1865 / 6 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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1865 zu tilgenden Prioritäts --Obligationen der Münster - Ham Eiscnbabn sind die 16 Stü à 100 Thlr, P L Mr, 34. 209. 909. ZUD. (2. (O4. 1194, 1159; 1348. 1515. 1585. 1698. 1774. 1754. 1787. 1969. gezogen worden: Dieselben werden den Besißern mit der Aufforde- rung gekündigt, den Kapitalbetrag vom 1. Juli d. J. ab gegen Quittung und Rügabe der Obligationen und der Zins - Coupons Ser. I. Nr. & nebst Talons bei der Hauptkasse der Westfälischen Sen tus zu Münster in den gewöhnlichen Geschäftsstunden zu er- eben. :

Da vom 1. Juli d. J. ab die Verzinsung dieser gekündigten -

Obligationen v\aufhört, so wird der Betrag der etwa fehlenden Zins- E zur Deckung der Ansprüche ihrer Besißer vom Kapitale gekürzt. Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten , aber bis jeßt noch nicht - realisirten Prioritäts - Obligationen Nr. 667 (aus der 10. Verloosung für 1863) 53. 230. 281. 1317 und 1328 (aus der 1E Verloofung für 1864) hierdurch wiederholt und mit dem Be- merken aufgerufen, daß ihre Verzinsung bereits mit dem 1. Juli des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat. M Berlin, den 4. Januar 165.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell ‘Gaunet. Löwe. Meinede.

LKetchtamtlicbes.

_ Preußen. Berlin, 6. Januar. Se. Majestät der König empfingen während des Vormittags den General - Jnten- danten von Hülsen und arbeiteten später mit dem Staats - Minister von Mühler.

___— Jhre Majestät die Königin ‘wohnte géstern dér jähr- lien Andachts - Versammlung der evangelischen Alliance bei. Abends fand bei den Königlichen Majestäten eine musikalische Soirée statt, wo Herr und Frau von Bronsart" und Herr Stockhausen mit- wirkten.

Seine NONtalihe DoBLt Der: Kronprinz empfing gestern den Oberst von Malotki, Commandeur des 6. Pommerschen Infanterie - Regiments Nr. 49, den Oberst von Studniß und den Professor Curtius. Nachmittags statteten Seine Königliche Hoheit Besuche ab: bei der Gemahlin des Königlich großbritannischen Bot- schafters, Lady Napier, bei der Gemahlin des Ministers des König- lichen Hauses,- Baronin von Schleiniß, und bei der Gräfin Königs- mar, Gemahlin des Ober-Küchenmeisters. ]

Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin empfing Lady Lyell- und Lady Ely.

Danzig, 5. Januar. Das »Dampfboot« meldet: »Der Rest der Maschinentheile für Sr. Majestät Korvetten »Hertha« und »Medusa« is mit dem Dampfer »Oliva« aus Greenwich eingetrof- fen und wird in Neufahrwasser gelös{ht. Jn Stelle der aus Japan zurückgekehrten Korvette »Gazelle« soll Sr. Majestät Korvette »Vineta« zum Frühjahr nah den ostasiatischen Gewässern zur Auf- rechthaltung des Handelsvertrages und zum Schuße der deutschen Handelsschifse abgehen und dort auf ein Jahr stationirt werden. Das Kuppelschiff » Arminius8« , welches in England zur Abnahme fertig ist, wird zum Frühjahr hierher übergeführt werden, um noch die inneren Einrichtungen an der Königlichen Werft zu erhalten. «

__ Schweidnißt, 4. Januar. Zufolge der Seiténs der König- lihen Regierung {on früher gemachten Proposition und des Sci- tens des Provinzial - Landtages gefaßten Beschlusses geht mit dem Anfange dieses Jahres die Verwaltung des hiesigen Corrections- hauses aus den Händen der Königlichen Regierung in die der Provinzialsiände Über. Zu diesem Zwecke erschienen hieroxts, zvie der »Schles. Ztg. « mitgetheilt wird, am gestrigen Tage 2 aus je 3 Mitgliedern bestehende Kommissionen der Königlichen Regierung zu Breslau und der Stände, die beide auch am beutigen Tage noch in unsern Mauern verweilen. Während der strengen Jahreszeit sind die/- Arbeiten zur Applanirung der früheren äußeren Festungs- werke, so weit dieselben einstweilen der Correctionshaus-Verwaltung Überwiesen worden sind, wieder aufgenommen worden. Die hiesigen Kreisstände gehen damit um, im Jnnern der Stadt cin Grundstück zu erwerben, um ein eigenes Ständehaus herzustellen, ‘in welchem künftighin auch das Kreis-Landrathëamt, so wie das Kreis- Steueramt, die Kreis-Sparkasse, das Archiv u. #. w. untergebracht werden sollen. Bis jeßt is es noch nicht gelungen, diesen Plan zu realisiren. d

