1887 / 20 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Jan 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Ausgaben Kap. 34, der Etat der Centralverwaltung der Domänen und Forsten, Einnahme Kap. 2a und dauernde Ausgaben Kap. D, der Etat des Kriegs-Ministeriums, Einnahme Kap. 3D und dauernde Ausgaben Kap. 127 wurden ohne Debatte un- verändert angenommen.

Es folgte die Berathung des Etats des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Einnahme Kap. 26.

Das Kapitel wurde ohne Debatte bewilligt.

Bei den dauernden Ausgaben Kap. 55 wies der Abg. Graf Limburg-Stirum darauf hin, daß früher die eifrigsten Freunde des Reichs der Forderung für die Unterhaltung der Gesandtschaften an den deutschen Fürstenhöfen nicht gerade wohlwollend gegenübergestanden hätten. Man habe in diesen Gesandtschaften noch einen Rest des Partikularismus erblicken zu müssen geglaubt. Die Gesandten hätten aber die ihnen gestellte Aufgabe in geschickter Weise gelöst. Die deutschen Fürsten erblickten ihr höchstes Interesse in der Pflege des Reichsinstituts. Der Reichstag dagegen habe das in ihn gesetzte Vertrauen nur s{hlecht bewährt. Wie könne man Ver- trauen haben zu einer RNeichstagsmajorität, welche sich in der Finanzfrage so steril erwiesen und in der wichtigen Militär- frage eine solche Haltung eingenommen habe. Man könne es daher den Gesandten nur Dank wissen, wenn sie die Beziehungen zu den Fürsten in so geschickter Weise gepflegt, daß die früheren Bedenken gegen den Fortbestand der Gesandtschaften überall geshwunden seien.

Bei Schluß von Bismark.

des Blattes sprah der Reichskanzler Fürst

Jm Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt hierselbst erschien soeben die Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Deutschen Neichstages in den Sessionen 11 (vom 19. November 1885 bis 26. Zuni 1886) und 111 (vom 16. September bis 20. September 1886) der VI. Legislaturperiode. Der erste Theil (von Seite 2— 199) weist folgenden Jnhalt auf: 1. Entwurf eines Gesetzes, be- treffend die Feststellung des Neichshaushalts-Etats für das Jahr 1886/87 und zwar 1) das Etatsgesez, 2) Bundes- rath, 3) Reichstag, 4) Reichskanzler und Neichskanzlei, 5) Aus- wärtiges Amt, 6) Reichsamt des Jnnern, ) Verwaltung des Reichsheeres, 8) Verwaltung der Kaiserlichen Mèarine, 9) Neichs-Justizverwaltung, 10) Neichs\chazamt, 11) Reichs- Eisenbahnamt, 12) Reichsshuld, 13) Rechnungshof des Deut- hen Reichs, 14) Allgemeiner Pensionsfonds, 15) Reichs- Jnvalidenfonds, 16) Fehlbetrag des Haushalts des Etats- jahres 1884/85, 17) Zölle, Verbrauchssteuern und Aversen, 18) Reichsstempelabgaben, 19) Post- und Telegraphenver- waltung, 20) Neichsdruckerei, 21) Verwaltung der Eisenbahnen, 24 Bankwesen, 23) Besonderer Beitrag von Elsaß-Lothringen, 24) Zinsen aus belegten Reichsgeldern, 29) außer- ordentliche Zuschüsse, 26) Matrikularbeiträge. Ferner Zusammenstellung der Aenderungen, welche der Reichstag zu dem Entwurf der Spezial-Etats für das Etatsjahr 1886/ST beschlossen hat. 11. Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres, der Marine und der RNeichseisenbahnen. 111, Entwurf eines Gefeßes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Neichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1886/87. IV. Uebersiht der Reichsausgaben und Ein- nahmen für das Etatsjahr 1884/85. V. Allgemeine Rechnung über den Neihshaushalts - Etat für das Etatsjahr 1881/82. VI. Allgemeine Rechnung über den Reichshaushalts - Etat für das Etalsjahr 1382 83. VII. Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kon- trole des Neichshaushalts und des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1385/86. VIII, Rech- nung der Kasse der Ober-Rehnungskammer für das Jahr 1883/84. Der zweite Theil enthält anderweite Vorlagen der verbündeten Regierungen, Anträge und Juterpellationen der Abgeordneten und Petitionen u. f. w., soweit dieselben nicht Etats- und Nechnungssachen betreffen. Die Ucbersicht zeichnet sih dur geschickte Anordnung aus.

E De eier bestimmten politishen Partei angehörige Redacteur einer Zeitung handelt nah einem Urtheil des Reichsgerichts, I V. Strafsenats, vom 16. November v. FJ., bei einer Abwehr gegen die in Bezug auf seine Partei erhobenen, ehrverleßenden Beschuldigungen niht ohne Weiteres in der Wahrnehmung berechtigter Jnteressen, welche ihn unter den Schutz des §. 193 des Strasges.-B. stellen würde.

Zum Abschluß der Verträge mit den betreffenden Kreiskorporationen über die Erfüllung der geseßlichen Bedingungen für den Bau von Eisenbahnen sind Namens des Eisenbahnfiskus die Königlichen Eisen bahn-Direk- tionen berufen. Dieselben sind demgemäß, nach einem Cir- kfular-Erlaß der Ressort-Minister, vom 13. Oftobex v. J., auch verpflichtet, sih davon Ueberzeugung zu verschaffen, daß die den Verträgen zu Grunde zu legenden Kreistagsbe)chlüsse in formeller und materieller Beziehung zu einer Beanstandung keinen Anlaß geben. Es empfiehlt sich daher, alle derartigen Kreistagsbeschlüsse, bevor dieselben dem Bezirksausschusse zur Genehmigung geiaäß 8. 176 Nr. 4—6 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 oder der Ministerialinstanz behufs Er- theilung der Bestätigung gemäß §. 176 Nr. 2 und 3 a. a. O. beziehungsweise behufs Erwirkung eines etwa beantragten Allerhöchsten Privilegiums zur Ausgabe von Kreis-Anleihe- scheinen unterbreitet werden, mit den für die Beurtheilung ihrer Rechtsgültigkeit erforderlichen Unterlagen zunächst der mit der Leitung des betreffenden Baues betrauten Eisenbahn- behörde vorzulegen, und wegen Beseitigung etwaiger von der- selben erhobenen Anstände sofort das Geeignete zu veranlassen oder die Entscheidung der Ministerialinstanz einzuholen. Bei Vorlage der Beschlüsse in der Ministerialinstanz ist stets Ab- {chrift der Erklärung der betreffenden Königlichen Eisenbahn- Direktion beizufügen. : |

