1887 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Feb 1887 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern noch den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten von Bismark entgegen.

Heute ließen Allerhöchstdieselben Sih in Gegenwart des Kriegs-Ministers Mannschaften vorstellen, welhe mit dem neuen Jnfanteriegepäck ausgerüstet waren, und arbeiteten sodann mit dem Kriegs-Minister und demnächst mit dem Chef des Militärkabinets.

Se. Kaiserliche und Königlicze Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 1. Uhr militärische Meldungen entgegen und besuhte Abends das Schauspiel- haus.

Der Bundesrath sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr, für Just zwesen und für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (20.) Sitzung des Hauses Der Abgeordneten, welher der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, der Minister der geist- lichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, fowie zahlreiche Kom- missarien beiwohnten, stand zunächst auf der Tagesordnung die Fortseßung der zweiten Berathung des Ent- wurfs des Staatshaushalts-Etats für 1887/88, und zwar: Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Beim Etat des Kunstgewerbe-Museums wünschte der Abg. Seyfarth (Magdeburg), daß das Museum auch an Sonntag- Nachmittagen dem Publikum zugänglich gemacht werde.

Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Pr. von Goßler, erwiderte, daß das nicht möglih sei ohne das Beamtenpersonal zu vermehren. Sein Bestreben sei gewesen, das Museum auch an gewissen Abenden dem Publikum zu gänglih zu machen, doch habe wegen finanzieller Schwierig- feiten ih diese Absicht bisher niht verwirklichen lassen.

Das Kapitel wurde bewilligt.

Bei Kapitel 124 Tit. 18 (Entschädigung der Geistlichen und Kirchenbeamten) wünschte der Abg. Dr. Brüel die baldige Vorlegung eines Gesegentwurfs, betr. die Entschädigung der Geistlichen für den Ausfall an Stolgebühren.

Das Kapitel wurde bewilligt; ebenso der Rest des Ordinariums. :

Im Extraordinarium werden u. A. zum Bau von Ge- bäuden für höhere Lehranstalten 368342 s verlangt; daruntec 8212 M zu baulichen Veränderungen und Herstellungen am Realoymnastum zu Fraustadt.

Der Referent Abg. Dr. Mithoff hob hervor, daß eine Petition eingegangen sei, in welcher die Staatsregierung ersucht werde an Stelle der baulichen Veränderungen einen Neubau zu beschließen.

Der Abg. Freiherr von Langermann- Erlenkamp bat, die Forderung abzulehnen und die Petition der Staatsregierung zur nohmaligen Erwägung zu überwöifen. Jn Fraustadt sci ein Neubau absolut erforderlich.

Der Ministerial-Direktor Greiff ecwiderte, daß nah einem Gutachten der Medizinalbehörde ein Neubau in Fraustadt nicht für nöthig erachtet fei. Die Forderung wurde bewilligt.

Jn Kap. 15 Tit. 68 werden behufs Pflege und Weiter- entwicéelung der Photogrammetrie 15000 s gefordert.

Der Aba. Berger forderte, daß diese Position in Zukunft in das Ordinarium eingestellt werde.

Dex Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, bat, die Position zu bewilligen. Jn der Laienwelt werde der Photogrammetrie leider bisher immer noch nicht die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt.

Der Titel wurde bewilligt, ebenso der Rest des Extra- ordinariums. Damit war die zweite Lesung des Etats des Ministeriums der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten erledigt.

Es folgte die zweite Berathung des Gesezentwurfs, be- treffend das Verfahren und das Kostenwesen bei der Güter- fonsolidation im Regierungsbezirk Wiesbaden mit Ausnahme des Kreises Biedenkopf und der durch die Kreisordnung vom 7. Juni 1885 (Geseß-Samml. S. 195) mit dem Regierungs- bezirt Wiesbaden vereinigten Gemeinden.

Die 88. 1—20 haben in der Kommission nur unwesent- lie Abänderungen erfahren und sie wurden in diesec Fassung vom Hause ohne Debatte angenommen.

8. 21 lautet nah den Beschlüssen der Kommission:

NVebertragungen aus einem Zutheilungs8bezirk in einen anderen

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sind, wenn sie die halbe Minimalgröße überschreiten, ohne ausê- drücklihe Zustimmung der übrigen Theilnehmer nur zulässig, sofern sie durch die Rücksicht auf überwiegende wirthschaftlihe Verhältnisse geboten erscheinen und der Konsolidationsvorstand zustimmkt.

Für die Zutheilung ist, unter zusammentrefsenden verhältniß- mäßig gleichen Ansprüchen verschiedener Theilnehmer auf die vor» liegenden Werthfklassen die Lage des bisherigen Besitzes vor der Nummer des Looses entscheidend. i

Eine Untervertheilung größerer Besitstüke in fogenannt- Normalparzellen findet nicht statt. :

Der Minister für Landwirthschast, Domänen und Forsten, Dr. Lucius bat, diesen Vorschlag der Kommission abzulehnen.

Nach kurzer Debatte wurde der Antrag in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse angenommen, ebenso die S8. 22—-38.

Die Kommission hatte zugleich folgende Resolution be- schlo sen:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

1) dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend das Verfahren und das Kostenwesen bei der Güterkonsolidation im Regierungsbezirk Wiesbaden mit Ausnahme des Kreises Biedenkopf und_ der durch die Kreisordnung vom 7. Juni 1885 (Geseß-Samml. S. 193) mit dem Regierungébezirk Wiesbaden vereinigten Gemeinden in der bei- gefügten Fassung die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen;

2) die Königliche Staatsregierung dringend zu ersuchen, die auf die Güterfkonsolidation im chemaligen Herzogthum Nassau be- züglihen Bestimmungen der mit landesherrliher Genehmigung erlassenen Verordnung des Herzoglich nassauischen Staats- Ministeriums vom 12. September 1829 und die dazu ergangenen abändernden und ergänzenden Vorschriften, einschließli des vor- liegenden Entwurfs und der zur Einführung etwa erforderlichen besonderen Bestimmungen, alsbald auch im Kreise Biedenkopf zur Einführung zu bringen.

