1907 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Jun 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Helm ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden. : : | e Der Kreisassistenzarzt Dr. Schlieben. in Zielenzig ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreis- arztbezirks Kreis Oststernberg beauftragt worden. j Am Lehrerinnenseminar in Koblenz ist die Lehrerin Lucia Hermes als ordentliche Lehrerin endgültig angestellt worden. Die Kreisassistenzarztstelle des Stadtkreises Cassel und j : die Kreisassistenzarztstelle des Stadtkreises Stettin sind zu beseßen.

Finanzministerium.

Bei der Preußischen Zentralgenossenshaftskasse sind die P E Hinte, Stiehr und Rindflei zu Buchhaltern, ; ;

die Diätare Merkens, Frensche, Voigt Schmidt und Neißel zu expedierenden Sekretären und Kalkulatoren ernannt.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde- . E Us Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues alais, 30. Mai. ittmer, Fähnr. zur See der Refs., aus der | bla ausgeschieden und als Fähnr. mit Patent vom ‘7. April 1906 im 3. Bad. Vrag. Regt. Prinz Karl Nr. 22 angestellt.

; Berlin, 1. Juni. v. Bosse, Rittm. und Adjutant des Kriegs- ministers, zum Major befördert. v. Loeper, Hauptm. und Komp. Chef im 2. Garderegt. z. F., v. Tippelskirch, Hauptm. und Komp. Chef im Königin Elisabeth Gardegren. Regt. Nr. 3, zu überzähligen Majoren befördert und den betreffenden Regimentern aggregiert. v. Katte, Hauptm. im Königin Elisabeth Garde- Gren. Regt Nr. 3, zum Komp. Chef ernannt. Schacht, Hauptm. und Komp. Chef im Gardefußart. Regt , Wagner, Hauptm. und Kowp. Chef im Gardepion. Bat., Ehrenberg, Hauptm. und Komp. Chef im Eisenbahnregt. Nr. 1, Wentrup, Hauptm. und Lehrer beim Luftschifferbat., ein. Patent thres Dienstgrades verltehen. Frhr. v. Steinaecker, Oberlt. im 92, Garderegt. z. F., unter Beförderung zum Hauptm. zum Komp. Chef ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues

alais, 30. Mai. Reiß (Hans), Lt. im 3. Bad. Drag. Negt. Prinz Karl Nr. 22, der Abschied mit der geseßlihen Pension aus dem aktiven Heere bewilligt; zuglei ist derselbe bei den Offizieren der Landw. Kav. 1. Aufgebots angestellt.

Berlin, 1. Juni. Delbrü ck, Hauptm. der Landw. a. D., uleßt von den Landw. Jägern 1. Aufgebots (Danzig), an Stelle der andw. Armeeuniform, die Erlaubnis zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere des Pomm. Jägerbats. Nr. 2 erteilt.

Nichlamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Juni.

Die vereinigten Ausshüßse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen hielten heute eine

Sigßung.

Der Ditektor bein Rehnungshofe des Deutschen Reichs, “MWirklihe Geheime Oberregierungsrat Maaß ist von seiner Urlaubsreise nah Potsdam zurückgekehrt.

Laut Es des E T. Sen ist S. M. S. „Niobe“ am 1. Juni in Tsingtau eingetroffen. : i

M S. “Altis“ ist gestern von Hongkong nah Pakhoi in See gegangen. i i

Der OTransportdampfer / „Borussia“ mit dem Ab- lóösungstransport für die Schiffe der ostasiatishen Station an Bord is am 1. Juni in Hongkong eingetroffen und vorgestern nah Tsingtau weitergegangen.

Oesterreich-Ungarn.

Die jeyt beendeten gali ishen Reichsratswahlen haben, laut Meldung des „W. D. BD.“, folgendes Partei- verhältnis ergeben: 13 Konservative, darunter einer doppelt gewählt, 12 ÑNationaldemokraten, 9 Demokraten, 4 forischrittliche Demokraten, 13 Mitglieder des polnischen Zentrums; 2 Wahlen sind unentschieden. Es sind 53 Mitglieder des Polenklubs ge- wählt, ferner 16 von der polnischen Volkspartei, 16 Zungruthenen (ukrainishen Partei), 5 Altruthenen, 3 radikale Ruthenen, dovon einer doppelt gewählt, 4 polnische Sozialdemokraten, 92 ruthenishe Sozialdemokraten, 1 unabhängiger Sozialist, 3 Bionisten, 1 unabhängiger Jsraelit. Hiermit sind die Wahlen in sämtlihen Krouländern vollzogen. - :

Die deutsche Fortschrittspartei, die deutshe Volkspartei und die deutshe Agrarpartei hielten vorgestern abend Be- ratungen ab, in denen sie zu der Frage der Bildung eines einheitlihendeutsh-freiheitlihenVerbandes Stellung nahmen. Alle drei Parteien sprachen sih, obiger Quelle zu- folge, grundsäßlih für Bildung eines sölchen Verbandes aus. Endgültige Beschlußfassung wurde einer für gestern angeseßten gemeinsamen Konferenz der deutschen Abgeordneten vorbehalten.

