1864 / 207 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Haltungen si befinden, welche ein Jahres-Einkommen von mehr als 3000 Tblr. haben und unter lehteren nur 2 mit einem Einfommen

von über 10,000 Thlr., von denen einer es bis zu 17,000 Thlr.

gebracht hat, so ergiebt sich, daß in hiesiger Stadt zwar kein Reich-

thum, wohl aber eine durchgängige Wohlhabenheit sih findet. (Wes. Ztg.)

Mecklenburg. Schwerin, 1. September, Jhré König- lichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin Anna nebst den hochfürstlichen Kindern werden heute Nachmittag von Wismar, Neukloster und Warin vermittelst Extrazuges von Blankenberg auf hiesigem Bahnhofe eintreffen, um sich zu einem längeren Aufenthalte nah Ludwigslust zu begeben, wohin auch Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin-Mutter, Höchst- welche bereits gestern Nachmittag 35 Uhr von Doberan hierher zurückehrte, morgen gleichfalls reisen wird. (Meckl. Ztg.)

Holstein. Kiel, 1. September. Dem gestern von den Honoratioren der Stadt Kiel gegebenen Bankette wohnten der höchst- kommandirende General der alliirten Armee Prinz Friedri ch Karl und viele Offiziere bei. Toaste wurden ausgebracht auf Se. Majestät den König von Preußen, den Herzog Friedrich, die preußische Flotte, das preußische Heer, die österreichische Flotte und das österreichische Heer.

Altona, 31. August. Die Grenzregulirungs-Kommission wird sih dieser Tage an die Grenze Jütlands und Schleêwigs begeben. Oésterreich stellt zu dieser Kommission den Oberstlieutenant Schön- feld, Preußen den Obersten Thile, Dänemark den Obersten Kauff- mann. Der Leßtere, früher Oberamtmann von Kiel, Bordesholm, Kronshagen 2c. und Kurator der Universität, befindet sih bekanntlich zur Zeit als dänischer Friedensunterhändler in Wien. (A. N.)

Sachsen. Leipzig, 1. September. Gestern Abend 95 Uhr traf der Kronprinz von Sachsen mit Gemahlin von Dresden

hier ein und reiste Nachts 12 Uhr auf der westlichen Staatseisenbahn |

weiter nach der Schweiz. (D. A. Ztg.)

Baden. Karlsruhe, 31. August. Der »Karlsr. Ztg. « wird gemeldet; daß Se. Majestät der König von Preußen die Insel Mainau heute Nachmittag verlassen und mit dem Zug um 3 Uhr 40 Minuten von Konstanz die Reise nah Baden fort- geseht hat. Allerhöchstderselbe wird in Freiburg übernachten und hat sih jeden feierlichen Empfang verbeten.

Schweiz. Bern, 30. August. Aus dem lehten Berichte der eidgenössishen Kommissare an den Bundesrath , betreffend den Genfer Tumult , ergiebt sich, daß die Jndependenten dem YZeug- hause bei dem Stadthause circa 400 Gewehre und die Radikalen dem Zeughause du grand Prè în der Vorstadt St. Gervais eine gleiche Anzahl und außerdem noch 6 Kanonen entnommen. Von beiden Parteien stehen von jeder noch circa 150 Gewehre aus; die Kommissare haben jeßt als leßten Termin für ihre Ablieferung den 31. August festgeseßt , nah welchem ein Jeder , der noch im Besitze eines solchen Gewehrs gefunden wird, der geseßlichen Strafe verfällt. Ferner erfährt man, daß James Fazy sofort nach der Verhaftung John Perier’s am Samstag eine Unterredung mit dem Bundes- rathe Herrn Fornerod verlangt hat, welche, da cine solche dem Gegen- kandidaten James Fazy's, Herrn A. Chenevière, gewährt worden war, nicht verweigert werden konnte. Jn seiner leßten Sißung be- {loß der Bundesrath, bei Oesterreih und dem Königreiche Sachsen gegen das Abschieben der in diesen Staaten sich aufhaltenden pol- nischen Flüchtlinge nah der Schweiz Protest zu erheben. Laut Be- riht an das eidgenössische Justiz- und Polizei - Departement sollen circa 2000 solcher Flüchtlinge nach der Schweiz wieder im Anzuge sein. (Köln. Ztg.)

