1865 / 5 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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eine kurze Vorgeschichte des geheimen Rathes. Diese Jnstitution entsprang aus der Nothwendigkeit einer besonderen Vorberathung für gewisse wichtige Fragen. Deshalb entlehnte {hon der erste Konsul den Traditionen der alten Monarchie das Prinzip dieser Organisation und ließ durch Senatuskonsult vom 16. Thermidor X feststellen, daß gewisse Senatuskonsults-Entwürfe, so wie Griedens- und Allianzverträge und die Begnadigungen zuvor in einem geheimen Rathe geprüft worden sein müßten. Die Kaiserliche Constitution vom 18. Florial X11. bestätigte den geheimen Rath und erklärte für dessen Mitglieder von Rechts wegen alle Großwürdenträger des Kaiserreichs, die zugleih den Regentschaftsrath bildeten. »Wenn ‘ein Regent frei- müthig für seine Handlungen die Verantwortlichkeit Übernommen hat gegen die Nation, die ‘ihn gewählt, so ist er wohl befugt, si nach Möglichkeit mit Einsicht und Verstand zu umgeben; mithin gehörte ein geheimer Rath zum Wesen des zweiten Kaiserreichs. Das Se- natsconsult vom 17. Juli 1856 über die Regentschaft gab die des- fallsigen Anordnungen, die fast dieselben waren, wie die vom Jahre X. Laut Art. 18 sollten Mitglieder dieses Regentschaftsraths sein die vom, Kaiser designirten französischen Prinzen und in Ermangelung der Designation die beiden in dex Erbfolge - Ordnung nächststehenden Prinzen, / sodann die Personen; welche der Kaiser durch öffentlichen oder geheimen Akt designiren wird. Am 1. -Februar 1858 sehte nun der Kaiser per Dekret den geheimen Rath förmlich ein, ohne jedoch dessen Befugnisse genau zu bestimmen. Er behielt sih vor, nach seinem Ermessen die Fragen zu stellen, über welche er das Gut- achten der Körperschaft hören wollte. Während des italienischen Krieges

waren der geheime Rath und der Ministerrath allwöchentlih einmal

unter dem Vorsize der Kaiserin versammelt. Der geheime Rath kann nur auf Befehl des Kaisers und unter dessen persönlichem Vorsiÿ zu- sammentreten. Jedoch hat der Kaiser jeyt, um die Arbeit zu erleichtern, den neuen Vice-Präsidenten, Prinzen Napoleon, ermächtigt, außer den vom Kaiser selbst geleiteten Sißungen, noch andere abzuhalten, in denen Fragen von großem Nationalinteresse, wie die algerische Ver- fassung, die Decentralisation, der öffentliche Unterricht und gewisse vom Senate einges{ickte Petitionen zur Sprache und Berathung ge- bracht werden können.« Der geheime Rath ist somit jet folgender Maßen zusammengeseßt: Präsident der Kaiser selbst, Vice-Präsident Prinz Napoleon, Troplong (Senats-Präsident), Herzog Morny (Le- gislative - Präsident), Finanz - Minister Fould, Justiz -- und Kultus- Minister Baroche, Haus - und Kunst - Minister Marschall Vaillant, die Senatoren Herzog v. Persignie, Graf Walewsfki und Magne. Die verstorbenen Mitglieder, Kardinal Morlot und Marschall Herzog y. Malakow, sind noch nicht wieder erseßt worden.

Auf die Neujahrs-Gratulation des Staatrathes (Sprecher Herr Vuitry) antwortete der Kaiser, laut »Moniteur«:

Ich bin sehr erfreut, beim Jahreswechsel Gelegenheit zu haben, dem Staaksrathe für seinen Eifer und seine Hingebung zu danken. Zch zweisle nicht, daß die großen Arbeiten , die ihn jetzt beschäftigen, auch in diesem Jahre wieder dazu beitragen werden , den Glanz dieses Staatskörpers zu vermehren. :

Auch dem Großkanzler der Ehrenlegion , Grafen Flahault; so wie dem Präsidenten des Cassationshofes Herrn Vaïsse widmete der Kaiser huldreiche Antworten, die der »Moniteur« heute mittheilt.

Wie der »Moniteur« anzeigt, hat der Kriegs-Minister unterm 29, Dezember "verordnet , daß das Urlaubs - Semester für die 1564 von der General - Inspection ausgenommen gewesenen Mannschaften bis zum 31. März 1865 ausgedehnt werde.

