1887 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Feb 1887 18:00:01 GMT) scan diff

von M. Ernst in München erschienene Flugblatt mit der Ueberschrift: „An die Reichstagswähler des Wahl- kreises Landshut! Wähler des arbeitenden Volkes! Bürger! Arbeiter! Handwerker!“ verboten. Landshut, den 4. Februar 1887. Königliche Regierung von Niederbayern. Kammer des Jnnern. von Lipows ky.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute die Vorträge des Chefs des Civilkabinets und des Vize-Präsidenten des Staats- Ministeriums, von Puttkamer. : :

Am Vormittage nahmen Se. Majestät die Meldung des Korvetten- Kapitäns und Flügel - Adjutanten Freiherrn von Sedckendorff entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend Vormittag 111/45 Uhr militärishe Meldungen entgegen. i

Gestern Vormittag um 10 Uhr begab Sih Höchstderselbe zum Gottesdienst in die St. Nicolai-Kirche. -

Um 1 Uhr fuhren Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Kron- prinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen-Töchtern Victoria und Margarethe, Königlichen Hoheiten, nah Potsdam und ent B mit dem um 4,7 Uhr von dort abgehenden Zuge hierher zurü. A i

Abends 7 Uhr begab Sih Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz nah dem Victoria-Theater.

Der S@lußbericht über die vorgestrige Sizung des Hauses der Abgeordneten und die Reden des Ministers der öffentlihen Arbeiten, Maybach, befinden sich in der Ersten Beilage.

Fn Bezug auf die Bestimmung des §. 210 Z. 1 der Konkursordnung: „Schuldner . werden wegen einfachen Bankerutts . .. . bestraft, wenn sie 1) durch Aufwand, Spiel oder Differenzhandel mit Waaren oder Börsen- papieren übermäßige Summen verbraucht haben oder schuldig geworden sind 2c.“ hat das Reichs gericht, I[1, Strafsenat, dur Urtheil vom 13./20. Dezember v. J. ausgesprochen, daß unter „Differenzhandel“ nur die auf Zeit abgeschlossenen Geschäfte, nicht aber effektive Kassageschäfte rein jpekulativer Tendenz zu rechnen sind. Auch fallen Börsenspekulationen (fog. Börsenspiel) niht unter den Begriff des „Spiels“ in der oben erwähnten Bestimmung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Kaiserliche Unter-Staatssekretär von Puttkamer ist von Straßburg i. E. hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant Bronsart von Schellen- dorff II., Commandeur der 17. Division, hat Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder verla}sen.

Der General - Lieutenant von Melchior, bisher Commandeur der 56. Fnfanterie-Brigade, ist aus Anlaß seiner Beförderung und Ernennung zum Commandeur der 1. Divi- fion zur Abstattung persönlicher Meldungen hier angekommen.

Tan

Hamburg, 5. Februar (W. T. B.) Heute Vormittag wurde das seit Anfang des Monats bereits im Betriebe befind: lihe neue Postgebäude am Stephansplay feierlich eingeweiht. Vom NRNeichs- Postamt waren hierzu er- schienen: der Staatssekretär Dr. von Stephan, die Direk: toren Hake und Dr. Fischer sowie der Geheime Ober- Regierungs-Rath Kind. An der Feier nahmen außerdem Theil: der Senat, Vertreter der Bürgerschaft, der öffentlichen Anstalten, der Wissenschaft, Kunst, des Handels und Gewerbes u. \. w. Der Staatssekretär Dr. von Stephan dankte in einer Ansprahe dem Senat und der Bürger- schaft für die Mitwirkung sowie der Bauleitung für die liebe- volle Arbeit und {loß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und den Senat. Senator Petersen sprah seinen Dank aus und brachte ein Hoh auf den starken Schirm- herrn des Baues, den Fürsten Bis marck, aus, in welches die Versammelten begeistert einstimmten. Ober-Postdirektor Let forderte die Beamten zum vflichttreuen Mitwirken im Werke der Kultur und der Verkehrsinteressen auf und {loß mit einem Hoch auf den Staatssekretär Dr. von Stephan. Nach einem Nundgange durh das Gebäude wurde ein Frühstüd in den oberen Näumen eingenommen. Nachmittags findet ein offizielles Diner statt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. Februar. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause erklärte heute, in Beantwortung der gestern von dem Abg. Mauthner über die auswärtige Lage eingebrahten Fnterpellation, der Minister Ziemialkowski, in Vertretung des durch Unwohlsein am Erscheinen verhinderten Minister-Präsidenten: Die Be- Len der Monarchie seien zu allen auswärtigen Mächten

efriedigende, und cs sei namentlih in der lezten Zeit

keinerlei dem Frieden nachtheilige Aenderung eingetreten. Troß der Unsicherheit und des Ernstes der allgemeinen poli- tishen Lage Europas halte die Regierung an der Hoffnung fest, daß es gelingen werde, den Frieden aufreht zu erhalten, da dies den wiederholt betonten Wünschen aller Regierungen und namentlih dem der Kaiserlichen Regierung entsprehe. Wenn nichtsdestoweniger Seitens der militärischen Verwaltungen ge- wisse Anschaffungen für nöthig befunden wurden, so enspreche dies jenen Erfordernissen der Vorsicht und Vorsorge für die Sicherheit und Machtstellung des Reichs, welche die Regie- rung als eine ihrer wichtigsten Pflichten ansehe. Es könne hierin ebensowenig ein kriegerishes Symptom erblickt werden, als in der seiner Zeit erfolgten Einholung der verfassungs- mäßigen Zustimmung zu jenen als nöthig anerkannten mili- tärischen Vorsichtsmaßregeln.

