1864 / 250 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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mit ununterbrochen zurückgelegter 5jähriger Praxis vor dem Ober- hofgericht auftreten. Der oberste Gerichtshof will nunmehr An- ordnung treffen, durch Einforderung bezüglicher Zeugnisse die Zahl der Berechtigten festzustellen.

Hesterreich. Wien, 20. Oktober. Für die nächste Re- fruten-Aushebung wurde vermöge Allerh. Entschließung die Zahl von 85,368 Mann für den Bereich der ganzen Monarchie mit Aus\chluß der Militairgrenze festgeseßt und für die Durchführung dieser Maßregel der Zeitraum vom 1. März bis 15. April 1865 angeordnet. Von der erwähnten Zahl entfallen auf die einzelnen Kronländer folgende Kontingente: Auf Niederösterreich 3582 Mann, Oberösterreih 1800, Salzburg 367, Tirol 1500, Venedig 6417, Triest

1226 , Steiermark 2642, Böhmen 12,497, Mähren 4912, Galizien 12,115, Dalmatien 896, Kärnten 0848, Krain 1222, Schlesien 1209, Bukowina 1170. Den Rest haben die übrigen hier nicht namentlich aufgeführten Kronländer

beizustellen. Für diese Heeresergänzung find fünf Altersklassen auf- zurufen, wovon die im Jahre 1844 Gebornen die erste bilden und die folgenden aus den in den Jahren 1843, 1842, 1841 und 1840 Gebornen bestehen.

Die Staatsshuldenkasse wurde angewiesen, die am 1. Novem- ber fälligen Coupons der Staatsschuldverschreibungen {on jeßt mit fünf Prozent zu eskomptiren,

Von Secíten des Finanz-Ministeriums ist so eben ein Erlaß er- gangen, welcher bei den Betheiligten feine gute Aufnahme gefun- den hat. Bekanntlich haben nach dem Stempelgesege vom 13ten September 1862 öffentliche Anstalten und Unternehmungen bei den verschiedenen Urkunden keine Stempelmarken zu verwen- den, sondern die Beträge vierzehn Tage nach Monats\{luß an die Finanzkassen baar abzuführen. Nach dem neuesten Erlasse ist jedo längstens bis 15. eines jeden Monats anticipativ derjenige Betrag zu entrichten, welcher auf den gleichen Monat des vergangenen Jahres entfallen war; bezüglich des Plus oder Minus findet dann hinterher die Abrechnung statt.

Ungefähr 400 hier aänsässige dürftige Familien sind ent- lossen, nach Mexiko Üüberzusiedeln. Die Kosten der Ueberfahrt im Betrage von 300,000 Fl. sollen durch Sammlungen aufgebracht werden. :

Hermannstadt, 20. Oktober. Jn der heutigen Sihung des Landtages giebt der Präsident bekannt, der siebenbürgische Landtag werde am 29. Oktober vertagt werden,

Aus Udine meldet die »Gazz. di Venezia« vom 17ten d. M.: Am 16ten um 7 Uhr Morgens erschien eine Schaar bewaffneter und zum Theil nah Art der Garibaldianer be- fleideter Bursche in Spilimberg, drang daselbst in die Gendarmerie- Kaserne cin, überwältigte die zwei Mann, die sih in derselben be- fanden, und begab sih hierauf in das Kommunalsteueramt, um von

dem dort befindlichen Beamten 600 Fl. zu erpressen. Die Räuber

entfernten sich hierauf mittelst einiger Wagen nah Maniago, wo- hin sie gelangten, ohne daß daselbst früher eine Meldung von ihrer Annäherung gemacht werden konnte. Dort gelang es ihnen eben- falls, die Gendarmerie zu überrumpeln und von dem Bezirkssteuer- einnehmer etwa 300 Fl. zu crpressen, worauf sie Über Barcis den Gebirgs\chluchien zuzogen. Die Verfolgung der Missethäter, deren Namen die Behörde bereits ermittelt hat, ist im vollen Zuge.

