1930 / 72 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 Mar 1930 18:00:01 GMT) scan diff

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Deutscher Reichsanzeiger

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Preußischer Staatsanzeiger.

Erscheint an jedem Wochentag abends. Bezugöpreis vierteljährlih 9 ÆMÆ. Alle

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Berlin, Mittwoch, den 26. März, abends.

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Postschectkonto: Berlin 41821. 1930

tr. TE. Reichsbankgirokonto.

Juhalt des amtlichen Teiles :

J Deutsches Reich. nungen 2c.

muaturerteilung.

ntmachung über den Londoner Goldpreis,

snimachung, betreffend eine Anleihe der Kreditanstalt Fihsicher Gemeinden in Dresden.

Preußen.

betreffend Aenderung von Kulturamtsbegirken

untmachung, ig vo 1 Landeskulturamts für die Provinz Hannover.

i Bezirk des

Amtliches.

Deutsches Reich.

" Ministerialdirektor im Reichsministerium e fing und Landwirtschaft Dr. Beyer- ehling ijt ührung des geseßlichen Wartegeldes jhestand verseßt worden.

Er- unter n den einstweiligen

E Dem griechischen Wahlkonsul in Breslau, Franz Sch a cer, [namens des Reichs das Exequatur erteilt worden.

prt a Er Ir E

Bekanntmachung

H er den Londoner Goldpreis gemäß § 2 der Ver- nung zur Durhführung des Geseßzes über wert- | beständige Hypotheken vom 29. Juni 1923 Y (RGBl. I S. 482).

"Der Londoner Goldpreis beträgt

für eine Unze Feingold . für ein Gramm Feingold demna - »+ 32,7294 pence, } Vorstehender Preis gilt für den Tag, an dem diese Bekannk- dung im Reichsanzeiger in Berlin eriGeint, bis einshließlich des 2: ger einer im Reichsanzeiger erfolgten Neuveröffentlihung MISgehi, z # Verlin, den 26. März 1930. f Reichsbankdirektorium. Dreyse. Fuchs.

284010 À

ie Ministerien des Jinern und der Finanzen haben héhmigt, daß die Kreditanstalt Sächsisher Gemeinden [Dresden 10 000 000 Goldmark Kreditbriete, Reihe 20, zu 19 verzinslich, auf Feingoldbasis (eine Reichsmark = 1/2790 kg ingold) in Stücken von 100, 500, 1000 3000, 5000 und

M GM nach- Maßgabe der Anleihebedingungen ausgibt. Dresden, den 24. März 1930.

E Ministerium des Junern, Finanzministerium.

E Preußen.

nisterium für Landwirtshafi, Domänen

; und Forsten. Bekanntmachung.

Auf Grund des § 8 des Geseyes über Landesfuliur- rden vom 3. Juni 1919. (Geseysamml._S. e werden in ünderung meiner Bekanntmachung vom 1. Oftober 1919 tihè- und Staatsanzeiger Nr. 224, Min. - Bl. der landw. ftw, ‘S. e und folgende, im Bezirk des Landes- amts für die Provinz Hannover in Hannover „Vezirke der Kulturämter mit Wirkung vom 1. April W ab wie folgt geändert: :

Die Kulturämter Uelzen und Celle werden aufgelöst.

In Lüneburg wird. ein neues Kulturamt errichtet. Sein Ge-

\{chäftsbezirk umfaßt die Kreite Bleckede, Celle-Stadt und Land,

Dannenberg, JFsenhagen, Lüchow, Lüneburg - Stadt und Land,

oltau, Uelzen und Winsen a. L.

Ÿ Verlin, den 25. März 1930.

E Der Preußische Minister

E für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Steiger.

Nichtamtliches.

Deutscher Reichstag. 147. Sihung, 24. März 1930,

NaQUr' d: d

Die Rede, die der Reichsminister für Ernährung und Landwirlschaft Diet rich im Laufe der Beratung der Jnitiativ- anträge der Regierungsparteien über das Agrarprogramm gehalten hat, lautet nach dem vorliegenden Stenogramm wie folgt:

Meine verehrten Damen und Herren! Jch habe keineswegs damit gerehnet, daß die Vorschläge, die die Regierungsparteien hier eingebracht haben und die ja zusammen mit mir ausgearbeitet worden sind, auf der rechten Seite des Hauses restlos Anklang finden würden. JFmmerhin muß ih sagen, daß die Dinge hier doch nicht mit der Schärfe behandelt worden sind, die ih angesichts der Reden, die draußen im Lande geführt worden sind, erwartet hatte. Dort draußen klingt es bekanntlich immer ganz anders. Dort ist alles, was wir vorschlagen, von vornherein zu verdammen, weil es aus einem Lager kommt, dem die Rechte niht angehört. Jch darf hinzufügen, daß nicht nur Angriffe von der Rechten gekommen sind, sondern daß gegenwärtig auch Angriffe aus ganz anderen Lagern kommen, Angriffe, mit denen man sih au ein- mal auseinanderseßen muß, weil sie niht eines gewissen Fnhalts entbehren.

