1865 / 81 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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fordern, aus ihrer Mitte Repräsentanten zu wählen, welche sich dem |

Festcomité der 500jährigen Jubiläumsfeier als Mitglieder beizuhal-

ten haben, um die Wünsche und Anträge der Studirenden über die |

Art ihrer Betheiligung an der aus Opportunitätsgründen auf den 1. bis 3. August d. J. anberaumten Jubelfeier zu gehörigem Aus- drucke und entsprehender Geltung zu bringen. Bei dem Umstande, daß das Wintersemester seinem Ende nahe ist und eine nicht unbe- trähtlihe Anzahl von Studirenden sich bereits anschickt, die Haupt- stadt zu verlassen, wird die Vornahme der betreffenden Wahlen in den ersten Tagen des Monats Mai veranlaßt und das hierzu Erfor- derliche seiner Zeit eingeleitet werden.

Großbritannien und Jcland. London, 31. März. Der Herzog und die Herzogin von Aumale dinirten gestern bei Herrn Disraeli. s L :

In der Oberhaus-Sißung zeigte Earl Granville gestern an, daß er am 7. April die Vertagung des Hauses bis zum 27sten April beantragen werde. i i ; L

In der Unterhaus-Sißung ging die auf Konzentrirung der Gerichtshöfe bezüglihe Bill durchs Comite. i‘

1. April. Jhre Majestät die Königin hat gestern einer Sitzung des geheimen Staatsrathes präsidirt, in welcher Earl Gran- ville, Earl de Grey und Ripon, Earl Russell und Herr Gladstone anwesend waren. Die Lords Granville und Russell hatten nach der Sitzung Audienzen bei der Königin. e : :

Der amtliche Bericht über die Staatseinkünsfte während des gestern abgelaufenen Vierteljahres ist veröffentlicht _wor- den. Fassen wir das ganze Jahr ins Auge, so erblicken wix eine Brutto-Einnahme von nicht weniger als 70,313,436 Pfd. gegen 70,208,963 Pfd. im vorhergehenden Jahre. Obgleich die in den Jöllen vorgenommenen Reductionen sich auf mehr als 1,300,000 Pfd. beliefen, so lieferten die Zölle doch einen Ertrag von 22972000 Pfd. gegen 23,232,000 Pfd. für das vorhergehende Jahr. Dle Accise ist von 18,207,000 Pfd. auf 19,558,000 Pfd. gestiegen, was cinem Mehrertrage von 1,351,000 Pfd. gleichkommt. Die Ein- fommensteuer wirft eine merkwürdig hohe Summe ab. Früher

nal des Debats« jedoch habe ih noch nicht gelesen. Jch kann nur #o viel sagen, daß die Frage des ehrenwerthen Herrn der Zukunft vorgreift und einen Beschluß hinsichtlich zutünftiger, gegenwärtig noch sehr zweifelhafter Ereignisse betrifst. Der ehrenwerthe Herr seßt voraus, daß der Papst sich bei Ablauf der in der September-Convention festgeseßten zwei Jahre genöthigt sehen werde, Rom zu verlassen. Nun, dem mag so sein, oder auch nicht. Was aber den zweiten Theil der Frage betrifft, so würden wir, da Jhrer Maje, stät Regierung , wie sicherlich Jedermann , die größte Hochachtung für den Papst persönlich und für ihn als das Haupt jener großen christlichen Ge, meinde , der katholischen Kirche , hegt , ihm mit Freuden die Hochachtung, wélche wir für ihn empfinden , in jeder geeigneten Weise bezeigen. Wenn aber davon die Rede ist, daß der Papst hierherkommen und seinen Wohnsij in England aufschlagen sollte, so läßt sih dagegen so vielerlei einwenden, was Jedermann auffallen muß, daß man wohl ohne Scheu behaupten darf es würde dies ein politischer Solöcismus, oder, besser gesagt, ein politischer Anachronismus sein. Es ist jedo, wie aus den dem Hause vorgelegten Papieren zu ersehen, eine bekannte Thatsache, daß vor etwa 15 Jahr, alt die Frage über die Möglichkeit, daß der Papst Rom zu verlassen haben werde, aufgeworfen wurde, Herr Russell, der die britische Regierung zu Rom in nicht amtlicher Weise vertrat, die Erklärung abgab, daß, wenn die Um