Schweiz. Bern, 19. Oktober. Jn seiner heutigen Sihung hat der Bundesrath seinem Handels - und Zoll-Departement die Ermächtigung ertheilt, mit den deutschen Zollvereins-Staaten Unter- handlungen Behufs Abschlusses eines Handelsvertrages zu eröffnen. Dieser Beschluß des Bundesrathes ist eine erste Folge des jüngst stattgefundenen Beitritts Baierns, Württembergs, Nassaus, Hessen- Darnistadts 2c. zu dem neuen deutschen Zollverein. Die königlich würitembergische Regierung hat, wie sh aus einer so eben hier ein- getroffenen Note an den Bundesrath ergiebt, der königlich baierischen Regierung das Verlangen gestellt; an der nächsthin in München ab-

zuhaltenden Bodensee-Gürtelbahn - Konferenz ebenfalls Theil nehmen -

zu dürfen. (Köln. Z.)

Belgien, Brüssel, 20. Oktober. Der König Leopold, welcher gegenwärtig in der Schweiz reist, wird wahrscheinli einen Theil des Winters auf seinem Gute am Comer-See zubringen. Die verfassungsgemäß am zweiten November-Dienstag beginnende Session der Kammern wird daher ohne Thronrede eröffnet werden. General Todleben, welcher eine europäische Festungs - Jnspection vorzunehmen scheint, war dieser Tage in Antwerpen. (Köln. Z.)

Großbritannien und Jrlaud. London, 20. Oktober. Obwohl seit der Vertagung des Parlaments noch keine drei Monate verstrichen sind, so haben doch schon bedeutende Aenderun- gen in der Zusammenseßung der beiden Häuser stattgefunden. Jm Oberhause werden beim Beginn der nächsten Session Lord Harry _Vane, vorher Unterhausmitglied für Hastings, als Herzog von Cleve- land, Viscount Boringdon als Earl von Morley , der Earl von

Lincoln als Herzog von Newcastle, Viscount Chelsea als Earl von Cadogan ihre Sitze einnchmen; an Stelle des verstorbenen Lord Rodney wird dessen Sohn, G. B. Harley Dennett, jedo erst im Jahre 1878 nah erreichter Volljährigkeit ins Oberhaus eintreten

Im Unterhause sind einstweilen folgende Aenderungen zu merken. |

an die Stelle des verstorbenen Edw. Divett, Mitglieds für Eretey tritt Lord Courtenay, ältester Sohn des Herzogs von Devon, án

Lord Harry Vane's Stelle für Hastings tritt George Waldegrave

Leslie, ein jüngerer Bruder des Bischofs von Carlisle. Jn der Ver. tretung von Carmarthen is durch den Tod von David Morris eine noch nicht ausgefüllte Vakanz entstanden, und sür Herefordshire wird durch den bevorstehenden Rücktritt Lord Montagu Will. Graham ein Sih erledigt werden. |

Lord Stanley, Unterhaus - Mitglied für King's Lynn / hielt gestern die übliche Ansprache an seine Wähler, um ihnen Rechenschaft über sein Verhalten im Parlament abzulegen, und sprach sich un- gefähr in der Weise Gladstone's für eine möglichst friedliche und neutrale Politik gegen das Ausland aus.

: Frankreich. Paris, 20. Oktober. Wie die »Francec« mit theilt, stehen in Algerien gegenwärtig 64 Jnfanterie - Bataillone 58 Reitershwadronen, 16 Battericen, 2 Pontonniers- und 6 Genie Compagnieen, im Ganzen 63,942 Combattanten mit 11,596 Pfer den, wozu noch die Gendarmerie-Legion mit 731, die Remonte mit 804, die Arbeiter-Compagnieen, die Krankenpfleger u. st. w. kommen, so daß die 70,000 Mann voll werden, die von den Depots in Frank. reich aus verpflegt und vervollständigt, so wie durch die starken Ve: sazungen des Südens gestüßt werden. Aus den Mittelmeerbäfen wurden seit Ausbruch des jeyigen Aufstandes an verschiedene Küsten, punkte Algeriens 10 Jnfanterie-, 2 Kavallerie - Regimenter und 3 Jäger - Bataillone geworfen ; die Artillerie - Garnison wude auf gefrischt und in Toulon , Marseille und Lyon steht eine Division zum Transport nach Algerien bereit, so daß in nächster Zeit Marschall Mac Mahon Über 78/000 Combattanten verfügt. Die mobilen

