1864 / 245 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

2810

stimmungen zur Durchführung des Preßgeseßes vom Jahre 1863 |

für die Militairpersonen außerbalb der Militairgrenze. Wir entnehmen daraus: Das Verbot, politische Artikel in Zeitungen ein- zuschalten oder militairische Angelegenheiten mittelst der Presse in einer gegen die Militairdisziplin verstoßenden Weise zu besprechen, verbleibt in Wirksamkeit. Auch is die Herausgabe oder Bethei- ligung an der Redaction ciner cautionspflichtigen, periodischen Druc- \chrift allen Offizieren, sowohl den aktiven als pensionirten und mit Beibehaltung des Charakters ausgetretenen, so wie auch allen anderen in Militairdiensten stehenden oder bei- der Armeeverwaltung ange- stellten Personen gänzlich untersagt. Wird einer ausländischen Druk- rift durch das Staats-Ministerium der Postdebit entzogen, so hat diese Verfügung, sobald fie dur die öffentlichen Blätter kundgemacht worden is, auch für alle Militairpersonen zu gelten. Das Straf- verfahren steht in allen Fällen nur den Militairgerichten zu, welche in Strafsachen die ordentliche Gerichtsbarkeit auszuüben haben. Die Staatsanwaltschaften und Civil-Sicherheitsbehörden aber sind ver- pflichtet, alle wahrgenommenen strafbaren Handlungen, welche von Militairpersonen durch die Presse begangen werden, dem zuständigen Militairgericbte zur Kenntniß zu bringen. Achnliche Bestimmun- gen sind auch für die Militairgrenze erflossen. i :

Der »Kamerad« schreibt: »In Folge der Armeereduction in Venetien muß eine Ausgleichung der verschiedenen Garnisonen ein- treten, nahdem einige derselben durch die Reduzirung #0 stark restrin- girt sind, daß sie mit der Versehung des Dienstes nicht auskommen. Da Piemont einen großen Theil seiner Truppen von der Po- und Minciogrenze in das Jnnere verlegte, um in den größeren Städten die Ruhe aufrecht zu erhalten, so können auch wir in unseren Grenz- distrikten und auf dem Lande die Garnisonen vermindern ; so daß die Garnisonen größerer Städte und fester Pläße vermehrt werden können, wodurch“ zugleich dem Militair-Aerar cine nicht unbedeutende Ersparniß erwächst, da die auf mitunter sehr kostspielige Art und Weise auf dem Lande untergebrachten Truppen nun in Städte ver- legt werden können , wo sie in ärarischen oder Quasi-Kasernen eine billigere Unterkunft finden. Bis Ende d. M. wird übrigens die Ausgleichung bereits durchgeführt und die neue Ordre de Bataille in Vollzug geseht worden sein. 4

‘15. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist, von Jl fommend , hier wieder eingetroffen.

Die »General - Correspondenz« meldet, daß heute die eilfte Konferenzsihung stattgefunden und fügt hinzu, es ließe sich nun nahezu mit Bestimmtheit annehmen, daß die Bevollmächtigten nur noch ciner kurzen Frist zur Beendigung der so schwierigen und fkom- plizirten Aufgabe bedürfen würden. Hoffentlich werde der Abschluß des Friedens noch vor Ablauf dieses Monats erfolgen.

Triest, 15. Oktober. Der fällige Lloyddampfer ist mit der Uéberlandpost aus Alexandrien eingetroffen.

London, 14. Oktober.

Großbritannien uud Jrland. Von der“ Liverpooler Handelskamner ist Hrn. Gladstone gestern das Diplom der Ehrenmitgliedschaft überreicht worden, Die Feierlichkeit fand in der St. Georgshalle statt; an die Einhändigung des Diploms \ch{loß \sich die Ueberreichung von Adressen des Finanz- reformvereins und einer Junung von Geschäftsleuten und Hand- werkern. Der Schaßkanzler erhob sich, für die ihm gewordenen Ehrenbezeugungen seinen Dank aussprechend, zu einer längeren Rede, derenHaupttheil, eineUebersicht der gegenwärtigen kommerziellen Lage und cine Hinschau auf die zukünftige Entwickelung des Welthandels, verbun- den mit einer Betrachtung des obwaltenden Besteuerungssystems, bildete.