Die Resolution wurde vom Hause angenommen.

Das Haus verwies sodaun den Geseßentwurf über das Verfahren bei Vertheilung von Jmmobiliarpreifen im Geltungs- berei des Rheinischen Rechts, sowie den Geseßentwurf, be- treffend das Theilungsverfahren und den gerichtlichen Verkauf von Jmmobilien im Geltungsbereih des Rheinischen Rechts und den Geseßentwurf, betreffend Ergänzungen des Ausfüh- rungsgeseßzes vom 24. April 1878 zum Deutschen Gerichts- verfassungsgeseß an die Kommission, welche mit der Vor- berathung des Antrags von Cuny betraut ist. . -

Letzter Gegenstand der Tagesordnung war: die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die durch ein Aus- einanderseßungsverfahren begründeten , gemeinschaftlihen An- gelegenheiten. : ;

Der Geseßentwurf wurde ohne Debatte in erster Lesung festgestellt.

Schluß 11/, Uhr. Nächste Sißung Freitag 1 Uhr.

Erwirbt der Vorstand eines Vereins in Erwartung fünftiger Verleihung der Korporationsrehte an den Verein ein Grundstü für die Zwecke des Vereins durh Kausver- trag mit der Maßgabe, daß die Auflassung nah Ver- leihung der Korporationsrechte an den Käufer erfolgen solle, so ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 30. Oktober v. J., der Kaufvertrag im Geltungsbereih des Preuß. Alg. Landrechts ein bedingt gültiger, welcher durh die Verleihung der Korporationsrechte rechtswirksam wird.

Jm Allerhöchsten Auftrage fand durch Se. Kaiser- lihe und Königliche Hoheit den Kronprinzen heute Nachmittag 1 Uhr die Schlußbesihtigung des Offizier- Kursus der Militär-Turnanstalt statt.

Der General-Lieutenant von Hesberg, Commandeur der Kavallerie-Division des 1. Armee-Corps, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier einge:roffen.

Bayern. München, 23. Februar. Die „Allg. Ztg.“ meldet: „Jhre Majestät die Königin-Mutter hat die Nacht theilweise in gutem Schlafe zugebracht. Die Schmerzen 1n der Schulter haben sih nicht wieder eingestellt“.

Meckelenburg - Schwerin, Schwerin, 29. *ebruar. Die „Mecklenburgischen Anzeigen“ schreiben: „JZm Großherzog- lichen Hause wird heute cin Festtag begangen, an dem nicht nur das ganze Land Mecklenburg, sondern ganz Deutschland den innigsten Antheil nimmt. Fhre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin-Mutter, die Erlauchte (G roß- mutter unseres Landesherrn und Shwester Sr. Maje stät des Kaisers, vollendet am heutigen Tage ihr 84. Lebens Ta N dankbarer Verehrung blicken die Unterthanen Meklenburgs zu Ihrer Königlichen Hoheit empor, welche ih durh so viele Beweise von Huld und Wohlwollen die Liebe des ganzen mecklenburgischen Volkes zu erwerben gewußt hat, insbesondere werden in der Residenzstadt Schwerin, deren Bewohner sich stets der Fürsorge der Erlauchten Frau zu erfreuen hatten, heiße Wün)che für das fernere Wohlergehen Jhrer Königlichen Hoheit zum Himmel emporgesandt. Möge Jhre Königliche Hoheit noch lange dem Großherzoglichen Hause und uns in voller geistiger und, körperlicher Jüüstigfkeit erhalten bleiben.

Im Neustädtisthen ‘Palais kem am gestrigen Abend eine von dem Geheimen Medizinal-Rath Dr. Mettenheimer Jhrer Königlichen Hoheit zu Allerhöchstderen Geburtstag dar- gebrachte „Huldigung“ zur Aufführung. Kurz vor E nachdem die Hofgesellschaft versammelt war, erschtenen die Aller- höchsten Herrschaften: Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Streliy mit Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Greßherzogin Marie, Jhre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin-Mutter mit Sr. Hoheit dem Herzog Johann Albrecht und Jhre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht mit Jhren Hoheiten der Herzogin Elisabeih und dem Herzog Heinrich. Nach Eintritt der Allerhöchsten Herrschaften be- aann die Ouverture zur „Huldigung“. Das Werk, vei dessen Aufführung das Hoftheater-Orchester bethe ligt war, gestaltete sh unter der Leitung des Hof-Kapell- meisters Schritt zu einer erhebenden Huldigungsfeter. Die Soli waren in ven Händen der Damen Schmitt-Csànyi und

Minor, sowie der Herren Hill und Nose; die Chöre wurden

vom Hostheaierhor ausgeführt. : :

Der heu:ige Tag wurde durch eine Neveille eingeleitet, welche sich Morgens durch die festlih beflaggten Straßen der Stadt bewegte.“

Qefterreih-Ungarn. Wien, 22. Februar. (Wien. Abdp.) |

Das Hexrenhaus des Reichsraths tritt am Freitag, den 25. d. M, wieder zusammen. Auf der Tagesordnung befindet sich u. A. eventuell die erste Lesung des Geseßes, betreffend die Ermächt:gung der Kaiserlih Königl)hen Regierung zur Beschaffung von Ausrüstunasgegenständen für die Landwehr und den Landsturm der im RNeichs- rath vertretenen Königreiche und Länder.

Der Ausgleihs-Ausshuß des Abgeordneten- hauses beendete heute in Gegenwart des Finanz-Ministers De. Ritter von Dunajewski die Berathung über den Bericht ves Subcomités für die Bankvorlage. Éin Antrag des Abg. Pr. Trojan, betreffend ven mehcsprachigen Text der Banknoten, blieb nah längerer Debatte in der Minorität und wurde von dem Antragsteller als Minoritätsvotum angemeldet, Dagegen wurde die von Abg. Neuner vorgeschlagene Resolution zum Beschluß erhoben. Zum Referenten der Ltajorität wurd? der Abg. Ritter von Biliùski bestellt. e i

-— 94. Februar. (W. T. B,) Wie die „Wiener Zei- tung“ bekannt macht, ist der österreichische General-Konsul Gsillerx in Alexandria mit der Leitung des General- Konsulats in Moskau betraut worden. :

Pest, 22. Februar. (Prag. Ztg.) Der Finanz- ausshuß und der staatsrehtlihe Legationsaus- \chuß des Oberhauses votirten in gemeinsamer Sißung, nah den Aufklärungen der Minister Tisza und Fejervary einhellig den Wehrkre dil.

