1864 / 301 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

___. Niebtamtlicbes.

_ Preußen. Berlin, 22. Dezember, Se. Majestät der Köni g empfingen heute den bisherigen General-Jnspecteur der Ar- tillerie, General der Jnfanterie von Hahn, nahmen den Vortrag des“ Kriegs- und Marine-Ministers, General-Lieutenants von Roon, der General-Lieutenants und General-Adjutanten, Freiherren von Man- teuffel und von Alvensleben 11, und im: Beisein des Kommandanten,

General-Lieutenants von Alvensleben 1. die militairischen Meldungen.

‘entgegen. Allerhöchstdieselben empfingen hierbei den General der Zn- fanterie und kommandirenden General des VUI. Armee - Corps, von Bonin, die Obersten von Hanenfeldt und von Wrangel, die Obexst-Lieutenants- von Saenger ; von Glasenapp und von Stranÿ. Später empfingen Seine Majestät den Kammerherrn , Baron von Heinye. |

Îhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin empfingen gestern den Königlich großbritan- nischen Botschafter Lord Napier und den Kaiserlich mexikanischen Gesandten Herrn Murphy. Hierauf hatte der Rektor der Berliner Universität, Professor Dorner, die Ehre des Empfanges bei Seiner Königlichen Hoheit. \

Jm 7. Oppelner Wahlbezirk (Ratibor) is bei. der Ersay- wahl zum Abgeordnetenhause am 21. d. M. der frühere Abgeord- nete Tribunals - Nath Hahn in Königsberg i. Pr., welcher wegen Beförderung im Amt sein Mandat niedergelegt hatte, wieder- gewählt worden.

Danzig, 21. Dezember. Zum Empfange des heute hier ein- treffénden 3. Garde - Regiments zu Fuß hatten sih auf dem Bahn- hofe die Generalität und die Offiziere der hiesigen Garnison, mit dem! zu diesem: Zwecke gestern hier eingetroffenen kommandirenden General v. Bonin an der Spihe, wie auch die Vorstände der Königl. und städtishen Behörden, das Regierungs- und Magistrats-

Kollegium, Deputirte der Stadtverordneten und eine Deputation-

des Bürger-Comité’s eingefunden. Nachdem das erste Bataillon die Wagen verlassen, die militairische Begrüßung stattgefunden und die Truppen sich aufgestellt hatten, nahm der Commandeur des Regi- ments, Oberst v. d. Gröben, vor der Front die Bewilllommnung der Kommunalbehörden und des Bürger-Comité's entgegen, welche Ober-Bürgermeister Geh. Rath v. Winter aussprach und der Hérr Commandeur dankend beantwortete.

Nach einem Lebehoch auf Se. Majestät den König fand der Einzug des ersten Bataillons statt. Außerhalb des Bahnhofs hatten, wie das »Dampfboot« meldet, mehrere Gewerke mit ihren Fahnen, voran das Fleischergewerk, cin Spalier gebildet und empfingen die Truppen mit den lautesten dns fn In den Haupt- straßen , durch welche sie marschirten, wurden sie überall mit freudi-

gem Quruf begrüßt und aus vielen Häusern flogen Blumenkränze .

und Bouquets auf die siegreichen Schaaren. Viele Häuser waren mit Flaggen, Blumen und Guirlanden geshmückt. Auf dem Kohlen- markt, woselbsi das Bataillon Halt machte, hatten ih die Mitglieder der Königlichen. . Gewehrfabrik mit ihren Attri- buten , -darunter sich ein auf {warz - weißen Stäben ge- tragenes fólossales Gewehr befand , versammelt ukd brachten begei- sert und mit kräftigen Stimmen ihr Hoh aus. Zum Einzug des 2, und 3.. Bataillons , welches. um die Mittagszeit erfolgte, hatten sih die Sträßen , durch welche sie marschirten, in ganz ungewöhn- _ licher Weise mit Mênschen gefüllt. Aus vielen (Fenstern wurden den heimfehrenden Kriegern Bouquets von frishen Blumen und mit seidenen Bändern - geshmückte Kränze zugeworfen. Die Helme der

meisten Offiziere und vieler Soldaten waren mit Kränzen geschmüt.