Das ungarische Ab cordnetenhaus hat gestern verschiedene Geseßentwürfe, betreffend j E Wohlfahrtseinrihtungen, angenommen, die aus Anlaß der 40. Jahreswende der Krönung des Königs Franz Joseph beschlossen worden sind. Gleichzeitig wurde das Präsidium beauftragt, vor Seiner Majestät der Huldigung und den Glückwünschen des Hauses Ausdruck zu verleihen. Am 8. Juni, dem Jahrestage der Krönung, soll feine Sißung abgehalten werden. :

Großbritannien und Frland.

m Laufe der gestrigen Sißung des Unterhauses er- lärt, der Ueemiernintfiee Campbell-Bannerman, daß der Gesehentwurf, betreffend den Jrischen Nat, fallengelassen

1

Laufe der gegenwärtigen Session eingebraht werden, aber gleich zu Anfang der nähsten Session. absihtlich in threm bedeutsame der irischen

eingehenden l t Nachdem aber der Nationalkonvent die Bill einstimmig abgelehnt habe, habe die Regierung den Schluß gezogen, daß der Einfluß der irisen Parlament8smitglieder gegen die Bill geltend gemaht würde. Unter diesen Umständen, die tiefes Bedauern und (Fnttäushung bet der Regierung bervorgerufen hätten, könne fie keine weitere Be- p rihe Universitätebill in dies die irishe Univer n dieser 1 bringen, dagegen beabsichtige sie, sobald als möglich die Bill, be- treffend Wiedereinsezung der vertriebenen Priester in ihre Heim- stätten, dem Hause vorzulegen. Die lossen, die Vorlage, betreffend den Neligionsunterricht in Elementarshulen, fallen zu lassen, aber in der nächsten Session würde eine umfassende Maßnahme zur Reorganisation des Schul- wesens eingebraht werden. Die Regierung hoffe noch die folgenden Vorlagen vor der Vertagung zu erledigen: Territorialarmeevorlage, treffend die Errichtun die Vorlage, betreffend die die Vorlage, Pächter, und Sir Henry Campbell. Bannerman fuhr dann fort:

aus; Prophetengabe Wir können nicht wissen, welhe Behandlung un}eren esetzgeber dien am 17.- oder 26. Junt eine Resolution einzubringen, be- treffend die. Beziehungen des Oberhauses zum Únterhause, dann werden wir unsere Auffassung hierüber voll zum Ausdru

breiten.“ ) minister entwickelte Arbeitsprogramm würde das Haus bis in den Oktober beschäftigen. ( der Regierung, die jüngste irishe Vorlage fallen zu lassen und sagte, er sei fich stets klar darüber gewesen, daß die Regierung, indem sie

nehme, Akternative gebe,

flerifalen Einfluß zurückzuführen sei. Die Ablehnung sei viel-

Stiftungen von | auf der Rechten und große Aufregung bei den Polen hervor. Der

Die Bill, betreffend die Schanklizenzen, werde niht im

Die irische Bill set, obgleich fle irfungsbereih beschränkt sei, doch eine Maßnahme. Es scheine, daß im Nationalkonvent Mißverständnisse in bezug auf ge- gewesen seien, die bei einer abgeändert werden Fönnen.

Partei einige visse Einzelheiten vorhanden Erörterung hätten

v Die Regierung habe auch bes{lossen, E i Session niht mehr etinzu-

Negierung habe ferner be-

Die Finanzyorlage,. die die Patentgeseßvorlage, die Vorlage, be- eines Berufungsgerihtshofes in Strafsachen, Schaffung kleiner Landgüter, Wiederetnseßzung außs8gewtesener geringerer Bedeutung. „Wenn ih von Erledigung einer Vorlage spreche, so denke ih dabet nur an dies blide ich über das Unterhaus hinaus, so versagt meine

betreffend die andere Maßnahmen von

chen Maßnahmen im Oberhause zu teil wird. Wir be-

bringen und mit Vergnügen der Cntscheidung des Hauses unter- Arthur Balfour (kons.) führte aus, daß vom Premier-

Redmond (Nationalist) besprach den Entschluß

diese halle Maßregel versuchte, eine unmöglihe Aufgabe unter- und dann werde die Regierung erkennen, daß es keine sondern nur volles Vertrauen zum irischen Volke. Der Redner widersprah der Behauptung, daß tie Verwerfung der Bill durh den Nationalkonvent auf

mehr ein vollkommen echter und spontaner Ausbruch des Willens der Laienbevölkerung Irlands gewesen. Redmond fügte hinzu, er bedauere die Zurückziehung der irishen Universitätsbill und {loß mit der Be- merkung, wie freundlih a auch die gegenwärtige Regierung und das Parlament gegenüber Irland seien, so erkenne er do, daß die urin Partei h \chließlih auf ihre eigenen Anstrengungen verlassen müsse.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat gestern den Gesehentwurf ur Sicherung der geheimen Stimmabgabe und der edlihkeit der Wahloperationen angenommen.

Die Marinekommission der Deputierten- kammer hat gestern eine Abordnung der eingeschriebenen Seeleute empfangen, die erklärte, daß sie die ihre I nisse betreffende Regierungsvorlage für ungenügend anjehe. Die Abordnung ersuchte die Kommission, ihr das Versprechen u geben, die Vorlage in befriedigender Weise abzuändern, Kant durch“ dieses Versprechen der Ausstand sein Ende erreiche.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erwiderte der Vorsitzende der Marinekommission, die Kommission werde die die Seeleute betreffende Vorlage mit Wohlwollen prüfen, er könne jedoch feine Hoffnung machen, daß das Parlament eine Vorlage annehmen würde, die mit

rößeren Ausgaben als die Regierungsvorlage verbunden wäre, und Prüerte die Seeleute auf, den Ausstand zu beendigen, der thnen nur das Wohlwollen, das die Regierung für fie hege, rauben würde.

Der Marineminister Thomson, der die Abordnung der Seeleute ebenfalls empfing, wies gegenüber deren Forderungen auf die Fürsorgemaßnahmen hin, die in leßter Zeit mit Rück- siht auf die eingeschriebenen Seeleute ergriffen worden seien, und erklärte dann : : j

Die Marinekommission werde erwägen, was noch darüber hinaus getan werden könne, es müsse jedoch jede Agitation unterlassea werden, die eine Verständigung verhindere. Es sei Pflicht der MNegierung, die Sechandelétbeziehungen und den See- verkehr ftberzustellen, da ein Aufhören derselben Frankreihs Handel und Industrie der Gnade der auswärtigen Konkurrenten ausliefere. Eine sofortige Wiederaufnahme der Arbeit könne die Lösung des Konfliktes erleihtern. Infolgedessen rate er zur Beruhigung und zu friedlihem Einvernehmen. Wenn der Ausstand sofort beendet würde, werde keine Maßnahme ggen die Ausständigen ergriffen werden und er werde die NReedereigesell|haften bitten, gegenüber den Mannschaften Nachsicht zu übea.