Niederlande. Haag, 23. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer beendigte heute die Generaldebatte über den Geseßzentwurf, betreffend die Aenderung der Verfassung. Ein Antrag von Kochenius, betreffend die Erhöhung der Zahl der Abgeordneten, wurde mit 72 gegen 10 Stimmen, cin Antrag der Rechien, wonach die Neviston der Verfassung auf eine Nevision des Wahlrechts beschränkt werden sollte, mit 57 gegen 27 Stimmen verworfen.

Amsterdam, 23. Februar. (W. T. B.) Nachdem Feit dem 19, d. M.,, dem Geburtstage des Königs, mehrfach

kleinere Reibereien zwischen der hiesigen Arbeiterbevölke- rung und den Sozialdemokraten stattgefunden hatten, fam es in der verflossenen Nacht zu einer erheblicheren Ruhestörung. Die antisozialistishen Arbeiter zogen unter dem Rufe: „Es lebe der König!“ nah einem Lokal, in welhem sich zahlreihe Sozialdemokraten aufhielten. Es fam hier zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen den Anhängern beider Parteien, der von der Polizei nur mit großer Mühe unterdrückt wurde. Es sind mehrere Ver- haftungen vorgenommen worden. Die Zahl der bei dem Zusammenstoß Verwundeten steht noch nicht fest; bisher sind 23 Personen, darunter 5 Schwerverwundete, in das Hospital gebracht worden.

Großbritannien und Frland. London, 22. Februar.

(A. C.) Im Auswärtigen Amt wurde gestern Nachmitta eine Versammlung von konservativen Pairs Lat Mitgliedern des Hauses der Gemeinen abgehalten, welhe der Marquis von Salisbury einberufen hatte, um seine Parteigenossen mit den Plänen der Negierung für die laufende Parlaments-Session vertraut zu machen. Nach einem Bericht des „Standard“ er- klärte der Premier-Minister, daß die Vorlage, betreffend die wirksamere Unterdrückung agrarischer Verbrechen in Jrland, welche die Regierung einzubringen beabsichtige, bis zur Erledigung der neuen Geschäftsordnung des Unterhauses verschoben werden würde. Die Berathung der Geschäftsordnung werde etwa einen Monat in An- spruch nehmen. Der Schaßkanzler werde das Budget in der ersten Woche des April vorlegen. Die Durh- berathung des Staatshaushalts-Etats würde dann an die Neihe kommen, und dies dürste eine weitere Verschie- bung der irishen Vorlage wie der übrigen Punkte des legislatorishen Programms nothwendig machen. Die Regierung werde indeß fortfahren, vie bestehenden Geseßze mit Festigkeit und Gerechtigkeit zu handhaben, und es sei aller Grund für die Hoffnung vorhanden, daß sie im Stande sein würde, Gesetlosigkeit und Verbrehen in Frland im Zaume zu halten. Schließlih erwähnte Lord Salisbury der zwischen der fonservatioen Partei und den liberalen Unionisten bestehenden Beziehungen und gab unter Beifallskundgebung seiner Befrie- digung darüber Ausdruck, G oschen als Kollegen zu haben. So lange fol.he freundlichen Beziehungen beständen, {loß er, dürfe die konservative Partei auf ein Verbleiben im Amt renen, das sie in den Stand seßen werde, dem Lande er- ‘prießliche Dienste zu leisten. An die Erklärungen des Premiers fnüvfte si eine Debatte, im Veriaufe welchec De Lisle, ein Katholik, das jüngste Schreiben des Erzbischofs Croke (von Cashel), worin derselbe die Frländer zur Verweigerung der Steuern aufwiegelr, zur Sprache brahte und den Vor- {lag machte, den Prälaten in Anklagezustand zu ver- sezen und in London katholischen Geschworenen gegenüber- zustellen. E Der Obersheriff dec Grafschaft Waterford (Jrland), Sir Thomas Esmonde und eine Magistratsperson in der Grafschaft Clare, Mr. Dunne, sind ihres Amts e ntseßt worden, weil sie dein „Feldzugsplan“ Borschub gekeistet haben. Esmonde ist Unterhausmitglied für den Kre1s Dublin und gehört der Partei Parnell's an.

Frankreich. Paris, 223. Februar. (W. T. B.) Der Senat hat in seiner heutigen Sißzung die Bu dget- forderung für die Unter- Präfekten, welche die Deputirtenkammer reduzirt hatte, mit 210 gegen 56 Stimmen wißtderhergestellt.

Dex Direktor dex Zeitung „Revanche“, Peyra- mont, ist heute verhaftet worden. Bei der in seiner Wonung vorgenommenen Haussuchun g wurden verschiedene Paxiere beschlagnahmt. Die Verhaftung erfolgte, wie das „Jeurnal des Débats“ erfährt, auf Grund des Art. 84. des St'afgesezbuchs, welcher sih auf Kundgebungen bezieht, die dei Staat zu fompromittiren geeignet sind.

Dem „Journal des Débats“ zufolge wäre die Regierung rut dec Ausarbeitung eines Memorandums über das 2gyptishe Budget beschäftigt, um den Stand der Finanzen Egyptens genau festzustellen, über welchen gegenwärtig nur englische Mittheilungen vorlägen. Das Memorandum soll den Mächten zugestellt werden.