| stände den Papst veranlassen sollten, sich einen Wohnsiß außerhalb Ätaliens

zu suchen, und es ihm gelegen und angenehm wäre, in Malta zu leben, man nah Kräften für seine Bequemlichkeit sorgen und ihm eine angemessene Wohnung ver schaffen würde. Das is meine Antwort auf die Frage des ehrenwerthen Herrn

| Maguire beantragt einen Sonderausschuß über die Gesetze, die das

Verhältniß zwischen Gutsherren und Pächtern in Jrland regeln, Er be- hauptet, daß Jrland bei größerer Sicherheit des Pachtverhältnisses vollkom-

| men groß und fruchtbar genug sein würde, um seiner Bevölkerung eine be-

hagliche Existenz zu gewähren. W. E. Forster sekundirt mit dem Bemer- ken, daß die Regierung selbst die Nothwendigkeit einer Anderung des bestehen- den Geseßes anerkannt habe, da sie 1860 eine Ukte über den Gegenstand

| erließ, die jedoch ein todter Buchstabe geblieben sei. Unter Pächter-Recht sei

| die Vertreibung des Gutsherrn.

nichts zu verstehen, als das Recht des Pächters, im Fall der Pachtkündigung Ersay für die von ihm angebrachten Verbesserungen zu beanspruchen. Lord Courtenay unterstügt in einer »yJungfern-Rede« den Antrag. Cor, als Mitglied der »Jrischen Gesellschaft der City von London«, die das Pächterrecht auf ihren in Nord-Jrland gelegenen Gütern eingeführt hat, ist für den Antrag, Roebuc glaubt, was die Jrländer unter dem Pächterrecht verstehen , sei Im Grunde bestehe zwischen dem Gesehe

| in England und in Jrland nur ein geringer, zwischen der Wirthlichkeit des

nahm man an, daß der Gesammtertrag “von jedem Penny der |

Steuer \ich auf eine Million Pfd. belaufe, während die Scchspence-

Steuer (per Pfd. Sterling) im vorigen Jahre 7,958,000 Pfd. ein- gebracht hat. Die durh das

gestiegen. Für das legttverflossene Vierteljahr ‘weist der Bericht fol- gende Zahlen auf: Gesammt-Einnahme 19,177,151 Pfd. Zunabme im Vergleih mit dem entsprehenden Zeitraume des vorhergehenden Jahres 188,062 Pfd. ¡ Zölle 5,570,000 Pfd., Zunahme um 37,000 Pfd. ; Accise 5,342,000 Pfd., Zunahme um 215,000 Pfd. j Stempel- gebühren 2,501,000 Pfd., Zunahme um 62,000 Pfd. j verschiedene Steuern 398,000 Pfd., Zunahme um 31,000 Pfd. Einkommen- steuer 3,127,000 Pfd., Abnahme um 41,000 Pfd.; Postamt 1,005,000 Pfd. , Zunahme um 40,000 Pfd.j Kronländereien 84,000 Pfd.,, Zunahme um 2500 Pfd. j vermischte Einnahmequellen 1,150,151 Pfd., Abnahme um 15,438 Pfd. 5 : In der gestrigen Unterhaus-Sitßung fragte O. Sta nley den Secretair der Admiralität ob die Admiralität einen neuen Versuch, den Nordpol über Spißbergen oder auf irgend einem andern vorgeschlagenen Wege zu erreichen, unterstüßen und zu diesem Zwecke eine Geldbewilligung beantragen wolle. Lord C. Paget entgegnet, weder der Admiralität, noch der Regierung überhaupt sel jet- nes Wissens ein derartiger Vorschlag gemacht worden, und er vermöge daher nicht zu sagen, welches Verfahren die Regierung einschlagen werde, falls ein so wichtiger Vorschlag an sie herantrete. Auf eine Frage Sir S. North-

Postamt erzielten Einkünfte sind im Laufe des leßten Jahres von 3,810,000 Pfd. auf 4,100,000 Pfd. |

englischen und irischen Pächters dagegen ein großer Unterschied. Lord Pall-

| merston sagt, für wirkliche mit Einwilligung des Grundherrn vorgenom-

mene Verbesserungen, nicht aber für willkürliche Aenderungen verdiene der Pächter eine Entschädigung. Das Hauptübel in Jrland sei die Menge fleiner Grundstücke, die von Pächtern ohne Kapital bewirthschaftet werden. Man habe die Akte von 1860 einen todten Buchstaben genannt; es frage sich aber, an wem die Schuld liege, daß die Akte auf dem Papiere stehen geblieben sei. Wenn der vorgeschlagene Sonderausschuß seine Untersuchung auf diese Frage beschränken solle, würde er dem Antrage nichts in den Weg legen. Maguire geht auf diesen Vorschlag ein und in dieser Form wird schließlich der Antrag genehmigt.