Nach einer telegraphishen Nachricht des genannten Bureaus hat das Verteidigungskomitee der Seeleute dem Marineminister mitgeteilt, daß es nah allen Belen telegraphiert habe, um die Ausständigen zur Wiederau nahme der Arbeit

aufzufordern. Rußland.

Die Reichsduma lehnte gestern ben Gesehentwurf des Zustizministeriums, betreffend die Verschärfung von Strafen, die auf Verherrlichung von Verbrechen geseht sind, ab und nahm den Antrag des Unterrichtsministers an, der dahin gcht, die Verfolgungen wegen des geheimen Unter- richts in Polen einzustellen. A

Im Laufe der Debatte bei dem leyteren Antrage griffen, dem Berit des „W. T. B.* zufolge, mehrere polnische Redner ia heftigen orten den Unterrihtsminister an, der nah ihrer Insicht nur bestrebt set, mit Hilfe der Negierungsschulen Polen zu russifizieren, Der Ge- hilfe des Unterrichtaministers Gherassimow hielt es für seine Pflicht, auf die Politik der Polen hinzuweisen, die zwischen Regterung und Ouma und zwishen den verschiedenen Parteien in der Duma se}bst hin- und herschwankten. Die Worte des Redners 1iefen Beifall

Präsizent des Polenklubs Dmusky verwahrte sih gegen die Aeuße- finds E eisimtews und sagte, die Polen wünschten gleiche Freiheit für alle Nationalitäten in Rußland, die bisher durch die Willlürherr- schaft unterdrückt worden seien. e Das Haus besprah sodann den Antrag des Ministers des Jnnern auf Nichtzulassung derjenigen Personen zum 1A0E4 die unter polizeilicher Aufsicht stehen oder Tueno der Verwaltung Vorbeugungsmaßregeln unter- tellt sind. | Q mit der Prüfung der Vorlage beauftragte Kommission sprach sich gegen deren Annabme aus, da sie sih nicht in Heeresangelegenheiten auf den

Standpunkt des Ermessens der Polizei stellen könne, Der Gehilfe des Ministers des Innern Be die Notwendigkeit von Präventiv-

werden würde, und teilte mit, daß die Regierung beschlossen habe, keine Herbstsession abzuhalten. Dann kam er auf die in der Thronrede ang oie, Maßnahmen zu sprehen und erklärte, „W. L. B.“ zufolge :

î

maßnahmen gegen die Revolutionäre, die sich in das Heer einzudringen bemühten. Mehrere Redner legten die Unzulänglichkeit und die Un- gerechtigkeit von Maßnahmen nach Art der vom Minister des Innern

Die Duma verwarf hierauf den ministeriellen Entwur mit großer Mehrheit. L | : Mie das „W. T. B.“ meldet, is es gestern in Sit- \hewka infolge des Notstandes zu Ruhestörungen ge- kommen. Etwa 1000 Bauern zogen in die Kreisstadt und forderten die Herausgabe der für die Linderung des Not- standes in der Provinz angewiesenen Gelder. Auf Zu- reden der Behörden, die die Unmöglichkeit einer Herausgabe ohne Ermächtigung von seiten der höheren Behörden auseinanderseßten, beruhigten die Bauern sih anfänglich, griffen aber später den Distrikthef und den Steuerheber an und verwundeten durh Steinwürfe den Distriktchef, den Polizeikommissar und den Untersuhungsrichter. Schußleute machten gegen die Ruhestörer von der Schußwaffe Gebrauch. Zwei Bauern wurden getötet und mehrere verwundet.

Ftalien. Infolge einer vor längerer Zeit in der Kammer ein- gebrahten Jnterpellation des Deputierten Fera über Geseß- widrigfkeiten in der Justizpflege in Catanzaro hatte der Justizminister eine Untersuchung angeordnet, die, wie das „W. T. B.“ berichtet, jeßt zur Verhaftung von aht Mitgliedern des dortigen Appellhofes und zur disziplinarishen Bestrafung von 20 anderen Beamten derselben Behörde ge=- führt hat. Schweiz.

Der Ständerat E gestern bei Beratung des Gesehes über den Erfindungs\huß, „W. T. B.“ zufolge, den Be- llen des Nationalrats zugestimmt, nah denen für die chemishe Jndustrie der Verfahrensshuß (statt des Schußes für die Stoffe) eingeführt und der Schuß auch auf Heilmittel ausgedehnt wird.

Schweden.

Die Parlamentssession ist gestern, W.S. Q gus folge, geschlossen worden.

Norwegen.

Die vom Storthing in Angelegenheit der Regulie- rung des Mjösensees eingeseßzte Kommission erstattete gestern Bericht, in dem, wie das „W. T. B.“ meldet, 7 Mit- glieder der aus 8 Abgeordneten bestehenden Kommission die von der Regierung erteilte Konzession zur Regulierung des ‘Mjôósensees für ungeseßlih erklären. Nur ein Mitglied der Kommission trat für die Regierung ein.

Amerika.

Ein Runderlaß des Staatsdepartements zu Washingtow gibt den amerikanischen Konsularvertretern in allen Ländern bekannt, daß die mit Deutschland vereinbarten abgeänderten Zollabfertigungsvorschriften am 1. Ul 10 Arart Treten. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ werden die Aenderungen nit allein auf die Einfuhr aus Deutschland, sondern gleihmäßig auf die Einfuhr aus allen Ländern angewandt.

Afien.

