1886 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

burg (15); verhältnißmäßig, d. h. unter Berüsich- tigung der geförderten Achskilometer un der im Betriebe ewesenen gen sind jedoch auf der Main - Neckar- Eisenbahn und auf den Bahnstrecken im Verwaltungs- bezire der Königlihen Eisenbahn - Direktionen zu Breslau und Magdeburg die meisten Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1667,41 km Betriebslänge und 20978 460 geförderten Achskilometern) 11 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigsbahn 9 Fälle, auf die Mecklenburgishe Südbahn (einschließli Parchim —Ludwigslust und Neubrandenburg—Friedland) und auf die Werra-Eisenbahn je 1 Fall; verhältnißmäßig sind jedoch auf der Mecklenburgischen Südbahn, auf der Hessischen Ludwigsbahn und auf der Werra-Eisenbahn die meisten Verunglückungen vorgekommen. C. Kleinere Privat- bahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei usammen 1589,47 km Betriebslänge und 10815 546 ge- Feederton Achskilometern) 5 Fälle, und zwar auf die Stargard- Küstriner Eisenbahn (einscließlich Glasow—Berlinchen) 3 Fälle und auf die Neustrelißz-Warnemünder Eisenbahn 2 Fälle.

Die gefährlihe Körperverlezung (d. h. die leihte Körperverleßung mittels einer E 2., 8. 223a Str.-G.- B.) is nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 12. Oktober d. F., niht kompensa- tionsfähigz; der §. 233 des Str.-G.-B., nah welchem leichte Körperverleßungen mit auf der Stelle erwiderten aufgerechnet werden können, findet demnach auf die gefährliche Körperver- legung keine Anwendung.

Ein Vertrag zwischen Gesellschaftern zum Zweck der Auseinanderseßzung, durh welchen der eine Gesellschafter seinen Antheil an den Grundstücken und Mobilien des Ge- schäfts dem anderen Gesellschafter resp. den anderen Gesell- schastern gegen einen bestimmten Preis überläßt, ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 15. Oktober d. J, im Sinne der Preußischen Stempelgeseßgebung ein Kauf- vertrag und unterliegt dem Stempel als Kaufgeshäft. Ent- hält der Auseinanderseßungsvertrag verschiedene stempelpflichtige Gegenstände oder Geschäfte, so if der Betrag des Stempels für jeden dieser Gegenstände und jedes dieser Geschäfte be- sonders zu berechnen, und der Vertrag mit der Summe aller dieser Stempelbeträge zusammengenommen zu belegen.

Die Rang- und Quartierliste der Ka iser- lihen Marine für das Jahr 1887, abgeshlossen am 1. November 1886, ist im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn, A ate Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei, Berlin SW., Kochstraße 68—70, erschienen (Preis 2,50 4).

Das Kreuzer-Geschwader, zu welhem S. M. Kreuzer-Korvette „Sophie“ gestoßen, Geschwader-Chef Contre-Admiral Knorr, ist am 14. Dezember in Sansibar eîin- getroffen.

S. M. Kreuzer „Nautilus“, Kommandant Kapitän- Lieutenant von Hoven, beabsihtigt am 16. Dezember cr. von Kobe nah Nagasaki in See zu gehen. S H Q

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän- e vat caeschke, ist am 14. Dezember in Canton einge- roffen.

Hannover, 14. Dezember. Jn der gestrigen (14.) Sißung des Hannoverschen Provinzial-Landtages wurde von dem durh den Abg. Fürbringer eingebrahten Urantrage, betreffend die Aufbringung und E e der Grunderwerbsfkosten für den Schiffahrtskanal von Dortmund nach den Emshäfen, nur der Saß an- genommen : B E

„Den Provinzial-Aus\{chuß zu ersuchen, die Frage zu prüfen, welche Stellung die Provinz Hannover zu dem Gesetze vom 9. Juli 1886, betreffend den Bau neuer Schiffahrtskanäle und die Ver- besserung vorhandener Wasserstraßen, mit Rücksicht auf die Auf- bringung der Grunderwerbskosten für den Sciffahrtskanal von Dortmund nach den Emshäfen in der Provinz Hannover veran- \chlagten antheiligen Betrag von 1510 000 4 zu nehmen habe“.

Alle übrigen Säße wurden abgelehnt. Die betreffenden Petitiouen würden dem Ausschusse überwiesen. *

Das Haus trat dann in die Berathung des Entwurfs einer Verordnung über die Ausführung des Fischerei- gesetzes in der Provinz Hannover. Derselbe wurde ange- nommen, ebenso der Geseßentwurf über die Termine bei Verträgen über Wohnungsmiethen.

n der heutigen (15.) Sißung berichtete der Landes- Direktor von Bennigsen über den Antrag des Provinzial- Ausschusses:

„Den a zu ermächtigen, zur Förderung des Landstraßenbaues eine mit 3# °/o verzinslihe und vom Jahre 1897 an mit 19/0 und den zuwachsenden Zinsen zu tilgende Anleihe von 1 500 000 M. aufzunehmen mit der Maßgabe, daß mit der Ausgabe der Obligationen im Jahre 1888 begonnen wird.“

Der Antrag des Abg. Tilemann, „den Provinzial- Ausschuß zu ermächtigen, zur Förderung des Landstraßenbaues 1 Million, zur Förderung des Gemeindewegebaues 1/, Million Mark anzuleihen“, wurde mit 42 gegen 39 Stimmen an- genommen.

Nah Berichterstattung aus der Rechnungskommission durch den Abg. Tilemann und Erledigung einiger anderer Punkte erfolgte die Feststellung des Etats der Gewerbe- kammern der Provinz pro 1887,

Um 2 Uhr wurde sodann der Landtag durch folgende Rede des Ober - Prästdenten, Wirklichen Geheimen Rath von Leipziger, geschlossen:

Hochgeehrte Herren!

Nach angestrengter Thätigkeit stehen Sie am Schluß Ihrer diesjährigen Verhandlungen.

Die Vorlagen der Königlichen Staatsregierung haben Sie einer eingehenden Berathung unterzogen, dieselben unverändert angenommen, bezw. Abänderungsvorschläge beschlossen, deren sorgfältige und wohl- wollende Erwägung ih Ihnen zusichern darf.