Laut »Fran(e« is Giraudeau , früher im Kabinet des Staats- Ministers beschäftigt, zum Chef des Preßverwaltungs - Bureau's im Ministerium des Jnnern erngnnt worden.

Morgen verläßt Baron Talleyrand Paris, um sich auf seinen Posten nach Petersburg zu begeben, wo das ganze Botschafts - Personal zum - russischen Neujahrstage (13. d.) ver- sammelt sein soll.

Spanien. Der »Correspondencia« znfolge hat die Königin am 31. Dezember ein Dekret unterzeichnet, welches 55 Senatoren ernennt. ;

Nufgland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar.

Der ‘erste Abschnitt der gestern (Nr. 4 d.. St. Anz.) erwähnten Publication über den Gang der Bauern-Anßgelegenheit im Königreih Polen behandelt die Stimmung der Bauern- bevölkerung nah der Publication der Edikte. Es heißt darin : Als die Kommissionen in ihren Bezirken ankamen , fanden sie, daß die Bauern nach der Publication der Edikte vom 19. Februar die thatsächliche Durchführung derselben an Ort und Stelle mit Ungeduld erwartet hatten. Sie hatten in lehter Zeit so viele Versprechungen erhalten, daß das Mißtrauen egen neue Versprehungen eben nur dadurch überwunden wurde, daß russi- be Militairbehörden ‘die Edikte publizirten, Sie begriffen, daß für sie die Zeit zu einem neuen Leben gekommen war und beeilten si, ihre Rechte nachzuweisen , da sie den günstigen Augenblick zu benuyen wünschten und eine bittere Erfahrung sie überzeugt hatte, daß, falls die Gewalt wieder an die Szlachta überginge , alle Hoffnungen auf Gerechtigkeit wieder würden zerstört werden. Die Bauern hatten natürlih noch keine genauen und rich- tigen Begriffe von den Allerhöchsten Edikten. Dieselben waren leider auch niht einmal unter den höheren Klassen der Gesellschaft anzutreffen. Bei dem unklaren Verständniß der Edikte erwarteten viele Bauern natürlich viel

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mehr, als das Geseh ihnen gewährte. Einige glaubten sogar, daß der aufständischen Szlachta alles Land abgenommen und an die Bauern ver- theilt werden sollte. -ITm Allgemeinen erwarteten die Bauern gewaltsame Maßregeln und glaubten in Folge ihrer Jahrhunderte langen Rechtslosigkeit, nicht an eine nie schwankende Wirkung des Gesehes zum Schuße ihrer Rechte.

Im 2. Abschnitt, die neue Gemeinde-Organisation,

_ wird nachgewiesen, daß die Bauern sich in die ihnen verliehene

Selbstverwaltung sehr bald zu finden geiwußt hätten.

Größtentheils waren die Gemeindevögte heißt es in der Autein- andersezung welche die Bauern aus ihrem eigenen Stande gewählt hatten, wirklich Leute von der besten Führung und verständige Männer. Die Bauern, welche zu Gemeindevögten erwählt worden waren, traten diese Aemter nicht ohne einiges Schwanken und ein gewisses Mißtrauen gegen sich selbst an, aber dasselbe war lange keine allgemeine Erscheinung; im Gegen- theil, es geschah nicht selten, daß der zum Gemeindevogt gewählte Bauer ohne Weiteres in seine Stelle trat und mit Würde sein Amt versah. Die Militairchefs bezeugen, daß die aus den Bauern gewählten Gemeinde- vögte bei der Untersuchung der Streitigkeiten zwischen Gutsbesißern und Bauern wegen kleiner gegenseitiger Beeinträchtigungen und Benachtheiligun- gen ihre Unparteilichkeit zu bewahren suchten, und nicht selten über die Bauern größere Strafen als über die Gutsbesiger verhängten. Sogar nach dem Zeugniß der Civilcbefs (d. h. der polnischen Beamten) is in den. Ge- meindeverwaltungen noch nie eine so schnelle und sichere Execution gewesen, als jegzt..

