1864 / 289 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Elisabeth Alexandrine Constanze, geborene Herzogin von Württemberg, Wittwe des hochseligen Markgrafen Wilhelm Ludwig August von Baden, im 63. Lebensjahre Jhrem schweren Leiden erlegen. : E

Die hohen Tugenden der Verlebten lassen Se. Königliche Ho- heit den Großherzog und das hohe Großherzogliché Haus ‘diesen \{merzlichen Verlust auf das Tiefste empfinden, und die während cines edlen Lebens geübte ächt christliche Wohlthätigkeit wird der nun selig Entschlafenen ein gesegnetes Andenken im gesammten Lande

bewahren. « j

Bäheru, ‘München, 6. ‘Dezember. Die »Bayéersche Ztg. « von gestern meldet die Ernennung des Freiherrn von derPfordten in folgender Weise: »Se, Majestät der König hat sih bewogen ge- funden, unterm 4. Dezember den bisherigen Bundestagsgesandten und Staatsrath im außerordentlichen Dienste, Dr. L. Freiherrn von der Pforten, unter Wiedereinreihung desselben in die Staatsräthe im ordentlichen Dienste zum Staatsminister des Königlichen Hauses und

des Aeußern zu ernennen. « “Der neuernannte Staatsminister des Königlichen Hauses und des Aeußern hat bereits gestern die Leitung des Ministeriums üÜber- nommen. Was das Handelsministerium ‘betrifft so sollen die’ Be- rathungen zur Reorganisation desselben sofort beginnen, und es dürfte erst von dem Resultat derselben abhängen, ob und welcher eigene Staatsminister für dasselbe ernannt werden soll. __Hesterreich. Wien, 6. Dezember. Das beuté ausgegebene Rtichsgesegblatt bringt einen Erlaß der Ministerien der Justiz und des Handels vom 2. Dezember 1864, wodurch das Jnstitut der Bei- siger aus dem Handelsstande bei den Handels8gerichten und den Handelssenaten der Gerichtshöfe erster Instanz gleihmäßig geregelt wird, wirksam für die Königreiche Böhmen, Galizien und Lodome- rien mit den Herzogthümern Auschwiy und Qator und dem Groß- herzogthum Krakau, das Lombardisch-Venetianische Königreich und Dalmatien, das Erzberzogthum- Oesterreich unter und ob der Enns, die Herzogthümer Schlesien, Steiermark, Kärnten, Krain, Salzburg und Bukowina, die Markgrafschaft Mähren, die gefürstete Grafschaft Tirol, das Land Vorarlberg, die gefürstete Grafschaft Görz und Gra- disca, die Markgrafschaft Jstrien und die Stadt Trieft mit ihrem Gebiete.

Die »Wiener Zeitung« enthält in Bezug auf die Feststellung des 1864er Silberanlehens folgende Kundmachung des Finanzministe- riumsevom Sten d. :

»Das' mit der Kundmachung vom 2. Mai 1864 eröffnete Anlehen zur Beschaffung von 70,000,000 Fl. öst. W. in Silber würde sih zum Emissionscourse von 771 Fl. öst. [W. in Silber für 10090 Fl. in Obligatio- nen auf 90,791,000 Fl. öst. W. in Obligationen beziffert haben... Jn Folge der laut Kundmachung vom 8. November d. J. beschlossenen Verminderung dieser Schuld is der Nominalbetrag des Silberanlehens auf 62,500,000 Fl. öst. W. festgeseßt worden, wonach die in Folge der Bestimmung des ÿŸ. 3 der Kundmachung vom 2. Mai d. J. jährlich einzulösendè Quote berechnet werden wird. «

In der gestern fortgesehten Adreßdebatte wurde der Passus der Adresse über die ‘Finanzen verhandelt, wobei der Kriegsminister sih folgendermaßen äußerte :