31. August. Heute ist in Genf der Staatsraths - Präsident Fontanel verhaftet worden und stehen noch andere Verhaftungen bedeutender Persönlichkeiten bevor. Die Stadt ist in Folge dessen in großer Aufregung. Die Kommissäre haben ein Bataillon Infanterie und Dragoner zur Verstärkung verlangt und der Bundesrath hat diesem Verlangen entsprochen.

Belgien. Brüssel, 31. August. Die Kammer hat ihre Arbeiten houte wieder aufgenommen, doch waren die bei dem Konzil in Mecheln beschäftigten Klerikalen größtentheils abwesend. Bei dem Beginne der Sizung interpellirte ein luxemburger Abgeordneter den Justiz-Minister über die am 11. August in verschiedenen - Ortschaften der Provinz Luxemburg Seitens der Klerikalen begangenen Exzesse. Der Justiz - Minister erwiederte , daß die Regierung Angesichts der über jene Vorgänge eingeleiteten gerichtlihen Untersuchung augenblicklich keine weiteren Aufklärungen ertheilen könne. Er fügte jedoch hinzu, es werde {hon im Beginne der näch- sten ordentlichen Session ein Geseh eingebraht werden , wel- ches für die Zukunft die Freiheit und ' Aufrichtigkeit der Wahlen fiher stellen - solle. Die Kammer genehmigte alsdann ohne erhebliche Debatte und mit Einstimmigkeit das auf 27,900,645 Fr. sich belaufende Bauten-Budget und eine Reihe anderer Kre-

dite. In Mecheln wird seit drei Tagen der katholische Kongreß gehalten, an welchem diesmal von auswärtigen Notabilitäten ny der Bischof Dupanloup sch betheiligt hat. Für die Presse j; die Notiz interessant, daß man beschlossen hat, künftighin einen Jahres-Kongreß für die fatholishe Publizistik zu halten und auße, dem einen allgemeinen, nur für die kfirchlihen Blätter fungirenden Telegraphendienst einzurichten. Am 5. September wird zu Maaseyk in Gegenwart der Königlichen Familie das Doppel-Stand. bild der Brüder Van Eyck enthüllt werden, welches den au qgl[z Graveur berühmten Bildhauer Leopold Wiener, einen unserer Lands. leute, zum Autor hat. (Köln. Ztg.)

Großbritannien uud Jrland. London, 31. August Während der dreistündigen Unterbrechung ihrer Reise in Perth war Ihre Majestät die Königin bei der Enthüllung einer Statue ihres verstorbenen Gemahls zugegen. Die Stadt prangte in festlichem Schmuckej; die Straßen und der North-Tnch-Plaß, der Standort des Denkmals, waren von Zuschauern dicht gefüllt. Nach Beendigung der Ceremonie spra die Königin ihre vollste Zufriedenheit mit dem Kunstwerke aus und erhob Herrn Roß, den Lord-Provost der Stadt in den Ritterstand. Um halb fünf Uhr gestern Abend kam die Königin nebst ihren Gästen, dem Herzog und der Herzogin von Sachsen-Koburg, in Balmoral an.

Frankreich. Paris, 31. August, Die mexikanischen Nachrichten , welche der »Moniteur«" heute veröffentlicht, gehen aus Mexiko bis zum 28. Juli und aus Vera-Craz bis zum 1. August, Die Expeditionen gegen Monterey, dem Sitze des Juarez, sind imme noch nicht in Ausführung, sondern blos »in Vorbereitung«. Die Unterwerfung Uraga's dagegen scheint außer Zweifel , da der »Moniteur« meldet , dieser General werde in wenigen Tagen in Mexiko erwariet, um sich dem Kaiser vorzustellen. Jn Durango

