1886 / 288 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamlkliches. Deutsches Reich.

reußen. Berlin, 7. Dezember. Se. Majestät der Kaiser O König empfingen heute Vormittag 10 Uhr Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten von Bayern auf dem Anhalter Bahnhofe und geleiteten Höchstdenselben in das Königliche Schloß, wo das Dejeuner stattfand. S S Fn das Palais zurückgekehrt, nahmen Se. Majestät in Gegenwart des kommandirenden Generals des Garde-Corps, des Gouverneurs und des Kommandanten militärishe Mel- dungen entgegen, erhielten hierauf den Gegenbesuch Sr. König- lihen Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern und arbeiteten alsdann längere Zeit mit dem Chef des Militärkabinets, General von Albedyll.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfing Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten von Bayern bei dessen Ankunft im Königlichen Schlosse. |

Heute findet bei den Kaiserlichen Majestäten ein Familien- diner statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Nachmittag 3 Uhr in das Museum und erschien um 5 Uhr zum Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser.

Abends 7 Uhr besuchte Höchstderselbe die Vorstellung im Deutschen Theater und darauf diejenige im Kroll’schen Theater, wo bereits JFhre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria er- schienen waren.

Se. Königliche Hoheit? der Prinz-Regent Luitpold von Bayern is heute zum Besuch am Aller- höchsten Hofe eingetroffen.

Sr. Königlichen Hoheit war der Königlich bayerische Gesandte, Graf von Lerchenfeld-Köfering, bereits gestern bis Leipzig entgegengefahren, woselbst der Prinz-Regent beute in früher Morgenstunde anlangte.

Die Ankunft Sr. Königlichen Hoheit auf dem hiesigen, mit deutschen, preußishen und bayerischen Fahnen festlich geschmücckten Anhalter Bahnhofe erfolgte um 10 Uhr. «

Se. Majestät der Kaiser und König ließen es Sich troß der ungünstigen Witterung nit nehmen, Seinen erlauchten Fürstlichen Gast persönlih auf dem Bahnhofe zu bewillkommnen. Mit Sr. Majestät erschienen zur Begrüßung Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm und andere Fürstlihe Herren. Der N O der Kronprinz trugen die Uniform Jhrer bayerischen Regimenter mit bayerishem Ordensbande. Unter den Klängen der von dem Musikcorps der Ehrenwache gespielten Volkshymne lief der Zug in die Halle ein. Die darauf folgende Begrüßung zwischen dem Kaiser und dem Prinz-Regenten , welcher über der Uniform des Magdeburgischen Feld-Artillerie-Negiments Nr. 4 das Band des Schwarzen Adler-Ordens trug, war eine äußerst herzliche. Nachdem auch der Kronprinz und Prinz Wilhelm den erlauchten Gast bewillkommnet hatten, schritt Höchstderselbe mit dem Frontrapport in der Hand, begleitet von dem Kaiser, dem Kronprinzen Und den anderen Fürstlichen Herren, die Front der vom 2. Garde-Regiment 3. F. gestellten Ehren-Compagnie ab, an deren rehtem Flügel die direkten Vorgesetzten standen. Diesen reihte ih die gesammte Generalität Berlins an. Auch viele Bayern waren erschienen.

_ Nach kurzem Aufenthalt in den Kaiserzimmern des Bahn- hofes, geleitete Se. Kaiserlihe Majestät den rinz: Regenten in geschlossener Hof: Galakutsche nah dem Königlichen Schlosse, wo Se. Königliche Hoheit Absteigequartier genommen hat.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.

O De Degen (8.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats - Ministex von Boetticher, der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Graf Herbert Bismarck, der Staatssekretär des Reichs- Justizamts, Dr. von Schelling, sowie mehrere andere Bevoll- mächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben bei- wohnten, stand auf der Tagesordnung die er ste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen. :

Der Abg. Grad wies darauf hin, daß die Schule nicht nur eine Bedeutung für die Diplomatie, sondern auch für den Handelsstand erhalten werde. Der deutsche Handel mit dem Orient würde nit unwesentlih gefördert werden, wenn im Kaufmannsstande die Kenntniß orientalischer Sprachen ver- breitet würde.

Der Abg. Klemm beantragte, Budgetkommission zu verweisen.

Der Abg. Dr. Bamberger {loß ih dem Antrage an. Eine Bedeutung für den Handelsstand werde die Schule kaum erlangen, wohl aber könne sie die philologischen Studien för- dern. Umsomehr solle man sich hüten, bei Errichtung derselben die Schulen in Paris und Wien zum Vorbild zu nehmen.

Der Abg. Dr. von Cuny trat den leßten Ausführungen,

diese Vorlage an die

die zu einseitig seien, entgegen. Das Seminar würde allerdings *

dem Handel wesentliche Vortheile bringen. Gegen eine kom- missarishe Berathung habe er nichts einzuwenden.

Die Vorlage wurde hierauf an die Budgetkommission verwiesen.

Es folgte die Berathung des Berichts der Reih s- shuldenkommission.

Auf Antrag des e A Dr. Meyer (Halle) wurde der Bericht an die Rechnungstommission verwiesen.

Bei Schluß des Blattes seßte das Haus die zweite Berathung des Etats fort.

es Siadt eine Ehegattin die Rückkehr in die von ihr verlassene *ohnung ihres Ehegatten bis zur Entfernung ihrer Schwiegermutter aus dieser Wohnung, weil die gegen ihren Willen mitwohnende Schwiegermutter unter wissentlicher o des Ehemanns sie wiederholt beschimpft oder verächtlih behande t hat, so können nach einem Urtheil des Reichs gerichts, IV. Civilsenats, vom21. Oktober d. ch ., diese Thatsachen sehr wohl der Weigerung der Ehefrau zur Rückkehr den Charakter der Böslichkeit entziehen.

