1864 / 266 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ittbeilungen über die Vereinsthätigkeit in einzelnen Kreisen : Mos: g nv Keie Gegenstand der Tagesordnung bildete die Be- \prehung der Preßverhältnisse, welche durch Hrn. v. Hülsen cinge- leitet wurde. Allgemeinen Anklang fand der Antrag des Hrn, Professor ‘Leo, eine Danfkadresse an das Staatsministerium zu richten für die Qügelüng der Ausschreitungen der Presse. Nachdem der Entwurf einer solchen die Billigung der Versammlung erhalten , wurde der Vorstand mit der Vollziehung der Adresse beauftragt. Es folgte noch eine Besprechung der Kreditverhältnisse, namentlich der Bildung von Vorschußkassen, doch konnte die Angelegenheit wegen der vorgerückten Zeit nicht erledigt werden und wurde daher der Vorschlag angenommen, eine Kommission zu bilden, welche die wei- teren Schritte in dieser wichtigen Angelegenheit vorbereiten sollte. Nach einer patriotischen Ansprache des Herrn Pastor Helfer aus Alt- ranstedt wurde die Versammlung geshlossen, worauf ein gemeinsames Makhl eine große Anzahl der Theilnehmer noch längere Zeit vereinte. Holstein. Für die in der vorigen Woche ausgelaufenen preußischen Kriegsschiffe y \hreibt man der »N. Pr. Ztg, « aus Kiel vom 7. November, war man während des gestrigen Sturmes hier sehx besorgt, - doch soll dem Vernehmen nach uur die Korvette »Victoria« beschädigt in den norwegischen Hafen Arendal eingelaufen sein. Der Befehl zum Ueberwintern der preußischen Schiffe ist gestern hier eingetroffen und bereits morgen wird der Transport der Mu- nition nach der Seefeste Friedrichsort beginnen. Dem Vernehmen nach werden noch - ckußer den Korvetten »Arcona=« j »Vinetas, »Nymphe-,4 » Victoria« und 4. Kanonenbooten die Korvetten »Ga- zelle« und »Augusta« hier überwintern. S Scblesâwig.: Die am 8. d. M. in Schleswig stattgefun- dene Versammlung von Deputirten der Städte Eckernförde, Husum und Schleswig in: Betreff Förderung des in der: Linie dieser drei Städte projektirten Kanals hat, wie hon in der gestrigen Zeitung angedeutet wurde, beschlossen, vorbehaltlich der Genchmigung der obersten Civilbehörde auf Kosten der drei Stadtkommunen durch einen Jungenieur genauere tehnishe Voruntersuchungen für diese inie vornehmen zu lassen. E L ee wird der »Flensb. Nordd. Ztg.« unter dem 6. November gemeldet, daß. dort dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen eine- 12pfündige Batterie einrücken und auf einige Zeit Cantonnementsquartiere nehmen werde , auch soll das früher

daselbs fkantonnirende brandenburgische Jägerbataillon Nr. 3j A bis jet in der Nähe von Hadersleben lag, die Bestimmung

