1865 / 4 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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fangen genommen und auch die Artillerie fiel in die Gewalt des Obersten Potier. Mehrere Chefs der Dissidenten sind geblieben. Spätere telegraphische Nachrichten melden , daß am 22. d. M. der Oberst Clinchant den General Ortega mit seinen Truppenresten bei Dguilpan, südöstlich vom Chapala-See, vernichtet. Ortega soll noch 000 Mann bei sich gehabt haben. Auch die Dissidenten von Michoacan sind auseinander gesprengt und der Capitain de la Hayrie, der diese Expedition befehligt, ist am 22. d. M. mit seiner Truppen- Abtheilung nah Mexiko zurückgekehrt.

Das belgische Corps, welches kürzlich zu Vera Cruz lan- dete, ist am 21. d. M. zu Orizaba angekommen , von wo es si nach Puebla begeben wird, um dort einige Zeit zu bleiben. Graf von Bombelles , der diese Truppen bei ihrer Ausschiffung zu em- pfangen hatte, ist bereits hierher zurückgekehrt.

Aus Mexiko vom. 1. Dezember wird über New-York berichtet, daß Präsident Juarez sein Amt zu Gunsten Manuel Ruizi's (2?) niedergelegt habe.

Ausftralien. Aus Melbourne, 25. November, wird ge- meldet, daß die gegen die Deportation gerihtete Bewegung mit un- verminderter Kraft fortdauerte. Jn Neuseeland war der Aufstand noch nicht unterdrückt und die Eingeborenen rüsten sich zur Wieder- aufnahme des Kampfes.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau.

London, Dienstag, 3. Januar , Nachts. Der Dampfer » Hiberniant« ist mit Nachrichten bis zum 24. Dezember aus Ne1ww - Y ork in Londonderry eingetroffen. Hood's Armee ist, von der

Kavallerie des Generals Thomas verfolgt, in Fort Pulaski ange- langt. Des Leßteren Hauptarmee befindet sih südlich von Columbia, in der Richtung auf Pulaski. Südliche Journale versichern, daß Breckinridge den Unionistengeneral Burbridge bei Saltville Die Lage der Dinge bei Savannah is unver-

geschlagen habe. ändert.

Das Goldagio stand 120%, Baumwolle 124, bei ruhigem Markt. Der Wechselcours auf London i} nicht gemeldet.

Kopenhagen, Dienstag, 3. Januar, Abends. »Fädrelandet« sagt bezüglih des Gerüchts über eine-Ministerkrisis: »Daß Jemand phantastish genug sein kann, eine solche Combination herbeizuwün- hen, glauben wir gern, daß aber Jemand dreist genug sein sollte, dieselbe auszuführen, daran zweifeln wir vorläufig.« Uebrigens sei es wohl möglich, daß Zwiespalt im Ministerium herrsche und daß dieser durch die Gegenwart Otto von Plessen’'s gewachsen sei. Conseilpräsident Blu hme soll nicht unerheblich erkrankt sein. Mit dem 31. Dezember is das Ministerium für die Herzogthümer aufgelöst worden.

| Kunft und Wissenjchaft.

Berlin, 4. Januar. Für die Direction der hiesigen Jrrenstation in der Charité i der Professor Dr. Griesinger aus Jürich berufen.

Am 31sten Dezember i} Professor v. Klöber im Alter von 72 Jahren hier gestorben. Eines seiner größeren Werke sind die Freskobild e in der neuen Börse. Die Beerdigung fand heute statt. -