Kolonnen sind der größeren Bewveglichkeit und leichteren Verpflegung | wegen nur 1200 bis 3000 Maun stark, woraus erhellt, wie wenig F An Algerien F

fie auf Unterhalt von Seiten der Eingebornen rechnen. besteht die Schwierigkeit nicht darin, Truppen ins Feld rücken zu

lassen , sondern darin, sie während des Feldzuges zu beköstigen j die F

Kolonnen tragen Alles bei sich, Holz zum Kasseekochen , häufig au das Wasser dazu , und regelmäßig zwölf bis fünfzehn, Rationen Le

bensmittelj es giebt dort keine Verproviantirungsstufen und die mo- | bilen Kolonnen müssen stets so mit Lebensmitteln versehen sein, daß F sie im Nothfalle mehrere Tage den Feind in einem verschanzten F

Posten erwarten können.

Seitdem das neue Koalitionsgesey in Kraft getreten is F giebt sih an vielen Punkten, in Paris sowohl als in den Departe ments, unter den Arbeitern gewisser Gewerke das Bestreben kund, } durch eine mit erlaubten Mitteln hervorgerufene friedliche Koalition F die Bedingungen des Lohnes und der Arbeit zu verbessern. Di: F Stuhlmacher und die Bauschreiner von Paris bestehen gegenwärti F E Die Stuhlmacher wollen kraft de F Prinzips der Selbsthülfe zu dem, was ihnen als berechtigte Forderung F i Die Bauschreiner sind” aber ganz anderer Ansicht. F Sie haben sich, 5410 Mann stark, mit ihrem Gesuch an den Seine ff Präfekten gewandt, der, wie sie in einem durch die Zeitungen ber F öffentlichten Briefe sagen, »allein kompetent ist, um eine Lohnerhöhung F

auf Erhöhung ihres Taglohnes.

erscheint, gelangen.

festzustellen. « talien.

hat.

mit drei des Jnnern versuchte, wurde festgenommen.

stationirt gewesene russische Fregatte ist nah Nizza abgegangen.

20. Oktober. Die königliche Botschaft ist von der Bevölke

rung sehr gut aufgenommen worden.

Túrkei. Konstantinopel, 15. Oktober. Der merxikanisht |

Gesandte Martinez ist hier eingetroffen ; der belgische Gesandte Graf Dudzeele gab seine Entlassung. Aus Bagdad wird telegraphirl das Telegraphenkabel im persischen Golf sei hergestellt. Aus Teht* ran wird gemeldet , die Expedition gegen die Turkomannen habe bereits mehrere Siege erfochten.

_ Nußland und Polen. wird der »Osts. Ztg.« unter dem 20, d. M. geschrieben : »Der in August d. J. an die Katholiken aller Länder erlassene Aufruf des

1 Die »Jtalie« berichtet, daß der Senator Vegliani F zum Präfekten von Neapel ernannt worden ist an Stelle de Marchese von Afffflito, dessen Entlassung der König angenommt ff

Griechenland. Athen, 15. Oktober. Zufolge Telegramu? F der »Wien. Z.« tritt die Fusion der jonischen Inseln mit Griechenland mi! | Neujahr 1865 ein. Die Dauer einer jeden parlamentarischen Periode wurd! F Jahren bestimmt, die Zahl der Deputirten darf nicht unit F 150 betragen. Das Hauptkommando der Artillerie wird na Corsu verlegt. Jenes Jndividuum, welches das Attentat auf den Ministe J | Oberst Gennatat f wurde zum Kommandanten der Gendarmerie ernannt. Die Prinzen . von Orleans sind nach Corfu und Ancona abgereist. Die im Pyräu? F