15. Oktober. Die Königliche Familie wird am 24sten d. M. ihren Aufenthalt in den schottischen Hochlanden wieder mit dem Schlosse Windsor vertauschen.

Der österreichische Botschafter, Graf Apponyi, wird in der

zweiten Woche Novembers hier zurück erwartet. Der Schaßtzkanzler hat den Stenographen und Bericht- erstattern eine arbeitvolle Woche gemacht. Deu Reden, welche er in Bolton, Farnworth und Liverpool gehalten, hat er eine neue gestern in Manchester hinzugefügt, und zwar in Beantwortung einer von der dortigen Handelskammer ihm überreichten Adresse. Er stellte darin auch Betrachtungen an über die Beziehungen zu fremden Län- dern und politische Verhältnisse des Auslandes.

Frankrei{ch. Paris, 14. Oktober. Die »France« zeigt Heute als gewiß an, daß der Kaiser von Rußland sih auch nach Nizza begiebt. Daß der Kaiser Napoleon sich nach Lyon verfügen wird, um die durchreisenden Majestäten zu besuchen , bezeichnet die »{France« als wahrscheinlich.

Die über England eintreffende Post aus Afrika bringt die Nachricht , das Jules Gerard , der berühmte Löwenjäger , an der Küste Sierra - Leone im Jongflusse zwischen Makkelleh und Woolah ertrunken is. :

15. Oktober. Wie der » Oesterr.” Gen. - Corr.« aus Nizza 10. Oktober geschrieben wird, wollte die dortige Municipalität die Ankunft der Kaiserin von Rußland, welche zwischen dem 21. und 22. d. erfolgen soll, durch éine Reihe öffentlicher Feste feiern, aber

die hohe Reisende hat jede derartige Ovation abgelehnt, weil Jhre Majestät in Nizza ganz zurückgezogen und nur der Pflege ihrer Gesundheit leben will.

Die indirekten Zölle haben in den ersten neun Monaten d. J. 876,640,000 Frs, d. h. 35,855,000 Frs. weniger als im gleichen Zeitraume vorigen Jahres eingebracht. Der » Moniteur« erklärt heute dieses Minus daraus, daß das neue Zuckergeseß den Zah- sungspflichtigen vier Monate Ausstand gewährt habe. Die direkten Steuern haben in den neun Monaten 390,935,000 Frs. ein- gebracht.

Zwischen Frankreih und den Jnseln Reunion und Mau- ritius ist jet eiñe regelmäßige Postschifffahrt eingerichtet. Zwei Dampfschiffe sind dazu bestimmt. Das cine, »Emyrne« , kam, wie dem »Moniteur« aus Port au Prince gemeldet wird, zum ersten Male dort am 29. August nah Z4tägiger meist unter Segel zurü- gelegter Reise an und sollte am 18. September wieder nah Frank- reich abgefertigt werden.

Spanien. Laut Berichten aus Madrid, vom 14. Oktober, hatte Herr Mon den Pariser Gesandtschaftsposten noch nicht ange- nommen. Den Progressisten war die Erlaubniß zu der von ihnen angekündigten Versammlung ertheilt worden.

Die Königin von Spanien hat durch ein Dekret die Kate- gorien der spanischen Honorar - Granden unterdrückt. Diejenigen, welche jeßt zu dieser Kategorie gehören, werden für wirkliche Gran- den erklärt.

Italien. Herr Sclopis hat seine Entlassung als Prâsident des italienischen Senats eingereicht und Herr Manna is zu seinem Nachfolger ernannt worden.

Das offizielle Blatt des Königreichs veröffentlicht unterm 29. September ein Königliches Dekret, wodur versügt wird, daß die päpstliche Münze, welche laut Dekret vom 6. August mit dem 20. September außer Cours geseht wurde, bis auf Weiteres noch in der Romagna, den Marken und Umbrien geseßlichen Cours behalte.