Die wiederholt von Ihnen als dringlich anerkannte Abänderung der hannovershen Wegegeseßgebung ist, wie ih es im Interesse der Provinz beklage, wiedecum nicht zum Abschluß gelangt.

Der Königlichen Staatsregierung gereiht es zur Befriedigung, daß Sie den Provinzial-Aus\{chuß beauftragt haben, die Frage zu prüfen, welhe Stellung die Provinz Hannover zu dem Geseße vom 9, Juli 1886, betreffend den Bau neuer Schiffahrtskanäle, mit Rück-

siht auf die Aufbringung der Grunderwerbskosten für den Shhiff-,

fahrtskanal von Dortmund nach den Emshäfen in der Provinz Han- nover zu nehmen habe.

_ Durch die Genehmigung einer Anleihe von 1/500 000 H haben Sie die Förderung des Landstraßen- und Gemeindewegebaues in dem Een Umfange auf einen weiteren längeren Zeittaun ficher gestellt.

Im Vebrigen haben Sie bei der günstigen Lage des Haushalts der Provinz für die weitere Hebung der provinziellen Anstalten, für gemeinnüßige und wohlthätige Zwecke reihe Mittel bewilligt.

Sie dürfen daher auf Ihre diesjährigen Verhandlungen mit der

E zurüdckblicken, daß dieselben der Provinz Hannover zum egen gereichen.

Auf Grund des §8. 26 der mit den 20. Hannoverschen Provinzial-Landtag.

Der Präsident Graf Knyphausen brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Abgeordneten lebhaft einstimmten.

Bayern. München, 15. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Allgemeine Zeitung“ mittheilt, Tiabte der Erin Mgen? nah seiner Rückehr von der Reise nah Berlin ein herzliches Telegramm an den Kaiser Wilhelm. Der Kaiser añtwortete darauf :

„Wie fokll Jch Ihnen danken für Ihr so herzlihes, freundliches Telegramm noch am heutigen Tage, nah Ihrer Rückkehr nah München? Sie haben Sich überzeugen können, wie freudig Ihr erstes Erscheinen nah Uebernahme der Regentschaft bei Uns begrüßt worden ist, wie die alten Erinnerungen eines siebenmonatlihen Zusammen- lebens in der wichtigen, unvergeßlichen Kriegszeit Uns von Neuem einigten. Möge es immec fo bleiben! Ihre herzlihen Worte, ge- \sprochen zu Ihren Unterthanen im Reichstag, sind hoffentlih auf guten Boden gefallen. Wilhelm.“

Reuß: ä. L. Greiz, 13. Dezember. (Lpz. Ztg.) Jn der heutigen Ges des Landtages wurde die Regierungs- vorlage, ein Gesetz, betr. das Versammlungsrecht, mit sämmtlichen, von der Majorität der Geseßgebungskommission gestellten Anträgen angenommen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Im Reichsrath kündigte der Abg. Schönerer einen An- trag gegen die Einwanderung der Juden an. Jm Prager Landtage beantragte Plener, die Spra chen- Na von 1880 und den jüngsten Justizerlaß auf- zuheben.

Wie die „Politishe Correspondenz“ meldet, ist die bul- garishe Deputation von ihrer Regierung angewiesen, das Eintreffen schristliher Aufträge des Ministers des Auswärtigen, Natschewitsch, in Wien abzuwarten. Nach Eintreffen derselben geht die Deputation nah Berlin. Die Reise nah St. Petersburg unterbleibt, da, wie bekannt, die wieder- Ld Schritte der Deputation bei dem Botschafter Lo- »anow, einen wenn auch nur privaten Empfang in St. Petersburg zu ermöglichen, ein negatives Ergebniß hatten. Von Berlin aus wird die Deputation die Regierungen der anderen Signatarmächte aufsuchen.

Pest, 14. Dezember. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute den von dem Abg. JFstoczy eingebrachten Geseß- entwurf, betreffend die Aufhebung der Börsenschieds- gerichte, in namentlicher Abstimmung mit 144 gegen 36 St. abgelehnt.

Großbritanuien und Jrlaud. London, 13. Dezember. (A. C.) nläßlih des bevorstehenden fünfzigjährigen Regierungs -Jubiläums der Königin wird im Mai oder Juni k. J. ni&t allein eine große Flotten-Revue auf der Höhe von Portsmouth, sondern auch eine große Truppenschau bei Aldershot geplant, woran außer den Freiwilligen und der Miliz auch Truppen aus Jndien und den Kolonien theil- nehmen sollen. Ferner wird das Jubiläum verherr- liht werden durch ein gewaltiges Sammelwerk mit dem Titel: „Die Regierung der Königin Victoria, ein Ueberblick über 50 Jahre Fortschritt.“ Der Herausgeber, H. Ward, hat die verschiedenen Theile des Werks den ersten Autoritäten zur Bearbeitung überwiesen; Lord Wolseley übernimmt das Heer; Lord Brassey die Marine, Courtney die Finanzen, Giffen den Nationalreichthum, Sir J. Caird den Ackerbau, Diel Huxley die Wissenschaft und der Rezensent Archer das Theater.

Im Queens Bench-Gerichhtshof zu Dublin wurde am Sonnabend die von der Krone gegen den irischen Ab- geordneten John Dillon eingeleitete Prozedur wegen Einshüchterung und Verleitung zum Aufruhr wieder aufgenommen. Der Angeklagte erschien nicht in Person, war aber durch zwei Sachwalter, Roche und Healy, vertreten. Der Generalanwalt Holmes eröffnete die Verhandlung mit Verlesung der von Dillon am 7. v. M. in Keenah gehaltenen Rede, welche er als eine überaus gefährliche bezeichnete, weil sie zur Bildung einer Or- ganisation aufforderte, welche bezwecke, die Pachtzinszahlung ganz von dem Belieben der Pächter abhängig zu machen. Schließlich verlangte der Staats-Prokurator, daß, wenn dem Angeklagten aufgegeben werden sollte, Bürgschasten für sein künftiges gutes Verhalten zu stellen, dieselben substantieller Art sein sollten, damit im Ealle einer Kontravention eine ge- hörige Freiheitsstrafe verhängt werden könnte. Dillon's Sach: walter wollten die Belastungszeugen, unter denen sich zwei höhere Polizeibeamte aus Ballinasloe befinden, einem Kreuzverhör unterziehen, welches Ansinnen der Gerichtshof jedoh zurückwies. Nach dem i U A welches nichis Neues zu Tage N derte, begann der Vertheidiger Dillon's, Mr. Roche, sein Moe - worauf die Verhandlung bis Montag vertagt wurde.

