1864 / 242 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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richteten Kreisen eine weitere Bestätigung dafür entnehmen zu dürfen, daß eine gänzliche Verständigung bald zu erwarten ist.

Großbritannien und Jrland. London, 11. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales werden am oder kurz- nah dem 28. d. M. in England zurückerwartet. L .

In Bolton und Farnworth sind große Vorbereitungen zum Empfange des Schaßkanzlers getroffen worden. Bolton wird Hr. Gladstone heute Nachmittag besuchen und morgen in Farn- worth die feierliche Eröffnung eines neu angelegten öffentlichen Parks vornehmen. |

Sir Charles Bright, welcher die Legung des indischen Ka- bels zu leiten gehabt hat, macht dem Publikum bekannt , daß die beschädigten Stellen des Telegraphensiranges an der makranischen Küste wieder völlig ausgebessert sind; die Verbindung zwischen Bassora und Karatschi is wiederhergestellt. Die Linie von Bagdad nach Hillah und von dort nach Diwanych am Euphrat ist in Ord- nung, von lehterem Punkte nah dem Zusammenflusse des Euphrat und des Tigris bei Korneh bleibt noch eine Strecke von 160 eng- lischen Meilen zu vollenden, um die telegraphische Verbin- dung Englands mit Jndien über Konstantinopel zu scchlie- ßen. Eine andere Route wird in einigen Wochen zu Ende ge- führt werden, und zwar über Rußland j sie berhürt Tiflis, Teheran, Ispahan, Schiras und schließt sich in Abuschehxr an das Kabel des Persischen Meerbusens an. Die indischen Telegraphen, welche Kal- futta, Bombay, Madras, Delhi und die übrigen bedeutenden Städte Indiens mit einander in Rapport seßen, erstrecken si jet im Osten schon bis Rangun; und die Routen von dort nach China und über Singapore, Java, Timor nach Australien, sagt Sir C. Bright, füh- ren , was den unterseeischen Theil der Leitung betrifft , fast gänzlich dur verhältnißmäßig seihtes Gewässer und bieten auch sonst \o geringe Schwierigkeiten dar, daß wir in drei Jahren ret gut auf tägliche Telegramme von Hongkong, Melbourne, Sydney, Adelaide rechnen dürften.

Ueber das gegenwärtige und das nächste Parlament schreiben die »Times«: »Es scheinen über die Dauer des jehigen Parlaments irrige Ansichten im Publikum zu herrschen, und mehrere Zeitungen haben unrichtige Angaben enthalten. Das Parlament begann am 21. Mai 1859, und sein gesehliher Schluß tritt erst am Ende des nächsten Jahres ein. Die legte Session war die sechste die Dauer des Parlaments aber ist cine siebenjährige. Dem gewöhnlichen Brauche gemäß wird die Auflösung im nächsten Früh- ling ftattfinden. Das neue Parlament wird im darauf folgenden November auf kurze Zeit zusammentreten und sich dann auf Februar oder März zur Erledigung der allgemeinen Geschäfte vertagen. «

Frankreich. Paris, 11. Oktober. Der »Moniteur« macht heute bekannt, daß in der Bewerbung um den großen römischen Preis fünf junge Künstler : Maillard- (Maler) , Delaplanche und Deschamps (Bildhauer), Guadet und Dutert (Architekten), den Sieg ‘davon getragen haben und dem zufolge zu Pensionairen der Regie- rung auf vier Jahre ernannt worden sind.

Der » Abend-Moniteur« enthält einen Bericht des Prinzen Na- poleon als Präsidenten der neuen Kommission für Herausgabe der

_ Korrespondenz Napoleon's 1. - Der Prinz entwickelt in diesem Be- rihte das System, welches die Kommission bei Herausgabe dieser Briefe verfolgt. Die wichtigste Sorge der Kommission scheint darin zu bestehen, daß gewisse Briefschaften niht herausgegeben werden, Die Kommission befolgt in dieser Beziehung die »sehr einfache Jdee, nur das zu veröffentlichen, was der Kaiser selbst herausgegeben hätte, wen er der Nachwelt Kenntniß von seiner Person und seinem Systeme hätte geben wollen. Das erhabene Ziel, das in der Zu- kunft gesteckt ist , veranlaßt die Kommission, Manches vershwinden zu lassen, was in ihren Augen für die Gegenwart Wichtigkeit haben fönnte«. Prinz Napoleon beklagt sich am Schlusse darüber , daß von den unzähligen Briefen, welche Napoleon im und ins Ausland geschrieben, so wenige der Kommission zur Verfügung gestellt wor- den seien. Außerdem stehe es fest, daß in den Jahren 1814 und 1815 von dabei interessirten Händen Dokumente aus dem franzö- sischen Staats - Archive entwandt worden seien. Es seien besondere Agenten zur Ausfindigmachung solcher Papiere ins Ausland ge- \chickt worden.