Während aus Newcastle gemeldet wird, daß die Eisen- hütten im Norden Englands seit gestern in voller Thätigkeit stehen und die Zerwürfnisse zwischen den Arbeitgebern und den Ar- beitnehmern voraussichtlih begraben sind, haben in Nord-Staf- fordshire alle Versuche zur Anbahnung cines Kompromisses Schiffbruch gelitten. Von den Hüttenbesizern des Bezirks hatte Lord Lichfield, welcher die Vermittlerrolle übernommen hat, die schriftliche Versicherung erhalten, daß fie sih dem Ausspruche cines Schieds- gerichtes unbedingt unterwerfen würden und mittlerweile ihre Eta- blissements wieder zu eröffnen geneigt seien; die Arbeiter sollten bis zur Lösung der Streitfrage ihren Lohn auf Rechnung beziehen. In Hanley legte Lord Lichfield diese Yroposition einer Versammlung

| von 800 Puddlern vor; das Resultat aber war einstimmige Ver-

cote’s erwiedert Lord Palmerston, die Regierung werde vorschlagen, die | parlamentarischen Osterferien am Freitag, 7. April, beginnen und am Mon- |

tag , 24. April , aufhören zu lassen. Newdegate, der mit ironischen Qu-

rufen begrüßt wird, fragt, ob die Aufmerksamkeit der Regierung Auf dié Vor |

Kurzem im französischen Senate gehaltene Rede des Kardinals de Bonne- hose und auf die dicse Rede betreffenden Artikel der \ranzösischen Presse, na- mentlich des »y Journal des Debats«, gelenkt worden sei, worin die Möglichkeit ins Auge gefaßt werde, daß der Papst unter gewissen Umstanden feinen Wohnsiß im vereinigten Königreiche aufschlagen werde, und ob cs in An- betrat des Junhaltes der die diplomatischen Beziehungen betreffenden Akte und des Umstandes, daß der Papst sich der Attribute, welche er für

seine Stellung beanspruche, nieht entäußern könne, so wie in Anbetracht Der |

Beziehung, in welcher gewisse römisch - katholische Geistliche und andere Per- sonen, welche die Privilegien britischer Unterthanen beanspruchten, ihrer Ueber- zeugung nach zum Papste ständen, die Meinung der Regierung Jhrer Ma- jestät sei, daß es mit Rücksicht auf die innere Eintracht und den äußeren Frieden des Landes wünschenswerth sei, wenn der Papst eingeladen werde, seinen Wohnsiß innerhalb des vereinigten Königreichs aufzuschlagen, oder wenn man ihm gestatte, dort zu wohnen. Lord Palmerston: Was den ersten Theil der {Frage des ehrenwerthen Herrn angeht, so darf ih wohl ja- gen, daß ich täglich so viel zu lesen, so viel zu schreiben und mit so vielen Leuten zu sprechen habe, daß ih unmöglich den Verhandlungen ausländischer Versammlungen folgen und alle ausländischen Zeitungsartikel studiren kann, Ich wurde daher auch nicht eher auf die erwähnte Rede aufmerksam, als heute Nachmittag, wo ich, als ich hierher fuhr, einen Auszug derselben las. Beiläufig gesagt, thut es mir leid, daß der hochwürdige Prälat England als den natürlichen Feind Frankreihs bezeichnet hat. Es is} einem wohl nicht zu verargen, wenn man glaubt, daß der Kardinal in der-

gleichen Dingen nicht der zuständige Richter ist. Den Artikel im »Jour-

werfung des Vorschlages. Lord Lichfield theilte dieses Ergebniß den in Stafford versammítlten Fabrikanten sofort mit. Ob die lette- ren auf die Forderung der Arbeiter eingegangen waren, daß bis zum Ausspruche des Schiedsgerichtes unbedingt die früheren Lohn- säße gezablt werden sollten, besagt das Telegramm, welches die Nach- richt aus Stafford mittheilt, niht; wahrscheinlich is es nicht der Fall gewesen.