Pest, 4. Februar. (Pr.) Der Referent der unga- rishen Quoten-Deputation, Dr. Falk, hat bereits das

Nuntium fertiggestellt. Der persönlihe Verkehr beider Quoten-Deputationen mußte es hinausgeschoben werden, weil die Ungarn vorher die Berathungen zwischen der ungarischen und der kroatischen Regnikolar-Deputation erledigen wollen, nachdem die Kroaten dem am 15. d. M. zu eröffnenden kroatishen Landtage über die Resultate referiren wollen. Die Kroaten hielten heute eine Berathung ab, in welcher der Referent Miskatovics betraut wurde, die Forderung, be- treffend die Errichtung respektive Ergänzung der Sektionen, zu formuliren.j

Velgien. Brüssel, 6. Februar. (W. T. D) Heute fand bei der Zeitung „Le peuple“ eine Haussuhung statt, bei welcher das Blatt „Le Conserit“, dessen erste Nummer gestern erschienen war, beschlagnahmt wurde.

Großbritannien und Jrlaud. London, 6. Februar. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist heute Abend über Paris nah Cannes abgereist.

(A. C.) Jn Dundee fand am Donnerstag Abend eine E LSOE zu Gunsten des Homerule für Schottland statt, der etwa 3000 Personen beiwohnten. Die Verhandlungen gipfelten in der Annahme einer Res olution, welche erklärt, daß die Regelung aller auss{ließlich schottischen Angelegenheiten in die Hände des schottischen Volkes gelegt werden sollte. Eine Abschrift der Resolution wurde dem MALaRis von Salisbury und Hrn. Gladstone über- mittelt.

Frankreich. Paris, 5. Februar. (Köln. Ztg.) Der heutige Ministerrath beschloß, der Kammer keinen Vor- shlag zur Aenderung der Tagesordnung in dem Sinne zu machen, daß das Militärgeseß vor der Getreidezoll- srage berathen werde, vielmehr der Kammer selbst die Be- stimmung über diese Angelegenheit zu überlassen. Bezüglich der Erhöhung des Getreidezolls wurde der Ackerbau-Minister ermächtigt, seine persönlihe Meinung zu vertreten, da hier- über im Ministerium gleihwie in der Kammer getheilte An- sichten bestehen.

6. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des General - Residenten Bihourd in Hue, von gestern, meldet: die Truppenabtheilung des in Thanhoa operirenden Obersten Brissaud habe am 2. d. M. die stark befestigte Stellung von Hasenvuiloii(?) beseßt. Makao (?) sei von den Chinesen und Annamiten, die si dort in ziemli starker Anzahl festgeseßt hatten, geräumt. Der Widerstand des Feindes sei ein ernster gewesen; die französischen Truppen hätten 8 Verwundete, darunter 2 Offiziere, gehabt.

ÎTtalien. Rom, 5. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Senats brachte der Minister-Prä- sident Depretis die von der Deputirtenkammer angenommene Vorlage, betreffend die Bewilligung eines außerordent- lihen Kredits von 5 Millionen, ein. Der Senat beschloß die sofortige Berathung und nahm den Gesetzentwurf ohne Debatte einstimmig an.

6. Februar. (W. T. B.) Jn einem Bericht eines Schiffskommandanten aus Massovah, vom 22. Fa- nuar, an den Marine-Minister heißt es: Ras Alula ließ den Ober - Befehlshaber der italienischen Truppen, General Gené, durch Vermittelung des in Ketten gefangen gehaltenen Grafen Salimben i auffordern, die vorgeshobenen Forts zu räumen und \ih allein auf die Occupation von Massovah zu beshränken. Graf Salimbeni bat, dieser Aufforderung nahzukommen, da er mit dem Tode bedroht werde. General Gené antwortete, daß er der Aufforderung nit Folge leisten könnte. Die bezeichneten 7Forts dienten zum Schuß der Karavanen. Ex sei bereit, die Drohungen der Abyssinier zurückzuweisen.

Griechenland. Athen, 5. Februar. (W. T. B.) Die Nekruten-Einstellung soll bis zum Juni verschoben worden sein.

Amerika. Washington, 4. Februar. (R. B.) Der Präsident Cleveland hat die Bill über den Verkehr zwischen den Staaten der Union sanktionirt und die Bill über die Zählung der Wahlstimmen unterzeichnet sowie die Demission des Schaßamts - Sekretärs Manning und des Schaßmeisters der Vereinigten Staaten, Jordan, welche beide an die Spitze der neugegründeten Western National Bank von New-York treten, angenommen.

Afrita. Egypten. Kairo, 5. Februar. (R. B.) Die französische Regierung hat nunmehr eingewilligt, daß die egyptische Regierung 250000 Pfd. Sterl. egypt. zur Abschaffung der corvée (Frohnarbeit der Fellachen) verwende. Die egyptische Regierung hat daher alle zu Frohn- diensten Verpflichteten aufgefordert, sich zu melden.

HZeitungsstimmen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Bei einer „deutsch{freisinnigen“ Versammlung in Tilfit waren 65 Personen anwesend, von denselben bckannten sih 19 als Anhänger des Septennats, und nachdem sich diese entfernt hatten, beschlossen die übrigen einstimmig, cine Zustimmungsadresse an Hrn. Richter zu senden. Von diefer „glänzenden“ Kundgebung machte die „Frei- sinnige Zeitung“ bedeutendes Aufbßeben.

Aus Landsberg a. W., v. 3. Februar, berichtet man der „Neuen Preußischen Zeitung“: ___ Der Kandidat der „Liberalen“, Stadtrath Richard Groß, erklärte in der allgemeinen Versammlung soeben: „Jh slehe wohl auf dem Programm der Deutschfreisinnigen, werde aber unbedingt für das Septennat stimmen. Nimmt mich wegen dieses leßteren Umstandes die deutsfreisinnige Fraktion nicht auf, so werde i kTeinesfalls zu den Nationalliberalen mich gesellen, sondern mit allen Denjenigen zusammenthun, welche aus demselben Grunde von den Deutsfreisinni- gen nicht aufgenommen werden.“ (Werden Freisinnige dieser Art mehrfach gewählt, so darf man sich auf eine neue „Secession“ gefaßt machen.)

_— Der Münchener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ schreibt derselben :

Ohne voraus die Namen nennen zu dürfen, weiß ih gewiß, daß zwei weitere Centrumskandidaten dem Septennat freundlih sind, zu- sammen also bisher sechs8. Die Umwandlung innerhalb des Centrums ist damit noch lange nit abges{lofsen.