Die indische Regierung hat, dem „Reuterschen Bureau“ ufolge, Bestimmungen erlassen, durch welche die Pensionen er eingeborenen Soldaten der indishen Armee erhöht werden, in der Absicht, den Militärdienst in Jndien

populär zu machen. ;

Der Vizekönig hat eine Verordnung, betreffend Preß- vergehen, erlassen, die die Ortsbehörden ermächtigt, die Zeitungen in allen Fällen absichtliher Uebertretung des Ge- seßes, begangen durch Anreizung zum Aufruhr, gerichtlih zu verfolgen. Der Vizekönig hofft, diese Warnungsmaßnahme werde erfolgreich sein; andernfalls werde zuversichtlich erwartet, daß die Behörden Uebelständen gegenüber das angemessene Verfahren einschlagen werden.

Afrika.

In der gestrigen Q ammenkunft des diplomatischen Korps in Tanger if, den „Times“ zufolge, der Direktor der öffent- lihen Arbeiten von Tunis Porche ohne Debatte zum Oberingenieur der marokkanishen Regierung 18 Ausführung des Protokolls der Konferenz von Algeciras er- nannt worden.

Wie dasselbe Blatt weiter meldet, sind die Verhand- lungen, die zwishen dem Sultan und Raisuli ge- pflogen wurden, ergebnislos verlaufen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Herren- hauses befindet sih in der Zweiten Beilage.

Die heutige (14.) Sigung des Aer at, welcher der Minister Dr. von Bethmann Hollweg beiwohnte, wurde um 1 Uhr von dem Ersten Vizepräsidenten Freiherrn von Manteuffel eröffnet.

Neu berufen is auf Präsentation des Domkapitels zu Naumburg der Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky-

Wehner. : | : F Den mündlichen Bericht der Etats- und Finanzkommission über die Vorlage, L die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Wohnungs- verhältn isse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben | beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staats- beamten sowie über die Denkschrift über die Ausführung der bisher erlassenen neun Gesehe gleicher Tendenz, erstattet der Staatsminister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen: Die Vorlage stellt weitere 15 Milltonen für die Verbesserung der Wohnungs- verhältnisse der Staatsarbeiter und der gering befoldeten Beamten zur Vecjügung. Dieser Vorlage sind bisher neun gleihlautende vorausgegangen, die insgesamt 89 Millionen für den gleichen Zwckk ausgeworfen haben. Sämilihe Vorlagen sind vom Lindtag bewillizt worden und ihr Zweck is dals durchaus rihtig anerkannt worden. Bisher sind insgesamt 854 Millionen ver- baut worten, davon sind 49 128 418 (6 für Regiebauten avsgegeben, während an Darlehen für gemeinnüßige Baugenossenschaften und der- gleichen 36464404 # ausgegeben sind. Da das Be- düfnis nah wie vor vorhanden ist bei den wa senden An- forterungen unserer großen Betriebsverwaltungen, so sind weitere Mittel für diesen Zwcck erforderlich. Die jehige Vor- lage entspriht in allen Punkten den früheren Vorlagen. Haupt- \ählich find die Eisenbahnverwaltung und die Bergverwaltung daran beteiligt, die ihre Häuser in eigener Regie errichtet haben, während das Ressort des Innern Darlehen für diesen Zweck gegeven hat. In der Kommission ist gefragt worden, ob bei der Gewährung der Darlehen von der Regierung die nötige Kontrolle geübkt wird, daß sich. die Verwendung im Rahmen dieser Geseye hält.

eingebrachten Gefeßesvorlage dar.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Im zweiten der diesjährigen „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“, herausgegeben vom Kaiserlien Statistishen Amt, wird der deutsche Spezialhandel im Jahre 1906 dargestellt.

Die Darstellung trennt die Monate Januoar/Februar und März/Dezember. Am 1. März 1906 sind das Zolltarifgesep vom 55, Dezember 1902 und das Geseg vom 7. Februar 1906, betreffend die Statistik des Warenverkehrs mit dem Auslande, sowie das Statistishe Warenverzeihnis in Kraft getreten, das dem neuen Zolltarife in der Nummernfolge zwar entspricht, über ihn jedoch durch Unterabteilungen bei der Mehrzahl der Nummern binausgeht. FJnfolgedessen weihen in den genannten beiden Zeiträumen die Einteilung der Waren nah den statistischen Waren- perzeihnissen, der Umfang der Wirtschaftsgebiete, auf die sich die Statistik bezieht, und außerdem au die Ländernachweise voneinander ab. Bis Ende 1906 wurde als Herkunftsland das Land, in dem eine Ware gekauft, als Bestimmungsland das Land, nah dem eine Mare verkauft worden ist, verzeichnet, seit dem 1. März 1906 ift unter Herkunftsland das Land, das etne Ware hergestellt oder erzeugt hat, als Bestimmungsland aber das Land zu verstehen, in dessen Ver- brauch sle übergeht. :

Die Nachweisungen für die Monate Januar/Februar ent- halten den auswärtigen Warenverkehr des deutschen Zollgebiets (D, 1, des deutschen Reihsgebiets ohne die Zollausshlüfse, die Freihäfen O Cuxhaven, Bremerhaven und Geestemünde, die Insel Helgo-

and und einige badische Gemeinden an der Grenze gegen die Schweiz —, des Pro Sriogt ne Luxemburg sowie der beiden öster- reihischen Gemeinden Iungholz und Mittelberg).

Die Tabellen für März /Dezember geben den auswärtigen Warenverkehr des Deutschen Reichs (nur ohne Helgoland und die badischen Zollausshlüsse), des Großherzogtums Luxemburg sowie der österreihishen Gemeinden Jungholz und Mittelberg. Der Haupt- untershied liegt also darin, daß seit dem 1. März 1906 außer dem Verkehr der Zollauss{chlußgebiete Bremen und Emden sowie der Frei- bezirke Altona, Brake, Stettin und Neufahrwasser auch der Verkehr der Zollaus\chlüsse Bremerhaven, Geestemünde, Cuxhaven und des Freihafens Hamburg in die Reichsftatistik mit einbezogen werden.

Die Darstellung ist auf den Spezialhandel beshränkt. Der Gesamteigenhandel und die Durchfuhr sollen später veröffentlicht werden. Dasselbe wird mit den Ergebnissen der deutshen Seefischeret geschehen, die seit dem 1. März 1906 im Speitalhandel niht mehr nachgewiesen werden, während dies früher hinsichtlih der an \ih zoll- pflichtigen Erzeugnisse, wie Salzheringe usw., der Fall war.