Hamm, 4, Januar. Auf dem am 29. Dezember v. I- hier versamnrelt gewesenen Kreistage wurde, der »Westf. Jtg.« zufolge der Beschluß gefaßt, zur Unterstühung der hülfsbedürftigen Veteranen die Summe von 200 Thlrn. und für die im Anschluß an die Kron-

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Dezember 1863 auf Allerhöchsten Befehl mobil gemacht wurden,

Elb erfeld, 5. Januar. Zu den Truppentheilen, welche im haben, dem Elbf. »T. A.« zufolge, 200 Männer aus unserer Stadt gehört. Zwei derselben haben den ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfelde gefunden, zwei sind {wer verwundet zurückgekehrt Einberufen wurden aus Elberfeld 292 Reservisten und 11 Land- wehrleute ersten Aufgebots, der Kavallerie und Artillerie angehörig ; davon sind 116 in das Feld gerückt, die übrigen 187 aber in den Garnisonen, in welche sie zu kriegsbereiten Regimentern kommandirt waren, verblieben. Jm Dezember t863 sind 103 Familien unterstügt worden, „Die Dauer der Unterstügung ist, je nah der Zeit der Ent- lassung der Mannschaften, eine sehr verschiedene geivesen. Den meisten Familien mußte fie bis zum April oder Mai, anderen bis zum September oder länger gewährt worden. Jegt werden noch 7 Fa- milien unterstüßt. Jm Ganzen sind 2860 Tblr. aus sädtisben Mitteln gezahlt worden. _Die Bürgerschaft Elberfelds hat sich jedoch nicht auf diese reichliche Erfüllung einer durch das Geseh auferlegten Verpflichtung beschränkt. Neben den zahlreichen Sendungen von Kleidungsstücken , Erfrishungen , Verbandzeug u. \. w., welche von den Angehörigen aller Stände an die Truppen-Kommando's Laza- reth-Kommissionen u. st. w. abgingen, wurde gleich nach dem Aus- bruche des Krieges, Anfangs Februar v. JI., eine Geldsammlung zu Gunsten der aus Elberfeld einberufenen Soldaten und ihrer Fami- lien veranstaltet. Dieselbe brachte in wenigen Tagen , ohne Aáertt: liche Kollekte / 6362 Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. auf , und die Beiträge wurden vielfah mit der Erklärung gegeben , daß sie im Falle des Bedürfnisses erneuert werden „sollten. Ehrengaben sînd viermal abgesendet worden, und zwar dreimal im Betrage von O Thlrn; und einmal von-8 Thlrn. Jm Ganzen haben dieselben 4200 Thlr. be- tragen. An Ergänzungs-Unterstühungen der - vorgedachten Art sind bis heute 1650 Thlr. ausgegeben worden, so daß sich noch 512 Thlr. 0 Sgr. 10 P. in der Kasse besinden. In der Stadt Elberfeld ist durch den Herrn Ober-Bürgermeister die Gründung eines Stiftungs- fonds für invalide preußische Krieger in die Hand genommen. Dieser Plan fand sofort Zustimmung und Unterstühung vieler Bürger, und bereits am 9. Mai v. J. konnte eine Deputation der Stifter, in einer zu diesem Behufe erbetenen und huldreihst gewährten Audienz in Berlin, die Stiftungsurkunde über ein Kapital von Vierzebn Tausend Thalern in die Hände Sr. Majestät des Königs nieder- am. Das Kapital von 14,000 Thalern is am 6. Mai, dem Allerhöchsten Befehle gemäß, dem Herrn Kriegsminister übergeben

und demselben is dann am 17, August v. J. auch der Betrag eini- ger nachträglicher Gaben mit 443 Thlr. 15 Sgr. gefolgt.

Drlier, 4. Januar. Nach der »Tr. Z.« hat Feldprobst Pells dram dem Domkapitel bereits die Mittheilung gemacht, daß er die auf ihn gefallene Wahl zum Bischofe von Trier annehme.