haben, seine früheren Cantonnements

quartiere A 4PM 4 amburg, 9. November. Die ehrengerichtlichen Berhand- : E ra in Betreff der im Hamburgischen Offsi- zier-Corps vorgekommenen Differenzen haben zu dem Resultat ge- führt, daß sämmtliche Offiziere von dem Verdacht, die Ehre des Offizier-Corps verlegt zu haben, freigesprochen worden sind. Uebri- gens hat troy der scheinbaren Beilegung der Angelegenheit nacth- träglih doch noch ein Duell zwischen zwei Betheiligten stattgefunden, in welchem eine erhebliche Verwundung vorgekommen ist. | Am Montag Abend brachte ein Extrazug vom Norden wieder eine bedeutende Anzahl Artillerie-Material, theils preußisches, theils erobertes dänisches. Dasselbe wird in ähnlicher Weise, wie das be- reits angekommene, verladen, und sind im Ganzen für diese Trans- porte 35 Oberländer Kähne gechartert. 11 : y Sachsen. Leipzig, 9. November. Jhre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Oldenburg traf gestern Nach- mittag hier ein und reiste in Begleitung Sr. Hoheit des Herzogs Joseph von Altenburg, welcher zur Begrüßung seiner Tochter be- reits gestern Mittag hier eingetroffen war, mit dem Nachmittags 14 Uhr abgehenden Zuge weiter nah Altenburg. (62 Bde) l Hessen. Darmstadt, 8. November. Jn der heutigen Sihung der Zweiten Kammer wurde in der Berathung der neuen Strafprozeßordnung fortgefahren und zunächst Über die Organisation der Bezirksstrafgerichte verhandelt. Der Ausschuß hatte die vom Justizminister gemachten Abänderungsvorschläge acceptirt, wonach die zur Beseyung des Bezirksstrafgerihhts (außer den Vor- sizenden) erforderlichen ständigen Richter aus den Assessoren des be- trefsenden Landgerichts ernannt werden sollten und also nicht, wie in dem Entwurf vorgesehen war, sämmtliche Assessoren des be- treffenden Gerichts: ständige Mitglieder des Bezirksstrafgerichts sein sollten, und 2) die ständigen Mitglieder der Bezirksstrafgerichte die verfassungsmäßigen Rechte der Kollegialrihter ( Jnamovi- litár) anzusprehen haben. Dagegen hatte der Ausschuß einen weiteren Abänderungsvorschlag des Justizministers, wonach im Falle des Bedürfnisses auch noch solche ständige Mitglieder des Bezirks- Strafgerichts sollten ernannt werden dürfen, die nicht Assessoren des “betreffenden Landgerichts ‘sind, niht aufgenommen. Der Antrag "des Ausschusses wurde angenommen. Zu Art, 16 war die Kammer allseitig mit der bereits in Folge Beschlusses der vorigen Zweiten Kammer in den Entwurf genommenen Beschräukung der Hof- gerichte auf die Entscheidung von Strafsachen in zweiter Jnstanz einverstanden. Zu, Art. 17, Abs. 2, die Bildung der einzelnen Se-

nate der Hofgerichte und des Ober - Appellationsgerichts betreffend,

nung, eine solche dur ca vorgeschlagen. Nach einer längeren Disfussion wurde der Ausshußantrag angenommen.

Hesterreich. Wien, 9. November. Die heutige »Wiener Zeitung« bringt die bereits telegraphisch angezeigte Bekanntmachung des Finanzminisiers von Plener. . Fürst Metternich kehrt heute auf seinen Gesandtschaftsposten nach Paris zurück. T In Universitätskreisen wird, wie die »A. W. m. J. « mittheilt, darauf hingearbeitet, die akademischen Semester in Oesterreich denen auf deutschen Universitäten kongruent zu machen , ein Streben , das sih vollkommen rechtfertigt, wenn mau denkt, daß dann den Studi- renden auf beiden Seiten das Besuchen der deutschen und öster- reichischen Universitäten erleichtert wird. Darnach würde künftighin das akademische Wintersemester vom 15. Oktober bis 15. März, das Sommersemester vom 15. April bis 15. August währen. Nach einer im Gemeinderath mitgetheilten Uebersicht betrug das Vermögen der Stadt Wien am Schlusse des Jahres 1563 : 1) an Aktivkapitalien 8,320,087 Fl., 2) an Realitäten und Grün- den 11,755,867 Fl., 3) an Gefällen und nugbaren Rechten 99,340 Fl, Summe des Aktivvermögens 20,175,295 Fl. B. dás Passiv- vermögen belief sich auf 3,049,913 Fl. Das reine Vermögen der Stadt war mithin 17,125,382 Fl, im Vergleiche zunr Jahre 1862 vermehrte sich das Vermögen der Stadt um 586,863 F. In Betreff der mehrfach in der Presse erörterten Nachricht eines baldigen Zusammentritts des ungarischen Landtags bringt die Nums- mer des »Sürgöny«. vom 8. folgendes aus Wien datirte Com- muniqué: fu »Die Prämissen, von deren Zustandekommen die Einberufung des Landtages abhängig gemacht wird, befinden sich fortwährend in der Arbeit, und auch nicht der geringste Umstand waltet ob, der auf eine Un- terbrehung dieser Arbeiten nur im Entferntesten hinweisen würde; nach- dem aber dieses »Organisationswerk« nicht von einem Tag auf den an- dern improvisirt werden kann, so kann man auch die Einberufung des Landtages nicht als ein demnächst zu erwartendes Ereigniß bezeichnen. « Zugleich theilt dasselbe Blatt berihtigend mit, daß Über die Ernen- nung von weitern neuen Obergespanen derzeit keine amtlichen Ver- handlungen gepflogen werden.