Das erste Bataillon führte eine Dantbrogs-Fahne mit sich, und mit dem Füsilier-Bataillon kehrte auch der durch seinen Muth: und seine Standhastigkeit bekannt gewordene Feldprobst Landmesser in die Arme seines Bruders und seiner Amtsbrüder zurück.

Stettin, 19. Dezember. Das 14. Regiment war heute zu einem- Regiments-Appell versammelt, bei welchem den Mannschaften durch den Obersten eine Königliche Kabinetsordre, betreffend den _“Friedensabs{luß, mitgetheilt wurde. Wie die »Oder-Ztg.« ver- nimmt, wird auch allen übrigen Regimentern in ähnlicher Weise die Kabinetsordre kundgegeben werden. i i

_ Kolberg, 18. Dezember. Gestern traf die Bestätigung der drei fkürzlih erwählten Rathsherren Gatow, Steinbach und Weyland ein.

Rügenwalde, 18. Dezember. Die an Stelle des -früheren Abgeordneten Bahn, welcher scinen fernere Aufenthalt in Berlin génommen hat, erfolgte Wahl des Rathsherrn und Konsuls Rien s.- berg zum unbesoldeten Beigeordneten ist nah der »Ztg. f. P.« von der Königlichen Regierung nicht bestätigt worden.

“Oppeln, 20. Dezember. Die Rückeht der zur hiesigen Gar- nison gehörigen Truppen ist nunmehr, wie der »Schles. Z.« gemeldet “d. M. festgeseht. Dieselben treffen am gedachten

wird, auf den 22. d. M. festge! Tage Nachmittags mittelst Extrazuges bier ein. Mit dem heutigen

Tarnowiher Frübzüge traf das vor einigen Tagen an die Grenze

abgegangene Kommando des 23, Jnfanterie - Regiments8- wieder hier

ein und wurde mit dem nächsten Pérsonenzuge der Oberschlesischen Bahn nach Brieg zurückbefördert. M Capi

_Cóôln, 20. Dezember. Für den hier zu gründenden Renn- Vérein sind, der »Elbf. Ztg.« zufolge, bereits an Kapital-Einlagen 4000 Thlr. gezeihnet. Jn diesen Tagen hat die Wahl des ODirek- toriums stattgefunden, an d:ssen Spihe Graf Goldstcin zu Breil als Vorsitzender steht. Auch der Oberbürgermeister Bachem ist in das Direktorium gewählt. Die Grundsteinlegung zum Denkmal des Königs Friedrih Wilhelm 111. wird nah den vorläufigen /Be- stimmungen des betreffenden Verwaltungs-Ausschusses am Tage des fünfzigjährigen Jubiläums der Vereinigung der Rheinprovinz mit Preußen stattfinden.

Düsseldorf, 21. Dezember. Jn der Stadtverordneten-Ver- sammlung erstattete gestern der Oberbürgermeister den Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-Angele- genheit während des Jahres 1864. Die Civilbevölkerung unserer Stadt beläuft sih nah der jüngsten Zählung auf 54,158 Seelen. Seit 1861 haben wix einen Zuwachs von 4500 Köpfen (8 pCt.), während der Zuwachs von 1859 61 etwa 2781 Köpfe, also nur 95 pCt, betrug. Der Verkehr auf dem Rheine hat sich in die- sem Jahre weniger günslig als im vorigen Jahre erwiesen und ist der Ertrag der Kahngelder 2c. um ein Erkleckliches reduzirt wor- den. Das Arméenwesen erforderte cine Summe von 36,200 Thlrn., 600 Thlr. mehr als im vorigen Jahre. Bei der Jrrenanstalt stieg die Ausgabe von 1800 auf 3000 Thlr. Das Kapital der Spar- kasse beträgt 219,800 Thlr. Die Etats der Leihanstalt, Augenheil- anstalt und der Schule haben keine Veränderung erlitten. Die Finanzlage der Stadt isi im Allgemeinen eine günstige, während der Gesammtetat pro 1564 auf 250,000 Tblr., ist er pro 1865 zur Summe von 210,000 Thlrn. festgeseßt worden. Die Versammlung beschloß , bevor sie zu einer eingehenden Prüfung der ‘verschiedenen Etats, Gesuche 2c. {ritt , die Polizeiverwaltung demnächst in das der Stadt zugehörige Morschhäusersche Lokal zu verlegen. |