Ich muß mir erlauben, die Aufmerksamkeit des hohen Hauses in An- spruch zu nehmen , und zwar zu, einer berechtigenden Aufklärung. Es ist hervorgehoben worden, daß im Budget þro 1869 der gesammte Armecestand “im _lombardisch - venetianischen Königreich, Kärnten, Krain und Istrien zu- sammen 130,000 Mann betrüge. Er beträgt dort nur 113,000 Köpfe, dar- uñter Truppen, Behörden und Anstalten Die übrigen 17,000, die der Herr Berichterstatter Dr. Giskra ‘angeführt hat, sind in den Bundesfestungen in Deutschland, Dalmatien, in Siebenbürgen, überhaupt in den übrigen Pro- vinzen vertheilt, wo momiéntan der Bedarf sich zeigte. Es ist aber auch in einer sehr düsteren Schilderung des Hrn: Berichterstatters hervorgehoben worden, in welcher beunruhigenden Progression dié Anzahl der österreichischen Bataillone steigt. Ich muß das hohe Haus darauf aufmerksam machen, daß das eine orga- nisatorishe Maßregel war, die daraus entsianden is ich berühre den ganzen Gegenstand hier nur im Allgemeinen daß wir aus der Drei- gliederung in die Zweigliederung übergegangen sind; es war dies ein fak- tischer Fortschritt, bei ‘dem wir gleichen Schritt halten mußten mit den Arineen der übrigen Großmächte. - Ja, wir find diesen bei derselben aus finanziellen Gründen eber nachgehinkt. Es haben sich die Cadres allerdings vermehrt, allein die Zahl der streitbaren Mannschaft is dieselbe. J sche heute natürlich ganz vom Budget ab; aber eine Bemerkung muß ih mir erlauben, ih muß den Vorwurf vollkômmen zurüweisen, der mir gemacht wurde, ñah einem ohnedies lèbhaften Kreuzfeuer , daß ih die‘ Ver- LLOL des Budgèts vor dèm Abgeordnêtenhäuse scheue. Jch bitte ‘um Entschüldigung. Jh scheue“ gar keine Vertretung. Jch ‘muß erklären, daß! ih vor Ahn Dubgetäuschuß mit voller Wahrheit; mit vollem Vertrauen und mit aller Offenheit treten und daß ich bemüht sein werde)

hrem Budgetausschuß die Nothwendigkeit unseres gegenwärtigen Friedens- andes, um die & Glaglertgtes der Armee zu erhalten, darzulegen und ihn auch von der Nothwendigkeit und Zwecmäßigkeit unserer organisatorischen Maßregel überzeugen. Jch werde mich bei dieser Gelegenheit binter gar feinen Minister verschanzen, wie “meinem hochverebrten Vorgänger hier nnd wie ih glaube mit Unreht zum Vorwurf gemacht worden ist. Jch glaube, men Herren, Jhre Aufmerksamkeit :darauf lenken zu sollen, ob es au für den Kriegsminister wünscheri8werth sein kann, wenn unsere schwachen ängt werden. “Mit der Versichérung kann ih

Seiten ay. die groge, Boe aGingt ms | | äber \{ließen, daß das vaterländische Heer bestrebt sein werde, die schweren |

finanziellen Opfer, die Sie der Erhaltung seiner Schlagfertigkeit bringen

und es verkennt, noch unterschäht es deren Tragweite wenn der Augen- blik der Gefahr eintritt, wenn ein vielleicht nicht so ferner Angriff auf die Integrität Oesterreichs erfolgt, mit Zinsen zurüzuzahlen. j

In der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses beant- wortete Minister Burger die Jnterpellation betreffs der Einschiffung der Mexikaner und erklärte die Anschuldigungen für unbegründet, Plener überreiht das Gesey wegen Erhöhung der Steuerrückvergü- tung für Zucker. Die Adreßdebatte gelangt zu dem Absaß über Ministerverantwortlichkeit , für dieselbe sprechen Deml, Obert, Mühlfeld. Der Absay wird angenommen. Hierauf handels. politische Frage j Winterstein tadelt \{charf die bisherige Po- litik, von der nihts mehr zu erwaxten. Näh Winterstein Skene und Riese gegen die Handelspolitik der Regietung. Leßterer verlangt ein Dienstbotengesey, Feldschußgesey , Waldgeseß, Donau- regulirung und Herabseßung der Kohblenfracht auf Eisenbahnen. Kalchberg theilt das Bedauern über das Nichtzustandekommen der Zollverhandlungen. Jeßt werde die Regierung nur österreichische Interessen berücfsichtigen , autonom vorgehen und nach unseren Be- dürfnissen den Tarif regeln. Er versichert, daß keine Unterhandlun- gen über Handelsverträge mit Grankreih und England besteben, das neue System wird. ein mäßiges Schußzollsystem sein. Hierauf wird Absay 22 bis 24 des Adreßentwurfs angenommen. Absaß 25, das Konkordat betreffend, wird nah einem Amendement Mühlfelds, nach- dem Scnéider und Greutter gesprochen, angenommen. Hierauf wird die ganze Adresse in dritter Lesung genehmigt. Das Haus beshloß, Sr. Majestät dem Kaiser die Adresse auf \chriftlichem Wege zu überreichen. :