Nach den angestellten amtlichen Ermittelungen liegt den in mehreren Blättern gemachten Mittheilungen über die roßverdächtige Erkrankung eines dreijährigen Fohlens in einem Stalle des Hauptgestüts Trakehnen folgender Sachverhalt zu Grunde :

Eine Abtheilung von 25 dreijährigen Fohlen, welche bis Ende September v. J. auf der Weide gewesen, wurde am 22. Oktober v. J. in einem besonderen Stalle in Trakehnen untergebracht, in welchem dieselbe sih noch gegen- wärtig befindet. Etwa 53 Wochen vor der Ueberführung dort- hin waren einige Hengstfohlen dieser Abtheilung kastrirt worden, so auch der „Erdgeist“. Bei dem leßteren waren die Kastrationswunden am 11. Dezember v. J. noch nicht vollständig verheilt, auch ¡die Eiterung nod! fortdauernd. An

ein, welches sich in den folgenden Tagen troß thierärztlicher Behandlung wiederholte. Als fi am 17. desselben Monats hit ein fatarrhalisher Ausfluß aus der Nafe mit An- chwellung der Kehlgangsdrüsen gesellie und sich auch über den ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes und der Gliedmaßen ein fknöthenförmiger Hautausschlag einstellte, hielten die behandelnden Thierärzte den „Erdgeist“ für roßverdähtig und beantragten dessen Tödtung, um dur die Sektion Gewißheit über den Charakter der Krankheit zu erlangen. Da die Sachverständigen auch nah dem Sefktions- befunde zweifelhaft darüber blieben, ob ein Fall von Roß- franfheit vorliege, schickten sie die franfen Organe nah vor- sihtiger Verpackung an das pathologishe Fnstitut der Thierarzneischule zu Berlin, dessen Leiter demnächst die Ansicht aussprach, daß „Erdgeist“ an der Noßkrankheit gelitten habe.

Nunmehr wurde von dem Minister für Landwirthschaft der

Lehrer an der Thierarzneischule, Professor Dieckerhoff, nah Tra- kehnen gesendet, um unter Zuziehung des Departements-Thier- arztes Kühnert, des Grenz- und Kreis-Thierarztes Werner sowie der Gestütsveterinäre die in Rede stehende Fohlenabtheilung auf ihren Gesundheitszustand zu untersuchen und zu ermitteln, auf welhem Wege etwa die Ansteckung des „Erdgeist“ mit Robtkrankheit erfolgt sein könnte. Die genaueste Untersuchung der noch vorhandenen 24 Plerds C gab, daß 23 Pferde keinerlei Erscheinungen zeigten, welche den Verdacht der Rotkrankheit erregen konnten. Nur bei dem Fuchswallah „Lavater“ war eine fatarrhalische Affffektion der Nasenschleimhaut mit Drüsenanshwellung im Kehlgange bemerkbar. Da dieses Pferd hiernah nicht von jedem Verdacht der Roßkrankheit freigesprochen werden konnte, so wurde dasselbe behufs der Secirung getödtet. Leßtere ergab nah der Ansicht aller dabei betheiligten Thierärzte, daß die Erkrankung des „Lavater“ mit der Roßkrankheit nichts gemein gehabt hat.

Die Ermittelungen über den Weg der etwaigen Fnfizirung des „Erdgeist““ ergaben, daß derselbe niemals mit fremden, niht zum Gestüt gehörigen Pferden zusammen gekommen ift, und daß alle Pferdeheerden des Gestüts, mit denen er jemals in Berührung gekommen, zur Zeit wie auch bisher frei von jedem Verdacht der Roßfkrankheit sind.

Obwohl diese thatsächlihen Verhältnisse dem Zweifel Raum geben, ob überhaupt ein Fall von Rotkrankheit in Trakehnen, insbesondere in der dortigen Fohlenabtheilung vorgekommen ist, 0 wird letztere doch unter strengster Stall- sperre gehalten werden, bis die vollständige Freiheit der Pferde von jedem Verdacht der Jnfizirung ausgesprochen werden fann. Selbstverständlih it für die vollkommenste Fsolirung des gesperrten Stalles und der darin beschäftigten Pferdewärter Sorge getragen. :

Der General-Lieutenant von dant von Frankfurt a. M., ift nach Meldungen wieder abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr, Steinke in Schalksmühle, Dr. Herm. Möller in Hilchen- bah und Dr. Ferd. Schulße in Aachen.

S. M. Kreuzer - Korvette „Luise“, Kommandant Korvetten-Kapitän Junge, mit den abgelösten Besaßungen S. M. Kreuzers „Habicht“ und S. M. Kanonenboots „Cyclop“, ist am 21, Januar cr. in Plymouth eingetroffen und E am 23. des. M. nah Wilhelmshaven in See zu gehen.

__ Elsaß - Lothringen. Straßburg, Januar. (ŒW. T. V) Fur Alexander- von Battenberg ist am Freitag Abend, von Darmstadt kommend, hier eingetroffen und heute früh nah Mailand weitergereist.

Dincklage, Komman- Abstattung perfönlicher

I

“D.

