1887 / 92 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Apr 1887 18:00:01 GMT) scan diff

S I E E at f A mert Ae T

L L O E D E E E T

hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, an die Wittwe des ver-

Antwort ertheilen, zuglei öffentli kund zu thun, was der Apostolische Stuhl über den jüngsten, auf die Ordnung der katholischen Angelegen- beit im Königreich Preußen bezüglichen Geset.entwurf denkt, bezüglich dessen Wir die Ansickt einiger Kardinäle der heiligen römiscen Kirche eingeholt baben.

Son seit dem Anfange Unseres Pontifi*“ates begannen Wir viel und ernstlih euere Angelegenheiten zu erwägen und bes{lossen, wie die Natur Unseres Amtes es mit sih brachte, Alles zu versuchen, um, wenn irgend möglich, den Katholiken die friedlihe Rube mit der rechtmäßigen Freibeit wieder zu verschaffen. Diese Unsere Willens- meinung haben Wir zum Ausdruck gebraht in Unseren Briefen an Se. Majestät den Kaiser und an den durhlauchiigsten Fürsten, sowie in Unserem Schreiben an Deinen unmittelbaren Borgänger im Kölner Erzbisthum.

Deshalb begannen wir, wie es natürli& war, von der lang- wierigen Sorge aufzuathmen und freudige Hcffnung zu fassen, als wir die Geneigtheit bemerkten, die der Freiheir der Katholiken ent- gegenstehenden Gesetze zum Zwecke der Verbesserung ciner Durchsicht zu unterwerfen, indem dadurch sich der Weg zur Beilegung der Zwistigkeiten eröffnete. Was weiterhin folgte, war mehr geeignet, die Hoffnungen zu vermehren als zu \chwächen. Zum Theil hat man sich bemüht, zum Theil bemüht man ih noch, jene Gescße zu mildern; und w:nn auch noch nicht Alles erreicht ist, was dic Katholiken zu erreiher mit Necht wünschen, so ist doch manches festgestellt, wodur ihre Lagc besser wird. Gewiß siehst Du ein, wie bedeutungsvoll es ist, da5 die Machtvollkommen- heit des römischen Papstes sich frei äuïern und entwiceln kann in den vielfahen und mannigfaltigen Beziehungez, welche der Apostolische Stuhl mit der Staatsgewalt, sowie mit den Bischöfen und demn katholishen Volke besitzt. Außerdem wonach Wir mit so eifriger Sorge strebten ist na Beseitigung der langdaucrnden Verwaisung sür die Verwaltung mehrerer Diözesen gesorgt ; die Pfarreicn besitzen wieder in großer Zahl ihre Vorsteher; die Hindernisse, welche die bishöfliwe Gewalt bei der Handhabung der Zucht und bei der Ausübung der Gerichtsbarkeit hemmten, sind bescitigt. Schon seit cinem Iahre sind vier Klerikalseminare wieder eröffnet, und demnächst können zwei weitere in Limburg und Osnabrück eingerihtet werden ; ckie Alumnen derjenigen Diözesen, welche noch kein cigenes Seminar besitzen, können na etnem anderen Seminar innerhalb der Grenzen des Re:ches ge- \chickt werden. Sind ferner einmal wenigstens einige Ordensgenossen- haften zurückbecrufen, so wird die Uebung des chcistlichen Lebens ih weiter verbreiten, und Viele werden ungehindert zur vollkommenen und höcbsten Tugend streben können. Dadurc) ist einem böchst be- rehtigten Wunsche der Katholiken Genüac ges{chen, da cs feststeht, daß sie sib innig na den geistlihen Orden sehnten; und auch dem Staate selbst ist eine nüßlihe Beihülfe erworben für die Werke der Liebe, für die Sittlichkeit des Nolkes und für alle Zier menfchlicher Bildung.

Hieraus also, ehrwürdiger Bruder, erkenns: Du leiht, daß von jenen harten Gesetzen so viel abgeschafft oder doh geändert wird, daß sie weniger {wer ertragen werden zu können scheinen. Immerhin wird der Apostolishe Stuhl stets alle Vorsorge und Umsicht ver- wenden, daß cin folcher Stand der Dinge, der noch nicht der beste ist, noch weiter und umfassender verbessert werde. Andererseits mahnen Uns das Bewußtsein Unseres Apostolishen Amtes sowie auch die Regeln der praktischen Klugheit, ein gegenwärtiges und sicheres Gut der zweifelhaften und unsicheren Erwartung eines größeren Gutes vor- zuziehen. Denn, wie au die Zukunft den Gang der deutschen An- gelegenheiten gestalten mag, gewiß sind es große und der Kirche e:- sprießliche Dinge: daß Bischöfe mit ihrer geheiligter Gewalt der Geistlichkeit und dem Volke vorstehen; daß das tatholische Volk die Vorschriften des Glaubens und der Sitten von feinem Hirten empfangen kann; daß die zukünftigen Diener des Heiligthums in Seminaren heilig zur Hoffnung des Prie‘terthums erzogen werden ; daß die Mitglieder einiger geistlihen Orden öffentli und vor den Augen des Volkes nach jeder Zierde der evc.ngelischen Tugenden ftreben können.

Es bleibt noch übrig die Benennung der für die Pfarrstellen be- stimmten Perfonen. Aber in dieser Hinsicht bezeugen die von euerer Geistlichkeit unter den s{chwierigsten Umständen erbracten Beweise der Gewissenhaftigkeit und Standhaftigkeit, wie streng dieselbe an der Heiligkeit ihres Amtes festhält. Von den jüngern Geistlichen aber darf man mit Recht hoffen, daß sie, unter euerer Leitung und Führung zum priesterlihen Amte erzogen, dereinst eben jene Tugendbeispiele erneuern werden. Ucebrizens haben Wir in dieser Beziehung {on vor sieben Jahren erklärt und noch im vorigen Jahre wiederholt, daß Wir in diesem Punkte unter Umständen die Forde- rungen Preußens nicht ablehnen wollten; und deshalb war es, als die Abänderung und Verbesserung der betreffenden (Gesetze begonnen hatte, billig, Unser Versprechen zu erfüllen. Au ist zu beachten, daß dies die einzige Bedingung ift, welche Wir s{ließlich niht zurückgewiesen haben. Da endlich diese ganze Angelegenheit, betreffend die Be- nennung der für die Pfarrstellen bestimmten Personen, zwischen Uns und den Ministern des preußishen Reichs verhandelt wird, wic sich aus den beiderseitigen Schreiben ergiebt: so werden Wir uns be- mühen, eine gütlihe Vereinbarung herbeizuführen, wie die Saße ge- deute? und welche Norm befolgt werden muß, wenn cinmal der Bischof etwas Anderes will, als der Ober-Präsident erstrebt. Und zwar ceat- halten eben jene Schreiben im Wesentlichen den Vorschlag des Bischofs von Fulda in Bezug auf die Befugniß und die Begründung des zu erhebenden Einspruchs.