Aus den Tabellen ist im einzelnen hervorzuheben :

A. In den Monaten Januar /Februar hat die Einfuhr ohne Edelmetalle 104 954 618 dz im Werte von 1775,5 Millionen Mark, mit Edelmetallen 104 957 668 dz im Werte von 1849,3 Millionen Mark betragen.

Die Aus fuhr erreihte in den genannten beiden Monaten ohne Edelmetalle 76 982 576 dz im Werte von 1174,4 Millionen Mark, mit jenen 76 983 267 dz im Werte von 1198,8 Millionen Mark.

B. In dem Zeitraum März/Dezember 1906 wurden im ganzen 476 404 378 dz im Werte von 5960,8 Millionen Mak (mit Edel- E 476 414 333 dz im Werte von 6303,6 Millionen Mark) ein- geführt.

Dagegen belief sich die Gesamtausfuhr in den genannten zehn Monaten ohne Edelmetalle auf 361 832737 dz im Werte von 51335 Millionen Mark, mit ihnen auf 361 835 189 dz im Werte von 5228,7 Milltonen Mark.

EinkommensteuerstatistischesausPreußen, Württemberg, Baden und Hessen.

Die durch\cnittliche Einkommensteuerbelastung eines Besteuerten in den vershiedenen Einkommensstufen und die zahlenmäßige Beseßung der Einkommensstufen in Preußen, Württemberg, Baden und Hessen läßt \sih annähernd vergleichen, wenn man die Steuerstufen unter 900 bezw. 950 für Hefen und Württemberg fortläßt und weiter beachtet, daß die badishe und hbessishe Statistik in den nachstehenden Gruppierungen auch die Personenvereinigungen mit einbezogen hat, während für Preußen und Württemberg nur die Einzelpersonen (physischen Zenfiten) berücksichtigt find; infolge diefer Verschiedenheit erscheinen in N und Hessen die höheren Stufen mit etwas er- böhten Durchschnittzahlen.

Es entfielen auf die Einkommensgruppe V. H. der

1) in Preußen (1905) esteuerten über O D M 88,58 E A be s 0. R G O, 1,96 D O c oe le 1,61 e P Summe bezw. Durschnitt 2) in Württemberg (1905) von 950— 3050 Æ. . . 7 ROBO O , 6 000— 10000 10 000— 30000 380 000100000 » « e. 100 000 A und darüber. . . Summe bezw. Durchschniit 3) in Baden (1906) O O M e o. 9 3 000— 5900 « , 6 000— 9900 T0 O i (1. S a u 100 000 «A und darüber . , + % Summe bezw. Durchschnitt 4) in Hessen (1905) "E E 3 200— 6000 , 6 0C0— 10000 ,„ 10 000— 30 000 , 30 000—100 000 , TOO 00 R U. Dare b 10 303,98 Summe bezw. Dur(hschnitt 49,42.

Die Steuerbelastung auf den Kopf der Besteuerten ist hiernach durchschnittlich am höchsten ia Hessen (49,42 4), demnächst in Württemberg (46,05 46) und in Preußen (42,83 4), am niedrigsten in Baden (34,36 M). Bezeichnet man die Stufen bis zu ungefähr 3000 M als I. kleine Einkommen, die von ungefähr 3000 bis zu 6000 M als IT. mäßige Mitteleinkommen, die von 6000 bis etwa 10 000 Æ als III. reihlihe Mitteleinkommen, die von 10000 bis eiwa 30 000 Æ als I1V. große Einkommen, die von 30 000 bts etwa 100 000 M als V. sehr große Einkommen und die von 100 000 4 und mehr als VI. Riefenetnkommen, so ergibt sih eine steuerlihe Belastung der einzelnen Einkommensgruppen in A

n

; in n in der Gruppe Preußen Württemberg Baden

L C TIEeO 13,60 12, A V op 90,34 84,49 E 6 ae H 201,45 231,45 C 0) 587,92 Vei 4e LILTO;00 2 067,88 1 739,80 1773,70 Ba A6 9 368,94 10 217,95 10 093,14 10 303,98 Die Beseßung der Steuerstufen (Einkommensgruppen) und ihre fteuerliche U kennzeihnet in allgemeinen Feen das Wirtschafts- leben der verglihenen Staaten und die Verteilung des Volks- einkommens. (Stakt, Korr.)

Steuer auf 1 Besteuerten Á.

14,60 90,34 201,45 463,65 0,33 1 713,69 9 368,94

42,83,

13,60 84,49 231,45 587,92

2 067,88 10 217,95 46,05,

12,34 73,36 178/31 444,40

1 739,80 10 093,14 34,36,

20,31 91,81 303/53 500,00 1773,70

in Hessen 2,34 20,31

73,36 178,31 444/40

91,81 303,53 £00,00

Zur Arbeiterbewegung.

__ Im Namen det Bäckerinnungen Berlins und der Vororte wird der N Ztg.“ zum Ausstand der Bäcker geschrieben: Ein Mangel an arbeitswilligen Gesellen ist nicht mehr vorhanden. Teils von außerhalb, teils aus Berlin selbst haben si in den leßten Tagen fo viel Gesellen eingefunden, daß alle offenen Stellen beseßt wurden, am Sonnabend und Sonntag zeitroeise sogar ein Uebershuß an Arbeitskräften auf dem Innungsbureau vörhanden war. Es melden #ich täglih mehr, sodaß für die Innungen der Strcik als solcher für erledigt anzusehen ist. Die Folgen des Beschlusses der Hefehändler, an solhe Meister Hefe niht mehr zu liefern, die die Forderungen der Gesellen bewilligten, haben si fofort fühlbar gemaht. Fn steigender Anzahl haben diese Meister den Innungen unterschriftlich mitgeteilt, daß sie die Bewilligung zurückzögen, und die Vorstände beauftragt, dies dem Bäckerverband mitzuteilen. ;

Auf den Zimmerpläßen Wiesbadens fand gestern, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, eine allgemeine Aussperrung der Zimmerer statt, die auf mehreren Pläßen, wo die Arbeit drängte, eine Ens verlangt hatten. Es wird in Kürze etne Einigung erwartet.

