1864 / 239 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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8, Oktober. Wie bereits telegraphisch gemeldet, publizirt heute der »Moniteur« eine Reibe von diplomatischen Ernennungen. Dex neue Gesandte für Washington ist nicht Graf Chateaubriand, sondern Marquis de Chateaurenard, der bisher in Kassel war, wo

dy (nicht Bonny), bisheriger Gesandtschafts-Secre- E E für Athen ernannte Herr de Gobineau

tair erster Klasse, ersetzt. war bisher in Teheran. ; n

Der preußische Konsular-Agent Jonathan Wagner in Honfleur, der General - Konsul von Lippe-Schaumburg in Paris, Eugen Thi- rion, und der Bremische Konsul in Nantes, Marius Bardot, haben

das Exequatur erhalten. | Prinz S i eei ist gestern Abend nach kurzem Aufenthalte in

Marseille nah Antibes gefahren , wo er sich an Bord der ihn er- wartenden Fregatte begab und in See ging.

Das in Agen erscheinende *Journal du Lot et Garonne« vom 7. Oktober trägt cinen Trauerrand; denn es hat zu melden , daß Jaques Jasmin, in Agen 1798 geboren, der berühmteste neuere Patoisdichter Frankreichs, gestorben ist. Sein erstes größeres Gedicht im Patois seiner Vaterstadt erschien 1825, die erste Sammlung sei- ner kleineren Gedichte unter dem Titel „las Papillotos“ 1835, #o- dann 1836 sein bestes Werk „l’Abuglo de Castel Cuillê“ ‘(von Longfellow ins Englische überseßt), 1842 eine zweite Sammlung und

1247 die Ballade »die beiden Zwillingsbrüder«. Jn ganz Frank- reich bekannt, von Louis Philippe 1846 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und 1851 von der französischen Akademie gekrönt, war Jasmin im Süden, namentlich in Languedoc und Guienne so popu- lâár wie kein anderer Dichter.

Aus Algier, 5. Oktober, kommt die Nachricht, daß die Ko- lonne Lacroix am 30. September und 2. Oktober die Aufständischen von Bu-Saada und im Kreise Aumale geschlagen hat. Der Oheim

des Bu-Haneza hatte am 30. September mit 1500 Mann den Ge- neral Jolivet angegriffen, war- aber mit beträchtlichem Verlust zu- rücgeshlagen worden. Die Franzosen hatten dabei €6 Todte. Am 2. Oktober hatte General Deligny seine Operationen be-

onnen.

: Es gehen der »Patrie« Privatnachrichten aus Saigun vom 1. September zu. Der bekannte Häuptling der Jnsurrection von Go-cong, Quan-Dinh, der den Norden der Provinz Mytho durch- streifte, ist von einer mobilen Kolonne von Anamiten, die von einem \ranzösishen Offizier befehligt wurde, geschlagen worden. Er is mit mehreren seiner Offiziere nah einem lebhaften Kampfe gefallen. Man hat bei ihm Papiere gefunden, daß er ein Agent des Hofes von Hue war und daß folglich dieser Hof, indem er den Vertrag vom 15. Juli abschloß, heimlih mit den Feinden Frankreichs verbün- det war.

Spanien. Man schreibt der »Correspondencia« aus Cadix unterm 5. Oktober: »Die Post von den canarishen Jnseln is mit Nachrichten von Teneriffa vom 29, September angelangt. Die Blätter der canarischen Jnseln beklagen sich darüber, daß englische Kreuzer spanische Schiffe angehalten haben.« Es wird sich hierbei wohl um Schifse handeln, die des Sklavenhandels verdächtig waren.

Der »Epocas« zufolge ist Mon zum Botschafter in Paris und Pacheco zum Botschaster in Rom ernannt worden.

General Prim, dexr sich auf der Genesung befindet, ist am 5. Oktober in Madrid eingetroffen.

Italien, Der Minister-Präsident und Minisier des Aus- wärtigen, Generai Lamarmora, hat dem Herrn Albert Blanc, dem Privat-Secretair des früheren Ministers des Auswärtigen, die Leitung seines Kabinets übertragen.