geht es leidlich, da die Juaristen den größten Theil des Staates ge

räumt haben. Zu der Expedition gegen Matamoras soll das Golf-Geschwader herangezogen werden, um Truppen ans rechte Ufer des Rio Bravo zu werfen , sobald die Expedition zu Lande die Stadt in Sicht hat. Der Gesundheitszustand der französischen Truppen ist »so gut, wie möglih« , in Vera - Cruz »geht es täglich besser«, die Eisenbahnarbeiten »dauern troß der bösen Jahreszeit fort« , und man hofft , bis Mitte Oktober aus Passo del Macho vorzurüen, Ueber den Gang der inneren Umgestaltung heißt es in einer älteren Korrespondenz des »Moniteur« vom 23. Juli , daß die Militair- Kommission unter General Bazaine am Uüten ihre erste Sihung hielt und Antrags - Abtheilungen ernannte. besondere Kommission die Aufgabe, die wahre Stellung der Gene- rale und höheren Offiziere der National-Armee zu prüfen und Vor- {läge zu machen. Diese Angelegenheit ist sehr delikater Natur, da bekanntlich Stellenjägerei und Anmaßung die Grundgebrechen der Creolen und eine Fauptquelle der vielen jähen Mili- tair-Revolutionen von je her in Mexiko wie in allen alt und neuspanischen Staaten gewesen sind. Der Kaiser hat dekretirt daß überall, wo Aufstände und Räubereien fortdauern, das franzó- sische Standrecht in Kraft bleiben solle. Um den Offizieren und Be- hörden ihre Arbeit zu erleichtern, hat der Justiz-Minister eine spa- nische Uebersezung des französischen Militair-Strafgesezbuches veran- stalten und vertheilen lassen. Am 15. Juli hielt der Finanz-Aus- {uß seine erste Sitzung unter dem Staatsminister Velasquez de Leon ; derselbe soll einen neuen Finanzplan ausarbeiten, und deshalb wurde er aus eingebornen und ausländischen Notabilitäten des Grundbesiges, des Minenbetriebes, der Jndustrie und des Handels zusammengeseßt. Am 1. August findet eine Sißung statt, woran außer den in der Hauptstadt wohnhaften Mitgliedern auch die aus den Departements Theil nehmen werden. Beiläufig sei hier bemerkt, daß aus den früheren Staaten der mexikanischen Union Departements nah französishem Muster gebildet wer den y doch diese Eintheilung noch unfertig ist und daher in den Be rihten oft s{hwankt. Um die vielen Arbeiten zu beschleunigen, hat der Kaiser die für Mexiko unerhörte Weisung ertheilt, daß in den Bureaux der verschiedenen Ministerien auch an Sonntaget von 9 Uhr Morgens an gearbeitet werden muß. Auch hat der Kaiser die Zahl. der Feste, wo die öffentlichen Verwaltungsstellen den ganzen Tag geschlossen bleiben, auf sieben beschränkt. Und hierbei geht der Kaiser mit gutem Beispiele voran, indem er jeden Sonntag öffentliche Audienzen ertheilt, wo Jeder ohne Ansehen der Person Und des Ranges ihm Beschwerden vortragen oder Vorschläge zum Besten des Landes machen kann. Die Kaiserin hat das Unterrichtswesen für junge Mädchen sich zur besonderen Pflege genommen und is häufig in den Anstalten persönlich an- wesend. Handel und Jndustrie sind im Aufshwunge; Ausländer treffen immer zahlreicher ein. Jn der Münze von Guanajuato wurden bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 13 Mill. Francs geschlagen. f

Dem »Moniteur« wird aus Saigun geschrieben, daß der Fregatten - Capitain Aubaret, der einer diplomatishen Mission am Hofe von Hue sich zu entledigen habe, am 14. Juni an der Mündung des Flusses Hue angekommen und mit allen militair!- hen Ehren empfangen worden is, Früher war das Befahrel