; Schleswig-Holstein. Die Mittheilung, daß das Finan z- departement der Civilbehörde bis zum 1. April in Flensburg verbleiben würde, wird von der » Nordd, Flensb. Ztg.« als unbe- gründet bezeichnet. Soviel man bis jeyt wisse, werde das Finanz- departement gleichzeitig mit den übrigen Verwaltungs-Abtheilungen nah Schleswig übersiedeln, In Schleswig werden die Regie- rungsbürcaus in der zweiten und dritten Etage des Schlosses placirt Werben (die erste bleibt nah wie vor für das Militair reservirt). Der Prâäsident, &rhr. v. Zedlig, hat das sogenannte Prinzenpalais gemiethet, Frhr. v. Halbhuber das ehemals Bachmann’she Haus, und manche von den Regierungsbeamten haben sich auch hon Woh- nungen besorgt. j

Hessen. Kassel, 5. Januar. Das Urtheil des Obergerichts in der Anklagesahe gegen den Obergerichtsanwalt Henkel wegen Majestätsbeleidigung, welche durch die Eingabe an den Kurfürsten in Betreff der befannten Reithgusangelegenheit begangen sein soll lautet auf zwei Monate Festungshaft und Tragung der Kosten. : Ver Königlich sächsische Bundestagsgesandte, Geheime Rath von Bose, ist als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am Kurfürstlichen Hofe beglaubigt worden. i Bayern. München, 5, Januar. Die »Bayersche Zeitung« bringt die Antkwortdepesche des Ministers Freiherrn von der Pfordten auf die preußische Depesche vom 13. Dezember v. J. Der Schluß lautet: Wir legen auf die Fortdauer des Bundes Werth, nicht weil uns derselbe mehr als irgend einem andern Bundesgliede Vortheil und Sicherheit brächte, sondern weil wir es für unsere Pflicht halten, das politische Band der gesammten deutschen Nation aufrecht zu erhalten. Wir sind aber nicht gewillt, den. Charakter des Bundes als eines Vereines gleihberechtigter Staaten in der Art be- cinträchtigen zu lassen, daß ein einzelnes Mitglied ihm das Maß sciner Thâtigkeit vorzeihnen dürfte.

Oesterreich, Wien, 5. Januar. - Im weiteren Verlauf der bereits angeführten Erörterung über die Gesezentwürfe zur Reform der direkten Steuern sagt die »Gencral-Correspondenz« :

prinzstiftung errichtete Spezial - Stiftung einen Beitrag von 100 Thlrn. anzuweisen. Desgleichen sind für den lehterwähnten Qweck voa den Amts-Versammlungen der Aemter Pelkum und Frönden-

Wenn ursprünglich zur Zeit, als von Sr. Majestät eine Immedi

L Zer ( - j IÄAmmediat- Kommission zur %erathung der Steuer-Reform efio wurde m G abie 1899) aus der gründlichen Erörterung der vorhandenen Uebelstände sich die unvermeidliche Nothwendigkeit zu ergeben schien, mit den bisherigen Grund-