Die in dieser Sihung angenommenen Säße der Adresse lauten wörtlich :

Die Staatsrechnung für 1862 wird der verfassungsmäßigen Prü- fung vom Hause unterzogen werden ; allein solche Prüfung kann nur durch das im Auftrage Ew. Majestät schon längst in Ausficht gestellte Geseh Über die Ministerverantwortlichkeit ihre wahre Bedeutung erlangen, und das Abgeordnetenhaus hält cs für seine Pflicht, klar und bestimmt auszusprechen, daß dieses Geseg eine der dringendsten Ergänzungen der constitutionellen Staatseinrichtungen für Oesterreich bilde.

Die schweren Bedrängnisse, unter welchen die Jndustrie im Kaiser- staate leidet / sind zum großen Theile die Folge unabwendbarer Er- eignisse ¡ nicht. wenig aber tragen hierzu das Schwanken der Valuta, die durch den Bedarf des öffentlichen Kredites erzeugte Vertheu- rung des ‘Kapitals für alle Zweige der Volkswirthschaft, dann - die Unsicherheit bei, in welcher sich die Frage der handelspolitischen Stellung Oesterreichs zu den anderen Staaten Deutschlands ‘seit längerer Zeit und namentlich mit Hinölick auf das nahe Ende des Vertrages vom Jahre 1853 befindet. i

Das Abgeordnetenhaus muß es daher auch bedauern , * daß die Regic- rung Ew. Majestät -noch, immer nicht in der Lage ist, die Resultate der Verhandlungen über diese Frage vorzulegen. Wir geben uns jedoch der Erwartung hin, daß die großen Nachtheile, welche durh die Erfolglosigkeit der bisherigen Verhandlungen auf handelspolitischem Gebiete den ôsterreichi- schen Jnteressen erwachsen sind und fernerhin drohen, mittels der in Aussicht gestellten Veränderungen der Zollgeseßgebung sich werden verringern lassen.

Eine kräftigere Wahrung und Förderung wird aber den volkswirth- schaftlichen Jnteressen nur durh deren im Staatsorganismus bisher man- gelnde’ einheitliche Leitung zu Theil werden.

Die Wichtigkeit der Eisenbahnen als Verkehrsmittel hat das Ab- geordnetenhaus schon in der lehten Session bestimmt, die Nothwendigkeit cines neuen Eisenbahnkonzessionsgeseßes auszusprechen, wodurch nicht nur der Unternehmungsgeist ermuntert , sondern auch der Reichsvertretung der ihr gebührende Einfluß bei Errichtung neuer Linien gesichert wird. Wir fönnen daher nur wiederholt ehrfurchtsvoll bitten, daß Ew. Majestät ge- ruhen möge, die Regierung mit der Einbringuñg einer solchen Vorlage vor dem versammelten Reichörath zu beauftragen. Die Geseßentwürfe zur Ausdehnung des Eisenbahnnezes, dann zur Förderung der volfswirthschaft- lichen Interessen Überhaupt, so" wie die andéren zur Kompetenz des gesamm- ten Reichsrathes gehörigen Vorlagen wird das Abgeordnetenhaus der sorg- fältigsten Berathung" unterziehen. j i

Auch geben wir uns mit Hinblick auf die von Ew. Majestät bereits in Aussicht gestellten Vorlagen | für den engeren Reichsrath schon jeyt der Hoffnung ‘hin, daß die mit dem ‘heiligen Stuhle “einge- leiteten Unterhandlungen auch die gesehmäßige Regelung jener in das Gebiet der Staatsgesehgebung fallenden Verhältnisse ermöglichen wer- den, welche dur die von Ew, Majestät mit Sr. Heiligkeit vereinbarte Akte vom 18. August 1855 berührt sind,

Ew. Majestät! Die Kaiserliche Huld und Gnade, deren Ew. Majestät die Mitglieder der Reichsvertretung zu versichern geruhten , erhöht in ‘uns Allen das Gefühl der Treue für unsern geliebten Herrscher; und wie wir in Liebe zum Gesammtvaterlande ehrfurchtsvoll und offen die Anschauungen, die uns leiten, ausgesprochen, so werden wir uns unermüdlich und gewissen-

haft dem Werke widmen, für welches Ew. Majestät den Rath‘und Beistand

der Reichsvertretung verlangt haben. Möge Gottes segnende Hand auf déniselben ruhen ; daß es "gedeihe zur Ehre und Größe* des“ Reiches , zum Ruhme seines Kaisers , zum Heile seiner Bewohner! Gott erhalte, Gott {üße; Gott segne Ew. Majestät!

