1886 / 292 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

stelung von Tabadckfabrikaten festgeseßte jährliche levape s Mo von 100 kg auf 50 kg ee

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie die vereinigten Ausshüsse desselben für das Landheer und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sißungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn Bezug auf Art. 30 der Deutschen Reichs-Ver- fassung: „Kein Mitglied des Reichstages darf zu irgend einer Zeit wegen seiner Abstimmung oder wegen der in Aus- übung seines Berufes gethanen Aeußerungen gerichtlich oder disziplinarisch verfolgt oder sonst außerhalb der Ver- sammlung zur Verantwortung gezogen werden“ hat das Reichsgericht, IIT. Strafsenat, durh Urtheil vom 11. Oktober d. J., ausgesprochen, daß dieser Artikel niht ver- bietet, die Rede eines Abgeordneten im Reichstage zur Ueber- führung desselben bezüglih einer außerhalb des Reichstages begangenen strafbaren Handlung zu benußen.|

Nachdem der zwishen Preußen, Oldenburg und Bremen am 20. März d. J. abgeshlossene Vertrag wegen Ausdehnung des Staatsvertrages vom 6. März 1876 auf die Unterhaltung der für die Weserstrecke von Bremen abwärts bis Vegesack erforderlihen Schiffahrtszeihen die Zustimmung der betheiligten Landesvertretungen erhalten hat und dem- nächst die allseitige Ratifikation desselben erfolgt ist, sind die Urkunden über die leßtere am 9. d. M. hierselbst ausge- wechselt worden.

Hannover, 8. Dezember. Fn der heutigen (10.) Sißung des Hannovershen Provinzial-Landtages wurde die Berathung des Provinzialhaushalts-Etats fortgeseßt, und zwar wurden verschiedene Beihülfen für Kunst und Wissenschaft, sowie für wohlthätige Zwecke be- willigt. Sodann folgte die Berathung der Vorlage über die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grund- stückstheilungen und über die Gründung neuer An- siedelungen in der Provinz Hannover. §. 13 wurde genehmigt. §8. 14 lautet:

„Die Ansiedelung8sgenebmigung is zu versagen, wenn nicht nachgewiesen ist, daß der Plaß, auf welchem die Ansiedelung ge- gründet werden foll, dur einen jederzeit offenen fahrbaren Weg (bezw. durh eine Schiffahrtsftraße) zugänglich, oder daß die Be- schaffung eines solchen Weges gesichert ist. Wenn nur der letztere Nachweis erbracht werden kann, fo ist bei Ertheilung der Ansiede- lungsgenehmigung für die Beschaffung des Weges eine Frist zu bestimmen, nach deren fruchtlosem Ablauf das polizeiliche Zwangs- verfahren gegen den Ansiedler eintritt. Auch zur Erhaltung der ununterbrochenen Zugänglichkeit der Ansiedelung ist die Anwendung des polizeilichen Zwangsverfahrens zulässig.

Die Ansiedelungsgenehmigung ist ferner zu versagen, wenn und so lange die Gemeinde-, Kirhen- und Schulverhältnisse der Ansiede- lung nicht in einer dem öffentlichen Interesse und den örtlichen Ver- hältnissen entsprechenden Weise geordnet sind.

In den Moordistrikten ist die Genehmigung außerdem zu ver- sagen, so lange die Entwässerung des Terrains, auf welchem die Ansiedelung stattfinden soll, nit geregelt ist.“

Wie der E Lauenstein berichtete, hat die Kommission nachträglich beschlossen, zu beantragen, dem ersten Alinea den Zusatz zu geben :

„Von der Bedingung der Zugänglichkeit durch einen fahrbaren Weg kann unter besonderen Umständen abgesehen werden.“

Der Abg. Struckmann beantragte, um verschiedene Be- denken zu beseitigen, im ersten Absaye die Worte so umzu- stellen: „dur einen fahrbaren, jederzeit offenen Weg“.

Bei der Abstimmung wurden die Anträge Struckmann's und der Kommission, sowie 8. 14 genehmigt.

Nachdem sodann noch der Abg. von Linsing an Stelle des verstorbenen Landraths von Harling in den Provinzial- aus\{huß gewählt worden, {loß die Sizung.

Sachsen. Dresden, 10. Dezember. (W. T. B.) Der

Prinz-Regent von Bayern ist heute Nahmittag 41/, Uhr hier eingetroffen und auf dem böhmischen Bahnhof von dem König und den Prinzen Georg und Friedrich August em- Oa worden. Die Begrüßung zwischen dem Könige und em Prinz:-Regenten war eine überaus herzlihe. Nach der Vorstellung des beiderseitigen Gefolges und kurzem Aufenthalt begab sih der König mit dem Prinz-Regenten auf den Plag vor dem Bahnhofe, wo eine Ehren-Compagnie auf- M auf deren rehtem Flügel sich die Generalität und die ge- ammten dienstsreien Offiziere der Garnison befanden. Der Prinz-Regent schritt die Front ab und ließ die Ehren- Compagnie defiliren. Hierauf fuhren der König und der Prinz-Regent dur die Prager Straße nah dem Schlosse, wo der Regent Wohnung genommen hat. Um 6 Uhr begab sich Prinz Luitpold nach der Königlichen Villa in Strehlen, wo derselbe die Königin und die Familie des Prinzen Georg begrüßte und das Familiendiner stattfand. Nach dem Diner begaben sih der König und die Königin mit dem Prinz- Regenten Luitpold und dem Prinzen Georg in das Hoftheater in der Altstadt, wo die Oper „Der König hat's gesagt“ zur Aufführung gelangte. Sodann wurde im Palais des Prinzen Georg der Thee eingenommen.

11. Dezember. (W. T. B.) Der Prinz-Regent

Luitpold besuchte heute Vormittag die Ateliers der Bild- auer Schilling und Haenel und begab \ich dann zum éjeuner nach der Königlichen Villa in Strehlen. Nachmittags 9 Uhr findet in den Parade-Sälen des Residenzschlosses Hoftafel statt, an welcher, außer den Mitgliedern der Königlichen Fa- milie, die Minister, die Hofstaaten, der bayerishe Gesandte und das Gefolge des Prinz-Regenten theilneymen werden.

__ Oesfterreih-Ungarn. Wien, 9. Dezember. (Wn. Abdp.) Sämmtliche Landtage der diesseitigen Reichshälfte sind e unter begeisterten Hochrufen auf den Kaiser in her- ömmlicher Weise eröffnet worden. Jn den meisten der- selben wurden der Landesvoranschlag für 1887, die Rehnungs- abshlüsse der Landesfonds und sonstige Vorlagen überreicht. Sodann fanden B und Konstituirungen statt.