Die Szlachta , besonders die - kleine , \chauerin bei der sich vollziehenden tion. Den stolzen Pans wurde cs barkeit zu entsagen und sich der Bauern - Regierung (chlopski rzad), wie sie es nannten, zu unterwerfen. Der kleinen Szlachta, aus der größtentheils die früheren gemietheten Vögte genommen worden , war es noch schwerer, den materiellen Vortheilen zu entsagen, mit welchen der Dienst in dieser Stellung verbunden war. Es war daher kein Wunder, daß die interessirte Seite sih mit allen Kräften bemühte, die Bauern durch schlaue Jnsinuationen von der Verantwortlichkeit, welche auf den Gemeinde- vögten laste, von der Schwierigkeit der schriftlichen Rechnungsführung, von der körperlichen Züchtigung, deren. der Vogt sich bei der bestän- digen Berührung mit - den russiswen VBebörden unvermeidlicherweise zu gewärtigen haben sollte, irre zu führen. Jn der That gelang es der Szlachta, an einigen Orten auch durch Jntriguen die alten Vögte wieder ins Amt zu bringen, nicht ohne daß es die Gemeinden schon zu be- reuen gehabt hätten. Im Allgemeinen is aver das Volk mit der neuen Einrichtung zufrieden. Nach den leßten Nachrichten aus 34 Kreisen sind aus den früheren 2700 Gemeinden, denn oft bildete ein sehr kleines Gut eine besondere Gemeinde, während andere, aber viel seltener, 800 und mehr Höfe enthielten; 2032 neue gebildet worden, aber auch diese lehtere Zahl muß sih binnen Kurzem noch wesentlich verringern, da die Arbeiten zur de- finitiven Abzweigung der Gemeinden noch fortdauern.

Eine besondere Mühe machte die Wahl zuverlässiger Gemeindeschreiber. Die lehtere} ist aber dadurch entbehrlichher gemacht , daß die Voigte von einer Menge Formalien und formalen Berichten befreit und ihnen eben nur gerichtlich-polizeilihe und exekutive Pflichten auferlegt worden sind. Befreit von der Verantwortlichkeit dieser Schriftführung wett- eifern die neuen Gemeindevögte miteinander in der Schnelligkeit und Gründ- lichkeit bei Durchführung der obrigkeitlichen Verordnungen. Nach den lehz- ten Nachrichten aus 34 Kreisen sind aus den Bauern 2027, aus der Szlachta 120 und aus anderen Ständen 155 Gemeindevögte erwählt; nur bei 1824 Vögten befinden sich Schreiber, von denen 301 Bauern , 529 Szlachcicen und 994 Personen anderer Stände sind.

Von der polnischen Grenze, 3. Januar, wird der »Ost- see-Zeitung« geschrieben: »Die russishe Regierung hat in den reußi- hen Gouvernements Volhynien, Podolien und Kiew eine strenge Revision. der polnishen Adelsdiplome angeordnet und sämmtliche Polen, welche sich der adligen Vorrechte in diesen Gou- vernements erfreuen, aufgefordert, spätestens bis Ende d. Mts. die schriftlichen Beweise über ihre adelige Abkunft beizubringen. Der Zweckck dieser Maßregel ist, die ungeheure Masse des polnischen Adels, der, wie der russische, von allen Abgaben und anderen Staatslasten befreit ist, möglich zu vermindern. Da viele adlige.Familien nicht im Stande sind, ihren Adel durch schriftlihe Dokumente zu bes weisen, die damit verbundenen Privilegien aber nicht gern einbüßen wollen, so beabsichtigt der Adel, um den ihm drohenden Schlag ab- zuwenden, zum griechischen Neujahrsfeste eine Deputation nah Peters- burg zu schicken, welche dem Kaiser eine Loyalitäts-Adresse überreichen und ihn nicht blos um Rückgängigmachung der Revision der Adels- diplome, sondern auch um Milderung der für den Adel überaus un- günstigen Bedingungen der Eigenthumsverleihung an die Bauern bitten soll. Die Deputation is bereits gewählt und besteht aus den Gutsbesißern von Horwat,. Graf Branicki, Graf Potocki, von Ja- roszynsfi, von Wolodkowicz. Jn der Stadt Molodeczna, im Gou- vernement Minsk, wurde am 15. November v. J. ein griechisch- orthodoxes Schullehrer-Seminar, in Verbindung mit einer Normäl- Elementarschule eröffnet, das bereits 34 [Zöglinge zählt. Dem »Wilnaer Amtsblatt« zufolge sind in dem Städtchen Pogost und einigen umliegenden Dörfern im Gouvernement Minsk, neuerdings wieder 624 Personen von der römisch-katholischen zur griechisch-ortho- doxen Kirche übergetreten. Die russishe Regierung hat für die litthauishen und reußishen Gouvernements die Abfassung eines russischen Kalenders angeordnet, der meist Aufsäge historischen Jn- halts enthält, in denen nachgewiesen wird, daß die gedachten Gou- vernements ursprünglih russishe Provinzen waren und ihre Ein- wohner zur griechisch-orthodoxen Religion \sich bekannten. Die Ver-

blieb nicht eine ruhige Qu- Reform der Gemeindeorganisa - schwer, der Patrimonialgerichts-

: auf 24,000 Mann angegeben.