Portugal. Lissabon, 17. Februar. (Pol. C.) Am 6. d. k. M. werden die Wahlen für die- Deputirten- fammer stattfinden und am 20. desselben Monats die der fünfzig wählbaren Pairs des Oberhauses. Da das leßtere sich nunmehr* aus den durh Geburt berechtigten Pairs, den vom König auf Lebensdauer zu solchen ernannten und aus den wählbaren Mitgliedern zusammenseßt, so hat die Regierung mittelst einer kürzlich erfolgten Verordnung versügt, daß der Vorsitzende und dessen Stellvertreter niht mehr, wie bisher, auf Lebensdauer fungiren, fondern vom König für jede Legislaturperiode besonders ernannt werden sollen. Der leßte Oberhaus-Präsident war dec am 22. Zanuar ver- stocbene Fontes Pereira de Mello, dessen Hingang einen großen Verlust für das Königshaus und das Land be- deutet. Daher wurden ihm sowohl Seitens Fhrer Majestäten, als auch aller politischen Parteien die lezten Ehren erwiesen, als er, 67 Jahre alt, starb, nachdem er seit 1851 in der portugiesischen Politik einen bedeutenden Einfluß ausgeübt hatte. Fontes war das Haupt der Regeneratorenpartei; sein Abgang von der politischen Bühne erfolgte ungefähr ein Fahre nah dem Verscheiden Anselmo Braamcamps, des Führers der gegenwärtig zur Herrschaft gelangten Fortschrittspartei. Früher herrshte auch in Portugal das Taback-Monopol; dasselbe wurde jedoch im Jahre 1864 durch die Fortschritts- partei beseitigt. Nunmehr will das gegenwärtige fort- \chrittlihe Kabinet dasselbe wieder einführen. Es ist jezt schon sicher, daß das neue Parlament diese sowie über- haupt jede durch dic Regierung vorzuschlagende Maßregel bewilligen wird. Die Regierung hat die Einseßung einer Ackerbau-Enquete angeordnet zu dem Behuf, sichere Grundlagen für die beabsichtigten Reformen zur Ver- besserung der Lage der ackerbautreibenden Be- völkerung zu gewinnen. Aus den portugiesischen Kolonien laufen beruhigende Nachrichten ein. Am 25. De- zember v. J. seßte sich eine portugiesische katholische Mission in dem von der französischen Mission aufgegebenen St. Anton im Kongo fes. Jn St. Thomas wird einer reichlichen Kaffee-Erate entgegengesehen, und auch die Kultur der China- pflanze nimmt dortselbst einen großen Aufschwung.

23, Februar. (W. T. B.) Nach einer hier eingegan- genen Depesche von Mozambique ist das Kanonenboot „Vouga“ nah der Tungi-Bai mit portugiesischen

Truppen für die dortigen Befestigungen abgegangen. Die gesammten portugiesishen Truppen in der Tungi-Bai be- laufen sich auf 600 Mann mit 17 Geschüßen.

Ftalien. Rom, 23. Februar. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani“ zufolge hat Depretis die Bildung eines neuen Kabinets aufgegeben und den ihm dazu ertheilten Austrag heute in die Hände des Königs zurückgelegt.

924. Februar. (W. T. B.) Depretis hat sein Mandat, ein neues Kabinet zu bilden, zurücgegeben, wegen der Schwierigkeiten, das Kabinet zu ergänzen und die Kammer- mehrheit zu erhalten und zu verstärken. Der König konferirte gestern Abend mit dem Präsidenten der Deputirtenkammer.

Bulgarien. Sofia, 23. Februar. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird gemeldet: die Pforte werde die mit Zankow abgebrochenen Verhandlungen mit den bulga- rischen Delegirten und den Botschaftern fortseßen und nach Sofia einen Kommissar entsenden, jedo niht Gadban Pascha. Der bulgarishe Agent in Belgrad, Stransky, begiebt sich aus Gesundheitsrücksichten auf Urlaub nah Wien.

Zeitungsstimmenu.

Jn der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:

Nittmeisier a. D. Graf Schaffgotsh zu Brieg findet nicht gerechtfertigt, daß der septennatsfreundliche katholische Adel Schlesiens von der Bildung einer katholisch-konfervativen Partei Abstand ge- nommen bat, und erläßt eine öffentliche Erklärung, in welcher er dem Aufruf des rheinischen Adels behufs Bildung einer katholifch-konfer- vativen Partei gegenüber der bisherigen Centrumspartet voll und gar. beistimmt und hofft, daß auch aus Schlesien zah!lreiche Zustimmungs- erklärungen zu jenem Aufruf ergehen werden.

Unter der Ueberschrift „Gute Nachrichten“ sagt der „Schwäbische Merkur“:

„Der Aufruf an den deutschen Sinn, der mit der Auflösung deé Reichstages am 14. Januar erging, ist nicht um\fonst erfolgt; die Arbeit der nationalen Parteien, welche seitdem fleißig wie nie zuvor und in noch nit dagewesener brüderlicher Einigung der Gesinnungs- verwandten geleistet worden ist, hat schöne Erfolge erzielt. Vor Allem darf ih unser Württemberg schen laffen mit cinem Erzebniß Die Volkspartei, und was sich daran als ein Stückchen unchten Freisinns anschlof;, ift dabin. Es half nichts, daß fie im Reichstoge auf 3 Jahre angeblich jeden Mann und jeden Groschen ganz gegen ihr Prcgramm ver- willigte und im Wahlkampf im Voraus versprach, nach 3 Jahren noch einmal „umfallen“ zu wollen. Sie ift dahin, wohin dieselbe Partei au im württembergischen Landtag so ziemlich hingegangen it, ins Nichts, mit s{önster Gelegenheit oder Strafaufgabe, wie man dies ausdrücken will, „fern von Berlin über die Segnungen des Bundestags nachzudenken.“

Jn einem „Positive Lehren“ überschriebenen Artikel \chreibt die „Berliner Börsen-Zeitung“ über den Aus- fall der Wahlen :