10. Dezember. (W. T. B.) Die bulgarische Deputation ist heute Nahmittag von dem ruffisGèn Botschafter, Fürsten Lobanow, und demnächst auh von dem türkischen Botschafter empfangen worden.

Pes, 9. - Dezember. (E ie volkswirthschaft- liche Kommission des A Can es acceptirte in ihrer heutigen Sigzung die Geseßentwürfe über die Aus-

dehnung der industriellen Begünstigungen auf manche Montan-Unternehmungen, sowie über die Jnartikulirung der mit den Niederlanden und Brasilien abgeschlossenen

Markenshuß-Konvention. : Agram, 9. Dezember. (Prg. Dg.) Jn der heutigen Sitzung des Lan dtages sprach in der Generaldebatte über das Budget Gyurkovitsch gegen den Antrag Derentschins. Der Startschevitschiäner Bartschitsh spra gleichfalls dagegen, aber auch gegen die Regierungsvorlage. Er sagte: er erwarte das Heil Kroatiens nur von Rußland. Der Banus wies die Ausführungen des Vorredners unter lebhafter Zustimmung energish zurück. Folnegovitsh interpellirte: warum die Regie- rung den Wiener Jnstituten die Gewährung von Lapothe ar- darlehen in Kroatien verboten habe, und ob sie die Errichtung einer kroatishen Hypothekenbank beabsichtige.

Schweiz. Bern, ‘9, Dezember. (Bund.) Der Nationalrath begann in seiner heutigen Sißung die artikel- weise Berathung des Branntweingeseßes. Für die Kom- mission referirten Geigy und Thélin. Art. 1 erfuhr eine redaktionelle Verbesserung und lautet nun in der an- genommenen Fassung: „Das Recht zur Herstellung und zur Einfuhr gebrannter Wasser aus Stoffen, deren Brennen durch Art. 32bis der Bundesverfassung der Bunvesgeseßgebung unterstellt ist, steht aus\s{hließlich dem Bunde zu. Der Bund ist verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die zur Ver- arbeitung zu Getränken bestimmten gebrannten Wasser genügend gereinigt seien, d. h. in keinem Falle mehr als 39/00 alkoholishe Verunreinigungen enthalten. Soweit der Bedarf durch inländishe Produktion gedeck werden soll, überträgt der Bund die erforderlichen Lieferungen an die Privatthätigkeit nah Maßgabe von Art. 2./ Bei Art. 2 entspann sih eine lange Diskussion über die Frage, welcher Theil des Bedarfs an Branntwein durch die inländische Pro- duktion zu decken sei. Es wurden zahlreihe Abänderungs- anträge gestellt. Schließlich ging der Artikel in folgender Fassung aus der Berathung hervor: Annähernd ein Viertheil des Bedarfs an gebrannten Wassern wird durch Lieferungsverträge beschafft, welhe der Bund mit inländishen Produzenten abzuschließen hat. Die Lieferungen werden in Loosen von wenigstens 150 bl und höchstens 1000 hl absoluten Alkohols auf Grund von Lastenheften zur Uebernahme ausgeschrieben und für eine vom Bundesrath festzusegende Periode an Diejenigen vergeben, welche bei zureihenden Garantien nach der Abstufung der Loose die günstigsten Anerbieten machen. Bei der Vergebung ist das Brennen einheimisher Rohmaterialien und der Brenn- betrieb in Form landwirthschaftliher Genossenshaften vorzugs- weise zu berücksichtigen. Keine Brennerei erhält mehr als ein Loos zugeschlagen.“

10. Dezember, Abends. (W. T. B.) Der National- rath hat das Branntwein-Monopol nah Schluß der artikelweisen Berathung bei der General-Abstimmung mit allen gegen 6 Stimmen angenommen. Die Annahme der Vor- lage durh den Ständerath gilt als gesichert.

Grofßbritanuien und JFrland. London, 10. Dezember. (W. T. B.) Die Königin hat dem Fürsten Alexander von Battenberg das Großkreuz der militärischen Klasse des Bath-Ordens verliehen. Der diesseitige Botschafter in Berlin, Malet, ist heute Abend auf seinen Posten abgereist.

Frankreich. Pari s, 10. Dezember, Abends. (W. T. B.) Die Herren Goblet und de Freycinet hatten heute mit dem Baron de Courcel eine lange Besprehung im Ministerium des Auswärtigen, Baron de Courcel blieb aber dabei, daß er die Uebernahme des ihm angebotenen Ministerpostens ah- lehnen müsse. Wie verlautet, würden im Laufe des Abends erneute Schritte geschehen, uÉumDuclerczur Annahme des Porte- feuilles des Auswärtigen zu bestimmen. Die gestern gemeldete Ministerliste hat dem Vernehmen nah noch eine Ab- änderung erfahren, indem niht Burdeau, sondern Ber- thelot das Ministerium des Ünterrichts und Develle, anstatt Ricards, das Ministerium der Landwirthschaft übernehmen würde.

10. Dezember, Abends. (W. T. B.) Goblet hat an den Gesandten Billot in Lissabon die telegraphische Auf- forderung gerichtet, das Ministerium des Auswärtigen zu übernehmen.

_— (Köln. Ztg.) Der Gejammtplan des Kriegs- Ministers zur Verbesserung der Armeebewaffnung er- heisht 360 Millionen. Eine Note erklärt: Boulanger ge- denke den Parteifragen fern zu bleiben und sih aus\{hließlich Armeefragen zu widmen.

Jtalien. Nom, 10. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen, Graf Robilant: die Regierung habe be- \{lossen, den Handels- und Schiffahrksvertrag mit Desterreich-Ungarn, sowie den Handelsvertrag mit Frankreich noch im Laufe dieses Monats zu kündigen, um sofort betreffs neuer entspreh-nder Konventional- tarife zu unterhandeln; die Regierung werde gleichzeitig mit der Kündigung ihre Geneigtheit zur Eröffnung von Ver- a wegen Abschlusses neuer Verträge aus- prechen.

10. Dezember. (W. T. B.) Der frühere Minister- Präsident Minghetti ist heute gestorben; die Deputirtien- kammer hob zum Zeichen der Trauer die Sißung auf.

_ Dänemark. Kopenhagen, 8. Dezember. (Köln. Ztg.) Die Regierung hat bereits dem Folkething die einst- weiligen Budgets der beiden leßten Jahre und das Budget des noh laufenden Jahres vorgelegt und zugleich gefordert, daß sie zur Fortführung der Geschäfte verfassungsmäßig er: mächtigt werde, bis das nächstjährige Budget fertig ist. Lehnt das Folkething diese Vorlage ab, was jedenfalls geschieht, wenn die Berg'sche Fraktion die Oberhand bekommt, so tritt die angedrohte Auflösung ein, und die Neuwahlen er- folgen dann im März oder April, statt im Juni, wo die ischen der gegenwärtigen Versammlung überhaupt er-

en.

HZeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet über die französischen Getreidezölle :

In Frankrei is die Frage der Erhöhung der Getreidezölle, welche die französishe Deputirtenkammer bereits im Sommer d. F. be- schäftigt hat, neuerdings wieder in den Vordergrund getreten. Mit Rücksicht auf das Interesse, welches die \hließliche Lösung derselben,

“Unter diesen Umständen fürchte er,

hon wegen des ihr zu Grunde liegenden Bestreb ; i Landwirt schaft gegen die übermächtige außereureLh ti note zu shüßen, auch für uns btetet, wird es nit überflüss onky dieser Stelle den bisherigen Gang der bezüglichen Verba d lein, Frankreih zu rekapituliren. Bekanntlich find dur das fenden j Gesey vom 29. März v. I. die Zölle auf Getreide für walde dahin die Säße des Generaltarifs maßgebend gewesen war elde by in der Weise erhöht worden, daß der Einfuhrzoll für 100 ko: cil auf europäishem oder auf direktem E : Wege eingeführter außereuropäischer E ErenrayatGer aus europgis

Provenienz _ Ore kommender Provenie Weizen, Spelt und Mischgetreide (Körner)

Fr. 6,6) Weizen, Spelt und Mischgetreide (Mebl) 6 Br. T 9,60 Fr. Hafer, Roggen, Gerste in Körnern 1,50 Fr. 5,10 Fr. Malz

s 1,90 Mr. : 5,50 Fr.

festgeseßt wurde. Noch im Laufe des vergangenen Jahres matt indessen das Bedürfniß nach einer weiteren Erhöhung geltey wenngleich verschiedene in diesem Sinne aus der Mitte der Deputi und kammer eingebrahte Anträge nit den Beifall der mit der Y rien: derselben bctrauten Zollkommission fanden, so erkannte diese dog Nothwendigkeit einer ferneren Erhöhung an, da dgs Gese oh die 29. März zwar einen weiteren Rückgang der Getreidepreise vate die erhoffte Preissteigerung aber niht herbeigeführt habe. u ris Zwee arbeitete die Kommission einen Geseßentwurf aus A den Zoll für Weizen, Spelt und Mischgetreide von 3 auf ci (für Mehl von 6 auf 8 Fr., für Hafer von 1,50 auf 3 Fr.) gte mit der Modifikation indessen, daß, sobald die Getreidepreise in Q lande den Betrag von 25 Fr. per 100 kg überstiegen, der Eingan L zoll für Weizen 2. entsprehend herabgesetzt werden und bei fi Getreidepreis von über 28 Fr. bis auf cine statistische Gebühr 2 0,60 Fr. per 100 kg ganz in Fortfall kommen sollte. Es ergab hieraus für Weizen, Spelt und Mischgetreide per 100 kg M Zoll von: d

Bei cinem Preise des einheimischen Getreides

für curopäishe oder auf direktem Wege eingeführte außereuro- paische Provenienz gestampfte Körner, Mehl u. Backwaare

8 Fr. ( y

für außereuropäisde aus europâischem Entrepot kommende Provenienz gestampfte Körner, Mesl u. Bawaare 11,60 Fr, 1060 , 9,60 8,60

von

bis zu 20. von 25—26 Fr. i NGRT O S 29 D iber 28.98 0/60), 3/60, E Die Festseßung der Zollsäße sollte nach diesem Entwurf in vierteljährlihen Zwischenräumen für das folgende Quartal dur eine von den Ministern für Landwirthschaft, Handel und der Finanzen ju ernennende Kommission erfolgen, und zwar nach Maßgabe der Preisverhältnisse auf verschiedenen, noch näher zu bezeichnenden Märkten. Bei dieser Feststellung der Preisverhältnisse sollkn aus den Departements, je nachdem ihre jährliche Getreide produktion ein, zwei oder mehr Millionen Hektoliter betrüge, je ein, zwei oder vier Marktpläße Berücksichtigung finden Die Kommission motivirte die Einführung dieses, wie man sieht, ziemli komplizirten und mit Weitläufigkeiten verbundenen Systems einer gleitenden Zoll- ffala (droit variable), welche in ähnlicher Form übrigens bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Frankreich bestanden hat, mit dem Hinweis darauf, daß für den Fall einer Mißernte der Gefahr eines plößlihen Steigens der Getreidepreise vorgebeugt und die Mög: lichkeit einer entsprehend vermehrten Einfuhr aus dem Auslande offen gehalten werden müsse. :

Bei der im Sommer d. I. stattgehabten Berathung der Vorlage erklärte indessen der Ackerbau-Minister Develle, daß er trotz feiner prinzipiellen Geneigtheit für einen veränderlichen Getreidezoll do zu nächst eine Vertagung der Beschlußfassung befürworten müsse, da ck zur Einführung diefes Systems noh vorbereitender Maßnahmen und eingehender Prüfung bedürfe. Die Vorlage wurde dementsprechend an die Kommission zurückverwiesen, und diese ist, wie wir dem „Bulletin des Halles“, dem Organ der Getreide-Großhändler, entnehmen, nun mehr mit einem neuen, von ihrem Mitgliede Marquis des Roys ausgearbeiteten Entwurf vor die Deputirtenkammer getreten, in welchen der Gedanke eines veränderlichen Zolles ganz fallen gelassen ift und die Erhöhung des Zolles für Weizen, Spelt und Mischgetreide auf 5 Fr., für Hafer auf 3 Fr. und für Mehl und Mehlprodukte auf 8 Fr. per 100 kg beantragt wird. Nach Art. 3 des Enb wurfs soll außerdem in allen Orten mit mehr als 1500 Einwohnern zu Anfang jeden Monats eine amtliche Veröffentlichung der im vet flossenen Monat auf den Märkten des Bezirks gezahlten Getreide und Mehlpreije erfolgen. In ihrem vom Marquis des Roys ver faßten Bericht begründet die Kommission das Aufgeben des veränder- lichen Getreidezolis mit der ihr vom Ackerbau-Minister gemachten Mittheilung, daß zu einer erfolgreihen Handhabung desselben die genaue Kenntniß aller auf den einzelnen inländishen Märkten zum Verkauf gelangten Mengen von Getreide erforderlich sei, und daß ihm an Vrganen fehle, um hierüber die nöthige Kontrole auszuüben, daß das vorgeschlagene neu System nicht die erwarteten Vortheile bringen, sondern vielmehr mit zahlreichen und großen Unzuträglihkeiten verbunden sein werde. Nit Rücksicht auf diese Erklärung hat die Kommission auf ihr Projelt einer gleitenden Zollskala verzichtet, indem sie darauf hinweist, daß sür den Fall e ner durch Mißernten etwa drohenden Gefahr der plößliden Steigerung der Getreidepreise ja immer im Wege der Legiölative eine den jedesmaligen Umständen entsprechende Herabsctung det Ge treidezolls herbeigeführt werden könne. ers G