Oefterreicz-Ungarn. Wien, 22. Januar. (Wn. Abdp.) Nach den heute veröffentlichten Vorschriften, betreffend die Organisation des Landsturms, liegt dem Landsturm die Vorbereitung und Beistelung ob: 1) von kombattantien Landsturm-Formationen als Besaßzungsgarnison und Etapen- truppen sowie als Truppenkörper zur Grenzbewachung und Landesvertheidigung; 2) von Landfturmpflichtigen zu besonderen Dienstleistungen für Kriegszwecke, ‘als teh- nische und administrative Arbeiten, Trainwesen, Transport und Pflege von Blessirten und Kranken 2c.; 3) des aus- hülfsweisen Ersaßes zur Deckung der Abgänge beim Heere, bei der Kriegsmarine und der Landwehr. Dem Ministerium für Landesvertheidigung steht die Oberleitung des gesammten Landsturmwesens zu. Auf die Dauer seiner Einberufung ist der Landsturm den Militär-Befehlshabern untergeordnet. Jn allen Angelegenheiten, welche das Laudsturmwesen, insdefondere den Dienst und die Verwaltung betreffen, sind, insofern nicht besondere Bestimmungen erflossen, für die Nechte und Verpflichtun- gen und die Verantwortlichkeit der dabei betheiligten Personen die Militärgeseßbe und -Vorschriften maßgebend. Sämmitliche Landsturmpflichtigen bilden 24 Altersklassen, von denen die älteste die Zweiundvierzigjährigen, die jüngste die Neunzehn- jährigen umfaßt. Die Landsturmaltersklassen werden in zwei Aufgebote eingetheilt. Das erste Aufgebot umfaßt 19 Alters- klassen, und zwar die Landsturmpflichtigen im Alter von 19 bis 37 Jahren; das zweite Aufgebot umfaßt 5 Altersklassen, nämlih die Landsturmpflihtigen im Alter von 38 bis 42 Fahren.

E E oe Regnicolar-Deputation hielt gestern eine Sigung, an welcher auch der Minister Koloman von Bedekovic Theil nahm. Da drei Mitglieder noch nicht anwesend waren und auch die Ankunft des Banus Grafen Khuen-Héderväry erst für heute angekündigt ist, wurden keine Beschlüsse gefaßt, sondern die meritorischen Verhandlungen bis heute vertagt. Mehrere Mit- glieder der Deputation gaben dem Wunsche Ausdru, daß die Berathungen beschleunigt werden möchten. Die gemeinfamen Sigungen der ungarischen und der kroatishen Deputation nehmen in der nächsten Woche ihren Anfang.

E Großbritannien und JFrland. "London, 23. Fanuar. (W. T. B.) Chamberlain hielt gestern Abend in einer Wählerverjammlung in Hawick eine Nede, in welcher er die neulihe Konferenz der Führer der liberalen Partei besprach. Wenn er auch zugebe, sagte er, daß die Schwierigkeiten, welche zu überwinden, sehr ernste seien, fo könne er doch fonstatiren, daß die Hoffnungen, mit welchen man in die Konferenz eingetreten sei, sih erfüllt hätten, dur das, was stattgefunden habe. Alle diejenigen, welche der Konferenz beigewohnt hätten, sowie diejenigen, welche

kfroatische

diesem Tage stellte sich bei ihm ein erhebliches Nasenbluten

in der Konferenz direkt oder indirekt vertreten gewesen, seien

von dem loyalen Wunsch beseelt, die Eintracht bis zu den äußerskzn Grenzen der Prinzipien, welche b, Theile als fundamentale ansehen. Jn feinem alle beide die Einigkeit der liberalen Partei erkauft werden dur werde Demüthigung oder Unterwerfung, welche den einen od E andern Theil der Partei verähtlih machen könnte. Eine zei und ehrenhafte Meinungsverschiedenheit sei besser als e [ete unehrenvolle Konzessionen erkaufter Waffenstillstand gen Kalkutta, 22. Janaxr. (V. T. B) Se. Köni l Hoheit der Prinz Friedrih Leopold von VreuketT heute hierselbst eingetroffen. Derselbe nahm bei dem a R General-Konsul, Wirklichen Legations-Rath Gerlich, das Den ein, wohnte dem von Leßterem ihm zu Ehren gegcleión Be bei und reiste alsbald nah Beendigung der Festlichkeit R dem Dampfer „Brindisi“ der Peninsular- and Orie tal Company nach Madras ab. E

Frankreih. Paris, 23. Januar. (W. T. B.) V; aus Hanoi berihtet wird, nahm der Oberst Brisfaud in der Nacht vom 20. zum 21. d. M. die feindliche Stellu L von Mikae in der Provinz Thanhoa weg. Die R bellen, welche in voller Auflösung die Flucht ‘ergriffen af loren an Todten 500 Mann; die französischen Truppen hatten keine Verluste. Die Verfolgung wurde sofort eingeleitet

auszudehnen

1 Ou

Portugal. Lissabon, 17. Januar. (Pol. Corr.) Dur ein Königliches Dekret vom 5. d. M. ist die Deputirten- fammer und der wählbare Theil der Pairskammer aufgelöst worden. Die Auflösung ist durh einen zwischen beiden Häusern der Volksvertretung und dem Kabinet ent: standenen Konflikt herbeigeführt worden. Das Ministerium war weder mit den Resultaten der Präsidentenwahl in der Deputirtenkammer noch mit der Zusammensezung der von dex Pairskammer gewählten Ausschüsse für die Beantwortung der Thronrede einverstanden und beantragte beim König die Auflösung der Deputirten: fammer und des wählbaren Theiles der Pairskammer. Die neue Deputirtenkammer wird erst am 3. April zusammen- treten. Nach den legten Nachrichten aus Afrika ist die Ordnung in Fnhambane (Mozambique) wieder her- gestellt, und es besteht zwischen dem Potentaten Gungun- hana und den portugiesishen Behörden herzliches Einver- nehmen. Jn West-Afrika kamen auf der Seite von Cunene fleine Hottentotten-Einfälle vor; die portugiesishen Truppen zwangen jedoch die Hottentotten, sih nah dem Süden zurü: zuziehen. :

_— 22. Januar: (D B) D Fre der e fervativen Partei, frühere Conseils-Präsident, Fontes Pereira de Mello, ist gestorben.

Jtalien. Rom, 23. Januar. bulgarishen Delegirten sind tinopel abgereiît.

Türkei. Konstantinopel, 22. Januar. (W. T. B.) Zankow und Vulkovitsch hatten heute mit dem Groß- vezier eine längere Konferenz.