Die „P o st“ meldet;

In Graudenz hat man den Staats-Minister a. D. Hobrecht als den Welnigen Kandidaten aller deutshen Wähler aufgestellt, ohne daß sih die VDeutsch-Freisinnigen um die Wünsche ihres Parteipapstes kümmerten, wie das ja au anderwärts oft geschehen ist. Der „Graudenzer Gesellige“ begrüßt diesen Entshluß mit folgenden kräf- tigen Worten: „Der Beschluß der Graudenzer liberalen Wählerversamm-

lung wird wabrbaft nationalgesinnte Deutschealler Parteien unseres Wakhl- kreises mit aufritiger Freude erfüllen. Die Hetartikelchen des sogenannten e Deutschen Reichsblattes* und die Diktatorsvrache des Eugen Richter- s\{chen Organs haben sich als gänzlich einflußlos erwiesen. Partei- nervosität ist bei uns in der Ostmark, dem Kampffelde zweier Na- tionalitäten, eben nicht angebraht. Wenn die Deutschfreisinnigen des Wakhlkreises für Hrn. Hobreht stimmen, maten sie sich nicht zu Deutschen zweiter Klasse, die anderen Parteien hörig sind (wie si das Berliner sogenannte „Deutsche Reichsblatt*“ ausdrückt), sondern fte zeigen sih als Deutsche erster Klasse, als Deutsche, die ihr Vater- land lieben und nit blos Parteiinteressen fennen, sondern auch die Pflichten einer deutshen Partei rihtig zu würdigen wissen.“

Zu den Wahlen sagt die „Berliner Börsen- Zeitung“:

Ein ganz besonderes Interesse in der gegenwärtigen Wakhlbewegung nehmen die Vorgänge im ultramontanen Lager in Anspru. Die flerifalen Blätter mögen noch so viel Widerspru und Spott äußern, die Thatsache bleibt doch bestehen, daß in der Centrumépartei eine lebhafte Gährung und Zersetung berrscht und daß eine höchst beahtens- werthe Scheidung der Geister sich vollzieht. In Dußenden von Wakhslkreisen, die als die festesten Besißungen der Ultramontanen gelten, sind den bisherigen Abgeordneten von der ertremen antinational-oppositio- nellen Richtung Kandidaten gegenüber gestellt worden, an dercn gutfirch»- lih-fatholisher Gesinnung niht zu zweifeln ist, die vollkommen auf dem fkirchenpolitischen Programm der Centrumspartei steben, die aber nicht mehr einsehen, was die Interessen der fatholischen Kirche mit den welfischen Bestrebungen des Hrn. Windthorst und mit der Föôre- derung aller destruktiven, reihéfeindlihen Wühblereien zu tbun baben. Zum nächsten Ausdruck ihrer Gesinnung verpflihten ih diese Kan- didaten förmlich auf das Septennat oder fie geben, wie auch einzelne bisherige Abgeordnete der Centrumspartei, Erflärungen ab, wonach sle si ihre Entscheidung vorbehalten, was nach Lage der Sache auch nicht viel anders ift, als die Zusage der Bewilligung. Inwiefern diese gemäßigtere, reihsfreundlichere Gesinnung im Centrum schon bei den bevorsiehenden Wahlen zum Sieg fommt, wollen wir abwarten. Aber au wenn die ultramontanen Intransigenten noch einmal allent- halben durchdringen sollten, fruchtlos wird diese Bewegung im fkleri- falen Lager doch nicht bleiben. Die Opposition gegen die welfish- demokratische Leitung des Centrums ist doch, und zwar gerade in den gelstig und wirtbscaftlich höher stehenden und unzweifelhaft gut kirchlih gesinnten Schichten des katholisden Volkes zu cinem Aus- druck gekommen, der mächtig fortwirken wird, auch wenn in der parlamentarishen Vertretung zunächst noch der alte Geist überwiegen sollte. Es fracht und gährt in der Centrumspartei an allen Een und Enden, und Herr Windthorst wird für seine welfisch-demokratischen Interessen nicht nur keine Reichstagsmebrheit, er wird auch seine Partei nicht mehr geschlofsen hintec {h haben.

—_ Jn einem „Ein neues Bild“ betitelten Aufsaß sagt der „Schwäbische Merkur“:

In früheren Reichstagswahlkämpfen nahm man es zumeist er- gebungsvoll als Schicksal bin, daß die ungefähr hundert Mann, welche sich Centrum nennen und der Führershaft Windthorst's folgen, aus der Wablurne wieder hervorgehen werden. Es sei da nichts oder nicht viel zu machen, hieß es; das Verhältniß sei cben als ein Unglück zu betrachten, andere Zeiten würden es vielleicht einmal ändern. Andere Zeiten? Schlehter Trost. Die Zeiten sind die Menschen. Wir dürfen die Hand nicht in den Schoß legen auch den \chwierigsten äußeren Umständen gegenüber. Wenn wir uns nit wehren, wird sich Niemand für uns wehren. Höchstens werden die Umstände noch s{lechter, wenn wir ihaen thatenlos zusehen. Aus den hundert werden dann hunderteins, hundertzwei u. \. f. Das hat fich au wirklich bewahrheitet, mancher Wahlkreis ist dem Centrurn noch zugefallen, weil man auch das für Schicksal nahm, auch in diesem und jenem Wahlkreise zusah, wie er vollends erobert wurde, statt jeden Zoll breit zu vertheidigen. Nicht überall ist es so gewesen, besonders am Rhein ift vielfach mit Aufbietung der äußersten Kraft gekämpft worden, streitige Sitze sind genommen, nur nah hbart- näctigstem Widerstand verloren und auch wieder gewonnen worden. Aber allerdings, das waren Erfolge der natio- nalen Anstrengungen in einzelnen Fällen, der große Be- stand des Centrums ift geblieben, Im jetzigen Wahlkamvf aber soll endlich, wie es scheint, au an ihn die Hand gelegt werden. Der „Thurm“ wird untergraben. Es wäre freilich ein Wunder, wenn es gelänge; aber es wäre aud des Schweißes der Edel:11 werth. Und an Wundern bietet ja dieser Wahlkampf noch Anderes. Su&t man do „deutschfreisinnige“ Kandidaten und wird sie allem Anschein nach au finden, welche für das Septennat stimmen. Man wird eben noch merkwürdige Dinge in dicsem Wahlkamvfe erleben, wenn einmal dem Wähler überall die Augen aufgegangen sind, daß es sh bandelt um Haus und Hof, um Weib und Kind, sie zu fichern, zu {irmen vor freindesgefahr. Und wenn nun fromm katholische Männer, Lenchten ihrer Konfession, von hocdhangesehenen Namen, wie Fürst Leopold von Hohenzollern, cin Verwandter des Kaiserhauses, aus demselben alten chwäbischen Herrscherstamme entsprofssen, hervortreten und cinen Auftrag als \{chlichte Abgeordnete des Volks anzunehmen 11h bereit erklären; . . . wenn das katholische Volk . . . eine Anzahl von Männern, wie sie jeßt vorgeschlagen sind, so Fürst Leopold, Fürst Jsenburg, der kommandirende General von Loë, Freiherr von Sole- mader, wirflich wählt, und diese bilden cinen Stamm, der zu Allem bereit sein wird, nur niht welfisher Führung zu folgen; nun dann wird eben ein Loh in die Grundlage des „Thurmes“ „gegraben, dann ändern sich eben die Zeiten

