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42 und 2 Uhr Mittags, bei dem Herrn Seminar-Direktor Thilo,
Oranienburgerstraße Nr. 29, persönlich zu melden. Die Theilnahme erfolgt unentgeltlich. Berlin, den 20. September 1864. : Königliches Provinzial-Schul-Kollegium. Reichenau.
Bekanntmachung.
Der Ferienordnung gemäß beginnt das Wintersemester 1864/5 am 15. Oktober cer.
Die Tmmatriculationen erfolgen am :
15., 18., 20. und 25. Oktober 1864, Nachmittags 3 Uhr, im Universitäts-Gerichtszimmer. ' :
Die M esibriflömübigen Erfordernisse dazu sind für Inländer und An- gehörige der deutschen Bundesstaaten Sch ulzeugnis\ ey und sollte das Studium unterbrochen sein, auch Führungsatteste über die Zwischen- zeit; für Ausländer: Pässe oder sonstige Legitimationspapiere. :
Jeder, welcher bereits Universitäten besucht hat, muß Abgangszeugnisse von denselben vorlegen.
Halle, den 20. September 1864. i
Der Rektor der Ane can Friedrichs-Universität. . Heine.
Nichtamtliches.
Preußen. Potsdam, 25. September. Se. Majestät der König begaben sich gestern früh mit Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland vom Stadtshloß Potsdam aus zu Wagen nach Bliesen- dorf, stiegen daselbs zu Pferde, begrüßten die nah der Ordre de bataille aufgestellten Truppen des Garde-Corps und der 7. Division und wohnten dem darauf folgenden Corps - Manöver, welches von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Württemberg kom- mandirt wurde, bei. Vom Manöverterrain begaben sih die Aller- höchsten und Höchsten Herrschaften zu Wagen nah Gr, Kreuß und von hier aus mittelst Ertrazuges nah Potsdam zurü, woselbst die Ankunft nah zwei Uhr erfolgte. i
Um 3 Uhr fand ein Dejeuner en famille statt, an dem Se. Majestät der Kaiser, der Großfürst Thronfolger, die anwesenden Kö- niglichen Prinzen und Prinzessinnen und der Großherzog von Meck- [enburg-Schwerin Theil nahmen. Um 4 Uhr begleiteten Se. Majestät der König in der Uniform Allerhöchstihres russishen Regiments Se.
Majestät den Kaiser bis auf den Bahnhof, worauf die Abreise mit-
telst Extrazuges erfolgte. Um 5 Uhr fand größere Tafel im Mar- morsaale im Stadtschlosse statt, zu der die anwesenden fremdherr- lihen Offiziere geladen waren. Um 8 Uhr des Abends begaben si Se. Majestät der König nah Schloß Babelsberg. Auf dem Wege dorthin musterten Se. Majestät die so eben nah anstrengendem Marsch vom Manöver wieder einrückende Leib-Compagnie des 1. Garde-Re- giments zu Fuß. j l — %6. September. Se. Majestät der König nahmen gestern militairische Meldungen, darunter die Sr. Hoheit des Her- zogs Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, auf Schloß Babelsberg entgegen, begaben sich dann zum Familiendiner nach Schloß Glie- nicke und machten Nachmittags einen Besuch im Neuen Palais. Zum Thee begaben sich Allerhöchstdieselben wieder nah Glienie.
— 25. September. Se. Königliche Hoheit der Kron- “prinz wohnte gestern früh dem Corps-Manöver bei, begab sich dann in das Stadtshloß und bei der Abreise Sr. Majestät des Kaisers von Rußland auf den Bahnhof.
Stettin, 24. September. Na einer Mittheilung der König- lichen Marine-Jntendantur, so berichtet die »Osts.-Ztg.«, ist die Ver- theilung der vom hiesigen Flotten - Comité an die Mannschaft des Königlichen Kanonenboots »Bliyÿ« Überwiesenen Summe von 1000 Thlrn. nach Anordnung des Oberkommandos der Marine in der Weise erfolgt, daß den Gemeinen ein Mannestheil, den Unter- offizieren zwei Mannestheile ausgezablt sind.
Bonn, 23. September. Der General - Feldmarschall Graf v. Wrangel is gestern in unserer benachbarten Wasser - Heilanstalt *Godesberg« eingetroffen. (Köln. Ztg.)
