1887 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Mar 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Füs. Regt. Nr. 35, zum Hauptm. und Comp. Chef, Lutterothb, ec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., befördert Zarnadck, Pr. Lt. von demselben Regt., ein Patent feiner Charge verliehen. v. Rochow, Pr. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 1, unt. Beförd. z. Rittm. und Escadr. Chef, vorläufig ohne Patent, in das Kür. Regt. Nr. 1 verseßt. v. Hinkeldey, Hauptm. à la suite des Kaiser Alexander Garde- Gren. Regts. Nr. 1, unter Entbindung von dem Kommando als Ad- jutant bei der Kommandantur von Berlin, als Comp. Chef in das Regt. einrangirt. v. Baumbach, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 19 und kommandirt als Ordonnanz-Offiz. bei des Erbgroßherzogs von Oldenburg K. H., zum Pr. Lt. befördert. Weygand, Major vom Gren. Regt. Nr. 3, zum Bats. Commandeur ernannt. Schroeder, Major, aggreg. dem Gren. Regt. Nr. 3, in dieses Regt. einrangirt.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Berlin, 24. Februar. Köpke, Hauptm. a. D., zuleßt Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 18, mit seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts., zur Disp. gestellt. j

Berlin, 26. Februar. Schopuis, Sec. Lt. a. D., zuleßt im Ulan. Regt. Nr. 8, unter Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, der Charakter als Pr. Lt. verliehen.

X17. (Königlich Sächsisches) Armce-Corps.

Ernennungen, Beförderungen nnd Verseyzungen. Im aktiven Heere. 22. Februar. rinz Albert Herzog ¿u Sachsen Königliche Hoheit, zum Sec. Lt. im Jäger-Bat. Nr. 13 ernannt. Wahle, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 134, unterm 15. März cr. bei diesem Regt. wiedereingestellt. Teich- mann, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 104, zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, Claus, charakteris. Pr. Lt. in dem- selben Regt., zum etatsmäß. Pr. Lt.,, mit einem Patent vom Tage der Charakterisirung, v. Erdmannsdorf, Sec. Lt. im Jäger-Bat. Nr. 12, zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert.

Im Beurlaubtenstande. 22. Februar. Rohde, Pr. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zu den Offizieren der Ref. des 2. Ulan. Regts. Nr. 18 verseßt.

Abschbieds8bewilligungen. Im aktiven Heere. 3. Fe- bruar. Legler, Major und Bats. Commandeur im Gren. Regt. Nr. 100, in Genehmigung seines Abschiedsgesuhes, unter Verleihung des Charakters als Oberst-Lt., mit der geseßlihen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regts. Uniform mit den vorgeschriebe- nen Abzeichen, zur Disp. geftellt. :

22. Februar. v. Stransky v. Stranka und Greiffen- fels, charakteris. Oberst z. D., v. Plate, charakteris. Rittm. z. D-,

ehl, Pr. Lt. z. D., diesem unter Verleihung des Charakters als auptm., unter Fortgewährung der gefenen Pension und mit der orttragen der bisher. Regts. Uniformen mit den

vorgeshriebenen Abzeichen, der erbetene Abschied bewilligt. :

Im Beurlaubtenstande. 3, Februar. Schneider, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 101, mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Uniform, der er- betene Abschied bewilligt.

22. Februar. Schulze, Pr. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 106, Dr. Meier, Sec. Lt. von der Res. des Gren. Regts, Nr. 101, Mei ßner, Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 134, Szczesny, Sec, Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 107, Jl gner, Sec. Lt. von der Res. des Hus. Regts. Nr. 18, von Aen, Hauptm. von der Undw. Inf. des Res. Landw, Bats.

r. 108, mit der Erlaubniß zum Forttragen der biéherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Baumgarten-Crusius, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Negts. Nr. 102, mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Uniform, der erbetene Abschied bewilligt. !

rlaubniß zum

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. März. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen im Laufe des heutigen Vor- mittags den Obersten und Flügel-Adjutanten von Winterfeld, nahmen militärishe Meldungen entgegen und arbeiteten längere Zeit mit dem Chef des Militärkabinets, General von Albedyll.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag militärishe Meldungen entgegen und wohnte Abends dem Concert in der Sing- Akademie sowie später der Vorstellung im Schauspielhause bei.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichstages sowie die von den Staats-Ministern Dr. Lucius und von Boetticher im Hause der Ab- O gehaltenen Reden befinden sich in der Ersten

eilage.

Eine Cession behufs Sicherstellung des Gläubigers hinsihtlih der Wiedererstattung eines von diesem gewährten Darlehns an Stelle der Verpfändung, ist nach einem Urtheil des Reichs gerichts, I. Civilsenats, vom 4. Dezember v. F., im Geltungsbereih des Preuß. Allg. Landrechts eine wirksame, im Konkurse über das Vermögen des Darlehnsnehmers ohne Weiteres niht anfehtbare Ueber- tragung des Eigenthums an den cedirten Sachen oder For- derungen, welche allerdings im Falle der Wiedererftattung des Darlehns zur Rückcession verpflichtet.

Der Minister des Jnnern hat unter dem 10. Februar d. J. in Uebereinstimmung mit den Ministern für Handel und Gewerbe, für Landwirthschaft, Domänen und Forsten und der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten eine Beschwerde der Fleischer-Jnnung zu Frankfurt a. M. über eine polizeiliche E nah welcher das Tödten des Hornviehs auf dem Schlachthofe aus\cließlich dur die von der Schlachthof-Verwaltung angestellten Schläger zu erfolgen hat, niht für begründet erachtet. __ Daß es für den ordnungsmäßigen Betrieb eines öffent- lihen Schlachthauses an sih förderlich sei, wenn das Tödten der Shlachtthiere durh eigens hierfür angestellte Personen erfolge, könne ebensowenig bezweifelt werden, als daß eine solche Anordnung geeignet sei, die auf Vermeidung der Thier- quälerei gerihteten Bestrebungen zu unterstüßen, und es müsse durchaus gebilligt werden, daß die Einri tung der öffentlihen Schlahthäuser auch im Sinne ieser leßteren Bestrebungen verwerthet werde. Geschehe leßteres mit Erfolg, wie die angestellten Ermittelungen im vorliegenden Falle ergeben hätten, so könne es nicht darauf ankommen, daß die in Rede stehende Anordnung von der her- kömmlihen Gewohnheit abweihe. Wenn der Vorstand der leisher-Jnnung dagegen einwende, daß den Lehrlingen da- ur die Gelegenheit entzogen werde, sich in dem zu den Ob-