Ministerial-Blatt für die gesammte innere Verwal- tung in den Königlich preußischen Staaten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 1. Inhalt: Behörden und Beamte. Verzeihniß von Behörden, an welche Gesuche um An- stellung Seitens der Militäranwärter zu rihten sind. Unterrichts- verwaltung. Konservirung vorgefundener Ueberreste der Vorzeit, wie Stein- und Erdmonumente 2c. Verwaltung dec Kommunen, Kor- porationen und Institute. Die Ersatzwahlen für den Provinzial- Landtag. Verträge mit Kreis-Korvorationen über die Erfüllung der geseßlihen Bedingungen für den Bau von Eisenbahnen. Die mit der Staatsaufsiht verbundenen Befugnisse der sogenannten Zwangéctatisirung, der Selbstverwaltung der Provinzen, Kreise und Gemeinden gegenüber, betreffend. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Praktische Ausbildung der Eleven und Regierungsbauführer des Maschinenbaufachs. Bezeichnung derjenigen Dienststellen in der allgemeinen Bauverwaltung, welhe in Gemäßheit der ertheilten Vor- \hrift nur auf Kündigung beseßt werden sollen.

Eisenbahn» Verordnungs-Blatt. Nr. 4. Inhalt : Allerhöchster Erlaß, betr. Ernennung der im Staatscisenbahndienste beschäftigten Königlichen Regierungs-Baumeister des Maschinenbau- fahs zu Bau-Inspektoren bei der ersten etatsmäßigen Anstellung. Vom 24. Januar 1887, Erlaß des Ministers der ffentlichen Arbeiten: vom 21. Januar 1887, betr. Verwendung der in den Betriebs-Ctats für „außergewöhbnlihe Unterhaltung und Ergänzung“ vorgesehenen Mittel. Nachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 6, Inhalt : Amtliches: Perfonalnahrihten. Nichtamtliches: Die Berliner Stadtbahn im ersten Jahrfünft. Wohnhaus in Berlin. Der Kraftbegriff und andere in der Mechanik übliche Ausdrücke. Selbst- thâtiges Wehr mit rautenförmigen Klappen. Das neue Hauvpt- Postamt in Paris. Trockenlegung feuchter CEinschnittsböshungen mittels Drainröhren. Vermischtes: Neubau eines Dienstgebäudes für das Finanz-Ministerium in Dresden. Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reis. Bauten und Denkmäler Bremens. Heizung der Lokomotiven und Dampfschiffe mittels Naphtas. Umgestaltung der Stadtmitte von Florenz. Entwurf eines indo-europäischen Kanals. Stahldraht von besonders hober Festigkeit. Büchershau. Bekanntmachung.

Landtags - Angelegenheiten.

Dem Herrenhause ist der Bericht der IX. Kommission über die Entwürfe ciner Kreisordnung für die Rheinprovinz und eines Gesetzes über die Einführung der Provinzial- ordnung vom 29. Juni 1875 in diefer Provinz, nebst den Ab- änderungs-Anträgen, zugegangen.

Dem Hause der Abgeordneten ist ein Geseßentwurf, betreffend das Theilungsverfahren und den gerichtlichen Verkauf von Immobilien im Geltungsbereihe des Rheinischen Rechts, zugegangen, ferner ein von den Abgg. Dr. von Cuny, Greiß, Lehmann und Olzem eingebrachter Antrag auf Annahme eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des Geseyßes vom 20. Mai 1885 über die Veräußerung und s: Belastung von Grundstücken im Gel- tungébereich des Rheinischen Rechts.

Statiftische Nachrichten.