Bremen. Bremerhaven, 23. September. Die »Weser Z.« enthält folgende Mittheilung : »eine heute Morgen aus Wien ange- langte Depesche beruft die größeren Schiffe des österreichischen Nord- Feegeschwaders zurück. Contreadmiral Tegetthof wurde gleichzeitig ‘nah Wien berufen und isst bereits dahin abgereist, Der »Schwarzen- berg« erhielt Ordre, si segelfertig zu machen. « útland. Aarhuus, 24. September. Zufolge Gouverne- mentsbefehl geht die preußische Occupations-Armee, circa 30,000 Mann, in die Winterquartiere in den östlihen Städten Jütlands von Friedrichshafen bis Horsens.
Sachsen. Weimar, 25. September. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog Carl August hat von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland den St. Andreas-Orden empfangen. (Weim. Ztg.)
Eisenach, 24. September. Jhre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Paris sind von Wilhelmsthal wieder
„abgereist, (L. Ztg.)
Anhalt. ODessau, 22. September. Se. Hoheit der Herzog ist heute nach Ballenstedt im Harze abgereist, wo die Erbprinzlichen Herrschaften bereits seit Anfang dieses Monats verweilen. Zum 1. Oktober, wo der 70, Geburtstag Sr. Hoheit des Herzogs hier besonders festlich begangen werden soll, werden die höchsten Herr- shasten wieder hierher zurückehren. Se. Hoheit der Herzog wird bei seiner Anwesenheit im Harze nohmals die alte Stiftsfkirche in Gernrode besuchen, die unter Oberleitung des Geh. Raths von Quast wieder hergestellt wird; es is ein dankenswerthes Unternehmen, dieses mitälteste chöne Denkmal hristliher Baukünst in Deutschland der Nachwelt zu erhalten. (L. Ztg.)
Fraukfurt a. M., 24. September. Der Senat hat in seiner gestrigen Sizung beschlossen, die Bürgerschaft am 3. und 4. Oktober über die Frage der Gleichstellung der Bürger israelitishen Religionsbekenntnisses und der Bürger der Landgemeinden mit den christlihen Bürgern der Stadt öffentlich mit Ja und Nein abstimmen zu lassen. (Fr. P. Z.)
Nafau. Wiesbaden, 23. September. Der Herzog stattete gestern der Kaiserin Eugenie in Bad Schwalbah abermals einen Besuch ab und verfügte sich von dort aus Nachmittags wiederum auf das Jagdschloß Platte. Soeben trifft nun die telegraphische Nachricht hier ein, daß die Kaiserin heute Nachmittag dem Herzog einen Gegenbesuh auf dem Jagdschlosse Platte abstatten will. Die hohe Frau wird sich von Schwalbach direkt mit eigenen Pferden dorthin begeben. (Nass. Ldsz.)
Bayern. München, 23. September. Von den beiden Bevollmächtigten Württembergs ist der eine, Ober-Finanzrath von Geßler, bereits heute Morgen nach Stuttgart zurügereist, während der Geheime Legations-Rath Graf von Zeppelin auch heute noch mit Freiherrn von Schrenck verkehrte und wahrscheinlich morgen sih nach Stuttgart zurückbegiebt. — Wie es heißt, würde sich der König- liche Ministerialrath von Meixner, der bisherige Bevollmächtigte Bayerns bei den Zollverhandlungen , schon in nächster Zeit wieder nach Berlin- begeben. (N. C.)
— 24. September. Wie die »Bayer. Ztg.« aus sicherer Quelle vernimmt, werden dieser Tage die neuernannten Königlichen Staats- minister von Koh und Bomhard auf Einladung Sr. Majestät des Königs nach Hohenschwangau kommen, indem Se. Majestät die beiden neuernannten Räthe der Krone noch vor dem Ofktoberfeste persönli näher kennen zu lernen und mit denselben die wichtigsten Fragen ihrer Ressorts zu besprechen gedenken.
Oesterreich. Wien, 25. September. Der am hiesigen Kaiserlichen Hoflager neu ernannte Kaiserlih russische außerordent- lihe Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf Stackelberg hat die Ehre gehabt, am 23. September Sr. K. K. Apostolischen Majestät sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. (Wien. Ztg.)
Schweiz. Bern, 24. September. Der Nationalrath hat dem Handelsvertrage zwischen der Schweiz und Frankreich mit 96 gegen 20 Stimmen seine Zustimmung ertheilt.
Belgien. Brüssel, 23. September. Kanonendonner und Glockengeläute haben heute früh den Beginn der Septemberfeste verkündigt. — Heute Abend findet ein Meeting in Sachen der mexi- kanischen Kaiserin - Garde statt. Die Agitation gegen die Ausfuhr der belgischen Landeskinder nach Mexiko hat sih seit der Kammer- Debatte eher gesteigert , als verringert. — Eine so eben erschienene Broschüre des hiesigen Advokaten van den Kerckhove denunzirt den General Chapelié, welcher die Werbungen leitet, direkt beim General- Prokurator auf Grund des Art. 92 des Strafgeseßbuches (Vergehun- gen gegen das Landeswohl). (Köln. Z.)