: Fürst Bismark kennt die Deutschen doch besser als alle Volkstiribhvnen, die Sozialdemokraten-Führer ceinges{chlossen. Er ist immer der Gleiche und setzt gegebenen Falles Deutschland immer wieder in den Sattel, dann zeigt es stets, daß es vortrefflich zu reiten vermag. Was ist nichr alles gesagt, geschrieben und gedruckt worden, um nachzuweisen, daß der Reichskanzler sich einem fatalen Irr- thum hingeve, wenn er glaube, einen willigeren Reichstag für seine „Ideale“ und „Pläne“, ein gefügigeres Instrument zu finden, als der aufgelöste es war. Nun, der Jrrthum wac, denken wir, fo groß niht. Und wenn die Neuwahl nihts zu Wege gebracht hätte, als daß man in gewissen Volksschichten gelernt hat, Katholizismus von MWelfenthum zu unterscheiden, dann hätte sie ihren Zweck, Deutschland zum Befinnen auf das, was ihm noth thut, zu bringen, beinahe schon erfüll:. Ab2r sie hat uns noch viele andere, erfreulihe positive Lehre1 gebracht, die für unsere innere Entwickelung hoffentlich nicht verloren sein werden.

Die Deutschfreisinnigen waren zuerst verblüfft, als sie Kenntniß vom Ausgang des Wahlkampfes hicr und anderwärts erhielten. Jeßt beainnen sie, wie man 1870/71 von der französichen Armee sagte, sid rückwärts zu konzentriren und spielen die Gefaßien, die Un- erschrockcnen. Auch ist cin Troste8wort bereits gefunden. Die „Freis. Ztg.“ hat es als Parole ausgegeben. Es lautet: „Dieser Reichstag werd? auch kein natürliches Ende finden.“ Die Herrschaften glauben uzd hoffen also, daß sie in künftigen Wahlgängen bessere Chancen haben werden. Wir bezweifeln dies. Sie können unmöglich mehr verdächtigen und den Teufel der Reaktion nimmer mit schreienderen Farben an die Wand malen, als sie gethan haben. Sie haben sich jeßt der geschlossenen Majorität derjenigen gegenüber gesehen, welche es begreifen, daß eine außergewöhnl:he geschichtlive Konstellation unseres Vaterlandes außergewöhnliche Opfer nöthig macht, die zur Wahrung unserer Intercssen ohne Nörgelci auf dem Altar der Vaterlandsliebe dar- zubringen sind, wenn anders wir Anspruch darauf machen wollen, ein Großstaat im Herzen Europas zu fein, der sich des hrennamens Friedenswächter bedienen darf. Sie werden nah drei Jahren denn warum sollte dieser Reichstag früber aufgelöst werden? dies selbe Phalanx vor sich finden Das Volk hat gesprochen. Es will die Opfer bringen, dic von ihm als unerläßlich erahtet werden, weil es zu den Lenkern deé Geschickes unseres Staates Vertrauen hat und „ruhig {laffen will“.

Auch in Betref der Nedensart, daß nun da die Wahlen vor- über sind das Bangemachen aufhören werde, is noch ein Wort zu sagen. Der Ausfall der Wahlen wird im Auslande, zumal in Frankreich, äußerst belehrend wirken. Man wird „drüben“ einsehen, daß Deutschland immer wieder die Erwartungen derer täuscht, die auf seine politishe Kurzsichtigkeit rechnen, die Hoffnungen derer zu Sanden macht, die ihm zutrauen, es werde aus lauter Prinzivien- treue und engherzigem Geiz vergessen, was es fich in erster Linie \QUIOIa U

_— Jn Königsberg i. Pr. ist der bisherige freisinnige Vertreter Dr. Möller unterlegen, und der nationalliberale Kandidat Bürgermeister Hoffmann kommt mit dem sozial- demokratischen in die engere Wahl. Mit Bezug darauf meint die altfortschrittlihe „Königsberger Hartung'sche Zeitung“:

Von Seiten der Gegeupartei ist alles geschehen, um uns dic Entscheidung außerordent!|\h zu erschweren. Trotz alledem giebt es in der Nothlage, in die die freisinnige Partei versekt ist, unseres Er- achtens nur eine Antwort. Wir wenigstens stehen nicht an, uns unter den gegenwärtigen Umständen und angesichts der Thatsache, daß wir und die sozialdemotratishe Partei in unseren grundsäßzlichen Anschauungen durch eine unüberbrück- bare Klvst getrennt sind, für die Wahl des Hrn. BVBürger- meisters Hossmann auszusprechen Die Wahl Godau's, als eines entschievrenen Gegners der Politik des Fürsten Bismarck, würde ja für die Opposition einen Erfolg bedeuten, aber dieser Erfolg scheint uns denn doch nicht zu vergleichen mit dec Ge- fahr, die jede Verstärkung des sozialdemokratishen Elements für unser gesammtes Staatêwesen mit sich bringt .…. Wir wollen keine Augenblickskoalition mit einem Gegner eingehen, dessen entschiedenste Bekämpfung allzeit zu“ den Ehrentiteln der freisinnigen Partei ge- bört hat. Darum halten wir auch Wahlenthaltung nicht für die

richtige Parole, sondern werden, so {wer cs uns auch fällt, in der Stichwahl für Herrn Bürgermeister Hoffmann stimmen und wir glauben, bei ruhigem Ueberlegen wird die Mehrzahl unferer politischen Freunde uns folgen.