Frankreich. Paris, 31. März. Die mexikanische Kom- mission, welche im Namen des Kaisers Max mit der römischen Kurie über die Kirchengüter und das Konkordat unterhandeln soll, hat gestern bei ihrer Abreise nah Rom noch die Depesche über die Allocution lesen fönnen, worin der Papst »seine Ueberraschung und s)seinen Schmerz über die neuesten Vorgänge in Mexiko« ausspricht, Genugthuung wie Umkehr vom Kaiser erwartet und hofft, »daß der- selbe sich mit den Bischöfen in gutes Einvernehmen seßen werde«. Die Kommission besteht aus Velasquez de Léon und Msgr. Ramirez.

Die heute von Mexiko angekommene Post spriht von einer brillanten Waffenthat der französischen Truppen bei Tuxpa. Der Feind soll etwa 200 Mann verloren haben.

1. April. Heute war unter dem Vorsiße des Kaisers Ministerrath in den Tuilerieen. :

Der »Moniteur« bringt Boudet’s Ernennung zum Secretair des Senates.

Longuet, Verfasser des Artikels der Rive Gauche über Cäsar's Leben, wurde zu aht Monaten, der Gerant Gouillot zu zwei Mo-

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naten Gefängniß, der Drucker des Blattes zu 100 Frs. Strafe ver- urtheilt, S

Briefe, die dem »Pays« aus-Mexiko zugehen , bestätigen den Rerlust des Transpórtschiffes »Rhin« bei Mazatlan. i

Der nichtamtliche Theil des »Moniteur« bringt Nachrichten aus Mexifo vom 27. Februar, die dem Kriegs - Minister vom Ober- befehlshaber der Armee in Mexiko zugegangen sind. Marschall Bas- zaine war am 25. Abends von Ogjaca, welches er am 19. verlassen hatte, nah Mexiko zurückgekehrt. Ale in Oajaca gemachten Gefan- genen waren am 11., von einem Bataillon Zuaven esfortirt , nach Puebla gebracht worden ; Porfirio Diaz, sein Generalstab und die höheren Offiziere zu Pferde, die Subaltern - Offiziere und die Sol- daten zu Fuß. General Mangin is mit dem Befehle Über den Staat Oajaca betraut worden; es sind zu seiner Disposition drei Anfanterie-Bataillone, zwei Artillerie-Sectionen und Truppen, welche die Fremden-Legion und das zweite leichte afrikanische Bataillon ge- liefert haben. E |

2, April. Der heutige »Moniteur« veröffentlicht ein Dekret, welches die JZurücerstattung derjenigen gekaperten mexikanischen Schiffe verfügt, über welche das Prisengericht seinen Spruch noch nicht gefällt hat. Ausgenommen sind jedoch die Fahrzeuge, welche die Blokade zu brechen versuchten oder Kriegs-Contrebande an Bord hatten.

Spanien. Jn der Kongreß-Sihung vom 27. März sprach der Minister des Auswärtigen Über San Domingo und wies nach , daß die Jnsel durchaus Spanien keinen thatsächlichen Vortheil bringe. Die dortige Tabak-Produkftion sei gering und von untergeordneter Qualität im Vergleiche zu den ungeheuren Kosten, welche die Beseczung des Landes erheische. “Es ri i strategisher Straßen, der Bau von Städten in jet öden Gegenden, der Bau von Eisenbahnen nothwendig werden. Diejenigen, welche die Fortdauer der Besezung dieser Jnsel wünschten ; hâtten ganz übertriebene Begriffe von ihrem Reichthum.

Die »Epocas« \chreibt: »Jn der Senats-Sizung vom 28. Mârz leugnete der Justiz - Minister Herr Arrazola, daß die Regierung wirklich die Absicht habe, einen Staatsstreich auszuführen, wie man das behauptet habe. « S |

Aus Madrid, 31. März, wird telegraphirt: »Jn einer im Bankgebäude stattgehabten Versammlung des Handelsstandes ward beschlossen, die Bankbillets als Geld in Zahlung anzunehmen.

1. April Die Deputirtenkanuner hat den Geseh- entwurf, laut dessen Spanien auf den Besiy von San Domingo verzichtet, mit 155 gegen 68 Stimmen angenommen.

Portugal. Aus Lissabon, 30. März, wird telegraphirt : »Die Befehlshaber der Unions - Fregatten »Niagara« und »Sacra- mento« erklären, sie hätten, als von den Forts aus auf sie gefeuert

Es würde die Anlage

worden sei, nicht die Absicht gehabt, in See zu gehen, sondern nur |

ihren Ankerplaß wechseln wollen. Dem Vernehmen nach sind in Bezug auf diesen Vorfall diplomatische Noten ausgetauscht worden, «

Einer Depesche aus Lissabon vom 1. April zufolge hat der amerikanische Gesandte als Genugthuung dafür, daß von Belem aus auf die beiden amerikanischen Kricgsschifse gefeuert wurde / die Ab- sezung des Gouverneurs des Forts, so wie die Salutirung der ame- rifanischen Flagge durch 21 Kanonenschüsse verlangt. Die portugie-

sische Regierung hat in der Sathe noch keinen Beschluß gefaßt.