Für die zum dreimeiligen Grenzverkehr preußischer Staatsangehörigen mit Rußland eingeführten Grenz- Legiti- mationsscheine werden in den einzelnen Regierungs- bezirken verschiedene Formulare angewendet.

Zum Zweck der Herbeiführung eines gleihmäßigen Ver- fahrens hat der Minister des Jnnern unterm 1. November d. J. bestimmt, daß fortan zu den gedachten Grenz-Legiti- mationsscheinen nur Formulare nah einem vorgeschriebenen Schema benußt werden.

Zum Ehrendienst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern für die Dauer der hiesigen Anwesenheit Höchstdesselben sind Allerhöchst kommandirt worden: der General der Kavallerie Graf von Wartensleben, kommandirender General des III. Armee-Corps, und der Oberst von Anker, Commandeur des Magdeburgischen Feld-Artillerie- Regiments Nr. 4.

Der General-Lieutenant von Un ger von der Armee und der General-Lieutenaut von Pass\ow, Commandeur der 22. Division, haben Berlin nach Abstaitung persönlicher Mel- dungen wieder verlassen.

Als A erzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Noeggerath in Wiesbaden, Dr. Hülshoff in Bonn, Niessen in Horrem, Dr. Kaiser in Luberoth, Dr. Frick in Krauchenwies.

Hannover, 5. Dezember. In der gestrigen (7.) Sizung des Hannoverschen Provinzial-Landtages wurde nach Erledigung einiger kleiner Petitionen der Haushalts-Etat der Provinz für 1887 nah fortgeseßter Berathung an- genommen.

Württemberg. Stuttgart, 7. Dezember. Der ¿St.-A. f. W.“ schreibt: „Wir erfahren aus Nizza, daß das Befinden ZJhrer Majestäten des Königs und Der Königin befriedigend ist, wenn auch beide Majestäten noch sehr der Nuhe bedürfen. Die Lebensweise am Hofe ist eine durchaus regelmäßige, den auf die Gesundheit zu nehmenden RNücksihten angepaßt. Bis jeßt findet noh wenig ge- selliger Empfang statt, einige Bekannte ausgenommen, zu welhen die Majestäten in näheren Beziehungen stehen. Seine Majestät der König hat zwar noch über etwas angegriffene Nerven und unruhige Nächte zu klagen, fühlt sich aber in dem milden Klima wohler; in den Athmungs- beshwerden, welche si sehr bemerklih gemacht hatten, ist Erleichterung eingetreten. Se. Majestät machen sich möglichst viele Bewegung, zeigen sih, gefolgt von einem Wagen, in den Morgenstunden in den Straßen der Stadt und fahren in den Nachmittagsstunden bis 4 Uhr meist auf die Höhe, wo der König aussteigt und See- und Tannenluft athmet.“

Lübeck, 5. Dezember. (Wes.-Ztg.) Soeben hat das Finanzdepartement den Budgetentwurf für 1887 veröffentliht. Jm vorjährigen Budget wurde ein Betrag von 54 567 M. als Zuschuß aus der Neservekasse aufgeführt, für das diesjährige Budget wird ein solcher in Höhe von 18 579 verrechnet. Es sind nämlich die Einnahmen auf 2 669 665 M, die Ausgaben auf 2988 2415 gestiegen. Jm Jahre 1886 stellte sich das Budget in Einnahme auf 2 925 336 M, in Ausgabe auf 2959904 . Das Wachsen der Ein-

nahmeziffer résultirt vornehmlich aus der Position Steuern, Gebühren " und' Abgaben. Das Budget weist hierfür 1887 die Summe von 1207000 auf gegen

I e e S In der gestrigen Sizung des Senats wurde die Nathsseßzung für die näch sten zwei Jahre festgestellt. Präsidirender Bürgermeister wird für diese Zeit, wie {on mitgetheilt, Senator Dr. U Behn. Das Senatskommissariat für die Verhandlungen mit dem Bürgeraus\huß und der Bürgerschaft übernimmt der bisherige Bürgermeister Dr. jur. Kuhlenkamp. Jn die Ober- Ersaßkommission tritt an Stelle des Senators Harm Senator Dr. jur. Plessing, und bei der Armenanstalt an Stelle des Senators Sievers Senator Dr. jur, Eschenburg. Senator Dr. jur. Fehling übernimmt das neu hinzugekommene Kom- missariat für die deutsche Seewarte.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 5. Dezember, (Wn. Abdp.) Für den am Donnerstag, den 9., stattfindenden Zusammen- tritt der Landtage werden bereits die entsprechenden Vor- bereitungen getroffen. Dem Kärntner Landtage werden außer den bereits angeführten Geseßentwürfen noch zwei Vor- lagen von größerem Belang unterbreitet werden, nämlich ein Geseßentwurf, betreffend die Sicherung des Stammvermögens der Vrlschaften, Märkte und Städte Kärntens, und ein wei- terer Geseßentwur} wegen Abänderung des S Des Gemeindegesetes , wonach in Zukunft Zuschläge, welche 90 Proz. der direkten oder 15 Proz. der Verzehrungssteuer übersteigen, der Genehmigung des Landes - Ausschusses, welche 100 Proz. der direkten oder 30 Proz. der Verzehrungs- steuer übersteigen, der einvernehmlichen Zustimmung des Landesausschusses und der K. K. Landesregierung, und wenn die Zuschläge 50 Proz. der Verzehrungssteuer übersteigen, der Zustimmung des Landtages und der Allerhöchsten Genehmi- gung, beziehungsweise, wenn der Landtag nicht versammelt ist, der Zustimmung des Landesausschusses und der Aller- höchsten Genehmigung bedürfen.

Schweiz. Bern, 6. Dezember. (W. T. Bi Nationalrath wurde heute ein Antrag auf vollständige Centralisation des Militärwesens eingebraht. Jm Kanton Freiburg hat bei der gestrigen Wahl des Großen Raths die ultramontan-konservative Partei mit großer Mehrheit gesiegt.