Der General-Prokurator am Kassationshofe, Kostaki Anthopulo Effendi, ist an Stelle von Sawas Pascha zum Beneral-Gouverneur von Kreta ernannt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Januar. (W. T. B.) Wie das „Journal de St. Pétersbourg“ erfährt, begegneten die Bestrebungen zur Beilegung De S Bulgarien einer günstigen Aufnahme Seitens der meisten Regierungen, welche die Aufrechterhaltung des Friedens wünschen. Die Hauptsache sei, daß man sih einer legalen Situation gegenüber befinde, wie fie von Anfang an die russische Regierung verlangt habe. Eine Verständi- gung über die Wahl eines Fürsten, über die Bedingungen seiner Erwählung und seiner Kandidatur, welche Rußland der Lage für am Besten entsprechend erachte, würde selbstver- ständlih folgen. Es sei zu hoffen, daß dieses Programm die allgemeine Zustimmung finden werde. Jedenfalls werde Rote nicht abweichen von seiner festen und beharrlichen Solitit.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Januar. ) Eine angeblich von dem Kriegs-Minister Bahnson bei Gelegenheit des Verfassungsfestes gehaltene Rede läuft dur die auswärtige Presse. Die Mittheilungen dieser Rede mit ihren provocatorischen Spißen gegen Preußen werden von betheiligter Seite als völlig inkorrefkt be- zeichnet.

(W. T. B) heute

I) Die nah Ko :stan-

(ŒW. L V

_—

Zeitungsstimmen.

_ Die „Norddeutsche richtet :

G Donnerstag abgehaltene Generalversammlung des Kon servativen Vereins zu Hannover beschloß, folgende Kundgebung an den Reichskan;ler Fürsten von Bismark gelangen zun lafsen :

_eEw, Durchlaucht sprechen die zu der Generalveriammlung des Konservativen Vereins versammelten patriotishen Männer ihren wärmsten Dank aus für die in allen für das Vaterland wichtigen Augenblicken bewährte Kraft, mit der Ew. Durchlaucht die pon unserem geliebten Kaiser und seinen Feldherren als nothwendig erkannten Militärvorlagen vertreten. Heute, wie zu aller Zeit, stehen wir fest in Treue zu Kaiser und Reich.

_ Der; Vorstand des Konservativen Vereins wesenden patriotischen Männer.“

Aus Meerane ist Seitens des dortigen städtischen und det nationalliberalen Vereins folgende Adresse an den Reichskanzler ge richtet worden : | „Die reichstreuen Wähler von Meerane beklagen tief den in der Militärvorlage gefaßten Beschluß des Reichstages und ftehen nad wie vor treu zu Kaiser und Reich, mit der Bitte zu Gott, daß die Geschicke des geliebten deutshen Vaterlandes noch lange Zeit der bewährten, hocherzigen und von echt deutsher Gesinnung getragenen Leitung Ew. Durchlaucht anvertraut sein mögen.“

An die Bewobner des Kreises Ratibor hat Graf Arco Groß-Gorzüß einen Aufruf erlassen, in dem es heißt:

_ „Jedes patriotishe Gefühl muß sih empören, wenn man hört, daß es den Herren Windthorst und Richter gelungen ist, unter direkter oder indirefter Hülfe,der Welfen, Sozialdemokraten, Polen, das Balek- land in Gefahr zu bringen und sich gewissermaßen als Vormündek von Deutschlands Einheit hinzustellen. . Obgleich von Religion feine Rede war, hat doch der Abgeordnete für Ratibor, als gchor- famer Schüler von Windthorst, sich verirrt, anders kann ich es für den Vertreter cines vorwiegend konservativen Kreises nicht bezeichnen, in der Abstimmung gegen die gerechten Anforderungen unseres theuren Vaterlandes zu stimmen Jetzt ift der Augenblick gekommen, wo jedes Mitglied der Kriegervereine Gelegenheit hat, zu beweisen, ob ihm sein theurcs Vaterland, für welches er und seine Kameraden ibr Blut geopfert haben, und sein unvergleichlicher Heldenkaiser, welcher das neue Deutsche Reich geeinigt bat, näher stehen, als ein Parteibaß, der mit der katholishen Religion nichts zu thun hat.“

Allgemeine Zeitung“ be

im Namen der atn

Die „Germania® ift natürli über diese Kundgebung bös emvört, aber gerade die Tonart, in welcher sie gegen Graf Arco vor- gebt, verräth, wie ernst sie die Sache zu nebmen Ursache haben dürfte.

__ Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus Bitburg:

Eine Versammlung von Bürgern Bitburgs, größtentheils Wählern des bisherigen Reichstags- Abgeordneten Profeffor Mosler, Centrum, hat einstimmig bes{chloîen, si mit der Abstimmung der Reichstags- mehrheit über dle Militärvorlage nit einverstanden zu erklären. Nielmehr verpflichten sich die Theilnehmer der Versammlung, nur cinem folen Reichstagskandidaten ihre Stimmen zu geben, welher der Militärvorlage der Reichsregierung ohne Vorbehalt seine Zu- stimmung zu ertheilen, in firhlichen Fragen aber mit dem Centrum zu stimmen verspricht.

_— Der „Schwäbische Merkur“ schreibt:

Wo ist der Dank? Obwohl in Sachen der Staatsweiéhcit das Herz zu schweigen hak, fann es do cinem Mann, der feinem ganzen Berufe nah mit dem politishen Leben keine unmittelbare Fühlung hat und allem Parteihader s{chon seiner öffentlichea_ Stellung nach völlig fern ist, nit versagt ein, die Frage aufzuwerfen: wo- durch widert die Abstiminung des Reichstages vom 14. Januar das Herz und Gemüth eines richtigen, sein Vaterland lievenden Deutschen so an? Es sind ja schon viel \chlagende Gründe gegen die Mehrheit beigebracht, und es ind ihr die sreiendîten ‘Widersprüche nacgewte?en worden. Aber das Volk im Großen hat tafür wenig Verständniß, und Andere sagen nicht mit Unrecht, das geht überhaupt nit gerade aus und im Leben selbst kommen Mas aber das Volk im Greßen, was der versteht, das ift der Undank gegen