Jtalien. Rom, 1. April. Heute ist die 37 Kilometer lange Eisenbahnstrecke von hier nah Correse, dem gegenwärtigen Grenz- orte des päpstlichen Gebietes, dem Verkehr übergeben worden. Am 27. März wüthete hier und in der Nachbarschaft ein furchtbarer Orkan, welcher auf der nah Civita-Vecchia führenden Eisenbahn Verheerungen anrichtete. Die auf dem Berge Post verschanzten Briganten-Banden sind beim Herannahen der französischen Truppen verschwunden.

Griechenland. Wie die pariser »¿France« meldet y hat König Georg 1. durch Dekret vom D. März die Deputirten-Wahlen auf den 14. Mai angeseßt und der Minister des Junnern durch Rundschreiben sämmtlichen Behörden eingeschärft, sich Jeder Ein1wir- fung auf die Wahlen durchaus zu enthalten. Ein Königliches De- fret vom März ordnet die Trennung der Verwaltungen von Korfu und Cephalonia an.

Rußland und Polen. Sti. Petersburg, 1. April. Das neueste Stück der Gesezsammlung bringt ein am 12. Februar Allerhöchst bestätigtes Gutachten des Minister-Comites, fraft dessen in den Dienstlisten der aus dem Dienst austretenden Militairs , die vom Judenthum zur orthodoxen Kirche Übergetreten sind, die ees fung über ihren früheren Glauben dur die über den Stand, welchem sie vor ihrem Diensteintritt angehört / ersezt werden soll. Diese Vorschrift wird auch auf die noch im Dienste stchenden Offi- ziere und Soldaten, die vom Judenthum zur orthodoxen Kirche übergetreten, ausgedehnt werden. Zugleich wird den Uebertretenden

gestattet, unter Zustimmung ihrer Taufvâter den Namen derselben anzunehmen.

Die Umgestaltung, welche die Militair - Lehranstalten in leßter Zeit erfahren haben, soll auf Allerhöchsten Befehl -auch auf das Pa- gencorps ausgedehnt werden. Ohne die Grundprinzipien, welche die Bildung des Corps veranlaßt, und den Kompletirungsmodus ‘dessel- ben zu ändern, wird Folgendes versuchsweise auf zwei Jahre an- geordnet :

Die beiden obersten Klassen werden von den übrigen abgesondert, und zu einer Spezial-Militairshule nah dem Muster der schon bestehenden An- stalten dieser Art umgestaltet und erhalten eine ernstere militairische Orgä- nisation. Aus den á unteren Klassen wird nah Grundsäßen, welche bei der Bildung der Militair-Gymnasien obgewaltet, eine allgemeine Erziehungs8- anstalt gebildet. Jn diesen lehteren wird die militairische Organisation ab- geschafft, und die militairischen Uebungen werden in die gymnastischen ein- geschlossen. Den Kammerpagen und den Pagen der 1. und 2. Klasse wird, wenn sie den Kursus in genügender Weise beendigen, der Aufenthalt in die- sen Klassen als wirklicher Dienst angerechnet.

An den Sommer - Uebungen der Flotte im Baltischen Meere wird in diesem Jahre auch die Panzerflotte Theil nehmen, und zwar: die Panzer - Fregatte » Ssewastopol « mit 18 Kanonen, die Panzer - Batterieen »Perwenez« mit 16 und »Netron menja« mit 17 Geschüßen, das zweithürmige Panzerboot »Ssmertsh« und die einthürmigen Panzerboote (Monitors) »Koldun«, »Wjeschtschun-«, »Uragan«, »Tifon«, »Bronenossez«, »Latnik«, »Sstrjelez«, »Perun«, »Lawa« und »Jedinorog«. Zu Ende des Sommers werden wahr- \cheinlich auch noch die Panzer - Fregatte »Petropawlowsk« mit 26 Geschüßen und die Panzer-Batterie »Kreml« mit 18 Geschügen dazu- kommen. Dieser Flotte werden mehrere Dampf-Fregatten und an- dere Fahrzeuge zur Begleitung mitgegeben werden.