Der ‘„Sheffield Jndependent“ schreibt: „Bis vor einigen Tagen wurden 18 000 Pfd. Sterl. an Pachtzinsen in Jrland Vertrauens8männern eingehändigt ; in diejer Woche werden es wahrscheinlih {hon etwa 000 Pfd. Sterl. werden. Jst diese Summe überschritten, dann hat die Regierung ihr Spiel verloren und bleibt der- selben nur übrig, entweder den Gladstone'shen Plan zu adoptiren oder zur althergebrachten P Ad zu schreiten. Daß sie zu leßterer keine große klar. Lord Randolph Churchill soll jeßt auch ebenso wie Sir M. Beach gegen dieses legte Mittel der Verzweiflung sein.“

Die „Times“ erörtert heute die gegen den „Feld- zugsplan“ der irischen Agitatoren zur Verfügung stehenden Rechtsmittel. Das Blatt schreibt: „Nicht allein mittelst Ausweisungen können die Gutsherren gegen be- trügerische Pächter vorgehen. Das Recht des Pächters kann verkauft werden, und finden sih keine anderen Käufer, so kann der Gutsherr die Stelle kaufen. Dadurch gehen alle Ansprüche des Pächters verloren, und er behält keine Mittel, die Wiedereinsetzung in die Stelle zu erlangen, wie es beim Au3weisungsverfahren möglih ist. Ueberdies sind aus- gezeichnete irische Juristen der Ansicht, daß die Uebergabe eines Theils des Vermögens eines rückständigen Pächters an Ver- trauensmänner in Gemäßheit des „Feldzugsplans“/ eine Hand- lung ist, welhe unter den Begriff des Bankerotts fällt und

Provinzial-Ordnung schließe ih hier-"

ust verspürt, 1st-*

daher alle darin verwickelten Personen unter die umfa mit der Befugniß, eine Untersuchung anzustellen, ausgerü j urisdiftion des Banfkerottgerichtshofs bringt. ‘Js: di tet iht begründet, so kann nit nur die Hinterlegung schuld: f Pachtgelder bei Mitgliedern der Liga, sondern auc dag 2

schaffen von Jnventar, Vieh und Korn, wenn die A

des Sheriffs zu erwarten steht, in einer Weise gerictlid nft folgt werden, auf welche die Narren der Agitatoren nicht ns bereitet res Le L Wi No

14. Dezember. L, D1. le es heißt, ; die englishe Regierung, die ständige egyp tigte Midi auf 10 000 Mann und die dortige englische Ofkupatigns Armee auf 5000 Mann eran gclezen. M

Dublin, 14. Dezember. C . T. B.) Das heute y dem Gerichtshof im Bude Dillon gefällte Urtheil erklärt den Plan der Pächter, eine Organisation i bilden zu dem Zwet, die Zahlung des Pachtzinses S von ihrem Belieben abhängig zu machen, für ungesegli und die Reden Dillon's als geeignet, eine Verleßung der Verträge und öffentlihe Unordnung herbeizuführen. Es wird dem Ant flagten Dillon aufgegeben, für sich selbst eine Kaution  1000 Pfd. Sterl. zu leisten und innerhalb 12 Tagen zwei andere Bürgen zu stellen, welche ein Jeder 1000 Pfd. Ster als Garantie für Dillon's künftiges gutes Belhatten zu leisten hätten. Würden diese Garantien nicht gegeben, \o verfal Dillon in eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten.

(A. C.) Aus Birma berichtet das „Reuter'sche Buregy“.

RNangun, 10. Dezember. Die Vorhut der nah den Rubiney, Minen entfandten britischen Expedition dürste im Janur j Meogut eintreffen. Der Häuptling von Sagadung hat der Erpedition auf dem etwas s{chwierigen Marsch seine Unterstüßung versprochen, Gine Freibeuterbande griff ein Dorf unweit Mimbu an, wur aber von cinem Piquet der Shüten-Brigade zurückgeschlagen. 6 Rebellen blieben todt auf dem Plat. Die britishen Truppen erbeutet 40 Wagen und etwas Geld.

Mandalay, 12. Dezember. Oberst May brach mit zwei Cow pagnien bengalisher Infanterie auf, um auf das Gesuch des Shanz die alte Route nah China zu eröffnen. Die ersten Shan- Karavanen seit der Annexion des Landes kamen heute hier an. General Roberts verläßt Birma um Mitte nähsten Monat um seine Inspizirung der indishen Grenzstationen zu vollenden,

Mandalay, 13. Dezember. Am 15. d. wird Bo s\hway von \sech8s Abtheilungen angegriffen werden. Brigade-General Ly wird den kombinirten Angriff leiten. Sir Charles Bernhard ist unwohl. :

Frankreich. Paris, 14. Dezember. (Köln. Ztg.) Ds „Journal officiel“ meldet die Ernennung des Präsidenten der Abtheilung für Geseßgebung, Justiz und auswärtige An: gelegenheiten im Staatsrath, Präsidenten des berathenden Ausschusses für die Protektorate im Ministerium des Aus wärtigen (früheren Direktors im Kultus-Ministerium), Flou- N zum Minister der Auswärtigen Angelegen:

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(Fr. C.) Die Armee-Kommission der Det putirtenkammer faßte gestern mit 16 gegen 7 Stimmen den Beschluß, die beiden ersten Titel des Entwurfs des Generals Boulanger, betreffend die Rekrutirung und die Unteroffiziere, zu trennen und sie so rasch als möglih vor das Plenum der Kammer zu bringen.