In Düsseldorf sind nach der „Köln. Ztg.* die Marmor - arbeiter in etne Lohnbewegung eingetreten. Sie haben den Unter- nehmern einen neuen Arbeitstarif unterbreitet.

Aus Zwickau wird der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert: Eine große Bergarbeiterversammlung, die am 2. d. M. stattfand, wies die Zugeständnisse der Werksverwaltungen als ungenügend zurück und beauftragte die früher gewählte allgemeine Aobukommiffion, weitere Verhandlungen mit dem bergbaulichen Verein bezw. den einzelnen Werken anzubahnen und dazu die Vermittlung des Bergamts, der Krets- Uh Amtshauptmannschaft sowie des Oberbürgermeisters Keil anzurufen.

Fn Möslln stellten der „Köln. Ztg." zufolge sämtlihe Maurer die Arbeit ein, weil ihnen eine Lohnerhöhung verweigert wurde.

Der Ausstand der Weberetiarbeiier in Jägerndorf ift, wie dem ,W. T. B.“ aus Troppau gemeldet wird, beendet, nahdem eine Einigung zwishen den Unternehmern und der Arbeiterschaft er- zielt worden ist.

Zum Ausstand der eingeschriebenen französtschen Seeleute berihtet „.W. T. B.“ aus Marseille, daß die Compagnie Générale Transatlantique thre in den Ausstand getretenen Schiffs- offiziere verständigt hat, daß sie sie als aus ihren Listen gestrichen ansehe, weil sie die Schiffe verlassen und dadurch den Arbeits- kfontraft gebrochen haben. Infolge dieser Entscheidung gab der Aus- {uß der eingeshriebenen Seeleute den in Paris weilenden Dele- gierten den Auftrag, die Verhandlungen abzubrehen. Wie aus Bordeaux gemeldet wird, ltegt dort die Schiffahrt vollständig till ; nur die Lotsen, die den internationalen Dienst versehen, haben es ab- gel:hnt, fich dem Ausstande anzuschließen. In Collioure (Pyrónées Orientales) haben die eingeshriebenen Seeleute sich ab- mustern lassen. In Havre weigern sih die eingeshriebenen See- leute, der Aufforderung thres Komitees, die Arbeit wieder aufzunehmen, nachzukommen. Sie erklären, daß sie im Ausstand verharren würden, bis ihre Forderungen sämtli erfüllt find. Der Ausschuß der eingeschriebenen Seeleute wird bei dem Syndikat der Seeleute von Sou- thampton Schritte unternehmen, damit die englishen Schiffe das Um- laden der gegenwärtig in Havre weilenden Auswanderer in Sou- thampton an Bord- anderer Schiffe verweigern; die etin- geshriebenen Seeleute von Cherbourg werden ih ebenfalls bemühen, zu verhindern, daß die Auswanderer sich an Bord der Schiffe der Hamburg- Amerika-Linie einshifen. Gestern vormittag fam es in Havre zwischen Fishhändlerinnen und Frauen von Aus- ständigen, die Fishe in einen Bach warfen, zu Zusammenstößen. Drei Personen wurden verhaftet.

Die \üdrussishen Bergwerksindustriellen beschlossen, wie dem „W. T. B.* aus Charkow telegraphiert wird, thre Angestellten und Arbeiter und deren Familien durch gegen- seitige Versicherung aller Unternehmungen für den Fall terroristisher Akte gegen diese sicherzustellen. Vorläufig haben sie für diesen Zweck eine größere Summe angewiesen.

Auf den Eisenbahnen Argentintens (vgl. Nr. 131 d. Bl.) ist, wie „W. T. B." erfährt, der Betrieb nunmehr im vollen Um- fange wieder aufgenommen worden.

Wohlfahrtspflege.

Die Kindererholungsstätte Westend in Charlottenburg.

Die Förderung der Kräftigung von Schulkindern, die Heilung kranker oder sehr {wächlicher vorsGulpflitiger und die Bekämpfung der Rhachitis kleiner Kinder durch ständigen Aufenthalt in frischer Waldluft, reichliche zweckmäßige Ernährung (teilweise mit roher SBiegenmilch) und ständige ärztlihe Ueberwahung und Behandlung das ist das Ziel, das der Vaterländishe Frauenverein in Charlotten- burg mit Errichtung seiner Kindererholungs\tätte Westend im Auge hatte. Unter Leitung des Kinderarztes Dr. Pilger besteht die Anstalt nun im tritten Jahre mit gutem Erfolg. Nach dem für 1906 erstatteten Bericht wurde fie in bidlem Jahre am 17. April eröffnet und am 1. Oktober ges{chlofsen, Sie wurde mit 7 Kindern eröffnet, nahm stetig weitere Pfleglinge auf und muße die Zahl der Pläße bis zu 200 vermehren. Das Personal der Anstalt bestand aus der leitenden Schwester, 3 anderen Schwestern, 1 Kindergärtnerin und 3 Küchenmädchen. Am Tage sowohl als Nachts war ein Wächter in der Er- holungsstätte anwesend. Dieser besorgt nebenbei Garten- und Meinigungsarbeiten. Der Preis für die Verpflegung be- trug für den Tag 60 4, für Tag und Nacht 1 4 Die Kosten für die Verpflegung der Kinder trug in der Mehrzahl der Fälle die Charlottenburger Armenverwaltung, sodaß man die Anstalt als ein der praktishen Armenpflege zur Verfügung stehendes Institut ansehen kann. Eine Anzahl Kinder wurde von den Eltern auf eigene Kosten überwiesen, auch wurde einigen auf Kosten von Privatwohltätern und Vereinigungen Aufnahme gewährt. Der leitende Arzt \priht sich über den Erfolg der Anstalt durchaus günstig aus, insbesondere er- scheint der 1906 erstmalig gemachte Versuch der Bekämpfung der Rhatitis dur den mehrmonatlihen Aufenthalt dieser Kinder in der Anstalt glänzend gelungen. Besucht wurde im Sommer 1906 die Kindererholungs\tälte von 406 Ki«dern, 166 Knaben und 240 Mädchen, im Alter von 1—15 Jahren. Kränklihe und sehr {wächliche Kinder wurden entweder von älteren Geschwistern oder sonstigen Bekannten oder Hausgenossen, die auch die Erholungsstätte besuchten, hinaus gebraht. Unzuträglichkeiten haben sih dadurch in feiner Weise ergenen und die Erfolge waren auch bei diesen Kindern durhweg günstig.