Da nun, besonders mit Rücksiht auf die vom Herrenhause an- genommenen Anträge des Bischofs von Fulda, das beschlossene Geseg ein nicht heuchlerishes, noH zu verahtendes Heilmittel vieler Uebel darstellt und den Zugang zu dem so lange und mühsam anzestrebten Frieden eröffnet, so halten Wir es für angezeigt, daß die Katholiken einem solhen Entwurf, mit welchem der andere gesetzgebende Körper sich zu befassen haben wird, zuzustimmen nicht verweigern.

Du aber, ehrwürdiger Bruder, und desgleichen Deine Amts- genossen, bemühet Euch. durch Euere Mahnung uad Autorität nach Möglichkeit zu bewirken, daß alle Katholiken Eucres Landes rolles Vertrauen auf den Apcstolishen Stuhl seßen und bei dessen Ent- scließungen sih beruhigen; denn er wird pflihtmäfig die katholische Sache in Preußen stets mit derselben Wachsamkeit und demselben Geiste der Liebe {hüßen. Unser Geist erfreuet sich in dem Gedanken, daß nah Beseitigung der Ursachen der Zwistigkeiten die gesammte katholishe Geistlihkeit und das gesammte Volk beständig e ines Sinnes sind mit den Bischöfen, und daß sie, wie bisher, besonders

den römischen Papst achten und ehren, welcher in der Kirche das Prinzip der Eintracht ist und das Band der Unversehrtheit.

Unterdessen verleihen Wir, als Unterpfand der himmlishen Gaben und zum Zeugniß unseres Wohlwollens, Vir, chrwürdiger Bruder, sowie Deiner Geistlichkeit und Deinem Volke sehr gern den Apostolischen Segen im Herrn.

Gegeben zu Rom bei St. Peter am 7. April 1887, im zehnten Jahre Unseres Pontifikates.

Leo XIII., Papit.

_ Dcr Kaiserliche Botschafter Graf zu Mün ster hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Für: die Dauer der Abwesenheit desselben von Paris fungirt der Botschafts-Rath Graf von Leyden als interimistischer Geschäftsträger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober-Regierungs-Rath Heller und Regierungs- Rath Landmann, O \ähsisher Zoll- und Steuer- Direktor Golz, Königlich württembergisher Wirklicher E E v g n ¿O A und Ober - Negierungs-

a ider, und Großherzoglih mecklenburgi 2 r Oldenburg sind hier angetommen A O08

Bayern. München, 18. April. Der Prinz-Regent

nung anzubringen. Im Ue Verordnung vom 17. Mai 1881, mcdifizirt dur Bundesrathsbe\chluß

storbenen Justiz-Ministers Dr. von Fäustle nachstehendes Allerhöchste Handschreiben gerichtet : „Frau Staats-Minister von Fäustle! Die Nacridt von dem plöglichen Hinscheiden Ihres theuren Gatten hat Mich tief ergriffen. Im Besitze des reichsten Wissens und einer bewundernëwürdigen Arbeits- fraft hat der Verlebte, der nun nahezu 16 Jahre au der Spitze der vaterländishen Justizverwaltung stand, der Krone und dem Lande mit unershütterlicher Treue die cerspriceßlihsten Dienste geleistet. Ich verliere an ihm einen Mann, der Mein vollstes Vertrauen genoß und von dem Ich hoffte, daß cs ihm noch lange beschieden sei, Mir unter den bewährten Räthen der Krone zur Seite zu stehen. Dem viel zu früh Dahingeschiedenen werde Ih stets ein dankbares Andenken be- wahren. Möge die Anerkennung, welhe dem Verstorbenen in das Grab folgt, für Sie mit eine Quelle des Trostes in dem herben Schmerze werden, welchen die Vorschung so unerwartet über Sie verfügt hat. Mit den geneigtesten Gesinnungen Ihr wohlgewogener Luitpold, Prinz von Bayern.“

Württemberg. Stuttgart, 18. April. (St.-A. f. W.) Nachrichten aus Nizza zufolge waren am vergangenen Sonn- abend der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, die Großfürstin Wladimir und der Großfürst Michael Michailo- wits\ch, sowie der Herzog Georg von Leuchtenberg bei Fhren Königlichen Majestäten zur Tafel geladen. Am 14. d. M. ist der General-Adjutant des Königs, General-Major Freiherr von Molsberg, wieder in Nizza eingetroffen.

Mit Schreiben des Sta ats-Ministeriums, vom 18. April, ist dem Präsidium der Kammer der Abgeord1 eten der Entwurf eines Ausführungsgeseßes zum Reih s- geseß vom 5. Mai 1886, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaft- lichen Betrieben beschäftigten Personen, zur weiteren Behand- lung zugegangen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 18. April. (Hann. Cour.) Heute ift der gotha1sche Spezial-Landtag wieder zusammengetreten. Die wesentlichsten Vorlagen desfelben be- stehen in einem Staatsvertrage mit Preußen über eine Sekundär-Eisenbahn zwischen Schmalkalden und Zella St. BL., sowie in einigen Geseßzentwürfen, betreffend Bewillig!tngen zu Straßenbauten und Flußregulirungen, Abgaben der Feuer- versicherungs - Gesellschaften. Die Verhütung widerrecht!*icher Mineraliengewinnung. Dem Spezial-Landtage wird sich eine kurze Session des coburg-gothaischen gemeinschastlihen Land- tages anschließen.

sprechen, so baben die Kontrol-Bureaux nah Maßgabe der geseßli und reglementarishen Bestimmungen zu verfahren. n

6) Die vorstehenden Bestimmungen sind auf goldene und silbern Ubhrgehäu'e anwendbar, welche zum Export nach Deutschland bestimmt sind, gleichviel, ob dieselben mit dem deutschen Stempel versehen seien oder nicht. ag

7) Der gegenwärtige Beschluß hebt denjenigen vom 2. Novembzr 1886 auf und tritt sofort in Kraft. i

Bern, den 1. April 1887.

Im Namen des \{chweizeris{chen Bundesraths : Der Bundes-Präsident : TOL, Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Ningier.

__ Jtalien. Rom, 19. April. (W. T. B.) Vei Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl von Preußen fand heute Abend ein Diner statt, zu welchem die Mitglieder der deutschen Botschaft geladen waren. An dem morgen stattfindenden Diner wird die preußische Gesandt- schaft beim päpstlichen Stuhl theilnehmen.

Jn der Deputirtenkammer kündigte heute der K riegs- Minister an, daß er einen Geseßentwurf, betreffend die Vermehrung der Artillerie und Kavallerie, vor- legen werde. Biancheri theilte in einer Depesche mit daß er seine Demission als Kammer-Präsident zurüdck- ziehe. Der Minister-Präsident Depretis er- klärte: er werde die von Odescalchi und Toscanelli über die Noten FJacobini's angekündigten JFnuter- pellationen nach der Berathung der finanziellen Vorlagen beantworten; ie von Pignatelli angekündigte Jnt er- pellation über die Absichten der Regierung bezüglich Massovahs nehme er nach den gestern von der Regierung abgegebenen Erklärungen nicht an. Pignatelli zog darauf seine Futerpellation zurück.