14. Dezember. (W. T. B.) Jn der Deputirten: kammer wurde heute die Vorlage, betr. die provi: forishe Bewilligung von zwei Zwölfteln der Jahreseinkünfte, eingebraht und von der Kammer für dringlich erklärt. Sodann wurde die Sißung einst weilen ausgeseßt, damit die Budgetkommission i zwishen über die Vorlage berathe. Die Berathung det Kommission ergab die Annahme der Vorlage mit 17 gegen 12 Stimmen. Nach Wiederaufnahme der Sißunz ergriff Clémenceau das Wort und erklärte: es exislit eine Majorität für Reformen, namentlih für dit Trennung von Kirche und Staat. Das Kabinet Freycinet [l oa worden, weil es stationär geblieben sei. Die Ér

lärung des neuen Kabinets vom Sonnabend habt nicht allgemein befriedigt. Eine Majorität ohne Mithülse det ubevfton Linken sei unmöglich. Der Minister-Präsiden! Goblet gedachte in ehrenden Worten de Freycinet f, der nur dur einen Zufall und nicht durch die Majorili gestürzt worden sei. Die in der ministeriellen Erklärung vom Sonnabend gemachten Versprehungen sollten nitt eet Worte sein, sondern Thatsachen, welche das Kabinet von Ye ginn des nächsten Jahres ab verwirklicht wissen wolle, das Kabinet dürfe nur solhe Reformen vorschlagen, jur die eine Majorität bestehe. Was die religiöse Flag angehe, 0 se % M ne 80 _no8 M Lösung. Zuvörderst müsse man eine große Majorll im Lande zusammenbringen; das Kultusbudget W fah aufzuheben, wäre ein ungeseglihes Mittel. iei die Trennung von Kirche und Staat sei keine Majo vorhanden. Die Republif sei seit 10 Jahren fest begrürd! und regiere durch die Freiheit, während eine Monar A einen einzigen Tag in diesem Sinne regieren würde. N zu hoffen, daß die kommende Generation unter dem N des Unterrichtsgeseßes noch republikanischer sein wll Er nehme den Kampf mit der Rechten zuversihtli) weil er das Land hinter sich wisse; er nehme die Hülfe au: publikaner an. Ma ckau erklärte Namens der Rechten, [Ur die d willigung der Zwölftel der Jahreseinkünfte zu stimmen, cin solle dies durhaus niht ein Zeichen des Vertrauens p Die Vorlage wurde sodann mit 528 gegen 12 Sk. angel u men. Der Antrag, die Berathung über die Zust taxe auf Cerealien morgen zu ginn. wurde ml i egen 211 St. abgelehnt. Die Kammer vertagt hließlich auf morgen, Nachmittags 4 Uhr.

Ftalien. Bologna, 14. Dezember. (W. T. B,) ud Leiche Minghetti's traf heute Vormittag hier ille wurde Nachmittags unter zahlreicher Betheiligung der Be rung bestattet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, * ember. (W. T. B.) Der „Regierungs - Anze ai ringt ein Communiqué, welches über die in le lan) ershienenen Zeitungsartikel, in denen Deut u als russenfeindlih dargestellt wird, Bedauern aus)pr! ‘edu der Presse größere Vorsicht und Kaltblütigkeit bei Bespr“ der politischen H anempfiehlt. i gu

15. Dezember. (W. T. B.) Jn dem bereits ; sir sirten Regierungs-Communiqué wird darau gewiesen, daß die Ereignisse in Bulgarien, Dea russishen Publikum und in der Presse eine durhau® “u lihe Erregung hervorgerufen, unter anderem als Vew x zu einer Besprehung der politischen BezichunG n europäischen Mächte zu Rußland dur russische He

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nt hätten. Jndem sie sih nicht darauf beschränkten, allgemein e und keinem Zweifel unterliegende Thatsachen, abzu-

igen, hätten mehrere Zeitungen behufs Aufklärung der ge- daten Beziehungen zu Muthmaßungen und Vorausseßungen

iffen. Deshalb wichen ihre auf einen so s{hwankenden Goden basirten Raisonnements nit nur von der Unparteilich- feit ab, ohne welche ein einigermaßen richtiges Begreifen clitischer Fragen undenkbar sei, sondern seien zuweilen auch h ausdrü{lihen Widerspruch mit der Wirklichkeit gerathen. Durch solchen Charakter zeihneten sih unter anderen einige in legter Zeit erschienene Artikel aus, welche der deutschen Politik gewidmet waren und in denen dem russischen Publikum heigebracht wird, daß Rußland die Schwierigkeiten, welche eine befriedigende Lösung der bulgarishen Frage e ten, vornehmlih dem geheimen Widerstande Deutschlands verdanke, welches als gefährlicher Feind Rußlands dargestellt der Uebles gegen die Würde und die Sicherheit Ruß- lands sinne. Man könne niht umhin, solche Ausschreitungen ¿1 bedauern. Mit Deutschland, als seinem unmittelbaren Nachbar, sei Rußland dur zahlreiche vitale Fnteressen ver- fnüpft, Dank welchen die Beziehungen zwischen beiden Mächten s von jeher konsolidirt und hon mehrfach Proben bestanden hätten. Solche Beziehungen seien in gleicher Weise für die Wohlfahrt beider Staaten wichtig, was au in derselben Weise von ihren Regierungen anerkannt werde, und man fónne niht umhin zu wünschen, daß diese Beziehungen lange Jahre fortdauerten. Jndem die Kaiserliche Regierung fest beab- sihtige, wie früher, speziell den deutschen Fnteressen gegenüber sich mit gebührender Rücksicht zu verhalten, habe sie vollen Grund, versichert zu sein, daß auch Deutschland seinerseits fortfahren werde, sih jeglicher Aktionen zu enthalten, welche die Würde Rußlands wie au dessen Jnteressen berühren könnten, die durch Rußlands historishe Beziehungen zu seinen öst- lihen Glaubensgenossen entstanden, und daß der Ein- fluß Deutschlands lediglich auf die Erhaltung des all: gemeinen Friedens gerichtet sei, dessen Europa bedürfe und

| der in gleicher Weise Gegenstand der lebhaftesten Wünsche

des Czaren und seines Volkes sei. Je verwickelter und miß- liher die politishen Umstände seien, desto größere Vorsicht und Kaltblütigkeit sei bei deren Schäßung geboten, und um-

Ï soweniger könne man folglich die Ueberstürzung und den

Eigendünkel der Raisonnements rechtfertigen, welhe durch Preßorgane an den Tag gelegt würden, deren Stimme durch-

| qus niht ohne Bedeutung in internationalen Beziehungen sei.