Der vom Oberlehrer Dr. E. Mushaccke mit Benußung amtlicher Quellen redigirte Schulkalender isst in seinem XIV. Jahrgange auf die Zeit vom 1, Januar 1865 bis 31. März 1866 im Verlage von W. Schulße (Wohlgemuth's Buchhandlung) hier so eben erschienen. Derselbe is für Lehrer an Gymnasien, Lyceen , Pädagogien, Progymnasien , Real- und höheren Bürgershulen, Gewerbe- und Handelsshulen, Schul- lehrer - Seminarien, Taubstuminen- und Blinden - Anstalten , polytech- nischen Instituten, Kadetten-Corps und höheren Töchtershulen Deuts ch- lands und der Schweiz “bestimmt. Dieser Kalender is für den handlichen Gebrauch so eingerichtet, daß sein erster Theil die eigentlichen Kalender - Materialien nebst den Schematas-zu Schüler - Verzeichnissen und Lections-Plänen darbietet, und im zweiten für ih gesondert bestehenden Theile die ersie Abtheilung die statistische Darstellung des Schulwesens in Preußen, die zweite aber eine statistische Uebersicht desselben Gegenstandes in den übrigen deutschen Staaten, so wie der Schweiz enthält. Es ist das ein für die Schulstatistik in seiner Art, so viel uns bekannt , einziges Werk, das in anderer Beziehung, für den praktishen Gebrauch , sich durch eine 14 jährige Existenz seine Anerkennung ohne Zweifel erworben haben dürfte,

Die Gemeinde zu Poserna bei Weißenfels hat dur den geist- lihen Jnspektor Professor Niese in Pforta als Weihnachtsgeschenk ein in Naumburg modellirtes Reliefbild Seume's èrhalten, welches an dessen Geburtshause daselbst nächstens, vielleicht am 29. d. M. zum Geburtstage Seume's, befestigt werden soll.

Der Cyklus biblisch-historischer Landschaften in 26 Blät- tern aus dem ersten und ‘zweiten Buch Moses, beginnend mit dem »Para- dies« und endigend mit dem pBegräbniß Abrahams«, komponirt vom ver- storbenen Wilhelm Schirmer, erscheint jeßt nah den in der Kunsthalle zu Kärlsruhe befindlichen Originalzeichnungen , photographirt von J. All- geyer. Das Ganze wird aus drei Lieferungen zu sechs und aus zwei Lie- ferungen zu vier Blättern bestehen. Beigedruckt is ein Vorwort und Be- schreibung der 26 Darstellungen, gelegentlich einer Ausstellung der Original- zeihnungen im Jahre 1856, vom Künstler selbs verfaßt. :

Die »Dioskuren« schreiben: Der Secretair der Nationalgalerie zu London, Mr. Wornum, hat mit dem Pettenkofer'shen Regenera- tions-Verfahren Versuche bei einer großen Anzahl sehr werthvoller alter Meisterwerke angestellt, die mit dem ausgezeichnetsten Erfolge gekrönt wurden. Es befinden sich darunter folgende Bilder: »Bachus und Ariadne« von Tizian, »Christus unter den Pharisäern«, Leonardo da Vinci zugeschric- ben, »Die Ehebrecherin vor Christus« von Rembrandt und viele andere. Der Direktor der Nationalgalerie, Sir Eastlake, bereitet deshalb eine Vor- lage an das Pazxlament vor, um das Geheimniß anzukaufen.

Statiftishe Mittheilungen.

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In Danzig sind im verflossenen Jahre 2151 Schiffe eifgekom- men und zwar: 9542 Engländer, 460 Preußen, 323 Holländer, 318 Dä- nen, 273 Norweger, 91 Hannoveraner, 45 Meecklenburger, 34 Franzosen, 32 Schweden, 11 Hamburger, 10 Russen, 6 Oldenburger, 4 Lübeer, 2, Belgier. Abgesegelt sind 2211, und zwar: 545 Engländer, 488 Preu- ßen, 527 Holländer, 328 Dänen, 282 Norweger, 94 Hannoveraner, 42 Meckllenburger, 34 Franzosen, 36 Schweden, 12 Hamburger, 10 Russen, 6 Oldenburger, 4 Lübecker, 2 Belgier, 1 Bremer. :