Großbritannien und Irland. London, 4. De- zember. (A. C.) Das Kabinet trat gestern zu einer Sitzung zusammen, in welcher die Lage der Dinge in Frland fast den ausschließlichen Gegenstand der Erörterung bildete. Das Vorgehen der irischen Regierung gegen Dillon wurde gutgeheißen, und es bekundete sih einstimmig der Entschluß, in FJrland das Gesetz zur vollsten Geltung zu bringen. Sollten nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, so ist vor Weihnachten kein weiterer Ministerrath in Aussicht genommen. Lord Salisbury und die meisten anderen Mitglieder des Kabinets haben \ich auf ihre Besißungen begeben.

Die Dubliner Amtszeitung enthält eine Proklamation des Vize-Königs, welche die Abhaltung einer für nächsten Sonntag anberaumten und von der Nationalliga organi- sirten Volksversammlung unweit Ballymote ver-

bietet, weil dieselbe bezwecke, Geschworene einzushüchtern und die unparteiische Prozessirung von Angeklagten, die ihrem

Prozeß während der Winterassisen in Sligo e : beeinträchtigen. i 80 entgegense

Jm Dubliner Stadthause fand gest L ordentliche Sizung des Gemeinderaths der i “uer:

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estern eine

stadt statt, welche von dem Lordmayor Sul livan e Das

worden war, um das Vorgehen der irischen Re gegen die von der Nationalliga organisirten g versammlungen und die Prozessirung John Dillon's Volks sprechen und dagegen zu protestiren. Die Homerule- ital des Gemeinderaths hatten sih überaus zahlrei ein Üglieder die konservativen Gemeinderäthe waren indeß alle Serunden, Die protestirende Resolution wurde einstimmig genehmigt eschlossen, Abschriften davon dem Ober-Sekretär für G Gladstone Und John Morley zu übermitteln. Vrand, Die Marinetruppen, welche seit der Skye stationirt waren, um der Polizei bei Exmisj ber L der Behändigung gerichtlicher Befehle Beistand zu leisten wu n vorgestern von Portree nah Portsmouths zurübefördert L Expedition nach der schottishen Jnsel hat somit ihr End: erreicht. 1de

Frankreih. Paris, 4. Dezember. (Fr. C.) Von d 262 Stimmen (gegen 249), welche gestern in der Kam s für die Streihung der Unter-Präfekturen abge 2 wurden und den Rücktritt der Regierung herbeifühtte, gehörten 175 der Rechten und 87 den Intransigenten p, Radikalen an. Die Minderheit bestand“ ausschließlich D Ns Gt It E ; O (U Republikanern. Was die Urtheile der Presse betrifft so führt die „Justice“ aus, daß die äußerste Linke untnke lih ihr Programm habe mit Füßen treten und genen eine Reform stimmen können, welche von der republikanisden Partei seit 30 Jahren verlangt werde und für welche vier der jeßigen Regierungsmitglieder in der vorigen Kammer gestimmt hätten: Goblet, Lockroy, Peytral und Sarrien. Lebteres is indessen thatsächlich unrichtig, deñn damals, 1884, handelte es sih niht um die Streichung des ganzen Kredits für die Unter: Präfekten, sondern nur um die eines Drittels, und der da: malige Antragsteller Ménard-Dorian bemerkte zur Begründun seines Antrages (den die Kammer mit 276 gegen 0 Stimmen ablehnte) : derselbe solle der Regierung Zeit ge währen, die Verwaltungsreform anzubahnen. Au gestern hatte Ménard-Dorian seinen Antrag wieder eingebracht aber der weitergehende des Bürgers Colfavru hatte den Vorrang, Wenn es der äußersten Linken ernst damit gewesen wäre, das q: binet zu unterstützen, so hätte sie sich nach den Erklärungen des Hrn. de Freycinet auf den Antrag Ménard-Dorian beschränken müssen, welcher den Willen der Kammer deutlich genug ausdrücdte, und vom Ministerium angenommen worden wäre. Sie hätte in diesem Falle ihr Programm keineswegs verleßt, sondern lediglich auf vernünftige und ehrliche Weise dessen Ausfüh: rung geregelt. Die „Justice“ sucht das Verhalten der äußersten Linken, welches eine so ungelegene Ministerkrisis herbeigeführt hat, damit zu rechtfertigen, daß das Ministerium ein Budget ohne Reformen vorgelegt habe, im Widerspruch nmit seinen Versprechungen bei feinem Amtsantritt. Allein das Budget wird bekanntlich schon im Februar ausgearbeitet ; wie fonnte das Kabinet, kaum sechs Wochen im Amte, schon Ver waltungsreformen im neuen Budgetentwurf vorsehen! Zudem ist das Budget seit dem April d. J. bekannt, ohne daß die äußerste Linke darum aufgehört hätte, das Ministerium zu unterstüßen. Die Radikalen hatten offenbar gehofft, der Antrag Colfavru werde troß ihrer Oppo: sition abgelehnt, dann aber der Antrag Ménard-Dorian mit ihrer Hülfe angenommen werden. Die „République Francçcaise“ bemerkt zu der Krisis: „Die Nechte wollte det Wirrwarr. Sie hat, was sie wollte. Die äußerste Linke wollte den Sturz des Ministeriums, oder daß Hr. de Freycinet fich ihren unbändigsten Launen füge. Auch sie hat, was sie wollte, Die Krisis ist also offen, eine Krisis, welche sehr ernst werden kann, und die nur einen Vortheil hat, einen einzigen: die republikanische Partei über die Politik der äußersten Linken aufzuklären. Wird man heute in der parlamentarischen Taktik einen Ausweg finden, welcher Hrn. Clémenceau und seinen Freunden gestaltet, ihr Votum aufzuheben, die Unter-Präfekturen, die sie gestern ver: urtheilten, wieder herzustellen? Das Ministerium, welches von der Koalition der extremen Parteien ganz betroffen wurde, kann nur unter dieser Bedingung die Geschäfte wieder aufnehmen. Seine Würde, die feste und deutliche Sprach, die es geführt hat, das höhere Znteresse des parlamentarischen Systems und der Republik verbieten ihm jeden anderen Kon promiß.“ Brisson's „Si ècle“ sagt: „Das Ministerium muß bleiben und von der Koalitionsmehrheit an eine aus hließlih republikanische Mehrheit appelliren. Diese kann 97 funden werden, wenn man nur will.“ Der e, Vemp3 sagt: Hr. de Freycinet gehe niht blos wegen des gesirige Votums, sondern weil die Haltung der Kammer ihm N Regieren überhaupt unmöglich mache. Das Ernsteste aber el,