Hannover, 20. Dezember. Auch ‘in Göttingen unter den , Studirenden, schreibt man |\ der »Weser - Ztg.«, sind die Versuche, Militairärzte für die Kaiserlih mexikanische Armee anzuwerben, gescheitert. Die Sachsen haben bei ihrem Umwege üble Erfah- rungen gemacht; zwischen Göttingen und Münden blieben die Eisen- bahnzüge am 16ten einen halben Tag im Schnee, auf Wilhelms- burg im Eise stecken. Eine Nacht lagen dort so viel Truppen, die niht nach Harburg herüber konnten , daß ein Theil bivouakiren mußte , gerade in der kältesten Nacht, die bisher gewesen. Der Mangel einer festen Elbbrücke ist so noch einmal auf recht empfind- liche Weise gepredigt.

Schleswig - Holstein. Am 20. d. M. traf dem »Alt. Merk. « zufolge dic Königlich preußische Dampfkorvette » Victoria «, welche bekanntlich vor längerer Zeit mit den nah den südlichen Meeren gegangenen Segelschisfen ausgelaufen war, aber wegen Havarie in einem norwegischen Hafen- reparirt ward, in Kiel wieder ein. An der Kieler Universität ist jet die Stelle eines Professors der nordischen Sprachen, welche durch Professor Molbech's Ent- lassung erledigt war, wieder besegt. Der außerordentliche Professor Dr, Möbius is berufen und wird zu Ostern als Ordinarius eintreten.

__ Wie die »Holst. Ztg. « berichtet, soll das für Sonderburg be- stimmte Bataillon des 25. Regiments demnächst nach Augusten- burg verlegt werden, da der Gesundheitszustand, so wie die noch mangelnden Quartiere die Einguartierung in Sonderburg zur Zeit unthunli{ erscheinen lassen. Die Truppen sollen in Augustenburg in den Flügeln und Seitengebäuden des Schlosses kasernirt werden; vorerst sind sie auf den zunächst gelegenen Dörfern untergebracht. An der Herstellung dés Schlosses zu Sonderburg wird eifrigst gearbeitet. :

_Hamburg, 21,-Dezember. Die Durchzüge der nah Hause zurückfehrenden preußischen Truppen durch Altona sind beendigt, nachdem vorgestern und gestern das 8. (blaue) Husaren-Regiment und éine, 6-Pfünder-Batterie durchgekommen“ sind. Der preußische Generalmajor v. Cánstein hat gestern, wie die »Hamb. Nachr.« mit- theilen, dort Quartier bezogen, eben \o der Ober-Commandeur der noch it Lande anwesenden österreichischen Truppen, Generalmajor v. Kalik. Die eine Compagnie vom österreichischen Regiment

war, is gestern in ihren Garnisonsort Glückstadt abmarschirt. Sachsen. Eisenach, 21. Dezember. Jn den Tagen vom 16ten bis 20sten d. M. passirten die aus Holstein zurückehrenden Königlih sächsishen Trúüppen in der Stärke von ungefähr 6500 Mann und 2000 Pferden einen Theil der Thüringischen und Werrabähn. Der Transport erfolgte in neunzehn Extrazügen, von denen einige so stark waren, daß sie mit vier Lokomotiven von Eisenach ab nach dem Tunnel der Werrabahn geschafft werden muß- ten, Die- Truppen wurden auf der Station Eisenach , woselbst der Königlich sächsische Major von Rohrscheidt als Etappenoffizier fun- girte, von einem Adjutanten Sr. Königlichen Hoheit des Groß-

herz0g8, deim Stabe des zweiten Bataillons und dem Regierungs- Kommissar für die Thüringische ‘Eisenbahn empfangen. (Weim. Z.)

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Khevenhüller, welche bis jeßt dem Etappenkommando dort zugetheilt

Frankfurt a. M., 21. Dezember. Bei der heutigen Wahl zur Zweiten Kammer Nassaus hat die Stadt Wiesbaden mit 77 gegen 29 Stimmen den Profurator Lang wiedergewählt, Jm Land- wahlkreise Wiesbaden wurde Prokurator Braun mit 57 gegen 20 Stimmen; in Dillenburg. Prokurator Rath; bisher Präsident der Zweiten Kammer, mit 55 gegen 31 Stimmen wiedergewählt.