In Stettin sind ult. 1863 in Winterlage geblieben 175 Schiffe zu 20,413 Lasten. Es kamen ein: A. 914 Segelschiffe zu 57,241 L. und 349 Dampfschiffe zu 51,923 L., in Sunoma 1434 Schiffe zu 129,577 L. Es gingen aus 967 Segelsch. zu 62,980 L! und 343 Dampfsch. zu 51,428 L. In Winterlage 1864/65 verblieben: 124 Schiffe zu 15,169 Last. B. An Küsten- und Binnenfahrzeugen kamen ein 2091 Schiffe zu 31,412 Last und gingen aus: 2093 Schiffe zu 31,607 Last; es blieben in Winterclage ult. 1864: 28 Schiffe zu 503 Last. C. An Kähnen kamen an: 6167 Stück zu 175,099 Last und gingen aus 6137 Stück zu 174,109 Last; in der Winter- lage blieben: 209 Stü zu- 6897 Last. Es stellte sih demnach der gesammte einkfommende Schiffsverkehr für das Jahr 1864 mit Einschluß von 1323 Küstendampfschiffen zu 28,219 Last und 408 Revier-Dampfschiffen zu 5026 aLst auf 12,311 Schiffe zu 385,151 Last (1863 zu 16,316 Stiffe zu- 999/490 Last). Unter den Kähnen befanden sich 1063 direkt durchgehende mit 36,231 Lasten. Die gemeldete Besazung auf den Seeschiffen betrug 9133 Mann, auf den Binnenfahrzeugen und Kähnen 20,564, im Ganzen 29,697 Mann (1863: 49,278 Mann).

Nach dem »Bremer Handelsblatte« ist die Zahl der jezt in Wirk- samkeit befindlichen deutschen Lebensversicherungs - Anstalten 29. "Die sieben größten Lebensversicherungs- Anstalten Deutschlands sind: Gotha mit 4ZL Mill,

Triest (Generali) mit 197 Mill, die Germania (Stettin) mit 172 Mill,

die Concordia (Köln) mit 143 Mill, Lübeck mit 134 Mill, Berlin mit 12 Mill. und der Anker (Wien) mit 117 Mill. Thlr. Versicherungs8summe. Alle anderen Anstalten haben weniger als 10 Mill. Thlr. Versicherungs- summe. Abgesehen von den Actién-Kapitalien betragen bei obigen Anstalten die aus den Beiträgen der Versicherten und den davon gewonnenen Zinsen aufgesammelten Geschäftsfonds 31,336,290 Thlr., wovon allein auf die Gothaer Bank 12,034,146 Thlr. kommen.

Nach dem von den Herren Hederih und Jblder herausgegebenen Verzeichnisse für das Jahr 1865 der auf der Weser fahrenden Seeschiffe zählt die Bremische Rhederei am Schlusse des Jahres 1864: 303 Schiffe mit 105,281 Last (gegen 307 Schiffe mit 104,881 Last gegen Ende 1863).

Die Oldenburger Rhederei an der Weser zählt 186 Schiffe mit 29,366 Last.

Die Hannoversche beträgt 66 Schiffe mit 15,190 Last.

Die Hamburger Rhederei besaß ult. 1864: 530 Schiffe mit 79,380 Kommerz-Lasten 6000 Pfd.), d. h. nur 6 Schiffe und 540 K. L. weniger als das Jahr vorher. Hinzugekommen sind im vergangenen Jahre durch Neubau und Ankauf: 55 Schiffe, ausgeschieden dagegen durch Ver- kauf und Verunglüen 2c. 61 (gegen 105 hinzugekommen und 75 ausge- schieden im Jahre 1863). Die Zahl der See-Dampfschiffe beträgt 21, deren Laderaum, in Hamburg (immer nur der wirkliche, mit Aus\{hluß der Maschine „Und sonstigen Räumlichkeiten) 6252 K. L. und 3755 Pferde- kraft (1863 : 22 Dampfschiffe mit 5879 K. L. und 3725 Pferdekraft). Es sind gegenwärtig sämmtlich Schrauben-Dampfschiffe und befinden sich dar- unter die 6 großen Post-Dampfschiffe der Hamburg-Amerikanischen Paet- fahrt-Actien-Gesellschaft (»Bavaria«a, »Borussia«, »Germania«, »Saxoniach«, »Teutonia« und »Allemanias, lehteres ein neues Schiff von 600" Last, an Stelle der nach England verkauften »Hammonia«. Die Zahl der zur Pa #- sagierfahrt bestimmten und speziell als Paketschiffe bezeichneten Segel- schiffe, welhe am Ende des vorigen Jahres 27 betrug, stellt sich nach dem diesmaligen Verzeichniß auf 29 Schiffe, von denen 15 die Linie des Herrn Sloman, 4 die Segellinie ‘der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Actien- Gesellschaft bilden und der Rest sich auf andere Paketlinien ver- theilt. Die Zahl der Schiffe hat \ich seit 1855 von 456 mit 53,280 Kommerz-Last auf 536 Schiffe mit 79,922 K. L, im Jahre 1863 gehoben und betrug ult. 1864 wie oben angegeben 530 Schiffe mit 79,380 K. L. 1859 durchschnittlih 117 K. L. pr. Schiff, 1864 150 K. L. pr. Schiff.