Unter diesen hat cine

| Marseille gemeldet:

| derten Tscherkessen herrscht eine furchtbare Sterblichkeit. «

| eine Amnestie für politische

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dieses Flusses den Europäern streng untersagt ; Admiral Bonard selber durfte vérflossenes Jahr nur während der Nacht auf dem- lben reisen, um die Festungswerke, welche ihn vertheidigen y nicht jeobachten zu können. Capitain Aubaret durfte jedoch am hellen Tage den geheimnißvollen Fluß befahren bis zur Hauptstadt selbst wo ihn Phan - Than - Gian, der erste der im vergangenen Jahre nah Pari: geshickten Gesandten, in Begleitung anderer, gleich vornehmer Mandarinen empfing. Am folgenden Tage wurde Capitain Aubaret in feierliher Audienz am Hofe empfangen. Zum esten Male ließ man die strenge Etiquette fallen, welche den Unter- jhanen und mehr noch den Fremden den Anblick des Herrschers ver- wehrt. Gewöhnlih bleiben die zu Empfangenden in hinreichender Entfernung von dem Könige stehen, um weder seine Stimme hören noch scine Züge erschauen zu fönnen. Capitain Aubaret wurde aber mter dem üblichen Ceremoniell bis zu dem Monarchen geführt und richtete in cinesischer Sprache eine Anrede an ihn, in welcher er ihm jurz den Zweck seiner Mission auseinanderseßte. Hierauf ließ man ihn bis hart an den Thron herantreten, um sich mit Seiner Majestät auf Dero Wunsch privatim zu unterhalten. Das Gesicht Tu Duc's wird als ansprehend geschildert. Er trägt keinen Bart ind hat eine mattweißliche Gesichtsfarbe. Er unterhielt sih länger als eine Stunde mit Herrn Aubaret. Gleich den Ministern Rouher und Rouland hat auch der Austiz- Minister Baroche bei einem Festessen des Generalrathes der Seine- Oise sich für die Umgestaltung der Generalräthe in liberalem Sinne ausgesprochen. Die »France« betont dies mit dem Zusahe, daß bei den höchsten Räthen der Krone Einstimmigkeit für den Fort- hritt herrsche, und die reactionairen Bestrebungen, welche das Kaiser- thum zur Unbeweglichkeit verdammen möchten, bei dem Kaiser nicht vorwiegend seien, daß im Gegentheil der Souverain entschlossen sei; das Reich auf der Basis der Befriedigung aller gerechten Wünsche der öffentlichen Meinung zu befestigen. - 1. September. Mit dem Dampfaviso »Activ«, der Tunis am 27. August verließ, is in Toulon die Nachricht eingetroffen, daß in Folge der Hartnäckigkeit des Kasnadars, zurücfzutreten, die Admi- rale der im Hafen von Goulette anwesenden europäischen Geschwa-

der den türkischen Kommissar aufgefordert haben, abzureisen, da dessen

Anwesenheit bei der Beilegung der tunesischen Wirren als Hinderniß erachtet wurde. Spanien. ; Eine Anzahl der in Cadix, Valencia und Blätter ertheilt der Regierung den Rath,

Aus Madrid, 31. August, wird telegraphirt : Barcelona erscheinenden Festungswerke auf den

Chincha - Inseln anzulegen, und beansprucht diese Jnseln als recht- mäßiges Eigenthum der spanischen Krone.«

Aus Konstantinopel, 24. August, wird Über »Q1wei Anleihen sind abgeschlossen worden, die ine mit dem Bankhause Hope, die andere, im Betrage von 175,000 Pfd. St., mit einem fonstantinopeler Hause, Diese An- [iben sind dazu bestimmt, die Zinsen der englischen Schuld zu be- ablen. In Smyrna is Alles wieder ruhig. Unter den eingewan-

Türkei.

Bucharest, 21. August. Wie bereits gemeldet, hat Fürst Kusa : t j Vergehen aller Art dekretirt. Dieselbe