Die Münchener „Allgemeine Zeitung“ schreibt zu dem Ausfall der Wahlen:

Die Ergebnisse der Reichstagswahlen erweisen sich, je mehr davon bekannt wird, desto günstiger für die Politik und das Pro- gramm der Reichsregierung. Dem Anwachsen der Sozialdemokratie in den großen Städten stebt ein bedeutender Rückgang der Partei in den Fabrikdistrikten gegenüber, in Folge dessen das bisherige halbe Dutzend sozialdemokratisher Mandate in Sachsen an die nationalen und fkonservativen Parteien überging. Die demo- fratis{e Volkspartei is für den neuen Reichstag ni{cht mehr vorhanden: ihre württembergischen wie ihre bayeris{en Mandate sind anderen Händen anvertraut worden. Auch die „Deutschfrei- finnigen“ haben bis jeßt nur sehr wenige Erfolge zu verzeichnen und werden jedenfalls in so reduzirtein Personalkestande im Reichstage wieder erscheinen, daß sie niht raehr die drittgrößte Partei wie bisher bilden werden. Dem Centrum sind nur wenige Wahlkreife verloren gegangen, in Bayern bisher nur ein einziger, doc ist der Ausfall der Wahlen in einigen seiner bisherigen Wahlkreise noch zweifelhaft. Die Aufftellung der Kandidaturen „reihttreuer“ Katholiken gegen Centrumsmitglieder lat aber wenigst:ns in zahlreichen Wahlkreisen die bisherige Alleinherrschaft der offiziellen Partei- leuna M Gage gellelt und dexr Oofsnung auf Unse tige Erfolge der nationalgesinnten Parteien auh in katholi- \{chen Wakhlkreisen eine feste Stütze gegeben. Beachtenswerth ist in dieser Hinsicht, daß nicht allein bei \chlesis{chen, rheinishen und frän- fischen, sondern auch bei altbaverischen Wählerscha®ten im Gegensatze zu den von der Parteileitung aufgestellten Kandidaturen die Bewerbung nitklerifaler katholischer Patrioten um Reichstagêmandvate wenigstens in den größeren Ortschaften und bei den gebilveteren Klassen bis- heriger Centirumswahlfkreise zahlreihe Zustimmung gefunden hat, wovon die Meldungen über die lokalen Wahlergebnisse in den Kreisen Weilheim, Rosenheim, Traunstein, Passau, Deggendorf u. A. m. aus- reichendes Zeugniß ablegen.

___—_— Det „WoGO Gt! für Spiitnerei und Weberei“ wird aus Barmen u. d. 20. Februar berichtet : __ Das Jahr 1887 hat der LVirkerei des Wupperthales in der That bisher {hon viel Segen gekracht. Die Wollspizen, welche im Sommer und Frükl,berbst des Jahres 1886 fast gänzlich von der Oberfläche des Betriebes vershwunden waren, fingen in den letzten beiden Monaten des ve-flossenen Jahres wieder an zu ziehen, und sind dieselben heute und seit Wochen {hon im stärksten Begehr. Neuere und ältere Dessins werden gekauft und durhweg au) bessere Preise erzielt. Freilich hat derjenige Fabrikant, der nicht, wie viele seiner Konkurrenten, an dem Artikel irre wurde und neue Muster komponirte, auch den meisten Nutzen, indem man ihm die günstigsten Notirungen gewährt. An Preise, wie sle tin Sommer 1885 erzielt wurden, ift selbstredend nicht zu denken und doltefe werden wohl auch s{werlich wieder erreiht werden; troßdem ift es fehr er- freulih, daß wenigstens dieser Zweig unserer Besaßtindustrie gut geht ___ Das Absatzgebiet für die Barmer Wollspißzen ist nicht mehr Berlin allein. Auch England regt endlich seine Shwingen und bke- trachtet das Barmer Spitenfabrikat mit aufmerksameren Augen wie bisher. Sten [ranzo Arbeit, au [ole aus Seide, haben \{chon länger in England gezogen, doch hatten ih die englischen Konsumenten sür unser Fabrikat bislang noch wenig begeistern können. Nun i es anders geworden Die Mode, welche bis zum Beginn des neuen Jahres fast noch ganz unausgesprochen im englishen Markte war, entschied fich jet für Barmer Wollspiten, und größere Musterordres in Weft-Genappe- und Mokhairgeweben liegen vor. Die Aufträge, welche aus dem deut- \chen Kapital kommen, sind allerdings gegenwärtig noch die belang- reisten, nur ist es hade, daß die Lieferzeiten von den Bestellern zu kurz bemessen werden i

Es freut mich, Ihnen zum Schluß aus dem nicht sernen Städtchen Nonsdorf, wo die Hutbantwirkerei ihren heimishsten Sitz hat, recht Günstiges nittheilen zu können; der flotte Geschäftsgang, der im vorigen Jahre daselbt schon vorherrshte, hat sich in nichts verändert.

¡Wol S T Elcearapht hes Bureau” melder aus London, u. d. 24. Februar:

Die Morgenblätter be'prehen nochmals die Crgebnisse der Wahlen zum Deutschen Reichstage. Die „Times“ erblickt in der Wahl einer dem Sep-ennat günstigen Mehrheit eine Bürg- schaft des Friedens. Der „Standard“ sagt, man könne die Hoffnung hegen, daf: eins der ersten Ergebnisse ves Wahlsicges der deutschen Regierung Beschwichtigung der europäischen Besorgnisse fein werde.

Beröffentlihungen des Kaiserlichen Gefundheits- amts. Nr. 8. Inhalt: Gesundheitsstand. Witterung.\— Volks- frankheiten in der Berichtswoche. Cholcra-Nachrichten. Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. QDes- gleichen in gröf,eren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krank-nhäusern. Desgleichen in deutschen Stadt- und Landbezirken. —- Witterung. Cholera in Italien November 1886,

Tyvyhus in Vilbel (Hessen). Erkrankungen und Todesfälle in

Berliner Krankenhäusern. Sterblichkeit in größeren Orten |

Ftaliens. Gesundheitszustand in Nio de Janeiro. Zeitweilige Maßregeln egen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Frankreich. 3. Vierteljal,r 1886. Thierseuchen in Großbritannien. Minder- pest in Rufiland. Viehseuchen in Nord-Amerika. Medizinal- geseßgebuns 2c. (Berlin.) Desinfektion bei ansteckenden Krank- heiten. Ausführung der Desinfektton. (Württemberg.) Ver- hältnisse der Krankenkassen. (Baden.) Beaufsichtigung des Vieh- verkehrs. (Mecklenburg-Schwerin.) Normalftatut, betr. Pferde- \chlähtercien. (Schaumburg-Lippe.) Erhebung einer Poen- statistik. (Böhmen.) Desinfektion bei Vlattern. Neu-Süd- Wales Victoria.) Verkehr mit Nahrungs- und Genußmitteln. Rechtsprechung. (Reichsgericht.) Zusaß von Mehl zu Würslen. Einrichtungen ¿zur Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege. (Berlin.) Anweisung für die Vorsteher von Privat-Irren-Anstalten. -— Homeriana-Tkee. (Reg.-Bez. Potsdam.) Geheimmittel. -—— Kongresse, Verhandlungen von gesetzgebenden Körpecschaften, VBer- cinen 2c. (Deutsches Reich.) Entwurf eines Gesetzes, betr. die Ver- wendung gesundheits\chädliher Farben. (Preuß. Herrenhaus.) Bivisektion. Reglement für den 6. Internationalen Kongreß “ür Hygiene und Demographie zu Wien 1887. :