Mehrere italienishe Blätter enthalten folgende Mittheilung: »Wie man uns versichert; haben der Cavaliere de Luca, erster Jnge- nieur der Domanial-Gebäude zu Mailand, und der Genie-Major Cavaliere Castellazzi, den Befehl erhalten, sih sofort nah Florenz zu begeben, um über die zur Verlegung des Sitzes der Regierung nôthigen Lokale zu verfügen. «

Oer bereits telegraphisch erwähnte Bericht des abgetretenen Ministeriums vom 18. v. M. an den König, welcher dem Kammer- berufungsdefrete zum 5. d. M. beilag, lautet:

___»In dem Augenblicke, wo wir die Regierung übernahmen, befand sich die römische Frage in einer solchen Lage, daß es wenig würdevoll und un- nüß gewesen wäre, unmittelbar neue Verhandlungen anzuknüpfen. Die Regierung erwartete den günstigen Zeitpunkt und beeilte sich, ihn zu be- nügen, als sie die allgemeinen Zustände Europas für günstig betrachtete. Nach den Verhandlungen des Parlaments, welche der -Regierung als Führer dienen mußten, durfte die römische Frage nur durch moralische Mittel gelöst werden. Man mußte in Uebereinstimmung mit Frankreich vorgehen, um die Anwendung des Prinzips der Nichtintervention zu erhalten. Der Kaiser der Franzosen wünschte stets seine Truppen aus Rom zurückzuziehen, nicht nur, weil dies den Prinzipien des öffentlichen Rechts entspricht, welche die Basis des Kaiserreichs und seiner Politik bilden, sondern auch weil Jtaliens Wiedererstehen eine de? größten Ruhmes- thaten seiner Regierung sein wird. Aber der Kaiser glaubte diese Macht, nachdem er sie 15 Jahre lang durch seine Waffen beschüht, niht aufgeben zu können, indem er ihr plöglih seine Stüge entzog. Um die Gefühle der Katholiken zu beruhigen , konnte die italienishe Regierung nichts anderes thun, als versprechen, das päpstliche Territorium nicht anzugreifen und zu werhindern, daß es von irregulairen Banden auf der Grenze des ‘König-

reiches angegriffen werde, Dieses Versprechen, in loyaler Weise - ge- geben und mit Kraft festgehalten, zerstört weder, noch vermindert es das Recht und die Ansprüche der Nation , aber es bestätigt die Noth- wendigkeit, einzig mit moralischen Kräften zu operiren, um die nationale Idee triumphiren zu machen. Nichtsdestoweniger wird die Regierung, wäh: end sie fich vorzüglih mit der römischen Frage beschäftigt , die vene- tianische nicht vergessen. Oesterreich, in Venetien gelagert , kann unter ge- wissen Eventualitäten zu einer Drohung werden , für die man sich vorsehen muß.“ Der Hauptgedanke des Königs war stets, ein Vertheidigungssystem zu organisiren, welches die Verlegung des Regierungssißes nach einem besser gelegenen Orte verlangt. Die militairishen Erwägungen haben Florenz wählen lassen. Diese Verlegung, obwohl eine vollkommen innere Thatsache, knüpft sih an den Vertrag an, dessen Abschluß sie erleichterte, weil sie von Frankreich als ein Unterpfand dafür betrachtet wurde, daß Jtalien auf den Gebrauch von Gewaltmitteln gegen das Papstthum verzichtet hat.a Schließlich spriht der Bericht von dem hierdurch Turin auf- erlegten Opfer und erinnert dieses an seine früheren Verdienste. Er drüct dann das Vertrauen aus, daß diese Stadt das Beispiel des Königs nachahmen werde, der sih ganz und gar Jtalien geweiht hat. Griechenland. Aus Athen wird gemeldet, di: National- versammlung sehe die Berathung der Constitution fort; sie hat die sich auf die Thronfolge und die Regentschaft beziehenden Artikel ver- ändert. Die sih zur orthodoxen griechischen Kirche bekennenden männlihen Nachkommen des Königs Georg haben allein das Recht, ihm nach der Erfstgeburt auf dem Throne zu folgen; Frauen gelan- gen nur in Ermangelung männlicher Nachkommen zur Thronfolge. Der Artikel 46 legt dem Könige- die Verpflichtung auf, im Fall er

feinen Erben hat , einen solchen zu bezeichnen, wozu er aber die

Einwilligung der Deputirtenkammer erlangen muß. Die Kammer hat den Termin, wo der König scinen Erben bezeichnen muß, nicht festgeseßt.