daß man nicht wisse, wer an die Stelle des Kabinets Freyeine! treten soll; die Kammer habe sich selber die großte Verleger heit bereitet.

6. Dezember, Nachmittags. (W. T. B.) Die Bureau der drei Gruppen der Linken, welche heute Vormiliag zu einer Sißung zusammentraten, haben die Absicht, N der Ministerkrise einen Schritt bei dem Pri Grévy oder Hrn. de Freycinet zu thun, aufgegeben ; A werden bei ihren Gruppen den Antrag stellen, ein ga sames Programm abzufassen, um dadurch die Dauer d zukünftigen Kabinets zu sichern. fes

Ju der heutigen Sibung der Deputirtenkamme! i antragte Maillard (Fntransigent): die Kammer A bis Donnerstag vertag en, um dem Präsidenten Lu Zeit zur Bildung eines neuen Kabinets zu lassen, L erwähnt dabei, daß die Bevölkerung von Paris si I ee Schritt bei Grévy veranlaßt sehen könnte. (Vi spruch.) Der Präsident der Kammer erklärte den N für niht annehmbar; man müsse dem Präsiden Grévy wie der Kammer volle Freiheit lassen. (Allseitiger tan fall.) Salis beantragte, morgen eine Sitzung abzuha t und auf die Trauer des Herrn Grévy um den Pet Pittic Rücksicht zu nehmen. Der Kammer - P protestirte gegen die Versuche, fortgeseßt den Prásde i Grévy in die Sache hineinzuziehen; es gebe verantwoL i, Minister auch bis zur Bildung des neuen Kabinets. “tet sant protestirte gegen die Aeußerung Maillard's und beme! die die Pariser Bevölkerung sei republikanish und respettire f Verfassung (Beifall auf der Linken); zugleih {lug de! as vor, die Berathung des B udgets fortzusegzen. Ein A Lavergne's, wonach die Sißungen bis auf Weiteres h geseßt werden sollten, wurde mit 460 gegen 69 Stimmen

elehnt. Die Kammer ?beschloß,7 morgen eine Sitzung (i

thzuhalten Dezember, Abends. (W. T. V.) Der Präsident Grévy konferirte heute Abend mit dem Präsidenten Der

eputirtenkammer. Wie aus parlamentarischen Kreisen ver- lautet, hätte Hr. Grévy bei der Besprehung mit Hrn. Floquet

: die Möglichkeit hingewiesen, daß diesem die Bildung E neuen Kabinets übertragen werden könnte, ohne S h eine bestimmte Aufforderung an denselben zu tiáten. Floquet soll darauf nicht verhehlt haben, daß er in

Meiner gegenwärtigen Stellung als Präsident der Kammer dem

F Staat bessere Dienste leisten zu können glaube; er würde je- do, falls Grévy ihm die Bildung des Kabinets zur Pflicht machen sollte, vor den Schwierigkeiten und den Verantwortlich- feiten, welhe die Situation mit sich bringe, nicht zurüc- ihr:ckden. Präsident Grévy fonferirte im Laufe des Abends noh mit Clémenceau, Ferry und M :

Î Nach Berichten vom Senegal sind die Feindselig- feiten mit den Eingeborenen in den sranzösischen Be- sigungen in Grand Bassam dur den Abschluß eines Ü eber- I inkommens beendet. i L A

Prinz Alexander von Battenberg ist hier ein- ibi Dezember. (W. T. B) _Der Prä sident Grévy empfing heute Vormittag den Senats-Präsident Le

Royer. Man spricht noch immer von der Bildung des Kabinets durh Floquet. Spanien. Der „Köln. Ztg.“ wird geschrieben: Jn

F Spanien ist man wie in Frankreich De glütlichen Lage, daß vor der Forderung von Mitteln, welche zum nationalen N Schuß no:hwendig erscheinen, das Parteigezänk verstummt, und so hat denn der Kongreß am vorigen Montag einen von [dem frühern Marine-Minister Berengar vorbereiteten Geseßent- F wurf ohne Erörterung genehmigt, wonach der Negirung für F Jnstandseßung der Flotte 180 Millionen L., auf neun F Zahre vertheilt, neben 1 700000 L. jährliher Ausgaben F jür Marinezwecke bewilligt werden. Mit dieser Summe F jollen die Arsenale neu ausgerüstet und folgende Schiffe F gebaut werden : ein Panzerschiff, 27 Kreuzer, 144 Torpedo- # boote und 72 kleinere Schaluppen und Kanonenboote. De bedeutenden Ausgaben follen nach dem Plan des Finanz-Minister Samacho dur den Verkauf von Gemeindeländereien und Staats- F waldungen gedeckt werden. An der Annahme des Geseßzentwurfs E durh den Senat wird nicht gezweifelt. Auch die Vorlage È über Einführung der Sch wurgerihte ist der Kammer E bereits zugegangen. Die hauptsächlihsten Vergehen, die bisher unter das Straf- und Civilgesetz fielen, jollen fortan von Ge- hworenen beurtheilt werden, die mindestens 30 Jahre alt

