerdem jeder Staat zwei Delegirte abordnen sollen; 3) den Beginn der Sißungen dieser Con- vention am ersten Montag im Dezember, etwa in Baltimore, zur Berathung über Mittel und Wege zur Wiederherstellung des Friedens, Mögen diese Vorschläge angenommen oder verworfen werden fährt das Blatt fort die loyalen Staaten und die Regierung können nur Vortheil davon ziehen. Nehme Jtfferson Davis, sein Kabinet und sein Kongreß, den Waffenstillstand und die Convention an, so würde der Nor- Nn an erster Stelle doch noch immer die Blokade aufrecht halten Und ebenso die dem Feinde entrissenen Pläye und Forts behaupten, und bleibe die Convention resultatlos, so könne man den Krieg mit allen Vortheilen, über die man jetzt gebiete, und wahrscheinlich mit

noch größeren, wieder aufnehmen. Doch dürfe man fast darauf bauen, daß die Repräsentanten der rebellischen Staaten mit denen der loyalen Staaten zu einer freundschaftlihen Berathung zusammen- tretend und der despotishen Autorität Jefferson Davis enthoben, von der Suspension des Krieges so entzücckt sein würden, daß sie in der Abschließung eines Friedensvertrages und der Wiederherstellung der Union auf keine sonderlihen Schwierigkeiten stoßen würden. Es sei vorauszusehen, daß Jefferson Davis die Convention ver- werfe oder den Waffenstillstand nur unter widersinnigen Stipula- tionen südstaatliher Unabhängigkeit annehmen wolle; doch zwinge man ihn durch jene Anerbietungen wenigstens, si vollständig zu demasfiren, und wenn er sich weigere, auf Friedens- vorschläge anders zu hören, als auf der Basis einer südstaatlihen Conföderation, so würden alle Zweifel, alle Spaltungen und Un- einigfeiten unter dem Volke der loyalen Staaten verschwinden. Die Copperdhead - Friedenspartei werde entwaffnet und zur An- stiftung ferneren Unheils ohnmächtig dastehen, der Norden werde einig sein, und im Süden müßten Zwistigkeiten und Parteikämpfe ausbrechen. Wenn wir nun zusehen, was die bedeutenderen Ver- treter der südstaatlichen Presse zu der Friedensfrage zu sagen haben, so finden wir allerdings mit einer fast überrashend gemäßigten und versöhnlichen Sprache die Sehnsucht nach der Beendigung des s{hreck- lichen Krieges ausgedrückt, doch daneben Bedingungen aufgestellt, welche das Zustandekommen eines Waffenstillstands mehr als problematisch machen. So äußert sich der Richmonder »Examiner«: »Ein Waffen- stillsiand is nicht das einzige Erforderniß, sondern dazu eine formelle Verzichtleistung auf jedes Recht oder jeden Vorwand gegen diese Staaten einen Zwang auszuüben, und selbstverständlich die völlige Zurückziehung aller Land- und Seetruppen, welche irgend einen Theil unseres Bodens ofkkupiren oder einen unscrer Häfen blokiren. Wenn das geschehen, wird der Norden erst in der Lage sein uns einen Vorschlag betreffs der Wiederherstellung der Union oder einer Staaten - Convention zur Berathung vorzulegen. Man darf wohl annehmen, daß ein solcher Vorschlag dann Berü- sichtigung finden würde. Einstweilen kann man freilich über das Resultat dieser Berücksichtigung kaum eine Hypoihese aufstellen j doch kurz , unsere Brüder im Norden mögen uns versuchen. Mit einem solchen Wechsel in den obwaltenden Beziehungen würde un- zweifelhast auch ein großer Wechsel in den Gesinnungen vor si gehen.« Ein anderes Richmonder Blatt, »the Sentinel« , drückt seinen Wunsch und seine Bereitwilligkeit sür Friedensverhandlungen stärker und unbedingter aus und eifert dabei gegen die extreme Par- tei, welche zwar Frieden haben zu wollen behaupte , aber allein gegen das Zugeständniß, daß es ihnen vor Eröffnung der Unter- handlungen anheimstehe, alle Bedingungen vorzuschreiben. Diese Partei sei um nichts besser als Lincoln selbst.

18. August. Dem amtlichen Berichte des Admirals Farra- gut vom 5. d. M. über die Operationen bei Mobile zufolge , hatte sein aus 16 hölzernen und 2 Panzerschisfen - bestehendes Geschwader das Feuer des Forts Morgan zum Schweigen gebracht und die Ein- fahrt in den Hafen erzwungen. Nur das Panzerschiff » Tecumseh« ward durch eine unterseeische Höllenmaschine zerstört und versank fast mit allen an Bord befindlichen Personen. Sodann begann die Ver- nichtung der Flotille der Konföderirten. Das südländishe Schiff » Tennessee« wehrte sich anderthalb Stunden lang mit großem Helden- muthe und ergab sich erst, als sein Steuerruder lahmgelegt worden war. Die Unionsschiffe »Hartford« und »Onecida« wurden kampf- unfähig gemacht und das Schiff »Philippe« verbrannte während des Kampfes.

Die offizielle, telegraphisch fo eben erwähnte Depesche des Admirals Farragut an das Marine-Ministerium in Bezug auf die Operationen in der Bai von Mobile lautet:

…_ Flaggenschiff »Hartford« , Mobile Bai, 5. August.

Sir! Jch habe die Ehre, zu berichten, daß ich heute Vormittag in Mo- bile Bai einlief, zwischen den Forts Morgan und Gaines durchging und den Rebellenwidder »Tennessee« und die seindlihen Kanonenboote »Selma4s, »Morgan« und »Gaines« antraf. Der angreifende Theil der Flotte sehte sich um 5 Uhr 45 Min. Morgens in folgender Ordnung in Bewegung: Die »Brooklyn« mit dem »Octorora« zur Seite, »Hartford« mit »Metacomet«» »Richmond« mit »Port Royal«, »yLackawanna« mit ySeminole«, »Monon- gahela« mit » Tecumseh«, »Ossippee« mit »Jtasco» und »Oneida« mit »Ga- lena«. An der Steuerbordseite befand sich die Position des »Monitors«, Es blies ein leichter Wind aus Südwesten, der Himmel war bewölkt, mit wenig Sonnenschein. Fort Morgan feuerte auf uns um 10 Min. nach 7 Uhr und bald nachher entspann sich ein lebhafter Kampf. Als wir den Haupt- chiffskanal hinauffuhren, ergaben sich an der Spiße Schwierigkeiten, und die »Hartford« ging der »yBrooklyn« voraus. Vierzig Minuten nach 7 Uhr lief der Dampfer »Tecumseh« auf einen Torpedo und versank, indem er sehr hnell unterging und mit Ausnahme des Lootsen und 8 oder 10 Mann, alle Offiziere und die ganze Mannschaft mit sich in die Tiefe riß. Der Rest wurde durch ein Boot gerettet, das ich vom »Metacomet«, der gerade an der Seite meines Schiffes lag, absendete. Die »Hartford« war an den Forts um 6 Uhr vorbeigefahren, und da ih mich von den Kanonenbooten der Rebellen beschossen sah, beorderte ich das Kanonentoot »yMetacomet«, auf die Verfolgung derselben auszugehen, und es gelang demselben, eines dieser Ka- nonenboote, nämlich die» Selma«, zu erobern. Um halb 9 Uhr hatten alle Schiffe die Forts passirt und der Rebellenwidder befand sich noch immer dem Anscheine nach unverleßt in unserem Rücken, Der Flotte wurde auf ein Mal das-