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liegenheiten. ihres Handwerks gehörigen Schlagen der Thiere zu üben, so sei hierauf zu ruiilen daß die Einrihtung niht ausshließe, den durch zuvorige Anschauung vorgebildeten Lehr- lingen zu ihrer Uebung gelegentlich auch das Schlagen der Thiere unter Kontrole und Leitung des öffentlich bestellten Schlägers zu gestatten. Daß die Autorität der Fleischer- meister dadurch beeinträhtigt werde, daß die Lehrlinge den Weisungen des läágers bezüglih der Fesselung der ma iere nahzukommen hätten, könne nicht zugegeben werden.

Noch weniger treffe der von dem Vorstande der Fleischer- Frag aus der Freiheit des Gewerbebetriebes entnommene Finwand zu, da die Ausübung des Gewerbebetriebes durch die in Rede stehende Anordnung Niemandem verwehrt werde. Was aber die durch die Annahme des Schlägers vermehrten Kosten der Schlahthausverwaltung betreffe, so stellten sih die Mehrkosten, wie die angestellten Ermittelungen ergeben hätten, nur auf wenige Pfennige für jedes Stück Schlachtvieh heraus, so daß dieselben für die Beurtheilung der Zweckmäßigkeit der Maßregel niht wohl in Betracht kommen könnten.

ZU der von dem Vorstande angeregten Wiedereinführung der Schlahtmaske liege von Aufsichtswegen keine Veranlassung vor. Das geschlagene, nur betäubte Vieh verende beim Ver- bluten unter Muskelkontraktionen, welche die Auspressung des Blutes befördern, leßtere träten bei der Tödtung unter Be- ais der Schlahtmaske in geringerem Maße ein, so daß das Fleisch blutreiher bleibe und, wie die Erfahrung lehre, von geringerer Haltbarkeit sei. Abgesehen von diesem hygie- nischen Gesichtspunkte, erfordere die Benußung der Schlaht- maske besondere Sachkenntniß und könne zu unnöthiger Thier- quälerei Anlaß geben, wenn, was leiht vorkommen könne, eine niht passende Maske gewählt werde.

Fn den Bundesstaaten und in Elsaß-Lothringen sollen statistishe Aufnahmen in Bezug auf das Heil- personal, das pharmazeutische Personal und die pharmazeutishen Anstalten nah dem Stande vom 1. April 1887 ausgeführt werden.

Sachsen. Dresden, 5. März. (W. T. B.) Die Erste Kammer genehmigte heute ebenfalls den Ankauf der Bahnstrecke Dresden—Elsterwerda. Der Land- tag wurde hierauf um 111!/, Uhr geschlossen.

Württemberg. Stuttgart, 4. März. Der „St.-A. f. W.“

schreibt : Sicherem Vernehmen nach werden sih Jhre König- lichen E der Prinz und die Prinzessin Wilhelm mit Gefolge zum 90jährigen Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers nah Berlin begeben. _ Der Kabinets-Chef, Staatsrath Dr. von Griesinger, ist heute behufs Uebernahme des Dienstes bei Sr. Majestät wieder nah Nizza abgereist, wogegen der Legations-Rath Freiherr von Herman von da hierher zurückehrt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 4. März. (Lds.-Ztg. f. Els.-Lothr.) Jn der gestrigen Sizung des Landes- Ausschusses Fand zunächst äf der Tagesordnung die zweite Lesung der Gesezentwürfe, bekreffend die Zuwider andlungen gegen die Vorschriften der Feld- und Fährpolizei und die Verseßung erkrankter Richter in den Ruhestand; dieselben gaben zu keinen Debatten Anlaß. Die zweite Lesung des Etats der Forstverwaltung wurde nah einer größeren Debatte über die Lage der waldberehtigten Gemeinden und der Jagd- scheine der Gemeindeförster angenommen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. März. Die in Rom erscheinende „La Capitale“ veröffentliht unter dem 22. Fe- bruar ein Telegra mm aus Wien, laut welhem vom Kaiserlichen Reichs-Kriegs- Ministerium T ruppenverschie- bungen angeordnet worden sein sollen. Die „Pol. Corr.“ ist ermächtigt, diese Nachricht als vollkommen aus der Luft gegriffen zu bezeihnen.

_— 5. März. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ sagt bezüglich der leßten Vorgänge in Bulgarien: die Nieder- wersung des Aufstandes sei der Sieg der Ordnung, löse aber die bulgarische Frage nicht ; gerade die leßten Ereignisse sollten für die Regentschaft eine dringende Mahnung bilden, eine Verständigung mit der Pforte und dadur mit den übrigen Mächten eifrig zu suchen und durh ein thatsählihes Entgegenkommen zu erleichtern; es liege in ihrem eigensten Jnteresse, den Schein exklusiver Parteiherrschaft möglichst bald abzustreifen und sih den ihr diesbezüglih ertheilten Rathshlägen nicht ganz zu verschließen.

Pest, 4. März. (W. T. B.) Der Ausschuß der ungarischen Delegation hat den geforderten Militär- kredit einstimmig bewilligt. Der bezügliche Bericht des Ausschusses wurde alsbald festgestellt. Derselbe soll morgen Vormittag dem Plenum unterbreitet werden und bereits morgen Nachmittag zur Verhandlung im Plenum gelangen.