Schweiz. Bern, 5. Dezember.

Heute Vormittag -um 10’Uhr hat ‘die Bundes-Versammlung ihre im Monat Juli unterbrochenen Berathungen wieder aufgenommen. Da diese Sihung somit’ nur ‘eine Fortsezung der Sommersession ist, - fand auch keine neue Bestellung “der Bureaus der beiden Räthe Statt. Dies war auch- die Ursache, warum weder National- noch Ständerath: mit einer Präsidialrede eröffnet wurden. Nach der Beeidigung der neu

in den Hafenorten am Schwarzen Meere

eingetretenen Mitglieder und 'nach der Vertheilung der Geshäfte ward zur sofortigen Behandlung derselben geschritten. Jm National-

rathe ward das Budget für 1865, zu dessen Feststellung die Session

hauptsächlich bestimmt ist, in Angriff genommen und im Stände- rathe dem Grenzbereinigungs-Vertrage mit Jtalien die Ratification

ertheilt. (Köln. Ztg.)

Großbritannien und Jrland. London, 5. Dezember. Lord Clarence Paget, Secretair der Admiralität, der vor seinen Wählern in Deal die übliche Rechenschaft abgelegt hat, bob beson- ders hervor, daß troy der theils fertigen, theils im Bau begrifse- nen 30 Panzerschisfe nicht unerhebliche Ersparnisse in seinem Depar- tement erzielt worden seien. Der Behauptung Cobdens, daß die Amerikaner in Folge früherer Sparsamkeit jeyt größere Kriegsmittel besäßen , stellte, er die Erklärung des amerikanischen Marine - Secre- tairs entgegen, daß die Regierung durch ihre frühere falsche Spar- samkeit verhindert worden sei, dem Aufstande des Südens s{neller ein Ende zu machen.

Die preußische Korvette »Victoria« , welche in voriger Woche in dem Sunde von Plymouth Schuß vor dem stürmischen Wetter gesucht hatte, ist wieder in See gegangen, um eine Kreuzfahrt anzutreten.

Der berühmte Sieger im Derby -Rennen, » Blair Athol «j ist für die Summe von mehr als 50,000 Thalern (7500 Guineen) verkauft worden.

Heute starb zu Castle Howard der Earl von Carlisle nah furzer Krankheit im Alter von 62 Jahren. Durch seinen Vater dem Hause Howard und durch seine Mutter dem Hause Cavendish entstammend, ward er am 18. April 1802 geboren. Seine Crzie- hung erhielt er zu Eton und später in Christ Church zu Orford. Jm Jahre 1826 ward er als Vertreter von Morpeth sein dama- liger Titel war Lord Morpeth ins Parlament gewählt und im Jahre 1835 ernannte ihn Lord Melbourne zum ersten Secretair für Irland. Bei der allgemeinen Neuwahl, durch welche Sir R. Peel an das Ruder gelangte, ck büßte Lord Morpeth seinen Parlaments\iß ein. Jm Jahre 1546 gelangte er wieder ins Parlament und zwei Jahre später zur Peerswürde. Jm Jahre 1855 machte ihn Lord Palmerston zum Vicekönig von Irland, und auf diesem Posten ver- blieb er mit furzer Unterbrechung, welche in die Zeit des zweiten Ministeriums Derby fiel, so lange, bis ihn sein Gesundheitszustand zum Rücktritte nöthigte. Verbeirathet war ex nie und der Titel geht auf seinen Bruder über.