Eine halbe Brigade Jnfanterie is gestern von Toulon nach Algier abgegangen. Die andere Hälfte der Brigade ist diesen Mor- gen von Lyon abgezogen und wird sich morgen in Toulon nah Algier einschiffen, Außerdem is das achte Regiment der reitenden Jäger am 9. Oktober von Carcassonne abgegangen, um sich nach Port Vendres zu begeben, wo sie gleichfalls sich nach der Provinz Algier einschiffen werden, '

Spanien. Aus Madrid, 11. Oktober, wird telegraphirt: »Gestern, als am Geburtstage der Königin, fand Empfang im Schlosse und Parade der Truppen statt. Alle Offiziere des Heeres und der Flotte sind um eine Rangstufe avancirt. « :

Italien. Prinz Humbert is in der Nacht vom Sten auf den 9. Oktober, von Genua kommend, in Mailand eingetroffen.

Laut Berichten aus Rom vom 8. Oktober hat sih das Kar- dinal-Kollegium in seinen seit 20. September stattgebabten Zusam- menkünften einzig und allein mit kirchlichen Angelegenheiten be- schäftigt.

Türkei. Bucharest. Durch fürstliches Dekret sind die Kolle- gien der direkten Wähler zur Wahl der Distriktsräthe auf den 18. Oktober zusammenberufen worden. Die Wahl der Distrikts- räthe sowie der Deputirten für die gesezgebende Kammer geschieht in zwei Abstufungen. Alle Urwähler (das heißt diejenigen, - welche für das Jahr 1864 als Kommunal-Wähler eingeschrieben sind, jedoch mit Ausschluß der Fremden) werden durh die Distrikts-Präfekten zur Wahl der direkten Wähler für die Zeit vom 11. bis 15. Ofkto- ber zusammenberufen. Leßtere versammeln sich alsdann am 1ö8ten Oktober zur Wahl der Distriktsräthe.

In dem Distrikt Mehedingye haben sih, wie der »G. C.« ge- schrieben wird, mehrere Gutsbesizer geweigert, Delegirte für die Ver- messung des den Bauern zugesprochenen Grund und Bodens zu er- nennen, indem sie gleichzeitig gegen das Ruralgefeh protestirten. Der Urheber - dieses Protestes im Namen der Großbojaren is ein Herr Bassciceanu, Mitglied der aufgelösten Kammer, welcher ihn auf- geseßt und Unterschriften für denselben sammelte. Herr Bassciceanu wurde von der Regierung an der Fortseßung seiner Thätigkeit ver- hindert, indem sie thn verhaften ließ.

In Plojescht wurden von den Beamten der Regierung in einem Hause, welches Herrn C. Souyzos gehören soll, 1600 Pfund Schießpulver vorgefunden und mit Beschlag belegt. Auch in Kra- jova fand eine Beschlagnahme von gegen 1000 Pfund Pulver statt.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 11. Oktober n. St. Unter dem 18./30. September is folgende vom Kaiser bestätigte Abänderung des bestehenden Patentsteuer-Tarifs für Getreideverkaufsstellen ergangen :