Jm Senat kündigte Corti eine Jnterpellation an über die politischen und militärishen Gründe der Be- seßung Massovahs und Saatis sowie darüber, ob die Negierung beabsichtige, Saati wieder zu beseßen und damit den Abessiniern den Krieg zu erklären.

Nußlanv und Polcu. St. Petecsburg, 20. April, (W. T. B.) An Stelle des General-Lieutenants Orschewski, welcher auf sein Ansuchen wegen häuslicher Verhältnisse seines Amts enthoben wurde, ist General-Major Schebeko, unter Beförderung zum General-Lieutenant, zum Gehülfen des Ministers des Jnnern fowie zum Chef der Polizei und zum Commandeur des Gendarmerie-Corps ernannt worden.

Schaumburg-Lippe. Bückeburg, 19. April. Am heutigen Tage wurd® Fhre Hoheit die Erb prinzessin, geborene Prinzessin von Sachsen-Altenburg, im Fürstlichen Schlosse zu Stadthagen von einem gesunden Prinzen glück- lich entbunden.

Oesterreich-Ungaru. Wien, 18. April, (Wien. Abdp.) Jm Laufe dieser Woche nehmen beide Häuser des Reichs - raths ihre durch die Osterfeiertage unterbrochene Thätigkeit wieder auf. Am Freitag, den 22., tritt das Herrenhaus und Tags darauf das Abgeordnetenhaus zusammen. Auf der Tagesordnung des Herrenhauses befindet sich der Schmerling'sche Antrag in Angelegenheit des «Fustiz-Ministerial- Erlasses an die Ober-Landesgerichte in Prag und Brünn, auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses Berichte über Petitionen.

19, Apl. (W. T, B.) Dis beiderseitigen Suh-

Comités der Quoten-Deputationen beschlossen heute in gemeinsamer Sizung die Aufrechthaltung des Status quo. Morgen findet eine gemeinsame Plenarsißzung der Depu- tationen statt. Pest, 18. April. (Wien. Abdp.) Der Finanz-Au s- \chuß des Oberhauses acceptirte das Militärwittwetü- Versorgungsgeset mit einem Amendenent des ersten Paragraphen, wonach dasselbe auch auf Militärgeistlihe An- wendung findet.

__ Schweiz. Der Bundesrathsbeschluß, betreffend die Kontrolirung der nah Deutschland bestimmten goldenen 1nd silbernen Uhrgehäuse, vom 1. Apri! lautet : _ Der schweizerische Bundesratb, gestützt auf Artikel 1 des Bundes- geseßes vom 23, Dezember 1880, betreffend Kontrolirung und Garantie des eingehalté der Gold- und Silbcrwaaren sowie Artikel § er Bollzichungsverordnung vom 17. Mai 1881 überdies Gehrauch machenck von der Befugaiß, welche ihm die dur das Bundesgesetz vom 21. Dezember 1886 dem Artikel 2 des Bundesgeseßes vom 23, Dezember 1880, betreffend Kontrolirung und Garantie des Fein- gehalts der Gold- und Silberwaaren, beigefügte Zusaßbestimmung verleiht, beschließt : __1) Für goldene Uhrgehäuse, welde die Feingehaltsbezeihnung | 0,985 tragen, ist die Kontrolirung in allen Fällen obligatorisch. 2) Vie goldenen und silbernen Uhrgehäuse, welche nah Deutsch- land bestimmt sind und cine der gesetzlichen Feir.gehaltsbezeihnungen tragen, nämli: für Gold 0585, 0,750 und dacüber, für Silber 0,800, 0,875 und darüber, können den amtlichen Stempel :rst erhalten, nachdem die mit jedem einzelnen derselben vorgenommen? Probe bewiesen hat, daß sie jowohl in ibrem Ganzen als in ihren einzelnen Theilen dem angegebenen Vollgehalte wirklih entsprehen. Für das Gold ist cine *zehlergrenze von 9 Tausendtheilen, für das Silber eine solche von 8 Tausendtheilen, auf dem Gegenstaud im Ganzen und mit dec Löthung eingeschmolzen, gestattet. 3) Der Fabrikant, we!chec zum Export nah Deutschland bestimmte Ührgehäufe zur Stempelung vorlegt, hat diese Bestimmung in der durch Artikel 2 der Bollziehungs-Vercrdnung vom 17. Mai 1881 vorgeshricbenen Deklaration ausdrücklih zu erwähnen. 4) Vie Stempelung der in Ziffer ? des gegenwärtigen Be- \{chlu}:s angeführzen Waaren hat auf fo!gende Weise zu geschehen : für den Feingebalt Golt 0,585: dur zwei symmetrish angebrachte Stempelzeichen, das eine, das „große Eichhorn“, über, das andere, das „kleine Eichhorn“, untcc der éFeingehaltsbezcichnung; für den Seingehalt Gold 0,750 und darüker: durch zwei symmetrish an- gebrachte Stempelzeichen, das eine, die „große Helvetia“, über, das andere, die „kleine Helvetia*, unter der Feingehaltsbezeichnung ; für den Feingehalt Silber 0,800: dur zwei \ymmetrish angebrachte Stem1pelzeichen, das eine, der „große Auerhahn“, über, das andere, der „kleine Auerhahn“, unter der Beingehaltsbezeidhnung ; für den Fein- gehalt Silber 0,875 und darüber: durŸ zwei szmmetrish angebrachte St- mpelzeichen, das einc, der ygroße Bär“, über, das andere, der „kleine Vâr“, unter der Feingehaltshezei nung. Diese Stempelzeichen werden auf den Dekeln und Staubdeckeln angebracht. Es ift auch, je nah dem ver- {ügbaren Plate, gestattet, M rechts und links der Feingehaltsbezeih- rigen ist nah Artikel 5 der Vollziehungs-

vom 4. November 1884 (Aufhebung der fakultativen Stempelung dec Vügelringe) zu verfahren.

9) Wenn goldene oder silberne Uhrgehäuse, welche zur Kontro-

lirung vorgelegt wurdea, dem angegebenen Feingehalte nicht ent-

Zeitun. gsfstimmen.

Die „Magdeburgische Zeitung“ bespriht den Wiederbeginn der parlamentarischen Verhandlungen wie folgt :

In beiden parlamentarishen Körperschaften hat der Ausgang der Session ein Interesse gewonnen, das ihm in früheren Jahren nur (elten zugekommen ijt. Es handelt ih diesmal nicht wie font um die Krönung {hon begonnencr Arbeiten. Im UAbgeordnetcnhause steht die Berathung der kirchenpolitisden Novelle und stechen voraussihtlih lcngathmige Debatten über cine Reform der direkten Steuern bevor. Wenn die letzteren au \{chw:rlich mehr als einen akadc ischen Cha- rater Tragen werden, fo ist um so ernster und bedeutungsvoller das kirHenpolitishe Gesetz. .…..