Frankrei, Paris, 9. Dezember. Die Regierungen von Frankreich und Rom haben fich über eine einförmige und herab- gesezte telegraphische Taxe geeinigt; der Preis einer einfachen De- pesche zwischen Paris und Rom wird hinfort nicht mehr 13# Fr. sondern nur 5 Fk. fosten. Der neue Tarif wird vom 1. Januar an in Wirksamkeit treten. E

6. Dezember Am Montag fehrt der Hof von Compiègne in die Tuilerieen zurück; am Sonntage wird in der Herbst-Residenz noch einmal großer Ministerrath gehalten werden. Seit gestern hält die Kommssion der Marschälle im Kriegs-Ministerium ihre Jahres- berathungen unter! dem Vorsiß Magnan'’s, und es handelt sich zu- nächst um Entwerfung der allgemeinen Jahres-Beförderungsliste in der Armee. Marschall Mac Mahon is von Algier am Freitag auf der Fregatte »Christophe Colomb« nah Marseille abgefahren und wird heute in Paris erwartet, um an den Sihungen im Kriegd- Ministerium Theil zu nehmen. / |

7. Dezember. Heute ist das Urtheil im Prozeß »der Drei- zehn« verkündigt worden. Das Appellationsgericht hat das in erster Instanz ergangene Erkenntniß, welches jeden der 13 Angeklagten zu 300 Francs Geldstrafe verurtheilt hatte, bestätigt.

Spanien. Das »Pueblo« vom 1. Dezember schreibt: »Man sprach gestern in politischen Kreisen nur von der Flucht des Jnfan- ten Don Henriquez. Aber man weiß nicht, ob er sich nach Lon- don oder nah Paris gewandt hat. Es scheint, daß er, sobald er angelangt ist, ein Manifest an die Nation erlassen wird, worin er seine politischen Jdeen auszusprechen und die Beweggründe seines geheimnißvollen Verschwindens zu erklären gedenkt. «

Portugal. Lissabon, 6. Dezember. Das französische Transportschif} »Ardèche« ist hier aus Mexiko angekommen und hat ein französisches Regiment von dort zurückgebracht. Es sind dies die ersten heimkehrenden Truppen des Expeditions-Heeres.

Ftalien. Jm nächsten Konsistorium wird der Papst, wie aus Rom vom 3. Dezember gemeldet wird; eine Allocution über die allgemeine Lage der Kirche erlassen ; Kardinals-Ernennungen werden nicht erfolgen. Das französische Kriegsgericht in Rom hat die Verhandlungen des Prozesses gegen sechs Briganten eröffnet, die der Ermordung französischer Gendarmen angéklagt sind.

Türkei. Aus Konstantinopel, 29. November, schreibt

man: Die hohe Pforte hat si veranlaßt geschen, an die Behörden strenge Jnstructionen be-

züglich der Ueberwachung von verdächtigen Schiffsbewegungen zu erlassen. Unterrichtet darüber, daß die verunglücten Putschversuche im Venetianischen durch Unternehmungeù zur See unterstüßt werden sollten, is die türkische Regierung entshlossen, ihren internationalen Verpflichtungen aufs genaueste nachzukommen. Mehrere Polen und Ätaliener, die hierher gekommen waren, um den obgedachten Unter- nehmungen \ich anzuschließen, wurden im Augenblick ihrer Abreise verhaftet. _ NMußland und Polen. St. Petersburg, 6. Dezember. Ju der Geseysammlung wird die ganze „Gesehgebung Über- die Justizreform publizirt. Dieselbe wird durch folgendes Allerhöchste Edift an den dirigir. Senat vom 20. November d. J. eingeleitet ; “_»Als Wir den Thron Unserer Ahnen bestiegen hatten, war einer Unserer ersten Wünsché, die Wir in dem Manifest. vom 19. ‘März 1856 öffentlich fundthaten, in den Worten ausgedrückt: »Gerechtigkeit und Milde sollen in den Gerichten herrschen«, Seit dem Augenblick haben Wir inmitten der anderen Umgestaltungen, welche durch die Bedürfnisse des nationalen Lebens hervorgerufen worden , nicht aufgehört, für die Erreichung des erwähnten Zieles vermittelst einer besseren Organisation des Gerichts- wesens Sorge zu tragen, und nach vielseitigen Vorbereitungsarbeiten in der zweiten Abtheilung Unserer eigenen Kanzlei wurden am 29. September 1862 die Grundlagen für die Umgestaltung des Justizwesens von Uns be- stätigt und auf Unsern Befehl veröffentliht. Die zur Entwickelung dieser Grundlagen von einer von- Uns eingesehten besonderen Kommission abgefaß-