Jn der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober kam es in Turin zu Hâändeln zwischen Militair und Civilisten ; 14 Personen wurden getödtet oder verwundet. Unter den Verwundeten befinden si drei Carabinieri, die herbeigeeilt waren, um der Ruhestörung ein Ende zu machen. Mehrere Tumultuanten wurden verhaftet.

Laut Berichten aus Rom vom 11. d. M. hatten päpsiliche Gendarmen und französishe Soldaten eine neapolitanische Räuber- bande auf dem Gebiete von Leprano zurückgeschlagen. Drei Gen- darmen und zwei Soldaten waren in diesem Kampfe geblieben. Fürst Colloredo, stellvertretender Großmeister des Malteser - Ordens, war gestorben.

Griechenland. Athen, 8. Oktober. Die National - Ver- sammlung beschäftigte sich in ihren lehten drei Sihungen mit der Frage der Fusion der- jonishen Jnseln. Die Opposition, nämlich Bulgaris und Genossen, verlangten die sofortige Fusion, wogegen die von einer sehr großen Majorität unterstüßte Regierung den Gegenstand bis nach der Besprechung sämmtlicher Verfassungs- artifel vertagt wissen wollte.

Verdächtige Jndividuen, bewaffnet mit Revolvern und Stöcken, hatten die Zuschauerräume beseyt und drohten mit Worten und Ge- berden. Endlich ward der Militair-Kommandant von der National- Versammlung gezwungen , Militair und Nationalgarde herbeizuholen, um die Ruhe zu erhalten und die Zuschauerräume zu säubern. Jn der heutigen Sitzung wird die Fusion wieder zur Sprache kommen.

Der König nahm vorgestern die Arbeiten des im Bau be- griffenen Schienenweges von Athen nach dem Pyräus in Augen- \chein und empfahl den Unternehmern (einer französischen Gesellschaft) den Bau sobald wie möglih zu vollenden.

Türkei. Bukarest, 7. Oktober. Am vergangenen Montag fand der Schluß der Herbstmanöver der hier garnisonirenden Trup- pen statt. Dieselben bestehen gegenwärtig aus fünf Regimentern Infanterie, einem Ulanen-Regiment, zwei Batterieen, dem Train und einer Section Sanitäts-Truppen. Den Bürgermeistern der Städte und Dörfer in der Moldau wurde von dem Premier-Minister ein Cirkular zugeschickt, um ihnen die Vortheile der neu eingeführten Institutionen der Dorobanyen und Gränzer, welche bisher nur in der Walachei bestanden, auseinanderzusehen, indem er sie gleichzeitig Nette die Einwohner. über die neuen Einrichtungen zu be- eben.

Der Agent des Fürsten von Serbien in Konstan- tinopel hat, wie der französische »Moniteur« bestimmt meldet, der türkishen Regierung angezeigt, daß ihr die von ihr geforderte Ent- \hädigungssumme von 9 Mill. Piaster für die Räumung von Grundbesiß in Belgrad unverkürzt werde ausgezahlt werden.

Rußland und Polen, Von der polnischen Grenze, 14. Oktober. Der »Dziennik Warszawski« veröffentliht in seinem amtlichen Theile zwei Uvtheils\sprüche des Warschauer Kriegsgerichts,

2841

dur welche die Tischlergesellen Alexander Jungmann und Stanislaus Fobrzyniecki, wegen Betheiligung an der Organisation der fogenann- jen »Dolch-Gensdarmen« zum Tode durch den Strang verurtheilt sind. Dem Jungmann isst insbesondere Schuld gegeben, daß er sich an der Ermordung des Polizei-Aufsehers Blau, dem er mit eigener Hand einen Dolchstih in den Hals versehte, betheiligt und dafür von denjenigen, welche die politischen Morde leiteten; 12 SR. erhalten habe. Kobrzyniecki soll den Polizeibeamten Dombrowski durch vier Dolchstihe ermordet und dafür 30 SR. erhalten haben. Die Todes- urtheile sollen am 14. f. M. um 10 Uhr Morgens auf dem Glacis der Warschauer Citadelle vollstreckt werden. (Ofts. Z.)