Großbritannien und Jrlaud. London, 23. September. Die Versammlung dés britischen Vereins zur Beförderung der Wissenschaft hat mit einem Bankett, welches der parlamen- tarische Vertreter von Bath, Herr Tite (der Erbauer der neuen Börse in London), den hervorragenden Mitgliedern der Gesellschaft gab, geschlossen. Zum Präsidenten der nächsten Jahresversammlung, welche in Birmingham stattfinden wird, ist der Oxforder Professor der Geologie Phillips gewählt worden.
Dem wissenschaftlichen Kongresse in Bath hat sih der Zeit nach unmittelbar angeschlossen die achte Jahresversammlung des Ver- eines zur Beförderung der sozialen Wissenschaften, welcher gestern seine Sißzungen in York eröffnete. Der diesjährige Präsident Lord Brougham verlas die Jnauguration®adresse. Der Hauptbestandtheil der Ansprache läßt sich als eine Zusammenstellung der sozialen Fort- oder Rückschritte Englands und anderer größerer Staaten, namentlich mit Hindeutung auf die gesehgeberische Thätig- keit, bezeichnen, während sie. auch manche Streifzüge auf das Gebiet der reinen Politik machte.
Mr. Disraeli, der bei einem landwirthschaftlihen Essen in Bueinghamshire eine Rede über die Lage des Landes hielt, berührte fast nur ökonomische Gegenstände, mit Einer Ausnahme jedoch; die Zustände von Lancashire veranlaßten ihn nämli, einen Blick nach Amerika zu werfen. Er erzählte, wie er hon vor drei Jahren vorausgesagt habe, daß der Bürgerkrieg zwischen den Föderirten und
Konföderirten ein langwieriger sein werde, da er niht aus zufälli- gen und vorübergehenden Anlässen , wie einer Grenzstreitigkeit und
dergleichen Kleinigkeiten, entsprungen sei, sondern tiefe Ursachen und große Zwecke habe: die Emancipation einer Race und die Erhaitung eines großen Reiches auf der einen ; und die Unabhängigkeit einer Nation auf der anderen Seite. Noch jeht sei er dieser Meinung, und er glaube nicht , daß die Friedensunterhandlungen, von denen seit einiger Zeit die Rede ist, den Frieden zum Resultat haben wür- den. Er sehe die Friedensprogramme der nordischen Politiker für nichts als Wahlmanöver an.
Frankreich. Paris, 23. September. Marshall Mac Mahon hat bei seiner Ankunft in Algier cine Proclamation an die europäische und eingeborene Bevölkerung dieser Kolonie erlassen. Dieselbe hat hauptsächlich den Zweck, den friedliebenden Theil der Bevölkerung in Betreff der kürzlich ausgebrochenen Unruhen zu be- ruhigen und die Ruhestörer durch Hinweis auf die unwiderstehliche Macht Frankreihs einzushüchtern. Jm AlUgemeinen verspricht au Mac Mahon allen Bewohnern der Kolonie dieselbe Unparteilichkeit, dasselbe Wohlwollen, denselben Schuy in der Regelung der ver- chiedenen zwischen ihnen in Frage stehenden Jnteressen. Er will alle Zeit und alle Bemühungen der Versöhnung der Jnteressen widmen, von denen wesentlih die Zukunft und das Gedeihen der Kolonie abhängt.
— 24, September. Der Admiral Bouet-Willaumez läuft am 25sten mit seinem Geschwader in den Golf Juan ein und geht am 26s\ten mit drei Linienschiffen nah Villafranca. Wie man hier ver- nimmt, werden in Turin {on Vorbereitungen getroffen, um von dort die Banken, Eisenbahn - Directionen u. st. w. nach Florenz zu verlegen ; die Königlichen Kunstschäße sollen gleihfalls rasch auf der Eisenbahn fortgeschafft werden. Um Florenz zu befestigen, sollen dem Parlamente 40 Millionen abverlangt werden.
Die »France« meldet, daß der Contre-Admiral de la Ronciere le Noury zum Prinzen Napoleon, der auf seinem Gute bei Genf weilt, geeilt sei und von dort nah Jtalien gehen werde.
Die türkische Flotten - Division hat nun endlich auf Befehl der türkishen Regierung Tunis verlassen; die europäischen Geschwader haben sich gleichfalls entfernt und jedes hat nur ein Schiff zum Schutze seiner Landsleute zurückgelassen. Das Evolutions - Geschwa- der des Mittelmeeres unter Befehl des Vice - Admirals Grafen Bouet - Willaumez hat diesen Morgen bei Villafranca unfern Nizza Anker geworfen.