berg je 300 Thlr. aus den Amtskassen bewilligt worden,

lagen der direkten Besteuerung fast gänzlich zu brechen und überall den klar

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erkannten Forderungen der wissenschaftlichen Theorie au in der praktischen Durchführung des neuen Systems Geltung zu verschaffen , so éat doch bei der s{ließlihen Feststellung der prinzipiellen Grundlagen für das Reform- werk die wohlbegründete Ueberzeugung obgesiegt, daß die bisherige Be- steuerungsmethode in ihren verschiedenen Zweigen sich in das ge- sammte wirthschaftliche Leben und in das Verständniß der einzelnen Steuerträger zu fest eingewurzelt habe, um einen Sprung zu einem auf völlig veränderten Grundlagen ruhenden Steuersystem räthlich erscheinen zu lassen. Dieser Ansicht entsprechend wurden daher bei der Ausarbeitung der vorliejenden Gesegentwürfe die bisher üblichen Steuerarten in ihren Hauptgrundzügen beibehalten und nur bezüglich der staatswirthschaftlichen Zwecke , welche durch das gesammte Steuersystem erreicht werden jollen , so wie bezüglich der Vertheilung und Veranlagung der Abgaben auf die Kron- länder, wie auf die einzelnen Bevölkerungsklassen eine mehr rationelle und einheitliche Methode der Besteuerung und. eine möglichst gleiche und gerechte E der Steuerträger -angestrebt. Jm Allgemeinen wurden daher die jet bestehenden Steuerarten : Grund -, Gebäude - , Erwerb- und Einkommen -, QZins- und Rentensteuer ( Couponsteuer ) auch für das neue System beibehalten und nur hinsichtlich der inneren Natur und des staatswirthschaftlihen Zweckes wurden diese Steuerarten unter sich entsprechender gesondert und in ein gemeinschaftliches, einheitliches System gebracht. Die Gesehesvorlagen unterscheiden, je nachdem der Ertrag aus Grund und Boden, aus Gebäuden, gewerblichen Unternehmungen und Be- shäftigungen entspringt , oder aus einer anderen Quelle in Form eines Kapitalzinses oder einer Rente fließt, und stellen hienach die Grund-, Ge- báudec-, Erwerb-, dann die Zins- und Rentensteuer als Ertrags8steuern auf. Neben und über den Ertragssteuern soll eine allgemeine Klassen- und Einkommensteuer stehen, welhe nicht den Reinertrag eines Besiy oder Gewinn begründenden Gegenstandes - sondern das wirklide reine Einfommen jeder steuerbaren Person ins Auge faßt. Während die Ertragssteuern schon nach ihrer ganzen Veranlagung auf möglich unveränderlichen Grundlagen - beruhen und den wechselnden Besiß - und Erwerbverhältn ssen nur in größeren Zeiträumen folgen können, würde die allgemeine Klassen- und Einkommensteuer den jährli vor sih gehenden Veränderungen in den verschiedenen Einkommens- Verhältnissen angepaßt werden und dadurch erst jene Gleichmäßigfkeit in der Besteuerung der einzelnen Steuerträger zu erreichen sein, die bisher in keiner Meise zu erreichen war. Die Klassen - Einkommensteuer soll daher anstatt der bisher üblichen, ihrer Natur nach meist willkürlih bemessenen ZUu- \chläge zur Ausgleichung und Ergänzung der Ertragésteuern dienen, je- doch eben durch ihr verhältnißmäßig geringes Ausmaß, so wie dadurch, daß sie sih dem reinen Jahreseinkommen und daher der wirklichen Steuerfähig- keit des Einzelnen enge anpaßt, für die wechselnden Staatsbedürfnisse ein die Steuerkräfte wenig drückendes Hülfsmittel bilden.

In Bezug auf die seit ciniger Zeit in den Blättern spukende Nach- riht über angebliche Verhandlungen zwischen Oesterreich und Hanno- ver wegen Abschlusses einer Marine - Convention, welche einer öôfster- reichischen Flotten-Abtheilung zu einer permanenten Station in cinem Nordseehafen verhelfen würde, wird der »Hamb. Börs. H.« aus Wien geschrieben , daß an allem dem nicht ein Körnchen Wahrheit sei. Oesterreich denke weder an eine permanente Nordseestation, noch auch an die Erwerbung eines Hafenplazes in Schleswig-Holstein.

Nach dem neuen Namensverxzeichniß der Mitglie-der des Abgeordnetenhauses zählt dasselbe gegenwärtig 204 Mitglieder. Gemäß des Staatsgrundgeseßes vom 26. Februar 1861 soll das Abgeordnetenhaus 343 Mitglieder zählen. Noch ganz unvertreten sind Ungarn mit 85, Kroatien mit 9, Venetien mit 20 Abgeord- neten, zusammen 114. Unter den 204 Mitgliedern des Abgeord- netenhauses gehören 63 dem Beamten-, 23 dem Advokaten-, 6 dem

Notarsstande an, 84 sind Fabriks- und Gutsbesißer, Private, Dok-

toren der Medizin, Privatbeamte u: st. w.j 19 gehören dem geistlichen

_— _ ‘g d ua , , _ i | Stande an, 4 sind Militairs; die andern sind als Podesta oder

Bürgermeister aufgeführt. 200 ; Ueber die Thätigkeit der Ausschüsse erfährt der »Wanderer«/,

daß am'7. d. M.’ dev Finanzausshuß wieder zusammentritt daß die Referate über Einnahmen aus dem Mauth- und Punzirungs-

gefälle und über Einnahmen aus den indirekten Steuern schon ge- |

druckt und die Referate Über politische Verwaltung und über die Ausgaben für Zinsen der Staatsschuld und Schuldentilgung unter der Presse sih befinden. Herr Taschek beantragt die völlige Streichung

des Dispositionsfonds, für welchen eine halbe Million angeseßt ist. | Auch follen bereits von mehreren anderen Mitgliedern Untarstühun- |

gen dieses Antrages zugesagt worden sein.