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| darunter sind 2880 Evangelische, 2869 Katholiken, 39 Menoniten, 83 Dissi-

breitung polnischer Kalender is in den gedachten Gouvernements

verboten. «

Amerika. New-York, 23. Dezember. . Die von Hampton

N Noads aus3gelaufene Expedition, von der nach offiziellen Berichten E ¿n Richmonder Blättern am 21sten {hon 30 Schiffe vor Wil- Ï mington erschienen sind ;

besteht aus 150 Fahrzeugen, darunter 65 Rrieg8\ciffen; die von Butler kommandirten Landtruppen werden / Wie südstaatlichen Quellen berich-

ten, hätte sih der Unionsgeneral Burbridg e, von Vaughan ver- folgt, nach Westen zurückgezogen; Chattanooga sei von den Bun-

destruppen geräumt , die Vorräthe nah Knoxpille gebracht worden. Dem -Richmond Enquirer« zufolge, hat General Lee an das

A Militaircomité des Rihmonder Repräsentantenhauses eia Schreiben

gerichtet, worin er auf unverzügliche Bewaffnung der Sklaven dringt. Oie Verfügung, nah welcher Ausländer beim Eintritte in das

| Gebiet der Vereinigten Staaten mit einem Passe versehen sein müssen L rihtet sich gegen Canada und wird wohl nur an der Nordgrenze in

Kraft gesehi werden. Die von Davis aus Maryland gestellte

Resolution, welche einen Tadel gegen die von Herrn Seward an

Frankreich gemachte Entschuldigung betreffs der im Laufe der lehten

| Session gefaßten mexikanischen Resolutionen des Kongresses enthält,

st| mit 118 zu 8 Stinnnen im Repräsentantenhause angenommen

« worden. Ein Gerücht spricht {hon von dem Rücktritte Sewards.

Von den Grenzraubzüglern sind mehrere in Canada wieder ver- haftet worden. Seward hat an die canadische Regierung cine Note gerichtet. Bis zur Anstellung eines neuen Gesandten is Konsul Bigelow zum Geschäftsträger in Paris ernannt worden. Am 14. langte in der Havannah der französische Kriegs- dampfer »Amazon« mit 2000 Mann Soldaten aus Mexiko an, auf der Rückkehr nah Frankreich begriffen. ö 24. Dezember. Man bält es nicht für unwahrscheinlich, daß Porter's Geschwader von Wilmington sturmeshalber nah Fort Monroe zurückehren wird. Südliche Blätter {chägen die Besaßung Wilmington's auf 15,000 Mann. Bei Savannah ist die Lage unverändert. Der Süd-General Hood hat sih mit Fo rrest ver- cinigt und, lebhaft und bigzig verfolgt , Pulaski am 22. erreicht. Südlichen Blättern zufolge {lug der Süd-General Breckinridge den General Burbridge. Die Nachricht von der Zerstörung ungeheurer Quantitäten Baumwolle durch Sherman gilt bis zur Stunde noch nicht für beglaubigt. Everitt wird dem Vernehmen näch Dayton's Nachfolger als Gesandter der Vereinigten Staaten in Paris. Se- ward’'s auf Kanada bezügliche Note is fest, aber versöhnlich gehalten. Ueber den Untergang “des spanischen Admiralschiffes in der Nähe der Chinchas-Tnseln heißt es in dem Briefe eines Schifss- Capitains aus Callao vom 29. November: Am 26., Abends um

/ 6 Uhr, gerieth eine der spanischen Fregatten in Brand durch zufälli-

ges Ueberfließen angezündeten Terpentins; um 3 Uhr in der Nacht explodirte die Pulverkammer. Da wir gerade ausliefen, so segelte ih zu dem Wrack hin. Dasselbe sank etwa cine halbe Meile von uns in 50 Faden Wassers. Die Offiziere und die Mannschaft be- nahmen sich sehr couragirt ; sie retteten die Schiffskasse, die Waffen, eine Quantität Bomben, entluden die Kanonen, seßten die Magazine unter Wasser und brachten das Schif} in hinreichende Entfernung von der übrigen Flotte. Kein Menschenleben ging verloren. Für die Peruaner ist die Nachricht eine willklommene Botschaft.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau. Stuttgart, Donnerstag, 5. Januar, Míttags. , Jn der heu- tigen Sizung des Abgeordnetenhauses gab der Minister von