Nicht minder bedeutsam verspriht der Schluß der Session im Re chstage zu werden, wo die Einbringurg eines neuen Zuckersteuer- und Branntweinsteuerg?-sezes mit Bestimmtheit zu erwarten ift. Uns2re Stellung zu der prüzipiellen Frage einer Bermehrung der Ein- nahmen des Reichs ift bereits früher gekennzeihnet worden. Ange- sihts der von Jahr zu Jahr gcstiegenen Bedürfnisse des MNeiches und der Einzelstaaten, teren Nothwendigkeit fast von allen Seiten anerkannt ist 1nd für die eine Deckung auf dem Wege der Ersparnisse, an anderen Stellen nicht zu beschaffen ist, wie Angesichts der Thatsacße, daß die geg-nwärtigen Einuahmen nicht cinmal zur Bestreitung der laufenden Arsgaben ausreichen, haben wir uns der Nothwendigkeit ciner Ver- m-hrung der Einnahmeqguellen des Reichs um fo weniger verschließen Tonnen, als cine weitere Fortsetzung der bisherigen Defizitwirib\chaft vem Reiche unmöglih zum Vortheil gereihen kann. Die Noth- wendigkeit einer Reform der Zuckersteuer ist gleichfalls zugestanden worden, um dem Verfall derfelben endlich Einhalt zu thun und dieselbe wieder auf die Höhe der früheren Erträge zu bringen. Und auh darüber, daß, wenn cine Vermehrung der Einnahmen des Reichs geboten ift, eine \chärfere Heranziehung des Branntweins zur Steuer vor Allem in Betracht zu ziehen ist, kann eine ernstlihe Meirungsverschiedenheit kaum bestehen. ZU fordern ift nur, daß jede Steueräzderung und jede Steuererhöhung ih vollziche unker möglihster Schonung und Berücksichtigung aller in Frage kommenden Interessen, und daß die Steuervermehrung nicht ins Un- gemesscie erfolge, sondern si innerhalb der durch die thatsächlichen Verhältnisse gebotenen Grenzen halte

Das in Witten erscheinende „Märkische Tage- blatt“ äußert in Betreff der Unfallversicherung :

_ S2 wäre eadlih Zeit, von der kleinlihen Nörgelei an der Unfall- versicherungs-Gesetzaebung Abstand zu nehmen. Damit oll nicht gesagt sein, daf; Mißstände, die hier und da im Einzclnen hervor- trete, vershwiegen werden sollen, im Gegentheil, es wird ih empfehlen, folhe zur Sprache zu bringen und praktische Verbesserungen vorzuschlagen, Mit der Versicherungs-Gesetzgebung ist eine terra incognita betreten worden und es ist selbstverständlich, daß es da allerhand auszufeilen giebt. Der Zeitpunkt zu einer Nevision ist freilich noch nicht gekommen, dazu bedarf es noch längerer Erfahrungen. Aber es ist jedenfalls zweckmäßig, diese Erfahrungen {on jeßt zusammenzutragen und Rede und Gegenrede hervorzurufen Allein, was nicht angezeigt erscheint, ist, immer und immer wieder an den Grundlagen dieser Gesetzgebung rütteln zu wollen, und zwar zu keinem anderen Zweck, als um sagen zu können: Wir hatten doch Necht! In der That verbinden die Vertreter der Privatversicherung mit ihrer Kritik keinen anderen Zwecl, als den eben genannten; denn fie können nicht erwarten, daß man, um ihrer Doktrinen willen, die ganze ge- shaffene Geseßgebung über den Haufen werfen follte. Mit dem System der Privatversicherung ist gebrohen worden, das ist eine Thatsache, mit der zu rechnen is und mit der alle \taats- erhaltenden Elemente rechnen sollten. Nichtsdestoweniger begegnet man immer und immer wieder Angriffen auf die Grundlage der Unfallversicherung, die darin gipfeln, daß man mit der Privatversiche- rung doch billiger und besser gefahren wäre. Nun, die Arbeiter sind doh lange genug auf die Privatversicherung angewiesen gewesen, wenn dieselbe genügt hätte, so hätte man eben nicht weiter zu gehen brauchen. Namentlich muß die Behauptung herhalten, daß die Verwaltungskosten der berufsgenossen\chaft- lihen Unfallversicherung sich erheblich höher stellten, als die der Privatversicherunçs-Genossenshaften und die der Berufsgenossen- schaften. Danach stellen sih die Verwaltungskosren der leßteren mindestens un die Hâlfte billiger, als die der Privatversicherung. Die der Privatversicherung stellen sich auf 20 bis 30%, die der Berufs- genossenschaften auf ca. 104 % dec bezahlten Entschädigungen. Nach- stehend die Berehnung der „Berufsgenossenschaft“ über die berufs- genossenschaftlihen Verwaltungskosten :

„Unter Zugrundelegung cines durchschnittlichen Arbeitslohns von 790 A flann man nach den bisherigen statistishen Feststellungen als

. fönnen. Der Zinkmarkt ist ziemlich still und die Preise nominell, da

Zursnittébelastung befanntlich für einen Tadeotan E et, me dauernde Ganzinvalidität 5907 H, für dauernde t eil Eee A p 9953 é. und fur rébergitende Erwerbsunfähigkeit von mehr a 72 Voten etwa 630 L annebmen. : - : E go zah dem Geschäftsbericht des Reichs-Versicherungs- amts im Jabre 1886 entschädigt : R: E 245 6 192 364 M 1701 Fâlle dauernder Ganz-Invalidität ._ 10 047 807 Æ 3636 Fälle dauernder theilweiser Invalidität 10 737 108 M 2394 Fälle vorübergehender Invalidität . 1 508 220 M Summa 28 485 499 M

Diesem Werthe der bewilligten Entschädigungen gegenüber würde ckch der Betrag der Verwaltungékosten von 3 Millionen genau auf 10,53% stellen : S A ,

Da die Opposition gegen die Unfallverficherungs-Gefetgebung R ;ulezt nur noh auf die Kostenfrage verstzifte,_ so kann man, nachdem ihr auch in dieser Beziehung das Irrige ihrer Auffaffung, nachgewiesen, wohl erwarten, daß man dieser Gesetzgebung endlich Zeit zur ruhigen Entwickelung läßt und aufhört, diejelbe zum Gegenstand nußloser Angriffe zu machen. |

Die „Berliner Börsenzeitung“ berichtet:

In der Eisenindustrie in Lothringen und Luremburg wie auh in Rheinland-Westfalen ist im Allgemeinen cine befriedigende Thätigkeit zu verzeichnen, do hat sih die Nachfrage in fast sämmt- lihea Geschäftszweigen vermindert, neue Aufträge gehen langsam ein und sind stellenweise auch {on zu kürzeren Lieferfristen anzubringen. Die Konventionépreise werden immer noch fest behauptet, aber die | zweite Hand verkauft billiger und übt dadurch einen nicht geringen Druck auf die Preise aus. Das Koblengeschäft im Saar- und Ruhrkohlenrevier is für gegenwärtige Jahreszeit recht lebhaft u nennen, man hofft deshalb auch im leßteren Seitens der Produzenten auf eine baldige Erhöhvng der Preise für Koblen und Kokes. Auf dem \chlefif ch en Montanmarkt herrsht im Roheisengeschäft ein ruhiger Verkehr. Doch haben sich die Preise bisher gut behauptet. Jn dec Walzeisenbranche sind die Werke durchweg befriedigend beschäftigt, auch gehen neue Aufträge stetig ein, so daß die Preise ihre bisherigen Sätze aufrecht erhalten

Abschlüsse in leßter Zeit niht zu Stande gekommen sind, sie sind gegen die entsprechende Zeit des Vorjahres ungefähr um 1 h pro Doppelcentner niedriger. Im Kohlengeschäft ist besonders bemerkens- werth, daß Industrickohlen zunehmenden Absatz zeigen, während Haus- brandkohlen weniger gefragt sind. Preise im Ganzen unverändert.

Jn der „Sozial - Correspondenz“ lesen wir:

Nationales Ehrgefühl. Es ist schon wiederholt nache- gewiesen und beklagt worden, daß den Deutfchen eine Vorliebe für Ausländisches und Geringschäßzung des Einheimischen im Blute liegt. „Nicht weit her“ bedeutei etwas Verächtliches. Der Ausdru mag wohl aus dem Waarenhandel herrühren: etwas ans der Ferne Hecbet- gcshaffies hat die Meinung befonderen Werthes für sich, dean fonst würde es den Transport nicht lohnen; daß er aber fo landläufig wurde, scheint darauf zu deuten, daß das nationale Shrgefühl unter uns noch nit rege genug ist. Denn sonsk würden z. B. gewisse BVer- sündigungen am deutschen Namen nicht aufkommen, oder do auf den öffentlichen Unwillen stoßen. So shämt man sid nicht, s{chlechte Er- satzmittel als „deuisch“ zu bezeichnen, „deutscher Kaffee* für Cichorien, „deutsches Beefsteaë“ füc Hakfleisch n E

Dieser Schwäche, deren Schädlichkeit unser großer Reichskanzler zu wiederholten Malen in kräftigen Worten gedachte, strebt man jeßt in verschiedenen Gebieten immer mehr Herr zu werden, sucht der Polonisirung unferer östlichen, ebenso in Oesterreich der Verwelschung der südlichen (Zrenzbezirke ¿u steuern, überflüfsige Fremdivörter zu ver- treiben u. st. w. y S

In der nämlichen Richtung wirken dürfte es, wenn die beimische Presse es fich aagelegen sein ließe, gewisse Tälschungen in Handel und Wandel planmäßig zu bekriegen. Ein Fabrikant oder Händler, der sih nicht \{chämt, heimische geringwerthige Erzeugnisse unter gus ländisher Geschäftsmarke zu vertreiben, verdient nicht mein Ver- trauen; kaufe ih bei ihm, fo unterstüßze ih cin unredliches Gewerbe und fahre muthmaßlih selbst übel dabei. Sehr oft freilich ist die Täuschung fo handgreiflich, daß thatsächlich Niemand hinters Licht geführt wird. Diese Offenkundigkeit des Gaukelspiels zwischen Lieferanten und Käufer aber ist ein Zeichen mehr für die geistige und sittliche Schwäche weiter Kreife. i : E

„Heimi'he Flagge deckt fremdes Gut“ gilt zwar im inter- national:n Handel. Fremde Flagge foll aber hier im figürlichen Sinne verstanden nicht heimishes Gut decken.

Kommt nun erst, was bereits Einzelne grundsäßlich thun, all- gemeiner auf, daß in cinem Laden gute, eingeständlich inländische Erzeuguisse gefordert und vorgezogen, ausländisch verkappte hingegen standhaft zurückgewiesen werden, fo dürften auh immer mehr Fabri- kanten und Hâäudler begreifen, daß Ehrlichkeit nicht dorum „am längsten währt", weil sie am wenigsten strapazirt wird, sondern daß das Sprüchlein ernsthaft gemeint recht hat.

Centralblatt sür das Deutsche Reich. Nr. 15. Znhalt : Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Be- sugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Bankwesen: Status der deutshen Notenbanken Ende März 1887. Statistik: Definitives Hauptergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Handels- und Gcewerbewesen : Abänderung des Verzeichnisses der im Reichs8gebiet regelmäßigen Untersuhungen unterliegenden und den Anforderungen der Reblaus-Konvention ent\prehend erklärten Gartenbau- 2c. Anlagen. Konsulatwesen : Ernennung; Ermächtigung zur Vornahme von Civilstands-Akten; Exequatur-Ertheilung. Polizeiwesen : Aus- weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. E

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 11, Inhalt: Generalstabs-Ucbungsreifen bei den Armee-Corps im Jahre 1887. Schießpreise. Veränderungs-Nachweisung Nr. 4 zum Namentlichen Verzeichniß der für die Dauer des zur Zeit bekleideten Hauptamtes zu Vorsitzenden (bezw. Stellvertretern der Borsißenden) der Schieds- gerihte im Bereich der preußischen Heeresperwaltung ernannten Militärbeamten. Veränderungs-Nachweisung Nr. 3 zum Nament- lihen Verzeichniß der ernannten und gewählten Beisitzer der Schieds- gerichte im Bereich der preußischen Heeresverwaltung. Verpackung der Nickelmünzen zu zwanzig Pfennig. E (Ftats. —- Entwurf der Ausrüstungs-Nachweisung für einen Train- Bataillons-Stab 2. Unterhaltung der Signal-Jnstrumente und Kameradschafts-Kochapparatce. Ausstattung des Zehr-Infanteric- Bataillons mit dec Ausrüstung M/87. Garnison-Verpflegungs- zushüsse für das 2. Vierteljahr 1887. Beschreibung der Infan- terie-Ausrüstung M/87. Verzeichniß der den Militäranwärtern im Reichsdienste vorbehaltenen Stellen. Lederpreise. H

Centralblatt der Abgaben-Geseyßgebung und Ver- waltung in den Königlich preußishenStaaten. Nr. 8. Inhalt: Anzeige der in der G:]eßsammlung und im Reichsgese blatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungs» gegenstände: Innere Geschäftsverwaltung der Steuerbehörden. Ver- änderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Bearbeitung der die Verwaltung der Zölle und in- direkten Steuera in den Hollenzollernschen Landen betreffenden An- gelegenheiten. IIIL. Indirektc Steuern: Vorschriften über die zoll- O Einrichtung git N im intecnationalen Verkehr. VI. Personalnachrichten. |

Tee der Bauverwaltung. Nr. 16. In- halt: Amtliches: Personal-Nachrichten. —= Nichtamiliches : Der Mauerbogen als Dachbindec. (Schluß.) Viadukt über den Esf- Fluß bei Whitby in England. Die Klosterkirhe S. Maria in Pomposa. -—— Dampfheizung in amerikanischen Eisenbahnwagen. Vermischtes : Me eeaung zum Schinkelfest. Geleisespur- und Ueberhöhungs-Maß. Schädlicher Einfluß des elektri)chen Lichtes

Statistische Nachrichten.