In Hamburg sind im abgelaufenen Jahr 24,842 Passagiere in 23 Dampf- und 44 Segelschiffen befördert. Davon wurden expedirt: Nach New-York 22,148 Personen (inkl. 5098 indirekt), nah Quebec 1633, nach Australien 615, nah Brasilien 412, nah Chile 34. Jm Jahre 1863 wur- den 24/475 Auswanderer befördert, davon 2609 indirekt.

Die Altonaer Rhederei umfaßt im Ganzen 57 Schiffe, von zusam- men 7069 Kommerz-Lasten 5200 Pfd.), gegen 52 Schiffe und 6623 K. L.

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Schlusse des. vorigén Jahres, was also dieses Mal 5 Schiffe und 4áb “a ort ergiebt. Es befinden sich darunter 4 Fregattschiffe, 23 Barks, 1 Dreimast-Schooner, 16 Briggs, 5 Schooner-Briggs, 3 Schooner, 1 Schoo- ner-Kuff, 2 Galeas-Ever, 1 Sloop, 1 Jacht. :

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Gewerbee und Handelsnachrichtetn.

»Die Berichtigung der Aräometer, besonders der Alkoholo- meter, von Th. Baumannch«, so lautet der Titel einer eben hier im Verlage der Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Deer) erschie- nenen kleinen Schrift, welche der Herr Verfasser deshalb herausgegeben hat, weil in den Büchern über Alkoholometrie das Verfahren, wie man ein fertiges Alkobholometer zu untersuchen und die ihm anhaftenden Gehler zu ermitteln habe? nichk mit aufgenommen ist, weil wohl im Allgemeinen eine solche Untersuchung als etwas zu umständlich erscheinen mag und kleine Fehler als nicht in Betracht kommend erachtet worden sind. Jndessen sehen die Jnteressenten doch schon auf Viertel-Prozente des Alkohol-Gehalts und bemessen den Preis nach so kleinen Differenzen, von denen selten ein Jn- strument mit Sicherheit Auskunft geben kann, wenn man nicht die Fehler desselben bestimmt hat. Dies muß daher von denen, die Neigung dazu haben, und namentlih von den Eichungs-Beamten ausgeführt werden, und für sie, glaubt der Verfasser, daß die vorliegende Abhandlung von einigem Nugzen sein wird. A |