Amerika. Washington, 14. Dezember. (W. T. B.) Der Shatzsekretär Hewitt hat in der Repräsentanten -

| fammer eine Vorlage eingebracht, welche dahingeht : das

Shazamt zu ermächtigen, die Zahlung. der Zinsen für die mit mehr als 3 Prozent verzinslichen Anleihen zu antizipiren. Das Schaßzamt soll 75 bis 80 Mill. Doll. hierzu verwenden können. ug N New-York, 10. Dezember. (A. C.) Der die beiden Häuser repräsentirende Konferenz-Ausschuß ist überein- gekommen, im Handelsinteresse eine Bill zu beantragen, welche dazu bestimmt ist, die Eisenbahnen zu kontroliren und, dur die Ernennung einer Kommission zur Regulirung des Bahn- wesens, „Pools“ und „ungerechte Frachttarife“ zu verhindern. Telegramme aus Washington besagen, daß die Konferenz: Bill angenommen werden wird, und daß die Eisenbahn-Direktoren keine besonderen Einwendungen dagegen haben, obwohl Alles von den Persönlichkeiten der vom Präsidenten zu ernennenden

| Mitglieder der Kommission abhängen dürfte.

Zeitungs8ftimmen. Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Corre-

spondenz“ schreibt über Monopole:

„Der Schweizer Nationalrath hat das Branntwein-Monopol nah

L artikelweiser Berathung bei der General-Abstimmung mit allen gegen

6 Stimmen angenommen; die Annahme der Vorlage durch den

: Ständerath gilt als gesichert.“ Diese sensationelle Mittheilung, welche

am vergangenen Sonnabend durch die öffentlihen Blätter ging, ver-

# anlaßt uns, auf das Monopolwesen, insbesondere aber auf die Art 7 und Weise zurückzukommen, in welcher die Erörterungen über diesen F volkswirthschaftlih so hochwichtigen Gegenstand gemeiniglih bei uns F gepflogen werden. Wir wollen keineswegs die Behauptung aufstellen, Ï als ob an dem Anfang dieses Jahres ausgearbeiteten Geseßentwurfe,

mit welhem das Branntwein-Monopol im Deutschen Reich einge- führt werden sollte, gar feine Ausfetzung zu machen gewesen wäre ; unsere Absicht geht vielmehr nur dahin, die Thatsache klarzustellen, es ein verhängnißvoller Fehler ist, eine Irreführung des Publi- kums bedeutet, wenn, wie dies bet uns in doktrinärer Einbildung und

E aus manesterlihen Vorurtheilen geschieht, diese rein wirthschaftliche

und finanzielle Frage als eine politische und Parteisache ausgebeutet wird, Deutsch-freisinnige und der demokratish-sozialistishen Sache nahestehende Organe haben seinerzeit dem staunenden Publikum ad

| deulos demonstrirt, daß die Monopole geshichtlich dem Geiste des

Regalismus entsprangen, daß, was den politi\chen Charakter der- elben anbelange, die Monopole als feudalistishe und ab- S Institutionen angesehen werten müßten, daß er absolutistishe und monopolistishe Geist zusammen chörten, wie „pand und Handschuhe“, daß sie „Staatsstreiche“ auf gesetzlichem Mer wären und daß sie der Volksvertretung die einzige Quelle ihrer A vershütteten, Heute, wo die „moderne Freiheit“ bei den an längst begriffen sei, seien Monopole einfa unerträglich, und lhre Wiedereinführung sei deshalb unmöglih. Die preußische Ge- Mitte biete an dem Kaffee-Monopole unter Friedrib dem Großen 64 {lagendste Beispiel von der Richtigkeit dieser Behauptungen; deni nach zahllosen Plackereien und einem sehr zweifelhaften Miß- tfolge habe dem König die Monopolwirthschaft nur jenes einsame

| Und sreudenlose Alter eingetragen, in welhem cer müde wurde, „über

aven zu herrschen.“ . Während also in dem monarchischen veutshland „de rebus omnibus et quibusdam aliis“ gesprochen und Monopolsfrage vor allem einmal der Parteileidenschaft und ihren aaa E lgen untertban gemacht wurde, beschäftigte sich bekanntlich nîtee bereits das republikanishe Frankreih in eingehender und l terner Weise mit derselben Frage, indem es in anerkennenswerther utte lediglich die finanzielle Seite derselben betrachtete. Die „Ré- dem Ne Française“ lieferte damals den Nachweis, daß das Monopol eih ein reines Erträgniß von 810 Mill, Fr. cinbririgen

i U A indeß das gegenwärtige Erträgniß der Alkoholsteuer nur auf

ill. Fr. gerechnet werde. Prinzipiell und vom Stand-

d M republikanisher oder freiheitliher Interessen wurde gegen q Mopol keine Opposition gemaht. Monopole sind eben, dann ur racceinfahen Denkungsweise des Blattes, allerdings treffe unzulässig, wo sie allgemein nothwendige Konsumtionsobjekte Ken keineswegs aber dort, wo es sich um Objekte handelt, deren

e er A rauh sih Jedermann für alle Zeiten versagen kann, zu denen in

Due Linie der Tabak und die Spirituosen gerechnet werden müssen. bemerkt px itanischen Frankreich ist nunmehr, wie wir bereits vorher auu haben, die nicht minder republikanishe Schweiz in ihren An- sole ngen gefolgt und auch sie hat an dem Monopolwecsen als ie ial nicht den mindesten Anstoß genommen. Insbefondere scheint or den \{chwülstigen und beängstigenden Anschauungen , welche

unsere Radikalen gegen das Monopolwesen ins Feld geführt haben, nicht die geringste Furht zu besißen. Ueberall, sowohl in Frank- reih, wie in der Schweiz sind es eben mächtige und klare Gesichtspunkte, welche für die Vermehrung der Staatzein- nahmen vortheilhaft in die Augen fallen und welche allein für die Staatsbürger maßgebend sind, ob sie \sich „für“ oder „gegen“ das Monopol aussprechen sollen. Wenn in Erwägung gezogen wird, daß beispielsweise die Branntweinsteuer im Jahre 1883 im Budget Ruß- lands mit 247 Millionen Rubel figurirt, welche 35 %% des gesammten Budgets ausmachen, daß dagegen die Einnahmen Deutschlands aus dem Branntwein nur den Betrag von 55 Millionen Mark ausweisen, so follten denn doch billiger Weise bei uns ebenfalls nur die rein wirthschaftlichen und resp. finanziellen Gesichtspunkte maßgebend sein, nämlich die Erhöhung der staatlihen Einnahmen von 55 auf circa 300 Millionen Mark und die Möglichkeit der Entlastung von anderen Steuern, die weit wichtigere Objekte treffen, als den Alkohol.