Belgien. Brüssel, 8. November. Der Senat und die Repräsentanten-Kammer haben heute ihre Arbeiten wieder aufge- nommen und die ersten Sißungen nach ihrer Vertagung gehalten.

Der Senat hat sein Büreau, mit dem Fürsten von Ligne an der Spitze, wie in der leßten Session zusammengeseßt; das Abgeordnetenhaus , welches heute die Wahlprüfung eines neu er- nannten Mitgliedes! vornahm, wird morgen dasselbe thun.

Großbritannien und Jrlaud. London, 8. November, Lord Wodehouse, der neubestallte Vice-König und Statthalter von Irland, hat heute seinen festlihen Einzug in Dublin Castle ge- alten.

\ Gestern Nachmittag is die Hall'sche Pulver-Fabrik zu Daving- ton, anderthalbe Meile von Faversham, in die Luft geflogen. Zwei Menschen sind dabei ums Leben gekommen.

Die »Saxonia« wurde, telegraphischen Mittheilungen zufolge, am 9. Abends in Southampton erwartet. Der Ham- burger Dampfer »Bavaria«, der ebenfalls -von New - York einge- troffen, war zurückgehalten worden, um die von der »Saxonia« iitgebrachte Post zu übernehmen.

Die Königliche Yacht »Osborne« hat den Prinzen und die Prinzessin von Wales nach England zurücLgebracht. Die Fahrt von Antwerpen nach Woolwich war eine ruhige und nur von cinem nicht lange anhaltenden Windstoße unterbrochen. Von Woolwich, wo sie um 2 Uhr gestern Nachmittag landeten, segten sie ohne Verzug die Reise nah ihrer hauptstädtishen Residenz Marl- borough-house fort und empfingen hier kurz nach ihrer Ankunft den Besuch der Herzogin und des Herzogs von Cambridge.

Die Nord-Londoner Tndustrie-Aus stellun g der arbeitenden Klassen, deren Eröffnung Earl Russell vorgenommen hatte, ist gestern durch den Schaßkanzler Gladstone in feierliher Weise geschlossen worden. Die Ausstellung hat sih eines alle Erwartungen über- steigenden Erfolges zu erfreuen gehabt. Jn den vier Stunden von fünf bis neun Uhr verzeichneten die Drehkreuze' an einem Tage nicht weniger als 22,000 Besucher, während im Laufe des Tages bereits 6000 Personen zu höherem Eintrittsgelde zugelassen worden waren. Innerhalb der dreiwöchentlihen Dauer der Ausstellung sind über 205,000 Besucher gezählt worden. Die Folge ist, daß. statt des er- warteten Defizits von etwa 300 Pfd. St. sih ein Uebershuß der Einnahme über die Kosten im Betrage von mindestens 1000 Pfd. St. herausstellen wird.

In der gestrigen Sihung des deutshen Rehts\{chußver- eins is Jnhalt und Wortlaut der an Jhre Majestät die Königin zu richtenden Petition, welche in Sachen Franz Müllers, Ge- fangenen in Newgate, um Aufshub des Todesurtheils, bis die im Texte erwähnten Thatsachen eingehender untersucht worden seien, nachsucht, zur endgültigen Festseßung gelangt, und die Schrift wird

hatte der Ausschuß statt einer Regelung der Sache durch Verord-

morgen dem Staatssecretair des Jnnern eingereicht werden.

mächtigung die Absolution zu ertheilen in allen Fällen, selbst in de-

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Franfkreich, Paris, 9. November. diplomatische Convention zwischen Frankreich, Belgien, Holland und CLDANY in Betreff der Zuckerz oll - Gesezgebung unterzeichnet worden.