das

Leben viele Widersprüche vor. / tüchtige Kern unseres Volkes nicht : die Verdienste. welhe der Kaiser und sein großer Rathgeber um Deutschland sich erworben haben. Wer von den Dreien, Windthorst, Richter, Grillenberger, ist denn werth, dem grcßen Mann die Schuh- riemen aufzulösen Selbst wenn BVismarck und Moltke Unrecht ge- habt hätten, daß sie si niht mit 3 Jahren begnügten, wenn es be- wiesen wäre, daß sie feine Ermächtigung auf 7 Jahre gebraucht hätten, so bâtten die Dankbarkeit und die \{uldige Verehrung gegen diese Männer und ihre Verdienste eine andere Haltung von Seiten der Mebrheit verlangt. Statt dessen aber stand es wie? Männer, die für die Gründung des Reichs nits, aker auch gar nichts gethan haben, Männer, die seit der Aufrichtung des Reichs in die Entwicklung nur bemmend und sperrend eingegriffen baben, Männer, die, es sei ganz dabinge!tellt aus welchen Beweggründen, alles gethan haben, um die erhofften und erzielten Segnungen des Reichs zu \{mälern, baben sich zusammengethan mit solchen, die ausgesprochener Maßen die Zertrümmerung des Neis zu ibrem Lebensziel gemacht haben, um die Bitten des Kaisers, um die Pläne des Kanzlers, um die Maßregeln Moltke’'s zu Schanden zu machen. Jst das der Dank, den Nolk jeuen großen Männern schuldet ? Ist das der Dank, den das Volk seinem Kaiser, wo er ersckeint, darbringt ? Auch diesmal ist es, wie es freilih im niederen

Leben so oft geht, der Mehrheit des Reichstages ergangen: der Reichstag bat des Dankes vergessen gegen die, denen cr sein Dasein verdankt. „Neun undankbar blieben sind, fleuh?

den Undank, Menschenkind !*

Jn der „Weimarischen Zeitung“ lesen wir:

Gin flerifales \chlesisches Blatt, die „Neisser Zeitung“, berichtet, daß die bisherigen Centrums-Abgeordneten: Graf Strachwitz, Graf Henkel von Donnersmark und Graf Navyhauß-Kormorns mit Hrn. Vindthorst in der Militärfrage nicht ükercinstimmten. Das Blatt deutet an, daß die drei Herren vom Centrum nicht wieder aufgestellt

Nag Cas

Ministern der öffentliGen Arbeiten und der geistlichen 2c. Angelegen- beiten wird dringend gewünsht, daß diese 30 Urkundenschränke aus dem Rittersaale entfernt werden, um den Ueberblick über leyteren frei zu machen. Das ift nur möglich, wenn der oberste Saal des sog. Leutehauses geräumt und dessen jeßiger Inhalt in den Speicher des Stodhauses übergeführt werden fann. Denn ein anderer Raum ist in den Sóloßgebäuden zu Marburg nicht mehr disponibel. Um den Stockbausspeiber benutzen zu können, ift aber erfcrderlid die Er- neuerung des Fußbodens, die Sicherung des Dattes gegen Eindringen von Sónee und die Beschaffung von Aktenschränken. Die Kosten dafür find auf 15400 A veransólagt.

Der Etat der General-Ordens-Kommission er- mäßigt fic in den Einnahmen für zurückgekommene alte Dekorationen (13 640 () um 700 M4; in den Ausgaben (197910 M) um 1000 M durch weitere Heimfälle an Gbrensold der Inhaber des Cifernen Kreuzes II. Klasse und der Guelphen-Medaille.

In den Etats des Geheimen Civilkabinets und des Geseßz-Sammlungs-Amts sind keine, in denen der Ober- Rechnungskammer und der Prüfungs-Kommission Für böbere Verwaltungsbeamte u. s. w. nur ganz unwesentlihe Aenderungen eingetreten.

Der Etat des Deutshen Neichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers erhöht ih in der Einnahme (646 530 46) um 79 990 4, wovon 9500 M auf den Debit und 70 000 X auf die Inserate fallen. Die Betriebskosten (475 510 A) stellen sich in Folge der vermehrten Inserate um 37 590 höher. Dazu treten 85 360 A (+ 42587 A) als die Hälfte der Ueberschüsse (statt des bisberigen Drittels), welche die Reichskasse crhâlt, fo day die Ausgaben 561 170 4 (+ 80 177 M) betragen und für di Staatskaïse ein Ueberschuß von 85369 F (— 187 A6) verbleibt.

In dem Etat der Bauverwaltung einschließlic der Centralverwaltung des Ministeriums der öffent- lien Arbeiten erhöhen sich die Einnahmen (1559 600 H) um 359 €09 M, wobci aber cin durlaufender Posten von 330 009 # in Betracht kommt „Rebenbeschäftigung der Bau-Inspektoren.“ Diese Beträge werden von der Staatskasse eingezogen demnächst aber an die Bau-Inspektorcn ausgezahlt. Die dauernden Ausgaben belaufen

Do

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fh auf 19 048 043 A6 (+ 393 431 M). Da in dem Mebr die obigen 330 000 Æ enthalten sind, so sind tfämmtliche übrigen Erhöhungen im Allgemeinen nur unbedeutend.

Als cinmalige und außerordentliche Ausgaben sind vermerkt worden : 7 127 600 #4 zur Regulirung von Wasserstraßen und derung der Binnenschiffabrt, 1503 000 6 zu Sechäfen und fabrtäverbindungen und 2 245 300 # zum Bau von Straßen, Brücken und Dienstwohnungen, zusammen 10 875 900

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Statistische Nachrichten.

Von tem „Statistischen Jahrbuch der Stadt Berlin“, herausgegeben von Richard Böôck h, Direktor des Statistischen Amts der Stadt Berlin, ist der 12. Iabrgang (Berlin, P. Stankie- wicz) erschienen. Derselbe bringt die Daten über die Statistik des Jahres 1884 und bat sid unter dec sorgsamen und tüchtigen Redaktion gegen die früheren Jahrgänge noch weiter vervollkominnet. Aus dem Jahre 1830 find die erst jeyt hergestellten Hauptergebnisse, betreffend NVerehelichung nebst Nussteuerberechnungen und die ehelihe und außer- ebelidce Fruchtbarkeit, übernommen worden. Die Sterblichkeit3- bere(nungen für ebelihe und unebeliche Kinder sind er-

Verwerthung

die

würden. Die Tragweite dieser Andeutung bleibt abzuwarten. Im Abgeordnetenhause wurde am 20. d. M. erzählt, daß eine Anzahl Centrumsmitglieder, welche {on im aufgelösten Reichstage geneigt waren, für das Septennat zu stimmen, diese Absicht ihren Wählern jeßt direkt erklären würden, indem sie sich von Neuem um das Mandat bewerben würden.