Die Nr. 377 der „Mittheilungen der Großherzog- li hessishen Centralstelle für die Landesftatistik“ hat folgenden Inhalt : Ergebnisse des Betriebes der Oberhessishen Eisen- bahnen 1885/86. Einnahmen aus Stempelmarken 1884/85. Steuerrückvergütungen für ausgeführtes Bier 1885/86. Meteorol. Beobacht. zu Darmstadt Dezember 1886. Metcorol. Beobacht. zu Schweinsberg Dezember 1886. Meteorol. Beobacht. zu Kassel Dezember 1886. Vergl. meteorol. Beobacht. November 1886, Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegenst. Dezeiiber 1888. Sterblichkeitéverhältn. Dezember 1886. Anzeige.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Soeben erschien: „Theorie und Praris des heutigen gemeinen preußischen Privatrechts.“ Auf der Brundlage des Werkes von Dr. Franz Förster bearbeitet von Dr. M E. Eccius, Geh. Ober-Justiz-Rath und vertrag. Nath im Justiz-Ministerium. I. Band. (Die Grundbeagriffe und die Grundlehren des Rechts der Sculdverhältniffe.) Fünfte Auflage. (Zweite der neuen Bearbeitung.) (Verlag von Georg Reimer in Berlin 8W. 11. Preis: geheftet 15 M, gebunden 17,50 4) In dem Vorwort zu dieser (5.) Auflage sagt der Verfasser: „Die neue Ausgabe der Theorie und Praxis des preußischen Privatrehts bezeichnet sich als „auf Grundlage des Werkes von Dr. Franz Förster“ von mir bearbeitet. Als ih vor sieben Jahren unternahm, das Buch meines verstorbenen Freundes in vierter Auf- lage herauézugeben, wor ih mir bewußt, daß tie Veränderung der Geseße und die Nothwendigkeit der Erörterung neuerdings bervor- getretener Fragen zu einer erheblihen Umgestaltung des Werkes führen werde. Aber nur der Wunsch, Förster's Buch der Praxis zu erhalten, hatte mir die Feder in die Hand gegeben und ih mußte mi deshalb bei meiner Arbeit streng an die Gedankenfolge Förster's anschließen, durfte von den Auëführungen desfelben nicht leiht etwas fortlassen und batte Wort für Wort zu prüfen, ob ein Anlaß zu Abänderungen vorliege. Sollte sich freilich meine Arbeit als ein einheitlihes und brauchbares Werk erweisen, und sollte der innere Zusammenhang der von mir selbständig bearbeiteten Abschnitte und des Ueberarbeiteten nicht vermißt werden, fo durfte ih nicht unterlassen, der eigenen Auf- fassung, wo sie von der Förster's wesentli® abwic, bestimmten Aus- dru zu geben. Im Fortgang meiner Arkeit zeigte sich, daß die Less barkeit und Uebersihtlihkeit des Werkes bei zu strengem Festhalten dieser ursprünglich befolgten Methode leiden würde, und ich fam des- halb dazu, mehrfah nur das Wefentliche des Förster'scen Buches in die neue Bearbeitung hinüber zu nehmen. Als unmittelbar nach Vollendung meiner Arbeit das Bedürfniß nah einer neuen Auflage hervortrat, mußte ih mir sagen, daß die vierte Auëgabe nicht durh- aus gleihmäßig bearbeitet fei, und daß die ersten Abschnitte des Buches niht überall den vollitändigen Ausdru meiner eigenen Anschauung enthielten. Ich habe deshalb geglaubt, bei der neuen Bearbeitung gegenüber dem Förster'shen Werk einen freieren Stand- punkt in Anspru nehmen zu follen. Bei den Rechtsnahfolgern meines verewigten Freundes fand ich hierfür die vollste Zustimmung. In Uebereinstimmung mit denselben habe ich Förster's Werk als die Grundlage meiner Arbeit festgehalten, aber ih darf das, was ich biete, niht mehr als Förster's Werk bezeihnen, wenn auch Einzelnes ohne wesentlihe Aenderung übernommen ist. Festgehalten habe ih im Wesentlichen, aber nidt überall, an der Ordnung, in welcher Förster den Rechtsstoff behandelt hat, wenn ih dabei auch zuweilen einen abweichenden systematischen Aufbau versuht habe. Infolge dessen hat in diesem Bande den einzelnen Paragraphen in ihrer früheren Zahlenbezeihnung meist im Wesent- lichen derselbe Rechtsftoff wie in den früheren Ausgaben belassen werden können. Der §._23, welcher von der allgemeinen Natur der Beziehungen des Subjekts zum Objekt dec Berechtigung handelte, ist in zwei Paragraphen zerlegt, die dem persönlichen und dinglichen Recht und einer allgemeinen Erörterung des Grund- buhwesens gewidmet sind. An die Stelle des mit „Verfügungsfähigkeit* überschriebenen §. 28 ift eine Auseinanderseßung über das „Nechts- geschäft“ getreten. In die Behandlung der Verjährung durch Nicht- gebrauch (§. 57) ist die in den früheren Ausgaben davon gesonderte Erörterung der Verjährung von Entschädigungsansprüchen (S 120 der früheren Ausgabe) hineingezogen. Die Anfechtung von Mets» handlungen dur Gläubiger, welcher Förster ihren Platz im Vertrags- recht (§. 88) angewiesen hatte, ist an dieser Stelle gestrichen; die Anfechtung von Verirägen durch die Paciszenten ist in den §. 87 verwiesen und §. 88 ist zu einer zusammenfassenden „Darlegung der bei Aufhebung und Anfechtung von Verträgen entstehenden Nück- leistungspflicht benußt worden. Der Vermögensverfali und das Konkurs- recht, denen Förster mit Rücksicht auf die dadurch bewirkte Ver- änderung im Obligationsgegenstand ihre Stelle angewiesen hatte (§S§. 109 bis 116), sind in die Lehre vom gerihtliben Shuß der Schuld- verhältnisse, insbesondere in die der Darstellung von Klage und Ein- rede aus Schuldverhältnifsen binzugefügte Lehre vom gerichtlichen Zwang gestellt worden. Un dieser Stelle hat auch im Ansluß an die das Civilrecht berührenden Grundsäße von der Zwangs- vollstreckung (§8. 111 f.) das Anfehtungtrecht (S. 114) Erörterung gefunden. Für die Darstellung der einzelnen Lehren habe ih den Grundgedanken Förster's, die Theorie des preußischen Rechts im Zusammenhang mit der jeßt maßgebenden Auffassung ‘des gemeinen Rechts darzustellen, überall festgehalten. Im Uebrigen bin ich davon ausgegangen, daß die vorliegende Bearbeitung meine eigene Auffassung wiedergeben soll, ih habe deshalb auch nicht wie in der vorigen Ausgabe überall sondern nur da, wo mir dieser Hinweis erheblich fien, darüber Rechenschaft gegeben, wie sich die jetzt vertretcne Auffasjung zu derjenigen Förster's verhält. Einen Theil der gemeinrehtlichen Auseinandersezungen, der mir zur Jllustra- tion des preußishen Rechts nicht wesentlich schien, babe ih im Ver- hältniß zu den früheren Ausgaben gekürzt. Die Revision der einzelnen landrechtliden Lehren hat mi nit selten von dem Standpunkt Försters noch weiter, als in der vorigen Ausgabe hervortritt, ab- geführt, auh die eigenen Auseinandersezungen der vorigen Ausgabe habe ich nicht ohne Kritik und in Folge dessen nit überall unverändert beibchalten. Eine nicht unerhebliche Anzahl von rehtliGen Bezichungen, welhe garnicht oder nur beiläufig erörtert waren, hat grundsäßlihe und eingehende Erörterung gefunden. Be- sondere Nücksicht ist selbstverständlich überall auf die Praris des Reichs- gerihts genommen. Nach meinem Dafürhalten- gehört es ¿u den wesentlichen Aufgaben einer wissenschaftlihen Erörterung des Rechts, der Fortentwicklung desselben in der Praris aufmerksam zu folgen, die Ergebnisse derselben aber niht ohne Weiteres anzunehmen, sondern zu prüfen, Wo ih dem Reichsgericht nicht zustimmen konnte, habe ih die abweichende Ansicht zu begründen versucht.“

Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen (General der Infanterie), „Strategishe Briefe I.“ (E. S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstr. 68—70. 7 M.) Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen läßt auf feine

Militärishen Briefe“, die ibm {nell das gesammte militärische Publikum gewonnen baben, „Strategishe Briefe* folgen. Er be- stimmt die Strategie als eine Kunst, zu weldber nur gewisse Charaftereigenshaften befähigen, erhöht durch Studium und entwidtelt und erprobt durch Erfahrungen im Dienste und Kriege. Da sich die Lebren der Strategie am Deutlichsten und Leichtesten aus der Betrach- tung bestimmter Feldzüge ergeben, so erörtert der Verfasser den Be- ginn des Krieges von 1806, die Eröffnung des Feldzuges von 1859 in der Lumellina bis zur Sclaht von Magenta und die des Krieges von 1870 bis zur Schlacht von St. Privat in insgesammt 20 Briefen, in welchea nit allein dieselbe Klarheit, Gefälligkeit und Sicherheit der Darstellung, wie sie den früheren Briefen eigen war, den Leser fesselt, sondern zu aller Belehrung über die wihtigsten Fragen der Heerfübrung auch manche höchst werthvolle Erweiterung unserer Kennt- nisse über die Begebenbeiten jener Kriege selbst geboten wird.

„Das bulgarische Festungsviereck.“ Ein NüdwLblick auf den russisch - türkishen Krieg 1877/78. (E. S. Mittler & Sohn, Königliwe Hofbuhhandlung, Berlin, Kochstr. 68—70. 0,75 4) Ein mit den Ereignissen des russisch - türkishen Krieges von 1877/78 aufs genaueste vertrauter Militär mat in einer Schrift : „Das bul- garishe Festungsviereck“ auf den oft verkannten großen Einfluß auf- merfsam, den dasfelbe (Rustshuk—Silistria - Warna—Schumla) auf die Operationen dennoch ausgeübt bat, und weist na, wie es einer- seits die Ruffen genöthigt hat, die langen Verbindungslinien durch Rumänien zu wählen, anderseits die Türken ihre Streitkräfte ¿zu ver- zetieln veranlaßt hat. Ein Rücblick auf den Verlauf des Krieges ergiebt im Einzelnen, daß es für den Gang der Ereignisse von ein- greifender Wichtigkeit gewesen ist.

Frankreich in Wort und Bild. Seine Gesc{ichte, Geographie, Verwaltung, Handel, Industrie, Produktion, geschildert von Friedrich von Hellwald. Mit 458 Illustrationen. In 57 Heften à 75 4. Leipzig, Schmidt & Günther. 50.—57. Heft. Dieses ausgezeichnete Werk liegt jeßt vollständig vor. Es ift die beste sachgemäße Schilderung Frankreihs und seiner Kolonien, die in den leßten Jahren erschienen is. Gauz abgesehen von dem lehrreicen und unterbaltenden Tert ist das Werk aud wegen seiner vortrefflichen Illustrationen eine Zierde jedes Büchertisches. Die Verlagskbandlung liefert für jeden der beiden Bände 5 4) elegante Einbanddeen, welche der Ausstattung des Werks entspreten. :

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Gewerbe und Handel.