Der frühere französishe Deputirte und Volksvertreter Creton ist gestorben. Jn der Nationalversammlung hatte er \sich dadurch einen Namen gemacht, daß er mehrere Male die Zurück berufung der beiden Königlichen Familien verlangte.

Italien. Turin 9. November. Jn der heutigen Sigzung der Deputirtenkammer erklärte Buoncompagn#i, für" die Convention sowie für die Verlegung der Hauptstadt mit Rücksicht auf die in Jtalien herrschende öffentliche Meinung stimmen zu wollen. Nach Rom, äußerte er, werden wir in nicht ferner Zeit durch die Mittel der Civilisation gelangen. Laporta bekämpfte die Re- gierung8vorlage.

Die »Unita Cattolica« veröffentlicht einen Protest von 26 Erz-

vischöfen und Bischöfen und 12 General-Vikaren der Marken und .

Umbriens gegen das Cirkular des gewesenen piemontesischen Kultus- Ministers Pisanelli, worin derselbe eine Ueberwachung der Semina- rien von Seite der Regierung anordnete. Sie weisen dasselbe als einen Eingriff in die Rechte der Kirche zurück und

»verlangen für lehtere die Freiheit, welche ihr in einem katholischen Lande durch das religiöse und das soziale Recht zukommt. «

Türkei. Aus Alexandrien wird unter dem 30. Oktober gemeldet: »Das Ausfuhrverbot für Weizen; Mehl und Gerste is verlängert, die freie Einfuhr bis 7. April gestattet worden. «

Aus Sarajevo wird der »General-Corresp.« gemeldet , daß die mohammedanischen Bosnier den die Einreihung in das Heer anbe- fehlenden faiserlichen Ferman nicht angenommen , sondern dagegen Protest erhoben Haben und Willens sind, lieber zu den Waffen zu greifen als die Durchführung dieser Maßregel, wodurch auch christ- lichen Freiwilligen der Eintritt in die Armee und sonach die Er- s der Gleichheit mit den Moslims ermögliht wird, zu ulden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. Novem- ber. Die Geseh -Sammlung Nr. 94 bringt einen Allerhöch- sten Befehl, kraft dessen der in St. Petersburg ausgeführte Versuch zur Herstellung der Kasseneinheit und. zur Revision von Seiten der Reichskontrole vom 1. Januar 1565 ab auch ‘auf die Gouverne- ments St. Petersburg, Arhangelsk, Olonez;, Nowgorod, Pskow, Livland, Estland, Kurland, Taurien, Chersson, Jekaterinosslaw und das Gebiet Bessarabien ausgedehnt wird.

Die Großfürstin Helene Pawlowna is am 3. Novem- ber von ihrer Reise zurückgekehrt, Der Vicekanzler Fürst Gort- \hakow is von Berlin kommend, in St. Petersburg eingetroffen. Mit ihm zugleih is auch Herr Muchanow, der Gehülfe des Ministers des Ausfîvärtigen, angekommen.

Die Newa war am 5. November zugefroren. Nach dem » Kronstädter B. « trieb bereits am 1. November dünnes Eis auf der dortigen Rhede.

Aus dem Kaukasus wird gemeldet; daß von dem fränzösi- hen Unterthan Paul Castaing, welcher die Erlaubniß zum Auf- suchen von Goldsandlagern im Kaukasus erhalten hatte, in Swane- tien auf den Staatsländereien, welche sich am Einfall des Berg- flusses Jezi-Zchali, in den Jngur die Jngurschlucht hinauf bis zum Dorfe Pari erstrecken, Goldsandlager gefunden worden sind. Jm ganzen Gouvernement Stawropol, im Lande der Donischen Kosaken und in der Umgegend von Rostow is eine vollständige Mißernte gewesen.