ten Reglementsentwürfe sind nunmehr im Reichsrath ausführlich geprüt

und auch. verbessert worden. Nachdem Wir diese Entwürfe durch- gesehen , finden Wir, daß sie Unserem Wunsche vollkommen entsprechen; ein schnelles, gerehtes, mildes und für alle Unsere Unterthanen gleichmäßiges Gerichtsverfahren in Rußland einzuführen , die richterliche Gewalt zu er- höhen , ihr die gebührende Selbstständigkeit zu verleihen und überhaupt in Unserem Volke die Achtung vor dem Gesehe zu befestigen, ohne welcbe die öffentliche Wohlfahrt unmöglich ist und (welche die beständige Richtschnur der Handlungen Jedes und Aler, vom Höchsten bis zum Niedrigsten sein muß. In Folge dessen haben Wir für gut befunden , folgende in der angegebenen Meise entworfene und geprüfte Reglements zu bestätigen : 1) Die Organisa- tion der Gerichts-Ordnung; 2) das Reglement für. das Krimi- nalgerichts - Verfahren; 3) das Reglement für das Civilgerichts- Verfahren uud 4) das Reglement für die Strafen, welche von den Friedensrichtern erkannt werden. Jndem Wir die ganze bezeichnete Gesehgebung dem dirigirenden Senat übergeben , befehlen Wir ihm, die er- forderlichen Anordnungen zur Publication derselben zu treffen. , Der Modus ihrèr Einführung wird binneù kürzester Frist von Uns festgestellt werden. Îndem Wir den Segen des Höchsten auf das Gedeihen dieser großen An- gelegenheit herabflehen , sprechen Wir freudig die Hoffnung aus, daß Unsere Absichten sich bei der eifrigen Mitwirkung Unserer treuen Unterxthänen, so- wohl jedes Einzelnen im Kreise seiner persönlichen Wirksamkeit, als auch der Gesellschaft im Ganzen, aller Stände und der Unserem Willen gemäß auf neuer Grundlage organisirten Landbevölkerung, verwirklichen werden. Alexander. «

Das freie Bestimmungsrecht der Eltern über die Kon- fession der Kinder bildet seit langer Zeit in den westlichen Provinzen des Kaiserreihs, wo Misch-Ehen sehr häusig sind, den Gegenstand lebhafter Wünsche. ‘Auf der legten Synode der Ostsceprovinzen ist beschlossen worden, beim Kaiser darum zu petitionizen , daß das Gesetz, welches der russischen Kirche sämmtliche aus einer Misch-Ehe hervorgehenden Kinder zuweist, zu Gunsten des bezeichneten Grund- saßes der Gleichberechtigung abgeändert werde.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. Dezember. Der biesige Königlich preußische Gesandte Baron von Rosenberg, welcher längere Zeit auf Urlaub abwesend war, is in diesen Tagen nach Stockholm zurügekchrt.

Die projektirte unterseeische Telegraphen- Verbindung zwischen der Provinz Schonen und der preußishen Jnsel, Rügen dürste in naher Zeit in Ausführung gebracht werden. Die des- fallsigen Unterhandlungen sind nämlich zum Abschlusse gebracht worden und wird der Direktor des s{hwedischen Telegraphenwesens, Major Akrell, binnen wenigen Tagen die Reise nach London. an- treten, um daselbst den benöthigten Telegraphenkabel zu bestellen.

Nicht geringe Sensation hat hier und in der Provinz die plôÿ- liche Zahlungseinstellung der in der Umgegend. von Weyxió belegenen Husebyer Eisenhütte hervorgerufen. Die »Göteborg8post« bringt inzwischen einige beruhigende- Mittheilungen, und heipt es jeßt, daß die meisten Kreditoren der Masse nicht ungeneigt sein. sollen, zur Fortführung der Eisenhütte - Geschäfte für die Dauer von 3 Jahren eine Administration niederzusehen.

Am 5. d. tritt hiex unter dem Vorsize Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Ostgothland eine aus den Generalen Wrede und Kleen, aus dem Obersten Lagercranÿ, aus dem Marine - Capitain

\- Skogman und aus dem Ingenieur -Hauptmann Leyonhufyud gebil-

dete Kommission zusammen, um einen vollständigen Vorschlag. zu der Befestigung Stockholms auszuarbeiten. _— 3. Dezember. Der bisherige Secretair im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Albert Sten bo.ck, ist zum Vice-Ceremonienmeister am Königl. Hofe ernannt worden. : Der erste direkte Eilzug von Stockholm nach Malmds 1 ließ gestern, Abends 6# Uhr, die Hauptstadt und gelangte N

1 Uhr nach ‘Malmö. Der Zug transportirte Passagiere aus