Dagegen trägt die Kommission kein Bedenken, eine weitere Ql! gerung des fixen Getreidezolls bis zu der oben erwähnten Höhe p befürworten, da hiervon eine für die Konsumenten nachtheilige a wirkung auf die Preise im Inlande niht zu befürchten sel. v Aerbau-Minister selbst habe anerkannt, daß nach einer dur f Geseß vom 29, März 1885 herbeigeführten plößlichen und ace Abnahme der Zufuhren seit dem Monat August eine etr Zunahme derselben habe beobachtet werden können, und daß tros if shlechten Auéfalls der Ernte in Frankreich eine wesentliche Ad erhöhung durch den Zoll von 3 Fr. nicht herbeigeführt worden G Die BeskéGtuna, daß dur \ch{lechte Ernten eine Steigerung V Getreidecourse in erheblihem Grade herbeigeführt werden könne, a aber au durch andere Beobachtungen widerlegt. Obwohl nämli) 50 Ernte-Crtrag aller getreidebauenden Länder im Jahre 13886 um Ä Millionen Doppelcentner hinter dem Durchschnittsertrag der O fünf Jahre (in Frankreich allein um 8 Millionen) zurügeblieben v fo zeige doch der Cours der fremden Märkte keine nennenéne Steigerung infolge dieser Mißernte, denn derselbe habe im Du \hnittspreise für den Doppelcentner betragen in: ;

Oktbr. April Oktbr. April Oktbr.

1884 188 1885 186 188 17,85 1850 1838 1900 17,80 1000 1996. 2000; 19,00. 1908 18,75 20,60 19,25 19,50 18,75

New-York 1725 16,90 18,00 17,40 17,0 und auch der Durchschnittscours der französishen Märkte, weler 20,92 im Oftober 1884 nah Einführung des 3 Fr.-Zolls Wf jn im April 1885 gestiegen sei, habe inzwischen nur geringe Schwan 1886 gezeigt, nämli: Oktober 1885 21,50, April 1886 21,97, Oktober‘ y 21,60. Cbenso wenig fei die von den Gegnern der Zollerhöhung vei bergesagte Verminderung der Getreideeinfuhr eingetreten, denn 1 l Quartal vom 1, August bis 31. Oktober d. J. seien 2659 279 L Ctr. gegen 1 152 384 im gleihen Zeitraum des Vorjahrs nah F reih eingeführt worden. : faden

Der Kommissionsbericht zicht aus diesen Daten den eber obwohl von den Freihändlern aller Länder troßdem bis zum

8,60 Fr. 7,60

0 Qörner

London Brüfsel Berlin

Îgertilfabrikate.

Ï Venachrichtigungskosten. G 290259649 M auf den Staat, 1160015,16 4 auf den Bezirk,

irittenen Sluß, daß selbs bei ungenügenden Ernten der ruh beri nur zum geringen Theil auf den inländischen Markt wirft und zum größten Theil vom Importeur, nicht vom Kon- nten getragen wird. Die befürwortete weitere Erhöhung des s werde die Einfuhr auf das für den Verbrauch nöthige Maß be- D znfen und nur den Absaß der für Spekulationszwecke ein- M ten Getreidemengen beeinträchtigen, der Landwirthschaft io den erforderlichen Schuß gewähren, ohne den Konsumenten in Bes r Weise zu belasten. Der französishe Produzent werde dur og größten Theil vom Importeur getragenen Zoll eine ge- fre Kompensation für die Lasten erhalten, welche er zu tragen habe ch die es ihm unmöglih machten, mit gleichen Waffen gegen die oe Konkurrenz zu kämpfen. S L 1 Der Bericht {ließt mit den auch für unsere Freihändler be- ¿genéwerthen Worten : Die Kammer wird dur die Annahme der beri \issionsvorschläge nit, wie gewisse Volkswirthe behaupten, eine e auf das Elend und den Hunger, fondern auf die kosmopolitische efulation legen, welche Steuer in gewissen Jahren für den Staats- hay eine wichtige Einnahmequelle bilden und die Lasten der Nation

i rleihtern wird.

welche Aussichten diese Vorlage auf Annahme hat, läßt

r M E On tit Stande der Angelegenheiten in Frankreich tat übersehen. Ein Antrag des Abg. Andrieux, die in Rede stehende P erböhung in die Verhandlungen über das Budget hineinzuziehen, t abgelchnt worden, weil die Kommission der Ansicht war, die Zoll- höhung müsse eine feste sein und dürfe niht in jedem Jahre einer

E eschlußfassung ausgeseßt werden. Die Regiecung hat bis dem Gesetzentwurf, noch zu dem Bericht des Abg. Die Stimmung in den Hafen-

erneuten B jeßt weder zu s Roys Stellung genommen.

städten und in Handelskreisen soll, wie es seiner Zeit au bei uns

der Fall war, eine wenig günstige für dieselbe fein; indessen wird an- enommen, daß, selbs wenn Regierung und Kammer den Entwurf E Geseze erheben sollten, dasselbe kaum vor Februar k. J. in raft treten werde, wo die Einfubr für dieses Erntejahr die Grenzen bereits übershritten haben werde. Uebrigens soll, na einer Meldung des „Pester Lloyd“ vom 2. d. M., unter den französishen Müllern cine Agitation im Werke sein, welche die Steigerung des Mehlzolls quf 10 (statt der von der Kommission beantragten 8) Fr. per 100 kg

Hum Zwecke hat.

„Das Deutsche Wollengewerbe“ berichtet über Englands Handelsverkehr im Oktober 1886: Deutschland war ein guter Abnehmer für Rohprodukte und Der Ausfuhrwerth der ersteren betrug 453 659 fd, Sterl, (+ 45 762), jener der leßteren 528916 Pfd. Sterl. (+ 89 243). Es hat somit im Vergleich mit Oktober 1885 zu- genommen der Werth der Ausfuhr nah Deutschland bei Rohprodukten der Textil-Industrie um 12 °/o, an Textilfabrikaten um 11,1 °/o, der Gesammtverkehr der Textilbranhe, soweit er nahgewiesen ift, in der Höhe von 982 575 Pfd. Sterl. um 15,9%. .