Dánemark. Kopenhagen, 13. Oktober. Gestern is der Finanzaus\{uß abseiten des Reichstags- Volksthings aus fol-

| genden 11 Abgeordneten zusammengeseßt worden: Högsbro, Juel,

Dreyer, Fenger, Madsen, Winther, Tscherning, Monrad, Fonnesbech,

| 4, Hage und Holstein, woraus hervorgeht, daß die demokratische | Partei der Bauernfreunde auf das Wahlergebniß einen großen Ein- | fuß ausgeübt hat. Der Präsident theilte mit, daß der Justiz-

Minister und der Minister des Jnnern dem Thinge 9 verschiedene Gesezentwürfe, darunter ein Entwurf über Oeffe ntlihkeit und

| Mündlichkeit in der Rechtspflege, vorlegen werde.

Der » Augustverein« soll nun bereits über tausend Mitglieder

| zählen, vorgestern sollen 70 neue Mitglieder aufgenommen sein und | qus den Provinzen ein förmlicher Andrang zur Theilnahme statt-

finden. Heute wurde in der Auction über den Nachlaß des verstor-

| henen Königs Friedrich VUY. mit dem Verkauf der Gemälde } begonnen und wurden dieselben durchgehends gut bezahlt. Kleine | fast unbedeutend scheinende Gemälde wurden auf a) 90 Tblr. hin- | quf getrieben, hingegen ging das große historische Gemälde »Düvecckes | Tod« (freilich von - deutscher Hand gemalt), für den Preis von ] 110 Thlr: fort.

Der mexikanische Gesandte Don Franciscus Mora hatte gestern

| quf Friedensburg Audienz beim Könige und“ wurde darauf zur | Tafel geladen. Ï bereits am St. Petersburger Hofe, | Kaisers Maximilian zu notifiziren.

| Mexiko zurück, da das neue Kaiserreich, wohl aus finanziellen Grün- | den, keinen Gesandten im skandinavischen Norden haben wird.

Don Mora kommt von Stockholm und war früher um die Thronbesteigung des Von hier reist Don Mora nach

Amerika. New-York, 5. Oktober. Grant seyt seine

Avyance gegen Richmond fort, mit verschiedenem Glü an verschie-= | denen Stellen. | unter Birney den Jamesfluß und rückten auf der Nordseite über | | die Straße von Newmarket gegen Richmond vor. Das 10. Corps | nahm die Höhen von Newmarket und avancirte um zwei Meilen, | wurde aber in einem Angriffe auf Laurel Hill zurücgeschlagen j | e verlor 1500 Mann, und besonders schwer litt eine Negerdivision. } Das 18. Corps trieb die Konföderirten vor sich her nach Chapins | Bluff, welches sie nah heißem Kampfe nahmen. Ì Tage machten die } sition wieder zu | Abtheilung von

der Befestigungswerke im Osten Richmonds ein, ohne auf Wider- sand zu stoßen. | und zwei Divisionen des 9. Corps am 30. v. M. die beiden ersten binien der feindlihen Werke; doch entstand bei ihrem weiteren Vor- | dringen zwischen dem 9. und dem 5. Corps cine Lücke, in welche die | Konföderirten cinen Einfall machten und angeblich 2000 Gefangene : davonschleppten., fast eine Meile vor und verschanzten sich dicht an der südlichen Seite | der Eisenbahn. | Front ist sehr stark und schwer zu nehmen. Südstaatliche Blätter } behaupten, Early habe am 26. Sheridan bei Brown's Gap, | (südlih von Port Republic) geschlagen und Sheridan ziehe sich zurü) | von nordstaatlicher Seite dagegen heißt es, Sheridan stehe in Harri- | sonburg und bereite sich zu einem neuen Angriffe auf Early, | der bei Brown’s Gap stehe, vor. | hon in Staunton und Waynesboro gewesen und hat die Schienen- | geleise zerstört.