Die Civilliste des Königs Georg if auf 1,125,000 Drachmen festgeseßt. (1 Drachme = 7 Sgr. 2,832 Pf. preuß. Cour.)

Die Kammer hat eine Uebereinkunft angenommen, welche mit ciner Gesellschaft für die Errichtung von Telegraphenlinien abge- {lossen worden ist, um die wichtigsten Städte Griechenlands unter sich und mit Asien und Afrika in Verbindung zu sehen.

Türkei. Aus Bucharest, 5. Oftober, wird telegraphisch ge- meldet, daß ein im »Rumänischen Moniteur« veröffentlichtes Dekret des Fürsten Kusa im Lande das Dezimalmaß und Gewicht ein- führt und daß die Vertheilung der Ländereien an die Bauern in aller Freundschaft vor sih geht.

Aus der neuesten bis zum 1. d. M. reichenden Levantepost mel- det die »Triester Ztg.«: Der neue Gouverneur von Jerusalem, Izzet Pascha, hat den Unfug abgeschafft, daß alle Reisenden, die den Jordan und das todte Meer besuchten, sih von dem arabischen Scheik jenes Gebietes Sicherheit vor Vlünderung und Belästigung durch eine Art Lösegeld erkaufen mußten. Die Telegraphenlinic zwischen Konstantinopel und Bagdad is in bester Ordnung; die Ge- bühr für ein Telegramm von 20 Worten von London nah -Cal- cutta wird circa 5 Pf. Skt. betragen.

__ Tunis, 30. September. Die italienische, die französische und die türkische Flotte verließen, wie der »A. A. QZtg.« berichtet wird, am legten Freitag ohne vorherige Anzeige die Rhede. Die mit den hiesigen Lieferanten abgeschlossenen Verträge wurden mittelst Ent- schädigung annullirt. Es blieben außer zwei französischen und zwei italienischen Kriegskorvetten keine Schiffe hier. Die englischen Schiffe freuzen noch immer in der Nähe, und eines derselben hat vor ein paar Tagen zwei mit Waffen beladene Schiffe, welche sich nach Susa begeben und dort die Waffen an die Jnsurgenten verkaufen wollten, angehalten und aus den afrikanischen Gewässern gewiesen. Wie es scheint, haben sich Diese beiden Schiffe nah Malta begeben, um dort Klage zu führen! Heut erfahren wir, daß das vor Kurzem nach Sahel aufgebrochene Lager nähtliherweile von den Jusurgenten überfallen und vollfommen auseinander getrieben worden sei, und daß 5000 Reiter unter Ali ben Gdahums Kommando sih der Stadt Kairwan nähern.

Nußlaund und Polen. St. Petersburg, 7. Oktober. Zufolge Kaiserlichen Befehls fann von jegt ab den Stabs- und Ober - Offizieren aller Truppentheile ein längerer Urlaub (von vier Monaten bis zu einem Jahre), so weit dies ohne Beeinträchti- gung des Dienstes angänglich ist, ertheilt werden.

Nath den gesammelten Nachrichten sind in Ssimbirsk durch die Brände vom 13. bis zum 22. August 2 Kathedralen, 10 Kirchen, das Nonnenkloster zum Erlöser, 1113 Privathäuser, 27 öffentliche Gebäude, 3 Gemeindegebäude, der beständige massive und der höl- zerne Jahrmarkts-Bazar, alle Bauten auf dem Bazarplatze, wie die Fish-1 Holzgeschirr-, Droguerie-, Fleish-, Salz- und Mehlreihen und 30,085 Baumstämme, welhe an der Wolga aufgestapelt waren, zerstört worden. Der Verlust wird annähernd auf 10 Mill. Rubel angegeben. Um den Abgebrannten die erste Hülfe zu gewähren, wurden dem Baron v. Wrangel auf Allerhöchsten Befehl zuerst 10,000, dann noch 20,000 R. zur Disposition gestelt. Aus dem Verpflegungskapital kamen unter Allerhöchster Genehmigung noch 70,000 R. binzu, und das Ministerium des Innern hat aus dem-

selben Kapital 15,000 R. zur leihweisen Vertheilung bewilligt.