Neichstags - Angelegenheiten.

Das „Wolff che Telegraphenbureau“ veröffentlicht folgende weitere Wahlresultate:

a Graf Dohna (kons.) mit großer Majorität gewählt.

Stuhm-Marienwerder. Stichwahßl zwishen Müller (konf.) und Spahn (Centr.).

Thorn-Kulm. Stichwahl zwischen Dommes-Sarnau (natl.) und v. Sczaniecki (Pole).

Greiffenberg-Kammin. von Köller (kons.) gewählt mit 7919 St.

Ueckermünde-Usedom. Graf Rittberg (kons.) gewählt.

Demmin-Anklam. von Maltzahn-Gültz (konf) gewählt.

Saatig-Pyritz. von Schöning (konf.) gewählt.

Arnswalde-Friedeberg. von Brandt (kons.) gewählt.

Naugard-Regenwalde. Flügge (konf.) gewählt. nid ad Kolberg. Wahl Hildebrand's (dfrs. für Septennat) ge- ichert.

Salzwedel-Gardelegen. Stichwahl zwishen Schuly (Reichëp.) und Goldschmidt (dfrf.).

Kottbus-Spremberg. Stichwahl zwmischen Funke (natl.) und Breil (Soz3.).

Osterburg-Stendal. v. Lüderit (kons.) wiedergewählt.

Königsberg (Neumark). von Levetzow (konf.) gewählt.

Sternberg-Drossen. ron Waldow-Reißenstein (konf.) gewählt.

Franffurt-Lebus. Stihwahl zwischen Schoceder (dfrf.) und von Steinrük (fons.?

Potêdom-Osthavelland. von Rauchhaupt (konf.) gewählt.

Jerihow. Stichwahl zwischen Hegel (konf.) und Dr. Greve (dfrî.).

Neustadt-Karthaus. von Kalkstein (Pole) gewählt.

Berent-Stargard. von Kalkstein (Pole) gewählt.

osen (Stadt und Kreis). Fabrikbesitzer Cegielski (Pole) wieder- gewählt.

Deuts{-Krone. Wahl Gamp's (Reichs8p.) gesichert.

Graudenz-Strasburg. Hobrecht (natl.) gewählt.

Krofsen-Züllihau. Uhden (kons.) gewählt.

Wolmirstedt-Neuhaldensleben. Stichwahl zwischen Parey (natl.) und v. Hasselbach (konf).

Ouerfurt-Merseburg. Stichwahl zwischen Neubarth (Reichsp.) mit 11 075 St. und Panfe (dfrs.) mit 10949 St.

Herford-Halle. v. Kleift-Retzow (kons.) wiedergewählt.

Sangerhausen. Dr. Müller (natl.) gewählt.

Schweinitz-Wittenberg v. Helldorff-Bedra (kons.) gewählt.

Mansfeld Seekreis. Bergrath Leusbner (Reichspartei) gewählt.

DithmarsHen. Im 5. \{leswig-holsteini!chen Wahlkreis erhielt von 21 694 St. Thomsen (dfc\.) 10 321 St., Kahlke (natl.) 8471 St., Heinzel (Soz.) 2902 St., Thomsen ift somit nicht gewählt, sondern es findet eine engere Wahl zwischen ihm und Kahlke statt.

Celle. Landrath Bauerschmidt (natl.) gewählt.

Lüchow-Uelzen. Graf Bernstorff (Welfe) gewählt.

Nienburg Langwerth von Simmern (Welfe) gewählt.

Diepholz. Wahl Sattler's (natl.) gesichert.

Verden-Freudenberg. Stichwahl zwischen Haye (natl.) und von Arns8wald (Welfe).

Harburg. Hastedt (natl.) gewählt.

Fulda-Gersfeld. Graf Droste (Centr.) gewählt.

Fritzlar-Ziegenhain. von Gehren (konf.) gewählt.

St. Goarshausen-Montabaur. Lieber (Centr.) wiedergewählt.

Maven- Ahrweiler. Kochhann (Centr.) gewählt.

Mülbeim-Wipperfürth. Moufana (Centr.) mit 13611 St. ge- wählt, von Fürstenberg erhielt 8348 St.

Sigmaringen. Graf (Centr.) gewählt.

Fllertissen. Reindl (Centr.) wiedergewählt

Eichstädt. Schmidt erhielt bis jeut circa 9000 St., sein Gegen- fandidat Gardill (nat.) circa 50900 St. Die Wahl Sc{hmidt's ift zweifellos.

Kaufbeuren. Buxbaum (Centr.) wiedergewählt.

Schleswig-Ecernförde. Lorenzen (dfrs.) gewählt.

Parchim - Ludwigslust. Stichwahl zwischen Hermes (dfrf.) urd von OVerten (kons.).

(Güstrow-Nibnik. Stichwahl zwischen Graf Schlieffen-Schlieffen- verg (kons.) und von Thünen-Tellow (natl.).

Mal in-Waren. Graf von Schliefen-Schwandt (kons.) wieter-

E, 1. Wahlkr. Prof. Enneccerus (natl.) gewählt. . Wahlkr. Stichwahl zwishen Thünen (natl.) Oldenburg. von Galen (Centr.) gewählt.