Bayern. München, 20. Dezember. Zu den in Berlin

bevorstehenden Verhandlungen des Zollvereines, beziehungsweise

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F 7524

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Ÿ Bébic und Duruy zugegen,

Preußens), Bayerns und Sachsens mit Oesterreich, wegen erneuerter Regelung der mit diesem Staate nach Ablauf des Februarvertrages

| von 1853 fortbestehen sollenden Zoll- und Handelsverhältnisse. ist,

wie die »Bayer. Ztg.« berichtet, der Königliche ‘Oberzollrath von

Reichert committirt und mit Allerhöchster Vollmacht versehen

worden.

Hesterreich. Wien, 21. Dezember. Die »Wiener Ztg. «

5 veröffentlicht heute eine Reihe von Ordensverleißungen und anderen

Auszeichnungen , die an Beamte und Einwohner in Galizien und

Ï Codomerien von Sx. Majestät dem Kaiser mittelst Handschreiben Î vom 16. Dezember d. J. »in Anerkennung der mannigfachen Bee Î weise unerschütterlicher Pslichttreue und Loyalität , welche während N des jüngsten polnischen” Aufstandes und der hierdurch bewirkten Auf- Ï regung in den Königreichen Galizien und Lodomerien sowohl von- Y Seite N Gemeinden und verschiedener Privatpersonen gegeben wurden«; Ï verliehen worden sind.

der Geistlichkeit und der Beamten , als auch von Seite der

Auf der Südbahnstrecke zwischen den Stationen Pösnig und

Spieclfeltd Marburg fand am 19, d. M. ein Zusammenstoß i zweier I sich auch der Banus von Kroatien, FML. von Sokcsevich befand, Ï stieß mit einem von Wien gekommenen Lastzuge, von dem auf der

Trains statt. Der von Triest kommende Eilzug, in welchem

ganzen Strecke herrshenden Sturm, Nebel und Schneegestöber be- günstigt, derart zusammen, daß die durch den Zusammenstoß erfolgte

N Detonation bis nah der lehten Station zurückhallte, und daselbst E wie ein ferner Donner vernommen wurde. Es sind dadurch drei E Maschinen gänzlich unbrauchbar gemaccht, fünf Waggons der beiden N Züge buchstäblich zertrümmert und, weitere 8 Waggons des Lastzuges N arg beschädigt worden. I beklagen und zwar der Zugführer des Eilzuges und der des Lasten- N zuges. E leichte Verleßungen, und der FML. von Sofkesevich , Banus von E Kroatien, wurde leiht am Halse verleßt.

Leider sind bierbei zwei Menschenleben zu

Sechs8zehn in den Waggons befindliche Passagiere erhielten

Das Herrenhaus hält Donnerstag seine nächste Sigzung.

F Auf der Tagesordnung stehen die Berichte der Finanz-Kommission E über die vom Abgeordnetenhause herüber gelangten Gesezentwürfe,

betreffend die Forterhebungen der Steuer- und Gebühren-Erhöhungen,

F und die Bonification beim Zuker-Exporte. Die Finanz-Kommission 7 hat sich mit den Modificationen des Abgeordnetenhauses einverstan- Ÿ den erklärt, N hause angenommen werden N erlangen. N machen, E nommen« habe.

die beiden Gesehentwürfe werden somit von dem Herren- und wohl noch rechtzeitig Geseheskraft

Der Präsident wird dem Hause auch die Mittheilung daß Se. Majestät die Adresse desselben zur »Kenntniß ge-

Frankreich, Paris, 20. Dezember, Bei der Beisezung von Voltaire's Herz in der Kaiserlichen Bibliothek waren die Minister NVoltaire's Herz war im Schlosse des

Ï Marquis von Villette, unweit Monte - Sainte - Maxence / beigesegt.

N Nach Absterben des Marquis boten dessen Erben dieses Herz der Ï Regierung für eine der, Pariser Bibliotheken an; der Kaiser nahm

: General Jussuf ist am

N das Anerbieten an und Voltaire’s Herz steht nun bei seinen Werken.