Von der polnishen Grenz‘! F

Paris bestehenden Comité's flühtiger polnischer Geistlichen zur mo- ralishen und materiellen Unterstüßang der polnischen Sache hat, dem „Glos wolny« zufolge , nur bei einigen französischen Bischöfen An- flang gefunden , die in Folge desselben ihre Diöcesanen zu Geld- heiträgen zur Unterstühung polnischer Flüchtlinge aufgefordert haben. Die Gesammtsumme der dem Comité aus diesen Sammlungen übersendeten Gelder beträgt 5460 Frs. Außerdem hat das »Jour- nal des villes et campagnes« zu demselben Zwee die Summe von 5300 Frs. gesammelt und ebenfalls dem Comité zur Verfügung ge- stellt, 10 daß dieses über eine Summe von 10,760 Frs. zu disponiren hatte. Diese Gelder sind zum Theil zur Unterstühung flüchtiger Geist- lichen verwendet worden. Das Comité hat aus Dankbarkeit den- jenigen Bischöfen, von denen ihm Unterstüßungsbeiträge zugegangen sind, eine Photographie übersandt , welche das »[eidende und ver- irauungsvoll seine Auferstehung erwartende Polen« darstellt. Aus anderen fatholischen Ländern ist dem Comité nicht der geringste Be- weis von Sympathie zugegangen. Jn Folge wiederholter Erklä- rung der französischen Regierung, an polnische Emigranten, die aus England ankommen, feine Unterstüßung zu geben , haben sich unter der jüngsten polnischen Emigration in Frankreich Überall Vereine zu gegenseitiger Unterstühung gebildet , deren wohlthätige Wirksamkeit gerühmt wird. Auffallend_ist , daß von Seiten der ehemals polni- chen Landestheile zur Unterstüßung der unglücklihhen Flüchtlinge wenig oder gar nichts geschieht. Unter den polnischen Flüchtlin- gen in Zürich und in anderen Städten der Schweiz war Ende vori- gen Monats eine Loyalitätsadresse an den Kaiser von Rußland zur Unterzeichnung in Umlauf geseht, die aber nur wenig Unterschriften fand. Die Adresse enthielt zugleich die Bitte um Erlaß einer Am- nestie für die Theilnehmer am polnischen Aufstande. Die Verfasser derselben, obwohl sie selbs polnische Flüchtlinge sind, werden von den Blättern der Emigration als geheime russische Agenten bezeich- net. Auch unter den Emigranten in Paris soll um dieselbe Zeit eine ähnliche Adresse an den russischen Kaiser zur Unterzeichnung zirfkulirt haben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Oktober. Der Herzog und die Herzogin von Ostgothland sammt den fürstlichen Kindern kehrten vorgestern aus der Provinz Schonen zurü. Die verwittwete Königin und der Herzog von Dalekarlien waren den- selben entgegengereist.