England weiß es aber Deutschland wenig Dank, daß es etwas

F mehr abgenommen hat; es jammert noch und in gesteigerten und

\angstvolleren Tönen fort, daß das wieder erstandene Kaiserreich zu seinem gefährlichsten Gegner geworden ist. Das offizielle Journal des Handelsamts und die unabhängige Presse decken beständig die

TFortschritte der deutschen Industrie auf, und kaum Jemand wagt es

och ernstlih zu bestreiten, daß neben der bessern fahlihen und all- Mit Bildung die Zollpolitik des Deutschen Reis einen Haupt- antheil an diesem Heranwachsen der deutschen Industrie hat. Kein

Wunder, wenn damit der englishen Schußzollbewegung die Nahrung F zugcführt wird

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 50. Inhalt: Kolonialwesen: Auszug aus der Dienstanweisung, betreffend die Aus- übung der Gerichtsbarkeit im Schußgebiet der Marschall-, Brown- und Providence-Inseln. Konsulatwesen : Ernennungen. Erxequatur- Ertheilung. Zoll- und Steuerwesen: Herabseßung der Minimal- menge der zur Herstellung von Tabackfabrikaten zugelassenen Surro- gate, Behandlung der Zollerlasse aus Billigkeitsrücksichten. Abänderung von Tarasätzen. Abänderungen in dem Stande oder ¡den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Militärwesen: Aen- derungen der Landwehr-Bezirkseintheilung. Polizeiwefen: Auswei- sung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Statistische Nachrichten.

Dem dem Bezirkstage von Lothringen zur ordentlichen

ASession 1886 Seitens des Bezirks-Präsidenten überreihten Verwal- Ftungsbericht entnehmen wir Folgendes: Das Veranlagungs-Soll der

#4 direkten Steuern einschließlih aller Zuschläge und Benachrichtigungs-

Pfosten auf das Rechnungsjahr 1885/86 für die 8 Kreise des Bezirks E bezifferte sih auf 5 160 343,80 6; davon 2 998 115,74 4 Grund-

I steuer, 865 116,76 M Personal-Mobiliarsteuer, 587 307,12 46 Thür- ¡und Fenstersteuer, 697 48,86 4 Patentsteuer und 12 395,32 M Von dem Veranlagungs-Soll entfielen

193 127,77 Æ auf die 753 Gemeinden und 104 604,38 H auf Spezial- jiwede (landwirthschaftliher Hülfsfonds, Ausfallfonds und Wieder- Umlagen). Die Prinzipal-Sollbeträge der 4 direkten Steuern für

/ 1885/86 ergeben gegen das Vorjahr bei der Grundsteuer einen Zugang Fon 1489 = 1562099 M, bei der Personal-Mobiliarsteuer einen E Zugang von 490,16 / ==

) x 416 672,23 M, bei der Thür- und ¡Fenstersteuer einen Zugang von 1205 == 334.890 F# und bei

der Patentsteuer einen Zugang von 3024,91 #6 = 412 478,15 M

¡Viese Zugänge sind bei den drei Repartitionssteuern im Wesentlichen jau! die am 1, April 1885 nah Maßgabe der Gesetze vom 17. August 1836 und 4. August 1844 fteuerpflihtig gewordenen Neubauten, sowie äl der Patentsteuer auf eine Steigerung des Gewerbebetriebes zurüd- führen, Für die Staatswaldungen betrugen die Fiktiv-Prinzipale

F der Grundsteuer 78 727 M, für die Deutsche Reichsbank (Filiale Met)

czifferte sich das Fiktiv-Prinzipal der Patentiteuer auf 2266,67 M H Das Veranlagungs-Soll der Abgabe von den Gütern der todten 0 auf das Rechnungsjahr 1885/86 betrug 92562,95 4 gegen 4/% + 208,03 e und das der Bergwerksabgaben 35 662,76 M. gegen 1884/85 —— 9984 32 4 1885/8 Reklamationen in Bezug auf die 4 direkten Steuern für 1994 A sind 2740 eingegangen ; darunter 547 betreffs der Grundsteuer, M pereffs der Thür- und Fenstersteuer, 1053 betreffs der Personal- D liarsteuer, 913 betreffs der Patentsteuer und 3 Kollektivgesuche sind Yürgermeistern aus Anlaß von Hagelschäden 2c. Berücksichtigt B 20465, abgewiesen 680, noch zu entscheiden 15. Dazu 617 Listen Steuer-Cmpfänger über zu Unrecht veranlagte und unbeitreibliche 1886 /aNe Am 10. Juni d. J. beliefen si die Steuerrückstände aus 9/86 auf 47 188,71 A6 / die ah den Vorschlägen des Stöouer-Direktors vertheilen sih auf denaße die Steuer-Kontingente im Prinzipal pro 1887/88 folgen- Sali P 1563 169 4 Grundsteuer: Bolchen 162 646 4, Château- t (ees %61 M, Diedenhofen 241 838 f, Forbah 180 111 M, 166 q4and) 344 506 4, Metz (Stadt) 117 100 , Mobisie 2e, Und Saargemünd 115 558 4; 420 557 # Personál- iede orstener: Bolchen 36 791 4, Château-Salins 44 685 &&, Mes (Cn 69 152 M, Forbah 49 043 4, Met (Land) 81 274 4, 45 040 tadt) 90 927 M, Saarburg 43 645 A und Saargemünd Châtea M 836 289 #4 Thür- und Fenstersteuer : Bolchen 27 067 A, Mey (0, alins 27 561 M, Diedenhofen 47 205 #4, Forbach 40 521 4, und End) 45 666 4, Meß (Stadt) 70451 4, Saarburg 37 531 Faargemünd 39583 A6 | als inet ahre 1885 wurden 13 727 Militärpflichtige, darunter 1393 Uthrinmittelte, in den alphabetishen und Restantenlisten des Bezirks jähri i geführt. Unter den Militärpflichtigen waren 5712 zwanzig- ' 4100 einundzwanzigjährige, 2043 zweiundzwanzigjährige

Saarburg“

und 1462 ältere. Das Ersaßgeshäft hatte folgendes Ergebniß: ohne Entschuldigung ausgeblieben 3999, anderwärts stellungspflichtig geworden 726, zurüdckgestellt 3667, ausgeschlofsen 2, ausgemustert 786, der Ersatreserve T überwiesen 901, der Ersahreserve 11 überwiesen 217, auëgeboben 1683 (1633 zum Dienst mit der Waffe und 29 zum Dienst ohne Waffe bei dem Heere und 21 für die Flotte) über- zählig geblieben 191, freiwillig eingetreten 162, Innerhalb des Jahres 1885 sind wegen unerlaubter Auswanderung 559 Mann ge- rihtlich verurtheilt; am Schlusse deéselben Jahres befanden \sih des- selben Vergehens halber 511 Mann in gerihtliher Untersuchung. Den Berechtigungs\chein zum einjährigen Militärdienst haben in 1885 7 junge Leute nachgesuht, einen folchen erhalten 66 (60 auf Grund von Schulzeugnissen, 6 in Folge bestandener Prüfung).