« Varnbühler auf die Jnterpellation der Abgeordneten Oesterlen

E und Wolbach in der s{hleswig-holsteinischen Frage offiziell folgende

A Antwort: Das Ergebniß der zwischen Oesterreich und Preußen s{hweben-

den Verhandlungen sei abzuwarten. Die Einigung der Großstaaten sei die Bedingung für eine glückliche Lösung der shleswig - holfteinischen

M Frage ¡ eine Einigung der Mittelstaaten sei in diesern Augenblicke

weder möglih noch rathsam. Für sich sowohl, wie Namens des bayerischen Ministers Freiherrn v. d. Pfordten müsse er. den Ge- danken einer Anlehnung an das Ausland zurückweisen.

Kopenhagen, Donnerstag, 5. Januar, Morgens. Jn der

M gestrigen Sihung des Landsthings sprachen sich Orla Léhmann,

M Krieger und noch mchrere andere Mitglieder zu Gunsten der von

E der Regierung eingebrachten Gesehvorschläge, betreffend die Abän- M derung des Grundgesches, aus; sie erklärten nur den Census “für

N zu hoch gegriffen.

Die Krankheit des Konseils - Präsidenten

E Bluhme ist niht von Bedeutung.

Statistishe Mittheilungen. , Die Volkszählung am 3. Dezember 1864 hat ferner nach vor- läufigen Ermittelungen ergeben : z im Regierungsbezirk Danzig: ; für Dirschau 6374 Civil-Einwohner gegen 5992 im Jahre 1861,

denten, 503 Juden. Seit 20 Jahren hat sich die Bevölkerung Dirschaus um 3000 Seelen vermehrt.

für Marienburg 8050 Civil-Einwohner, 554 mehr als 1861;

4 im Regierungsbezirk Bromberg:

sür Jnowraclaw: 6685 Einwohner gegen 6099 im Jahre 1861, darunter waren 1372 Evangelische, 3358 Katholiken, 1949 Juden, 6 Dissidenten.

im Regierungsbezirk Posen:

__ für Kosten in 741 Familien 3780 Einwohner, wovon 859 evange- lischy 2666 fatholish, 255 Juden find. 1861 zählte die Stadt 3469 Ein- wohner. Zunahme also: 311,

für Meseriß 5066 Einw., 100 etwa mehr als 1861; ,

für Posen eine Civilbevölkerung von 45,208 Seelen, seit der vorigen Zählung um 1329 Seelen mehr. Jm Jahre 1817 wurden 20,499 Seelen gezählt, 1827: 24,860, 1837: 32,396, 1847: 38,532, 1857: 40,123. Die Bevölkerung hat somit stetig zugenommen, wenn auch nicht so bedeutend, wie in anderen Provinzial-Hauptstädten. Nur der Plan der »Reorgani- sation der Provinz Posen« brachte einen Rückschlag,- der erst in 6 Jahren ausgeglichen werden konnte. Denn im Jahre 1846 zählte Posen 38,027 Seelèn, aber 1849 nur noch 37,964 und erst 1852 war die Einwohnerzahk wieder langsam auf 38,209 Seelen gestiegen. Die Militai rbevölkerung war nach der Zählung von 1861: 7263 Seelen und wird 1864 etwa ebenso stark gewesen sein ;

für Wreschen 3579 Einwohner, und zwar 567 Evangelische, 1980 Katholiken, 1032 Juden. 1861 gab es 3328 Einwohner;