Nach der im November 1864 erfolgten Auffassung der Jnter- nirungen in Jglau und Teltsch, befanden sich, der » Amtlichen Brünner Ztg. « zufolge, 697 internirte Polen in Olmüg. Seither sind zugewachsen 8, giebt eine Summe von 705. Hiervon sind mit Bewilligung über die nichtrussishe Grenze gereist 1, gestorben 2, entwichen 4, theils in die Heimath auf eigenes Ansuchen zurük- gereist, theils in die mexikanische Armee eingetreten 104. Der. efffek- tive Stand is gegenwärtig 594.

Frankreich. Paris, 4. Januar. Wie die »France» ver- sichert, hat das Kaiserliche Dekret in Betreff des geheimen Rathes überall eine schr große Sensation gemacht. Heute bereits is der geheime Rath mit den Ministern zu einer Berathung unter Vorfiß des Kaisers zusammengetreten. Prinz Napoleon, Graf Walewsfki, Herzog von Persigny und Magne nahmen daran Theil. /

Ueber die Bankfrage - will die Regierung, laut »France«, etne Untersuchung anstellen lassen, die sich auf die Ursachen der seit einigen

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Jahren periodisch auf einander gefolgten Geld- und Finanzkrisen er- strecken soll. Die Frage wegen der Organisation der Banken wird, waer ang Blatte zufolge, auch dem gesehgebenden Körper vorgelegt werden.

Nutzland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar. Der 3. Abschnitt der erwähnten Publication (vergl. Staats-Anzeiger Nr. 4 u. 5) über den Gang der Bauernangelegenheit im Königreich Polen führt den Titel, Zahl und Fnhalt der den Kommissionen cingereihten Bittschriften. Demselben entnehmen wir :

Nach der Veröffentlihung der Edikte vom 19, Februar wurden die Militairchefs von Bittstellern umlagert, und als diese an die Kommissionen gewiesen wuxden, liefen auch bei diesen die Petitionen massenhaft ein. Nach Ankunft der Kommissionen. empfingen dieselben von den Militairbehörden über 50,000 Bittschriften ; seitdem gingen noch mehr als 20,000 ein, so daß die Zabl aller eingereichten Bittschriften 74,597 betrug. Es war selten in diesen Bittschriften angegeben, ob die Verleßung der bäuerlichen Recbte, über welche die Bittsteller sih beklagten, vor der Publication des Edikts von 1846 oder nach derselben geschehen sei; obwohl dies wichtig war, da bis zur Publication des Edikts vom 26. Mai (7. Juni) 1846 die Bauern gar feine agrarischen Rechte hatten. Erst dieses Edikt seßte der Willkür der Gutsbesizer eine Grenze, indem es verbot, die Bauern willkürlich ihres Land- antheils zu berauben, wenn dieselben drei oder mehrere Morgen besaßen, diese Antheile zu verkleinern, die darauf liegenden Lasten zu vergrößern oder den Bauern die Servituten zu entziehen, deren Nugnießungen sie bis dahin gehabt hatten.

Im 4. Abschnitt, Bitten um Rüerstatkung der abgenommenen Landantheile oder »pustki« (verödete Bauerngrundstücke), heißt es:

Der größte Theil aller von den Bauern eingereichten Klagen betraf die Rükerstattung der ihnen abgenommenen Hofstéllen, Fast alle Bittsteller waren zu verschiedenen Zeiten ihrer Grunditüke beraubt worden, aber nicht alle hatten ein gleiches Ret auf Befriedigung. Jn Betreff derjenigen, welche des Landes vor dem Erscheinen des Edikts von 1846 beraubt wor- den ; blieb den Komniissionen kein anderer Ausweg , als dieselben der Zahl derjenigen landlosen -Vauern zuzuzählen , welche fich auf Staatsländereien anzusiedeln wünschten, oder um unbebaut liegendes Land baten. Was die- jenigen Bittsteller betrifst , die ihres Landantheils nach dem Erscheinen des Edikts von 1846 beraubt worden waren, so hängt das Maß ihrer Entschä- digung davon ab, in wessen Verfügung sich gegenwärtig dieser Antheil be- findet. Wenn der Antheil widerrehtlich dem Hofslande einverleibt worden it und noch jeßt von dem Gutsbesizer bebaut wird, so wird er dem fzühe- ren bäuerlichen Besißer oder dessen Erben , oder , falls alle diese nicht vor- handen, anderen landlosen Bauern zuerkannt; wenn aber das widerrechtlich einem Bauern abgenommene Landstück einem andexen Bauern übergeben worden ist , und dieser sich darauf zur Zeit des Erscheinens des Edikts vom 19, Februar befand, kann ex in feinem ¿Falle dem jeßigen Besißer abgenom- men werden , da nah dem Wortlaut des Allerhöchsten Edikts der land- besiyende Bauer für ewige Zeiten Eigenthümer seines Grundöstücks und der darauf befindlichen Gebäude bleiben soll , und der widerrechtlih vertriebene Bauer anderweitig entschädigt werden muß, ;