Für die Unterhaltung der Staatsstraßen im Bezirk Lothringen sind im Etatsjahr 1885/86 329,795,05 A, im Durchscbnitt 621 M pro Kilometer, verausgabt und zu demselben Zweck für 1886/87 329500 Æ, im Durchschnitt 620 A pro Kilometer, bewilligt. Ferner sind für Neubauten und außerordentlihe Instandsetzungen an den Staats\traßen in 1885/86 27 062,295 #4 verausgabt und zu dem- selben Bebufe für 1886/87 19100 M bewilligt.

Zur Verwaltung der Kreisstraßen waren in 1885 aus Bezirks- mitteln 457 727,27 M. eins{ließlich 30000 M Staatszushuß verfüg- bar. Davon wurden 419 681,76 A verausgabt, so daß 38 045,51 M zur Verfügung blieben, welche in das Etatsjahr 1886/87 übertragen wurden. Von diefen sind 26 596,54 Æ zur Deckung von Restausgaben erforderlich und 11 448,07 Æ werden im laufenden Etatsjahr zur Ausführung von nothwendigen außerordentlichen Reparaturen an den Kreisstraßen verwendet. Für 1886/87 sind zur Verwal|tung der Kreis- straßen aus Bezirksfonds 444 043,38 A. einschließlich 30000 Staatszuschuß verfügbar. Die Ausgaben sind auf 439 717,94 M veranshlagt, so daß ein Dispositionsfonds für unvorher-

E Laufe des Etatsjahres hervortretende Bedürfnisse yor- anden ist.

Das Areal der lothringishen Staatsforsten hat sich um 41,56 ha 91,27 ha sind erworben und 15,71 ha veräußert in 1885 ver- größert, während -das der Gemeinde- und Institutenforsten sich durch Veräußerung um 1,19 ha verringect hat. Die Brutto-Einnahme betrug in 1885: aus den Staatsforsten 2395 266,98 M, aus den Gemeinden- und Institutenforsten 1508 184,15 # (871 156,01 Gelderlö8 exkl. Jagden und 637 028,14 4 Geldwerth des den Ge- meinden und Instituten in natura verabfolgten Holzes).

Unter den 753 Gemeinden Lothringens hatten am Schlusse des Rechnungsjahres 1885/86 382 (gegen 368 Ende 1884/85) 4 262147,11 (gegen 4 150 492,11 4 Ende 1884/85) Gemeinde- \{hulden. Von diesen entfielen 183 621,89 #4 auf 57 Gemeinden des Kreises Bolchen, 335 063,05 4 auf 62 Gem. d. Kr. Château- Salins, 360 477,42 4. auf 45 Gem. d. Kr. Diedenhofen, 371 136,06 4 auf 29 Gem. d. Kr. Forbach, 1624 400 #4 auf die Stadt Mey, 391 821,62 auf 99 Gem. d. Kr. Met (Land), 186 200,12 M auf 42 Gem. d. Kr. Saarburg und 809 727,42 #6 auf 47 Gem. d. Kr. Saargemünd. : x

An außerordentlihen Gemeinde-Umlagen kommen für 1886/87 zur Erhebung: 0 Zuschlagspfennig in 55 Gemeinden, bis 5 Zuschlagspf. in 89 Gem., über 5—10 Pf. in 152 Gem., über 10—20 Pf. in 178 Gem., über 20—30 Pf. in 23 Gem., über 30—40 Pf. in 82 Gem.,, über 40—50 Pf. in 40 Gem. und über 50 Zuschlagspf. in 64 Gem. ; an ordentlichen und außerordentlihen Gemeindezuschlägen: über 5—10 Zuschlagspf. in 4 Gem., über 10—20 Pf. in 199 Gem., über 20—30 Pf. in 174 Gem, über 30—40 Pf. in 120 Gem., über 40—50 Pf. in 74 Gem., über 500—60 Pf. in 59 Gem., über 60 —70 Pf. in 44 Gem., über 70—80 Pf. in 26 Gem., über 80—90 Pf. in 18 Gem., über 90—100 Pf. in 15 Gem. und über 100 Zuschlagspf. in 20 Gem. (Die fünf gewöhnlichen Zuschläge zur Grund- und Mobiliarsteuer werden niht mitgerechnet.) : ; :

Behufs Aeg der Landwirthschaft erhielten die landwirth- schaftlihen Vereine Jotheingens im Rechnungsjahre 1885/86 aus Landes- und Bezirksfonds Beihülfen im Gesammtbetrage von 21 177,25 Æ Für verschiedene landwirthschaftlihe Zwecke sind in dem nämlichen Jahre weitere 43 557,04 4 zur Verwendung gelangt, und zwar: an Beihülfen für Meliorationen 4867,19 4, an Bei- hülfen für Wasserleitungen in 6 Gemeinden 3180 , an Prämien für Anlage verbesserter Mist- und Jauchegruben 3220 4, an Prämien für Stuten und Füllen 8116,75 #, an Prämien für Erlegung von Wildschweinen 1536 4, an Unterstützungen für Viehverluste und Elementarschäden 16 000 4, zum Ankauf von 18 Zuchtstieren und 4 Rindern Simmenthaler Rasse in der Schweiz 3698 Æ, zur Unter- drücckung des Reblausherdes bei Metz (aus Landesfonds) 2525,50 A. und für sonstige landwirthschaftliche Zwecke 414,20 Der Ankagusfs- preis der im November 18%5 in der Schweiz angekauften 18 Zucht- stiere und 4 Rinder Simmenthaler Rasse belief sih einschließ- lih vieler Nebenkosten auf 9808 #, aus dem Verkauf wurden 6110 M gelöst. Der landwirthschaftlichen Centralkammer, deren Gründung in einer Versammlung von Delegirten der landwirth\schaftliGen Kreisvereine des Bezirks Lothringen am 26. Januar 1886 behufs gemeinsamer Vertretung und Wahrung der allgemeinen Interessen der Landwirthschaft bes{lossen wurde, find für 1886/87 aus Staatsfonds 12500 F zur Verfügung für Ver- suche im landwirthschaftliben Interesse gestellt. e

Die Bezirksbaumshule zu St. Avold vereinnahmte in 1385/86 aus dem Verkaufe junger Bäumchen 1925,24 4 gegen 1223,47 4. in 1884/85. Da die Ausgaben 2483,41 betrugen, so hatte der Bezirk 558,17 A gegen 1223,47 M in 1884/85 zuzuschießen. :

In 1884 sind von den 62 approbirten Hengsten 2635 Stuten gedeckt. Die Zahl der in 1885 lebend geborenen Fohlen betrug 1130. An Prämien wurden für die Abfohlung 9312,50 4. in 1885 gezahlt. In demselben Jahre wurden 2730 Stuten gedeckW.