im Regierungsbezirk Potsdam: für Berlin nah Angabe im Kommunal-Blatte zufolge provisorischer Zusammenstellung: 606,101 Einwohner gegen 523,931 im Jahre 1861. » Nicht einbegriffen in obiger Hauptsumme find, sagt das genannte Blatt, die Militairbevölkerung, die Angehörigen des diplomatischen Corps, sowie die Strombevölkerung. Diese drei Kategorieen haben bei der Zählung von 1861 zusammen 23,640 ergeben. Augenblicklich sind die definitiven Zahlen für dieselben noh nicht eingegangen. Nimmt man in ungefährer Schäßung dafür 23,700 an, so stellt sich die wahrscheinliche Gesammtzahl der gegen- wärtigen Berliner Bevölkerung auf 629,801, gegen 547,571 vor drei Jahren. In wie weit diese Zahl durch die: bis zum 31. Januar e. noch zulässige Nachrevision, durch Requisitionen von außerhalb 2c., sih verändern möchte, muß dahin gestellt bleiben. Dagegen kann es schon jeßt als wahrscheinlich erachtet werden, daß die von ‘den städtischen Revier-Deputirten eingegangenen provisorischen Mittheilungen, welche obiger Zusammenstellung zu Grunde liegen, durch die definitiven Zahlen, welche nah der Abstimmung und Vergleichung mit den polizeilichen Zusammenstellungen festgestellt werden, eine irgend bemerken8werthe Veränderung nicht erleiden dürften-« im Regierungs-Bezirk Stettin: für Anklam inkl. Peendamm 12,100 Einwohner gegen 11,630 im Jahre 1861. Die Zunahme war nach der »Osts. Jtg.« deshalb sehr un- bedeutend, weil seit der lezten Zählung eine große Anzahl Eisenbahnarbeiter fortgezogen ist; im Regierungsbezirk Liegniß: für Liegniß 18,462 Einwohner gegen 17,359 im Jahre 1861; im Regierungs-Bezirk Breslau: für Löwen (Kreis Brieg) 1787 Einwohner gegen 1703 im Jahre 1861, darunter 1277 Evangelische, 471 Katholiken, 39 Juden, für Ohlau 6481 Civil-Einwohner (gegen 6412 im Jahre 1861) und 386 Militair-Einwohner. Es befanden sih darunter 4452 Evangelische, 38 UAltlutheraner, 2164 Katholiken, 212 Juden, für Steinau 3316 gegen 3227 im Jahre 1861; für Wünschelburg 1815 Civil-Einwohner gegen 1755 im Jahre 1861, und zwar 1769 Katholiken, 43 Evangelische, 5 Juden, im Regierungsbezirk Oppeln: für Patschkau (Kreis Neiße) 4687 Civil-Einwohner gegen 4433 im Jahre 1861, darunter 4299 Katholiken, 322 Evangelische; 63 Juden und 3 Baptistenz; im Regierungsbezirk Merseburg: für Halle 45,711 Civil-Einwohner gegen 41,507 im Jahre 1861, für Naumburg a. S.: 14,832 Civil-Einwohner, 461 mehr als 1861, die Militairbevölkerung betrug 427 Köpfe, für Wittenberg 10,028 Civil-Einwohner und 2481 Militairpersonen,s davon sind 9875 Evangelische, 100 Katholiken, 46 Dissidenten, 7 Juden, gegen 1861 1 weniger; im Regierungsbezirk Münster: für Recklinghausen: 4214 Einwohner, 9 weniger als 1861, in Folge des vielfachen Auswanderns in die industriereiche Grafschaft Mark und ins Essensche; im Regierungsbezirk Düsseldorf. O die Stadt, 14,472 Civil-Eimwvohner gegen 13,410 im ahre 1861 s eir Elberfeld, wie bereits angegeben 60,500 Einwohner, also 4223 mehr als 1861. Die »Elbf. Ztg.« bemerkt dazu: als im Jahre 1815 das Land der Berge mit Preußen vereinigt wurde, hatte Elberfeld 20,000 Ein- wohner, die Zählung im Jahre 1824 ergab ein Resultat von 25,378 Ein- wohnern, die des Jahres 1834 = 32,074 Einwohner, die des Jahres 1844 = 42,929 Einwohner, die des: Jahres 1854 = 50,612 Einwohner. Jn 50 Jahren is die Einwohnerzahl Elberfelds um das Dreifache gewachsen, für Esfen: 31,473 Einw., oder, wie bereits bemerkt, eine Zunahme von 10,407 Seelen seit 1861. Eine Zunahme von 10,000 Seelen, schreibt man der »Elbf. Ztg.« darüber, hat feine Stadt der Rheinprovinz und West- falens aufzuweisen und verhältnißmäßig um 50 pCt. hat sich keine Stadt der Welt in diesen 3 Jahren vergrößert; man staunt aber noch mehr, wenn man hier am Orte ist und sieht, wie rings um das alte Essen neuc Häuser und Straßen entstehen, und wenn man hört, daß bereits über 250 neue Häuser für das Jahr 1865 zum Baue angemeldet sind. Krupp, mit. Stolz sagen wir unser Krupp, beschäftigt allein über 8000 Arbeiter, und nimmt Arbeiter an, so viele sich nur melden in unbegrenzter Anzahl ;