Großbritannien und Jrland. London, 4. März. G, L. 9). In der heutigen Sizung des Ob evbat ies erklärte Lord Salisbury seine Zustimmung dazu, daß die Depesche des Lieutenants Parr, vom 17. Januar 1886, Sir Drummond Wolff vorgelegt werde, weil sih aus ihr ergebe, daß der egyptishe Fellah unter der Führung englischer Offiziere und bei gehöriger Schulung ein guter, zuverlässiger und braver Soldat sei.

Jm Unterhause erwiderteder Unter-Staatssekretär Fergusson auf eine bezügliche Anfrage: die aufständischen Bewegungen in Bulgarien seien vollständig un ter- drüt; dieselben wären auf einen kleinen Theil der Truppen in Silistria und Rustschuk beschränkt und dem Anschein nah durch Emissäre der Flüchtlinge angezettelt gewesen. Jn Rust- {uk seien die Truppen- Abtheilungen, welche sich an dem Aufstande nicht betheiligten, von der Bevölkerung eifrig unter- siugl E In anderen Orten sei es zu keiner Ruhestörung gekommen.!

"* Frankreih. Paris, 3. arz. (Köln. Ztg.) Um das Gleichgewicht im Budget für 1888 herzustellen, wird der tnanz-Minister eine leichte Zusazerhöhung des olles auf Alkohol vorschlagen. Das außerordentliche udget wird für 1888 aufreht erhalten werden. Dieses außerordentliche Budget wird 160 Millionen betragen , wovon 105 für das Kriegs-Ministerium und der Rest für öffent- lihe Arbeiten. Das gesammte Budget für 1888 wird der Deputirtenkammer wahrscheinli zu nfang April vorgelegt werden können.

“sie troydem die

Türkei. Der E Corresp.“ wird aus Skutari, vom 1. d., gemeldet: der Mutessarrif von Jpek, Ali Pascha aus Gussinje, habe in Folge der montenegrinischen Rüstungen den Montenegrinern den Eintritt in seinen Sandschak und den Albanesen jeden Verkehr mit Montenegro untersagt, so daß die Kommunikation zwischen Gussinje, Plava und Monten-gro gegenwärtig abge- brochen sei; auch habe sich Ali Pascha mit den albanesischen Bergstämmen behufs gemeinsamer Abwehr etwaiger mon- tenegrinisher Angriffe in Verbindung gesetzt.

Bulgarien. (W. T. B.) Nachrichten zufolge, welche aus Giurgewo in Paris am 4. März eingetroffen sind wurde die aufständische Bewegung in Rust\huk dur ein Genie-Bataillon hervorgerufen. Die dort liegende Infanterie habe sih an der Bewegung nicht betheiligt, sondern im Gegentheil die Genietruppen angegriffen; sie sei aber von Leßteren zurückgewiesen worden. Als sodann Miliztruppen der Jnfanterie zu Hülfe gekommen, seien die Aufständischen geschlagen worden. Die Milizen hätten etwa 10 Aufständische füsilirt.

__ Wie aus Sofia gemeldet wird, hätte die dortige Polizei seit mehreren Wochen ein Komplot beobahtet, das am 3. März zum Ausbruch kommen sollte. Die Polizei habe nunmehr geglaubt, sich durch strenge Ueberwachung und durh Verhaftungen gegen irgendwelhe Unternehmungen gewisser. Persönlichkeiten der Opposition sichern zu sollen.

_ Ueber die Vorgänge in Rustshuk geht der „Kölnischen Zeitung“ folgendes Telegramm aus Rustshuk, vom 3. März, zu:

Heute Nacht verhaftete der Kommandant von Rustshuk und Comman- deur der 3. Brigade, Major Usunow, den Präfekten und viele der Regentschaft treue Offiziere der Garnison Rustschuk und ver- fuhte dann, die zwei noch treu verbliebenen Bataillone des 9. Regiments zu entwaffnen. Dieser Versuch mißglückte und beide Bataillone, meist aus Rekruten bestchend, beseßten unter dem Kommando des Hauptmanns Vulkow einen großen Theil der Stadt und die Kasernen, welche von 5 Pionier-Compagnien umstellt wurden. Früh um 6 Uhr begann ein lebhaftes Gefeht, welches bald in der ganzen Stadt wogte und an welhem sich nach und nah unaufgefor- dert mehrere hundert Bürger zu Gunsten der Regentschaft betheiligten. Der Kampf wurde mit Erbitterung geführt; an Todten und Verwundeten zählt man auf beiden Seiten etwa 70 bis 80. Am Nachmittage, nachdem die Aufständischen versucht hatten, mit dem Hauptmann Vulkow zu unterhandeln, begannen die Bürger einen nahdrücklihen Angriff unter lautem Hurrah, während die in der Kaserne einge- schlossenen Soldaten troß des Feuers aus 2 Geschüßen und trotz der heftigsten Salven der Pioniere zum Ausfall vorgingen. Es kam zum Bajonnetgefeht, in dem die Aufständischen sehr bald geworfen wurden und tbeils sih ergaben, theils aus der Stadt flücbteten.

Eine weitere Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Rustschuk, vom 4. März, sagt:

__ Von Rasgrad sind 200 Freiwillige hier eingetroffen, um gegen die Feinde der Regentschaft zu kämpfen. Aus Tirnowa ift ein Bataillon des dortigen Regiments und Major Petrow, Chef des Generalstabes, zur Uebernahme des Oberbefehls in Rustshuk ange-

kommen. , Aus Sofia, vom 4. März, wird berichtet: Nach hier eingegangenen Nachrihten ist der Militäraufstand in Rustshuk unterdrückt; die daran betheiligten Offiziere sind entweder getödtet oder gefangen genommen worden. Die Fnsurgenten versuchten ih in Booten zu retten; es wurde aber Feuer auf sie gegeben, und ein Kanonenboot verhinderte die weitere Fluht. Unter den {wer verwundeten aufständischen Offizieren befinden sich Oberst Filow und der M Usunow. G Á ie Negierung hat heute Vormittag dur öffentlichen

Anschlag bekannt gemalt, daß in Silistria und Rusts s uk die Ordnung wieder hergestellt sei, und daß die Regierung im Namen der Regentschaft die Einwohner von Rustshuk und die Milizsoldaten zu der erfolgten Herstellung der Ruhe beglückwünsht habe. Der An- schlag enthält die weitere Mittheilung, daß die Führer der Oppos ition die Absicht verrathen hätten, gestern in Sofia Ruhestörungen hervorzurufen und den Bürgerkrieg herbei- zuführen; die Polizei habe deshalb energische Maßnahmen er- griffen und die Urheber des Komplots verhaftet. Die gerichtlihe Untersuchung gegen die Verhafteten sei bereits im Gange.