Am 29. v. Mts. überschritten das 10. und 18. Corps

Am folgenden Konföderirten mehrere Versuche, ihre Po- gewinnen, aber vergebens. Eine fleiue Bundestruppen drang in die „innere - Linie

Im Südwesten von Petersburg nabuen das ote

Am 1. d. rückten die Bundestruppen wieder um

Die Hauptlinie der Konföderirten in Meade's

Sheridan's Kavallerie ist

Qu Early soll Longstreet mit 20,000 Mann ge- soßen sein und das Kommando über das konföderirte Heer im

Ï Shenandah - Thale übernommen haben. General Price rücft ‘in drei Kolonnen gegen Rolla vor; gegen ihr zieht Rosenkranz ins | Feld, Die nordstaatlichen Truppen befestigen Jesferson City.

Forrest und Wheeler machen die Gegend im Rücen der Sherman- hen Armee, von welcher seit mehreren Tagen deshalb keine Nach-

richten eingetroffen sind, unsicher; sie haben Dalton in Georgien und

Kuntsville in Alabama aufgefordert, sich zu ergeben, aber umsonst. Admiral Farragut befestigt Fort Morgan. Die Nachricht, daß die Kanonenboote sich son in unmittelbarster Nähe der Stadt Mobile befänden, war grundlos. Dem General Heinyelmann i vou Hooker wieder das Kommando des nördlichen “Departements, init dem Hauptquartier in Cincinnati, übertragen worden. „Der Schaßsecretair Fessender hat eine neue Anleihe von 40 Mill. Doll.

in sechsprozentigen 5.20 - Bonds angekündigt. Die Zinsen sind im Gold zahlbar. Am 30. September betrug die Staatsschuld 1960 Mill. Doll. Ju Chicago waltet eine Panik ob; bedeutende Baukhäuser haben fallirt.

In Folge des Ausbleibens amtliher Berihte Grant?s

waren gestern in Washington allerlei Unglücksgerüchte über ein Heer verbreitet. Auch bieß c& General Butler sei în einem Gefechte nördlich vom James-Flusse getödtet worden. Briefe aus dem Hauptquartier Sheridan's bestätigen die Berichte der Konföderirten Über die seinen Truppen bei Brown's Gap beigebrachte Schlappe. Die Konföderirten sind beinahe ganz im Besize der Com- munications8wege Sheridan's. Laut Telegrammen aus Nashville verlangen Forrest's Truppen die Uebergabe von Dalton in Georgia. Auf der Eijenbabn zwischen Louisville und Nashville treiben Guerilla- Schaaren ihr Wesen und haben in der Nacht vom 3. d. M. bei dem 30 englische Meilen von leßterer Stadt gelegenen Orte Foun- tain-Head zwei Eisenbahnzüge abgefangen und verbrannt. Der peruanische Minister des Auswärtigen hat aus Lima vom 29 August ein Rundschreiben an die diplomatischen Vertreter der Republik gerichtet, welches als Antwort auf das spanische Rundschrei- ben vom 24. Juni dienen soll und die darin enthaltenen Argumente zu entkrästen sucht. Der peruanische Minister behauptet, wenn. die von Peru angebotenen Vergleichs8vorschläge in Madrid niht angenommen worden seien, so habe das sciñen Grund darin gehabt, daß man nach neuen Vorwänden gesucht habe, um die Herausgabe des dem Völker- rechte zuwider weggenommenen Pfandes zu vermeiden. Spanien wolle die Chincha- Inseln niht eher herausgeben, als bis es Genug- thuung von Peru erlangt habe. Nun habe aber dieses allen Grund, darauf nicht einzugehen, weil Spanien seine Agenten, den Kom- missar Salazar y Mazarredo und den Admiral Pinzon desavouirt und selbst die vom völkerrechtlichen Standpunkte aus vorhandene Rechtswidrigkeit der Occupation anerkannt habe. Recht und Billig- feit geböten, daß zuerst die Herausgabe der Jnseln stattfinde, die . unbestrittenes Eigenthum Perus seien, Erst dann könnten die Un- terhändler der beiden Staaten die Vergleichsvorschläge diskutiren, und man werde dann ohne Zweifel zu einer für beide Theile be- friedigenden Lösung gelangen.