Auch Vice - Admiral Bon nard, ehemaliger Gouverneur von Cochinchina, schildert in einem Berichte an den Kaiser die Genehmi- gun] des von Aubaret abgeschlossenen Vertrages als »ein Unheil (!) für Frankreih«. -
Italien. Turin, 24. September. Bis jeyt ist die Ruhe nicht wieder unterbrohen. Die Motive für die Demission der Mi- nister sollen in den hier stattgehabten Unruhen zu suchen sein.
— Die Nachricht , daß Graf Sartiges dem Papste von dem französisch - italienishen Vertrage Mittheilung ge- macht, bestätigt sich. Der Papst hat die Mittheilung mit demselben wohlwollenden Interesse aufgenommen , welches erx allen von fran- zösischer Seite ihm zugehenden Mittheilungen zu schenken pflegt, hat den Grafen Sartiges ersucht, ihm eine Abschrift des gedachten Schrift- stües zu überlassen und dabei bemerkt, er werde dasselbe mit der Aufmerksamkeit, wie sie die Wichtigkeit der Angelegenheit fordere, prüfen.
Griechenland. Athen, 17. September. Die Berathung des Verfassungsgesehes schreitet vor, Das Ministerium ist Willens, den Senat zu beseitigen. Ein Vorschlag zur Trockenlegung des Sees Kopais wurde eingereiht. Ein Vertreter Mexiko's wird hier er-
wartet.
Türkei. Konstantinopel, 17. September. Die Familien der Prinzen Joinville und Aumale begeben sih von hier aus nach Aegypten und Palästina. Der Sultan hat dem Gouverneur von Damascus befohlen, den Prinzen Murat feierlihsst zu empfangen.
Das Protokoll, womit die Gesandten der Großmächte in Kon- stantinopel Daud Pascha, der armenischer Katholik is, auf neue fünf Jahre (vom 9. Juni d. J. ab) in seiner Stellung als Gouverneur des Übanon bestätigt haben, ist, wie der französische »Moniteur« an- zeigt, am 6. September unterzeichnet worden und wird nunmehr in der Form eines großherrlichen Fermans promulgirt werden, da dem Sultan vertragsmäßig zusteht, jene Statthalterschaft , die direkt von der Pforte ressortirt, unter Zustimmung der Mächte zu besehen.
Belgrad, 18. September. Heute {loß der Fürst persönlich die Skuptschina mit einer kurzen Ansprache, deren Schluß lautete: »Gehen Sie also vergnügt und glücklih nach Hause und überbringen Sie meinen Gruß Jhren Committenten. Sagen Sie ihnen, daß sie stets die große Wahrheit im Auge haben müssen, daß Einigkeit eine Macht ist und daß nur starke, von ihren Völkern auf- richtig unterstühte Regierungen die Länder vorwärts bringen. Jch wünsche Jhnen glückliche Reise !« Darauf erhob sich der Präsident der Skuptschina und sprah den Wunsch aus, »es mögen die Herren Minister, die Diener Sr. Durchlaucht, wie die Senatoren, des
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Fürsten Stüge, stets dem Herrscher mit ihrem kräftiger That zur Seite stehen, damit seine Wohle des Landes realisirt werden. «
Die serbische Skuptschina hat sich in ihrer eilften Sihung über die zu gelinden Strafen beshwert, die das Strafgesezbuh Über Hoch- verräther verhange. Auf den Antrag zweier Deputirten aus dem Kreise Semendria, die auf den Hochverrath gesehten Strafen zu ver- \{ärfen, gab der Justiz-Minister die Erklärung ab, daß eben jeßt an der Verbesserung des Strafgeseßbuches gearbeitet werde und dabei dem Wunsche der Antragsteller genügt werden dürfte. Auch wollte der belgrader Deputirte Karabibezowitsh zum Gesehe erhoben wissen, daß Richter, welche politishe Verbrecher zu gelinde aburtheilen, als desselben Verbrechens mitschuldig betrachtet und danach behandelt werden sollen. Die Skuptschina beschloß, die Sache der Regierung zu überlassen.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. September. Die Reduction des Heeres scheint gegenwärtig eine Unterbrechung zu erleiden und soll für jeßt überhaupt noch niht in \o großartigem Maßstabe ausgeführt werden, als fie angelegt war. — Nach einem Befehl vom 19. August ist die Reparatur und der Erweiterungsbau des Hafens von Baltischport, der bereits als Ausgangspunkt für die Petersburg-Narwa-Rigaer Bahn bezeichnet is, angeordnet; was diesen Hafen noch besonders wichtig machen dürfte, wenn er mit der Hauptstadt dur eine Eisenbahn verbunden sein wird , is der Um- stand, daß er mitunter 5—6 Wochen im Jahre länger der Schifffahrt offen ist, als der Kronstädter Hafen. (Pos. Ztg.)