Eine Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Sofia, vom 4. d. Abends, sagt: die Verhaftungen in Sofia seien erfolgt, weil die Regierung Beweise dafür habe, daß die aufständishen Bewegungen in Silistria und Rustshuk mit einem weit zurücckreihenden Komplot in Zusammen- hang stünden. Unter den Verhafteten befänden sih außer Karavelow auch Tsanow, Nikiforow und Sarafow.

Der „Agence Havas“ wird aus Sofia vom 4. d. ge- meldet, daß sih unter den daselbst Verhafteten auh Zankow befinden solle.

Nah einer in Bukarest eingetroffenen Meldung aus Widdin, von heute, ist Oberst Linbowsky gestern ver- haftet und nah Sofia gebraht worden. In Widdin herrscht Ruhe.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) Der Botschafter Lobanow ist heute aus Wien hier eingetroffen.

Der „Regierungs - Anzeiger“ enthält eine Be- sprehung des Militär-Aufstandes in Silistria, in welchèr es heißt: „Soweit nach allen eingegangenen Jnfor- mationen geurtheilt werden kann, war der Aufstand die Folge des Druckes, welcher auf Bulgarien seit dem vergangenen Jahre, namentlih aber feit jener Zeit lastet, wo die Gewalt von den Führern einer gewissen Partei ergriffen wurde, die ihre Stärke aus der Anwendung nicht wählerisher Mittel \{höpft. Viele zur Auswanderung gezwungene bulgarische Offiziere, welche zu den besten militärishen Elementen gehörten, konnten nicht kaltblütig zusehen, wie die bulgarishe Armee, um deren ute Organisation sie sich nicht weng abgemüht, ihre ur- prünglihe Bestimmung vergaß und das blinde Werk- zeug einer politischen Partei wurde. Das Gefühl des Un- willens veranlaßte dieselben, ungeachtet ihrer geringen Mittel, sih zu einem tollkühnen Unternehmen zu entschließen.“ Sehr wahrscheinlih sei es, daß der Mißerfolg der in Konstan- tinopel zwishen Zankow und den Delegirten der Negentscha ft stattgehabten Unterhandlungen den Aus- bruch des Unwillens der emigrirten Offiziere und ihrer Ge- sinnungsgenossen beschleunigt habe. „Die Kaiserliche Regierung, welche das unnüge Blutvergießen aufrichtig be- dauert, erblickt in dem ufstande in Silistria einen neuen Beweis der anormalen Verhält- nisse, in denen s\ih Bulgarien befindet. En \ i Hoffnung nicht aufgiebt, daß es in Bulgarien zu einer Wiederherstellung der Ord-

nung kommen wird, bei welcher die Rechte des bulgarischen Volkes in zuverlässiger Weise gesichert werden, beabsichtigt die Kaiserlihe Regierung fortgeseßt bei derselben Art und Weise ihrer Aktion zu beharren, welche sie bis- lang in der bulgarischen Frage zur Anwendung brachte, und die bereits in mehreren früheren Mittheilungen dargelegt war.“

Das „Journal de St. Pétersbourg“ erklärt die Nachricht, daß der russishe Botschafter in Konstan- tinopel, Nelidow, sich gegen die Mission Riza Paschas nach Sofia ausgesprochen habe, für unrichtig; das Journal glaubt nicht, daß diese Mission irgend welchen Erfolg haben werde, billigt jedoch das von der Pforte be- kundete Bestreben, zur Beruhigung in Bulgarien beizutragen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. März. (W. T. B.) Der König ist heute Nahmittag 5 Uhr von Christiania hierher zurückgekehrt und hat unmittelbar nah seiner Ankunft einen Ministerrath abgehalten, in welhem wegen des Beschlusses über die Getreidezölle die Auf- lösung der Zweiten Kammer beschlossen wurde. Der Zusammentritt des neuen Reichstages ist auf den 2, Mai festgeseßt.

Amerika. Washington, 2. März. (A. C.) Das Repräsentantenhaus kam heute überein, die Annahme seiner Fischerei-Repressalien-Vorlage, die an Stelle des Senats-Entwurfs geseßt worden, in nohmalige Erwägung zu ziehen, und es wurde nah langer Debatte der Beschluß gefaßt, den Senats-Entwurf zu genehmigen, der mithin den Kongreß passirt hat. Der Kongreß genehmigte ferner die Vorlage, welche eine Prüfung der Bücher der Pacific- R LEESPRER anordnet und die nöthige Ermächtigung dazu ertheilt.

Asien. China. Shanghai, 4. März. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist gestern Abend hier eingetroffen.

Zeitungsftimmen.

Troß aller gegen sie aus dem eigenen Lager erhobenen Anfeindungen sagt die „Königsberger Hartungsche Zeitung“ über die dortige Stichwahl:

Die sozialdemokratische Partei ist geschlagen, und zwar mit einer Mehrheit, auf die man kaum rechnen konnte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß dieses erfreulibe Ergebniß nur dadurch erreiht wurde, daß die weitaus große Mehrheit der deutschfreisinnigen S sich entshloß, diesmal Hrn. Bürgermeister Hoffmann ihre Stimme zu geben. Wir verzeichnen diese Thatsache mit aufrihtiger Genugthuung, niht aus persönlichen Rücksichten, sondern ledigli, weil wir die feste Ueberzeugung hegen, daß ein solher Entschluß, so {wer er auch Manchem fallen mochte,

- dem allgemeinen Interesse wie dem der freisinnigen Partei entspcach.