Nudolstadt. (Berichtigung) Hoffmann (dfr\.) mit 117 St. iber Majorität gewählt.

Nandow-Greifenhagen. v. d. Osten (konf.) gewählt.

Aus dem Wahlkreise Randew-Greifenhagen (Reg.-Bez. Stettin) wird uns folgendes Wahlresultat mitgetheilt: von der Osften-Blum- berg (kons\.) 15 760 Stimmen, Dr. Wolff-Stettin (dtihfreis.) 4620, Goercki-Berlin (\oz.) 3784. Von 2 kleineren Ortschaften stehen die Resultate noch aus.

Statistische Nachrichten.

Im Kommissionsverlage von E. S. Mittler und Sohn ist der V. Band der im Meichs-Eisenbahnamt bearbeiteten „U eb ersi cht- lihen Zusammenstellung der wichtigsten Angaben der deutschen Eisecnbahnstatistik nebst erläuternden Bemerkungen, Normal-Buchungéformular und graphischen Darstellungen“ erschienen, welcher de Betriebsjahre 1884/85 und 1885/86 umfaßt. Diese „Ueber- chtlihe Zusammenstellung“ ist bekanntlich im Wesentlichen ein Auszug aus der gleichzeitig erscheinenden viel umfangreicheren „Statistik der Gifenbahnen Deutschlands“. Wir entnehmen dem LTabellcrnwerk üter die Babn- und Geleiselängen sowie über die Stationen folgende summarischen Daten: Im Jahre 1885/86 betrug die Betriebslänge fammtlicher Bahnen Deutschlands mi: normaler Spurweite 37 511,23 (1884/85 36 781,61) km. Die Eigenthumslänge sämmtlicher Bahnen tetrug 37271,06 (1884/85 36 538,21) km; von leßterer Ziffer ent- fallen auf Hauptbahnen 30 612,34 (1584/85 30 440,41) km, auf Bahnen unterzeordneter Bedeutung 6658,72 (1884/85 6097,80) km. Die Gesammtlänge der (eigenen) Geleise sämmtlicher deutscher Bahnen mit normaler Spurweite belief fih auf 63666 (1884/85 62 394,46) km. Die Gesamm:zahl sämmtlicher Stationen auf deutschen normal- \purigen Eisenbahnen ergab 6155,20 (1884/55 6024,70); hiervon waren 4050,21 (1884/86 5091,70) Bahnhëfe, 1296 (1884/85 933) Halte- stellen, 309 Haltepurkte. Die Betriebslänge der Preußischen Staats-Cisenbahnen beirug 1885/86 21240,22 (1884/89 90 810,49) km, dic Eigenthumelänge überhaupt 21 224,14 (1884/85 20 792,82) km; von leßterer entfallen auf Hauptbahnen 17 682,90 (1884/85 17 568,55) km, auf Bahnen untergeordneter Bedeutung 3541,24 (1884/85 3223,97) km. Die preußischen Staatëbahnen um- faßten eine gesammte Linge der (eigenen) Geleise von 39 048,37 (1834/85 38 249,12) km. Die Gesammtzahl der Stationen auf preußischen Staatsbahnen beirug 3093,20 (1834/85 3058,70), davon waren 2100,20 (1884/85 2556,70) Bahnhöfe, 525 (1884/85 502) Haltestellen und 468 Haltepunkfte. Bei den Bayerischen Staats-Eisenbahnen betrug die Betriebslänge 4396,89 (1884/85 4331,46) km, die Eigenthumslänge überhaupt 4477,57 (1884/85 4413,73) km; davon waren Hauptbahnen 3915,98 (1884/85 3889 25) und Bahuen untergeordneter Bedeutung 558,99 (1584/85 524,48) km; die ganze Linge der cigenen Geleise umfaßt 6178,11 (1884/85 6044,70) km; Srationen waren überhaupt vorhanden 709 (1584/85 689), davon waren 619 (1884/85 607) Bahnhöfe, 80 (1884/35 82) Haltestellen und 10 Haltepunkte. Die Sächsischen Staats- Eisenbahnen hatten eine Vetriebslänge von 2077,82 (1884/85 2077,83) km und eine Eigenthumslänge von 2046,60 (1884/55 9046,61) km, von letzterer kamen auf Hauptbahnen 1596,68 (1834/85 1596,68) km und auf Bahnen vntergeordneter Bedeutung 449,92 (1884/85 449,93) km; die Gefammtlänge ver Geleise betrug 3796,31 (1884/86 3720,06) kra; von der Gesammtzahl der 40° Sta- tionen waren Bahnhöfe 313 (1884/85 332), Haltestellen 25 (1884/85 61) Haltepunkte 64, Die Württembergischen Staats- bahnen hatten cine Betriebslänge von 1536,10 (1884/85 1536,10) km und cine Eigenthumsiänge von 1543,58 (1854/85 1543,58) km; von letzterer entfallen auf Hauptbahnen 1416,66 (1884/85 1416,66) km, auf Bahnen untergeordn?ter Bedeutung 126,92 (1884/85 126,92) km; die Länge der Geleise betrug insgesammt 2267,63 (1884/8385 2266,25) km; an Stationen waren vorhanden 277 (1534/85 281) Bahnhöfe, 4 (1884/85 22) Haltestellen und 24 Haltepunkte, zusammen 309 (1884/85 303). Die Badischen Staats-Eisenbahnen hatten eine Vetricbslänge von 1319,09 (1884/85 1317,29) km und eine Eigenthumslänge von 1291,35 (1884/85 1289,56) km ; von leßterer waren 1133,21 (1884/85 1133,21) km Hauptbahnen und 153,15 (1884/85 156,35) km Bahnen untergeordneter Bedeutung.

Die Schmalspur-Bohßnen hatten 1885/86 in Deutschland überhaupt eine Betriebs- vnd Eigenthumslänge von 382,45 (1884/85 329 60) km mit 133 (1854/85 95) Stationen. Außerdem waren vor-

L L L F d t E