Es sind künftig zu zahlen für Engros-Niederlagen in Ortschaften 1. Klasse 150 Rbl, 2. Kl. 80 Rbl, 3. Kl. 50 Rbl. Anmerk. Jn den westlichen, neu- und fkleinrussishen Gouvernements und im Gebiet Bessarabien für Ortschaften 2. Kl. 50 Rbl. ; 2) für Verkaufstellen mit Stoffverkauf in Ort- chaften 1. Kl. 100 Rbl., 2. Kl. 50 Rbl, 3. Kl. 20 Rbl. Anmerk. Jn den westlichen, neu- und fkleinrussischen Gouvernements und“ im Gebiet Bessarabien für Ortschaften 2. Kl. 25 Rbl. 3) Für Weinkeller a) ohne Verkauf für den Gebrauch zur Stelle in Ortschaften 1. Kl. 200 Rbl., 2. Kl, 100. Rbl., 3. Kl. 35 Rbl.; h) mit solchem Verkauf in Ortschaften i. Kl. 200 Mbl, 2. Ql 400 Nl, 2 L 20 M 1. Unn, 10 bet westlichen, neu- und fkleinrussischen Gouvernements und im Gebiet Bessarabien für Ortschaften 2. Kl. beim Verkauf für den Ver- brauch zur Stelle 50 Rbl. 2, Anmerk. Für die temporär eröffne- ten Weinkeller auf den Messen in Nishni-Nowgorod, Jrbit, Kursk, Rostow, Charkow, Kiew uud Poltawa 80 R. Auf allen übrigen Jahrmärkten zah- len nur die temporär eröffneten Weinkeller mit Verkauf für den Verbrauch zur Stelle 10 R., die anderen nichts. 3. Anmerk. Für die außerhalb der Städte für die Sommerzeit eingerichteten Weinkeller 80 Rbi. 4) Für Büffets in Theatern und Eisenbahnstationen bleibt die frühere Patentsteuer ; Klubbs zahlen in Ortschaften 1. Kl. 75 Rbl., 2. Kl. 30 Rbl., 3. Kl. 15 Rbl. 5) Für Schenken, Krüge: und Einfahrten in Ortschaften 1. Kl. 200 Rbl, 2. Kl. 100 Rbl., 3. Kl. 30 Rbl. 1. Anmerk. Für die Schenken außerhalb der Städte in den baltischen Gouvernéments 10. Rbl. 2. Anmerk. Für die Schenken, Krüge und Einfahrten in den westlichen neu - und kleinrussi- hen Gouvernements und im Geb. Bessarabien in Ortschaften 2. Kl. 50 Rbl. Gür die Weinkeller, welche ausshließlih mit russischen Weinen handeln, die Gasthäuser, die Porter - und Bierhallen und -die temporären Verkäufe bleibt die frühere Patentsteuer bestehen. «

Ferner is unter demselben Datum eine Kaiserliche Verordnung über die Adelsrechte der polnischen Szlachta ergangen, deren Bestimmungen dahin gehen :

1) Alle Personen , deren Adel nicht definitiv bestätigt ist, sollen, wenn sie niht im Staatsdienst stehen und keinen Rang oder Stand haben, vom 1. Januar 1865 ab dem abgabenpflichtigen Stande zugeschrieben und mik der betreffenden Steuer belegt werden. Es wird ihnen hiermit jedoch nit das Recht genommen, ihren Adel auf dem geseßlichen Wege und unter

Beobachtung der in den Punkten 2—4 enthaltenen Vorschriften nachzu- “F

weisen. 2) Denjenigen Personen der ehemaligen polnischen Szlachta , über deren Best.itigung im Adel die Deputirten - Versammlung Bestimmungen getroffen hat, welche dem heraldischen Departement des dirigirenden Senats einzig auf Grund des Allerhöchsten Befehls vom 13. Juni 1863 noch nicht zur Durchsicht vorgelegt sind, eben so den Personen, deren Angelegenheiten son dem heraldischen Departement übergeben, aber noch nicht entschieden sind, wird ein viermonatlicher Termin geseht, um a) den Gouvernements-Adelsmarschällen und Gouvernementschefs zu beweisen, daß sie niht wegen politischer oder Kriminalvergehen der bürgerlichen Rechte gesehlih beraubt sind, oder solcher Vergehen halber in Untersuchung stehen; b) die Scheine darüber, daß sie einem abgabenpflichtigen Stande zugeschrieben worden sind, und c) 10 Rubel für jede Person für die Ausfertigung der Adelspatente einzureichen. Die Angelegenheiten derjenigen, welche diese Bedingungen innerhalb der 4 Mo- nate nicht erfüllen, werden -als erledigt angesehen. 3) Eben 0 werden alle Angelegenheiten als beendigt betrachtet , über elche vor Publication des Allerhöchsten Befehls vom 13. Juni 1863 feine Bestimmung der Deputirten - Versammlung über Anerkennung des