Einer in der „Zeitschrift für Bauwesen“ (37. Jahrgang 1887. Heft 4 is 6) veröffentlichten Zusammenstellung der bemerkeaswertheren preußishen Staatsbauten, welhe im Laufe des Jahres 1885 in der Ausführung begriffen gewesen sind, entnehmen wir fol- gende Angaben. Es befanden sih im Laufe des Jahres 1889 39 Kirchenbauten (gegen 41 im Vorjahr) in der Ausführung, darunter 29, welche fortgesezt und 10, welche neu begonnen wurden Von jenen wurden 14 beendet. Unvollendet blieben die Kirchen: zum hei- ligen Kreuz in Berlin, in Paaren im Slien, in Golm, Kuschern, Bublitz, Juncewo, Winzig, Lubom, Groß Chelm, Glinde, Barneberg, Straach, Nietleben, Arnstein und die in der Wiederherstellung begriffene Willibrordi-Kirhe in Wesel. Neu begonnen wurden folgende 8 Kirchen: in: Hornhausen, Ruken, Neukirch - Höhe, Alt - Geltow, Missen, Shwessin, Birkungen und Küstelberg. Der Entwurf zu der Kirche in Alt-Geltow ift auf Veranlassung Ihrer Kaiserlihen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin nach einem von den Höchsten Herrschaften beigebrachten Plan von der Kirche in Terlan in Tirol aufgestellt worden. Die Kirche wird in den Formen des mitteialter- lichen Ziegelrohbaues unter Verwendung von Form- und Slajur- ziegeln erbaut. Der Bau der katholischen Kirche in Birkungen ließt sich_ an den alten Thurm an, welcher si noch in genüge1dem baulichen Zustande befindet, obglei er bereiís vor 500 bis 600 Iabren erbaut ist. Das Mauerwerk der neuen Kirche besteht durchweg aus Muschelkalk- Bruftein mit gleicher Werkstein-Verblendung; die Säulen, Konfolen und Schlußsteine sind aus Sandstein hergestellt. An Kirchen-Uin- und Erweiterungsbauten wurde nur der Anbau eines Thurmes an die Kirche in Neuwarp begonnen. Einer gründlichen Wiederherstellung wurde die Kirche in Sensburg unterworfen. Die spätgothische Willibrordi-Kirhe in Wesel wird einem vollständigen inneren und äußeren Ausbau unterzogen. Derselbe umfaßt die Ausführung des bisher fehlenden Chor-Umganges, eines Dachreiters, der fehlenden Gewölbe des Mittel- und Kreuzschiffes und des hohen Chors sowie der zur Aufnahme des Gewölbeschubs erfocderlichen Strebepfeiler. Außerdem werden die Maaßwerke der Fenster, die Shhieferdächer der Seitenschiffe, der Plattenbelag im Innern, Orgel, Kanzel, Altäre und Bänke erneuert. Für die Pfeiler, Säulen und alle Architekturtheile wird Sandstein verwendet, während die Mauern in Ziegelsteinen mit Tuffsteinverbleadung ausgeführt werden. Die Fertigstellung des Baus dürfte zu Ende des Jahres 1889 zu erwarten \?in, die Anshlagssfumme von 54C 000 F zur Herstellung sämmt- l:cher vorgesehenen Arbeiten jedoch noch nit ausreichen. as n Pfarreibauten befanden sih im Jahre 1885 (gegen 36 im Vor- jahre) 422 în der Ausführung. Von denselben wurden 15 in früheren Jahren begonnene zu Ende geführt, während die Dom- pfarre in Nordhausen noch unvollendet blieb. Unter den 26 neu begonnenen VBauausführungen befanden sich vier_ ganze O vel Qnebe Glau un Senne; 19 dagegen erstreckten si ausscließlich auf Wohngebäude, Von diesen wurden 12 Bauten im Jahre 1885 auch beendet; die Vollend ung der übrigen verblieb für das folgende Jayr. Die 23 Wohnhäuser aus den Pfarreien wurden sämmtlich massiv und mit Ausnahme von, zwei Gebäuden, welche äußeren VBerpußz erhielten, in Ziegelrohbau ausgeführt. Von den Dächern wurden 15_mit Bibershwänzen zum Kronendach eingedeckt, 4 erhielten ein Schieserdach, 2 ein Holz- cement- und 2 ein Pfannendah. Die Baukosten für ein Pfarrhaus betragen nach den Anschlägen zwischen 13 300 Æ (Dfche) und 29 009 (Eisleben); die Durdschnittskosten stellen sich auf 20090 s Elementarschulhäuser waren im Jahre 1335 39 im Bau (gegen 40 im Vorjahr); 11 frühec begonnene wurden vollendet, die übrigen 24 neu begonnen und 13 davon im felben Jahre zu Ende geführt und zum Theil auch abgerechnet, während die übrigen 11 sämmtlich im Jahre 1886 zur Vollendung gelangen sollten. Unter den 24 neu begonnenen Bauten wurden 22 massiv im _Zliegel- rohbau und zwei in Ziegelfahwerk ausgeführt. Die Durchschnitts- Oen Ven O U oos O [ur em Sw@ulhaus, für den Quadratmeter bebauter Grundfläche auf 792,23 æÆM, für den Kubikmeter Gebäude-Inhalt auf 14,353 H und auf 136,46 M für ein Schulkind. Die Zahl der Schulkinder betrug zwischen C0 (in Seehausen) und 800 (in Mocker). Von den 8 Gy mnastial- und Nealschul-Bauten des Iahres 1885 (gegen 12 im Vorjahre) wurden 3 zu Ende geführt und 2 neu begonnen. Unvollendet blieben 3, nämlich das Gymnasium in Kassel, welches jedo bié auf einige Tischler-, Glaser- und Anstreicher-Arbeiten sowie die Cinebnung der Pläte fertiggestellt wurde; das staatliche Gynnasium in Frank- furt a. M., welches bis zur Höhc des Haup:gesimses in Mauerwerk aufgeführt wurde, und das Gymnasium in Aachen, für welches noch die Herstellung eines geringen Theils des inneren Ausbaus erübrigte. Neu begonnen wurde der Bau des König _Wilhelms-Gymnastums. in Stettin. Dasselbe wird auf dem der Schule gehörigen Grundstüd mit der Hauptfront nah der Kaiser Wilhelmstraße in den Formen deutscher Renaissance erbaut unv soll zum Unterricht von 600 Schü- lern dienen. Der Sockel ist vor. Granit, die Mauerflächen werden in Ziegelsteinen, die Gesiwse sowte alle übrigen Architekturtheile in Sandstein ausgeführt. (Unschlagsumme 207 500 4, 240,25 M sür den Quadratmeter, 18,16 M für den Kubikmeter und 945,83 M für cinen Schüler.) Dazu cine Turnhalle (27 500 4) Die Aula des König Wilhelms-Gymrasiums in Königsberg wird mit einer getäfeiten Decke, Wandtäfelung und neuer Thürcinfassung, mit Wandpfeilern von ehtem Marmor und mit neuem Kronleuchter geschmückt, auch werden die Wände zur Aufnahme von Gemälden hergerichtet. Die Arbeiten sind auf 13500 #6 veranschlagt. Von den Erziehungs- anstalteú waren 2 im Umbau, nämlich das Schloß in Wabern, welches zu einer (Srziehungs- und Besserungs8anstalt für 180 Zöglinge hergerihtet wurd: (Anschlag 211 600 46), und die Erziehnngs- und Besserungsanstalt zu Steinfeld. An Scminarbauten befanden sih 10 (gegen 13 im Vorjahre) in der Ausführung. Von diesen sind 8 jrüher begonnen und 5 davon im Laufe des Jahres beendet worden. ünvollendet blieben: die Augusta-Schule nebst Lehrerinnen-Seminar in Berlin, der Erweiterungsbau des Seminars in Alfeld und das Lehrerinnen-Seminar in Saarburg. Begoanen wurde ein Neubau, nämlich das Lehrerinnen-Seminar in Paderborn, welches 60 Seminaristinnen Wohnung und Unterricht bieten soll. (Anschlagssumme 304 000 6, 5066,67 A6 für jede Seminaristin). Bei dem Seminar in Pr. Friedland wurde das durch Brand _ve:- nichtete Dach wieder hergeftellt, die Schlafsäle erhöht und an Stelle der hölzernen eine massive Treppe eingebaut. Von Turnhallen wurden 2 im Jahre vorher ange| angene Bauten während des Jahres 1885 zu Ende geführt, neue dagegen nicht in Angriff genommen. Universitäts- Bauten befanden sih 15 (gegen 9 des Vorjahres) in der Ausführung; davon wurden 3 schon früher angefangene beendet, 9 neu begonnen. Unvollendet blieben das Physikalische Institut in Königsberg i. Pr.,, das Pathologishe Institut der Uni- versität in “Bonn und die Regelung der Umgebung der klinischen Anstalten leßterer Hochschule. Neu begonnen wurden: das chemische Laboratorium der Universität in Königsberg i. Pr. (Ansclags- summe 249 000 4), das Beamten-Wohnhaus für die klinischen Uni- versitäts-Institute in Halle a. S. (Anschlag 27 010 46), das Physio- logische Institut der Universität Marburg (Anschlag, aus\cließlih der auf 15 000 M veranschlagten künstlihen Gründung, 205 000 A6). An Universitäts-Um- bezw, Erweiterungsbauten wurden begonnen : der Erweiterungsbau der Königlichen Anatomie in Berlin, als Anbau an den östlihen Flügel der Universitäts-Anatomie (Anschlag 116 090 #6; außerdem 10 600 # für einen Wagenshuppen nebst Sargraum); der Umbau des großen Universitäts-Gebäudes in Greifswald (Anschlag 113 000 M4); der Umbau der alten Residenz in Halle a. S. zu einem inine- ralogischen JFnstitut für die Universität, behufs Nuytbarmachung d er Räumlichkeiten, welche früher zur Anatomie gehörten, und für Zwecke des genannten Instituts (Anschlag 36 000 # für den Bau, 45 000 für Zubehör, 16 000 4 für Apparate); der Umbau der alten Klinik zu einem zoologischen Institut für die Universität Halle (Anschlag 81 500 46); die Erweiterung des Dienstgebäudes für den A der chirurgischen Klinik der Universität in Kiel durch einen Anbau