Jn der „Berliner Börsen-Zeitung“ lesen wir:

Für unsere Stadt ist jeßt wieder derjenige Zeitpunkt eingetroffen, welcher uns fremde Einkäufer aus allen Ländern in großer Anzahl zuführt man zählte in den leßten beiden Wochen Uber Fünf- hundert —, welche alle hierher kommen, um ihre Saisonbedfirfnisse zu decken, denn Berlin ist jeßt unbedingt der Centralpunkt für alle diejenigen Erzeugnisse geworden, welche mit der Mode irgendwie in Berührung stehen. Paris hat sich in dieser Beziehung seine Oberhoheit nur noch für fehr wenige Artikel erhalten, und auh diese werden, wenn auch oft ihr Ursprung auf Paris zurückzuführen ist, meistens für den Gebrauch des Massenkonsums hier hergestellt und nehmen ihren Weg von hier aus s denjenigen Staaten, welhe früher nur in Paris zu kaufen ge- wohnt waren. Dies trifft nicht nur zu bezüglich der seit lange in der vordersten Reihe stehenden Erzeugnisse der Berliner Textilindustrie, fondern au bezüglih solher Fabrikate, die erst seit einigen Jahren hier Boden gefunden haben; so ift es Berlin gelungen, einen bedeuten- den Export von künstlihen Blumen, Federn, Schirmen, Weiß- waaren 2c. großzuziehen, wie überhaupt diejenigea Geschäftszweige, welche mit der Konfektion in Berührung stehen, augenblicklih sehr stark beshâftigt sind. In der Mäntel-Konfektionsbranche steht der deutshe Verkehr im Vordergrund. Die deutshen Einkäufer, meist aus Süddeutschland und vom Rhein, haben ihre Anschaffungen in vollständig normaler Weise gemacht, besonders wurden Regen- mäntel und farbige Jaquets sehr stark gekauft, auch für Umhänge in s{chwarzen Konfektionsstoffen (Gera, Greiz, Elberfeld) zeigt sich guter Bedarf. Das Vertrauen zum Frühjahrsgeschäft hat sich {nell wieder befestigt, wenn wir günstige Witterung haben, gehen wir einer Geschäftsperiode entgegen, welche zu den lebhaftesten der letzten Jahre gehören wird, denn überall tritt jeßt der lange Zeit zurückgehaltene Bedarf hervor. In England vollzog sich das Geschäft bis jetzt zwar nicht hervorragend gut, es steht aber troßdem hinter dem vorjährigen nicht zurüdck, es sind Anzeichen vorhanden, daß {hon die nähsten Wochen uns größere Ordres bringen werden. In der Wollenwaarenbranche liegt das Geschäft augenblicklich ebenfalls ziemlich gut, Berlin hat erst seit zwei Jahren wieder begonnen, Sommerwaare in größerem Umfange zu fabriziren, der erzielte Erfolg ist derartig ausgefallen, daß ein großer Theil der Fabrikanten augenblicklich für farbige Regenmäntel- und Jaquetstoffe stark engagirt ist. Die Hauptaufmerksamkeit richtet sich übrigens bereits auf das Wintergeschäft, es liegen aller- dings bis jeßt nur vereinzelt größere feste Ordres vor, troßdem werden bestimmte Stapelqualitäten stark gearbeitet. Für Krimmer und Plüsche liegen für Amerika recht belangreihe Aufträge vor. Die Vereinigten Staaten sind für unsere Plüschwaarenfabrikation ein fo großes und dankbares Absaßzgebiet geworden, daß die Anstrengungen nur zu gerechtfertigt sind, welhe gemacht werden, um die Aus- dehnung des Verkehrs dorthin immer mehr zu vergrößern. Die Tricot- waarenbranhe arbeitet ziemlih gut, aber niht besser als im Vorjahr. Die Größe der zu erwartenden Aufträge hängt hauptsächlich von der Entwickelung des englishen und amerikanishen Geschäfts ab; das erstere, wenn au in seinen Umsäßen belangreih, in seinem Nutzen aber wenig ergiebig, dürfte mit größerem Bedarf bald hervortreten, das amerikanishe Geschäft dagegen dürfte den großen gestellten Erwartungen weniger entsprechen. Gestreifte und karrirte Tricotstoffe sind begehrt, für den Herbst werden sie mit Futter gearbeitet. Für die Herbstsaison will man übrigens auch Versuche mit seidenen und halbseidenen Tricot- stoffen machen. Recht lebhaft is auch das Geschäft in der Manu- fakturwaarenbranche, der Bedarf nah Waare, besonders nah Saison- neuheiten, ift ein starker, es wurde anfänglih nur wenig bestellt, umso mehr ist man jeßt um Waare verlegen, besonders fut sind karrirte und Broché-Effekte, auch baumwollene gemusterte Kleiderstoffe erfreuen sh starken Begehrs.

Das päpstlihe Organ, der „Moniteur de Rome“,

bringt einen „Das Anwaddsen der Sozialdemokratie in Berlin“

betitelten Artikel. Derselbe weist zunächst tien hin, daß nah

den Ergebnissen der deutshen Wahlen die revolutionären Ge-

fahren noch größer als die Kriegsgefahren seien, da in Berlin

l : R über bedeutende Kräfte gebiete, und lel:

„Wenn die Sozialdemokraten in Berlin redlih denken, warum haben sie sih denn nit hon einmal gefragt, welhe Regierung mehr für das Wohl des Arbeiters und die Hebung des Proletariats gethan

at, die monarhishe Regierung, deren Oberhaupt Kaiser Wilhelm und deren Minister Fürst Bismarck ist, oder die demokratishe Regie- rung, welche seit 16 Jahren Frankreih mit Steuern überbürdet, ohne

daß in den revublikanishen Parlamentsversammlungen irgend ein Gesetz zu Stande gebracht worden wäre, welches von der Fürsorge derselben für das öffentlihe Wohl * und für die Interessen des vierten Standes cuanih abgelegt hâtte, der in einer Demokratie Alles sein muß und Alles sein will ?*

Centralblatt für das Deutsche Reih. Nr. 9. Inhalt: Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Heftes der Ent- scheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter. Zoll- und Steuerwesen: Abänderungen des Niederlage-Regulativs. Statistik : Statistishe Aufnahme des Heilpersonals, des pharmazeutischen Per- sonals und der pharmazeutishen Anstalten. Polizeiwesen: Verbot einer ausländishen Druckschrift; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 9. Inhalt: Eckenntniß des Reichsgerichts vom 4. Oktober 1886.