‘Adels des Bittstellers getroffen worden war, 4) Die Wiederaufnahme der

Angelegenheiten, welche nah den Punkten 2) und 3) als erledigt zu be

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trachten find und derjenigen, welche bereits von der Deputirten - Versamm- lung und der Heraldie geprüft worden , aber wegen unzureichender Beweise nicht erlédigt worden sind, kann nur dann erfolgen, wenn die im Punkte 2) unter a., b. und e. genannten Bedingungen erfüllt worden sind und außer- dem noch eine Bescheinigung der Gemeinde über die Zuverlässigkeit der Bitt- steller eingereiht wird. 5) Die Angelegenheiten werden auf dem geseylichen Wege nach den bei den Akten befindlichen Beweisen entschieden und sind von den Behörden selbst keine weiteren Angaben einzufordern. 6) Die gesehli nicht der Bestätigung des heraldischen Departements unterliegenden Beschlüsse der Deputirten - Versammlung über die Adelsrechte der Kinder, welche vor der Bestätigung des Adels geboren find, werden dem Gouvernements-Prokurator zur Durchsicht vorgelegt. 7) Es werden abgeschafft: a) die Geseße, welche es bisher gestatteten , daß die Uebersezungen der Adelsdokumente auf ge- wöhnlichem Papier eingereicht wurden ; b) die Gesetze, kraft deren Attestate, welche zum Eintritt in den Dienst berechtigten , Kindern folcher Eltern ver- abreiht wurden , ‘die die Dokumente- über ihre Herkunft eingereicht hat- ten, aber noch nicht in der Adel8würde bestätigt worden waren , und c) das Gesetz, welches gestattete, Kopieen aus solchen Aktenstücken, die durch Brände oder andere Zufälle zerstört worden, als volle Beweise. anzunehmen. 8) Den General - Gouverneuren der westlichen Gouvernements wird es zur Pflicht gemacht, alle diejenigen Personen zu ermitteln, welche auf Grund der obigen Vorschriften den abgabenpflichtigen Ständen zugezählt werden müssen und den betreffenden Minisfierien Entwürfe für diejenigen Negeln einzureichen, welche nothwendig erscheinen, um jede Umgehung der obigen Verordnungen unmöglich zu machen, und auch um den weder Haus noch Land besißenden Leuten feste Wohnfize oder die Möglichkeit zur Ansiedelung auf Staatsländereien zu verschaffen.

Ueber die Brände, welche in diesem Jahre im Jnnern gewüthet haben, bringt die »Nord. Post« einen längeren Bericht, in welchem es heißt: Die Feuersbrünste, welche gegen Mitte des Sommers be- gannen , wurden zeitweise etwas seltener, erneucrten sih aber Ende August mit doppelter Stärke. Nach dem Unglück, welches Ssimbirsf heimgesucht, verwüstete eine ganze Reihe von Bränden viele Striche der Gouvernements Ssamara, Ssaratow und Orenburg. So wurden im Gouvernement Ssaratow im Kreise Petrowsk, der besonders gelitten, über 1500 Bauerhöfe und 6 Gutshöfe ein Raub der Flammen die Dörfer Koshino , Barjatino und Danilowka, welhe aus 360 Höfen bestanden , sind fast in nackte Steppen verwandelt worden. Der Meinung der Lokfalbehörden nach sind die Ursachen dieser zahlreichen Feuersbrünste : 1) der furchtbaren Vermehrung der Schenken, 2) der seit Kurzem im Volke aufgekommenen Sitte, Papier - Cigarren eigener Fabriea- tion zu rauhen, und 3) absichtlicher Brandstiftung zuzuschreiben. So kamen im Kreise Petrowsk troy der überall eingerichteten Tag- und Nachtwachen fast täglich zwei oder drei Brände vor, und man fann diese um so weniger“ der Unvorsichtigkeit oder dem Zufall zu- \hreiben, als die Angst der Leute selbs besser wie alle Befehle und Ueberzeugungsgründe zur Vorsicht drängte. Außerdem begann ein großer Theil der Brände in unbewohnten Gebäuden.

Odessa. Dienstag, den 27. September , traf der Großfürst Statthalter im Kaukasus. mit seiner Gemahlin , der Großfürstin Olga Feodorowna, und seinem Sohne, dem Großfürsten Nikolai Michailowitsh, aus der Krim hier ein.

Aus dem Königreich Polen meldet die »Pos. Ztg.« unter dem 6. Oktober: Zum 1. Januar sollen die Arbeiten und Entwürfe bezüglih der Errichtung von Elementarshulen in kleinen Städten und auf dem platten Lande fertig und zur Genehmigung eingereicht und bis zum 1. Juli fk. J. sollen die Schulen selbst überall eröffnet sein. Wie es heißt, werden bis zum Neujahr die immer noch im Gange seienden Mißbräuche, welche dur Anferti- gung und Ausgeben von G eldzeichen durch Private getrieben worden , durch Stellung des nöthigen Kleingeldes und andere ge-

eignete Maßregeln für immer beseitigt werden.