Die „Berliner Politishen Nachrichten“ be- merken über die jüngst in Lauenburg mit Beschlag belegten Flugblätter :

. . _. Es ergiebt sich aus ihnen, daß im engsten Zusammen- hange mit den \{wersten Anschuldigungen gegen die bestehende Wirth- \haft8ordnung und gegen die deutshe Staatsleitung im Besonderen, doch zugleich unter den von der Sozialdemokratie theils erreichten, theils erstrebten Zielen neben anderen Dingen au diejenigen geseß- geberischen Ziele figuriren, welche das Programm der Kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 bilden, wie die Un- fall- und Krankenversicherung, die Alters- und Invalidenversor- in In diesem unkte deckt sich das sozialdemokratische

lugblatt mit den Ausführungen des Abg. Hasenclever in der General- debatte zum Reichs-Etat, in welcher er der sozialpolitishen Gesetz- gebung der leßten Jahre seine Anerkennung niht zu versagen ver- mochte. Während er abec die Wirkung dieser Erklärung dadur ab- zushwächen suchte, daß er hinzufügte, diese Gesetzgebung beruhe auf den der Sozialdemokratie entlehnten, aber mangelhaft durchgeführten Grundgedanken, ignorirt das Flugblatt einfach das sozialreformatorishe Programm der Regierung und vindizirt Unfall- und Jnvaliden- versicherung {lankweg für die Sozialdemokratie. Hieraus ergiebt si ein doppelter Schluß: die Ziele der von der Regierung in Angriff genommenen Sozialreform sind von so \{chwerwiegender ernster Bedeu- tung für das Wohl der arbeitenden Klassen, daß die leidenschaftlichen Gegner der bestel#nden Staatsordnung nicht umhin können, derselben dur die beinahe unwillkürlihe Aufnahme in ihr Programm Rechnung zu tragen, sie beginnen ihre praktische Wirkung aber auch in der von ihnen erhofften Gegenwirkung gegen die sozialdemokratishen Zukunfts- Charlatanerien bereits bis zu dem Grade zu äußern, daß die Sozial- demokratie zu Lug und Trug ihre Zufluht nehmen muß, um dieser Wirkung entgegenzutreten. So liefern die neuesten parlamentarischen und area D RRG, Kundgebungen der Sozialdemokraten ein deutlich sprechendes Zeugniß für die Richtigkeit der Kaiserlichen Bot- haft vom 17. November 1881.

«Fn demselben Blatt lesen wir:

Die Institution und das Wirken der Kreisdirektoren in Elsaß- Lothringen wird in einer aus Mey an die „Rép. franç.*“ gerichteten Zuschrift im Tone widerwilliger Anerkennung besprochen. Der Korre- \pondent befindet sih diesbetreffs in einem Dilemma. Er will absolut nicht zugeben, daß die Elsaß-Lothringer in ihren Gesinnungen für Frankreih wanken könnten und muß dennoch eingestehen, dah die Kreisdirektoren den von ihm und scinen Gesinnungsgenossen gehegten Hoffnungen sehr im Wege stehen.

Troy alledem heißt es am Schlusse obiger Zuschrift ist es einigen von ihnen (den Kreisdirektoren) gelungen, \sich der Leitung landwirthschaftliher Vereine zu bemächtigen, aus denen sie kraftvolle Werkzeuge der Germanisirung machen, indem sie an die wohlgesinnten Landleute Unterstüßungen vertheilen. Andere haben Eingang in die Gemeindevertretungen gefunden, wo sie zum Frommen des Reichs eine ebenso geduldige als verschwiegene Umgestaltungsthätigkeit leisten.

Ich beabsichtige gewiß nicht, den preußischen Staat als Muster für Frankrei hinzustellen, gehöre vielmehr zu denen, die da meinen, daß man seit sechzehn Jahren die deutshen Institutionen viel zu sehr kopirt hat. Doch aber wäre es an der Zeit, die Verwaltungs- Organisation abzuändern, wenn man sie leistungsfähig machen will, und der Augenblick wäre da, den französishen Unterpräfekten etwas von jener Autorität zukommen zu lassen, womit der preußische Kreis- direktor zu unserem Unglück und zum größten Vortheil des Germani- firungs8werkes, ausgerüstet ift.

Die „Social - Correspondenz“ bringt Mitthei- lungen aus dem Jahresbericht der Handelskammer zu Dresden über die Krankenversicherung im Deutschen Reich. Der Schluß des Artikels lautet:

Trotz der vortheilhaften Bedingungen, unter denen die freien Hülfskassen den Zwangskassen gegenüber arbeiten, hält die Dresdner Handelskammer doch die Zukunft derselben am wenigsten gesichert. Nach ihrer Ansicht „dürfte mehr und mehr unter den Arbeitern selbst die Grkenntniß die Oberhand gewinnen, daß sie gegen ihr eigenes Inter- esse handeln, wenn sie auf die von den Arbeitgebern zu leistenden Beiträge sowie auf sonstige Vortheile, z. B. die den Angehörigen gewährte Unterstüßung verzichten, Diese Erkenntniß wird in den meisten Fällen zum Austritt aus den freien Hülfskassen führen, und so dürfte nach und nach die Thätigkeit derselben darauf beshränkt werden, daß fie als Zuschußkassen dem vorsorgenden und sparsamen Arbeiter die Möglichkeit bieten, sih eine höhere Unterstüßung, als die Zwangs- fassen* gewähren können, zu sihern.

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Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 50A. Inhalt; Nichtamtliches: Der Kraftbegriff und andere in der Mechanik übliche Ausdrücke. Die Themse und die Londoner Docks. (Schluß.)