Uebrigens waren diese Fälle in der Jnstruction des Organisations- Comité's vorgesehen worden , und es konnten. daher bei Enscheidung des größten Theils derselben nicht erhebliche Zweifel austauchen. Einige Fälle waren indessen in Folge besonderer Umftände fo verwickelt, daß sie einer besonderen Entscheidung des Organisations - Comité's bedurften. So hatten z. B. die Bauern in einzelnen Fällen dem Gutsherrn Einkaufsgeld gezahlt und waren dann unter verschiedenen Vor- wänden von dem Landantheil vertrieben worden. Dann waren unter dem Scheine der Einführung des" Zinscs viele Mißbräuche verübt worden. Biel häufiger aber geschahen sie ganz offen, ohne alle Maske, allein’ im Ver- trauen auf Straflofigkeit. So hatte z. B. ein Gutsbesißer im Kreise Sieradz (Gouvernement Warschau) vor einigen Jahren jedem seiner Bauern neun Morgen Land fortgenommen und im verslossenen Jahre auch das ihnen noch verbliebene Land gegen nate Sandflächen umgetauscht. Er versicherke, daß er solches auf dringende Bitten der Bauern selbst gethan habe. Jn der Gemeinde Olutow (Kreis Piotrkow, Gouv. Warschau) hatte fi ein Gutsbesizer mit noch viel größerer Verschlagenheit arrangirt. Secin Gut war vvr 7 Jahren abgebrannt , und da im Königreich Polen die Versiche- rung dezr Bauerhäuser obligatorisch is, hatte man die Versicherung®sgelder dem Gutsbesizer ausgezahlt, und dieser hatte sie gegen Quittung den Bauern ausgehändigt. Bald darauf erfuhren aber die Bauern zu ihrem größten Erstaunen, daß dies nicht nur eine einfache Quittung gewesen war, jondern cin Kontrakt, durch welchen sie ihr ganzes Land an den Gutsbesizer abge- treten und an Zahlungsstatt dieselben Gelder empfangen, welche sie nur als die Entschädigung für die erlittenen Brandverluste angesebén hatten. Jn

| jeder Kommission kamen nicht, wenige derartige Fälle mit verschiedenen

Schattirungen und Abwehselungen vor. Es gab Beispiele, daß ganze Dôr- fer, welche in die Prästationstabellen des Jahres 1846 eingetragen waren, jet gar nicht mehr existirten; die Bauern waren entweder gewaltsam aus ihren Hofstellen vertrieben worden , oder hatten -dieselben in ¿Folge irgend welcher Unglücksfälle oder einer maßloseu Erhöhung der Leistungen verlassen ; die Gebäude waren abgetragen und die Stelle, wo früher ein Dorf gewesen war, umgepflügt worden und nicht selten in die dritte und vierte Hand übergegangen. Ueber alle solche verwickelten Fälle berichten die Kommissionen an das Organisations Comité, welches darüber durch besondere Verôrdnun- gen entscheidet.

Bei Beurthcilung der Klagen der Bauern durch die Kommissionen sind die Prästationstabellen von 1846 und die Ergänzungstabellen von 1861 ein wichtiges Hülfsmittel ; erstere wurden gleich nach Erscheinen des Edikts von 1846 abgefaßt und sollten vollständige und fehlerfreie Nachweise über die Landantheile, die Servitute und Leistungen der Bauern, wie sie damals bestanden, enthalten ; leßtere geben an, in welchem Quskande sich die Bauer-

ländereien im Jahre 1861 befanden, als der Befehl über die Reluirung-

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