Amerika. New-York, 1. Oktober. Den jüngsten Nach- richten is kaum etwas von Belang hinzuzufügen. Es heißt, Far- ragut werde einen Angriff auf Wilmington machen, während Admiral Lee in der Bucht von Mobile kommandiren werde. Die nordstaatliche Besayung soll Pilsiknob in Missouri nah Zer- stórung der Magazine geräumt haben. Südstaatlihhe Blätter melden, Sheridan habe Early am 26sten bei Broomes Gap (Brooks Gap?) angegriffen, sei zurücgeshlagen, von Early verfolgt und 6 Meilen weiter bei Port Republic über den Shenandoah zurüd- gedrängt worden,

Asien. Der Lloyddampfer» Erzh. Charlotte«, brachte am Jd. nah Triest die ostindishe Ueberlandspost mit Nachrichten aus Calcutta - bis zum 31. August, Bombay 8. September. Die erste Abtheilung der nah Bhutan bestimmten Truppen wird Ende Ofto- ber aufbrechen. Nach Assam sind bereits von Calcutta Geschüß- sendungen abgegangen. Da der frühere Prätendent auf den Thron von Thibet neuerdings ein Heer gesammelt hat und mit einem Einfall in Thibet droht, so bleibt den Bhutanesen keine Hoffnung, daß ihnen der dortige Lama zu Hülfe kommen werde. Die Rädelsführer der Vershwörer von Umballah, welche verflossenes Jahr die Fanatiker von Sittanah und die- anderen Rebellen an der Grenze mit Geld und Waffen gegen die brittische Regierung unterstüyt hatten, wurden zu lebenslängliher Verbannung nach den Andamanen verurtheilt. Zwischen dem Emir von Kabul und sei-

nen Brüdern ist ein definitiver Frieden abgeschlossen worden. Jn Kaschmir ist, nah dreimonatli:i ex Reise, eine Gesandtschaft von Kokand eingetroffen, welche den Vicekönig um Hülfe gegen die Russen bitten will. Herr Rassam, Assistent des britischen Residenten in Aden, ist, begleitet von Dr. Blanc, mit einer Mission der Re- gierung an den König Theodor nah Abyssinien abgegangen, Un DE Befreiung des dortigen englischen Konsuls Cameron zu erwirken.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff "schen Telegraphen-Büreau.

London, Mittwoch; 12. Oktober, Abends. Hiram Sible y, Präsident des Western Union Telegraph, aus Amerika kommend, und Coklins, Urheber des Planes einer Telegraphenverbindung zwischen Europa und Amerika via Rußland, sind hier eingetroffen und werden morgen nah Petersburg äbreisen, um daselbst ihre Operationen zu beginnen.

Kunst- und Wissenschaft.

Berlin. Durch den Verkehr kind einige neue, jüngst ausgegebene bayrische Einguldenstücke mit dem Brustbilde des Königs Ludwigs IL hierher gelangt, die dur die Portraitähnlichkeit, wie durch den Ausdruck desselben ein neues sprechendes Zeugniß für die Kunstfertigkeit des bekannten Graveurs Voigt ablegen.