* Ueber den Verkehr auf dem oberländischen Kanal in Ostpreußen und dessen Fortführung entnehmen wir der »Ostpr. Ztg. « nachfolgende Daten: Ungeachtet der Flaue des vergangenen Jahres sind die Hauptartikel des Verkehrs in steigender Menge verschifft: Brennholz wurde in den vier Jahren 1861—1864 in folgenden Summen verschifft : 4161 Klafter, 9928 Flafter, 9414 Klafter, 10,846 Klafter, Summa 34,349 Klafter. 1861 waren bis zum Herbste 54 Schiffe und 2 Dampfböte. Die größte Zahl der ‘an einem Tage gemachten Fahrten auf einer geneigten Ebene betrug 72 (bei der geneigten Ebene Nr. 3, welche 78 Guß Höhe hat). 1862 waren 108 Schiffe in der Fahrt und 4 Dampfboote. 1863 120 Schiffe und 6 Dampf- boote. 1864 find 8 neue Schiffe hinzugekommen , und einige alte, von anderen Wasserstraßen herübergekbommen, wieder abgegangen. Gegenwärkig sind wieder einige Schiffe, troy der sinkenden Grachten, auf dem Stapel. Beachtenswerth is der abnehmende Verbrauch des Betriebswassers für eine einzelne Fahrt, welcher in den vier Jahren resp. 6004, 5023, 4931, 3096 Kubikfuß durchschnittlih betragen hat. Wenn . der projektirte Bau der fünften geneigten Ebene, an Stelle der neu zu bauenden fünf hölzernen Schiffs\chleusen, in den nächsten drei Jahren, wie der Herr Handelsminister Graf von Jyenpliy, am 16. August 1863 bei Bereisung des Kanals ge- nehmigt, -ausgeführt sein wird, dann ist eine große Ersparung an Zeit und Wasser und deshalb eine so kolossale Wassermasse zum Betriebe von Fabrik- anlagen neben den geneigten Ebenen vorhanden, daß eine ganz beachtens- werthe Jndustrie hier Plaßg greifen und gedeihen wird. Dratbziehereien, Walzwerke 2c. fehlen der Provinz. Die erste Weiterführung des Kanals if} vom Herrn Minister beschlossen und betrifft die Linie von Osterode nach dem Stchillingsee, mitkelst zweier Schleusen. : Der Taberbrücker Forst wird vorzugsweise hieraus Vortheil ziehen. Eine zweite Weiterführung, vom Röthloffsee, das Thal der Drehle hinauf bis zum Mohrungsee und der Kreisstadt Mohrungen, wird von der genannten Stadt betrieben, und steht eine günstige „Entscheidung höhern Orts zu hoffen. : las

In der Konferenz des provisorischen Vorstandes der für Halle pro- jektirten Produktenbörse am 28. d. M. wurde beschlossen, die Abhal- tung der betreffenden Versammlungen am Dienstag, den 3. Januar k. J um 10 Uhr, im Stadtschießgraben “zu beginnen und solche jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend fortzusetzen. Zugleich ist ein furzes Statut festgestellt worden, welches provisorische Bestimmungen für. die Versamm- lungen und eine Makler-Ordnung enthält. E h Í

»Glücfauf«, die neue berg- und hüttenmännische Zeitung für den Niederrhein und Westfalen, zugleich Organ des Vereins für die bergbau- lichen Interessen, welches fortan allwöchentlich als Beilage zur Essener Zeitung erscheint, eröffnet seine erste Nummer mit einem Rükblick, in dem es heißt: »Wir Alle erinnern uns noch lebhaft der Zeit, in der es als eine utopiftische Idee betrachtet wurde, Kohlenhandel-Verbindungen mit den * deutschen Nordseehäfen , mit Magdeburg und Berlin anzuknüpfen, als man einen solchen Versuch, »Kohlen nach Newcastle zu bringen«, hieß, und weit geneigter war, die Verstärkung der Einfuhr englischer Kohlen in Folge der Einführung des Einpfennigstarifs auf den Eisenbahnen zu fürch- ten, als eine Erweiterung des Absaßgebietes aus derselben Ursache zu hoffen. Mit welcher geringen Kenntniß der Leistungsfähigkeit und wirthschaftlichen Bedeutuùg der niederrheinisch - westfälischen Kohlen - Jndustrie urtheilte man noch vor wenigen Jahren in den Hansestädten und in dem“ östlichen Theile Preußens über unsere Anstrengungen, einen großen Markt nah dem Nor- den und Osten zu gewinnen Aber heute erzeugt westfälische Steinkohle den Dampf auf den transatlantischen Dampfschiffen Bremens und Hamburgs, wie bei einem Theile unserer jungen Marine. Es is nicht zu viel behaup, tet, daß der wirthschaftliche Vortheil des Bezuges unserer Kohlen östlich der Weser im Vergleich mit den verdrängien Brennstoffen pro Jaßr unter den jeßigen Verhältnissen bereits F Million Thaler beträgt, gar nicht zu ge- dinken der indirekten Vortheile, welche der gesicherte und regelmäßige Bezug für alle Qwee geeigneter Steinkohlen diesen Landestheilen bietet. In den interessatiten Zusammenstellungen der statistischen Ergebnisse des Bergwerks-, Hütten- und Salinenbetriebes in dem preußischen Staate hat Berg-Assessor Althaus die Wichtigkeit des Kohlenbergbaus hinsichtlih der Macht- entwickelung eines Staates ausgerechnet, indem er die Production an mineralishem Brennstoff} durch vegetabilischen Brennstoff - er- seyt denkt. Er statuirt, daß 45 Tonnen Steinkohlen = 1 Klafter Holz sind. Hiernah würde die dermalige Production des niederrheinisch - west- fälishen Steinkohlenreviers über 7 Millionen Klafter Brennholz ersehen, und da der jährliche Zuwachs' auf 1 Morgen Waldfläche 5 Klafter beträgt, dem Brennmaterialertrage von über 14 Millionen Morgen oder ca. 630