* sein müssen. Eerbien. Belgrad, 6. Dezember, (W. T. B.) Die

Ï bulgarische Deputation stattete dem Minister-Präsi- S denten Gar aschanin einen Besuch ab und drückte demselben É den Wunsch aus, von dem König empfangen zu werden. E Der König erklärte sih dazu geneigt und wird die Deputirten E heute empfangen. E E +4 Vember. (V. T: B) Dia Ao Ce L Ÿ meldet aus Belgrad: Die b ulgarische Deputation drückte dem König den Dank der bulgarischen Regierung und des Ï bulgarischen Volkes aus für das Entgegenkommen bei der Er- Ï neuerung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ÿ Ländern, welche mit der ernsten Lage des Landes zusammen- E gefallen sei, bei welcher es sih um die Vertheidigung seiner Unabhängigkeit gehandelt habe.

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7 Dänemark. Der „Pol. Corr.“ wird aus Kopenhagen N gemeldet, daß die nishe Regierung eine VêEy?- F stärkung des Heeres um ungefähr 12000 Mann aller Waffengattungen (das ist circa 25 Prozent des gegen- wärtigen Standes) beabsihtigt. Desgleichen soll eine ganz beträchtliche Vermehrung der Flotte sowohl betreffs des Personals als Materials erfolgen. Unter anderem sollen aht neue größere Schlachtschiffe und Kreuzer und 28 neue E Torpedobote angeschafft werden. Die projektirten Befe st i- # gungen um Kopen hagen werden nah der leßten Berech- E nung ungefähr 80 Millionen Kronen fosten.

Amerika.

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E Washington, 6. Dezember. (W. T. B.) Y Der Kongreß ist heute mit einer Botschaft des Präsi: Ï denten eröffnet worden, in welcher es heißt: Mit dem Auslande hätten sih in diesem Jahre keinerlei ¿Fragen er- hoben, welhe außerhalb des Bereichs sreundschaftlicher Ne- Ï gelung gelegen wären. Die Einweihung der Statue der N Freiheit habe der Sympathie zwishen den Vereinigten Y Slaaten und Frankrei einen neuen Jmpuls gegeben. Das | Verfahren der kanadishen Behörden in der Fischeretifrage

habe die freundschaftlihen Beziehungen mit Kanada zwar E shwer gefährdet, jedoch sei zu hoffen, daß die shwebenden © untkerhandlungen noch vor dem Ende der Session zu einer be- riedigenden Lösung führen würden. Die Botschaft erwähnt die h Alidberufung des amerifanishen Konsuls Greenbaum aus } °amoa, dessen Schritte zur Herbeiführung eines Protektorats der Union über Samoa die Regierung desavouirt habe; nach- Y em in der Vertretung der drei in Samoa interessirten Mächte h ¿n Wesel eingetreten sei, könne man die Eintracht und Ver- / fändigung unter diesen Mächten, niht minder den Frieden und h 1e Wohlfahrt sowie die autonome Verwaltung und die Neutra- lität Samoas als gesichert betrachten. Die Botschaft spricht sich Ï serner für die Vereinbarung zum Schußh des literarischen E lgenthums aus. Die Regierung der Vereinigten Staaten Y ave die Berner Konvention nicht unterzeichnet, weil die An- : gelegenheit vor den Kongreß gehöre. Es wird empfohlen, | ¿en Präsidenten zu ermächtigen, die behufs Auslieferung : Auge befindlichen Personen freizulassen, wenn deren C léserung dem Präsidenten unangemessen erscheine. Aufhebung des Zolls auf

y erner wird die : nbe Kunst werke beantragt. Vas Sl1aals: i Bedi: Men übersteige mehr als jemals die öffentlichen | d olrfnisse; die ganze jeßt zahlbare Schuld werde in paredfrist bezahlt ‘sein, wenn die gegeiwärtigen Ver- I i N fortdauerten. §m Fall das gegenwärtige System weit taatseinkünsfte beibehalten werde, dürften die Einnahmen dee) größer sein als nothwendig, um die Ausgaben zu die d, Eine Aenderung der bestehenden Politik, wonach jedoch meinkünfte durch Einfuhrzölle aufgebraht würden, sei für „nicht wünschenswerth. Der Präsident ist vielmehr Mut Steuerreform, welche unter Schonung der | bân ltrien, die von den gegenwärtigen Bedingungen ab- J Arbrig sind, gleichzeitig die Fnteressen der amerikanischen eite besonders berüsichtige. Präsident Cleveland sieht “en Grund, seine früheren Ansichten gegen obligatorische

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stellung.

Staaten hin. tärs betrugen

und Taba;

hältniß, wie es werden solle , derung, beziehungswe ist aber gegen

die

242 480 000 Doll.;

herzugeben.

Silberprägung zu ändern und empfiehlt deren Ein- Von den 247 Millionen Doll, zum 1. Dezember noch im Schagzamt, in Umlauf zu segen. Î el die Zunahme in der Goldausfuhr aus den Vereinigten Nach dem legtjährigen Bericht des Schatsekre- Einnahmen des mit dem Monat Zuni abgeschlossenen Jahres 336 440000 Doll., die Ausgaben die Einnahmen betrugen 12 750 000 Doll.

zur freien Ausprägung von Silber und Gold in einem Ver- dur internationales Einverständniß festgeseßt

ise Abschaffung der Zölle auf Rohstoffe, Aufhebung der Zölle auf Zucker, Getränke er glaubt ferner, daß Wolle zollfrei eingehen und eine gleihmäßige Reduktion der Zölle für Wollwaaren eintreten sollte.