Qu einer besonderen Expedition auf inländischen Meeren sind folgende Schiffe bestimmt: die Schraubenfregatte »General-Admiräl« mit 78 Geschüßen, auf welcher, wie man sagt, Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten Alexei Alexandrowitsch und Nikolai Kon- stantinowitsh ilre Uebungsfahrt machen werden, die Schraubenkor- vette »Griden«, die Dampfklipper »Shemischug«, »Jachont« und »Wssadnik« und das Kanonenboot 1. Klasse »Gornostai«. Außer- dem werden ausgerüstet: die Ruderfregatten »Rjurik«, »Sfmely«, »Olaf«, »Wladimir«, das Lehr-Artillerie-Schif} » Kaiser Nikolai I.« mit 111 Kanonen und das Schrauben-Kanonenboot »Sabawa».

Jum Hafen - und Leuchtthurmdienst sind 10 verschiedene Fahr- zeuge, zur Uebungsfahrt der Seekadetten die Schraubenfregatte »Gro- moboi« mit 32 Kanonen, die Schraubenkorvette »Bajan«, die Schrauben-Kanonenboote »Marewöd« und »Priboi« und der Yächt- tender »Kadet« bestimmt.

Zu weiteren Fahrten sind bestimmt: die Schraubenfregatte »Presswjat« mit 42 Kanonen ins mittelländische Meer ; die Schrau- benkorvette » Askold«, der Dampfklipper » Jsumrud« und das Schrauben-Kanonenboot »Ssobol« in den Stillen Ocean.

Amerika. New-York, 22. März. Von Fayetteville hät Sherman nach Zerstörung der Baumwollmühlen und des Arse- nals, in nordöstlicher Richtung den Marsh nah Goldsborough an- getreten. Ob ein von dem »Richmond Sentinel« erwähntes Ge- rücht , daß vier Divisionen der Shermanschen Armce am 16ten bei Fayetteville mit \{werem Verlust zurückgeworfen worden seien, sich bestätigen sollte, ob andere Angaben, welche Sherman, schon in Goldsborough angekommen, eine Vereinigung mit Schofield bewerk- stelligt haben lassen, auf Thatsachen beruhen Angaben, die in anderen Berichten, daß die Konföderirten Goldsborough ge- räumt und sich nah Virginien hin zurückgezogen hätten , eine gewisse Stütze finden —, ob Lee wirklih, wie mit einiger Unsicherheit gemeldet wird, eine starke Truppen - Abtbeilung von Richmond nah Raleigh detachirt und selber das Kommando in der leßtern Stadt übernommen hat, über alles dieses läßt sich nah den vorliegenden Anhaltspunkten noch keine Entscheidung fällen. Von Fayetteville soll Hardee mit 20,000 Mann nah Ra- leigh gezogen sein, und vor Richmond, heißt es, kommandiren John- stone und Beauregard. Daß die Bundestruppen Kinston occupirt haben, wird jeßt auch von südstaatliher Seite eingeräumt. Jn den beiden vorhergegangenen Gefechten, am 8. und 10., sollen die Bundes- truppen 2000 Mann, Brag g 3000 Mann verloren haben. Untérdeß istauch Sheridan bei White House angelangt, um sich mit Grant zu vereinigen. Es wird berichtet, General Kau sei abgesandt worden, um die Verbindung mit Sheridan zu eröffnen, habe aber am Chickahominy eine so starke Truppenausfstellung Lo ngstreets angetroffen, ‘daß er ohne seinen Zweck zu erreichen, habe umkehren müssen. Das Fort Hill ist von den Bundestruppen verlassen worden, da es feindlicher- seits unterminirt worden war. Der südstaatliche Kongreß hat si am 18ten vertagt. Die von dem Präsidenten Davis verlangte Aufhebung der Habeascorpus-Akte ist ins Werk gesetzt worden (doch heißt es von anderer Seite, der Senat habe sich niht damit einver- standen erklärt). Ferner hat der Kongreß den Präsidenten ermächtigt, die Baarvorräthe der Richmonder Banken in Beschlag zu nehmen, doch sind die Banken dieser Gewaltmaßregel zuvorgeköommen und ihre Baarbestände theils in Sicherheit / gebracht, theils zur Einlösung ausgegebener Noten verwandt. Der Kriegssecretaîr bat die sofortige Aushebung von Sklaven zum Militairdienste angeord=

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