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der Zeit vom 28. November bis 4. Dezember cr. von je 1000 Cinwohnern, auf den Jahresdurhschnitt berechnet, als gestorben

emeldet: in Berlin 21,5, in Breslau 25,5, in Königsberg 28,2, in Köln 5,1, in Frankfurt a. M. 16,2, in Wiesbaden 15,0, in Hannover 20,8, in Kassel 28,4, in Magdeburg 24,3, in Stettin 19,9, in Altona - 29,8, in Straßburg 31,6, in Met 21,5, in München 28,0, in Nürnberg 24,9, in Augsburg 19,7, in Dresden 21,6, in Leipzig 14,7, in Stuttgart 16,9, in Karlsruhe 22,1, in Braunschweig 20,8, in Hamburg 34,4, in Wien 26,0, in Pest 40,9, in Prag 31,2, in Triest 32,1, in Krakau 27,9, in Basel 18,4, in Amsterdam —, in Brüssel 23,5, in Paris 23,3, in London 20,3, in Glasgow 27,4, in Liverpool 22,5, in Dublin 28,1, in Edinburg 21,3, in Kopenhagen 15,3, in Stockholm 14,8, in Christiania 17,1, in St. Pergure, 25,59, in Warschau 24,5, in Spa 30,4, in Rom 23,4, in Turin —, in Venedig 22,5, in Alexandria 37,9. Ferner in der Zeit vom 7. bis 13. November cr.: in New-York 26,1, in Philadelphia 19,8, in Baltimore 16,6, in Kalkutta 38,4, in Bombay 24,2, in Madras 34,5. S

In der Berichtswoche waren die Sterblichkeitsverhältnisse in den meisten Großstädten Europas günstige, wenu auch aus den meisten Orten ein wenig größere Sterblichkeitszahlen als in der vorhergegan- genen Woche gemeldet wurden. Sehr gering war die Sterblichkeit in Frankfurt a. M., Wiesbaden, Stuttgart, Mainz, Mannheim, Darmstadt, Leipzig, Basel, Stockholm, Christiania und Kopenhagen, aber auch in Berlin, Hannover, Stettin, Augsburg, Dresden, Elber- feld, London u. a. war die Sterblichkeit nicht hoh; nur in München, Straßburg, Mktilhausen i. E., Kassel, Hamburg, Altona, Chemnig, Frankfurt a. O., Königsberg und Posen war unter den deutschen Städten die Sterblichkeit eine hohe. Ziemlich allgemein gesteigert erschei- nen akute Entzündungen der Athmungsorgane, die auh in einer größeren Zahl von Städten viele Opfer erheishten. Dagegen wurden

Darmfkatarrhe und Brechdurchfälle selten Todeêveranlassung, nur in

München, Hamburg, Danzig war die Zahl der dur sie hervor- gerufenen Sterbefälle eine etwas geficlgerde. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblihkeit war im Allgemeinen eine egen die Vorwoche verminderte. Von 10000 Lebenden starben, aufs ahr berechnet, in Berlin 62,5, in München 97,2 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten erfuhren Masern, Scharlach und Diphtherie eine Zunahme der Todesfälle und gemeldeten Erkrankungen, während typhöse Fieber und Keuchhusten eine erheblihere, Pocken eine geringere Abnahme aufwiesen. Masern traten in Breslau, Barmen, Elberfeld, Mülhausen i. E., Paris, London in gesteigerter ahl als Todesursachen auf, während in Berlin, Prag, Liverpool die Epidemie etwas naczulassen scheint. Auch aus Hamburg, Nürnberg, Wien, sowie aus den Regierungsbezirken Aachen, Aurih, Düsseldorf, Königs- berg, Marienwerder, Stettin, Schleswig werden zahlreiche Masern- erkrankungen mitgetheilt. Der Scharlach verlief in München, Köln, Chemniß, Pest, St. Petersburg, Odessa häufiger mit tödt- lihem Ausgange, während in Berlin, Hamburg, Hannover, London, Warschau die Zahl der Sterbefälle kleiner wurde. Zahlreiche Erkrankungen wurden aus den meisten diefer Städte, wie au aus Christiania und Edinburg gemeldet. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in München, Dresden, Königsberg, Stuttgart, Straßburg, Nürnberg, Magdeburg, Chemniß, Kassel, Dortmund, Wien, Kopenhagen, Paris, Pest, Lyon, Christiania eine gesteigerte, in Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M., Danzig, Altona, Stettin, Prag, London, St. Petersburg Warschau, Odessa eine ver- minderte. Auch die Zahl der gemeldeten neuen Erkrankungen war in vielen dieser Orte eine geringere als in den Vorwohen. Das Vorkommen von Unterleibstyphen war vielfa ein selteneres, wie in Berlin, London, St. Petersburg, Warschau u. a. O., nur in Hamburg und Paris war die Zahl der Sterbefälle eine größere. An Flecktyphus wurden. aus St. Petersburg 1, aus Warschau 2 Todesfälle, aus. St. Petersburg 6 Erkrankungen mitgetheilt; an Rückfallsfieber aus St. Petersburg 1 Todesfall und 4 Erkran- kungen. An epidemischer Genickstarre wurde aus Berlin 1 Todesfall und 1 Erkrankung berichtet. Rofsenartige Ent- zündungen des Zellgewebes der Haut waren in Berlin, Kopenhagen, London, St. Petersburg häufig. Der Keuchhusten hat in Berlin, Paris, London, St. Petersburg weniger Todesfälle hervorgerufen ; Erkran- kungen blieben in Nürnberg, Hamburg, Kopenhagen in wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl. ocken veranlaßten in Hamburg, Kopenhagen, Wien, Prag, Paris, Venedig, Odessa vereinzelte, in St. Petersburg 4, in Warschau 5, in Rom 8, in Pest 85 Sterbe- fälle. Erkrankungen kamen aus Breslau und aus dem Regierungs- bezirk Marienwerder je 1, aus Hamburg 2, aus Berlin und dem Regierungsbezirk Schleswig je 3, aus Wien 7, aus St. Petersburg 14, aus Pest 203 zur Anzeige. Die Nachrichten über die Cholera in Oesterreih-Ungarn und Italien lauten sehr günstig. Es kamen nur wenige vereinzelte Fälle zur Kenntniß und \cheint die Epidemie in beiden Staaten in kurzer Zeit ihrem Erlöschen entgegen zu gehen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Neues illustrirtes Soldatenbuh. Die Welt in Waffen von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. I. Helden- zeit, Ritterthum und Kriegswesen im Alterthum, Mittelalter und in der neueren Zeit bis zur ersten französishen Revolution. Von K. G. von Berneck, Königlich preußischem Major und Mitglied der Obcr- Militärstudien-Kommission. Vierte Auflage. Neu bearbeitet

von E. Scch{nackenburg, Königlih preußishem Major a. D. Mit 309 Text - Abbildungen und einem Titelbilde. Leipzig und. Berlin. Verlag und - Druck. von ODtto Syhämer: 1887. XVI. fund“ 430 S. 89, Preis: elegant gebunden