Die „Epoca“ (konservativ) sagt am Schluß eines Leitartikels:

“Deutshland hat im Innern seine liberalen Parteien, welch{e ge1zenüber der Politik, die das Reich geschaffen und für das deutsche Naterland das volitishe Uebergewicht in der Welt begründet hat, den permanenten Obstruktionismus bilden. Aber die innere Opposition, welche nihts weiter ist, als eine Iiderwärtigkeit, bis zu einem ge- wissen Punkte untergeordneter Bedeutung für die großen Ziele der internationalen Politik, wird nicht verhindern, daß diese sih in ihrer ganzen Macht und Größe entfaltet, welche Europa bewundert. Diese Politik ist der Friede !“

Landtags - Angelegenheiten,

Nach dem Etat 1887/88 is die Rente fommiß-Fonds mit 7719296 unverändert geblieben, der Zuschuß zur Rente mit 4 500 000 #

Ebenso der Etat der Centralverwaltung der mänen und Forsten in den Einnahmen (9540 4). Die Ausgaben (439 688 M) find um 127588 M böber ausgeworfen, hauptsächlich weil 9920 6 zar Remunerirung von Hülfsarbeitern aus dem Etat der Forstverwaltung hier übernommen find, und weil sih die ge]eß- lichen Wittwen- und Waisengelder um 2628 4 höher |te len.

In dem Etat des Kriegs „Ministeriums sind Aende- rungen nicht zu vermerken. E

In dem Etat für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist in den Einnahmen (8170 4) eine Erhöhung von 100 K eingetreten, in den Ausgaben (508 710 A) eine folche von 4310 4, davon 3910 F für die geseßlichen Wittwen- Und Waisengelder. L

Der Etat der Lotterieverwaltung läßt für die Staats8- fasse ein Plus gegen das laufende Jahr von 1 967 000 A erwarten. Gs sollen zwei Lotterien 1887/88 stattfinden. Nach dem Plane be- tragen die gesammten Einsäße zur I. Klafse für 160 000 Stamm- loose à 39 A = 6240000 Æ, zur Il. Klasse: 152000 Stamm- loofe A S0 5928000 M“ 2000 Srelloose à 9 M =— 312 000 Æ, zur 111. Klasse 150 000 Stammloose à 39 = 580090 M, 10000 Freiloose à 78 A = 7800093 M, zur 1V. Klasse 148 000 Stammloose à 39 # = 5 772000 M und 12 000 Freiloose à 117 = 1404000 \ Dazu tritt der Werth der Freiloose mit 1 170 000 4, so daß si eine Gesammteinnahme von 27 456 000 M ergiebt. Die planmäßigen baaren Gewinne betragen 26124540 A, dazu kommen noch der Werth der Freiloo]e 2c. 1331460 4 Der zu erhebende Gewinnantheil des

des Kronfidei- ebenso

S V

Staats zu 134,5 % beträgt 3 766 646,52 4, was für 2 Lotterien 7 633 293,02 „# ergiebt; diese Summe erhöht sih dur das für Rechnung der Lotterie- faise stattfindende Spiel von Frei- oder Ersaßloosen in den 3 ersten Klassen 2c. auf 8 049 000 4 An Neihs-Stempelabgaben find für die preußischen Lotterieloose pro 1887/85 2 693 2009 M zu zahlen.

In bet tat für das Bureau des Staats- Ministeriums (300410 4) ift eine Erhöhung der Wittwen- und Waisengelder um 1200 4 vorgesehen.

Im Etat der Staats8archive ermäßigen sich die Einnahmen (13 011 7/6) um 3320 e; die Publikationen haben einen Ausfall von 3000 M ergeben. Die Ausgaben (332 016 46) Kay. 45 Til. 11 find dementsprehend herabgesetzt worden. : L Zu einmaligen und außerordentlihen Ausgaben sind 65 400 M (— 42 450 A) ausgeworfen, und zwar 50 000 M, zweite Raic, Fur das Gebäude in Münster und 15 400, 4 für Aktenschränke in Mar- burg. Aus dem durch den Etat pro 1. April 1880/81 unter Tit. 4 bewilligten Betrage von 06000 A v [r Dos Staatsarhio in Marburg, außer einfachen Urkunden\schränken, au 30 Stück solcher Schränke in besonderer Form und Ausstattung angeschaft und in dem Rittersaale aufgestellt worden. Von den

weitert und verbessert; ferner ind behufs der der Sterblichkeitstafeln Arbeiten von Pr. Salinger, Witiwen- renten, und Dr. Hirschberg, Pensionsrente betreffend, einge schoben, den Nachrichten von den Rietelgütern, Mittheilungen über die Erkrankungen, angeschlossen wurden. Die Erhebungen der Gewerbe- deputation haben in Ansehung der Ortsfranfkfenkfafsen cine werthvolle Bereicherung erfahren. Durch die Uebersicht über die Ebescheidungen ist eine {wer empfundene Licke der Berliner Statistik ausgefüllt worden. Wir behaltcn uns nähere Mittheilungen aus dem reichen íInkbalt des Buchs vor