Das „Deutsche Handels- Archiv“ (Februarbeft) weist in

einer Mittheilung Über den auswärtigen Handel Javyans im Jahre 1885 darauf hin, daß Deutschland auch an der Zufuhr von Butter und kondenfirter Mil, für welche Artikel in Japan eine steigende Nachfrage bei guten Preisen vorhanden s\ci, sich betheiligen könnte. Wie die Butter-Versandtgeschäfte jeßt die deutsde Kriecgs- marine zu befriedigen verstehen, so sollte es denselben unshwer ge- lingen, mit Hülfe der neuen Dampferlinien auc Japan mit Butter zu versorgen. Aus einem Artikel der genannten Zeitschrift, betreffend die Betheiligung Deutschlands an der Antwerpener Weltausstellung 1885, verdient u. A. hbervorgehoben zu werden, daß von den 823 deutsen Ausstellern, nachdem 9 der hervorragendsten derselben in ihrer Eigenschaft al3 Mitglieder der Jury, „hors concurs“ ge- setzt waren, 774 Belohnungen erhielten. Auf 109) Aussteller entfielen biernach 94 Belohnungen, während der Prozentsatz füc die anderen europäischen Länder, nämlich England, Oesterreih, Belgien, Frank- rei, Italien, Nußland und die Schweiz nur bezw. 71,4, 84,4, 70,7, 85,1, 85,9, 86,2 und 80,4 betragen habe. M den verschiedenen Zweigen der Eisen- und Stahlindustrie soll in Chile der englische Import noch vorherrschend fein. Abgesehen von einer Lieferung Stahl- ichienen, welche von einer deutshen Firma ausgeführt wurde, sollen Lokomotiven, Lokomobilen, landwirthschaftlihe Maschinen und Werk- zeuge, Schienen, Dampfkessel und kleinere Eisen- und Stahlgeräthe und Werkzeuge fast auëschließlich aus England eingeführt werden, Deutsche Waaren follen überhaupt in Chile zu denselben Preisen wie englische nur mit äußerst geringem Gewinn zu verkaufen fein. Laut einer Mittheilung aus Venezuela hat sich die dortige Lage in leßter Zeit günstiger gestaltet. Nach langer Pause seien in Caracas und an den anderen Stapelpläten wieder zahlreihe Käufer eingetroffen. Die bisher stattgehabten Umsäße sollen befriedigt haben Der Auf- schwung, welchen das shwedishe Spritgeschäft genommen bat, erhellt daraus, daß nach dem „Deutschen Handelzarchiv“ die Einfubr von fremdem Sprit nach Schweden von 61200 1 im Jahre 1884 auf 22 548 000 1 in den erften elf Monaten 1885, und die Ausfuhr von 182 000 1 in 1884 auf 21094090 1 in den erften elf Monaten 1886 gestiegen ist. Die gesammte Mehr-Einfuhr und Ausfuhr seit 1384 wird der ang Een Ausdehnung der Spritveredelungsfabrik in Sarls8hamn zugesrieben. 5 S Vom A Pfandbrief- Institut sind bis Ende Januar 1887 7716900 M 33%/oige, 20281200 4°/oige, 4553900 M 4F9%oige und 9457200 M 9 °/oige, zusammen 2099 200 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 7 655 900 35 ‘/oige, 17860200 M 4°/oige, 28 499700 M 43%/vige und 4 686 600 Æ 5 oige, zusammen 58 703 400 M Pfandbriefe Seitens der Grundstüksbesitzer verzinslih sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 332200 M, im Laufe des Monats Januar 1887 angemeldet 1 Grundstük mit cinem Feuer-Versicherungswerthe von 24 509 M :

Die Vertreter der Leder - Industrie Deutschlands haben im Sommer vorigen Jahres mehrfache Berathungen gehabt, um für die im Rückgang begriffenen Messen einen Ersatz zu hafen. In einer in Frankfurt a. M. abgebaltenen Versammlung war man übereingekommen, an Stelle der Meffen „Börsentage“ zu veranstalten. Diesem Beschluß zufolge haben bereits in Frankfurt a. M. und in Leipzig Börsentage stattgefunden, welche einen sehr günstigen Verlauf genommen baben. Am Sonnabend fand nun im Generalversainmlungs- Saale der biesigen Fondsbörse wieder ein solher Börsentag statt und nahm einen sehr erfreulihen Verlauf. Vertreten waren beinahe alle Abtheilungen der Lederindustrie, so der Rohlederhandel, Fabrikanten aller Gattungen, Kommifsionäre, Grofsisten und Detailbändler, Schuh- fabrikanten, Handshuhmaer, Händler in Gerbstoffen, Thran, Dégras, Maschinenfabrikanten u. \. w.; der Besuch war also ein außerordent- lih zahlreiher. Der Börsentag wurde durch den Vorsitzenden des Aeltestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft. Commerzienrath Frentzel, mit einer Ansprache eröffnet, welche mit cinem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser {loß Der geschäftlihe Verkehr entwidelte sich alsdann in umfangreicher Weise.

Nah tem Ges®&äftskeriht des Aktien - Bauvereins Unter den Linden pro 1886 haben si die Verhältnise der Ge- sellschaft wieder gebessert. Von der \chwebenden Schuld wurden 25978 und mit dem 1. Januar cr. weitere 7009 t gezablt, so daß dieselbe jeßt nur noŸ 22654 M beträgt. Diese dürften im Laufe des Jahres aus dem Betriebe gedeckt werden. Der Ueberschuß pro 1886 beträgt 24177 A Hiervon werden 2000 M für Projekt- \fizzen abgesetzt, 10 090 A auf Grunditück abgeschrieben und der Rest von 12177 4 zur Verringerung der Unterbilanz verwendet. Lettere beträgt nunmehr noc 1 635793 M

Aus dem Geschäftsberiht des Dortmunder Bank- Vereins für das Jahr 1886 find folgende Angaben hervorzuheben: Der Gefammtumsay hat sich gegen das Vorjahr um 4 Millionen Mark erhöht, der Bruttogewinn beträgt 171 852 A (+ 32100 M). Hiervon entfallen auf Zinsen und Diskont 23766 .%, Provisionen 7149 M, Diverse 1183 Æ Nach Abzug der Verwaltungskosten und Steuern beträgt der Gewinn 132 389 4, der in nachstehender Weise Verwendung finden foll: zu Abschreibungen 4633 4, zur Verstärkung des Reservefonds 12775 Æ, 6%/ Dividende auf 1500390 M 90018 A, zu ftatutenmäßigen Tantièmnen 13742 Æ, zur Bildung eines besonderen Re'ervefonds 11 220 M

Der Aufsichtsrath der Kommunalbank des König- reichs Sachsen bat beschlossen, für-tas Fähr 1886 eine Dividende von 109% wie im Vorjahr zur Vertheilung ¿u bringen.

Glasgow, 5. Februar. (W. T. B.) Die Vor

Roheisen in den Stores belaufen sich auf 842 203 §84 089 Tons im vorigen Jabre. Ew der im Betrieb Dohöfen 75 gegen 94 im vorigen äIxhre. 9 s L D. Februar, (W. D. D) Der Werth der in der vergangenen Woche eingefübrten Waaren betrug 8996 091 Doll. , davon 3320690 Dol. für Stoffe. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7529145 Doll., davon 2612399 Doll. für Stoffe.