Asien. Bombay, 29. September. Sirdah Uzful Khan ist von seinem Bruder, dem Emir von Kabul, verrätherisch gefangen genommen worden.

Kunst und Wissenschaft.

Königsberg, 14. Oktober. Die »Ostpr. Ztg.« meldet: »Der eiserne Fundamentkasten zu dem Mittelpfeiler der Eisenbahnbrücke über den Pregel ist bereits so weit versenkt, daß er nur noch 8 über die Wasserfläche ragt. Die Arbeiten werden von einem Baumeister geleitet, welcher bereits in der Schweiz einem ähnlichen Bau beigewohnt hat. Es wird Tag und Nacht gearbeitet, und is zu diesem Zweck das ganze Arbeitsfeld mit Gasleitung versehen. Die Mauerarbeiten unter Wasser in dem Kasten werden bei Stearinkerzenbeleuchtüng ausgeführt, da in der komprimirten Luft kein an deres Leucttmaterial sih bewährt hat. Die Leute halten 4 Stunden ganz gut unter dieser Riesentaucherglocke aus, zu deren Vernietung 18,572 Niete erforderlich waren; nach Verlauf dieser Zeit werden sie stets abgelöst. Die 32 Ketten, welche den Kasten tragen, haben vorher zur Prüfung ihrer Trag- fähigkeit eine Probebelastung durch Eisenbahnschienen erfahren. Obgleich sie si damals völlig bewährten, sind dennoch jeßt, während des Herablassens des Kastens schon 5 der 1%! starken Kettenglieder gebrochen, in der Rund- biegung wie mit einem Messer durchschnitten, und haben durch. neue ergänzt werden müssen. Dadurch, daß der Kasten auf jeder Seite von 16 Ketten getragen wird, während die Hälfte ausreichen würde, ihn zu halten, ist eine für die Fundamentirarbeit nachtheilige Erschütterung bei diesen Brüchen glücklich vermieden worden.

Der neue Ausschuß für ein Grimme-Denkmagl, welchen die germanistishe Section der Philologenversammlung in Hannover eben be- \chlossen hat, besteht aus dem Archivrath Grotefend von Hannovex , den Professoren Raumer in Erlangen, Bartsch in Rostock, von Keller in Tübin- gen , Pfeiffer in Wien, Th. Creizenach in Frankfurt und Direktor Classen in Hamburg. Die im vorigen Jahre in Gießen erwählte Kommission hatte, weil die Ausführung ihr überschwer vorgekommen war , den U in die Hände der Section zurückgegeben. Daher waren auch jezt die 2 nsihten getheilt, ob man es nochmals mit einem Standbilde für beide Brüder ver- suchen oder: lieber auf eine Grimm-Stiftung bedacht sein solle, die zunächst den Zweck habe, den Nachfolgern der Brüder die Mittel zur Ausführung dessen zu bieten, wozu von den Brüdern nur erst der Grund gelegt ward. Die Mehrheit schien indeß dem Plane eines Standbildes geneigt und hat einstweilen Professor Pfeiffer in Wien die Leitung und Förderung -der Aus- \{hußbestrebungen überlassen.

Von der Reise der holländischen Baronin Tinne und ihrer Tochter, welcher si Theodor von Heuglin angeschlossen hatte, nach dem Gebiete des Bahr el Ghasal, des bedeutendsten linken Neben- oder Quellenstromes des weißen Nil, nach Chartum zurückgekehrt, hat der ere von dort im Mai und Juni d. J. wiederholt geschrieben. Petermann's Monatshefte. (Heft VITIL) bringt Auszüge, die sich über eine ganze Reihe von Unternehmungen am oberen Nil, theils behufs des Elfenbeinhandels, theils behufs des Sklaven- oder Soldatenfangs verbreiten. So war Baker, wie dessen rückehrende Begleiter berichteten, nah Süden bis zum Victoria-Nyanza-See vorgédrungen, die