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Der » Russ. Juvalide«- äußert sich über diese Brände dahin :

Leider i troy aller Anstrengungen der Lokälbehörden über die Ursache dieser Brände noch. nihts ermittelt. Ale Umstände verleihen- dêmi allgemeinen Gerücht, oder vielmehr der allgemeinen: Ueberzeugung im Volke, daß diese Brände fast. überall, und wie es scheint, nah einem vorher entworfenen Plane an- gelegt seien, große Wahrscheinlichkeit. Viele verdächtige Personen wurden während des Brandes in Ssimbirsk“ und auch später noch ergriffen und verhaftet. Leider ging die Erbitterung des Volkes in Ssimbirsk so weit, daß einige. Menschen dabei ihr Leben einbüßten. Während der Wuth des Brandes und des allgemeinen Aufruhrs wurden ein Offizier und: ein Hornist erschlagen. Es is fast augenscheinlih, daß die Brandstifter unter Anderem darauf bedacht gewesen sind, -den Verdacht. und Haß. des Volkes auf das Militair, die Beamten und Gutsbesizer zu lenken. So brachen die Brände mehrmals unmittelbar nah dem Einrücken von Truppen in die Stadt oder das Dorf aus. Trotzdem, daß sih das Militair während der Brände in Ssimbirsk das Staats- und Privateigenthum im Laufe mehrerer Tage mit beispielloser Selbstaufopferung und Unermüdlichkeit zu retten bestrebte, war es den Böfewichtern gelungen, in die durch das allge- meine Unglück erbitterten leichtgläubigen Seelen den Verdacht zu treuen, als seien Soldaten die Brandstifter. Mittleriveile sind drei Ssotuien Kosaken nach dem Gouv. Ssimbirsk beordert worden, um daselbst den Pa- trouillendienst zu thun und die Po!izei zu unterstüßen. Zwei andere Ssotnien sind zu demselben Zweck nach dem Gouv. Ssamara geschickt worden. Ueberall werden Dorfwachen eingerichtet, und in letter Zeit sind dena auch keine Nach- richten von Bränden mehr eingegangen. :

Indessen berichtet die »Nord. Post«: »in der Stadt Ssimbirsk haben die Brände aufgehört, aber in den Kreisen des Gouvernements wiederholen sie sich fast täglich.«

Einem längeren Artikel des »Nuss. Jnv.«, der nachzuweisen sucht, daß bei der Uebersiedelung der kaukasischen Berg- völker die russishe Regierung alles gethan habe, um die Auswan- dernden vor Uebervortheilung und. sonstigen mit ihrer Uebersiedelung verbundenen Uebelständen nach Möglichkeit zu {hühen, entnehmen wir folgende Angaben über den Umfang der Auswanderung. Bis zum 10. Juli d. J. wanderten nah der Türkei aus: 1) Aus Ta- man 27,337 Personen (12,716 mit Unterstüßung vom Staate). 2) Aus Anapa 16,452 Pers. 3) Aus Noworos\siisk 61,995 Pers. (6705 Pers. mit Unterstüßung). 4) Von Tuapse 63,449 Pers. 5) Vom Kuban-Posten und aus der Mündung der Ssotscha 46,754 Personen (21,243 Personen mit Untérstühung). 6) Vom Kap Ad ler- und aus der Chossta 20,731 Personen, welche auf persönlichen Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Statt- halters alle unterstüßt wurden. 7) Von verschiedenen Punkten ohne Mitwirkung unsererseits, aber unter Aufsicht der Kommissionen 21,350 Personen. 8) Vor Beseßung der Küste durch unsere Trup- pen im Laufe des Herbstes und Winters (nah Angabe der Konsuln) gegen 60,000 Personen. Jm Ganzen 318,068 Personen. Die Zahl der in den Jahren 1858, 1859 und 1562 und in der ersten Hälfte von1863 ausgewanderten Bergbewohner betrug §0,000 Personen, so daß seit Beginn des Krieges 400,000 Jndividuen aus dem Kubangebiet nach der Türkei ausgewandert sind, an welche bis zum Juli 136,713 Rubel zur Unterstüßung gegeben worden waren. »Uebrigens dauert, bemerkt der »Jnvalide«, die Auswanderung noch immer fort , wenngleih im wverringerten Maße. Theils werden von unseren Patrouillen einzelne in den Schluchten versteckte Familien aufgefunden, theils gehen au viele von denjenigen fort, welche sich {hon auf ihren neuen Wohnsigen angesiedelt hatten. Das Elend, welches die nah der Türkei Ueber- gesiedelten - erfahren, bleibt unbekannt; unseren Worten schenken diese Menschen keinen Glauben, und man hört nicht auf, aus der Türkei Proclamationoan und Aufrufe an sie zu richten. «