Ein amerikaaishes Fachblatt hat sih die Mühe genommen, den prozentuellen Aathee Ba die bedeutendsten Länder der Welt an der Ausfuhr der Textilfabrikate im Jahre 1882 gehabt haben, zusammen- zustellen. Es wird si inzwischen an diesen Ziffern Manches geändert baben ; immerhin sind dieselben interessant genug, und geben wir sie hier wieder, ohne für deren absolute Richtigkeit einstehen zu können. Die verschiedenen nicht unbedeutenden und theilweise ganz merfwürdi- gen RNechenfehler, welche dem amerikanischen Fachblatt dabei in die Feder gerathen sind, haben wir selbstverständlich richtig geftellt. da Dieser prozentuelle Antheil vertheilt fi auf die verschiedenen Tertil- fabrikate und auf die einzelnen Länder wie folgt :

welhe bis geprägt worden, seien 80 Villionen troy aller Anstrengungen, dieselben Der Präsident weist hierbei auf

mehr, die Ausgaben 17 740 000 Doll. weniger als im Vor- ¿Bd àd 2d 2g af. &. a, jahre. Nah den gegenwärtigen Anzeichen werden die Ein- ZSZSE ZZ ZS ZS E ZE nahmen des laufenden Fiskaljahres die Ausgaben um DBESE Ös 22 S2 De S S S S 90 Mill. Doll. übersteigen. i: B pi R

Der dem Kongreß von dem Sekretär des Staats- | Deutschland 9,8 25,2 18,1 Le 299 f D 25 \haßes Manning vorgelegte Bericht empfiehlt die Ab- Oesterreich D 4,9 22 8,9 D c S E shaffung des Geseßes, betreffend die Zwangskäufe Sen 03 11 e L 1 s 1 von Silber. Seitens des Kongresses soll dabei erklärt R i On 28 5 6 E 20/2 397 werden, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, sih mit Deutsch- Gr v 2a O s 00.01 5% E E land, Fraukreih und England zu verbinden, um ihre Vorräthe | Pereinigte Staaten 74/9 34,1 96 607 468 784 394 212

+9 Von der Gesammtausfuhr an Tertilfabrikaten der vorhin ge- nannten Länder kommen in etwas abgerundeten Ziffern auf Groß- britannien 46 9%, Frankreih 21,5 9%, Deutschland 13,5 9/0, Belgien 10,2 9/o, Oesterreich 4,7 9%, Schweiz 3 9%, Vereinigte Staaten Le England nimmt also daran mit nahezu der Hâlfte den Löwen- antheil für sich in Anspruch. MNechnen wir jedoch den prozentuellen Antheil der einzelnen Länder an der Gefammtausfuhr von Tertil- fabrikaten im Verhältniß zu ihrer Einwohnerzahl, fo steht Belgien mit 49,4 % obenan. Vann folgt England mit 21,5, die Schweiz mit 14,2, Frankrei mit 8,6, Deutschland mit 4,3, Oesterreih mit 2 und fchließlich die Vereinigten Staaten mit einem winzigen Bruchtheil.

Manning empfiehlt eine Vermin-

Gleiche

Nur für

habt haben.

fremder Märkte

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Aussichten auf

England gemacht. E Berhäl j Amerika bei, wo nah Ueberwindung der Cisenbahnkrisis ih wieder das Vertrauen ) Arbeitseinstellungen werden zur Vermehrung der Nachfrage nah europäischen Produkten beigetragen haben. Deutschlands Crport nach Amerika hat während der Zeit vom 1. Oktober 1885 bis dahin 99 Millionen Mark zugenommen, ( Borjahr einen Rückshritt von fast 30 Millionen ergeben hatte. Der Export Deutschlands dorthin belief sih im leßten Jahre auf 306,4 Millionen Mark Gesamnntausfuhr. macht sih der Ums

1886 um etwa

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Durchschuittspreise stellten. Die Einfu

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Oberschlesien, eine Besserung eingetreten Ein An D ist auch für Steinkohlen zu beobachten. Kräftiger ist der Aufs{chwung in der Textil-Industrie. - j 3

zirken gemeldet. Auh aus der Uebersicht der Ausfuhr während der ersten neun Monate dieses Jahres ergiebt si eine erhebliche Zu- nahme der Ausfuhr von dichten Baumuwollenwaaren, Strumpfwaaren, Jute-Garn und -Gewebe, Seilerwaaren, Seide, halbseidenen Zeugen, befonders aber Schafwolle und Wollgarn und wollenen Tuchwaaren. Auch die Preise heben sich. E E eobahtungen werden gegenwärtig in Frankreich und Namentlich