O.-M. entsprehen. Wir sind weit entfernt davon, das Resultat dieser Be- rechnung als ein absolut maßgebendes für den Machtzuwachs, den unser Bergbaudistrikt dem Staate liefert, anzusehen; aber daß die Kohlenproduction eines Landes die wirtbschaftliche und politische Machtstellung des Staates wesentlich bedingt, und daß “eine entwickelte -Kohlen- und Eisen - Jndustrie in kritischen Zeiten wesentlich dazu beiträgt, die Unabhängigkeit und Sicher- leit des Staates zu fördern diese Erkenntniß ist nah den Erfahrungen inx leßten Jahre immer mehr Gemeingut der deutschen Nation geworden. «

Dem Comité-Aus\{uß für das Enschede-KarlshafenerEisen- bohn-Unternehmen ist, dem yWestf. Merkur« zufolge; durch Reskript des Handelsministers Grafen Jhenpliy vom 20. d. M. die-Qusicherung der Konzession für die Anlage einer Eisenbahn a) von Karlshafen über Godel- heim, Brakel, Nieheim, Detmold, Bielefeld, Werther, Halle, Warendorf, Münster, Burgsteinfurt, Ochtrup nah Glanerbrück (Enschede) mit Jweig- bahnen, b) von Detmold über Vlotho nach Rehme und e), von Ochtrup nah Rheine, sowie für eine solhe Anlage d) von Münster über Coesfeld nach Winterswyk für die innerhalb des preußischen Landesgebietes fallenden Strecken ertheilt worden. Es is zur Bedingung gemacht, daß der Comité - Aus\chuß spätestens bis zum 31. Dezember 1865 genügend nachweise, daß das erforder- liche, vom Handelsminister festzustellende Anlage-Kapital gezeichnet sei, und daß zur Sicherung der zu übernehmenden Verpflichtungen eine Caution zur Höhe von 5 pCt. des Anlage-Kapitals deponirt werde. Bis dahin is auch die Entscheidung über die Gewährung der beanspruchten Staatsbeihülfe von 20,000 Thlr. pro Meile vorbehalten. Die Ausführbarkeit der Bahn ist durch die vorgelegten generellen Vorarbeiten ‘und Kostenüberschläge bezüglich des preußischen Landesgebietes als nachgewiesen erachtet worden. Die Ver- handlungen des Comité - Ausschusses wegen Beschaffung des Baukapitals nehmen, wie uns anderweitig mitgetheilt wird, inzwischen ungeachtet der im- mer noch nicht günstigen Lage des Geldmarktes ihren ungehinderten und einen erfreulichen Fortgang, so daß über die eingegangenen Offerten baldigst entschieden werden kann.

“In Beziehung auf den beabsichtigten Ausbau einer Eisenbahn Venloo - Hamburg in Verbindung mit einer Bahn Cöln-Ofsterath- Essen, Münster-Hamburg, haben sich sowohl die Neußer Handelskammer, wie die Stadtverordneten - Versammlung dahin ausgesprochen, daß es ent- schieden im allgemeinen staatlichen und volkswirthschaftlihen Jnteresse liege, wenn die desfallsige Ausführung lediglih der Rheinischen und insbesondere weder einer auéländiscben, noch der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft übertragen werde. Beide Corporationen haben in diesem Sinne Anträge an die höheren Staatsbehörden gerichtet.