(Qlid: Sto) Bevölkerungszunahme in Deutschland und Frankrei ch. Die soeben veröffentlichten Ergebnisse der in Franfreih am 30. Mai v. I. veranstalteten Volkszählung fordern zu einer Vergleichung mit den Resultaten der einige Monate früher vor- genommenen deutschen Zählung beraus. In Deutschland 1|t vom 1. Dezember 1880 bis 1 Dezember 1885 die Zahl der (Finwohner von 45 234 090 auf 46 841 000, also um 1 606 900 oder um 3 55 9/0 gestiegen, während die Zunahme in Frankreih vom 31. Dezember 1881 bis zum 20. Mai 1886, also in einem Zeitraume, welcher nur seben Monate kürzer ist als der in Deutsland in Betracht fommende, nur 546 899 Einwohner oder 1,459/0 betrug, bezw. die Zahl der Einwohner sich von 37 672 000 ‘auf 38 218 900 vermehrte. Um den Unterschied ganz deutli darzustellen, bemerken wir, daß die durchschnittliche jährlice Zunahine der Bevöliecrung in Deutschland während des fünfjährigen Zeitraums 0,71 °/0, die in Frankrei während tes Zeitraums von 45/12 Jahren aber 0,33 “/o, also nicht einmal halb so viel wie die deutsche, betrug. Bon den ST französishen Departements zeigen 58 cine Zunahme, 29 eine Abnahme. Non den deutschen Staaten haben nur die beiden Mecklenburg und Elsaß-Lothringen, von den b vreußishen Regierungsbezirken nur 9 (Marienwerder, Stettin, Köslin, Stral'und und Sigmaringen) eine Abnabme der Bevölkerung aufzuweisen. Charafkteristisch ift auc der Unterschied in dem Wachsthum der Hauptstädte. Während Berlin von 1122 330 auf 1315 287 Einw., also um 192975 Bewohner oder 17,19 ° wäbrend der fünf Jahre, bezw. jährlich durchshnittlich um 008 90 gewachsen ist, hat Paris nur eme Zunahme von 2269 023 aus 9 344 550, d. h. um 75 527 Bewohner oder 3190 während des Zeit- raumes von 4°/12 Jahren, bezw. durds@nittlich von 0,75 %/o pro Jahr, aufzuweisen. In Deutschland hat feine Stadt mit mehr als 25 000 Einwohnern eine Einbuße in der Revölkerungszah! erlitten ; in Franfk- reih hat eine Stadt, welche 1881 über 100 000 Einwohner hatte, St. Etienne, fast 6000 eingebüßt, und außerdem haben noch zwei Städte mit mehr als 30 000 jeßt eine geringere Bevölkerungszahl als Ende 1881. Frankreich hat von 1872 1886 im Ganzen um 9 116 000 Bewohner zugenommen, Deutschland dagegen von 1571 bis 1885 um 5 774 000.

Leipzig, 19. Januar.

bis

Ueber die deutsche B ucherproduk- tion im Jahre 1886 wird der M „Allg. Ztg.* geschrieben: Nach den statistishen Mittheilungen der im Auftrage des Börscnvereins der deutschen Buchhändler die Registratur der auf dem Leipziger Büchermarkt wirklich eingetroffenen literarischen Neuigkeiten und Neu- auflagen führenden Firma F, C. Hinrichs hier wurden im Jahre 1886 im Ganzen 16253 Werke hier eingeliefert, 52 weniger als 1559, aber 1451 mehr als 1883 (= 9,50 "/o Zunahme). Von diesem Zu- wachs kommen allein 254, 225 und 912 Werke auf die belletristische, die pädagogische und die naturwissenschaftlihe Rubrik. Die 10 stärksten Kale- gorien sind: Pädagogik mit 1916, Theologie mit 1517, Belletristik mit 1461, Jurisprudenz, Politik mit 1362, Naturwissenschaften mit 1044, Medizin mit 1016, Geschichte mit 800, Volksliteratur mit 7ST, Handelswissenschaft und Gewerbskunde mit 680, \{chöône Künste mit 657 Werken. Den Rest bilden alte und neue Philologie, 566 und 570 Werke, Miszellen - Literatur 497 Nummern, Baukunde 43é, Literaturwissenschaft 432, Geographie 429, Haus- und Landwirth- chaft 416, Kriegswissenschaft 404, Jugendschriften 397, Landkarten 395, Mathematik 224, Philosophie 138, Forst- und Jagdwij)en- hast 122, und Freimaurerschriften 16. Bemerkenswerth für das abgelaufene Jahr ist, daß die Theologie aus der dritten in die zweite Stelle, die Naturwissenshaft aus der sechs- ten in die fünfte Stelle aufgerüt sind, dagegen die Jurisprudenz aus der zweiten in die vierte Linie, _die Medizin hinter die Natur- wissenschaften zurückgingen. Von der Gesammtmajse kommen 11,78°%/o auf die pâdagogische, 9,99 °%/o auf die historische und geographische Literatur mit den Karten, 9,33 °%/o aus die theologishe, 8,98 %/o aus die schöne, 8,33% auf die juristische, 6,42 ‘/o auf die natarwi}}en- schaftliche Literatur, 6,99 %/o auf die philologischen Schriften.

| Großvâäter“,

| |

| |

| Vorjahr.

N

|

zur Geschichte des leßten und der Stadt Koblenz. von Am 23. Tage Clemens Prinz

zu Hubertusburg Kurfürsten Erzherzogin Maria Kaiser Joseph's I.. zu Oberdorf als Bischof das erbaute Residenzshloß zu Koblenz hielt. und Königin Dr. B Stlof\cs bôcster i Oeffentlichkeit übergeben. weifellos wir? ieselbe

stehen, in

Kaiser

9

Kuust, Wissenschaft und Literatur.

Das Königlihe Scchloß zu Koblenz. Ein Beitrag Kurfürsten von Trier, Clemens Wenceslaus Mit vier Lichtdruckbildern. Koblenz. Verlag Wilbelm Groos (Kindt u. Meinardus). 1886. November 1886 waren hundert Jahre seit dem verfloîsen, an welhem der leßte Kurfürst von Trier, Wenceéslaus, Her:og zu Sadsen und Königlicher von Polen und Litthauen_ (am 28. September 1739 als jüngster Sohn Friedri August's IIIL., Sachsen und Königs von Polen, und der Fosepha von Oefterreib, der ältesten Tochter geboren und am 27. Juli 1812 in dem Schlo}!e von Augsburg gestorben), seinen Einzug in ibm mit einem Kostenaufwand von 650 000 Neichéthalern ielt. Ihre Majestät die Kaiserin hieraus Anlaß geiommea, den Staats-Archivar mit der VYbfassung einer die Geschichte des Druckschrift zu beauftragen. Mit ? iese Oruckschrift | ci EX viel