Der Beweis, daß der Einfluß der Schreckensherrschgft in Polen, durch die unzählige Opfer gefallen, gänzlich vernichtet sci, \hreibt man der »Pos. Ztg.«, liegt überall zu Tage und erst vor wenigen Tagen wieder ereignete es sih, daß zehn Bewaffnete durch Bauern eingefangeu und an die Behörde geliefert wurden. Jene hatten sich unter Anführung eines gewissen Majewsfki in ein kleines, nur aus acht Besitzungen bestehendes Dorf bei Bialystok begeben, und dort einen Befehl der National - Regierung putlizirt, nah wel- hem Quartier für" achtzig Mann Jnsurgenten bereit gehalten, den Vorzeigern des Befehls aber eine Kriegssteuer von 150 Rubeln so- fort ausgezahlt werden sollte, widrigenfalls diese ermächtigt seien, mit exekutivishem Verfahren vorzugehen und Alles, was sie an Werth irgend vorfänden, mit sih zu nehmen. Der auf einem be- sonderen Stempel ausgestellte Befehl war von einem gewissen Strzelecki unterzeihnet. Die Bauern mit ihren Knechten und Söhnen etwa 18 an der Zahl hatten sich um die Bande ge- schaart, um die Vorlesung des Befehls zu hören, griffen aber diese mit einem Male dergestalt an, daß sie gar nicht erst dazu kamen, von den Waffen Gebrauch machen zu können, da sie vollständig Umringt wurden. ;

_ Dánemark., Kopenhagen, 6. Oktober. Der Prinz und die Prinzessin von Wales, sowie der Prinz Hans ‘von Glüs- burg (jüngster Bruder des Königs) kehrten am gestigen Nachmittage 415 Uhr aus Schweden nach Helsingör zurück, wo dieselben von Sr. Majestät dem Könige und von dem Kronprinzen empfangen wurden und \sich nach- dem Schlosse Frederiksborg begaben, Die

hohen Gäste legten an Bord der englischen Dampfjacht. »Osborne« die Reise von Gothenburg, na Helsingör zurück, und zwar in Be- gleitung des Prinzen Oscar von Schweden, der sich-: indeß sofort na: Helsingör zu seiner Familie begab,

___ Am Sonntage sind die- ersten Preußen in Frederiks h avn eingerückt, nämlich der Juntendant und einige Gemeine. Gestérn wurde daselbst das Bataillon erwartet; welches die Stadt während des Winters zu versorgen haben würde.

_ Auch das Städtchen Varde wird nachträglich mit einem Ba- taillon Preußen belegt werden.

Die » Aalborgpo st « darf wieder erscheinen. Auf den Antrag des Herausgebers um Aufhebung des Verbots- hat General-Lieutenant v. Falenstein erwidert: »Jn Folge Jhres Gesuches vom 27. v. M. um Aufhebung des Verbots gegen das Erscheinen der- von Jhnen herausgegebenen und redigirten Zeitung »Aalborgposten- will ih hierdurch das Verbot zurücknehmen, jedoch nur für so lange Zeit, als die Zeitung eine anständige, dem gebildeten Manne geziemende Haltung. beobachten wird. «

7. Oftober. Jn der gestrigen Sihung des Landsthings legte der Justizminister den Entwurf eines Strafgeseßes für das Königreich Dänemark vor.