Die Bergölquellen in Galizien haben, dem »Wanderer» zufolge, im abgelaufenen Jahre eine Ausbeute von etwa 300,000 Centner ergeben, aus welchen ca. 150,000 Centner Petroleum erzeugt wurden. Davon kamen 10,000 Centner zum Export nach Rußland; Galizien selbst fonsumirte ungefähr den dritten Theil der Production, der Rest wurde meist über Wien versendet. Die Preise der galizischen Waare haben im Laufe des Jahres große Veränderungen erlitten. Man notirte nach G. Boschan loko Wien per Kassa ohne Skonto, für prima Qualität im Jänner fl. 245, Februar 224, März 20, April 17, Mai 175, Juni 18, Juli 19, August 202, September 22, Oktober 23, November 2251 Dezember fl. 22. Die amerikanische Waare, deren Konsum für Wien bei 40,000 Centner betragen haben soll, is im Durchschnitte um fl. 2 per Centner höher zu notiren und hat eine ähnliche Konjunktur durchgemacht.

London, 31, Dezember. Das heute ablaufende Jahr hat 282 neue Actiengesellschaften vor das Publikum gebracht; »ins Leben gerufen « fann man nicht sagen, da manche derselben nur Projekte geblieben sind und in anderen Fällen der freiwillige oder gezwungene Abwielungs- Prozeß schon begonnen hat. Das ‘autorisirte Kapital belief sich auf 155,887,500 Pfd. St.,, wovon 106 523,000 Pfd. St. dem Publi- fum zur Zeichnung offerirt worden sind. Die gemachten Depositen betrugen 12,545,800 Pfd. St. Will man die auf den Markt gebrachten Projekte klassifiziren, so erhält man Banken mit 255 Mill. Pf. Sterl, Finanz- und Diskontogesellschaften mit 38 Mill. , Fabrications - und Handelsgesell- schaften 38 Millionen, Eisenbahnen mit 12 Millionen ( darunter die Kaiserlich mexikanisde Bahn mit 5,400,000 Pfd.) Versicherungsgesell- schaften aller Art 9,200,000 Pfd. Sterl., Schifffahrt8sgesellschaften 14,800,000 Pfd. Sterl., Hotel - Unternchmungen 1,990,000 Pfd. St., Bergwerksunter- nehmungen 4,189,000 Pfd. St , Gascompagnieen 1,280,000 Pfd. St., verschiedene Unternehmungen 9,973,000 Pfd. St. Die angebenen Summen bezeichnen das autorisirte Kapital. Zudem sind von älteren Actiengesell- schaften im Laufe des Jahres noch 354 Mill. Pfd. Sterl. neuer Emissionen offerirt worden. Die Zahl der im Jahre 1863 auf den Markt gebrach- ten neuen Actienunternehmungen betrug 263, das offerirte Kapital

78,135,000 Pfd. St.

Telegraphische Witteraungsberiechte.

Baro- | Tempe- meter. | ratur.

Paris. | Réau- Stunde. Oct. Linien. i mur.

Auswärtige Statil0n e ' E AARRENLS L ee

¿ 301,1 0,2 schwach. chnee. 2 E Brüssel 331,4 0,1 080€ windstilL |sehr bew. » Haparanda. | 330,8 |—13,9 |S., mässig. bedeckt. » Petersburg .| 334,6 |—10,4 NW., schwach. bed. Schnee. * Riga 336,5 |— 3,4 |S., mässig. heiter. » Libau 335,9 0,0 SSW., sehr stark. |bewölkt. » 331,9 |—12,4 Windstille. heiter. » Stockholm .… | 333,9 |— 1,9 |SW., schwach. |bedeeckt. »

Allgemeine Himmels- ansIcht.

Beobachtungszeit. | Wind.

Gröni 7 332,9 |— 2,8 |S8S80., windstill, | bedeckt. Helder ic 332,2 |— 2,2 S., schwach. sehr. bed. [Hernoesand . | 329,6 |— 6,2 Windstille. bedeckt.

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