Die Expedition im Süden Algeriens is nun vollständig beendet. 14. Dezember Abends nah Algier zurück-

gekommen, nachdem er in Djelfa und in Ain-Ussera die lehten Ab-

Y gefallenen vom Kreise von Boghar vereinigt und ihnen die Fricdens-

F bedingungen auferlegt hatte.

h Proviant gebracht hat.

Dem Laufe des Ued- Zergum folgend, ist General Deligny bis nah Fir-el-Babchi vorgegangen und nach- her nach Khaden zurückgekommen, wohin ihm Oberst Marguerite Auf dem Hinwege hat er den Stämmen, die versuchten, nah Süden zu gehen, den Aman zu estanden, und die nöthigen Maßregeln getroffen, sie nah ihren gewöhnlichen Lager-

} plägen zu dirigiren j auf dem Rückrvege erhielt er die Unterwerfung

der Stämme, welche heim Herannahen seiner Kolonne auf seiner

rehten und linken Seite si befanden. 21. Dezember. | Chef des Kaisers an Stelle des. verstorbenen Mocquard ernannt und Herr Pietri zum Privatsecretair. H Die Fregatte »Jnvincible« ist mit’ Nachrichten aus Tunis, das sie am 16. d. verlassen, am 19. in Toulon ‘eingetroffen. Danach hat die Bewégung ‘im Süden wieder begonnen. Die Araber, welche sh unterivorfen hatten 1 „haber von Neuem revoltirt und das Lager des Generals Rutten umzingelt. Truppen abgegangen, um. Entsaÿ zu bringen.

é p / i L j _ “Itolieu, An 200 polnische Geistliche sind als politische Flüchtlinge in Rom- angekqmmen. Dieselbe télegraphische Depesche

\

‘der Slaven, bedroht sei.

Der Staatsrath Conti - ist zum Kabinets

Der Prinz Ali is am 15. d. mit

aus Rom, 17. Dezember, der diese Notiz angehört, nieldet; +»Der Papst läßt eine Bulle expediren, die seit zwei Jahren vorbereitet wurde und worin die modernen Jrrlehren verurtheilt. werden, « Die: rômische Korrespondenz erklärt nun auch, »daß Grund vorhanden sei} die Tragweite der Verhaftungen wegen der gräßlichen italienischen Mordbanden gegen das Kirchenhaupt für übertrieben zu. erklären. «.

Aus Neapel, 17. Dezember, wird gemeldet: »Ein furchtbarer Sturm wüthet seit. fünf Tagen ; alle Postschiffe sind ausgeblieben. «

Aus der offiziellen Aufstellung der italienischen Finanzen geht hervor, daß das Königreich Jtalien in das große Schuldbuch die Sue von 4 Milliarden 145 Millionen 630,160 Liren eingezeich- net bat. y

Griechenland. Laut Berichten aus Griechenland war der Minister des Auswärtigen , welcher seine Entlassung eingereicht hatte, durch Hrn. Demetrius Bu duen i erseyt worden. -Auf Zante hatten Ruhestörungen stattgefunden, bei denen mehrere Verwundungeiw vorgekommen. waren.

Nußland und Poleu. St. Petersburg, 20. Dezember. Die Gesehsammlung Nr. 111 enthält folgende Verordnung von allgemeinerem Znteresse: ;

1) Die am 8. November bestätigten Statuten der städtischen Kredit- gesellschaft in Riga. Diese Gesellschaft hat den Zwet, Darlehen in Pfand- briefen auf massive Gebäude, die innerhalb des Weichbildes der Stadt lie- gen und mindestens 2000 Rubel werth sind, bis zu einer Höhe von % des Werthes dieser Jmmobilien zu verabfolgen und beginnt ihre Thätigkeit, s0- bald der Werth der von den Hausbesißern geforderten Pfandbriefe die" Summe von ‘500,000 Rubel beträgt. Die Auszahlung der Kapita- lien ‘und Prozente auf die Pfandbriefe wird dur die verpfän- deten Tmmobilien, das Reserve- und Amortisationskapital und durch die Solidarität aller Darlehen-Empfänger sicher gestellt. Die Bfandbriefe lauten auf den Jnhaber und werden bei einzugehenden Verbindlichkeiten gegen den Staat zu dem Werthe, welchen die Regierung in der Folge für sie angeben ivird, als Cautionen angenommen.