Eisenbahn- Verordnungs-Blatt. Nr. 7. Inhalt: Allerhöchste Konzessions-Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Neuhaldensleben über Nordgermersleben nah Eils- leben durch die Neuhaldensleber Eisenbahn-Gesellschaft. Vom 5. Juli 1886. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: Vom 21. Februar 1887, betr. Uebergangs8bestimmungen zu den Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 6. Juli 1886. Vom 23. Februar 1887, betr. Anträge auf anderweite Abgrenzung der bestehenden Verwaltungsbezirke. Vom 26. Februar 1887, betr. Uebersihten und Recnungsabshlü}e der Krankenkassen. Entscheidungen und Vorschriften der Königlichen Dber-Rehnungskammer. Nachrichten.

Centralblatt der Abgaben-Geseßgebung und Ver- waltung in denKönialié preußishenStaaten. Nr. 5. Inhalt: Anzeige der im Reihe-Geseßblatt erschienenen Gesetze und Verordnungen. Veränderungen in dem Stande und in den Befug- nissen der Zoll- und Steuerstellen. IIl. Indirekte Steuern: Er- kenntniß des Reichsgerihts. Tabasurrogate. Defraudationsstrafe. Abanderung der Ausführungsvorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Grhebung von Reichsstempelabgaben. VI. Personalnachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 10. Inhalt: Amtliches: Personal-Narihten. Nichtamtlihes: Neubau der Frauenklinik der Universität in Breslau. Aus dem neuen Rom. (Fortseßung.) Die Gestaltung von Schneeshutanlagen. Eiffel's Wesltausftellungs-Thurm in Paris. Vermischtes: Verein Berliner Künstler. Eisenbahnen der Erde.

Reichstags - Angelegenheiten. ?} —— E AACIPUEEIERS

Ueber weitere Stihwahl-Resultate meldet ,W. T. B.':

Fe O Ia Ober - Bürgermeister Müller (Reichsp.) ewählt. G Merseburg-Querfurt. Neubart (Reichsp.) und Panse (dfr.) erhielten ein E 12 047 Stimmen; die Entscheidung hat also durch das Loos zu erfolgen. l L

Norder-Dithmarshen. Thompson (natl.) gewählt.

Kiel. Hänel (dfr.) gewählt. E

Münden 11. Landes (Centr.) gewählt. L i

Schwerin. Im 3. mecklenburgishen Wahlkreise (Parhim) von Oertzen (konf.) mit 6788 St. gewählt. Hermes (dfr\.) erhielt 6642 St. :

Gotha. Henneberg (natl.) mit einer Mehrheit von etwas über 1000 Stimmen gegen Bock (Soz.) gewählt. : :

Ae Siemens (dfr.) mit einer Mehrheit von 50 Stimmen gewählt.

Detmold. von Lengerke (natl.) gewählt. :

Hamburg. 3. Wahlkreis. Wörmann (natl.) mit 19 841 Stimmen gegen Heinzel (Soz.) mit 19139 Stimmen gewählt.

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 20. Februar bis inkl. 26. Februar 1887 zur Anmeldung gekommen: 186 Ebeschließungen, 891 Lebendgeborene, 42 Todtgeborene, 562 Sterbefälle.

Staatsangehörigkeit der Berliner Bevölkerung (Stat. Corr.) Von der ortsanwesenden Bevölkerung des preußi- \hen Staates waren nah dem Ergebnisse der leßten Volkszählung 98,32 %/ Preußen, 1,68 % andere Deutshe und 0,55 ‘/9 Reichs- Ausländer; die Bevölkerung Berlins bestand dagegen aus 96,18 % Preußen, 2,74 9/0 anderen Deutschen und 1,08 9% Reichsausländern. Unter den 36 089 in Berlin am 1. Dezember 1885 als anwesend ge- zählten „anderen“ Deutschen befanden si 1396 aktive Militärpersonen. Die 14207 Reichsausländer Berlins vertheilten ih ihrer Staats- angehörigfeit nah folgendermaßen. Es befanden sich darunter :

m. w. m. w. Liremburot 29 2 Nor .. .., 98 45 Oesterreiher . . , 2911 2169| Ruffen ; 4ST 12659 00 2 mte... 98 53 S M Wen 6 8 Set .. , . 400 30 uan 48 21 Tann O 19 Oen... 29 12 Va 20 16 | Bürger der Verein. Portugiesen . 8 4| Staaten v. Amerika 528 451 Du 40 4 Veo... 6 9 B 61 56 | Brasilianer... . 26 19 Per E 2 8 andere Nichteuropäer 130 53 B02 9 usau! S073 GL129 Schweden . . ._. 327 185 D

Nur bei den Franzosen, Briten und wohl nur zufällig Merikanern überwiegt das weiblihe Geshlecht, und 9273 der in Berlin ermittelten Reichsausländer waren Angehörige germanischer Staaten. Auf ungefähr ebenso boch, d. h. auf 654 % aller an- wesenden Reichsausländer, läßt sich die Zahl der in Berlin anwesenden fremden Staatsangehörigen germanisher Abstammung schäßen; denn es mögen wohl unter den Russen, Ungarn und Belgiern ebenso viele Personen deutscher Abkunft wie unter den Oesterreichern, Schweizern und Bürgern der Vereinigten Staaten von Amerika solche romanischer oder \lawisher Rasse sein. : ;

Wie sih die Reichsausländer innerhalb der Stadt auf die cin- zelnen Standesamtsbezirke vertheilt haben, zeigt folgende Tabelle. Es

wurden ermittelt : l im Standes- Reichsausländer

amtsbezirk in den Stadttheilen A D I. Berlin, Kölln, Friedrihswerder, Dorotheenstadt 872 598