Gestatten Sie mir nun, zunächst einmal mit ein paar Zahlen zu operieren. Jch bin mit allen verantwortungsbewußten Par- teien des Hauses vollflommen darin einig, daß im Kern des Kampfes zur Zeit allerdings das Roggenproblem stehi. Es wäre aber fals, sich aus der gegenwärtigen Not des Roggens héraus das Gesamtbild der Landwirtschaft verdunkeln zu lassen. Wenn wix unsere Gesamtlage betrahten, wenn wir untersuchen, wie die deutshe Landwirtshaft im Rahmen der Weltwirtschaft dasteht, dann müssen wir do sagen, daß wir, in der großen Linie ge- sehen, viel ungünstiger als in der Versorgung mit Körnern in der Versorgung mit tierishen Produkten liegen. Wir haben im Jahre 1929 für etwa 914 Millionen Mark Körnerfrüchte Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Mais eingeführt. Wir haben für einige hundert Millionen weniger eingeführt als in den Jahren vorher. Die guten Ernten der Jahre 1928 und 1929 haben- zur Folge gehabt, daß wir an der Köx»nereinfuhr in einem Jahre über 600 Millionen Mark erspart haben. Nehmen wir dagegen ‘die Einfuhr an Butter, Käse, Eiern, Geflügel, Gemüse, Obst, Fleis, Fischen, Shmalz und lebendem Vieh, dann haben wir im vérgangenen Jahre eine Einfuhr von 1773 Millionen Mark gehabt (hört, hört!), im Fahre zuvor eine Einfuhr von

764 Millionen Mark, im Jahre 1927 von 1687 Millionen Mark und im Jahre 1926 von 1569 Millionen Mark. Wir haben also unseren Bedarf an tierischen Produkten noch viel weniger aus der eigenen Wirtschaft gedeckt als unseren Bedarf an Körnern. Der Zuschuß, den wir aus dem Auslande bezogen haben, ist im zweiten Falle doppelt so groß wie im ersten.

Nun werden Stimmen laut, die zur Vorsicht mahnen, die da sagen, man solle keine Politik aus dem Augenblick heraus betreiben, sondern eine Politik, die darauf hinausgeht, zu ver- meiden, daß die Produktion an diesen tierishen Produkten ge- shädigt wird, insbesondere in denjenigen Gebieten, die wenn ih so sagen darf Zukaufsgebiete sind. Diese Stimmen darf man nicht einfach ohne weiteres beiseiteschieben und sagen, das Roggenproblem sei jeßt das ‘allein beherrshende; sondern man muß sich ernstlich über die Schwierigkeiten flar werden, die sih aus diesen Dingen ergeben.

Es ist ohnehin nicht richtig, daß die Körnerproduktion die für die Landwirtschaft entscheidende Produktion ist. Aber es ist richtig, daß sie die entsheidènde Produktion des deutshen Ostens ist, und es ist richtig, daß aus der Körnerproduktion und ihrer s{lechten Lage sich auch die schlechte Lage am Kartoffelmarkt erklärt, die ja für den Osten neben den Körnern eine ganz be- sondere Sorge ausmacht. :

Nun bin ich durhaus dér Meinung, daß das größte Problem auf weite Sicht gesehen, ich möchte da nicht mißverstanden

werden das ist, zu versuchen, von der ausländischen Zufuhr - auf dem Gebiet der Viehprodukte wegzukommen. Das ist, auf | weite Sicht gesehen, das unbedingt notwendigste und vielleicht -| größte Ziel, ja sogar bestimmt das größte Ziel der deutschen | Aber damit, daß -| | ist. Also um das fünf-, sechs- und

Landwirtschaft. (Zustimmung in der Mitte.) wir dieses weite Ziel aufstellen, werden wir mit den Schwierig-

keiten, in denen wir gegenwärtig stecken, nicht fertig, und bei

allem Festhalten an dem Gedanken, den ih als richtig ansehe, bin ih doch der Meinung, daß im gegenwärtigen

Fehler ist, wenn wir unsere Arbeit -zunähst einmal auf deu

Augenblick es kein _| 1 Tausende verhungeru injolgedesjen!) Es verhungert feiner

Roggen fkonzentrieren und damit auf die Nôte des Ostens abs stellen. Der Kampf um den Osten und um die Getreidemarfie das gebe ich durchaus zu ist zur Zeit das vo drinalichste Problem.