Auch im vorigen Jahre is erfreulicher Weise eine Zunahme der Meliorationen zu verzeihnen. Die Zahl der in Behandlung gewesenen Arbeiten betrug 1002 mit einem Anschlagwerth von ca. 2500000 M gegen 986 mit einem Anschlagwerthe von 2400000 Æ in 1884.

In reger und anerkennenswerther Weise hat der Meter Fischerei- verein seine Bestrebungen zur Wiederbevölkerung der lothringischen Gewässer mit Fischen auch in 1885/86 fortgeseßt. Zur Förderung dieses Bestrebens sind dem Verein aus Landes- und Bezirksfonds Zu- \hüsse im Betrage von 1000 A und 200 M. bewilligt worden. Derselbe hat 1885/86 25 000 Stück Bachforellen und 5000 Stü junge Sceforellen wie auch 30 000 Stü junge Aale und 3600 Stück Karpfen in ver- schiedene Gewässer ausgeseßt. Außerdem wurden 18 850 junge Karpfen durch die R auf Veranlassung des Vereins in die be- treffenden Loose eingeseßt. Auch der Wiederbevölkerung der Gewässer mit Krebsen wendet der Verein seine Aufmerksamkeit zu.

An Staatszuschüssen zu Pfarrhaus-, Kirchen- und Synagogen- Bauten, sowie für innere Einrichtung und Ausshmückung von Kirchen sind in 1885/86 geleistet worden: für den katholischen Kultus 51 353 M, für den protestantishen 9418 A und für den israelitischen 3946 M

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Entscheidungen des vormaligen preußischen Ober-Tribunals auf dem Gebiete des Civilrehts. Für das Stu- dium und die Praxis herausgegeben von H. Rehbein, Reichsgerichts- Rath. Verlag von H, W. Müller in Berlin. 7. Lieferung (Schluß des zweiten Bandes). 5 #4 Unm vielfachen, dem Verfasser und dem Verleger gegenüber geäußerten Wünschen zu entsprechen, erscheint der zweite Band dieses Werkes, die Titel 10 bis 15 Theil I A. L.-R. und die dazu gehörigen Gesetze umfassend, hiermit abgeschlossen und mit einem Register der bearbeiteten Entscheidungen und einem Quellenregister versehen, welches die Benußung der bisher erschienenen zwei Bände erleihtern soll. Die außerordentlichen Schwierigkeiten der Bearbeitung verzögern die Vollendung des Werkes mchr als erwartet. Der dritte Band is in der Bearbeitung begriffen und wird baldmöglichst nahfolgen, beim Schluß des Werks ein das Ganze umfassendes Sachregister beigefügt werden. Darf man dem, was von vielen Seiten ausgesprochen, folgen, fo er-

reiht die Bearbeitung den im Vorwort zum ersten Bande auêge- sprochenen Zweck, das lebendige Verständniß und die praktishe An- \cauung des preußishen Rechts zu erleichtern, dem unsre vortrefflichen Lehrbücher nah ihrem Wesen und ihrer Anlage nicht immer Rech- nung tragen können. Die Bearbeitung felbst hat aber dadurch, über den ursprünglih gedahten Rahmen hinausgehend, vielfa den Cha- rafter des Lehrbuchs angenommen und einen niht erwarteten Umfang gewonnen. Der Werth des Werks hat jedoch dadurch sicher nit verloren.

von Lettow-Vorbeck, Major im Großen Generalstabe, „Leitfaden für den Unterriht in der Taktik an den Königlichen Kriegs\hulen“. Auf Veranlassung der Generale Inspektion des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens ausgearbeitet. 5, verbesserte Auflage. Mit 54 Abbildungen. 3,20 4. (E. S. Mittler & Sohn, Königlihe Hofbuchhandlung, Berlin, Koch- straße 68—70). Von dem Leitfaden für den Unterricht in der Taktik, den Major von Lettow-Vorbeck auf Veranlassung der General- Inspektion des Militär-Erziehungs- und Bildungswefens "ür die Königlichen Kriegs\hulen ausgearbeitet hat, ist foeben die fünfte ver- besserte Auflage ershienen. Die in derselben vorgenommenen Ab- änderungen und Erweiterungen sind insbefondere dur die neue Feld- dienst-Ordnung veranlaßt worden, deren Normen in den gesammten Abschnitten über den Felddienst dem Buche jeßt zu Grunde liegen. Es ist somit dieses Werk das erste Lehrmittel, welches die Taktik nach den neuesten, jeßt für das deutshe Heer gültigen Bestimmungen lehrt, und daher einer allgemeinen Beachtung auch außerhalb des dienstlichen Unterrichts zu empfehlen.

Von der „Kunst für Alle“ (herausgegeben v. Fr. Pecht ; München, Verlagsanstalt Bruckmann) ist das 5. Heft des 11. Jahr- gangs erschienen, und auch darin finden wir aufs Neue jenen wohlthuenden Zug frisch pulsirenden modernen Lebens wieder, welcher diese Zeitschrift so {nell vor allen anderen beliebt gemacht hat. Des Düsseldorfers Ferd. Brütt humorvoll charakterisirte „Schwere Wahl“, K. Kiesel’s reizende Berlinerin und Karger's buntbewegtes Straßenbild vom „Graben“ in Wien, welhe nebst dem ern und würdig auf- gefaßten „Empfang französischer Nefugiés durch den großen Kurfürsten“ von H. Vogel als Vollbilder beigegeben find, sind meisterhafte Typen aus dem vollen Leben und recht geeignet, uns unser deutsches Volk am Rhein wie an der Spree und der Donau lieb und werth zu machen, dessen Kunstfertigkeit Friedr. Pecht gleichzeitig auch textlih in einem reich illustrirten Artikel über das „Kunstgewerbe auf der Berliner Jubiläumsausstellung“ ins rechte Licht zu seßen sucht. Aus seiner Feder findet sich dann noch ein zeitgemäßer Aufsay über „Künstlerishe Weihnachtsgaben“ und zwischen beiden Arbeiten in der Plauderei „Ein Blumenmaler“ von dem s{riftgewandten JItalien- fahrer Woldemar Kaden, ferner ein duftiger Kranz auf des jünast ver- storbenen Malacrea Grab gewunden. Der CEinzelpreis der Nummer beträgt 75 „s. / :