Rumänen, unter denen Fürst Soußos und

Balsch, die hervorragendsten sind, so wie auch den Fremden zu Gute fommen, lehteren aber nur unter der Bedingung, daß sie das rumà- nische Gebiet sofort verlassen. Vorgestern hat nun der Minister-Prâäsi- dent an sämintliche Bezirks-Präfekten ein Rundschreiben ergehen lassen, um die Austreibung der Fremden, die bereits 1m vollen Zuge ist, zu rechtfertigen. Es heißt darin, daß, da Rumänien ein freies Land si und als \solches Gastfreundschaft übe, jedem Fremden Schuy ge- währt werden solle, der die Geseze des Landes und der Gastfreund-

haft respektire. Aber gea E fann jedoch keineswegs der Fall sein mit jenen Fremden,

welche zu uns kommen, um si entweder in unsere inneren Angelegen- heiten hineinzumischen und mit den heimischen Feinden der Ordnung zu ver- binden, oder um Verschwörungen anzuzetteln und Expeditionen zu organi- siren gegen die Nachbarstaaten , welche gleichzeitig die garantirenden Mächte unserer Nationalität und politischen Existenz bilden. Die Regierung hatte Kenntniß erlangt, daß vom Auslande aus eine Expedition gegen die Nach- barstaaten vorbereitet werde , welche durch mehrere Mitglieder und Agen- ten der ausländischen revolutionairen Comités von unserem Territorium aus ins Werk geseht werden sollte. Zu diesem Behufe war Herr Gustav Ftigias ins Land gekommen, welcher von Mazzini und den übrigen Häup- tern der ausländischen Actions-Parteien mit Jnstructionen, Proclamationen und Empfehlungen an unsere heimischen Revolutionaire von Profession aus- gestattet war. Dieser gefährliche Emissär wußte sih unter verschiedenen fal- hen Namen zu verbergen und durch längere Zeit in den Distrikten unseres Landes, namentli der Moldau, unangefochten aufzuhalten. Schließlich wurde er jedoch in Bucharest verhaftet, und sowohl bei ihm selbst, als bei einigen seiner Affiliirten der ganze Operationsplan entdeckt, welcher nichts Geringeres bezweckte, als auf dem rumänischen Gebiete eine zweifache bewaffnete Expe- dition gegen die Nachbarstaaten zu organisiren. Jm Besihe des Operations- planes und demgemäß im Stande, ihn zu vereiteln, hielten wir es für über- flüssig, mit strengen Strafmaßnahmen gegen diejenigen einzuschreiten, welche unsere Neutralität zu kompromittiren strebten. Wir erachteten es lediglich für unsere Pflicht, solche Anstalten für die Zukunft zu treffen, daß Niemand

sollte den eingeborenen

auch nur daran solle denken können, aus unserem Lande einen uer militairischer Operationen gegen die Nachbarstaaten zu machen. Demgemä hat die Regierung die Austreibung aller der Personen beschlossen, welche sich unter Mißbrauch der ihnen gewährten Gastfreundschaft vorbereiteten, unsere Neutralität, die Basis unserer politischen Existenz, zu fompromittiren, und uns so Gutes mit Bösem zu vergelten. Wir befinden uns inmitten unserer inneren Reorganisation ; mehr denn sonst bedürfen wir des Friedens im Jn- nern wie nach außen, und des Vertrauens und Wohlwollens unserer Nach- barn. Wir müssen demnach die Ordnung und die Neutralität um jeden Preis aufrecht zu erhalten bestrebt sein.

Dánemark. Kopenhagen, 1. September. Jn der gestri- gen Mittagssizung des Folkething wurden die Anträge der Abge- ordneten Viborg und Birkedahl, welche verlangen, daß der ehemalige Kriegsminister Lundbye sowie General de Meza vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen, mit 54 gegen 9 und resp. 49 gegen 18 Stimmen verworfen. Die amendirten Anträge des zur Untersuchung der Kriegführung niedergeseßten Ausschusses wur- den angenommen. ;

In der gestrigen Nachtsizung wurden nach heftiger Debatte die Anträge des politishen Ausschusses angenommen. Heute soll die Session des Reichsraths geschlossen werden.

Großfürst Nikolaus von Rußland isst hier angekommen und bei dem russischen Gesandten abgestiegen.