Universität in Königsberg i. Pr. (Anschlag 14 000 4). An Ge- bäuden für wissenshaftliche und fünstlerische Institute bezw. Sammlungen befanden sich 12 im Jahre 1885 (gegen 14 im Vorjahre) in der Ausführung. Von denfelben wurden 6 frübec angefangene zu Ende zeführt, 4 blieben unvollendet und 2 wurden neu begonnen. Unvollendet blieben: der Bau des Leichenshaubauses in Berlin, für welchen nur noch geringfügige Arbeiten des inneren Ausbaues erübrigten; das Museum für Völkerkunde in Berlin, welches in den Hauptsahen vollendet wurde. (Mitten im Hof ist ein Tiefbrunnen angelegt worden, welcher im Falle eines Feuer- ausbruches zur Speisung der Dampfspriße dienen foll; zur Er- höhung der Sicherheit gegen etwaigen Feuershaden ist das Gebäude mit der nâhsten Feuerwehranstalt durch Telegravbenleitung verbunden worden); das Naturhistorishe Museum in Berlin, bei welchem der Kopfbau und das Langhaus unter Dach gebracht, die übrigen heile bis zuin Hauptgesims hochgeführt wurden; das Wohnhaus für den Direktor des Astrophysikalishen Observatoriuras in Potsdam, welhes bis auf geringe Theile des inneren Ausbaues und einige Nebenanlagen fertiggestellt wurde. Neu begonnen wurden zwei Um- bezw. Erweiterungsbauten, nam- lib der Um- und Erweiterungsbau des Landes-Ausftellungsgebäudes in Berlin (Anschlag 126 000 A bezw. 119 500 #6) und der Um- und Wiederherstellungsbau des Dienstgebäudes der Königlichen General- Kommission in Kassel (Anschlag 56 000 4). Von 3 Bauten für technishe Lehranstalten, Akademien und Fachshulen (gegen 4 im Vorjahce) wurden 2 früher begonnene zu Ende geführt. Neu in Angriff genommen wurde der Bau eines Lehr- und Wohn- gebäudes für die Königliche Obst- und Weinbau-Leßranitalt in Geifen- heim (Anschlag 29 000 4).

Quust, Wiffenschaft und Literatur.