7 Æ Cin schönes Festgeshenk für die deutsche Jugend. Die Ver- fasser sind geshäßte Militärschriftsteller, und es liegt eine Arbeit vor, welche nicht allein das Fachlihe in gemeinverständliher Weise er- \ch{chöpft, sondern zugleih die ganze Geschichte nah der militärischen Seite durchdringt. Die Darstellung is recht gewandt und unterhält in demselben Grade, wie sie belehrt. Von großem Werth ist die Jllustration, zu welcher der außerordentlihe MReich- thum des Verlages in dieser Branche ausgiebige Mittel bot. Die Abbildungen sind zum Theil nach Gemälden von Menzel, Camphausen und Burger hergestellt, also auch künstlerisch von Bedeutung. Die Neubearbeitung hat den umfassenden Stoff gesichtet und im Interesse der Preis8ermäßigung mehr zusammengezogen, auch die bildlihe Ausftattung hat eine vortheilhafte Umgestaltung erfahren ; sodann sind neue Kapitel hinzugekommen. Wichtig sind in diesem Ersten Bande die Kapitel über die Anwendung des Schießpulvers und der Feuerwaffen inner- und außerhalb Europas; über das Auf- treten der Landsknechte und die Bildung stehender Heere; über die Soldateska des dreißigjährigen Krieges, der Raubkriege Ludwigs XIV. und des spanishen Erbfolgekrieges mit ihren Kriegsmeistern Gustav Adolf, Turenne, dem Großen Kurfürsten, dem Prinzen Eugen bis zu Friedrich dem Großen; dann über die Vollsheere oder Milizen in Nord-Amerika. Auch der Scekrieg ist in die Darstellung einbegriffen. Alle bedeuteuden Kriegszüge, Schlachten und Belagernngen werden geschildert und beurtheilt. Ausftattung wie Einband (Calico mit reiher Goldprägung) sind zu loben.

Gottes Auge. Das Walten der göttlihen Vor- \sehung. Eine Darstellung mannigfaher wunderbarer Fügungen in den Schicksalen der Menschen. Zur Belehrung und Erhebung für Jung und Alt auf Gcund wirkliher Begebenheiten erzählt von L, Mittenzwey. Mit 30 Terxtabbildungen und einem bunten Titel- bilde. Leipzig und Berlin. Verlag und Druck von Otto Spamer. 1887. VIII u. 148 S. 8°, Hübsch kartonnirt. Preis 2,590 #4 Zehn Geschichten, erzählt in der Absicht, das Herz zu er- heben und zu erbauen. Der Verfasser hat den Ton zu treffen gewußt, welcher der Jugend und dem Alter zugleih zusagt. Aus den s{chlich- ten, frommen Erzählungen heben wir als besonders fesselnd hervor: „Aus dem Leben Friedrich's des Großen“, „Aus Gellert's Leben“ und „Die alte Bibel“. j

Im Verlage von M. Heinsius (Bremen) erschienen von dem Dichter Kristofer Janson zwei norwegishe Dorfgeschichten, be- titelt: „Er und Sie“ und „Marit Skjölte“. In der ersten Ge- \chichte macht uns der Verfasser mit zwei jungen Personen bekannt, welche, wie man {on zu Beginn der Erzählung voraussieht, dereinst ein Paar zu werden bestimmt sind, troß ihrer Verschiedenheit in Charakter und Anschauung. Er ift ein alter Student, welcher sich auf sein väterlihes Besitthum zurückgezogen hat und hier als Menschen- feind, abgeschlossen von fast sämmtlihem Verkehr, einsam haust und auf scin Außeres durchaus nichts giebt. Sie ist die Tochter des Pastors am Ort, ein junges, frisches Mädchen, welches zu dem Studenten mit ehrfurchtsvoller Scheu emporblickt, ohne sich des etwas komishen Eindrucks, den der Sonderling auf sie macht, erwehren zu können. Auf Spaziergängen treffe. sih Beide zuweilen, und der alte Student gewinnt einen gewissen Einfluß auf das Gemüth des jungen Mädchens, Durch einen einjährigen Aufenthalt in der Stadt werden sich die Beiden wieder vollständig entfremdet. Sie ist zu ciner vollständigen Stadtdame geworden, welche in der Pension allerhand thörihte Angewohnheiten und Anschauungen erworben hat und sih nun, nah erfolgter Rückkehr in das väterlihe Haus, dort niht mehr wohl fühlt, aller Welt lästig wird und sih nah der Stadt zurücksehnt. Selbstverständlih mag sie von dem einfachen alten Studenten nihts mehr wissen und sieht verähtlich auf ihn herab. Da sie si aber doch zufällig auf dem Spaziergange treffen, wird dic Bekanntschaft aufs neue angeknüpft, und der überlegenen, eindringlihen Art des Verkehrs von Seiten des Studenten, seiner in rauher Schale si bergenden Licbenswürdigkeit vermag die junge Dame nicht zu widerstehen und wir sehen dic Beiden zum Schluß der Geschichte ein glüclihes Brautpaar werden. Dieser einfahe Vorgang is vom Dichter in anzichender, von feiner psychologischer Beobachtungagabe zeugender Form geschildert und nimmt die Theilnahme des Lesers vollauf in Anspruch, In der zweiten Geschichte: „Marit Skjölte“, wird uns das Schickfal eines etwas eigenwilligen Bauernmädcens erzählt. Sie bleibt, als ihre Verwandten nah Amerika auswandern, allein zurück,