belebt

sih das so lange gedrüte Geschäft wieder gehoben habe Und daß die einen lebhafteren Gang desselben gerechtfertigt seten; dort hat während der letzten drei Monate eine größere Reihe von Artikeln (\hottisches Roheifen, Kohlen, Kupfer, Baumwolle, Wolle, Hanf, Seide) Preisbesserungen ‘erfahren, nur für Getreide. Blei, Thee und Zucker sind die Preise gesunken. l und ) 4 : 1 haben in leßter Zeit auch die Reichsbank wieder lebhafter in Anspruch Reichstags- Stichwahl wurde Diffené (nationalliberal) mit genommen, weshalb diese den Diskontosaß erhöhen mußte. L Landwirthschaft sind bessere Zeiten noch nicht wahr- nehmbar: die Durchschnittspreise für Weizen und Roggen beliefen sih im September auf 151,75 4. bezw. 128,50 4, während die l des Vorjahres sich auf 160,9 bezw. 140,5 46 hr von Getreide hat im Jahre 1885/86 gegen- über den vorhergehenden um 1414 000 t abgenommen. Das s\ch{eint Da U Le Da S foweit der Nückgang der Einfuhr vor Erlaß der neuen Zölle bewirkten übermäßigen Steigerung der Korn-Einfuhr zu erflâren ift die Konkurrenz des ausländischen Getreides etwas gemildert hat und daß S dem inländishen Getreide möglich wurde, auf dem cigenen Markt Abfaßz zu finden, der ihm R O des O e ides erschwert wurde. Soweit diese Aunahme zutrifft, würd in A 2,1, in Dr ¡ ¿in j 1 Stuttgan 1B, E E s einen gewiffen Bote bh den Zöllen ge- | in Karlsruhe 15,3, in Braunschweig 20,1, in Hamburg 29,5, in Wien Der Rückgang in der Ce. : 3 Besserung der Preise beigetragen, noch weniger aber einen empfind- lichen Mangel hervorgerufen: die deutsche Landwirthschaft deckte den Ausfall selbs durch eine größere Ernte (624 000 t mehr als im Vorjahre), und es blieb nah Abzug der Ausfuhr und der Aus- saat fo viel zum Verbrauch übrig, daß nicht nur kein Mangel ein- trat, fondern auch die Preise sih nicht hoben ein Beweis, wie viel überflüssiges Getreide in E E O Ln, U l Thei s inländishe_ unverkäuflih machte. le Land- 9,9, In Kallukla 24,9, in 2 al : ars G R as e M ‘Schafzudt h diesem Jahre größeren Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte Bortheil gehabt: im Jahre 1885 kosteten 100 kg Wolle norddeutscher Schäferei in Berlin im Durchschnitt 267,5 4, im September dieses Jahres 320 4 S 7 N Aufschwung von Handel und Industrie, der sih in manchen Zweigen wahrnehmbar macht, wird freilih erst dann ein vollständiger sein, wenn es-der Landwirthschaft beffer geht. fänge der Besserung sollen niht untershäßt werden. Einen f wesentlichen Antheil hieran dürfen wir der Scußzollpolitik infofern zuschreiben, als sie in den Jahren des Niedergangs die Industrie vor großen Katastrophen bewahrt hat und ihr wenigstens den in- ländischen Markt zu fihern wußte. n , 3 verdanken, daß während der mageren Jahre Arbeiterentlassungen in größerem Umfange und nennenswerthe Lohnherabseßzungen, wie in der Mitte der siebziger Jahre, nicht eingetreten sind. Die Schußzoll- politik ermöglihte den Unternehmern, die flaue Zeit zu ertragen. Hoffen wir, daß die Anzeichen der Besserung nicht trügen und daß die Besserung Bestand hat.

Jn dem „Deutschen Wollengewerbe“ lesen wir über den Aufschwung der deutschen Webwaaren-Jndustrie in etwas den leßten zehn Jahren :

r

ie wirthschaftlihe Lage aus Berlin:

Trügen nicht alle Anzeichen, so kann der Dru, der etwa in den leßten zwei Jahren auf allen Gebieten des wirthschaftlichen Lebens lastete, wenigstens auf einigen derselben als gemildert gelten. Niedrige Preise und Ueberproduktion wegen Mangel an Aufnahmefähigkeit bildeten lange die Merkmale des wirthschaftlichen Lebens: der Umschwung kennzeichnet sih dur ein Anziehen der Preise, zufällt für das „freie Spiel der wirtb\HäftliGen Gräfte“, durch ein allmählihes Aufräumen der Borräâthe und dur das Ein- | j : gehen neuer umfangreicher Aufträge. Es schei ien in der That jetzt bessere Zeiten zu kommen. E e

In der Montan- und Cisenindustrie, die stellenweise \chwer ge- litten hat, ist cine durchgreifende Besserung freilit noch nicht fühl- bar; man sucht sich mit Konventionen zur Einschränkung der Pro- duktion und zur Verhinderung weiteren Fallens der Preise zu helfen. Aber der Bedarf wächst auch: in den ersten neun Monaten dieses Jahres hat die Ausfuhr von Noheisen um 31400 t zugenommen, von Eisenbahnschienen um 2000, von \{chmiedbarem Eisen in Stäben um 25 800, von Eisen- und Stahldraht um 42 000. freilich bewegen Sf he kostete im September pro Tonne 43 M, im Vorjahr 48,3 M. Indeß ist in neuester Zeit auch in dieser Beziehung, namentlich in

, also ctwa anf den zehnten Theil unserer Auch auf dem großen S apelplaß Hamburz wung der Verhältnisse bemeckbar. _Von einem dortigen Blatte wurde dieser Tage mit Genugthuung beinerkt, daß

In diesen Ziffern ist die ganze Quintessenz der Freihandels- Theorie unserer belgishen und englishen Kollegen am besten aus-

gedrückt; sie lassen es uns begreiflih, ja natürlich finden, daß man

in Belgien und in England den Freihandel bisher als das Ideal von Staatsweisheit anzusehen gewohnt war, und daß _man fich dort ganz erstaunt darüber anstellte, als die deutschen „Dicköpse“, durch Schaden klug geworden (von wenigen speziell am Freihandel interessirten Ausnahmen abgeseben), vor einigen Jahren endlich aufhörten, den Mannen vom Cobdenclub noch ferner Hecresfolge zu leisten. _ Diese Auffassung volkswirth\caftlicher Verhältniffe, wobei dem Staat nur eine Aufgabe, die „Produktion von Sicherheit“,

wie T

Zeitungsftimmen.*? 3 / E Of RTE E E 7 Zeitung für Elsaß-Lothringen

dieselbe Sache verschämterweise genannt hat, ist, aufrichtig gestanden, niht nah unserm Geshmack, und es läßt sich nur als eine {wer begreifliche Verirrung des deutschcn nationalen Geistes bezeichnen, daß eine folche Auffassung der wirth\chaftlihen Verhältnisse in unserm Vaterland, wenn auch nur vorübergehend, jemals Boden gewinnen tonnte.