Dänemark. Kopenhagen, 19. Oktober. Jun der gestrigen Sizung des Volksthings kam außer dem Antrage auf die Genehmi- gung zur Einleitung eines Hochverrathsprozesses gegen den Redacteur Bille die erste Lesung des Gesehentwurfs in Betreff der Kriegs8steuer für das Finanzjahr 1865—66 vor. Die meisten Redner, darunter Redacteur Hansen, Bürgermeister Larsen und Hofjägermeister Fonnenbecch, meinten, daß die Befreiung der Provinz Jütland von der fraglichen Steuer geboten sein würde, während Bischof Monrad, in Anbetracht der mißlichen jütländischen Zustände, die vorläufige Suspension des Gesehes auf ein halbes Jahr beantragte. Endlich erbat der Minister des Junern, Geh. Rath y. Tillisch, das Work: »Die Abwesenheit des Finanzministers (David) sei beflagenswerth, da dieser Minister die Nothwendigkeit der Erlangung der in dem Gesetze veranschlagten Einnahme würde nachweisen können. Was Jütland betreffe, so - müsse das Ministerium an der Forderung fest- halten, das Geseh für die offupirten Theile suspendiren zu dürfen. Uebrigens müsse es hier ausgesprochen werden, daß die Königliche Regierung die Ueberzeugung nähre, so lange auf die Erhebung der Kriegssteuer in der Provinz Jütland verzichten zu müssen, bis JÜüt- land die Erstattung der Kriegsschäden aus Staatsmitteln zuerkannt worden sein würde. «

Der Augustverein hat in diesen Tagen wieder ein Mani- fest erlassen, welches in allen Zeitungen der Provinz abgedruckt wer- den soll. Es führt die Ueberschrift: »An die Mitbürger in den Provinzen und besagt, daß Männer von allen Ständen in den Verein eintreten können, wenn sie Vaterlandsfreunde sind und er- kennen, daß das Volk im monarchischen Staate scinen König ehren müsse, wenn cine gedeihlihe Entwickelung stattfinden solle. Schon seit Arilds Zeiten sei das dänische Volk von Ehrfurcht vor dem Könige durchdrungen gewesen, und dieses Gefühl herrsche noch jeßt bei der Massenzahl der Bevölkerung. Alle Mitbürger in den Pro- vinzen werden aufgefordert, ohne Rücksicht auf Stand, Stellung und Verhältnisse dem Augustverein \sch anzuschließen, um das Band zwischen König und Volk zu stärken und zu befestigen. Der Verein habe {hon eine große Anzahl Mitglieder ausfge- nommen; die Nordbevölkerung und die Provinzen werden darauf hingewiesen, daß Kopenhagen nicht gesonnen ist, in: der 2hâ- tigkeit des Vereins ausschließlih das Wort zu führen, es sollten des- halb Filialvereine in den Provinzen errichtet werden, und die Sum- men, welche dort einlaufen sollten, größtentheils den Lokal-Directionen zur Verfügung bleiben. Die Beiträge sollten so niedrig als möglich angeseßt werden, um auch minder vermögende Mitbürger aufnehmen zu können. Die sich dafür interessirenden Personen sollen mit der Direction in Kopenhagen in Verbindung treten. Einigkeit macht

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stark und unser Vaterland hat niemals mehr als jegt Stärkung bedurft.« Unter den Mitgliedern des Vereins findet sickch jeyt au ein Graf Bernstorff auf Kattrup, der Artillerie-Major Kauffmann, Konferenz-Rath Raaëlöff, Professor P. Xjort.

Vorgestern Nachmittag kamen die Schrauben - Fregatten »Sjal- land« und »Tordenskjold«, die Schrauben-Korvetten »Heimdal« und »Thor« , und der Schrauben - Schooner »Diana« vom Süden auf der hiesigen Rhede an. |

2. Oktober. Telegraphishen Mittheilungen im »Hamb. Corresp.« zufolge hat das Folkething in heutiger Sihung den Regierungs-Antrag, die Einleitung des Hochverraths-Prozesses gegen »Dagbladets« Redacteur, Kand. Bille, zu genehmigen, mit allen gegen drei Stimmen an den Ausschuß verwiesen.