II. E E L « OOT 761 III. Friedrih- und Schöneberger Vorstadt. . , 568 815 IV. D Tempelhofer L O 486 Va. Luisenstadt jenseit des Kanals: westlih . . 360 225 Vb. u s Í ¿ O, 100 80

VI. Luisenstadt diesseit des Kanals .., . , 866 507

VIIa. Stralauer Viertel: westlch 343 262 VIIb. O. L 71 VIII. Königsviertel E E e A6 291 Ix. Gabe Btld 6 825

Xa. Rosenthaler Vorstadt: südlich... . 461 42

Xb. Ï 2 N 4 WDO 94

X1. Oranienburger Vorstadt... , . , 409 253

XII. Friedrih-Wilhelmstadt, Thiergarten, Moabit 585 428 X1III. Wedding, Gesundbrunnen . E 121 90 Ur Dem A Leo 1

._ Das 3. Heft des 26. Bandes der „Beiträge zur Sta- tistik des Großherzogthums Hessen“, berausgegeben von der Großberzoglihen Centralstelle für die Landes- statistik (Darmstadt 1886, G. IJonghaus'she Hofbuchhandlung) enthält die Kriminalstatistik des Großherzogthums Hessen für die Jahre 1881—84, bearbeitet von dem Gerichts - Assessor W. Welcker. Dieser interessanten, mit reihem statistishen Material ausgestatteten Arbeit entnehmen wir für die Jahre 1882 und 1883, daß die Zabl der strafbaren Handlungen, bezüglich welher Eatschei- dungen der Gerichte des Großherzogthums Hessen rechtskräftig wur- den, von 6826 in 1882 auf 6335 in 1883 (74 9%) gesunken, im Deutschen Reih aber von 456647 auf 470 216 (3 ‘/) gestiegen ist. Die bâäufigsten Verbrehen und Vergehen, die in Hessen ab- geurtheilt wurden, waren Diebstahl und Unters{lagung (30,6 9/6 in 1882, 51,3 % in 1883), Beleidigung (16,6 bezw. 12,5 9%), Betrug und Untreue (14,11 bezw. 6,3 9/0), Körperverletzung (10,7 bezw. 13,1 %), wider die öüfentlihe Ordnung (7,4 bezw. 9,6 9/0). Von allen Verbrehen und Vergehen gegen Reichs- geseße waren gerihtet gegen Staat, Religion und öffentlihe Ord- nung 11,3 bezw. 13,2% (im Deutschen Reich 13,4 bezw. 13,2 9/0), die Perfon 31,2 bezw. 37,7 °%/0 (28,8 bezw. 29,2 9%), das Vermögen 56,4 bezw. 48,7% (56,6 bezw. 56,5 9/0), die Pflichten des Amts 1,1 bezw. 0,40% (1,2 bezw. 1,1 9/0). Im Ganzen kamen auf die An- klagen 88,9 bezw. 87 9/9 Verurtheilungen vor (im Deutshen Reich 85,3 bezw. 85,1 9/0), und zwar wider den Staat 2c. 83 bezw. 89,490 (88,0 bezw. 88,40/0), die Person 83,8 bezw. 83,3 % (82,1 bezw. 81,9 9/0), das Vermögen 92,8 bezw. 89,2 % (86,3 bezw. §5,9 9/0), die (Pflichten des Amts 92,2 bezw. 87,5 9% (89,0 bezw. 85,3 "/6).

Die Zahl der abgeurtheilten Personen ist von 5694 auf 6009 5,9 9/0), im Deutschen Reih von 403 694 auf 404082 (0,1 9%) gestiegen.

Vorbestraft waren 26,4 bzw. 26,1 % der Verurtheilten (24,9 bzw. 25,9 9/0).