Warschau, 6. November. Wie der »Dziennik« meldet , ist auf Anordnung Murawieff's die »Zeitung für das südwestliche Ruß- land« in Kijew mit der »Wilnaer Zeitung« vereinigt worden. Als Grund der Vereinigung wird angegeben, daß beide Blätter ohnehin die gleiche Aufgabe hätten, nämlich die Sichtung und Prüfung der historishen Dokumente Westrußlands, ferner die Belehrung der Uto- pisten, welche die Ansprüche Rußlands auf dieses alte Besißthum bezweifeln , und insbesondere auch die denkenden Russen mit der Ver- gangenheit und Zukunft der westlichen Provinzen besser bekannt zu machen und Vergleichungen zwischen Einst und Jet anzustellen. Das neue Blatt nimmt den Titel »Zeitung für Westrußland« an.

Von der polnischen Grenze. Wie dem Krakauer »Czas8« aus Rom geschrieben wird, hat der Papst am 24. v. M. einen Be- richt über die ungeheure Zahl der wegen Betheiligung am polni- hen. Aufstande nah Sibirien und dem Jnnern Rußlands deportir- ten Gläubigen, so wie der von diesem Schicksal betroffenen Priester. erhalten und in Folge dessen mit Rücksiht darauf , daß erstere der Möglichkeit des Genusses der heiligen Sakramente und der Tröstun- gen der Religion , lehtere der Macht, die Beichte und Messe zu ver- richten, beraubt sind, den in. Rußland und in Sibirien in der Ver- bannung lebenden Priestern beider katholischen Riten (des lateinischen und unirten griechischen) die Erlaubniß ertheilt : 1) ohne bishöfliche Er-

nen , welche der apostolische Stuhl sich vorbehalten, 2) die Messe zu halten in jedem, auch einem ungeweihten Gefäß, wenn es nur von

Gestern ist hier die.

Glas ist, mit Weizenbrod, wenn es auch nicht die Form der Hostie hat, an jedem Ort, auf einem Tis, Stein oder Kloß, ohne Ornat, und sogar ohne Priestergewand, in jeder Kleidung, sobald die dazu nötbigen und durch das Ritual vorgeschriebenen Sachen nit zu be- schaffen sind, selb#| ohne Ministranten und. Meéßdiener, wenn sie niht zu haben sind. Alle diese Privilegien, die- nur in außerordent- [ichen Zeiten s{werer Verfolgung den fatholishen Priestern gewährt werden, sind den nach Sibirien und dem Jnnern Rußlands deportirten polnischen Priestern auf die ganze Dauer ihrer Verban- nung verliehen. Jm Gouvernement Augustowo sind in leßterer Zeit mehrere Geistliche verhaftet worden, welche die päpstliche En- cyklika an die polnischen Erzbischöfe und Bischöfe ohne Erlaubniß der Behörde von den Kanzeln verlesen ‘hatten. Die Verhafteten sind vor das Krieg8gericht gestellt. Der Andrang von Studirenden zur Universität Warschau war beim Beginn des gegenwärtigen Winter- semesters stärker als je. Zweihundert jungen Leuten wurde die Tmmas- triculation verweigert, weil sie die vorgeschriebene Bescheinigung der Mi- litairbehörden nicht beibringen konnten, daß sie sich niht an dem Auf- stande betheiligt haben. Einem amtlichen Nachweise zufolge baben 949 am Aufstande betheiligt gewesene polnische Offiziere sich ins Ausland geflüchtet. Davon haben bis jeßt 79 bei dem Militair- agenten der Nationalregierung in Paris, Oberst Dembinski, die Aus- stellung eines Dienstattestes nachgesucht. Wie dem » Dziennik pozn. « aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, hat das österreichische Mi- nisterium beschlossen, den Belagerungszustand in Galizien yor dem Zusammentritt des Reichsraths in Wien aufzuheben, die Suspension des Gesehes über die persönliche Freiheit und die Unverlehlichkeit der Wohnungen aber fortbestehen zu lassen. (Oft\. Ztg.)