Von dem Buchhändler W. Weber in Berlin (Markgrafen- straße 46), der ein reihhaltiges Bücherlager führt, ist cin Katalog einer ausgewählten Sammlung der gangbarsten neuen Bücher, welche ih auf seinem Lager befinden, herausgegeben worden. Die in dem Kataloge verzeichneten Schriften betreffen deutsche Literatur und Ueber- seßungen (darunter hristlihe Romane und Erzählungen), illustrirte Werke, ausländische Literatur (französische, englische, italienische, \vanise), Litera- turgeshihte, Geschichte, Biographien und Memoiren, Geographie und Reisen, Atlanten und Karten, Mythologie, Kunst und Kunstgeschichte, Naturwissenschaft (allgemeine, Naturgeschichte der drei Reiche, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Geologie und Geognosie, Physik und Meteoro- logie, Chemie, Pharmazie, Astronomie), Andachtsbücher, Predigten und Bibeln, Philosophie und Aesthetik, Wörterbücher und Encyklo- pädien, Musifwifssenschaft, Kaufmännishe Wissenschaften, Land- und Forstwissenschaft, Koch- und Wirthschaftsbücher, Spiele, Gesundheits- pflege, Jugendschrifsten. Weber besitzt außer seiner Buchhandlung auch ein großes antiquarisches Lager. 2 4

Die Stuhrsche Buch- und Kunsthandlung (S. Gerst- mann.) Berlin NW,, Unter den Linden 61, hat auch in diesem Iabre wiederum einen „Jllustrirten literarischen Jahre s- bericht und Weihnachtskatalog“ versendet, dessen Anschaffung in Rücksicht auf die große Mannigfaltigkeit der literarischen Festersheinungen als erwünshter Wegweiser für alle Literaturfreunde willkommen sein dürfte. Der Jahresberiht bietet eine trefflich geordnete Uebersicht aller besseren literarischen Erscheinungen, welchen eine kurze orientirende Besprechung bewährter Kritiker, sowie eine Anzahl Illustrationen aus den betreffenden Werken angefügt sind. Alle in diesem Jahres- beriht aufgeführten Werke sind in der Stuhr'\hen Buchhandlung auf Lager. Die genannte Handlung bietet aber außerdem eine reiche Uuéêwahl neuer Werke, sowohl folcher, die nur für den Weihnachtstis bestimmt sind, als auch aus allen anderen Gebieten der Literatur und Kunft, worunter uns von besonderem Werth die unter dem Titel „Salonbibliothek“ edirte „Auêwahl der hervorragendsuien litera- rischen Erscheinungen“ (in hocheleganten Juchten-Kalbleder- und Saffian- bänden) erscheint. : ;

Das 25. Heft der „ODesterreihisch-ungarischenMonarcie inWort und Bild“ enthält die Fortseßung des Kapitels: „Volks- wirthschaftlihes Leben in Wien“ von Wilhelm Franz Grner, Rudolph von Grimburg, W. Hecke und Emanuel_ Sax. In dieser Nummer beginnt die zweite Artheilung: Nieder-Oesterreih. Dieselbe enrhält einen ausgezeichneten Aufsaß: „Der Wiener-Wald“ von dem Kron- prinzen E1zherzog Rudolph. An Illustrationen bietet das Heft: „Der Leopoldsberg“, „Gabliß und die Kehrwiese“, von Karl Hashz; „Blick auf Wien vom Kahlenberg aus“, von Karl Onken; „Klosterruine bei Ried“, von Karl Hasch; „Das Helenenthal mit den Ruinen Raußhen- stein und Rauheneck“, von Karl Onken.

Gewerbe und Handel.

Nach dem „Deutschen Handelsarchiv“ (Dezemberheft) follen zum Schutze des legitimen Handels mit ausländischen Waaren inner- halb der Grenzen Rußlands diejenigen dieser Waaren, welche wegen des hohen Zolles, mit dem sie belegt find, Gegenstand des Schmuggels bilden Tönnten, von den russishen Zollämtern nicht verabfolgt werden, bevor sie gegen Entrichtung einer gewissen Gebühr bande- rolirt bezw. gestempelt oder plombirt worden sind. Die davon betroffenen Waaren sind im AUgemeinen folgende: Raffinadezucker in Hüten, Tabakfabrikate, Thee, Spirituosen, Schaumweine, Edel- metalle in Barren, bearbeitete Häute, Rauchwerk, Nähnadeln, Kautshuk- und Guttaperchagewebe in Verbindung mit Seide, Wolle, Flachs und Hanf, Papiertapeten, Papyrospapier, Stroh- und Spanfabrikate, Lederfabrikate, Leinen- und Hanfgewebe, Wachstuch, Waaren aus Seide, Floretseide und Halbseide, Wollenwaaren, Baum- wollenwaaren, Kleidungsstücke und Wäsche, Hüte und Mügten sowie Taschenuhren. Wie die genannte Zeitschrift mittheilt, genießen Postpackete, welche in Spanien aus Vertragsländern, also auch aus Deutschland eingehen, stets eine günstigere Zollbehandlung als Provenienzen aus Vertragsländern, ohne daß es eines Ursprungs- zeugnisses bedarf. Die Verwaltung des Oesterreichisch- Ungarischen Lloyd foll die Einführung eines Spezialtarifs für Zucker, ab Triest oder Fiume, mit Gültigkeit vom 1. Januar 1887 beschlossen haben. Die hiernach für Rohzuckererporteure bewilligte Frachtermäßigung dürfte auch dem deutshen Zucker- export zu Statten kommen. In Bezug auf den Antheil Deutschlands an der Handelsbewegung Portugals foll für das Jahr 1885 ein sehr bedeutender Fortschritt in der Einfuhr leihter Wollengewebe für Frauenkleider, wenn auch namentlich nur in einfarbiger, \{chwarzer Waare, zu verzeihnen gewesen sein, während für dergleichen ge» musterte Artikel nah wie vor Frankreich als Bezugsland angegeben wird. Der Grund für die leßtere Erscheinung foll darin zu suchen sein, daß die Pariser Kommissionäre, mit den Mustern einer großen Anzahl von Fabrikanten ausgerüstet, in der Lage seien, in Portugal, “wo größere Geschäfte für Modeartikel so gut wie gar niht bestehen, den Kleinhändlern eine reihe Auswahl zu bieten. Die Kreditverhältnisse der portugiesishen Käufer anlangend, fo wird leßteren zwar das Zeugniß strenger

Rechtschaffenheit ausgestellt, indessen soll “die Leichtigkeit,