Amerika. Buenos - Ayres, 11. September. Jn der Banda Oriental is der Krieg wiederum ausgebrochen. Nach dem Scheitern der englisch-argentinischen diplomatischen Jntervention bemühte sich der italienishe Konsul , ein friedliches Abkommen zu Stande zu bringen, welchem zufolge Aguirre Präsident bleiben und Flores Kriegs-Minister werden sollte. Flores ging darauf nicht ein, fondern stellte ein Ultimatum , welchem zufolge sowohl Aguirre wie er selbst das Land zu verlassen haben würden und eine provisorische Regierung durch ein Plebiscit eingeseßt werden und bis März 1865 im Amte bleiben sollte, worauf man dann zur Präsidentenwahl schreiten würde. Die Negierung der Weißen (Blancos) verwarf diesen Vorschlag und das Heer der Colorados marschirte gegen Mercedes und Fray Bentos und nahm beide Städte. Später sandte Flores eine starke Truppen - Abtheilung gegen Paysandu, und man hielt es für wahrscheinlih, daß alle Departements, mit Ausnahme von Montevideo, in scine Hände fallen würden. Unter den Regierungstruppen is die Ausreißerei in so hohem Grade an der Tagesordnung ; daß in einer einzigen Woihe 134 Offiziere als Deserteure von der Armeeliste gestrichen worden sind.“ Nachdem das ganze Kabinet zu Montevideo wegen der dem Flores angebote- nen Bedingungen seine Entlassung eingereicht hatte, ernannte Aguirre den Dr, Carreras zum Minister von drei Portefeuilles, darunter das der auswärtigen Angelegenheiten und das der Finanzen. Was Bras- silien angeht, so hat die brasilianische Flotte, nachdem ein von Herrn Saraiva überbrachtes Ultimatum verworfen worden war, die Feind- seligkeiten eröffnet. Der Kriegsdampfer » Villa Salto«, welcher Ver- - stärkungen nach Mercedes bringen sollte, ward von drei brasilianischen Kanonenboten angegriffen und rettete sich nur dadurch, daß er sich in argentinishe Gewässer flüchtete.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff schen Telegraphen-Büreau.

Altona, Sonnabend, 22. Oktober, Vormittags. Die »Schles- wig-Holsteinshe Zeitung« erfährt, daß von Seiten des deutschen Bundes die Erstattung eines fehr bedeutenden Theiles der Kosten für das Bundes - Executionsheer und für die Civilverwaltung aus den holsteinschen Finanzen beschlossen sei.

Wien, Freitag, 21. Oktober, Abends. Wie die »Genecral-Cor- respondenz aus Oesterreich« vernimmt, wird die amtliche Zeitung mor- gen das Kaiserliche Patent publiziren, dur welches die beiden Häuser des Reichsrathes auf den 12. November einberufen werden.

London, Sonnabend, 22. Oktober, Morgens. »Reuter's Office« bringt ein. Telegramm aus Athen vom gestrigen Tage, nach welchem der König von Griechenland in der unter dem 19. d. an die griecische Nationalversammlung gerichteten Botschaft auch die Bildung eines Staatsrathes vorgeschlagen habe.

In der heutigen Sigung der Nationalversammlung habe darauf das Ministerium erklärt: Die Constitution würde ohne die Bewilli- gung dieses Vorschlages nicht sanctionirt werden. Jn Folge davon wurde der Vorschlag mit 136 gegen 124 Stimmen angenommen.

Kunst und Wissenschaft.

Ein Theil der in Jütland befindlichen österreichischen General- Stabsoffiziere it augenblicklich noch damit beschäftigt, militairische Reisen im Lande zu machen und demgemäß Landesbeschreibungen zusammen- zustellen. Aehnliches in dieser und anderer verwandter Beziehung geschah von 1854 - 1857 zur Zeit der Besezung der Donaufürstenthümer durch das damalige serbisch - banater Corps unter Kommando dés Feldzeugmeisters Grafen Coronini Seitens des Generalstabes und des militair - geogra- phischen Corps, dessen Landesvermessungs- und Kartenarbeiten namentli zu dem Vorzüglichsten gehören, was in diesem Fach geleistet werden kann.

Ludwig N ohl, der Verfasser der Biographie Mozart's und von Beethoven's Jugend hat die große Reihe, die sich von »yMozart's Briefen « heute noch erhalten hat, gesammelt und nach den Originalen herausgegeben.