Amerika. New - York, 20. August. Den per »Hibernian« übermittelten Nachrichten ist kaum etwas neues hinzuzufügen. Das Gefecht bei Graysville, achtzehn Meilen von Chattanooga, fand am 16. statt und zwar zwischen General Steadman und dem fon- föderirten General Wheeler. Steadman ward verwundet. Das Resultat des Zusammensioßes is nicht bekannt. Von Chattanooga zist eine Truppenabtheilung abgesandt worden, um die Konföderirten aus Cleveland, Tennessee, zu dislociren. Die Generale Blunt und Sherry organisiren eine bedeutende Streitmacht, um den immer häufiger und gefährlicher werdenden Streifzügen der Indianer in Kansas ein Ende zu machen. Die in Syracuse zusammen- getretene demokratische Friedensconvention hat beschlossen, den von der Chicago-Convention aufzustellenden Kandidaten nur in dem Falle zu unterstüßen, wenn es ein Friedensmann sein würde. Die Bersammlung, hauptsächlich geleitet von Vallandigham und Fernando Wood, nahm ferner Resolutionen zu Gunsten eines Wasffenstillstandes und einer allgemeinen Staatenconvention an.

Der Times - Korrespondent in Nord-Amerika, dessen erstes Schreiben aus Niagara wir erwähnt haben, meldet vom 15. August über den Fortgang der Friedensbestrebungen: l

Die Opposition gegen Mr. Lincoln's Wiedererwählung wird täglih stärker. Selbst das große M'Clellan-Meeting in New-York war mehr eine Kundgebung gegen Lincoln als für M'Clellan. Der General is noch immer ein »Kriegsdemokrat«, während die Masse der Demokratie dem Frieden nicht einfa entgegen treibk, sondern entgegen stürzt. New-York ist immer einflußreich, aber in dem heran- nahenden Kampfe, wird es nicht allmächtig sein j die westlichen und nordwestlihen Staaten , die alle Last des Krieges getragen und nichts von seinen Gewinnsten gehabt haben , sind ent- \{lossen, entweder einen Wechsel in der Politik oder in der Person des Präsidenten und Vice - Präsidenten durhzusezen. Hierher strömt täglih eine Anzahl der leitenden Staatsmänner und Politiker der nordwestlichen Staaten, um mit den drei oder vier sÜd- lichen Sendlingen , die in dem Vertrauen des Präsidenten Davis stehen und sih auf einige Zeit in Canada niedergelassen haben, Rath zu halten. Mr. Dean Richmond, der, wie früher bemerkt wor- den, auf Grundlage des Chicago-Konvents als Präsidentur-Kandidat aufgestellt werden fann, zaudert noch die Stellung anzunehmen, ob- wohl er sie nicht förmlich abgelehnt hat. Das M’'Clel- lan - Meeting hat an der Sachlage nichts geändert ; denn New - York kann seinen Willen nicht gegen den Nordwesten geltend machen. M'Clellan's Freunde haben gedroht; ihn, wenn der Chicago-Konvent ihn nicht zum Kandidaten ernennen sollte, dur das Volk ernennen zu lassen. Aber, da ein solches Ver- gehen eine s{hreckliche Spaltung in die demokratische Partei bringen würde, so ist es wahrscheinlich, daß M'Clellan die Chicago-Platform (das Programm von Chicago) annehmen wird. Die dritte Beschluß- fassung des Chicago-Konvents sagt der Korrespondent hat er- klärt , daß die endgültige Erwählung »auf einen der großen Sol- daten fallen müsse «, die sich als Vertheidiger der Prinzipien des Konvents hervorgethan haben. Mittlerweile thun die militairischen Agen- ten der Regierung im Nordwesten ihr Möglichstes, um alle hervorragenden Individuen , die als Gegner der Kandidatur Lincolns und als Freunde einer friedlichen Verständigung [mit dem Süden bekannt find, zu entfernen. Jn Kentucky namentli haben die zwei Brigade- Generale Paine und Burbridge eine vollständige Schreckens- regierung eingeführt. Unter dem Vorwande L Guerilla's beherbergt, dem Feinde Beistand und Unterstühung geliehen zu haben, oder unter der vagern Beschuldigung, mit dem Süden zu \sympathisiren, werden Hunderte der wohlhabendsten Leute in Kentucky von Haus

und Geschäft fortgetrieben.