von

von hat ecker zu Koblenz

behandelnden Genehmigung hc er Bersassec die

1

P î Ci A r s 2 I 5 5 seitigen sympathishen Aufnahme begegnen,

Quellenmaterial ich stützende fnapve, gleihwoh

1

vebselvolen Geschehnitse, welhe in Verbindung dem Schlo dem Se. Majestät der Kaiser als Prinz von Preußen, fo lange Allerhöchstdieselben als Militär-Gouverneur von Rheinland und Westfalen in Koblenz weilten, ständig residirten, und in dessen lieb gewordenen schönen Räumen noch jeyt alljährlid Se. Majestät der einiae Tage, Ihre Majestät die Kaiserin aber zweimal ochen residiren, dem Leser aufs Lebendigste werden. Sehr interessant is der im V. Kapîtel theilweise wiedergegebene Bericht, den der furtriershe Ober- Hofmarschall Graf Waldeck über die anläßlih des Besuches, den König Wilhelm II. in Begleitung des da- maligen Kronprinzen dem ® urfürsten Clemens Wenceslaus abstattete veranstalteten Festlichkeitea in seinem Tagebuch niedergelegt hat; denn er spiegelt das damalige gesammte Leben am Koblenzer Hofe aufs Treueste wieder. Die vier trefflichen Lichtdruckbilder sind als eine werthvolle Zugabe zu bezeichnen. Das erste stellt den Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Trier, das zweite die Grabkapelle des elben in Oberdorf in Bayern, das dritte rie Ancbt des Schlosses von der Stadtseite das vierte die von dec Rhäinseite dar. Der Gesammtinhalt des Buches ist folgender: I. Dic Residenz der (Srz- bishôfe und Kurfürsten von Trier. Il. Der Erbauer des Scbloîses. 111. Der Bau des Sthlosscs. IV. Der Einzug in das Schloß, V Das Swloß in fürlriersher B. L Das Schloß in den Zeiten der französischen Herrschaft und der provisorishen Verwal-

n Men —— V Duis S M preußischer Zeit.

. Die Rheinanlagen. Anmerkungen.

Die Un r Ae (herausgegeben von Fr. Pecht im Verlage von Fr. Bruckmann, München) bringt in dem 8. Heft ihres 9. Fahrganges ein überaus liebenöwürdigcs Bild: I. R. Reids „Zwei

welcde sib im Wetteifer um ihre kleine Enkelin bes mühen Der Bilder!{chmuck enthält ferner einen frishen Tiroler Mädchenkopf Meister Defregger s und drei gute Bekannte von der Berliner Jubiläums-Auéstellung: „Jesus bei Maria und Martha“ von H. Siemiradzki, eine norwegische Küstenansiht „Oldenvand“ von K Oesterley jr. vnd den „Palimsonntag in altchristliher Zeit“ von W. Gent. Der Text bringt an arößeren Arbeiten Aufsätze von Franz von Reber über „Bühbnenkostüms*®, von Fr. Pet übeë „G. Neu- reuther und das neue Münchener Akademiegebäude* und von G. Voß über die Konkurrenzentwürfe für das „Berliner Lessingdenkmal“, sowie die übliche reiche Zahl von kleineren Mittheilungen aus dem Kunst- leben.

mebrere geic1lderl

iniiltiikb,

11315 Mi L

Gewerbe und Handel.

der Deutschen Lebens-, Pensions- und Versicherungs Getéell\Gast ul Gegenseitigkeit in Potsdam sind im Jahre 13886 im Ganzen 6060 BVersicherungs- anträge über 10759108 A Kavital und 5338,75 H Jahresrente zu erledigen gewesen. Davon entfallen auf Kapitalversiherungen für den Todesfall 3794 Anträge über 8020980 #6 Kavital auf Militärdienst- und Aussteuerversicherungen 1444 Anträge über 2412778 X Kapital, auf Sterbekassenversiherungen 814 Anträge über 325350 A Kavital und auf Mentenversicherungen 5 Anträge über 5338,75 rente. Ableben der Versicherten sind im Laute vergangenen Jahres von den Rersicherungen auf den Todesfall 511

n

1

«C , J + 5 12 Bei Renten-

A hro&- Zu Lv

_—R S8 Durch des

Policen, dur& welche 472 Personen versichert waren, über zusammen 665 468 M Versicherungssumme fällig geworden. Der Versicherungs- bestand Ende Dezember 1386 beträgt 37 301 Policen mit M Versicherung8summe.

l tsrath des Berliner Makler-Vereins hat licher Reserven: Stellung eine Dividende von 9/0 hr 1886 bei der Generalversammiung zu beantragen. Bank des Berliner Kassen- Vereins hat beschlossen, der bevorstehenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 4t für das Jahr 1886 vor- zuschlagen ; der Rück der Dividendenziffer dem Borjabr gegenüber

Rückgang erklärt fich durch die Thatsache, daß 1m Jahre 1836 der durchschnitt- liche Privatzinsfuß f { 2 80 9/6 im

im Ganzen

beschloffen, für das Geschäftsja Der Verwaltungérath der

215 9/0 berecznete gegen Amsterdam, 24. Januar. O Privatsilber ist heute von S0 Auf 8L per Mi worden. :

Antwerpen, 22. Januar. Wollauktion. (Sc&luß). Angeboten 1924 Ballen Laplata-Wollen, vertauft 1186 Ballen, ferner angeboten 52 Ballen gewashene Wollen, davon verkauft 11 Ballen, weiter angeboten 648 Ballen spanische Wollen, davon verkauft 231 Ballen und 10 Ballen afrikanische Wollen, davon verkauft 8 Ballen. Tendenz unverändert. Vorrath 7733 Ballen Laplata-Wollen, 4098 Ballen diverse Wollen.

Glasgow, 22. Januar. (W. S B) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 841 371 Tons gegen 676 032 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 76 gegen 94 im vorigen Jahre. -

New-Vor!, 2 Saar T D) a8 Schawhzamt beruft weitere 13 837 000 Doll. 3%/o0 Dbligationen zur Amortijirung ein: die Verzinsung derselben bört mt an 1 Mit S U Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 7 731560 Doll., davon 9 878 141 Doll. für Stoffe. Der Werth der Einfuhr in Vorwoche betrug 9076 523 Doll,

davon 3 218 842 Doll. für Stoffe.

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8 S B) V. B.

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der

Submifsionen im Auslande. Spanien. Madrid. Direccion General de Obras Publicas: Bau einer eisernen Brücke über den Ebro. Voranschlag: 1 118 758,69 Pes. Kaution: 55 940 Pes. Näheres zur Einsicht im Fomaeiito- Ministerium zu Madrid und im CGioberno civil in Saragossa.

2 Mrs.

Verkehrs - Anstalten.

Hamburg, 24. Januar. (W. T. D.) Der Postdampfer „Albingia ber Hamburg-Amerikanischen Padctetfahrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg fommscend, gestern in Colon eingetroffen.

TLttii, Saa? getroffen.

y London, 22. Sanuar (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Hawarden Castle" ist gestern auf der Ausreise nach Dartmouth abgegangen.

23. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer ist mit der oftindischen Post aus Alexandria hier ein-