Von der polnishen Grenze, 23. September, berichtet die »Ostsee - Zeitung«: Staatsrath v. Witte is vor 14 Tagen aus Petersburg zurückgekchrt und hat das Amt des Hauptdirektors der Regierungs-Kommission für den öffentlichen Unterricht übernommen. Am 20, d. M. hat der neue Kursus in den Gymnasien und öffentlihen Schulen begonnen und man erwar- tete an jenem Tage allgemein die Veröffentlichung dés neuen Schul- Reglements. (F bekanntlich inzwischen geschehen.) Die Abtheilung des Kultus i| jeßt von der Regierungs-Kommission für den öffent- lichen Unterricht definitiv getrennt und mit der Regierungs-Kommission für die inneren Angelegenheiten, deren Hauptdirektor Fürst Czerfkaski ist; verbunden worden. Das ehemalige Raczynskische Palais, in welchem - sich die Bureaus der Regierungs-Kommission für die Justiz: befinden, is zur Aufnahme des neu zu errichtenden russishen Gymnasiums be- stimmt. Die Regierungs-Kommission für die Justiz soll in das vor einem Jahre konfiszirte Zamojskische Palais verlegt werden, — Von glaubwürdiger Seite wird mir versichert, daß die von den Zeitungen verbreiteten Gerüchte von einer beabsichtigten Zurückberufung des Marquis Wielopolski an die Spige der Verwaltung des König- reichs Polen jeder Begründung entbehren und völlig aus der Luft gegriffen sind. — Jn Podolien wurde Anfangs d. M. in Winnica cine geheime Waffenniederlage entdeckt und. ein Archiv revolutionairer Dokumente aufgefunden, welche einen Beweis liefern von der weiten Verzweigung der revolutionairen Organisation. Zahlreiche , durch diese Dokumente kompromittirte Personen sind verhaftet worden. Bekanntlich ist der in Podolien vorbereitete Aufstand nicht zum Ausbruch gekommen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 20, Septem- ber. Die amtliche »Post Tidning« erwidert heute auf die befannte Erklärung des dänischen Exminister - Präsidenten , Geheimen Raths Hall, hbinsichtlih der vermeintlichen Ankündigung shwedish-norwe- gischen Beistandes für den Fall eines Krieges Dänemarks mit Deutsch- land, dur die Veröffentlihung einer bis jeßt unbekannten s{chwedi- schen Cirkular-Depesche vom 5. Oktober v. J., deren bemerkenswerthe Schlußworte folgendermaßen lauten: »Tch ersuche Sie, Herr Graf (Hamilton), dem Herrn Conseils-Präsidenten (Hall) diese Depesche vorlesen und dessen Aufmerksamkeit auf die in derselben enthaltenen Punkte hinlenken zu wollen. Jh bezweifle nit, daß er (Hall) die Denkweise gutheißen wird, welche derselben zu Grunde liegt, so wie daß er nicht der Ueberzeugung sich verschließen wird, daß wir voll- fommen aufrichtig wünschen, Dänemark nüßlich zu sein; obwohl wir uns in Beziehung auf den Zeitpunkt und auf die Mittel veranlaßt sehen , diesen Wunsch den inneren Nothwendigkeiten unterzuordnen, von denen wir uns unmöglich lossagen können. «
Am Freitag Abend traf hier auf der Reise von St. Petersburg mit dem finnländishen Dampfschiffe »Aura« der Kaiserlich mexika- nische Gesandte, Herr Mora, ein. — Mit dem Dampfschiffe »Bore« famen am Sonnabend von Lübeck der amerikanische Minister Cam- pell und der schwedische Minister-Resident von Madrid, J. W. Berg- mann, hier an.
Die Telegrammbeförderung via Malmö - Travemünde hört mit Schluß dieses Monats auf.
Die hiesigen Blätter bringen über die an dem deuts{h-dänischen Kriege betheiligt gewesenen s{hwedischen Freiwilligen Notizen , nah denen im Ganzen 80 Offiziere und 600 Gemeine nach Dänemark gingen. Von den ersteren fielen 5, während 1 dem Nervenfieber er- lag und 74 in die Heimath zurückehrten, Von den Gemeinen.
uten Rathe und estrebungen zum;