Der Finanzminister, Konferenzrath David, begleitete gestern das Finanzgeseß für das Jahr 1865 66 mit folgenden an ‘das Reichstags-Folkething gerichteten Bemerkungen. In Folge des Krie- ges stelle sih cine Verkleinerung der Einnahmen heraus. So seien die Stempeleinnahmen zu 500,000 Thlr. veranschlagt gegen 400,000 Thlr. im gegenwärtigen Finanzjahre. Andererseits würden verschiedene Einnahmen gleichfalls einen Minderertrag von 100,000 Thlr. ergeben, die Ausgaben indeß zugleich eine Verkleinerung von circa 717,000 Thlr. aufweisen. Das lehtere günstige Resultat werde hauptsächlich in Folge der durch die niedrigen Getreidepreise verrin- gerten Staatzulage (Theurungszulage) an die Beamten der verschie- denen Regierungs-Abtheilungen erzielt und werde die regierungsseitig beabsichtigte Beschränkung des Beamtenpersonals in verschiedenen Verwaltungszweigen eine fernere Ersparung zu Stande bringen.

__ Amerika. New-York, 24. September. Nach seinem Siege bei Winchester machte sich Sheridan zur Verfolgung der retiriren- den südstaatlichen Armee auf; Early zog sich über Strasburg zurück und nahm bei Fisher's Hill, 25 Meile südlih von dem leßtgenannten Orte, eine feste Position ein. Der rechte Flügel stühte sih auf den Shenandoah (North Fork) nach North Mountain hinck Hierhbin ent- sandte Sheridan am 21. seinen Unterbefehlshaber Crock, Und während dieser eine erfolgreiche Attake ausführte, nahmen das 6. und 19.- Corps die feindlihen Brustwerke in der Fronte. Die ganze Armee Earlys schien dädurh gesprengt zu sein. Jn die Hände ‘der Sieger fielen 16 Kanonen : Ueber den beiderseitigen Verlust an Mann- schaften liegen noch feine näheren Berichte vor. Am folgenden Tage, Donnerstag, den 22.,, rückte Sheridan das Shenandoaß-Thal auf- wärts dem Feinde nah, indem er gleichzeitig zwei Divisionen Ka- vallerie in das Thal von Luray detachirte, um der flüchtigen Armee den Weg nah Richmond abzuschneiden. Missouri i} von ciner Invasion der Konföderirten bedroht; mit- 25,000 Mann hat General Price bereits den Arkansas üÜberschritten ; vor _Shelby,. Wel[Ger nt. Price toouerirt, L 10 die Miliz Missouri’'s von Charleston nach dem White-Water-Flufsse zurückgezogen. General Sherman isst mit der Befestigung At - lanta’s beschäftigt; er und Hood haben je 2000 Gefangene aus- getauscht, welche in den Schlachten bei Atlanta und Jonesborough gemacht worden waren. Wie der *Richmond Enquirer« mittheilt, hätte Sherman den Gouverneur Brown von Georgien und den Vice- präsidenten der kfonföderirten Staaten Mr. Stephens zu einer unfor- mellen Friedenskonferenz nah Atlanta eingeladen. - Aus New- Orleans vom 15. meldet man, daß mit Ausnahme der in den er- oberten Forts Morgan- und Gaines belassenen Garnisonen, die Landtruppen des Generals Granger von Mobile nach New-Orleans zurückgekehrt sind. Die konföderirten Piraten auf dem Eriesee sind gefangen genommen worden. Auf des Präsidenten. Wunsch ist der Generalpostmeister Blair aus dem Washingtoner Kabinette ge- schieden. Die demokratische Friedenspartei hat sih entschieden, die Kandidatur M'Clellans zu unterstüßen. Außer den Angaben über die vom General Sherman arrangirte Konferenz, sind noch mannigfache Friedensgerüchte im Umlaufe.

Die Occupation der Stadt Brownsville in Texas durch den mexikanischen General Cortinas (im Jnteresse der Nordstaaten) wird durch Berichte aus Matamoras vom 9. d. bestätigt,

Das Schreiben, in welchem General Fremont seinen ck- tritt von der Präsidentschaftskandidatur ankündigt und seiner Partei die Nothwendigkeit vorführt troß prinzipieller Meinungsverschiedenheiten für Lincoln's Wiederwahl zu

stimmen, lautet folgendermaßen : l i : Boston, 21. September. Meine Herren. Jch sehe es als meine Pflicht

an, einen weiteren Schritt in der durch mein Schreiben vom 25. August angedeuteten Richtung zu thun und meinen Namen von der Liste der Kane didaten zurückzuziehen. Die Präsidentschastsfrage hat in der That eine solche Wendung genommen, daß die Einigung der republikanischen Partei eine ge»