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. November. Auf dem Königlichen Residenzshloß fand gestern zur Feier des Unionsfestes große Galatafel statt, an welcher im Ganzen 430 Personen theilnahmen, darunter alle höheren Würdenträger und das diplomatische Corps. Abends fand allgemeine Jllumination statt und die Mitglieder der Königlichen Familie fuhren durh die Straßen im offenen Wagen. Auch aus Christiania sind bereits auf tele- graphischem Wege ausführliche Mittheilungen über die gestrige Unions- feier eingelaufen. Staatsrath Birch-Reichenwald brachte daselbs den Königstoast, Pastor Wezel einen Toast auf das »Bruderreich Däne- marfk« aus. Die meisten ‘norwegischen Städte haben Loyalitäts- telegramme an den König gesandt , welche der norwegische Staats- minister Sibbern im Namen des Königs beantwortete. Christianiæ war ebenfalls glänzend illuminirt, und Prinz Osfar besuchte unter

dem Zuruf der Einwohnerschaft die-Hauptpläße der norwegischen Hauptstadt.

_ Dánemark. Kopenhagen, 7. November. Vorgestern Mittags 12 Uhr versammelten sich die Mitglieder des Reichsraths im Sißungssaale des Volksthing; bald darauf traten die Minister mit Ausnahme des Kriegsministers ein. Der Conseils - Präsident et folgende, bereits telegraphish angezeigte Königliche Bots-

afl. i

»Wir Christian IX., von Gottes Gnaden u. \. w., senden dem Reichsrath unseren Königlichen Gruß.

Durch den Krieg, mit welchem zwei Großmächte Uns überzogen haben und welcher einen so unglücklichen Ausgang nahm, sind wir ge- zwungen worden , auf ungünstige Friedensbedingungen einzugeben , in Folge deren ein Theil der Monarchie dem Feinde abgetreten werden soll. Da solches jedoch nach §, 15 des Grundgesehes vom 18. November 1863 nicht ohne Einwilligung des Reichsraths geschehen kann , so haben Wir Euch zu einer außerordentlichen Sesfion einberufen ; außerdem behalten Wir Uns vor, die Veränderung in der Ordnung. der Verhältnisse, welche

Uns in Folge des Friedens nothwendig erscheinen möchte, dem Reichsrath zur Berathung zu stellen.

Wir brauchen Euch nicht zu sagen, mit welchen Empfindungen Wir die Einwilligung des Reichsraths zur Abtretung eines Theils der Mönarchie begehren, denn dieselben Gefühle, die Uns bewegen, werden auch Euch durchdringen. Doch wie das Bewußtsein, was Wir dem dänischen Volke und der Zukunft des Landes schuldig sind, Uns geleitet hat, so werdet auch Thr Euch von diesem Gedanken bei der Aufgabe, welche Euch jetzt geworden is, leiten lassen' und die männliche Selbstbeherrshung zeigen, mit welcher ein großes Unglück zur Vermeidung eines größeren ertragen werden muß.

Jndem Wir dem Reichsrath in Königlicher Huld und Gnaden ge- wogen verbleiben, befehlen wir Euch Gott

Darauf erklärte der Conseilspräsident die außerordentliche Sihung des Reichsraths für eröffnet und forderte die Thinge auf, sich zu konstituiren. Im Landesthing wurde Bruun (mit 37 Stim- men) zum Vorsigendenz Madvig (mit 42 Stimmen) und Clausen (mit 32 Stimmen) zu Vicepräsidenten erwählt. Um 24 Ubr trat das Thing wieder zusammen und der Conseilspräsident legte den folgenden Antrag zur Annahme vor:

»Der Reichsrath ertheilt seine Einwilligung zu dem mit dem Kaiser von Oesterreich und dem König von Preußen am 30. Oktober 1864 geschlossenen Friedenstraktat.«

Gleichzeitig wurden Exemplare des Friedenstraktats vertheilt und den Mitgliedern angezeigt, daß eine Anzabl von Schriftstücken zu ihrer Einsicht vorlägen. i

Im Volksthing wurde Bregendahl (mit 55 Stimmen) zunx