Buenos-Aïres, 5. Februar. (W. T. B) Während Monats Ianuar d. J. sind hier 35 Dampfer mit 8700 Ei wandertrn eingetroffen. Die Zolleinnahmen betrugen währent desselben Monats 2922 000 Piaster für Buenos-Aïres und 514 000 Piaster für Rosario.

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Submisfionen im Auslande.

Belgien.

1) 2. März, 114 Ubr Vormittags. Société Nationale des chemins de fer vicinaux zu Brüffel. Bureau rue de la loi Nr. 9,

Vergebung des Betriebes der Linien

Charleroi—Moeont sur Marchienne, ¿ —Montigny le Tilleul, y —Lodelinsart (Saint Antoine).

Näheres in obigem Bureau.

D selben Termine ebendaselbst. Vergebung des Baues der Strecke Sprimont—Pont de l'Ourthe (1. Sektion der Linie Sprimont—Poulseur). A

3) 9, März, 11è Uhr Vormittags, ebendaselbst. Lieferung von Tranêportmaterial für Linien von 1,435 m Spurweite.

4 Personenwagen 1. u. 2. Klase gemi!cht, Z desgl. 2. Klasse, 5) 6 Gepäckwagen, 6 Frahtwagen mit Seitenwänden von 10 t, 2 tesgl. flache E 6) 2 desgl. geschlossene O Näheres ebendaselbît. Jtalten.

1) 12. Februar, Direzione d’Artigleria dell’ Arsznale in Turin: Stahl- und Eisengeräth, als: Schrauben, Nägel, Angeln, Rahmen 2. E

2) 14. Februar, 19 Uhr Vorm., Präfektur in Genua: Eiserne Brücke über den Migliarese bei Bufalla; Voranschlag §938 Lire. /

3) 15, Februar, Mittags, Telegraphen-Direktion in Dai Lieferung von 11500 Stück Telegraphenstangen aus Roßkastanienholz im Verlaufe von 5 Jahren, jährlich 2300 Stück; Voranschlag 104 390 Lire.

4) 16. Februar, Mittags, Königlihe Waffenfabrik in Torre- Annunziata bei Neapel: 1090 kg kleine Eisendraht-Stifte. Vor- anschlag 1000 Lire. Leder für Sävel- und Bajonett-Scheiden Futter in Trapezform.

9) 17. Februar, 10 Uhr Vorm, Genio militare della Reale marina in Spezia: Inftallation zweier Dampfkessel und einec Dampfmaschine auf der Werft San Bartholomaeo; Voranschlag 22 000 Lire.

6) 18. Februar, 1097 Uhr Vorm., Direzione Artigleria della Reale marina in Svezia: zwei gleiche Drebpressen (Torni) zu ca, 16 009 kg das Stü: Voranschlag 24 000 Lire, -

7) 18. Februar, Mittags, Direzione costruzioni nayvali in Neapel: 80000 kg Mineral-Schmieröl für Maschinen; Vor- anshlag 74 090 Lire (bereits zwei Mal vergeblich au8ge\{rieben, efr. „R.-A.* 22. Dezember 1886). : E

3) 19. Februar, 3 Uhr Nahm., Königlibe Waffenfabrik Terni: 4900 qm Pavppelholz-Brettchen (aszicelli); Voranschlag 10 009 Lire.

9) 19. Februar, 19 Uhr Vorm., Direzione territoriale d’Ar- tigleria in Spezia: 1830 qm Bretter verschiedener Größe aus Pappel-, Ulmen-, Lärchen- und Eichenholz. i:

10) 21. Februar, Direzione d’Artigleria della fonderia (Œifen- gießerei) in Genua: 3000 kg aufgedrehtes Baumwollengarn; Vor- anschlag 2700 Lire.

Verkehrs - Anftalten.

Nah Tanger in Marocco ist über Gibraltar eine Sale graphenverbindung hergestellt worden. Die Wortgebühr Telegramme nach Tanger beträgt für die Beförderung über Spanien, San Roque 40 4; über Schweiz, Malta 60 4; über Groß- britannien 75 s. : : i

(Dr. J.) Neuester Zusammenstellung zufolge betrug _die Länge der sähsishen Staatsbahnen im Jahre 1886 (inkl. der gepacht-ten, aber erkl. der verpahtcten Streken) 2265,99 km, d. h. geaen Schluß des Vorjahres 57,76 km mehr. Hievon dienen 2233,92 km dem Perfonen- und Güterverkehr, 32,47 km nur dem Güterverkehr. Normalspurig find 2108,87 km, \hmalspurig 157,12 km.

Oamburg, 7 Sebruar (B S B) Dex Postdampfer „Suevia“ der Hamburg-Amerikanishen Packetfabrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, gestern 5 Uhr Nachmittags Lizard passirt.

Triest, 6. Februar. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Euterpe“ ist mit der ostindishen Post gestern Abend aus Alexandria hier eingetroffex.

London, 5. Februar. (A. C.) Die allgemeine Einführung unterirdisher Telegraphenleitungen in England scheint noch in weitem Felde zu stehen. Jn Erwiderung ciner über den Gegenstand an ihn gerichteten Anfrage erklärte der General-Poft- meister Raikes dieser Tage, daß jetzt Berathungen stattfänden, um wenigstens die größeren englischen Städte durŸh unter- irdische Leitungen mit cinander in Verbindung zu setzen. :

London, 5. Februar. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Garth Castle“ hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt und der Castle-Dampfer „Drummond Castle“ ift auf der Ausreise gcstern von Darthmouth abgegangen. E

Der Union-Dampfer „Moor“ ist auf der Heimreise beute in Plymouth angekommen. . E S

Halifax, 4. Februar. (R. B.) Infolge des Strikes der New - Yorker Dockarbeiter war der von New-York nah Liver- pool bestimmte Postdampfer ,Wyoming“ gezwungen, zur Ein- nahme von Koßklen hier anzulaufen. Es heißt, daß viele andere atlantishe Dampfer genöthigt sein werden, während der ameri- fanishen Arbeiter-Streitigkeiten diesem Beispiel zu folgen. Der Strike unter den Grubenarbeitern in Neu-Schottland macht die Lage noch komvplizirter.