Im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart er\heint eine „Handbibliothek des offevtliwen Nets. herausgegeben von dem Professor A. von Kirchenheim zu Heidelberg, Ver Herausgeber sagt in seiner Vorbemerkung: „Troy unserer bedeutenden RNechtsliteratur mangeln dem immer mehr nach gleihmäßiger Aus- bildung strebenden Juristen der Gegenwart kurz gefaßt-, aber durch- aus auf der Höhe der Wissenschaft stehende Lehrbücher des öffentlichen Nechts. Diesem längst empfundenen Bedürfnisse will die Hand- hibliothek des öffentlichen Rechts durch knapp gehaltene Lehrbücher ge- nügen. Schon nah ihrem Umfange stellen h dieselben nicht als umfassende Handbücher mit ershöpfender Quellen- und Materialangabe dar, wohl aber werden sie in klarer übersihtlicher Darstellung voll- ständige Bearbeitungen der einzelnen Disziplinen infofecn bringen, ats kein wesentlicher Punkt des Systems unberücksichtigt gelassen und für Erfassung von mehr ins Einzelne gehenden Fragcn durch kurze Hin- weise der Weg gezeigt ist. Jeder Band ist durchaus selbständig und in sih abgeschlossen. Die Handbibliothek des öffentlichen Rechts als Ganzes aber wird cinen getreuen »rundriß jenes gewaltigen Lebr- gebäudes geben, das zu kennen die Pflicht, oder das bisher nicht be- friedigte Streben der meisten Juristen ist. Sie will dem Studirender einen brauchbaren Leitfaden, dem geshulten Juristen einen werthvollcn Führer bieten; ihre kurzen Lehrbücher wollen den deutschen Recht8- beflisscnen innerlih einführen in das h immer mehr verzweigende öffentliche Recht, das Bedürfniß der Vertiefung wachrufen, die Licbe zum Studium der Disziplinen des öffentlichen Rechts erwecken und fo auf den Hochschulen wie in der Praxis zur Förderun des Berstandnm}es des öffentlihen Rechts beitragen. Möge die Handbibliothek des öfent- lichen Nets jeden Lfenden und Lernenden mit jenem Leben und Lehre gleich durchdringenden wissenschaftlichen Geiste erfüllen, welcher Zielpunkt der Mitarbeiter und des Herausgebers, welcher Kern aller wahren Jurisprudenz ist. Zunächst find. folgende Bände erschienen oder in Vorbereitung : Band I: Staatsrecht (A. v. Kirchenheim, er- schienen 1887). Band 1II[: Verwaltungsrecht (K Frhr. v. Stengel, erschienen 1886), Band 11]: Kirchenrecht (Ph. orn, eri&eint 1587). Band 1IV: Völkerre@jt (F. v. Holßendorff. erscheint 1589). :

Der ns Voregenoe L Da See Des Deut Wen Staatsrechts, von Dr. A. v. Kirhenheim (440 S.), zeigt, daß der Herauszeber seiner Aufgabe gewachsen ist, das deutsche Staatsrecht der Gegenwart in kurzer, ershöpfender, aber auch an- regender Weise darzustellen, wobei wir befonders ane:kennend hervor- heben wollen, daß er in einer 97 Seiten uinfassenden Einleitung den bestehenden Nechtszustand in knappen, aber klaren Zügen geshichtlich entw'ckelt, wie er auh eine Gesbichte der Literatur des Staatsrechts bringt. Das erste Buch behandelt sodann die allgemeinen Lchren (Rechts- quelle, Rechtswerhältnisse der Unterthanen u. |. w.), das zweite Buch (Verfassungsrecht) die Gliederung des S aatsorganismas, die Vrgane der Einzelstaaten und des Reichs; das dritte Buch (Regierungs8recht) bie Funktionen der staatlichen Organe. In den Anmerkungen ist auf die Queller für das weitere Studium hingewiesen, Am Schlusse findet sih auch ein Verzeichniß derjenigen Artikel der Reichsverfassung, welche in dem Werke erörtert sind; der praktishe Nußen desfelben vird dadur wesentlich erhöht. S e L stellt der Handbibliothek des öffentlichen Rechts die günstigste Prognose. Die Ausstattung ist sauber. Die Bände werden im Umfang von 25 bis 30 Druckbogen und zu einem durchschnittlilen Preise von 7 bis 9 F für den broschirten Band ausgegeben. Der Preis für elegant in Leinwand „gebundene Cremplare, von E die Verlczshandlung jederzeit ein Lager hält,

erhoht sich um eine Mark. S 6 O Allgemeine Romanbibliothek“ (Stuttgact, I. Engelhorn), welche ‘or bald drei Jahren in glück- lihîtec Weise durch Georges Ohnet's Hüttenbesißer eröffnet wurde, ist thren Zielen treu geblieben, eine Auswahl der besten Romane aller Völkec zu werden. Auch die neuesten Hefte dieser Sammiung bekunden dieses Bestreben der Verlagshandlung. Der 12. und 13, Band des 3. Jahrgangs bringt Georges Dhnet's psychologifch höchst interessanten tragishen Roman „Die Dame von Croir- Mort“. Ver 14. Band führt uns nach dem romantischen Ber- geller Thal bei Chiavenna, wo die sagenhafte, im_ Jahre 1767 vecshüttete Stadt Plurs Hrn. Ernsi Pasquet den Stoff zu einer dromatisch sehr belebten Erzählung „Die Glo cken vonPlurs“, eliefert hat. Der 15. und 16. Band enthalten den älteren berühmten O von Alphonse Daudet: „Fromont junior und Riéler 2cuior“, ven man wiederholt mit Vergnügen lesen wird. Im 17. Bande erfreut uns Hans Hopfen, der schon den zweiten Jahrgang dur den Beitrag „Mein erstes Abenteuer und andere Ge- schihten“ verschönert hatte, mit einem neuen Beitrag „Der Genius und sein Erbe“, cine moderne, in Berlin spielende, cht künstlerisch fonzipirte und durchgeführte Erzählung des _takentvollen Novellisten. Ungeachtet des gediegenen Inhalts und der sauberen Ausstattung e „Allgemeinen Romanbibliothek“ ift der Preis des Bandes nur auf 90 ‘geb. 75 s) gestellt, was die Verbreitung der Sammlung wesentlich O n, Skizzen und Betrabtungen von Mar B uner, Dr. med., vormals interimistischer Vertreter des Deutschen Reichs in Kamerun (Leipzig, Duncker und Humblot, ò 46). Der Verfasser sagt in seine:n Vorwort : „Die Kolontalpolitik ist eine harte Nothwendig- fcit, nicht ctwa ein Vergnügen, sie ist kein Spielzeug für Gnthusiasten, sondern einzig ein Gegenstand ruhiger, kalter, hartherziger Ueber- legung.“ Er tritt daher in scinem Buch allen thörichten Jllusionen, die man sih hinsichtlih der Fruchtbarkeit Kameruns, des Reich- thums seiner Mineralshäße, seiner Fähigkeit, europäische Pro- dukte aufzunchmen oder in anderer Beztehung machen könnte, shonungslos entgegen: aber er ist auch der Ueberzeugung, daß ernstein Kampf mit der Zeit der Erfolg nit fehlen werde, und daß dieser Kampf gewagt werden müsse, da die Kolonisirung eine Vristenz- frage für das deutsche Volk sci. Jn dieser nüchternen, pefsimistish angehauchten, aber keineswegs entmuthigten Stimmung schildert der Verfasser die Natur und die Eingeborenen Kameruns, das geologisc und meteorologish Interessante des Landes, seine Vegelation und Thierwelt, die Verfassung, Häuslichkeit, Sitten und Gebräuche, Ge- werbthätigkeit u. st. w. der Cingeborenen. In einem zweiten Abschnitt

auf das Leben der Pflanzen. Bücherschau.

(Anschlag 50 500 46); zwei Flügetanbauten an der Thier-Klinik der

werden dann alle diejenigen Verhältnisse erörtert, die für den Euro-

P I E E I E I r