Was die Herkunft der verpflegten Kinder anlangt, so waren 129 Kinder von Arbeitern, 95 von Handwerkern, 28 von Unter- beamten. Von 32 Kindern waren die Väter in verschiedenen Be- rufen tätig, 122 Kinder waren vaterlos. Der körperliche Zustand der Kinder war sehr verschieden. Es litten 49 an Anämie, 21 an Neurasthenie, 3 an Hystexie, 136 an Skrofulose, 6 an KnoŸen- und Gehirntuberkulose, 69 an Lungensptiyenkatar1h, 7 an vorgeschrittener Lungenerkrankung, 64 waren der Lungentuberkulose verdächtig. Es

Asthma 2 und an Folgen von Gehirnerkrankung*n, Idiote 5.

Die Kinder waren im Durchschnitt 2—3 Monate in der Er- holungsstätte in Pflege; waren sie kürzere Zeit dort, so lagen meist äußere Gründe der früheren Entlassung vor. Einzelne besuchten den arze1 Sommer über die Erholungsstätte. Nah den von ihm ge- frmmetten Erfahrungen kann Or. Pilger nur wiederholt darauf hin«- weisen, daß für das Durhschaittsmatertal der in Betracht kommenden Kinder eine Kurdauer von 2—3 Monaten in der Erholungsstälte das mindeste ist, was gefordert werden muß, um einigermaßen günstige und voraus\ichtli dauernde Resultate zu erzielen. Die wöchentlich aus- geführten Wägungen der Kinder en für 1906 bei 399 Kindern

-als Endergebnis, daß 4 Kinder um F kg abgenommen hatten, 21 im Gewicht stehen geblieben waren, die übrigen 374 aber an Gewicht zu-

genommen hatten, und zwar bis zu 2 kg 276 Kinder, bis zu 4 kg 84 Kinder und die übrigen bis zu 6 kg. Die Freigebigkeit einer Wöohltäterin ermöglihte für 1907 eine Erweiterung der Erholungs- stätte um eine Baracke mit 30 Betten.

Die Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg (Fraunhoferstraße 11/12) wird mit einem Kosten- aufwand von 180000 #4 zur Zeit erheblich erweitert. Während der 34 Jahre ihres Bestehens hat sich die Ausftellung eines andauernd regen Besuchs erfreuen können. In den ersten secch8 Monaten nah der Mitte 1903 erfolgten Eröffnung wurden 6032 Besucher gezählt, die Besucherzabl \tieg aber im Jahre 1904 auf 16 639 und hielt sich 1905 und 1906 auf 16142 und 16610. Davon entfällt der größte Anteil, nämlih über 60 v. H., auf die Sonntage; an einzelnen Sonntagen erhob \fich dle Besucherzahl über 450. Den größten Teil der Besucher stellen naturgemäß Berlin und seine nähere Umgebung, doch bildet die Ausstellung auch häufig das Ziel von Be- sihtigungen, namentlich von Gruppenbesihtigungen aus dem übrigen Deutschland, und auch von Ausländern wird fie häufig zu Studien- zwecken in Augenschein genommen; so wurden z. B. im Februar 1906, dem Monate mit der bisher größien Besuchsziffer (2281) notiert; 10 Ruffen, 4 Oesterreiher, 4 Dänen, 2 Engländer, 2 Holländer, 2 Japaner, 1 Schweizer. Von den Besuchern der Ausstellung sind im Durchschnitt an- nähernd die Hälfte Arbeiter. Um ihren Besuch für diese Kreise lehr- reich zu gestalten, hat sich die Veranstaltung von Gt sehr förderlih erwiesen, von denen im Jahre 1906 niht weniger als 2295, darunter 188 für Arbetitergruppen, teils unter Führung der Abteilungsleiter, teils unter Führung des dazu ausgebildeten tehnishen Personals stattgefunden haben. Auch von wissenschaftlihen Vereinen, T U Ea \studentishen Vereinigungen usw. wurde die Aus- g “deine eis und Reihen von Demonstratton®vorträgen rege benußt.

Kunft und Wissenschaft.