Von 100 Verurtheilten wurden verurtheilt: zum Tode 0 bzw. 0,02 (im Deutschen Reich 0,03 bzw. 0,03); zu Zuchthaus von mehr als 5 Jahren 0,21 bzw. 0,10 (0,34 bzw. 0,23). von 2 bis 5 Jahren 0,79 bzw. 1,0 (1,25 bzw. 1,18), bis zu 2 Jahren 2,53 bzw. 1,77 (2,48 bzw. 2,28); zu Gefängniß von mebr als 2 Jahren 0,35 bzw. 0,30 (0,36 bzw. 0,34), von 1—2 Jahren 1,03 bzw. 0,89 (1,16 bzw. 1,10), von 3 Monaten bis 1 Jahr 8,07 bzw. 7,21 (9,19 bzw. 8,80), von 3 Monaten und darunter 58,92 bzw. 53,91 (58,42 bzw. 57,76); zu Festungshaft 0,04 bzw. 0,02 (0,03 bzw. 0,05); zu Haft 1,03 bzw. 0,95 (0,44 bzw. 0,44); zu Geldstrafe 26,83 bzw. 32,34 (25,33 bzw. 26,70); zu Verweis 1,10 bzw. 1,31 (0,97 bzw. 1,04); zum Verlust der bürgerlichen Ebre 4,68 bzw. 3,40 (6,21 bzw. 5 78); zur Polizeiaufsiht 1,95 bzw. 1,55 (2,50 bzw. 2,21). Auf 100 000 Einwohner, die das 12. Lebensjahr vollendet haben, kamen Verurthei- lungen auf Handlungen 931 bzw. §28 (1214 bzw. 1239) gegen Per- fonen 734 bzw. 753 (1028 bzw. 1023); auf 1 Verurtheilten kamen 1,27 bzw. 1,10 (1,18 bzw. 1,21) bestrafte Handlungen. Auf 10 090 Einwohnec im Alter von 12—18 Jahren kamen 47 bzw. 45 (57 bzw. 55) Bestrafte des- selben Alters, auf 10 000 weibliche Einwohner über 12 Jahre 246 bzw. 228 (380 bzw. 381) Bestrafte desfelben Geschlechts, auf 100 männliche Verurtheilte, 20,4 bzw. 18,1 (23,4 bzw. 23,7) weibliche, auf 10 000 evangelische Einwohner 48,6 bzw. 49,7 (67,5 bzw. 66,3) verurtheilte Evangelische, auf 10 000 Katholiken 59,8 bzw. 58,2 (77,3 bzw. 78,7) verurtheilte Katholifen, auf 10 000 Iuden 46,5 bzw. 42,0 (61,7 bzw. 61,1) verurtheilte Juden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der aufsihtführende Richter bei den preußischen Amtsgerichten, seineRechte und Pflichten. Eine systematische Darstellung der für den aufsihtführenden Amtsrichter wissenswerthen Vorschriften der Justizaufsiht und Justizverwaltung. Von P. Ma- gunna, aufsihtführendem Richter bei dem Königlichen Amtsgericht in Shwetßz a. W. Verlag von H. W. Müllerin Berlin. Pr. 4 M Die Vorschriften der Justizverwaltung sind bereits in vielen, zum Theil sehr umfangreihen Werken gesammelt worden, \o daß es fast der Herausgabe eines weiteren erübrigen möchte. Die mehrjährige Erfahrung des Verfassers als aufsihtführender Richker hat ihm aber die Ueberzeugung verschafft, daß ein Buch, wie das vorliegende, für den praktishen Gebrauch dennoch nicht unzweckmäßig sein dürfte. Während nämlich die großen Werke cine eingehende Darstellung der gesammten Justizverwaltung geben, ist in diesem nur derjenige Kreis berührt worden, in welchem sich die Thätigkeit des aufsichtführenden Richtecs bewegt, Es giebt keine cinheitlihe geseglihe Vorschrift, welhe dem aufsihtführenden Amtsrichter gewissermaßen als Instruktion für die Aufsichtführung dienen könnte. Der Richter, der mit diesen Geschäften betraut wird, muß daher seine Rechte und Pflichtea erst durh die Praris kennen lernen; er wird sich zunächst naturgemäß auf den Ersten Gerichts\chreiber verlassen und im einzelnen Falle sich die eins{chlägigen Bestimmungen erst aus den Werken der allgemeinen Justizverwaltung, aus den Justiz- Ministerialblättern, aus den Generalakten 2c. herausfuhen müssen. Dieser Umstand hat den Verfasser veranlaßt, die für den aufsiht- führenden Amtsrichter wissens8werthen Vorschriften der Just izaufsicht und Justizverwaltung zu sammeln und in systematisher Weise dar- zustellen, einerseits um seinen jüngeren Kollegen von vornherein einen Ueberblick über das Gebiet ihrer Thätigkeit zu verschaffen, anderer- seits um den erfahreueren ein zuverlässiges Handbuch darzubieten, welches indeß keineswegs den Gebrauch der allgemeinen Werke der Justizverwaltung und der Geseßzbücher unnöthig machen will; im Gegentheil sind dieselben an geeigneter Stelle angeführt, um aus ihnen eingehendere Information \{chöpfen zu können.

Das gyerichtlihe Rechnungslegungswesen in Preußen. Systematische Zusammenstellung aller die Rechnungs- legung bei den Kassen der preußishen Justizbehörden betreffenden geseßlichen und administrativen Vorschriften. Mit Erläuterungen und Pibielen herausgegeben von Johannes Wollenzien, Rendant der Königlichen Gerichtskasse zu Pleschen, und Heinrich Walter, Rechtsanwalt und Notar a. D. zu Berlin. Lieferung 1. Berlin 1887. Franz Siemenroth. „Das gerihtlithe Rechnungslegung8wesen von Wollenzien und Walter" bildet zu dem im vorigen Jahre in demselben Verlage erschienenen Buche: „Das Gerichtskassenwesen in Preußen von J. Wollenzien“ die nothwendige Ergänzung. Wie dieses alle das Kassenwesen der preußishen Gerichte neu regelnden Vor- \hriften zum Gegenstande hat, so umfaßt das vorliegende Buch alle auf das Rechnungslegungswesen bei den Kassen der preußishen Justiz- behörden bezüglihen Bestimmungen in ihrer heutigen Gestaltung und Geltung. Diese vollständig in ihrer amtlichen Tertfassung wieder- gegebenen Bestimmungen sind in 3 Theilen systematish zusammen- gestellt. Der Jnhalt der cinzelnen Theile und deren Gliederung ergiebt sich aus nachfolgender Uebersiht: Erster Theil. Das preußische Etatswesen im Allgemeinen. (1. Gesetz, be- treffend die Einrichtung und die Befugnisse der Ober-Nehnungskammer, vom 27, März 1872, I1. Regulativ über den Geschäftsgang bei der Ober-Rechnungskammer, vom 22. September 1873. 111. Instruktion für die Ober-RNehnungskammer, vom 18. Dezember 1824), Zweiter Theil. Das gerichtlihe Rechnungslegungs8wesen in scinen Grundbestimmungen. (A. Anweisung der Ober - Rech- nungskammer für die Rechnungslegung über dic Ausführung des Etats der Justizverwaltung, vom 4. Juni 1886. B. Formulare zur An- weisung vom 4. Juni 1886, C. Bestimmungen der Ober-Rechnungs- kammer in Betreff der den Justizbehörden zur eigenen Revision und Dechargirung überlassenen Rechnungen, vom 4. Juni 1886, nebst 2 An- fügungen [I. Provinzial-Waisenfonds, 11. Gefangenen - Arbeitsverdienst- Kassen]. D, Buch- und Rechnungsführung bei der Gefängniß- Oekonomie-Verwaltung.) Dritter Theil. Zusaßbestimmungen über das Rechnungslegungswesen im Bereiche der Justizverwaltung (über 60 Nummern in chronologisher Folge enthaltend). Sämmtliche Bestimmungsakte sind, soweit erforderlich mit erläuternden Anmerkungen bezw. erklärenden Hinweisen auf Parallel; stellen versehen, und die Formulare mit anschaulichen Beispielen ausge, stattet. Die in der Anweisung vom 4. Juni 1886 îin Bezug ge,