Wenn Sie sich nun die Lage am Getreidemarkt ansehen, o hat der Kollege Schiele shon geschildert, wie es da aussieht, und es sieht hier wirklich auf allen Gebieien fürchterlich aus. Bei Weizen ist der Zustand so, daß zwar die Ernten in den Vers einigten Staaten und in Kanada im vergangenen Fahre geringer geworden sind, daß aber die Vorräte noch immer so groß find, daß niemand weiß, was man mit diesen Vorräten anfangen soll. (Hört, hört! bei den Deutschnationalen.) Die argentinische Ernte ist wohl etwas geringer ausgefallen. Aber man daxf auch auf die Nachrichten darüber nicht allzu viel geben; denn die Getreide- märkte werden nicht nux durch wirkliche Tatsachen beeinflußt oder zu beeinflussen versucht, sondern neben falshen Ernte» shäßungen spielen bekanntlich Fröste und- Dürren und ähnliche Sachen, die gelegentlich einmal konstruiert und an den Börsen folportiert werden, eine bedenkliche Rolle. Die Tatsache aber, daß die Vereinigten Staaten einige Millionen Tonnen Weizen eingesperrt haben, daß der fanadishe Pool auch 4 Millionen Tonnen Weizen eingesperrt hat, und daß niemaud weiß, was mit diesen 6 Millionen Tonnen Weizen werden soll, gibt uns Ver- anlassung, ernstlih diesen Gefahren ins Auge zu sehen, nament- lih deswegen, weil wir wissen, daß der kanadische Pool in der lezten Zeit schon in allerhand Schwierigkeiten hineingeraien ist.

Nun hat der Herr Kollege Schiele mir vorgerückt, daß ich mit dem Vermahlungszwang etwas vorsichtig geivesen bin. Das ist richtig, und wenn ich das gewußt hätte, was ih heute weiß, dann hätte ih vielleiht mit dem Vermahlungszwang etivas anders operiert. (Hört, hört! rechts.) Aber damals wußte uies mand, wie die Dinge laufen würden, und namentlich die Vers tretungen der Landwirtschaft wußten es nicht; denn der Land- wirtschaftsrat selbst und andere Jnustanzen haben nicht an- genommen, daß wir so voll Getreide siven, wie es tatsählih nach- her festgestellt wurde. Jnfolgedessen kann man mix dies nicht allzusehr übel nehmen, und es ist im übrigen ein ernstliher Schade aus dieser Sache nicht entstanden. Jn dem Augenblick, wo wir merkten, wie die Dinge wirklich liegen, sind wir bei dem Vermahlungszwang niht nur geblieben, sondern wir haben ihn auch noch verschärft, und heute wissen wir, daß wir jeßt noch reiche Vorräte haben, die wahrscheinlich noch für Monate hinaus anhalten „werden.

Während beim Weizen die Weltmarktverhältnisse bestimmend sind, sind es beim Roggen die deutschen Verhältnisse. Der Roggenpreis richtei sih nicht nach irgendeinem Weltmarktpreis den gibt es gar niht —, sondern er rihtet sih in Deutschland, wenn wir eine große Ernte haben, allein nach dem Fnland und im Auslande danach, zu welhen Preisen wir und die Polen und die Russen gesonnen sind, den Roggen zu vershleudern. - Abec die Lage am Roggenmarkt ist natürlih sehr beängstigend und wahrscheinlich deswegen o sehr beängstigend, weil wir aller Wahrscheinlichkeit nah noch viel mehr Roggen geerntet haben, als man ursprünglih angenommen hat. Als im Herbst die Frage des Roggens erörtert wurde, da hat man mir gesagt: Wenn Sie eine halbe Million Tonnen Roggen auffkaufen und wegsperren, dann ist die Geschichte ausgestanden. Schließlich haben wir über eine halbe Million Tonnen Roggen in Deutschland aufgekauft und ins Ausland verschleudert oder weggesperrt, und es hat gar nihts genüßt, sondern in dem Augenblick, in dem wir die Stüßungsaktion eingestellt haben, ist die Sache wieder den Berg hinunter. (Zuruf des Abgeordneten von Sybel.) Ja, es ist möglich, daß der Futtorgerstenzoll gefehlt hat.

Nun kommt die Entwicklung der Preise. Drüben in Amerika und auf den sonstigen Weltmärkten hat sih der Preis ganz Un- glaublich verschlechtert. Der wertvollste Weizen Manitoba 1 ist vom 2.- Januar bis 20. März von 255 auf 195 Mark oder um 60 - Mark die Tonne gefallen. . Die Massensorte Baruso, argen- tinischer, ist von 218 auf 164 gefallen. Rosa ist von 219 auf 167 gefallen. Roggen aber ist in New York- von 186 auf 125 gefallen. Wenn Sie nun die so sehr gescholtene und nach Jhrer Meinung (nach rets) gänzlich unfähige Getreidepolitif der gegenwärtigen Reichsregierung ansehen, dann werden Sie finden, daß der Weizen in Deutschland am“ 2. Januar 1930 252 Mark gekostet hat und am 20. März 244 Mark. Die Tonne ist um ganze 8 Mark gesunken, hat sih also nahezu behauptet, während draußen die Tonne um durchschnittlih 40 bis 50 bis 60 Mark gesunken siebenfache ist der Weizen an den Weltmärkten gegenüber den Beträgen, um die etr in Deutsch- land gesunken- ist, heruntergegangen. (Unruhe und Zurufe von den Kommunisten. Abgeordneter Jadash: Hunderte und

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