Durch Kauf und Schenkung ist der preußische Staat in den Besitz der überaus wertvollen Staudingershen Schmetterling- sammlung gelangt. Ueber diese Sammlung macht die „Voss. Ztg." nähere Mitteilungen, denen die folgenden Angaben ent- nommen sind. Sie besteht aus drei Teilen: der val äarktischen, Europa, Afrika nördlich der Saha1a und die gemäßigten nöôrd- lihen Teile Asiens umfassend; der nearktishen, welche die SHhmetterlinge Nordamerikas enthält; und der exotishen, in ber die Schmetterlinge des tropishen Asiens, Afrikas \üdlih der Sahara, Australiens eins{ließlich aller Südseeinseln und Zentral- und Südamerikas vertreten sind. Von diesen drei Teilen ift die Erxoten- sammlung durch den Staat für 300 000 angekauft worden, während die nearktishe von den Staudingershen Erben geschenkt wurde. Die Exotensammlung is berechnet auf 2(0 bis 250 000 Exemplare, die gegen 70 bis 75 009 verschiedene Arten aufweisen dürften; das sind etwa drei Viertel aller bis heute bekannten exotischen Schmetterlinge, und sie stellt damit eine ber reihsten Samm- lungen dar, die von Schmetterlingen überhaupt în der Welt existieren. Die Sammlung ist von Dr. D. Staudinger innerhalb fünfzig Jahren gesammelt und au durhgearbeitet worden. Staudinger selbst hat für die anang e große Mittel aufgewandt, indem er eigene Sammler in alle Weltteile aussandte, um das prachhtyoliste Material zusammen zu bringen. Staudinger sowohl als auch andere Forscher konnten dann an dem überreichen Material eine außer- ordentlich große Anzahl von Originalen oder sogenannten Typen aufstellen, die überhaupt zum ersten Male beschrieben wurden und 10 bis 20 v. H. vom Gesamtmaterial ausmahen. Von großer Wichtigkeit und auch bestimmend für den Wert der Sammlung ift ferner die genaue D der Fundpunkte. Somit ist die Saat in systematischer, biologisher und tiergeographischer Hinsicht fußerst wertvoll, da die Möglichkeit zu derartigen Studien bisher an keinem deutshen Museum in solhem Maße möglih war. Die Schmetterlings- sammlung des Berliner zoologishen Museums, dem die Staudingersche Sammlung überwiesen worden ist, besaß bis jeßt nur 16 000, also etwa nur ein Achtel aller bekannten Arten. Aber troß dieser verhältnismäßig geringen Anzahl gegenüber derStaudingershenSammlung hat do auch die Berliner Sammlung gerade aus Beständen aus alter Zeit und auhch aus den Kolonien eine ganze Reibe von Arten, die in der Staudinger- hen Sammlung nit vertreten find, sodaß fi auch in dieser Hin- iht die beiden Sammlungen besonders glücklich ergänzen. Doubletten dürften nur in ganz geringer Menge in rge kommen. Der Ankauf durch den Staat hat die céale beseitigt, daß die überaus wertvolle Staudingershe Sammlung ins Ausland ging. Da Licht und Staub die größten Feinde der S(hmetterlingjammlungen sind, wird es leider unmöglih sein, die Sammlung au nur teilweise öffentlih auszustellen. Sie muß viel- mehr in die bestehende Hauptsammlung eingereiht werden, wo fie Forshern für wissenschaftlihe Studien zugänglih sein wird.

Der internationale Kongreß für historishe Wissens schaften wird zu Berlin vom 6. bis 12. August 1908 tagen. Die Verhandlungen des Kongresses, die in deutscher, englischer, französischer, italienisher oder lateinisher Sprache geführt werden, finden in allgemeinen Versammlungen und in den Sitzungen der Abteilungen statt. Jn der ersten allgemeinen Versammlung erfolgt die Wahk des Kong: eßpräsidenten sowie von Ehrenpräsidenten und Vize- präsidenten. Allgemeine Versammlungen werden an sechs Tagen in den Stunden von 12 bis 2 Uhr abgehalten; den Vorträgen hier wird eine Erörterung nicht folgen. Die übrige Zeit ist für die Abteilungen freigehalten, die nah folgenden Gebieten fich scheiden: 1) Geschichte des Orients (Leiter Eduard Sachau). 2) Ge- \chihte von Hellas und Rom (Leiter Eduard Meyer). 3) Politische Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit (Dietrih Schäfer). 4) Kultur- und Geistesgeshichte des Mittelalters und der Neuzeit (Gustav Röthe). 5) Rechis- und Wirtschaftsgeshihte (Otto Gierke). 6) Kirchengeshihte (Adolf Harnack). 7) Kurste- geshihte (Heinrih Wölfflin). 8) Historische Hilfswifsenshaften (Michael Tangl). Zu den historishen Hilfêwissenschaften gehö en Archiv- und Bibliothekswesen, Chronologie, Diplomatik, Epigraphik, Genealogie, historishe Geographie, Heraldik, Numismatik, Paläo- graphie, Sphragistik. Die Wahrnehmung der Geschäfte des Kon- gresses ruht in den Händen des vorbereitenden Organisationskomitees, das aus den bedeutendsten Berliner Fahgelehrten unter Vorsig der Professoren Generaldirektor der Staatsarchive, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Koser, Dr. Eduard Meyer und Dr. Ulrich von Wilamowißz-Möllendorff besteht.

Die Königliche Altertümersammlung in Stuttgart ift dur eine wertvolle Schenkung bereichert worden, nämlih dur eine sehr umfangreiche Sammlung alkexandrinischer Altertümer, die der Geheime Hofrat Dr. Sieglin in Stuttgart Seiner Majestät dem König von Württemberg gesenkt und diefer der staatlichen Alter»

tümersammlung überwiesen hat. Dr. Sieglin hatte auch die Mittel

) N 18 94 an V a Go g | gewährt zu einer eingehenden, dreijährigen Grforshung des hellenifti« litten ferner an Nhachltis 24, an Purpura 2, an Herzfehlern 18, an | fen, rêmildlen A

frübchristlihen Alexandrien. Die Ausgrabungen, die unter der Leitung von Professor Dr. Schreiber-Leipzig fattfanden. föcderten aus den verschiedenen Palästen, Heiligtümern und Gräbern, vor allem aus der berühmten Katakombe Kom el Schugafa, eine große abl von Werken der alexandrinishen Kunst in ihrer eigenartigen Mischung sgyptisher und griechischer Einflüsse zutage. Meisterwerke der Plastik find die Fragmente verschiedener Porträtbüsten, so der Kopf Marc Aurels, ein wundervoller Alexanderkopf (der sogenannte Sieglinsche Kopf), die Köpfe des Augustus und des Königs Ptolemäus Philadelphüs. Ferner gewähren realistishe Mumienbildnisse einen Begriff von dem Hochstaad griehisher Malereì.

L R E E T H T Sd rer Stra L teien T E Ec GortrteRA