Nun, dieser Bann is, seitdem die Mehrzahl des deutschen Neichstages am 7. Dezember 1875 über die von allen Seiten ein- gelaufenen Petitionen um Sistirung der Aufhebung der Cisenzölle und ¿war trotz der großen Bedrängniß, in der sih damals namentli die gesammte Eisenindustrie bei uns befand, leihten Herzens zur Tagesordnung überging, wie wir glauben,. ein für allemal gebrochen. Der 7. Dezember 1875 bildet einen bedeutungsvollen Wendecpunkt in dem wirthscaftlichen LKben des deutschen Volkes; von diesem / ; i Gedenktag an datirt die Wiedergeburt in dem wirthschaftlichen Ein Anziehen der Preise Leben unserer Nation. Es ift nur billig, wenn wir uns dieses Gedenktages erinnern, denn daß unscre deutshe Industrie heute groß und geachtet ist und auf dem Weltmarêt den jeßigen hervorragenden Rang einnimmt, das verdanken wir in erster Linie unserer jeßigen wirthschaftlihen Gesetzgebung; das giebt sogar das Ausland zu, wie der neueste Bericht über den englischen Handelsverkehr im Oktober zeigt. Gs liegt in dem Charakter des deutschen Volkes, an solchen Tagen auch Derjenigen in Dankbarkeit zu gedenken, welche zu den erzielten Er- folgen beigetragen haben. Bleiben wir vorerst bei dem uns zunächst Liegenden, dann gebührt dieser Dank voll und ganz dem Vorstand unseres Centralvereins, der sowohl innerhalb des ihm angewiesenen Kreises, als auch nah außen hin freudig feine beste Kraft dafür ein- setzte und selbstlos weder Mühe noch Kosten scheute, um dieses günstige Resultat herbeiführen zu belfen. Dank dem Reichskanzler, der dem ceihen Kranz seiner unsterblihen Verdienste um das deutsche Volk durch die jeßige wirthschaftliche Gesetzgebung ein neues NRuhmesblatt eingefügt hat.

E Dae noch auf schr niederer Stufe: Roheisen

S8 wird dies übereinstimmend aus allen Be-

tragen hierzu die Verhältnisse in

und der Konsum steigt. Auch die dortigen

nachdem das

Reichstags - Angelegenheiten.

(N. A. Z1g.) Bei der gestern im 1. Berliner Wahlkreise vollzogenen Wa hl betheiligten sih von 21017 Wahlberechtigten 13990 an der Abstimmung. Es entfielen auf Kaufmann Gerold (konservativ) 4783 Stimmen, Stadtrath Marggraf (nationalliberal) 486, Kreisgerichts-Rath Klotz („deuts{chfreisinnig“) 7207, Christensen (Sozialdemokrat) 1454, Mithin ist Hr. Kloß gewählt.

Mannheim, 6, Dezember. 3

J

Handel und Industrie (W. T. B.) Bei der heutigen

10 645 Stimmen gewählt ; Dreesbach ( Sozialist) erhielt 9767 Stimmen.

Statistischze Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der Zeit vom 21. bis 27. November cr. von ie 1000 Einwohnern, auf den Jahresdur(schnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22,3, in Breslau 30,9, in Königsberg 22,0, in Köln 29,1, in Frankfurt a. M. 14,8, in Wiesbaden 8,4, in Hannover 26,1, in Kassel 16,2, in Magdeburg 22,8, in Stettin 23,0, in Altona 22,3, in Straßburg 21,4, in Mey 13 9, in München 26,2, in Nürnberg 22,6, in Augsburg 22,1, in Dresden 19,2, in Leipzig 21,1, in Stuttgart 17,3,

20,2, in Pest 38,1, in Prag 28,9, in Triest 28,0, in Krakau 32,6, in Basel 16,2, in Amsterdam 20,8, in Brüssel 22,9, in Paris 23,1, in London 19,2, in Glasgow %,4, in Liverpool 21,8, in Dublin 25,3, in Edinburg 18,9, in Kopenhagen 20,2, in Stockholm 14,3, in Christiania 19,1, in St. Petersburg 217, Warschau 25,2, in Odessa 33,7, in Rom 20,5, in Turin U Bêievid TS2 in Alerandria 34,5, Ferner in der Zeit vom 31. Oktober bis

6. November cr.: in New-York 24,8, in Philadelphia 21,8, in Balti-

more 15,5, in Kalkutta 24,9, in Bombay 26,9, tn Madras 36,2.

hat nichts zur

Europas blieben in der Berichtswoche günstige_und wurden befonders aus den süddeutschen Städten vielfach Éleine Sterblichkeitsverhältniß- zahlen mitgetheilt, wie aus Wiesbaden, Frankfurt M D, Karlsruhe, Darmstadt Stuttgart; aber auch in Kassel, Dresden, Clberfeld, Basel, Stockholm u. a. O. war die Sterblichkeit eine geringere, und nur in wenig deutschen Städten (Breslau, Köln, Han- nover, Hamburg) eine relativ hohe. Insbesondere erfuhren akute (Fntzündungen der Athmungsorgane vielfah eine Steigerung und führten in einer größeren Zahl zum Tode. Darmkatarrhe dagegen und Brechdurhfälle der Kinder kamen noch seltener als in der Vorwoche zum Vorschein und riefen nur in Hamburg, Breslau, Brüssel mehr Sterbefälle als sonst um diese Jahreszeit hervor. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammt- sterblihkeit war im Allgemeinen cin wenig größer als in der Vor- woche. Von je 1000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, in Berlin 65, in München 90 Kinder unter l Jahr. Das Vorkommen der Infektionskrankheiten war im Allgemeinen ein häufigeres, besonders haben Masern, Scarlahh, Diphtherie und Croup, auch Poken etwas mehr, Keuchhusten, typhöse und Kindbettficber weniger Erkrankungen und Todesfälle veranlaßt. Die Sterblichkeit an Masern war in Berlin, Dresden, Elberfeld,

Aber auch die An- Einen sehr

Jener Politik allein ist es zu

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