2 Einen Kaiserlichen Befehl vom 10. November, kraft dessen die Er- [laubniß zur verstärkten Holzausfuhr aus den Staatsforsten der Gouverne- ments Archangeltk und Wologda ins Ausland, wie sie 1859 versuchs- weise für 5 Jahre gestattet worden, auch ferner noch unter denselben Be- dingungen“ fortbestehen soll.

3) Einen. Kaiserlichen Befehl vom 24. November, kraft dessen die am 6. August 1863 bestätigte Konzession zum Bau der Eisenbahn von Moskau nach Ssewastopol als nicht ertheilt zu betrachten ist.

Der Kaiser hat befohlen, die Regimenter der 5. und 7. Ka- vallerie-Division , welche noch 16 berittene Rotten im Zuge haben, auf den Friedensfuß zu 14 berittenen Rotten zu bringen.

Von der“ polnishen Grenze, 20. Dezember. Jn Warschau is, wird der »Osts. Ztg.« geschrieben , neuerdings unter dem Titel: »Die Slavische Politik und ihre Beziehungen zu Polen «, eine im Geheinien lithographirte ano- nyme polnische Broschüre erschienen, deren Ursprung von der polni- hen Tagespresse allgemeîn und nicht“ ohne Grund der dem Pan- \lavismus huldigenden Mislutinschen Partei zugeschrieben wird. Die Broschüre, die zuerst in Prag in Böhmen auftauchte und von der » Narodni Listy« abweisend besprochen wurde, beginnt. mit den Wor- ten: »Noch ist Polen nicht verloren !«, spricht ihr Bedauern Über den legten Aufstand aus und sucht nachzuweisen, daß Polen nicht von Rußland, sondern lediglich voa Deutschland, dem Ur- und Erbfeinde Die Slaven, heißt es weiter, hätten als die zablreihste Nation in Europa einen gerechten Anspruch auf die Weltherrschaft. Die Opfer, welche der leßte Aufstand ver- {lungen , ‘wären nöthig gewesen, um die Sondergelliste zu beseiti- gen, die ohne Nachtheil für das Ganze nicht bestehen könnten. Nicht das winzige Polen, gegründet auf den- Trümmern Rußlands , um bei nächster Gelegenheit von Deutschland verschlungen zu werden, sondern das ganze Slaventhum müsse die Losung sein. Dem höhe- ren Berufe des Slaventhums gegenüber sci den kleinlichen separatisti- hen Gutachten Sthweigen zu gebieten. Nach der Wiedererweckung des Altslaventhums, in welchem den Polen die erste Stelle zufallen werde, werde auch Polen zu größerem und s{önerem Leben erwachen. Polen wolle doch nicht zurückbleiben hinter den italienischen Provinzen, die ihre Selbstständigkeit auf dem Altar des Gesammtvaterlandes-ge- opfert haben ! Die Broschüre fordert daher zur vollständigen Vereinigung mit Rußland auf. Die auf beiden Seiten begangenen Fehler müß-

ten um des gemeinsamen slavishen Wohles- willen vergeben und

vergessen werden. Rußland müsse beweisen, daß es den Willen hat, seinen \lavischen Beruf und seine historische Aufgabe zu erfüllen, Und Polen müsse um höherer Zwecke willen das große Opfer der eigenen Selbstständigkeit bringen. Das ist der kurze Jnhalt der nicht ohne Geschick verfaßten Broschüre, die den Haß der Polen gegen die russische Regierung dadur auf Deutschland abwenden will, daß sie ihnen in der. Verbindung mit Rußland. und dem Slaventhum eine

glänzende Zukunft vorspiegelt. Das czethische Blait »Narodni Listy«

faßt seine Antwort auf die Broschüre kurz in den Worten zusam- men: »Rußland hat kein Recht, an die Spihe des Släventhums zu treten; es würde sie \{lecht führen, und die Polen vertheidigen nur ibr nationales Leben, 1enn sie es daran hindern.« Dieselbe Ant- woxt geben auch die pólnischen Blätter aller Parteifärbungen.