Einleitung in das Studium der Nationalökonomie. Von F. O. Freiherrn von Nordenflycht. Berlin 1864. Verlag der Königlichen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei (R. v. Deer) 160 S. 8. Die Literatur der Nationalökonomie, namentlich in ihrex unter der Bezeich- nung »yVolkswirthschaft« auf weit zu verbreitendes Verständniß ausgehenden Richtung hat in den lehten Jahren beträchtlich an Ausdehnung gewonnen. Weil das auf solche Weise hergebrachte Material bereits so massenhaft ge- worden, erschien es dem Verfasser vorliegender Schrift vielleicht des Dankes werth, »den Anfänger in dem, was wir besißen , zunächst zurechtzuführen. « Denn er fand, während er eine kurze Zeit amtlich berufen war , »junge Männer , welche in den Verwaltungsdienst eintraten, Über das Maß zu prüfen, in welchem sie sich auf dem Gebiete der Nationalökonomie vorbereitet hatten 4, daß diese Vorbereitung in den meisten Fällen eine ungenügende war. Es ließe sih dies erklären aus dem zu großen Umfange der betreffenden Hand- bücher, und aus der Trockenheit, mit welchen sie ihren Stoff darstellen. Deshalb hat der Herr Verfasser sich bemüht, »nicht zu viel und zu vielerlei zu geben, und dann das, was er giebt, nicht in zu trockener Weise.« Dies geschieht in fünf Abschnitten, von denen der erste: Begriff und Aufgabe der Nationalökonomie und Umgrenzung ihres Gebietes, zur Darstellung bringt. Der zweite Abschnitt umfaßt die Grundbegriffe: Gut, Vermögen, Werth, Geld, Preis. Jm dritten Abschnitt wird gehandelt »von den sogenannten Quellen des Vermögens: Arbeit, Kapital, Bodenkraft, Theilung der Arbeit. « Der vierte Abschnitt bespricht: die Erscheinungen im Verkehre, Markt und Marktpreis, das Geseh der Konkurrenz, relativer und absoluter Schwerpunkt des Preises, Arbeitslohn, Kapitalzins, Unternehmungsgewinn und Grund- rente, Schwankungen im Preise - des Geldes. Der fünfte und leßte Ab- schnitt handelt von der Consumtion und dem Luxus. /

Düsseldorf, 11. Oktober. Nachdem Herr Pogson in Madras im Mai d. I. den achtzigsten der kleinen Planeten Sappho entdeckt hatte, ist Herrn W. Tempel in Marseille am 30. September die Entdeckung des einundachtzigsten der kleinen Planeten gelungen.

Dem Historienmaler Friedrich Wagner aus Augsburg, welcher das Stadtkanzleigebäude zu Constanz mit Fresken. versehen hat, die im September feierlich enthüllt wurden, is in Folge der Befriedigunge welche diese Arbeiten erweckt haben , der weitere Auftrag geworden, auch den alten Conciliensaal in dieser Stadt mit zehn Bildern zu s{müdcken.

Der Professor der Physiologie an der medizinischen Josephs-Akademie zu Wien, Dr. Ludwig, hat dem »Hamb. Corr.« zufolge einen Ruf für den

gleichnamigen, neu kreirten Lehrstuhl an der Leipziger Universität erhalten

und angenommen. Der- sächsische Landtag hat für “die Einrichtung des physiologischen Kabinets 100,000 Thlr. , als Gehalt für den Professor 4000 Thlr. bewilligt.

Von Hachette ist so eben eine neue Ausgabe der Essais von Mon- taigne in zwei Bänden in 18. herausgegeben. Dieses Werk bildet einen Theil der Sammlung der vornehmsten französischen Schriftsteller, welche zu dem Preise von 1 Frcs. den Band von dem genannten Buchhändler aus- gegeben ist und bereits die Werke von Barthelemy (3 vol.), Boileau (2 vol.), Bossuet (5 vol.), Corneille (7 vol.) Fenelon (4 vol.) La Fontaine (3 vol), Marivaur (2 vol.) Molière (3 vol.), Montesquieu (3 vol.) Pascâl (3 vol), Racine (3 vol.), J. J. Rousseau (8 vol.) St, Simon (13 vol.) Sedaine (1 vol.), Voltaire (35 vol.) gebracht hat. :

Das für Wien bestimmte Monument des Prinzen Eugen ist in Fernkorns Atelier nahezu vollendet. Nur der Hintertheil des Pferdes wird erst Anfang November gegossen , aber auch von ihm if der mehrere Centner {were Schweif bereits fertig. Die sehr reichen Ornamente, unter denen sich zwölf Genien, Waffentafeln, Kronen und andere Embleme befin- den, sind mit außerordentlicher Sorgfalt ausgeführt und ciselirt. Die Auf- stellung beginnt im nächsten Frühjahr und wird 3—4 Monate in Anspruch nehmen. Die- Enthüllung der Reiterstatue, die mit allen Rebentheilen circa 450 Centner wiegen wird, soll am 18. Oktober 1865, als am Geburtstag des Prinzen stattfinden.

Die National-Bibliothek zu Madrid hat eine sehr werthvolle Erwer- bung durch die Freigebigkeit eines Herrn Zapa la in Teruel gemacht. Die- selbe besteht in dem einzigen in Spanien vorhandenen Exemplar derx ersten Ausgabe des Werkes des unsterblichen Cervantes.

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